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{"created":"2022-01-31T14:39:39.473936+00:00","id":"lit20591","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"K\u00fcster, William","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 95: 152-160","fulltext":[{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"Ober die Konstitution des H\u00e4mins und des Bilirubins.\nEine Entgegnung an 0. Piloty.\nVon\nWilliam K\u00fcster.\n(Der Redaktion zugegangen am 7. September 1915.)\nIn den Annalen der Chemie ver\u00f6ffentlicht 0. Pi lot y seit einigen Jahren umfangreiche Arbeiten \u00fcber die Konstitution des Blut- und des GallenfarbstofTs, in denen au\u00dfer f\u00fcr die experimentellen Untersuchungen auch f\u00fcr theoretische Er\u00f6rterungen \u00fcber die zugrunde liegenden Ringsysteme ein breiter Raum gew\u00e4hrt wird. Mu\u00df nun auch zugestanden werden, da\u00df letztere f\u00fcr den Autor als Arbeitshypothesen von Wert sind, und entbehren gerade die Ansichten Pilotys im Hinblick auf die Wandlungen seiner Vorstellungen nicht eines gewissen Reizes, so mu\u00df doch auch einmal gesagt sein, da\u00df solchen Er\u00f6rterungen nur dann f\u00fcr weitere Kreise ein innerer Wert zugesprochen werden kann, wenn sie den von anderen Fachleuten er\u00fcbrigten Resultaten gerecht werden. In dieser Hinsicht verst\u00f6\u00dft aber Pilot y gegen jede bisher \u00fcbliche Regel, indem er den Einwendungen, die gegen seine Ansichten von anderer Seite erhoben worden sind, kein Geh\u00f6r schenkt oder indem er Tatsachen mi\u00dfachtet, was noch schlimmer ist, denn ich kann nicht glauben, da\u00df Pilot y die Abhandlungen anderer \u00fcber das gleiche Thema \u00fcberhaupt nicht liest. Seitdem nun aber durch die Arbeiten von H. Fischer, R. Willst\u00e4tter und von mir, man darf wohl sagen, einwandfrei nachgewiesen worden ist, da\u00df Pilotys Idee, im H\u00e4min sei ein \u00abPyrranthracenring\u00bb vorhanden, dem experimentell er\u00fcbrigten Beobachtungsmaterial in keiner Weise entspricht, sind die spaltenlangen theoretischen Er\u00f6rterungen Pilotys auch als Arbeitshypothese in bezug auf den eigentlichen Zweck, n\u00e4mlich die Erforschung der Konstitution des H\u00e4mins und Bilirubins ohne jeden Wert und nur geeignet, Verwirrung anzurichten.\nZwar hat Pi loty seine urspr\u00fcngliche Ansicht, wonach im H\u00e4min zwei Pyrranthracensysteme vorhanden sind, in seiner letzten Arbeit1) dahin abge\u00e4ndert, da\u00df er diesen Ring nur noch einmal f\u00fcr das H\u00e4min beansprucht, und somit den Erfahrungen bei der Oxydation und Reduktion des H\u00e4mins und den aus der Konstitution der hierbei erhaltenen Spalt-prod\u00fckte gezogenen Folgerungen f\u00fcr die H\u00e4lfte des H\u00e4minmolek\u00fcls Rechnung tr\u00e4gt, denn seine beiden Pyrranthracene konnten beim besten Willen\n*) Annalen der Chemie, Bd. 406, S. 348 (1914).","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Konstitution des H\u00e4mins und des Bilirubins. 