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{"created":"2022-01-31T14:35:46.087767+00:00","id":"lit20601","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schumm, O.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 96: 183-203","fulltext":[{"file":"a0001.txt","language":"de","ocr_de":"HOPPE-SEYLER\u2019S ZEITSCHEHT\n(Or\nPHYSIOLOGISCHE CHEMIE\nunter Mitwirkung von\nE. ABDERHALDEN-Halle, SVANTE ARRHENIUS-Stockholm, G. v. BUNGE-Basel, 0. COHNHEIM-Hamburg, A. ELLINGER-Frank-furt a. M., H. EULER-Stockholm, EMIL FISCHER-Beriin, H. FISCHER-M\u00fcnchen, R. GOTTLIEB-Heidelberg, \\V. v. GULEWITSCH-Moskau, 0. HAMMARSTEN-Upsala, S. G. HEDIN-Upsala, V. HENRIQUES-Kopenhagen, G. HOPPE-SEYLER-Kiel, R. ROBERT-Rostock, L. KREHL-Heidelberg, Wm. K\u00dcSTER-Stuttgart, CARL TH. M\u00d6RNER-Upsala, K. A. H. M\u00d6RNERrStockholm, F. v. M\u00dcLLER-M\u00fbnchen, I. P. PAWLOW-St. Petersburg, C. A. PEKELHARING-Utrecht, F. PREGL-Graz, E. SALKOWSKI-Berlin, M. SIEGFRIED-Leipzig, & P. L. S\u00d6RENSEN-Kopenhagen, H. STEUDEL-Berlin, H. THIERFELDER-T\u00fcbingcn, R. WILLSTlTTER-M\u00fcnchen, A. WINDAUS-G\u00fcttingen, E. WINTERSTEIN-Zttricb, R v. ZEYNEK-Prag\nherausgegeben von\nA. KOSSEL,\nProfessor der Physiologie in Heidelberg.\nSechsnndneunzigster Band: Drittes Heft.\n(Ausgegeben am 16. Dezember 1915.)\nSTRASSBURG\nVERLAG von KARL J. TR\u00dcBNER 1915.","page":0},{"file":"a0002.txt","language":"de","ocr_de":"SEG\u00fcSUNDNEUNZIGSTER BAND, DRITTES HEFT.\nIrtllti .\tSeite\nSchnmmt 0* Ober das \u00abH\u00e4matoporphyrin\u00bb aus Harn und Knochen 183\n-----Untersuchungen \u00fcber den Zuckergehalt des Blutes unter\nphysiologischen und pathologischen Verh\u00e4ltnissen. HI. Mitteilung . . . . . . . ............... . . . . . . . .\t204\nEllenberger, W. Zur Frage der Celluloseverdauung. Nach Versuchen von A. Scheunert, W. Grimmer und A. Hopffe 236\nF\u00fcr das n\u00e4chste Heft sind Arbeiten eingegangen von: J. R. Katz (2), H. Fischer.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie erscheint in B\u00e4nden von 6 oder mehr Heften, im Gesamtumfang von 26 bis 28 Bogen. Preis des Bandes 12 Mark.\nDie in dieser Zeitschrift zu publizierenden Arbeiten werden, wenn es nicht aus technischen Gr\u00fcnden unm\u00f6glich ist, in der Reihenfolge, in welcher sie der Redaktion zugehen, aufgenommen. \u2014 Kurze Notizen oder Bemerkungen zu anderen Arbeiten werden in der Regel am Schlu\u00df des Heftes und au\u00dferhalb der Reihenfolge des Eingangsdatums mitgeteilt. \u2014 Bereits in anderen Zeitschriften ver\u00f6ffentlichte Arbeiten, sowie Referate \u00fcber bereits publizierte Arbeiten werden nicht aufgenommen.\nDas Honorar betr\u00e4gt f\u00fcr den Druckbogen 25 Mark. Von jeder Arbeit werden dem Verfasser 75 Separat-Abdr\u00fccke gratis geliefert.\nIn bezug auf die Rechtschreibung der Fachansdr\u00fccke sind bis auf weiteres die Publikationen der Deutschen chemischen Gesellschaft ma\u00dfgebend. In zweifelhaften F\u00e4llen wird der etymologische und internationale Standpunkt vor dem phonetischen bevorzugt\n!","page":0},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"Ober das \u2018H\u00e4matoporphyrin\u00bb aus Harn und Knochen.\nVon\nO. Sch\u00fcmm.\n(Aus dem chemischen Laboratorium des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Kppendorf.)\n(Der Redaktion zugegangen am 31. Oktober 1915.)\nI. \u00dcber das \u00abH\u00e4matoporphyrin\u00bb aus Harn.\nIn Ermangelung einer bew\u00e4hrten Methode zur Keindar-stellung des sogenannten H\u00e4matoporphyrins aus Harn war man bislang darauf angewiesen, die Identifizierung des fraglichen pathologischen Harnfarbstoffs haupts\u00e4chlich auf spektroskopischchemischem Wege zu versuchen, ganz besonders dann, wenn es sich um kleine Mengen handelte. Bis vor kurzem hat man den auf solche Weise in menschlichem Harn nachgewiesenen Farbstoff als H\u00e4matoporphyrin bezeichnet. Diese Bezeichnung war als klinischer Begriff berechtigt, weil die Absorptionsspektra des Harnfarbstoffs gegen\u00fcber denen von k\u00fcnstlich dargestelltem H\u00e4matoporphyrin keine Abweichungen boten, die bedeutend genug erschienen, um die konstitutionelle Verschiedenheit beider zu beweisen, und weil man den Harnfarbstoff meistens f\u00fcr ein Zerfallsprodukt des H\u00e4moglobins hielt.\nDa man aus den Beobachtungen und Beschreibungen fr\u00fcherer Forscher kein klares Bild davon gewinnen .konnte, wie weit sich die Absorptionsspektra der beiden aus Blutfarbstoff k\u00fcnstlich dargestellten bekannten Porphyrine, des H\u00e4matoporphyrins und des Mesoporphyrins, unterschieden, so habe ich vor einiger Zeit eine neue Bearbeitung dieses Gegenstandes unternommen. Unter Anwendung geeigneter Gitterspektralapparate und genauester Me\u00dfmethoden1) konnte ich feststellen,\n*) Vgl. 0. Sch\u00fcmm, Spektrographische Methoden zur Bestimmung des H\u00e4moglobins und verwandter Farbstoffe in Abderhaldens Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden, B& VI, S. 389\u2014134.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie, XCVI.\tl.\u2019l","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"m\n0. Sc hu mir.\nda\u00df die beiden genannten Porphyrine in ihrem absorptiven Verhalten Abweichungen zeigen, die bei richtigen Versuchsbedingungen ihre Unterscheidung erm\u00f6glichen.\nIn ihrer im Jahre 1912 ver\u00f6ffentlichten Mitteilung \u00abZur Kenntnis der Porphyrinbildung \u00bb beziehen sich H. Fischer und F. Meyer-Betz1) auf die gegenteilige Annahme Nenckis und schreiben: \u00abSpektroskopisch sind nach Nencki beide K\u00f6rper identisch, so da\u00df schwer einzusehen ist, warum in der Literatur ziemlich allgemein die Identit\u00e4t des Urinporphyrins gerade mit dem H\u00e4matoporphyrin und nicht z. B. mit dem Mesoporphyrin angenommen wird. \u00bb Nachdem Nenckis Angabe, da\u00df die beiden Porphyrine spektroskopisch identisch sind, als irrt\u00fcmlich erwiesen war, erschien es um so mehr angebracht, zu pr\u00fcfen, ob sich unter Benutzung der neuerdings festgestellten spektro-metrischen Werte f\u00fcr die k\u00fcnstlich dargestellten Porphyrine Anhaltspunkte daf\u00fcr gewinnen lie\u00dfen, welchem der beiden genannten Porphyrine das sogenannte H\u00e4matoporphyrin des Harns am n\u00e4chsten st\u00e4nde. Diese Frage bietet um so gr\u00f6\u00dferes Interesse, als von H. Fischer und seinen Mitarbeitern gezeigt ist, da\u00df eine mit Krankheitserscheinungen einhergehende Sensibilisierung in Tierversuchen durchweg nur durch H\u00e4matoporphyrin hervorgerufen wird. Ich habe daher versucht, in einigen wichtigen F\u00e4llen hochgradiger \u00ab H\u00e4matoporphyrinurie \u00bb aus \u00e4lterer und neuerer Zeit zu \u00abentscheiden, ob der beobachtete Farbstoff in seinem spektralanalytischen Verhalten die Merkmale von Nenckis H\u00e4matoporphyrin oder Meso-porphyrin gezeigt hat\u00bb.2) Andere Porphyrine zu dieser vergleichenden Pr\u00fcfung mit heranzuziehen, erschien nicht richtig, da vergleichbare, f\u00fcr den vorliegenden Zweck geeignete spektro-metrische und spektrographische Zahlenangaben nur f\u00fcr das H\u00e4matoporphyrin-Nencki, Mesoporphyrin (und Phyllopor-\n') H. Fischer und Meyer-Betz, Zur Kenntnis der Porphyrinbildung. Diese Zeitschrift, Bd. 82, 1912, S. 96.\n2j 0. Sc hum in, \u00dcber Vorkommen und Nachweis einiger pathologisch wichtiger Abbauprodukte des Blutfarbstoffs. Festschrift des Eppendorfer Krankenhauses, S. 196. Verlag von Leopold Vo\u00df, Leipzig-Hamburg 1914.","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das \u00abH\u00e4matoporphyrin\u00bb aus Harn und Knochen. 185\nphyrin), Vorlagen. Ich wiederhole hier einige der in meiner Abhandlung angef\u00fchrten Urteile:\n4.\tFall von Vollmer-Nebelthau: \u00abHieraus und aus den \u00fcbrigen Angaben Nebelthaus l\u00e4\u00dft sich schlie\u00dfen, da\u00df nicht Mesoporphyrin vorlag; sie stimmen vielmehr am besten zu H\u00e4matoporphyrin. \u00bb\n5.\tFall von G\u00fcnther: \u00abDie Zahlen stimmen am besten mit denen des H\u00e4matoporphyrins \u00fcberein. \u00bb\n7. Bei einem Falle sogenannter Sulfonalh\u00e4matoporphyrin-urie (beobachtet von Dr. Hauptmann auf der Abteilung von Oberarzt Dr. Nonne) habe ich f\u00fcr den Harnfarbstoff Werte gefunden, die mit denen des Falles von G\u00fcnther ziemlich gut \u00fcbereinstimmen und am genauesten zu denen des H\u00e4matoporphyrins (Nencki), jedenfalls nicht zu denen des Meso-porphyrins passen. \u2014\n\u00ab 8. ln dem an anderer Stelle beschriebenen eigenartigen Falle von Roedelius (Porphyrinurie und langdauernde Por-phyrinogenurie unbekannter \u00c4tiologie) ergab die spektrogra-phische Untersuchung des Farbstoffs ebenfalls Werte, die den f\u00fcr das H\u00e4matoporphyrin-Nencki verlangten am n\u00e4chsten kommen.\u00bb1)\t'\nDie Feststellung, da\u00df das H\u00e4matoporphyrin jener F\u00e4lle auf Grund seines spektralanalytischen Verhaltens keinesfalls mit dem Mesoporphyrin identifiziert werden kann, erscheint besonders wichtig, wenn man ber\u00fccksichtigt, da\u00df in H. Fischers Sensibilisierungsversuchen das Mesoporphyrin sich dem Urinporphyrin viel \u00e4hnlicher verh\u00e4lt als das H\u00e4matoporphyrin.\n\u2018) In der besonderen Mitteilung \u00fcber diesen Fall (E. Roedelius und 0. Sch\u00fcmm, \u00dcber H\u00e4matoporphyrinogenausscheidung im Harn, Zeitschr. f. Urologische Chirurgie, Bd. III, 1\u00dc14, S. 126) schrieb ich : \u00ab In seinem gesamten Verhalten stimmt das Harnporphyrin unseres Falles am n\u00e4chsten \u00fcberein mit dem H\u00e4matoporphyrin von Nencki. \u2014 Auf Grund der spektrogrammetrischen Pr\u00fcfung des aus dem Harnporphyrinogen bei gelinder Oxydation entstandenen Porphyrins darf angenommen werden, da\u00df der Ham die Leukobase des H\u00e4matoporphyrins, jedenfalls nicht die des Mesoporphyrins enthielt.\n13*","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\n0. Sch\u00fcmm\nK\u00fcrzlich ist es nun H. Fischer1) gelungen, aus dem Harn des Falls von G\u00fcnther2) ein Porphyrin in Gestalt seines Methylesters abzuscheiden und daraus auch das freie Porphyrin in Krvstallen zu gewinnen; ihm kommt nach Fischer die Formel C41H42N4016 und das Molekulargewicht 844,4 zu. H. Fischer schreibt nun:3) \u00abSpektroskopisch stellte G\u00fcnther die absolute \u00dcbereinstimmung des im Urin enthaltenen Porphyrins mit H\u00e4matoporphyrin fest und neuerdings wiederum 0. Sch\u00fcmm in Hamburg,\u00bb fernere4) \u00abdie bisher gewonnenen analytischen Daten beweisen einwandfrei, da\u00df das Urinporphyrin weder H\u00e4mato- noch Mesoporphyrin ist, und beweisen die von mir von Anfang an vertretene Anschauung, da\u00df ein \u00fcbereinstimmender spektroskopischer Befund keineswegs beweisend ist f\u00fcr das Vorliegen eines bestimmten K\u00f6rpers, vielmehr ist zur Identifizierung die Elementaranalyse unbedingt zu verlangen.\u00bb\nIch hatte am Schl\u00fcsse meiner Besprechung verschiedener F\u00e4lle sogenannter H\u00e4matoporphyrinurie geschrieben: \u00abNach Entscheidung der Vorfrage, ob ein im Harn gefundenes Porphyrin in seinem spektralanalytischen Verhalten dem H\u00e4matoporphyrin oder Mesoporphyrin am n\u00e4chsten steht, bleibt noch die Frage offen, ob es z. B. im ersten Falle mit dem H\u00e4matoporphyrin \u00abNencki\u00bb in chemischer Hinsicht v\u00f6llig identisch ist, oder ob es sich um ein abweichend zusammengesetztes besonderes \u00ab Harnh\u00e4matoporphyrin \u00bb handelt. Die Entscheidung dieser Frage ist wohl nur dann m\u00f6glich, wenn es gelingt, gr\u00f6\u00dfere Mengen Harnh\u00e4matoporphyrin zu krystallisieren und die gereinigten Krystalle einer eingehenden chemischen Analyse und auch der Pr\u00fcfung auf eine etwaige photodynamische Wir-\n') Hans Fischer, \u00dcber das Urinporphyrin, Diese Zeitschr., Bd. 95, H 1, S. Hl.\n*) H. G\u00fcnther, Die H\u00e4matoporphyrie. Aus der medizinischen Universit\u00e4ts-Poliklinik zu Bonn (Direktor: Prof. Dr. P. Krause). Deutsches Archiv f\u00fcr klinische Medizin, Bd. 105, H. 1/2 vom 20, Dez. 1911.\n3)\tS. 87.\n4)\tS. 11.","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das \u00ab H\u00e4matoporphyrin \u00bb aus Harn und Knochen. 187\nkung zu unterwerfen. Das hat sich bis jetzt noch in keinem Falle durchf\u00fchren lassen. * \u2014\t0\nDiese Schlu\u00dfs\u00e4tze lassen erkennen, da\u00df auch ich den endg\u00fcltigen Beweis f\u00fcr die chemische Identit\u00e4t von Harnpor-phyrin und H\u00e4matoporphyrin-Nehcki nicht f\u00fcr erbracht hielt, solange nicht die Reindarstellung des Harnporphyrins gelungen und seine Konstitution chemisch erforscht war. Ich m\u00f6chte dieses betonen, da H. Fischers S\u00e4tze den Eindruck machen k\u00f6nnen, da\u00df ich in dieser Hinsicht eine abweichende Auffassung habe. Bei der Besprechung der von mir angef\u00fchrten spektrometrischen Werte f\u00fcr die fraglichen Harne oder ihre Farbstoffpr\u00e4parate habe ich aber in keinem Falle angegeben, da\u00df die Zahlen mit den von mir f\u00fcr das H\u00e4matopor-phyrin-Nencki gefundenen v\u00f6llig \u00fcbereinstimmen; stets ist eine einschr\u00e4nkende Ausdrucksform gew\u00e4hlt, wie \u00abam n\u00e4chsten\u00bb, \u00ab am besten \u00bb, \u00ab ungef\u00e4hr \u00bb. *) Wegen der betr\u00e4chtlichen Unterschiede, die im spektralanalytischen Verhalten zwischen dem Harnh\u00e4matoporphyrin und dem Mesoporphyrin bestehen, konnte ich aber aussprechen, da\u00df das H\u00e4rnporphyrin der besprochenen F\u00e4lle jedenfalls nicht mit dem Mesoporphyrin identifiziert werden k\u00f6nne. Die Richtigkeit meiner Schlu\u00dffolgerung ist durch den von H. Fischer auf rein chemischem Wege gef\u00fchrten Beweis best\u00e4tigt worden.