153\nnicht K\u00f6rper von der Konstitution der H\u00e4mopyrrole oder der H\u00e4matin-s\u00e4ure geben. Um aber wenigstens die H\u00e4lfte seiner Ansichten zu retten, mu\u00df Piloty zu Mitteln greifen, die zu schwersten Bedenken Veranlassung geben m\u00fcssen.\nWas zun\u00e4chst den Ersatz des einen Pyrranthracenrings durch Pyrrolkomplexe betrifft, die bei der Oxydation H\u00e4matins\u00e4ure und wenn sie vorher reduziert worden sind \u2014 Methyl\u00e4thylmaleinimid geben k\u00f6nnen, so bezeichnet Piloty dabei meine Ansichten1 * 3) \u00fcber den Zusammenhang dieser Komplexe zu einem Farbstoff als seine Ideen, ohne meinen Namen zu erw\u00e4hnen. Auf eine eingehende Richtigstellung kann ich verzichten, da ja H. Fischer bereits in den Berichten*) zur Steuer der Wahrheit das Wort genommen hat, und hoffe, da\u00df sich auch hier*) der objektive Tatbestand nicht verr\u00fccken lassen wird.\nWas den zweiten Pyrranthracenring betrifft, der nach Piloty im Molek\u00fcl des H\u00e4mins noch vorhanden sein soll, so ignoriert Piloty mit dieser Annahme nicht nur meinen Befund, da\u00df Salpeters\u00e4ure bereits bei 130\u00b0 eine vollst\u00e4ndige Zerst\u00f6rung des H\u00e4mins bewirkt,4 * 6) sondern auch die Ausf\u00fchrungen R. Willst\u00e4tters,4) da\u00df von einem Sechsring im H\u00e4min* keine Rede sein darf urtd da\u00df ein solches System bei der Oxydation keine H\u00e4matins\u00e4\u00fcre geben kann, und er versteigt sich schlie\u00dflich zu dem Ausspruch, da\u00df man bei der Oxydation \u00abQuantit\u00e4ten von H\u00e4matins\u00e4ure erhielt, welche weit hinter der aus der H\u00e4lfte des H\u00e4minmolsk\u00dcls berechneten Menge Zur\u00fcckbleiben\u00bb. Dieser Ausspruch steht aber mit den Tatsachen und mit fr\u00fcheren Angaben Pilotys selbst im Widerspruch. H\u00e4tte Piloty schreiben k\u00f6nnen, da\u00df er selbst oder seine Sch\u00fcler niemals bessere Ausbeuten erhalten h\u00e4tten, so w\u00e4re das ein subjektiver Ausspruch geblieben. Das \u00abman\u00bb aber schlie\u00dft das Objekt ein. Ui>d da das Objekt nicht reden kann, mu\u00df ich mich seiner annehmen, denn Piloty hat mit keinem Wort die Resultate erw\u00e4hnt, welche mir das Objekt verg\u00f6nnt hat. Danach reichen bei der Oxydation des H\u00e4matoporphyrins \u2022) die Ausbeuten\n'\t:\t' y\t.\n*) Ich habe den Hinweis auf die M\u00f6glichkeit, den Aufbau des H\u00e4matins mit dem der Indolfarbstoffe von E. Fischer, Freund und Lebach zu vergleichen, zuerst zusammen mit Herrn F. Lacour in dessen Dissertation gebracht (1907). Seitdem ist in mehreren Arbeiten erneut darauf Bezug genommen worden. Ber. d. d. ehern.-Ges., Bd. 45, S. 1943 (1912).\n*) Ber. d. d. chem. Ges., Bd. 47, S. 3266 (1914).\n3)\tIch verweise auf meine erste Erwiderung gegen\u00fcber Entstellungen, die Piloty in seiner ersten Arbeit \u00fcber den Blutfarbstoff unterliefen. Annal., Bd. 366, S. 237 und Diese Zeitschrift, Bd. 61, S .164 (1909).\n4)\tDiese Zeitschrift, Bd. 44, S. 408 (1905) und in Abderhaldens\nBioch. Arbeitsmethoden, Bd. 2, S. 134.\n6) Diese Zeitschrift, Bd. 87, S. 429 (1913).