\nBei Ver\u00f6ffentlichung meiner Untersuchungen bestand demnach, kur2 zusammengefa\u00dft, folgende Sachlage: K\u00fcnstliches, aus H\u00e4min dargestelltes H\u00e4matoporphyrin (Nenckij und Mesoporphyrin lassen sich unter den von mir gew\u00e4hlten Untersuchungsbedingungen spektralanalytisch unterscheiden. Der Farbstoff aus dem Harn des Falles von G\u00fcnther unterschied sich spektralanalytisch von Mesoporphyrin so wesentlich, da\u00df er mit ihm nicht identifiziert werden\n') Vgl. auch Roedelius und Sch\u00fcmm, 1. cM S 125: \u00abDie f\u00fcr die L\u00f6sung des Harnporphyrins gefundenen Werte 596 und 553 weichen von denen des Mesoporphyrins stark ab, stimmen dagegen ungef\u00e4hr zu denen des H\u00e4matoporphyrins von Nencki und Zaleski,\u00bb ferner S. 126: \u00ab In seinem gesamten Verhalten stimmt das Harnporphyrin unseres Falles am n\u00e4chsten \u00fcberein mit dem H\u00e4matoporphyrin von Nencki.\u00bb","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\n0. Sch\u00fcmm,\nk\u00f6nnt\u00ab, zeigte dagegen eine sehr nahe \u00dcbereinstimmung mit dem H\u00e4matoporphyrin-Nencki. Da nun meines Wissens kein seiner Konstitution nach erforschter Farbstoff bekannt war, der in seinem spektralanalytischen Verhalten mit dem Harnporphyrin n\u00e4her \u00fcbereinstimmte als das H\u00e4matoporphyrin-Nencki, so erschien es zul\u00e4ssig, auch in dem Falle G\u00fcnthers den Farbstoff chemisch in die unmittelbare N\u00e4he des H\u00e4matoporphyrins von Nencki zu stellen, wenigstens solange die endg\u00fcltige Entscheidung \u00fcber seine chemische Konstitution noch ausstand.\nUnter solchen Umst\u00e4nden konnte dieser Fall, dem bisherigen Brauche folgend, in klinischem Sinne als H\u00e4matoporphyrinurie bezeichnet werden.\nLeider hatte ich nicht die Gelegenheit, Versuche zur Heindarstellung des Farbstoffes an einer gr\u00f6\u00dferen Menge dieses Harns auszuf\u00fchren.1)\nIst man in der Lage, einen einheitlichen Stoff in L\u00f6sungsmitteln von bekannter Zusammensetzung zu pr\u00fcfen, so m\u00fcssen auch scheinbar geringf\u00fcgige Abweichungen im spektralanalytischen Verhalten gegen\u00fcber spektroskopisch nahestehenden Stoffen beachtet werden. Als Beispiel erw\u00e4hne ich die feinen Unterschiede im spektralanalytischen Verhalten bei Mesoporphyrin und Phylloporphyrin!2) Unsicher wird die Beurteilung geringer Abweichungen, wenn die M\u00f6glichkeit besteht, da\u00df Gemische verschiedener Stoffe vorliegen, oder wenn die Zu-t sammensetzung des L\u00f6sungsmittels nicht genau bekannt ist. In solchen F\u00e4llen wird man oft nicht in der Lage sein, die wahre Ursache von geringen Abweichungen im spektralen Verhalten richtig zu erkennen, vielmehr gen\u00f6tigt sein, auf eine\n') Eine mir gelegentlich des Eppendorfer Jubil\u00e4ums (1914) durch Herrn Prof. Dr. P. Krause g\u00fctigst erteilte Auskunft \u00fcber den H\u00e4mato-porphyrie-Kranken lie\u00df darauf schlie\u00dfen, da\u00df die \u00dcberweisung des Harns nach Hamburg mit R\u00fccksicht auf die Lage des Kranken derzeit nicht gut m\u00f6glich sei.\n*) Vgl. O. Sch\u00fcmm, Untersuchungen \u00fcber die Absorptionserscheinungen des H\u00e4matoporphyrins und Mesoporphyrins im Gitterspektrum. Diese Zeitschr., Bd. 90, S. 24.","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das \u00ab H\u00e4matoporphyrin \u00bb aus Harn und Knochen.. 189\ngenauere Deutung zu verzichten und sich mit der blo\u00dfen Angabe der beobachteten Abweichung zu begn\u00fcgen. Diesen Standpunkt mu\u00dfte man bei dem damaligen Stande unserer Kenntnisse auch gegen\u00fcber verschiedenen nicht ganz eindeutigen Beobachtungen einnehmen, die bei F\u00e4llen von \u00abH\u00e4-matoporphyrinurie \u00bb am Harn und den L\u00f6sungen der daraus abgeschiedenen rohen Farbstoff\u00e4llungen gemacht sind. Da mir die Bedingungen, unter denen die Messungen vorgenommen wurden, nur f\u00fcr die von mir selbst untersuchten F\u00e4lle genau genug bekannt sind, so f\u00fchre ich diese an erster Stelle an.\n1.\tFall von H. G\u00fcnther:\na)\tHarn ohne Zusatz: der Absorptionsstreifen im Rot liegt auf 616 pp;\nb)\tFarbstoff mit Baryumchlorid und Soda ausgef\u00e4llt, gewaschen, in 25\u00b0/oiger HCl gel\u00f6st: I. Hauptstreifen 595,8. II. Hauptstreifen 553. (Okulare Messungen.)\n2.\tFall von R\u00f6delius und Sch\u00fcmm:\na)\tHarn ohne Zusatz: der Absorptionsstreifen in Rot liegt auf 616;\nb)\tFarbstoff nach Gar rod mit Kalilauge ausgef\u00e4llt, gewaschen, in 25\u00b0/oiger HCl gel\u00f6st: I. Hauptstreifen 596. II. Hauptstreifen 553. (Okulare Messungen.)\nF\u00fcr H\u00e4matoporphyrin-Nencki sind die entsprechenden Werte :\na)\tH\u00e4matoporphyrin in Sodal\u00f6sung: der Absorptionsstreifen im Rot liegt auf 619,5.\nb)\tH\u00e4matoporphyrin in 25\u00ae/oiger HCl: I. Hauptstreifen 595,3.!) II. Hauptstreifen 552. (Okulare Messungen.)\nBei der Untersuchung in 25\u00b0/oiger HCl wurde also f\u00fcr das Harnporphyrin eine kleine Abweichung nach Rot gefunden. Da\u00df Abweichungen von so geringer Gr\u00f6\u00dfe durch Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung der fraglichen Farbstoffe bedingt sein k\u00f6nnen, ist nach dem Beispiel von Phyllopor-phyrin: Mesoporphyrin ohne weiteres anzunehmen. Da ich in der Zwischenzeit einen Harnbestandteil, der f\u00fcr\n\u2018) ln Abderhaldens Biochemischem Handlexikon, Bd. IX, 1915, S. 403 ist infolge eines Druckfehlers die falsche Zahl 593, 3 angegeben.","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"100\n0. Sch\u00fcmm,\ndiese Abweichung verantwortlich zu machen w\u00e4re, nicht habe ausfindig machen k\u00f6nnen, so m\u00fcssen diese Abweichungen nunmehr mit Wahrscheinlichkeit als Ausdruck der verschiedenen Zusammensetzung von \u201c H\u00e4matoporphyrin\u00bb aus Harn und Nenckis H\u00e4raato-porphyrin angesehen werden. Zu dieser Auffassung leitet der von H. Fischer gef\u00fchrte Nachweis, da\u00df das von ihm aus dem Harn des Falles G\u00fcnther dargestellte Porphyrin in seiner chemischen Zusammensetzung von dem H\u00e4matoporphyrin-Nencki abweicht.\nAuf die Tatsache, da\u00df bei beiden F\u00e4llen von Porphyrinurie *) der ziemlich gut bestimmbare Streifen im Rot nicht genau die f\u00fcr das H\u00e4matoporphyrin-Nencki verlangte Lage hatte, habe ich schon fr\u00fcher mit folgenden Worten hingewiesen2): \u00abEs mu\u00df jedoch erw\u00e4hnt werden, da\u00df der am Harn selbst bestimmte Wert f\u00fcr die Lage des ziemlich genau bestimmbaren Streifens 1 im Rot (= 616) von dem einer L\u00f6sung des reinen H\u00e4matoporphyrins ('= 619) nicht unbedeutend abweicht. Ob dieser Unterschied auf den Einflu\u00df von Harnbestandteilen bezw. die Reaktion zur\u00fcckgef\u00fchrt werden kann, ist nicht sicher entschieden. Man kann diese Erscheinung jedoch nicht \u00fcbergehen, da sie nicht vereinzelt ist.3) Ich konnte die gleiche Anomalie auch bei dem Rotstreifen des porphyrinreichen Harns in H. G\u00fcnthers Fall von kongenitaler H\u00e4matoporphyrie beobachten.\u00bb \u2014 Auch die von H. G\u00fcnther selbst am Harn und dem nach Saillet abgeschiedenen Farbstoff vorgenommenen spektroskopischen Messungen haben f\u00fcr den Absorptionsstreifen im Rot Werte ergeben, die f\u00fcr das H\u00e4matoporphyrin-Nencki nicht genau passen. Seite 137 gibt G\u00fcnther die seitliche Begrenzung des Rot-\n4) Desgleichen in dem vor Jahren mitgeteilten Falle von Sulfonal-l\u2019orphyrinuric: 0. Sch\u00fcmm, Die Absorptionserscheinungen des H\u00e4mato-porphyrinharnes und seines Farbstoffs im Gitterspektrum, Mitteilungen aus den Hamburgischen Staatskrankenanstalten. Bd. XII, Heft 9,1911, S. 197.\n*) E. Doedelius und 0. Sch\u00fcmm, \u00dcber H\u00e4matoporphyrinogen-ausscheidung im Harn. Zeitschrift f\u00fcr urologische Chirurgie, Bd. III, Heft 1/2, 1914, S. 125.\n3) Im Original nicht gesperrt gedruckt.","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das \u00ab H\u00e4matoporphyrin \u00bb aus Harn und Knochen. IM\nStreifens zu 619,5\u2014610 an. Da dieser Streifen als ann\u00e4hernd symmetrisch angenommen werden kann, w\u00fcrde seine dunkelste Stelle etwa mit der Mitte zusammenfallen, woraus sich der Ort des Streifens zu etwa 615 berechnet. F\u00fcr zwei naclrSaillet hergestellte Pr\u00e4parate fand H. G\u00fcnther in ammoniakalischer L\u00f6sung 620\u2014609 * *) und 611,5\u2014603,5, \u2022) wonach sich der Ort des Streifens zu etwa 615 bezw. 608 sch\u00e4tzen l\u00e4\u00dft! Fischers Ausspruch \u00abSpektroskopisch stellte G\u00fcnther die absolute \u00dcbereinstimmung des iin Urin enthaltenen Porphyrins mit H\u00e4matoporphyrin fest und neuerdings wiederum 0. Sch\u00fcmm in Hamburg\u00bb ist demnach streng genommen nicht richtig und wohl auf ein Mi\u00dfverst\u00e4ndnis zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nDer Beweis f\u00fcr die Richtigkeit von H. Fischers Auffassung, da\u00df ein \u00fcbereinstimmender spektroskopische^ Befund keineswegs beweisend sei f\u00fcr das Vorliegen eines bestimmten K\u00f6rpers, l\u00e4\u00dft sich aus den von H. G\u00fcnther und mir mit-geteilten spektroskopischen Messungen im Zusammenhang mit H. Fischers Analysen meines Erachtens nicht ableiten. Anderseits lehren die neuen Befunde, da\u00df man geringen Unterschieden im spektralanalytischen Verhalten eine gr\u00f6\u00dfere Bedeutung bisweilen auch dann wird zuerkennen m\u00fcssen, wenn die Beobachtungen an nicht ganz reinen Farbstofff\u00e4llungen angestellt sind.\nAus dem Harn des Falles von H. G\u00fcnther hat H. Fischer den Farbstoff durch Essigs\u00e4ure nahezu vollkommen ausf\u00e4llen k\u00f6nnen, w\u00e4hrend ich eine glatte Ausf\u00e4lluug durch Essigs\u00e4ure nicht erzielt habe. Ob der Harn sich in sp\u00e4terer Zeit anders verhalten hat als damals, kann ich nicht entscheiden, da ich den Harn der Folgezeit aus eigener Beobachtung nicht kenne. Mir stand f\u00fcr die Untersuchung nur eine Probe von einem Tage zur Verf\u00fcgung. Da H. Fischer in der Lage war, den ganzen Harn eines l\u00e4ngeren Zeitabschnitts zu verarbeiten, bezweifle ich nicht, da\u00df seine Angabe \u00fcber die F\u00e4llbarkeit des Farbstoffs f\u00fcr den Harn dieser Periode zutrifft.\nDurch die Ver\u00f6ffehtlichung H. Fischers sehe ich mich veranla\u00dft, schon jetzt einige Feststellungen \u00fcber die Absorptionserscheinungen im Violett mitzuteilen. Ihre Ver\u00f6ffent-\n\u2018) 1. c., S. 136.\n*) 1 c., S. 137.","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\t0. Sch\u00fcmm,\nlichung sollte eigentlich erst im Zusammenh\u00e4nge mit Untersuchungen an Porphyrinl\u00f6sungen aus dem Harn Gesunder und Kranker erfolgen, die schon vor l\u00e4ngerer Zeit in Angriff genommen sind, aber aus \u00e4u\u00dferen Gr\u00fcnden noch nicht durchgef\u00fchrt werden konnten.\nWie ich in meiner Abhandlung angef\u00fchrt habe, geben L\u00f6sungen von H\u00e4matoporphyrinchlorhydrat in 25\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure, die in 1 cm Schichtdicke kaum erkennbar gef\u00e4rbt sind, spektrographisch einen \u00e4u\u00dferst scharfen Violettstreifen, auf ca. 407\u2014408 pp, im Mittel auf 407,5, durch den noch Spuren H\u00e4matoporphyrin nachweisbar sind. In L\u00f6sungen von geringerem Salzs\u00e4uregehalt liegt der Streifen weiter nach Rot, z. B. fand ich f\u00fcr das eine Pr\u00e4parat in 0,l\u00b0/oiger HCl 401 ; in 121/2\u00b0/oiger HCl 405,5; in 25\u00b0/oiger HCl 407,5.* *) F\u00fcr das Mesoporphyrinchlorhydrat fand ich in 25\u00b0/oiger HCl den Ort des Violettslreifen&|zu 404,7. Somit ist nachgewiesen, da\u00df man durch dieses spektrogrammetrische Verfahren H\u00e4matoporphyrin und Mesoporphyrin in reinen L\u00f6sungen in 25\u00b0/oiger HCl von einander unterscheiden kann, auch wenn nur sehr kleine Mengen des fraglichen Farbstoffs zu Gebote stehen. Wie ich schon an anderer Stelle angegeben habe,2) l\u00e4\u00dft sich bei por-phyrinreichen Harnen die Anwesenheit des Porphyrins auf diesem Wege schon an wenigen Tropfen Harn erkennen, wenn man ihn nach dem Verd\u00fcnnen mit viel 25 \u00b0/o iger HCl spektrographisch untersucht. In dieser Weise habe ich auch den Harn des Falles G\u00fcnther untersucht und gefunden, da\u00df der Violettstreifen des Porphyrins auch hier scharf hervortrat, gegen\u00fcber dem des H\u00e4matopor-phyrin-Nencki aber merklich nach Rot verschoben war. Harn, der mit soviel 25\u00b0/oiger HCl vermischt war, da\u00df der Salzs\u00e4uregehalt rund 24\u00b0/o betrug, lieferte den Violettstreifen auf ca. 410 pp. Eine \u00e4hnliche Beobachtung habe ich schon fr\u00fcher bei dem Harn des Falles von Roedelius und Sch\u00fcmm\n*) Vgl. 0. Sch\u00fcmm, Untersuchungen \u00fcber die Absorptionserschei* nungcn des H\u00e4matoporphyrins und Mesoporphyrins im Gitterspektrum. Diese Zeitschr., Bd. 90, 1914, S. 11.\n*) Zeitschr. f. Urologische Chirurgie, Bd. Ill, S. 123, 1914.","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das \u00ab H\u00e4matoporphyrin * aus Harn und Knochen. 