\n6) Diese Zeitschr., Bd. 61, S. 175 (1909).","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"i\u00c7f\tWilliam K\u00fcster,\nan reiner H\u00e4matins\u00e4ure fast an zwei Molek\u00fcle heran (her. 61,2 \u00b0/o, gef. 58\u00b0/\u00ab) lind auch bei der Oxydation des H\u00e4matins *) wurde viel mehr H\u00e4-raatins\u00e4nre erhalten, als sich ergeben k\u00f6nnte, wenn der in H\u00e4matins\u00e4ure \u00fcbergehende Komplex nur einmal im Molek\u00fcl des H\u00e4matins vorhanden w\u00e4re. Sogar dann, wenn man die Art der Ausbeuteberechnung zugrunde legt, wie sie einstens Piloty*) bei der Kontrahierung meiner Angaben ge\u00fcbt hat. Hierbei wird meine Angabe, da\u00df 38,5 \u00b0/o fast ganz reine H\u00e4matins\u00e4ure G8H\u201e04N erhalten wurden, herausgegriffen, aber vollkommen \u00fcbersehen, da\u00df sich diese Ausbeute nach der Reinigung von 57,5\u00b0/\u00ab schon gereinigter Rohs\u00e4ure ergab, bei welcher ein Gemisch von Bernsteins\u00e4ure und H\u00e4matins\u00e4ure in Form von Kalksalzen abgetrennt worden war.* * 3)\nWas aber die Hauptsache ist, Piloty sagt hier selbst, da\u00df seine Ausbeuten an reiner H\u00e4matinsfture, auch nach dem K\u00fcstersehen Verfahren, 35#/o niemals \u00fcbersteigen, wonach Piloty selbst mehr als ein Molek\u00fcl H\u00e4matins\u00e4ure erhalten hat (ber. 28\u00bb, was ganz anders klingt als der vorhin angef\u00fchrte Ausspruch, weil es nur dahin gedeutet werden kann, da\u00df das H\u00e4matin zweimal einen Komplex enth\u00e4lt, der H\u00e4matins\u00e4ure liefern kann. Die von Piloty jetzt gew\u00e4hlte Fassung: \u00abdie Quantit\u00e4ten an H\u00e4matins\u00e4ure blieben weit hinter der aus der H\u00e4lfte des H\u00e4minmolek\u00fcls berechneten Menge zur\u00fcck*, l\u00e4\u00dft aber auch die Deutung zu, da\u00df nur ein Molek\u00fcl H\u00e4matins\u00e4ure entsteht und hat somit in ihrer Zweideutigkeit offensichtlich den Zweck, zugunsten der neuen Formulierung des H\u00e4minmolek\u00fcls durch Piloty zu wirken, dessen Schema J nach Piloty4) selbst nur ein Molek\u00fcl H\u00e4matins\u00e4ure geben kann.\nN C /\\/\\\nC G C HaC \u2022 C\u2014C\u2014CH, \u2022 CH Il II f I I C\u2014C C\u2014c\u2014 C C=\u2014 \\/\t%/\nc\tN\nC\nI\nX\nHgC \u2022 C\u2014C\u2014CH, ff II\n-\u2014C CH\n\\/\nN\nH\nH\u00e4minschema J nach Piloty.\nCH,\u2014COOH\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. 44, S. 417 (1905).\n*) Annal, der Chemie, Bd. 377, S. 366/7 Anm. (1910).\n3)\tEs sei hier bemerkt, da\u00df ich fr\u00fcher f\u00fcr zul\u00e4ssig hielt, bei der\nSch\u00e4tzung der Ausbeute die Bernsteins\u00e4ure einzubeziehen, weil sie durch weitere Oxydation aus H\u00e4matins\u00e4ure entsteht. Seitdem aber an die M\u00f6glichkeit gedacht werden mu\u00df, da\u00df sich Bernsteins\u00e4ure auch unabh\u00e4ngig von H\u00e4matins\u00e4ure aus H\u00e4matin bilden kann, habe ich den im Text vertretenen Standpunkt eingenommen, da\u00df zwei Komplexe des H\u00e4matins in H\u00e4matins\u00e4ure \u00fcbergehen k\u00f6nnen. Ber. d. d. ehern Ges Bd. 45, S. 1937 (1912).