193\ngemacht; eine Harn-Salzs\u00e4uremischung, die 12,/\u00ab\u00b0/o Salzs\u00e4ure enthielt, lieferte den Violettstreifen auf 408,3. Bei Ber\u00fccksichtigung des Umstandes, da\u00df der Violettstreifen der Porphyrine sich mit steigendem Salzs\u00e4uregehalt nach Violett verschiebt, kann angenommen werden, da\u00df auch bei diesem Falle Harn-Salzs\u00e4uregemische mit einem Gehalt von ca. 24\u00b0/o HCl den Streifen auf etwa 410 pp geliefert haben w\u00fcrden. Weil damals noch nicht entschieden war, ob die Abweichung in der Lage des Violettstreifens etwa lediglich durch die Gegenwart anderer Bestandteile des Harns bedingt sei, so konnten daraus keine bestimmten Schl\u00fcsse gezogen werden. Bald nach Ver\u00f6ffentlichung meiner oben erw\u00e4hnten Abhandlung habe ich Versuche in dieser Richtung angestellt, die ergaben, da\u00df die beobachtete Verschiebung des Violettstreifens nach Rot durch die gew\u00f6hnlichen Harnbestandteile kaum verursacht sein d\u00fcrfte. Die Annahme, da\u00df bekannte pathologische Farbstoffe, die hier etwa in Betracht kommen k\u00f6nnten, f\u00fcr die Verschiebung des Violettstreifens verantwortlich zu machen seien, erscheint*nach meinen bisherigen Beobachtungen ebenfalls nicht berechtigt. Die Versuche bed\u00fcrfen freilich noch der Erweiterung.\nUnter diesen Umst\u00e4nden ist die von mir beobachtete Abweichung in der Lage des Violettstreifens des Harnporphyrins doch wohl im wesentlichen darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df es in der Tat eine andere che-misqhe Zusammensetzung hat als das H\u00e4malopor-phyrin-Nencki. Es w\u00e4re von weitgehender Bedeutung, wenn das nach Fischers Verfahren aus dem G\u00fcnther-schen Falle dargestellte krystallisierte Porphyrin einer eingehenden spektrographischen Untersuchung, unter besonderer Ber\u00fccksichtigung des Violettstreifens, unterworfen w\u00fcrde. Dabei m\u00fc\u00dfte sich heraussteilen, inwieweit seine reinen L\u00f6sungen in Salzs\u00e4ure und Kalilauge sich spektr\u00e4lanalytisch anders verhalten als das H\u00e4matoporphyrin-N e n c k i.\nBeil\u00e4ufig sei erw\u00e4hnt, da\u00df ich durch Herrn Oberarzt Dr. C. He gier s Vermittlung Gelegenheit hatte, eine Probe","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194\t0. Sch\u00fcmm,\nporphyrkihaltigen Ham eines ausw\u00e4rts behandelten Kranken zu untersuchen. Der Harn war \u00e4hnlich gef\u00e4rbt wie der Harn im Falle von Roedelius und Sch\u00fcmm in der zweiten Woche nach Einsetzen der Porphyrinurie. Mit gleichviel 25\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure versetzt zeigte er in 4 cm Schichtdicke schwach das \u00absaure Porphyrinspektrum\u00bb.\nDer durch Kalilauge ausgef\u00e4llte Farbstoff gab, in 25 % iger HCl gel\u00f6st, deutlich das saure Porphyrinspektrum, und zwar wurde der Ort des 1. Hauptstreifens durch okulare Messung zu 596 pp bestimmt. Eine ammoniakalische L\u00f6sung des Farbstoffs gab nach Zusatz von Chlorzink allm\u00e4hlich das sogenannte metallische Porphyrinspektrum. Neben dem Porphyrin war in \u00fcberwiegender Menge ein braunroter Farbstoff vorhanden, der offenbar nicht das Porphyrinspektrum und auch nicht das des \u00abUrobilins\u00bb gab. Der Harn dunkelte beim Aufbewahren etwas nach, er wurde mehr braun. Der 14 Tage sp\u00e4ter entleerte Harn war frisch hellbraun und zeigte auch bei mehrt\u00e4gigem Stehen im hellen Tageslicht nur eine geringf\u00fcgige Nachdunkelung. Eine Neubildung von Porphyrin aus etwa vorhandenem Porphyrinogen lie\u00df sich auch durch Zusatz geeigneter Oxydationsmittel (Ferricyankalium, Kaliumpermanganat) nicht sicher nachweisen. Es handelte sich hier offenbar um eine vor\u00fcbergehende, aber ziemlich ausgesprochene Porphyrinurie. Auch in diesem Falle stimmte das Spektrum der salzsauren Farbstoffl\u00f6sung am n\u00e4chsten mit dem des H\u00e4mato-porphyrins \u00fcberein. Da ein Porphyrinogen anscheinend nur in untergeordneter Menge vorhanden war, so steht dieser Fall in Gegensatz zu demjenigen von Roedelius und mir, der durch seine langdauernde und ausgesprochene Porphyrinogenurie ausgezeichnet war.\nAnmerkung. Bei dieser Gelegenheit m\u00f6chte ich eine irrt\u00fcmliche Literaturangabe berichtigen. In meiner Abhandlung (Festschrift des Kppendorfer Krankenhauses 1914, Sn201) findet sich die Angabe : \u00abIn den menschlichen F\u00e4zes ist ein Porphyrin bei H\u00e4matoporphyrinurie von G\u00fcnther (1912) und vom Verfasser (1911) nachgewiesen worden.\u00bb In der Tat ist das Heft, in dem G\u00fcnthers Arbeit enthalten ist. bereits am 20. Dezember 1911 ausgegeben worden; der Band f\u00fchrt die Jahres-bezeiehnung 1912. Ein von G\u00fcnther \u00fcber diesen Fall in Bonn gehaltener","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"i'ber das * H\u00e4matoporphy rin * aus Harn und Knochen. 195\nVortrag ist referiert in der Deutschen med. Wochenschrift 1911, Nr. 38 am 21. September 1911, S. 1771. Mein Bericht \u00fcber das Vorkommen eines Porphyrins in den F\u00e4zes bei Sulfonal-Porphyrinurie findet sich in d. Mitt. aus d. Hamburgischen Staatskrankenanstalten B<J. XII, H. 9> S. 198. das bereits im August 1911 ausgegeben ist.\n\u25a0 \u2022 *\u2022\t. . \u00bb\nH. \u00dcber das \u201eH\u00e4matoporphyrin\u201c aus Knochen.\nIn meiner Abhandlung \u00ab \u00dcber Vorkommen und Nachweis einiger pathologisch wichtiger Abbauprodukte des Blutfarbstoffs\u00ab *) habe ich auch Untersuchungen erw\u00e4hnt, die ich an braun bis braunrot gef\u00e4rbten Knochen von Schlachttieren ausgef\u00fchrt habe. Diese mir von Herrn Prof. Dr. Eug. Fraenkel freandlichst \u00fcberwiesenen Knochen enthielten ein Porphyrin, das sich, soweit die spektroskopischen und spektrographischen Untersuchungen ein Urteil gestatten, nicht nachweisbar von demjenigen Porphyrin unterschied, das wir in einem Falle von H\u00e4matopor-phyria congenita\u00ab im menschlichen Knochenger\u00fcst gefunden hatten.* 2) Dieses habe ich, da es in den gepr\u00fcften Eigenschaften am n\u00e4chsten mit dem H\u00e4matoporphyrin \u00fcbereinstimmte, als solches bezeichnet. Von einer Reindarstellung des Farbstoffs und einer erfolgreichen chemischen Analyse konnte nat\u00fcrlich nicht die Rede sein, da mir f\u00fcr die Untersuchung nur einige sehr kleine Knochenst\u00fccke zur Verf\u00fcgung , standen, deren Farbstoffgehalt sch\u00e4tzungsweise eine geringe Anzahl von Milligrammen betragen mochten.\nInzwischen habe ich die Absorptionserscheinungen der Ausz\u00fcge von braunroten tierischen ,Knochen im Violett spektrographisch genauer untersuchen k\u00f6nnen Und gefunden, da\u00df sie bei einem Salzs\u00e4uregehalt von ann\u00e4hernd 25\u00b0/o einen scharfen Violettstreifen auf etwa 410 pg liefern. Dieser Wert stimmt,gut mit demjenigen \u00fcberein, den ich bei ann\u00e4hernd 25\u00b0/oHCl enthaltenden Mischungen aus Porphyrinharn und Salzs\u00e4ure gefunden habe. Da der Violettstreifen der\n*) 1. c., Eppendorfer Festschrift, S. 202, 1914.\n2) C. Regler, Eug. Fraenkel und 0. Sch\u00fcmm, Zur:Lehre von der H\u00e4matoporphyria congenita, Deutsche med. Wochenschrift, 1913, Nr. 18.","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\n0. Sch\u00fcmm,\nPorphy^ine, soweit sie von mir daraufhin gepr\u00fcft sind, genau bestimmt werden kann, geben diese Beobachtungen einen wichtigen Anhaltungspunkt f\u00fcr die Beurteilung der fraglichen Farbstoffe. Da\u00df die im sichtbaren Spektrum auftretenden Absorptionserscheinungen der salzsauren Knochenausz\u00fcge \u00e4hnlich wie beim Farbstoff der Porphyrinharne etwas weiter nach Rot lagen als beim H\u00e4matoporphyrin-Nencki, habe ich in meiner fr\u00fcheren Abhandlung (S. 203) schon erw\u00e4hnt.\nDie Vermutung, da\u00df die salzsauren Ausz\u00fcge der por-phyrinhaltigen Tierknochen\tund\tder\tmenschlichen Knochen\nbei H\u00e4matoporphyria congenita zwar ein \u00fcbereinstimmendes Absorptionsbild im sichtbaren Spektrum zeigten, bez\u00fcglich des Violettstreifens aber Unterschiede b\u00f6ten, trifft anscheinend nicht zu, denn die Salzs\u00e4ureausz\u00fcge des menschlichen Knochens ergaben f\u00fcr den Ort des Violettstreifens bei genauer spektro-grammetrischer Bestimmung den fast gleichen Wert 410,7 pp.\nF\u00fcr die 3 Hauptstreifen fand ich bei der spektrographischen Untersuchung der ca. 23 \u00b0/o HCl enthaltenden Ausz\u00fcge von\nI\tHI\tVI\nmenschlichen Knochen bei H\u00e4matoporphyria congenita\t597\t554\t410,7\nbraunroten Schweineknochen\t597\t554\t410,3\nDie Lage der 3 Hauptstreifen zu einander ist damit nahezu die gleiche wie beim H\u00e4matoporphyrin-Nencki, es besteht aber eine merkliche Verschiebung des Absorptionsbildes nach Rot, die um so mehr beachtet werden mu\u00df, als sie in wiederholten Versuchen auch an dem scharf bestimmbaren Violettstreifen (VI) nachgewiesen werden konnte (410\u2014411 gegen 407,5 bei H\u00e4matoporphyrin-Nencki). Da sich kein Anhaltspunkt f\u00fcr die Annahme ergeben hat, da\u00df die Verschiebung durch einen gew\u00f6hnlichen Knochenbestandteil bedingt sei, so mu\u00df sie nunmehr mit Wahrscheinlichkeit als ein diesem Knochenfarbstoff und dem \u00abHarn-H\u00e4matoporphyrin\u00bb gleicherma\u00dfen eigent\u00fcmliches Merkmal angesehen werden.\nWie ich schon an anderer Stelle kurz erw\u00e4hnte, gelang es mir, d\u00fcnne Schliffst\u00fccke des menschlichen Knochens ohne irgend eine chemische Vorbehandlung zu spektroskopieren und","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das \u00ab H\u00e4matoporphyriri \u00bb aus Harn und Knochen. 197\ndavon auch spektrographische Aufnahmen herzustellen. Das Absorptionsbild der Knochenschliffst\u00f6cke zeigte eilte so nahe \u00dcbereinstimmung mit demjenigen des H\u00e4matoporphyrins, da\u00df der Knochenfarbstoff als ein \u00abH\u00e4matoporphyrin\u00bb aufgefa\u00dft werden mu\u00dfte, denn es war kein anderer reiner Farbstoff bekannt, der in seinem spektralanalytischen Verhalten mit dem Knochenfarbstoff besser \u00fcbereingestimmt h\u00e4tte als das H\u00e4matoporphyrin. Die spektrogrammetrische Bestimmung ergab f\u00fcr den Ort der Streifen des Knochenfarbstoffs:\n1. 617 MM, II. 5158 mm, III. 539,6 MP, IV. 502 MM, f\u00fcr das H\u00e4matoporphyrin-Nencki in Sodal\u00f6sung:\nI. 618,5 mm, \" II. 566,5 mm, III 540,5 mm, IV 505.5 mm- .\u00ab\nBei der Bewertung der Zahlen f\u00fcr das Spektrum der alkalischen L\u00f6sung ist zu ber\u00fccksichtigen, da\u00df seine Streifen teilweise nicht so scharf zu bestimmen sind wie die von stark salzsauren L\u00f6sungen.\nDer Sodaauszug1) des durch Schaben aus den Knochen gewonnenen Mehles ergab ebenfalls ein mit dem letzten nahe \u00fcbereinstimmendes Spektrum, nur der Rotstreifen (I) zeigte eine bedeutende Abweichung, er lag auf etwa 614 pp. Dieser Wert f\u00e4llt ziemlich genau zusammen mit demjenigen, der sich aus H. G\u00fcnthers Angaben \u00fcber das Porphyrin des Harnes2) ergibt: 619,5\u2014610; Mitte des Streifens demnach sch\u00e4tzungsweise 615 pp.\t* *\nF\u00fcr die braunroten Knochen eines Rindes fand ich:\nI. 617 mm, II. 572 mm, III. 541 mm, IV. (nur ann\u00e4hernd bestimmbar) 498 mm*\nF\u00fcr die braunroten Knochen eines Schweines :\nI. 616 mm, II. 571mm, HI* 539 pp, IV. (nur ann\u00e4hernd bestimmbar) 495 mm.\nEine ammoniakalische L\u00f6sung des aus dem menschlichen Knochen durch Salzs\u00e4ure ausgezogenen Farbstoffs gab\n\u2018) Die L\u00f6slichkeit des KnochenfarbstofTs in Sodal\u00f6sung ist teilweise von der verschiedenen Festigkeit der Knochen abh\u00e4ngig. In dem einen Falle lieferte das Feilpulver nach 6st\u00fcndiger Einwirkung von 1 \u00b0/# iger Sodal\u00f6sung einen Auszug, der deutlich das 4streifige Porphyrinspek-trum zeigte.\n*) 1. c., S. 137.","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"0. Sch\u00fcmm,\n4 Absorptionsstreifen auf 613,5, 560, 539, 503. Ebenso hergestellte L\u00f6sungen des Farbstoffs der braunen Knochen von 2 Schweinen gaben \u00fcbereinstimmend 4 Streifen auf 613, 561, 539, 503. In den genannten F\u00e4llen wie auch in einem 4. Falle (braunroter Knochen eines Rindes) gaben die ammoniaka-Iischen L\u00f6sungen des Farbstoffs nach Zusatz von Zinkchlorid das sogenannte Porphyrinspektrum.\nSeinem spektral analy tischen Verhalten nach kann der Farbstoff dieser Knochen somit nur als ein Porphyrin aufgefa\u00dft werden.1) Die, besonders \u00fcberzeugend am Violettstreifen, spektrographisch nachgewiesene Abweichung (Verschiebung nach Rot) gegen\u00fcber dem H\u00e4matoporphyrin-Nencki l\u00e4\u00dft es aber nicht zul\u00e4ssig erscheinen, das Porphyrin der Knochen mit dem H\u00e4matoporphyrin-Nencki zu identifizieren.\nNoch weniger stimmt es im spektralanalytischen Verhalten mit dem Mesoporphyrin \u00fcberein. Dagegen steht es dem Porphyrin des Harnes (der F\u00e4lle von G\u00fcnther, Roedelius und Sch\u00fcmm) anscheinend au\u00dferordentlich nahe. Die am salzsauren Auszug der Knochen f\u00fcr die beiden Hauptstreifen (I und III) beobachtete geringe Abweichung gegen\u00fcber der salzsauren L\u00f6sung des rohen Harnporphyrins (597 und 554 gegen\u00fcber 596 und 553) ist nicht aufgekl\u00e4rt. Ob die Farbstoffe mit einander v\u00f6llig identisch sind, mu\u00df einstweilen dahingestellt bleiben. An die endg\u00fcltige Einordnung in die Reihe der Porphyrine kann jedenfalls erst gedacht werden, wenn es gelungen sein wird, gen\u00fcgende Mengen des Farbstoffs aus den Knochen rein darzustellen und seine Zusammensetzung\n*) Wie ich in meiner Abhandlung \u00fcber das H\u00e4matoporphyrin-Nencki (diese Zcitschr., Bd. 90, S. 12) beschrieben habe, liefern L\u00f6sungen von H\u00e4mato-porphyrinchlorhydrat in 98\u00b0/o igem Alkohol, die eine Spur Salzs\u00e4ure enthalten, soda\u00df Kongopapier nicht oder nur eben erkennbar gebl\u00e4ut wird, im Grenzgebiet des sichtbaren und unsichtbaren Violett zwei eng benachbarte Absorptionsstreifen. Diese Erscheinung habe ich in sehr \u00e4hn-licher Art auch in Ausz\u00fcgen nachgewiesen, die aus dem menschlichen Knochen und dem des einen Schweines mit schwach salzs\u00e4urehaltigem Alkohol hergestellt waren.","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das \u00ab Hiimatoporphyrin \u00bb aus Harn und Knochen. 