\t*\t\u2019\u2019\n4)\tAnnalen der Chemie, Bd. 406, S. 353 (1014).","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Konstitution des H\u00e4mins und des Bilirubins. 155\nWenigstens ist an dieser Stelle der Abhandlung die Ausdrucksweise kaum anders aufzufassen. Wir werden sehen, da\u00df Piloty doch noch mit der Hoffnung rechnet, aus einem entsprechend substituierten Pyrran-thracensystem durch Oxyda\u00fcon H\u00e4matins\u00e4ure zu bekommen. Und so bin ich sehr gespannt darauf, welche Folgerungen Piloty ziehen wird, wenn sieh die Hinf\u00e4lligkeit seiner Hoffnung ergeben hat. Leisten doch auch die Piloty sehen Formelbilder im Auge ihres Bildners alles \u00f6der nichts, wie es der Augenblick erfordert. So soll das Schema J f\u00fcr das H\u00e4min dem Umstand Rechnung tragen, da\u00df bei der Oxydation kein Methyl\u00e4thylmaleinimid entsteht, w\u00e4hrend jeder unbefangen urteilende Chemiker aus diesem Bilde gerade das Gegenteil ablesen wird.\nWelche Beweise kann nun P i l o ty anf\u00fchren, um seine Spekulationen \u00fcber das Vorhandensein eines Pyrranthracens zu rechtfertigen?\n1. Nach Piloty m\u00fcssen H\u00e4matoporphyrin, *) H\u00e4min und mithin auch das Oxyh\u00e4moglobin *) das doppelte Molekulargewicht von dem bisher angenommenen besitzen, womit im Zusammenhang steht, da\u00df der Zerfall der genannten Stoffe ein viel komplizierterer sein m\u00fcsse, als bisher angenommen.\na)\tWas das Oxyh\u00e4moglobin betrifft, so setzt sich Piloty mit dieser Annahme in Widerspruch mit den von G. H\u00fcfner und B. Gansser5) mit Hilfe des osmotischen Druckes erhaltenen Zahlen f\u00fcr das Molekulargewicht des Oxyh\u00e4moglobins aus Pferde- und Rinderblut, deren Werte mit den aus dem Gasbindungsverm\u00f6gen und dem Eisengehalt ermittelten \u00fcbereinstimmten, wenn eine Molekel Oxyh\u00e4moglobin ein Atom Eisen enth\u00e4lt. Die Arbeit von H\u00fcfner wird von Piloty nicht erw\u00e4hnt.\nb)\tWas das H\u00e4min betrifft, so fu\u00dfen Pilotys Schl\u00fcsse auf den mangelhaften Ausbeuten an Mesoporphyrin, was bedenklich erscheint und als ganz verfehlt bezeichnet werden mu\u00df, da, wie Piloty selbst angibt, ein Teil des H\u00e4mins und zwar ein nicht bestimmbarer, weiter bis zu den H\u00e4mopyrrolen reduziert wird.* * 3 4)\nEinen weiteren Beweis daf\u00fcr, da\u00df das Molekulargewicht des H\u00e4mins doppelt so hoch sein mu\u00df, als bisher angenommen, erblickt Piloty in dem Auftreten eines \u00abPhonoporphyrin\u00bb genannten Spaltst\u00fccks, das bei der Reduktion mit Hilfe von Jodwasserstoff neben Mesoporphyrin und etwa in gleicher Ausbeute wie letzteres entsteht. Das Phonoporphyrin besitzt aber nach Piloty nicht weniger als 7 Atome Sauerstoff, das Mesoporphyrin hat deren 4, macht zusammen 11. Und diese beiden Stoffe entstehen\n\u00bb) Piloty-Dorrmann, Annal, d. Chem., Bd. 388, S. 819 (1912).\n*) Piloty-Fink, Ber. d. d. chem. Ges., Bd. 45, S. 2495 (1912); Bd. 46, S. 2020 (1913).\t\u2022\n3)\tArchiv f. (Anat. und) Physiol., 1907, S. 209.