199\nmit chemischen Methoden zu erforschen. Dazu sind Mengen von Ausgangsmaterial notwendig, wie sie mir nicht entfernt zur Verf\u00fcgung standen.\nIn meiner Abhandlung1) hatte ich bei der Besprechung des Harnes von H. G\u00fcnthers Fall seinerzeit erw\u00e4hnt, da\u00df der salzsaure Auszug der durch Chlorbaryum und Soda hergestellten Farbstoff\u00e4llung des einige Wochen \u00e4lten (\u00fcber Chloroform aufbewahrten) Harnes au\u00dfer den bekannten Streifen des Porphyrinspektrums noch einen (bislang nicht beschriebenen) schmalen scharfen Streifen auf ungef\u00e4hr 462,5 pp zeigte. Eine n\u00e4here Untersuchung dieser Erscheinung war mir damals leider nicht m\u00f6glich, da mir kein Harn mehr zur Verf\u00fcgung stand. Ich kann deshalb auch nicht angeben, ob der salzsaure Auszug der aus frischem Harn in derselben Art gewonnenen Farbstoff\u00e4llung diesen Streifen ebenfalls geliefert h\u00e4tte. Diese Beobachtung gewinnt nun an Bedeutung, da es mir gelungen ist, auf spektrographischem Wege die gleiche Erscheinung auch an salzsauren Ausz\u00fcgen der braunen Tierknochen und der menschlichen Knochen bei H\u00e4matoporphyrie festzustellen. Ich f\u00fchre die hierhergeh\u00f6rigen Beobachtungen einzeln an:\n1.\tKnochen vom Schwein \u00ab1 *. Salzsaurer Auszug etwa Starker schmaler\n22\u201423 \u00b0/o HCl enthaltend. Streifen auf 463.\n2.\tKnochen vom Schwein \u00ab2\u00bb. 22\u201423\u00b0/\u00ab \u00bb\t* Starkerschmaler\nStreifen auf 463,5.\n3.\tKnochen vom Ochsen.\t22\u201423\u00ae'o \u00ab\t\u00bb Sehr starker schmaler\nStreifen auf 463,5.\n4.\tKnochen, vom Menschen\tM\u00e4\u00dfig starker schmaler\nbei H\u00e4matoporphyrie. 22\u201428\u00b0/\u00ab \u00bb\t\u00bb\tStreifen auf 463.\n5.\tFarbstoffniederschlag aus\tM\u00e4\u00dfig starker schmaler\n14 Tage altem Harn des\tStreifen etwa auf 162,5.\nFalles von H. G\u00fcnther. Etwa22\u00b0/oHCl enthaltend.\nSowohl bei der L\u00f6sung \u00ab5\u00bb der Harnfarbstoff\u00e4llung als auch bei der L\u00f6sung \u00ab4\u00bb aus dem menschlichen Knochen war der Streifen auf 463 im Verh\u00e4ltnis zu den Streifen des \u00absauren Porphyrinspektrums* viel schw\u00e4cher als bei den Ausz\u00fcgen aus\n\u2019) Festschrift des Eppendorfer Krankenhauses, 1914, S. 198, Anm. 2. Verlag von L. Vo\u00df, Leipzig-Hamburg.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCVf,\n14","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\t\u00d6. Sch\u00fcmm,\nden Ti\u00e8tknochen. Es handelt sich demnach offenbar um Farbstoffgemenge von wechselndem Mischungsverh\u00e4ltnis. Daf\u00fcr spricht auch der verschiedene Farbton der salzsauren Knochenausz\u00fcge. Die L\u00f6sung \u00ab2\u00bb war braunstichigrot, die L\u00f6sung \u00ab3\u00bb rotstichig-braun, die L\u00f6sung \u00ab4* rosa, verd\u00fcnnter violetutichig.\nDie Annahme, da\u00df der in den salzsauren L\u00f6sungen auf 463 pp beobachtete Streifen durch einen normalen Knochenfarbstoff bedingt sei, trifft offenbar nicht zu, denn ich habe ihn in salzsauren Ausz\u00fcgen normaler tierischer Knochen nicht gefunden. Der gelbe Farbstoff des normalen Knochenmarks kommt nach dem Ergebnis meiner Versuche ebensowenig in Betracht. Die Bedeutung des Streifens auf 463 wird sich vermutlich erst dann aufkl\u00e4ren lassen, wenn auch die Umwandlungsprodukte der Porphyrine bez\u00fcglich ihres spektralanalytischen Verhaltens genauer erforscht sein werden.\nDie erste grundlegende Untersuchung \u00fcber den Farbstoff der braunroten tierischen Knochen verdanken wir H. Tappeiner.1) Die Knochen stammten von 2 Schweinen. Wegen der Bedeutung von Tappeiners Untersuchungen f\u00fchre ich hier seine wichtigsten chemisch-spektroskopischen Befunde kurz an.\nDer mit Sodal\u00f6sung hergestellte Auszug der Knochen gab 4 Absorptionsstreifen, \u00abwelche in Lage und in Ausdehnung genau mit den Absorplionsstreifen des H\u00e4matoporphyrins in alkalischer L\u00f6sung, wie sie Hoppe-Seyler in seinem Handbuch der physiologisch* und pathologisch-chemischen Analyse 4. Auflage Seite 258 abbildet, \u00fcbereinstimmten. Nur in der Intensit\u00e4t der beiden mittleren Streifen Wich das Spektrum des Knochenfarbstoffs von dem des H\u00e4matoporphyrins ab, indem im Auszuge der Pigmentknochen der zweite Absorptionsstreifen (vom roten Spektralende ab gerechnet) schw\u00e4cher war als der dritte, w\u00e4hrend im Spektrum der alkalischen H\u00e4matoporphyrinl\u00f6sung der zweite Streifen st\u00e4rker ist als der dritte\u00bb. Ausz\u00fcge der Knochen mit schwefels\u00e4urehaltigem Alkohol (5 Gewichtsteile Schwefels\u00e4ure auf 100 Teile absoluten Alkohol) waren burgunderrot ; ihr Spektrum stimmte nach Tappeiner mit der Abbildung \u00fcberein, die Hoppe-Seyler f\u00fcr das Spektrum des H\u00e4matoporphyrins in schwefels\u00e4urehaltigem Alkohol gegeben hat. Auch nach\n*). H, Tappeiner, Untersuchung pigmentierter Knochen vom Schweine. Sitzungsberichte der Gesellschaft f\u00fcr Morphologie und Physiologie in M\u00fcnchen. I. 1885.","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"fber das \u00ab H\u00e4matoporphyrin > aus Harn und Knochen. 201\nwiederholtem Ausziehen mit neuen Mengen schwefels\u00e4urehaltigen Alkohols enthielt der Knochen noch einen Rest von Farbstoff, der sich pun leicht mit Sodal\u00f6sung ausziehen lie\u00df und das oben beschriebene vierstreifige Spektrum lieferte. Tappeiner gewann den Eindruck, als ob das H\u00e4matoporphyrin resp. der h\u00e4matoporphyrinhaltige Farbstoff in den Knochen in zwei Zust\u00e4nden enthalten sei, einem leicht ausziehbaren (pr\u00e4formierten) und einem in gewisser Weise gebundenen, in welchem er durch schwefels\u00e4urehaltigen Alkohol nur schwer, durch Alkalicarbotiatl\u00f6sung hingegen leicht ausgezogen werden k\u00f6nne. Auch die M\u00f6glichkeit, da\u00df ein Gemenge von Farbstoffen vorliegt, h\u00e4lt Tappeiner nicht f\u00fcr ausgeschlossen. Eine weitere Aufkl\u00e4rung lie\u00df sich nicht gewinnen, da das verf\u00fcgbare Material nicht ausreichte. Wie Tappeiner anf\u00fchrt, \u00abkonnte nur noch konstatiert werden, da\u00df der alkalische Auszug der Knochen wie diese selbst nachweisbare Mengen von Eisen nicht enthielten\u00bb.