\n4)\tH. Fischer und A. Hahn haben dann auch Bestimmungen ausgef\u00fchrt, aus denen auf die einfache Molekulargr\u00f6\u00dfe des H\u00e4mins geschlossen werden mu\u00df. Ber. d. d. chem. Ges., Bd. 46, S. 2308 (1913),","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\tWilliam K\u00fcster,\ndurch Reduktion eines H\u00e4mins mit 8 Sauerstoffatomen! Es ist also ganz klar, da\u00df ein chemisches Individuum von der Zusammensetzung des Phonoporphyrins nicht existiert.\nc) Was das H\u00e4matoporphyrin betrifft, so hat Willst\u00e4tter *) den Nachweis erbracht, daS die f\u00fcr eine Verdoppelung des bisher angenommenen Molekulargewichts sprechenden Bestimmungen von Pilo'ty und Schlenk entweder auf die Verwendung eines beim Trocknen polymerisierten H\u00e4matoporphyrinpr\u00e4parates oder darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren sind, da\u00df H\u00e4matoporphyrin das Sieden in Pyridin nicht vertr\u00e4gt.\n2. Nach Pi lot y mu\u00df das H\u00e4min aus zwei verschiedenen Teilen bestehen und zwar aus einem durch reduktive und oxydative Eingriffe leicht aufspaltbaren und einem schwer aufspaltbaren Teil.\na)\tWas die Aufspaltung durch Oxydation betrifft, so ist Pilotys Auffassung eine durchaus subjektive und tr\u00e4gt meinen Beobachtungen keine Rechnung. Ich wiederhole daher aus fr\u00fcheren Arbeiten,*) da\u00df eine bestimmte Menge H\u00e4matin bei zweckm\u00e4\u00dfiger Versuchsanordnung so gut wie vollst\u00e4ndig in einer einzigen Operation aboxydiert werden kann. L\u00e4\u00dft man unzureichende Mengen des Oxydationsmittels einwirken, so bleibt ein Rest des H\u00e4matins in ver\u00e4ndertem Zustande \u00fcbrig, aus dem aber von neuem durch einen oxydativen Eingriff H\u00e4matins\u00e4ure erhalten werden kann. Der Befund zeigt also, da\u00df, selbst wenn ein durch Oxydation schwer aufspaltbarer Teil vorhanden sein sollte, von einem Pyrranthracensystem in ihm nicht die Rede sein kann, weil dies System keine H\u00e4matins\u00e4ure liefern kann.\nb)\tWas die Aufspaltung durch Reduktion betrifft, so erweist sich Jodwasserstoff-Eisessig als bestes Reduktionsmittel. Auch Pilot y hat dasselbe bei seiner letzten Arbeit verwendet und dabei eine Ausbeute von 51,5 \u00b0/o des verwendeten H\u00e4mins an fa\u00dfbaren Spaltprodukten (H\u00e4mo-pyrrolen und H\u00e4mopyrrolcarbons\u00e4uren) erhalten. Zieht man in Betracht, da\u00df es sich um luftempfind\u00fcche, leicht verharzende Stoffe handelt und da\u00df die Trennung ihres Gemisches sehr m\u00fchsam ist, so ist diese Ausbeute eine sehr gute und zeugt davon, da\u00df von einer Schweraufspaltbarkeit eines Teils des H\u00e4mins durch Jodwasserstoff-Eisessig nicht die Rede sein kann.\nWenn Piloty endlich beobachtet hat, da\u00df sich unter den H\u00e4mo-pyrrolen auch hochmolekulare Pyrrole befinden und diese Beobachtung dahin gedeutet hat, da\u00df im H\u00e4min au\u00dfer Pyrrolkomplexen auch noch h\u00f6her molekulare \u2014 also Pyrranthracen-Ringe \u2014 Vorkommen m\u00fc\u00dften, so ist durch die Feststellung H. Fischers3) nunmehr erwiesen, da\u00df es sich um polymerisierte H\u00e4mopyrrole, also um Kunstprodukte handelt, die also nicht dem Objekt entstammen, dem zu nahen Pi lot y unternommen hatte.\n\u2022) Diese Zeitschrift, Bd. 87, S. 472 (1913).\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 4t, S. 391 (1905).\n3) Ber. d. d. chem. Ges., Bd.48, S. 401 (1915).","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Konstitution des H\u00e4mins und des Bilirubins. 157\n\u00dcbrigens hat Piloty selbst bei der Reduktion eines wirklichen, d. h. von ihm synthetisch dargestellten Pyrranthracenderi vats'durch langdauernde Einwirkung von Jodwasserstoffs\u00e4ure keine Pyrrole erhalten1) und bei der Oxydation*) erreichte er entweder g\u00e4nzlichen Zerfall oder er beobachtete lediglich das Auftreten eines Geruches, der an den Geruch von substituierten Maleinimiden erinnerte. Piloty mu\u00df daher seine Leser vertr\u00f6sten, da\u00df es ihm an g\u00fcnstigeren Versuchsobjekten und namentlich an Reduktionsprodukten seiner Pyrranthrachinone gelingen werde, greifbarere Resultate zu erhalten. In diesem Gedanken ist also die Hoffnung zwar nicht offen ausgesprochen, aber enthalten, da\u00df ein entsprechend substituiertes Pyrranthracenderivat bei der Oxydation H\u00e4matins\u00e4ure geben wird, denn auf dieses Resultat kommt es allein an, andere bisubstituierte, namentlich riechende Imide der Maleins\u00e4ure bilden sich ja bei der Oxydation des H\u00e4mins nicht. Wir erfahren dann auch an anderer Stelle, wie das substituierte Pyrranthracenderivat etwa aussehen wird. Es ist n\u00e4mlich Piloty gelungen, durch Verwendung von Zinkstaub und Salzs\u00e4ure das H\u00e4min nur zur H\u00e4lfte aufzuspalten, ein Befund, der trotz der gegenteiligen Erfahrung mit Jodwasserstoff-Eisessig als Beweis daf\u00fcr betrachtet wird, da\u00df das H\u00e4min aus einem bei reduktiven Eingriffen leicht und einem schwer aufspaltbaren T\u00e9il besteht. Der letztere wird nun hier in Form der H\u00e4matopyrrolidincarbons\u00e4ure erhalten und diese mu\u00df also ein Pyrranthracenderivat sein.\nDiese H\u00e4matopyrrolidincarbons\u00e4ure vergleicht nun Pilot.y, obgleich er sie selbst als ein Gemisch bezeichnet,8) mit deT aus Bilirubin von ihm durch Eisessig-Jodwasserstoffeinwirkung erhaltenen Bili[rubi]ns\u00e4ure4) L,7H\u00ef60|Nj. Tats\u00e4chlich zeigt sich die \u00c4hnlichkeit beider Produkte nur darin, da\u00df aus beiden bei der Oxydation H\u00e4matins\u00e4ure und das Methyl-\u00e4thylmaleinimid entstehen, und Piloty kommt das Verdienst zu, gezeigt zu haben, da\u00df bei der Oxydation der Bili[rubi]ns\u00e4ure ein gelb gef\u00e4rbter K\u00f6rper, die Dehydrobilins\u00e4ure Cl7HM0,Nf als Zwischenprodukt entsteht. Die Existenz desselben beweist nun f\u00fcr jeden Chemiker untr\u00fcglich, da\u00df die Pyrranthracenhypothese ein Unding ist, denn aus Pilotys Bildern f\u00fcr Bili[rubi]ns\u00e4ure und Dehydrobilins\u00e4ure ist klar ersichtlich, da\u00df sich bei weiterer Oxydation H\u00e4matins\u00e4ure niemals wird bilden k\u00f6nnen.\n\u2018) Annalen der Chemie, Bd. 407, S. 22 (1914).\n*) Annalen der Chemie, Bd. 407, S. 27/28 (1914).\n8) Ber. d. d. ehern. Ges., Bd. 45, 2595 (1912).