\nDas Gesamtergebnis der sp\u00e4teren Beobachtungen und Untersuchungen ist erst k\u00fcrzlich in der Abhandlung von 0. R. Teutschl\u00e4nder1) dargelegt worden, auf die ich hiermit verweise. Teutschl\u00e4nder hatte die Gelegenheit, in einem Falle die rotbraunen Knochen eines Schweines selbst eingehend zu untersuchen, und berichtet weiter \u00fcber zwei offenbar \u00e4hnliche F\u00e4lle, in denen es sich um die Knochen von Rindern handelte. Einschlie\u00dflich seiner eigenen z\u00e4hlt Teutschl\u00e4nder im ganzen 19 F\u00e4lle von tierischer Osteoh\u00e4mochromatose auf. Er zieht aus den vorliegenden Beobachtungen den Schlu\u00df, \u00abda\u00df der Farbstoff der tierischen Osteoh\u00e4machromatose ein endogenes Umwandlungsprodukt des Blutfarbstoffs darstelle und macht darauf aufmerksam, da\u00df in den F\u00e4llen, in denen bei der spektroskopischen Untersuchung der Knochen ein bekanntes Spektrum gefunden wurde, dieses das saure Porphyrinspektrum gewesen sei\u00bb.\nIn den \u00fcbrigen F\u00e4llen ist nicht nachgewiesen, da\u00df die Knochen frei von Porphyrin waren. Das gilt z. B. auch von den von. Boruttau\u2019)\n\u2018) 0. R. Teutschl\u00e4nder, Zur Kenntnis der Osteoh\u00e4mochromatose (\u00abTierochronose* *). Aus dem Institut f\u00fcr allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie, D\u00fcsseldorf. Virchows Archiv f\u00fcr Pathol. Anatomie Bd. 217, Seite 393, 1914.\n*) Vgl. den Bericht in der Abhandlung von M. Schmey, \u00dcber Ochronose bei Mensch und Tier. Aus dem Pathol. Institut des Krankenhauses Friedrichshain. Frankfurter Zeitschrift f\u00fcr Pathologie, Bd. XII, Heft 2, 1913, Seite 232.","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\n0. Sch\u00fcmm.\nuntersuchten Knochen, deren verd\u00fcnnter salzsaurer Auszug, wie Schmey berichtet, \u00abeine schmale und schwache Absporptionslinie in D und eine breite im Gr\u00fcn\u00bb erkennen lie\u00df. Weiter hei\u00dft es in dem Bericht \u00abdas Bild entspricht nicht dem des H\u00e4matoporphyrins ; eher ist an saures H\u00e4matin zu denken, dessen Spektralbild sehr wechselt je nach der S\u00e4ure und dem L\u00f6sungsmittel*. \u00abAm meisten \u00c4hnlichkeit hat dabei das spektroskopische Bild mit dem von saurem H\u00e4matin ; aber es ist ganz sicher von diesem auch verschieden. Man erh\u00e4lt \u00fcberhaupt kein Bild, das einem der gangbaren H\u00e4moglobinderivate entspricht.\u00bb Dieser Deutung des spektroskopischen Befundes mu\u00df man insofern zustimmen, als das geschilderte Absorptionsbild dem des H\u00e4matins in saurer L\u00f6sung nicht eigent\u00fcmlich ist, selbst wenn man die von der Art der Darstellung des H\u00e4matins abh\u00e4ngigen Schwankungen in der Lage der Streifen ber\u00fccksichtigt: vor allem scheint der Auszug der Knochen die dem H\u00e4matin eigent\u00fcmliche Absorption im Kot und Orange nicht gezeigt zu haben, da nichts davon erw\u00e4hnt ist. Dagegen d\u00fcrfte kaum die M\u00f6glichkeit auszuschlie\u00dfen sein, da\u00df es sich um ein atypisches Porphyr ins pektr um gehandelt hat. Als Ort der schwachen Absorptionslinie ist zwar angegeben \u00abin\u00bb D, also streng genommen auf 589 pp, w\u00e4hrend der Ort f\u00fcr den ersten Streifen des H\u00e4matoporphyrins-Nencki in 25% iger HCl-L\u00f6sung (okular gemessen) zu 595,8, der des Mesoporphyrins zu 592,7 ermittelt ist. Bekanntlich verschiebt sich aber die Streifengruppe der Porphyrine mit abnehmendem S\u00e4uregehalt der L\u00f6sung nach Violett, soda\u00df der erste Streifen in schw\u00e4cher HCl-haltigen L\u00f6sungen n\u00e4her an D gefunden wird. Dieser Fall w\u00fcrde aber auch bei der von Boruttau gepr\u00fcften L\u00f6sung Vorgelegen haben; denn, wenn auch keine bestimmte Angabe \u00fcber den Salzs\u00e4uregehalt des von Boruttau gepr\u00fcften Knochenauszugs vorliegt, so darf doch aus der Beschreibung *) geschlossen werden, da\u00df der Auszug bedeutend weniger als 25\u00b0/o HCl enthalten hat. Ob der von Boruttau beobachtete zweite Streifen im Gr\u00fcn als der II. Hauptstreifen eines Porphyrins aufgefa\u00dft werden kann, l\u00e4\u00dft sich ohne weiteres nicht entscheiden. Selbst die M\u00f6glichkeit, da\u00df er vielleicht nicht genau die dem Porphyrin eigent\u00fcmliche Form aufgewiesen habe, w\u00fcrde noch nicht gegen die Anwesenheit eines Porphyrins sprechen. Z. B. k\u00f6nnte er infolge der gleichzeitigen Anwesenheit eines anderen auch im Gr\u00fcn absorbierenden Farbstoffs breiter gewesen sein, als es hei einer reinen salzsauren Porphyrinl\u00f6sung der Fall w\u00e4re.\nNachdem von mir der Reihe nach in 4 F\u00e4llen von\n') \u00ab Die in Alkohol geh\u00e4rteten und konservierten Knochen wurden von Knorpel befreit, zu kleinen St\u00fccken zerkleinert und nach der oben angegebenen Methode mit konzentrierter Salzs\u00e4ure vom spezifischen .Gewicht 1,19 vollkommen ersch\u00f6pft. Diese wurde mit dem gleichen Volumen Wasser versetzt und spektroskopisch untersucht.\u00bb","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das \u00abH\u00e4matoporphyrin* aus Ham und Knochen. 203\ntierischer Osteoh\u00e4mochramatose ein Porphyrin gefunden ist, bin ich geneigt, anzunehmen, da\u00df ein Gehalt der Knochen an Porphyrin bei der Osteoh\u00e4mochromatose dieser Tierarten durchweg, wenn nicht sogar regelm\u00e4\u00dfig vorkommt. Welcher Anteil des GesamtfarbstotTgehalts der Knochen aus anderem Farbstoff als Porphyrin besteht, ist noch nicht gen\u00fcgend untersucht. In dem von Regler, Fraenkel und mir beschriebenen Falle von menschlicher Osteoh\u00e4mochromatose \u00fcberwog augenscheinlich bei weitem der Gehalt an Porphyrin.\nDie untersuchten farbstoflhaltigen Tierknochen verdanke ich der Freundlichkeit von Herrn Prof. Dr. Eug. Fraenkel, dem es nicht ohne M\u00fche gelungen war, sie im frischen Zustande der Untersuchung zug\u00e4nglich zu machen. Sie stammten teils von ausw\u00e4rtigen Schlachth\u00f6fen, teils aus Hamburg.\nAnmerkung. Zur Technik der Untersuchung sei bemerkt, da\u00df ich mich in allen F\u00e4llen der fr\u00fcher von mir genau beschriebenen Gitterspektralapparate bedient habe, und da\u00df eine genaue Untersuchung der oft sehr stark absorbierenden Knochenausz\u00fcge nur bei Anwendung einer starken Lichtquelle (am besten Nemstlampe) m\u00f6glich ist. Eine erfolgreiche spektroskopische oder spektrographische Pr\u00fcfung an Knochen-schliffst\u00fccken ist nur unter g\u00fcnstigen Umst\u00e4nden m\u00f6glich; die Schliffsl\u00fccke m\u00fcssen den Farbstoff dicht eingelagert enthalten und dabei doch durchscheinend genug sein. Ferner mu\u00df das Schliffst\u00fcck sehr dicht vor dem Spalt des Apparates angebracht werden und durch das von der Kondcnsorlinse entworfene Bild des Gl\u00fchstifts der Nemstlampe so stark wie m\u00f6glich beleuchtet sein.","page":203}],"identifier":"lit20601","issued":"1915-16","language":"de","pages":"183-203","startpages":"183","title":"\u00dcber das \"H\u00e4matoporphyrin\" aus Harn und Knochen","type":"Journal Article","volume":"96"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:35:46.087772+00:00"}