\n4) H. Fischer hat die S\u00e4ure zuerst beschrieben, den Namen \u00abBilirubins\u00e4ure\u00bb gew\u00e4hlt und die Formel Cl7H\u00ef40,N, aufgestellt. Ber. 45, 1579 (1912). Sp\u00e4ter erhielt er dieselbe S\u00e4ure aus einem Spaltst\u00fcck des Bilirubins, das er Xanthobilirubins\u00e4ure genannt hat und dem die Formel Ci7Hm0,N, zukommt, durch Reduktion. H\u00f6chst wahrscheinlich sind\nXanthobilirubins\u00e4ure und Dehydrobilins\u00e4ure identisch\n. 0 \u2019 . \u2022 ' \u2022 \u2019\t-\u2022 \u2018 \u2019 * .\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XC1V.\t11","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nWilliam K\u00fcster,\nH3C\u2014C\u2014CH\n\u25a0\t. ii I\nH3C-C ch\n\\/ >\nN\nH\nCH2-COOH\n!\tH\nc\tN\n11 HC C \u2022 CHjOH\nH^\nC-CH.CH,\nC\"\nH,\nNach Piloty: Bilins\u00e4ure. CH-COOH\nHjC\u2014COOH\nH N\n-\u2022 ' /\\ /\\\nHSC \u2022 C\u2014C HC C CH.QH oder\nH\nC N\n/\\/\\\nHjC \u2022 C\u2014C HC C. CHtOH {\nHjC\u2014C C HC\u2014C\u2014CHXHS\n\\/ \\/\nN C H,\nHSC C C HC^-C-CHXH3\n\\/ \\/\nN C H Il3\nDehydrobilins\u00e4ure.\nDie Formulierung des Vorgangs durch H. Fischer1) wird dagegen allen Anspr\u00fcchen gerecht:\nCH3\u2014CH\u00c4\u2014COOH HSC\u2014C\u2014C\u2014C3H6 H3CC\u2014C\nHO \u2022 C G-\n\\/\nN\nH\n-C-\nH,\nBilirubins\u00e4ure.\nC C-CH,\n\\/\nN\nH\nCH| \u2022 CHjCOOH\nH3C-C^C \u2022 C,H6 HjC . C\u2014C\nO : C C-\n\\/\n'\u2022 N\nH\nX-\nH\nC C\u2014CHS\n\\/\nN\nH\nXanthobilirubins\u00e4ure.\nHSC-C ^C C3H5\nII\noc CO\n\\/\nN .\nH\nMethyl\u00e4thylmaleinimid.\nHSC\u2014C\u2014C\u2014CH,\u2014CH3\u2014COOH\nI I\nOC CO\n\\/\n\u2022 N H\nH\u00e4matins\u00e4ure.\n') Diese Zeitschrift, Bd. 89, S. 256 (1914).","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Konstitution des H\u00e4mins und des Bilirubins. 159\n' \u2022' \u00bb\u2022* \u2022\u2022\u2022\u2019. .\nWie verwirrend die Pyrranthracenhypothese auf den Autor derselben gewirkt hat, m\u00f6ge aus seinen eigenen Worten hervorgehen.\nIn den Berichten (Bd. 45, S. 2393) wird gesagt: solche Systeme\nc\n-c\u2014/\nI J\n\\/\\/\nN C\noder\nC\n_c-c/X\nB II c c\n\\/ \\/ N C\n/\\\tH /\\\nkann man sich aus der oben gegebenen Formel der Bilins\u00e4ure leichT konstruieren und so einen Versuch der Erkl\u00e4rung des \u00dcbergangs der farblosen in die farbige S\u00e4ure machen. In den Annalen aber (Bd. 406, S. 350): dabei erschien es zun\u00e4chst unwesentlich, ob dieses System von Doppelbindungen einen geschlossenen Ring oder eine offene Kette enthielte. Das letztere erschien m\u00f6glich, ja sogar wahrscheinlich\u00bb. Piloty \u00fcbersieht also vollkommen, da\u00df, wenn er den geschlossenen Bing aufgibt auch seine Formulierung der Bilins\u00e4ure und damit seine Pyrranthracenhypothese hinf\u00e4llig wird und damit nach seinen eigenen Gedankeng\u00e4ngen\nauch der zweite Pyrranthracenring im H\u00e4min.\nAnstatt aber diese M\u00f6glichkeit, die Piloty f\u00fcr \u00absogar wahrscheinlich\u00bb h\u00e4lt, was doch wohl so viel hei\u00dfen soll, da\u00df er sie f\u00fcr wahrscheinlicher h\u00e4lt als seine Pyrranthracenhypothese, ernstlich ins Auge zu fassen, d. h. einzugestehen, da\u00df seine Annahme durch die tats\u00e4chlichen Verh\u00e4ltnisse wiederlegt ist, begr\u00fcndet Piloty seine Pyrranthracenhypothese damit, da\u00df die \u00c4hnlichkeit seiner gelb gef\u00e4rbten Dehydro-Bilins\u00e4ure mit einem Reduktionsprodukt des Pyrranthrachinons, das als ein Dihydro-pyrranthrahydrochinon aufgefa\u00dft wird, in der gelben Farbe, die alle Salze des letzteren aufweisen, zum Ausdruck kommt.\nHieraus erhellt bereits der hohe Grad von Verwirrung, den eine unrichtige Vorstellung anrichten kann, wenn der Versuch gemacht wird, sie gegen schlagende Beweise des Experiments aufrecht zu erhalten. Wer aber noch nicht \u00fcberzeugt ist, der lese die Ausf\u00fchrungen Pilotys auf zwei hintereinander folgenden Seiten \u00fcber das Biliburin. Seite 351: \u00abDas Bilirubin best\u00e4tigt unsere Annahme (da\u00df das H\u00e4min aus einem durch reduktive und oxydative Eingriffe leicht aufspaltbaren und einem schwer aufspaltbaren Teil besteht), insofern als dasselbe als ein Verwandlungsprodukt desjenigen Teils des Blutfarbstoffs erscheint, welchen aufzu-spalten auch dem Organismus \u2022) nicht gelingt, weil n\u00e4mlich aus Bilirubin\n*) Um die Verwandlungsf\u00e4higkeit Pilotyscher Anschauungen zu demonstrieren, ist dieser Satz ein treffliches Muster. Es ist n\u00e4mlich noch nie it lange her, da\u00df Piloty sich das Bilirubin durch einen synthetischen\nnT\u00abooacS ?nnCh,n\u00efokcn des H\u00e4mins hervorgegangen vorstellte. Annalen, na. oou, 0.192 (1912).\tj\n11*","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160 W. K\u00fcster, \u00dcber die Konstitution des H\u00e4mins und des Bilirubins.\n(durch Eisessig-Jodwasserstoff) die Bilirubins\u00e4ure entsteht und diese der H\u00e4matopyrrolidins\u00e4ure \u00e4hnlich ist, die bei der Reduktion des H\u00e4mins mit Zinkstaub und Salzs\u00e4ure als gro\u00dfes Bruchst\u00fcck entsteht.\nDanach durfte man erwarten, da\u00df Piloty das \u00e9ilirubin als nur aus Pyrranthracenkomplexen bestehend ansieht.\nAuf Seite 352 wird aber von den Dipyrrylmethenfarbstoffen gesagt: \u00absie sind aufspaltbar wie der leicht aufspaltbare Teil des H\u00e4mins, und was das Wichtigste ist, ihre Spektra zeigen mit denjenigen von Derivaten des H\u00e4mins, n\u00e4mlich dem Bilirubin, au\u00dferordentlich gro\u00dfe \u00c4hnlichkeit\u00bb. Was doch wohl hei\u00dfen soll, da\u00df Piloty ihr Vorhandensein im Bilirubin sich als gegeben vorstellt.\nUnd nun ein Wort noch zu dem von Piloty konstruierten Bild f\u00fcr das Bilirubin, dem die empirische Formel CMN860eN4 zukommt. Das Pilot y sehe Bild auf Seite 356 enth\u00e4lt 5 Stickstoffatome.\nJede Bemerkung w\u00e4re \u00fcberfl\u00fcssig.\nStuttgart, im September 1915.","page":160}],"identifier":"lit20591","issued":"1915","language":"de","pages":"152-160","startpages":"152","title":"\u00dcber die Konstitution des H\u00e4mins und des Bilirubins: Eine Entgegnung an O. Piloty","type":"Journal Article","volume":"95"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:39:39.473942+00:00"}