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{"created":"2022-01-31T15:15:26.119625+00:00","id":"lit20616","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Salkowski, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 97: 210-212","fulltext":[{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"Ober ehe Ausscheidung von palmitintauram Kalk aus Rinderga\u00fce.\n/ Ton\nE. Salkowski.\n(Aus der chemischen Abteilung des Pathologischen Instituts der Universit\u00e4t Berlin.) (Der Redaktion zugegangen am 6. April 1916.)\nIm Jahre 1902 habe ich\u00bb) mitgeteilt, da\u00df sich beim Aufbewahren von Rindergalle unter Chloroformzusatz autolytische Vorg\u00e4nge abspielen, welche im Laufe von etwa 2 Jahren u. a. zu einer erheblichen Zunahme des Ammoniakgehaltes (NHSN =s 14,4 \u00b0/o des Gesamt-N, w\u00e4hrend in -frischer Galle das NH,N nur etwa 0,6 \u00b0/o des Gesamt-N betragt) unter Verschwinden des sog. Gallenmucins, sowie zur Bildung eines \u00abwei\u00dfen\u00bb Bodensatzes ib;geringer Menge gef\u00fchrt hatten.\n\u00abDie mikroskopische Untersuchung zeigte\u00bb, so lautete der damalige Befund, \u00abda\u00df derselbe aus riesigen, wohl ausgebildeten Octa\u00ebdern von oxalsaurem Kalk bestand. Daneben f\u00e4nden sich Nadeln, teils in Form von Doppelb\u00fcscheln, teils in Ba\u00dfen geh\u00e4uft. Einige dieser Gruppen erinnerten sehr an Tyrosin, dieses lie\u00df sich aber nicht nachweisen, sondern nur Fetts\u00e4uren, was im Hinblick auf die alkalische Reaktion der Galle bemerkenswert erscheint.\u00bb\nDa diese Mitteilung in einer von den speziellen Fachgenossen wohl wenig gelesenen Zeitschrift erfolgt ist, hat sie naturgem\u00e4\u00df auch kaum Beachtung gefunden.\nVor etwa 1 */* Jahren fiel mir nun auf, da\u00df sich in einer Flasche, die durch Chloroform konservierte Rindergalle in einer Quantit\u00e4t von etwa l1/\u00ab Liter enthielt, ein reichlicher wei\u00dfer Bodensatz gebildet hatte, Ober das Alter dieser Galle kann ich nichts Bestimmtes tageben, vermutlich aber stammt sie aus derselben Zeit, in der ich mich mit diesem Gegenstand besch\u00e4ftigte, also etwa aus dem Jahre 1902.\nDer gelbr\u00f6tlich gef\u00e4rbte Inhalt der Flasche roch nur noch schwach nach Chloroform, am Korkstopfen waren einige Schimmelpilzfaden zu bemerken. Die mikroskopische Untersuchung ergab nur B\u00e4llen, und Nadelb\u00fcschel, sowie einzelne\n*) Therapie der Gegenwart, April 1902. Festnummer f\u00fcr E. v. Leyden.","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber eine Ausscheidung von palmilinsaurem Kalk aus Rindergalle. 211\nPilzf\u00e4den, von oxalsaurem Kalk war nichts zu bemerken. Der durch Abgie\u00dfen der Galle und Schl\u00e4mmen mit Wasser erhaltene, schlie\u00dflich auf einem Filter gesammelte, gewaschene und an der Luft getrocknete Niederschlag stellte eine kreidigwei\u00dfe; sehr leichte Masse dar, im Gewicht von 1,715g.\nBeim Erhitzen auf dem Platinblech verbreitete der Nieder-schlag einen fettigen Geruch, verbrannte dann mit leuchtender Flamme unter Hinterlassung einer erheblichen Quantit\u00e4t eines wei\u00dfen, in Wasser wenig l\u00f6slichen, stark alkalisch reagierenden R\u00fcckstandes, der sich als Calciumoxyd erwies. Es handelte sich also um das Calciumsalz einer organischen S\u00e4ure, vermutlich der Stearins\u00e4ure, Palmitins\u00e4ure oder \u00d6ls\u00e4ure. Beim Behandeln einer minimalen Quantit\u00e4t des Ca-Saizes mit Salzs\u00e4ure\nblieb ein fettiger, wei\u00dfer R\u00fcckstand, der mit Natriumcarbon\u00e4t\u00bb l\u00f6sung Seife bildete.\t^\t^\t;\n0,212 g des Niederschlages, \u00fcber H2S04 getrocknet, hinter-lie\u00df bei starkem Gl\u00fchen 0,0212 R\u00fcckstand = 7,14 e/0 Ga. Dieses stimmt so nahe mit dem Ca-Gehalt des Calciumpalmitats1)\n= 7,27 \u00b0/o, da\u00df an der Natur des Niederschlages kein Zweifel\nsein konnte.\nSoweit meine damaligen Notizen, die noch die Bemerkung enthalten: \u00abIn Gallensteinen ist k\u00fcnftig Fetts\u00e4ure zu suchen.\u00bb Elementaranalysen des Niederschlages sind nicht ausgef\u00fchrt, da sie bei nicht zuverl\u00e4ssig reinen Substanzen unter Umst\u00e4nden ^ m. E. eher geeignet sind, die Erkennung der N\u00e4t\u00fcr einer fraglichen Verbindung zu erschweren, als zu erleichtern.\nIch habe damals die Beobachtung nicht mitgeteilt, weil ich \u00fcber die Deutung des Befundes nicht im Klaren war. Inzwischen war sie in Vergessenheit geraten. Die h\u00f6chst \u00fcberraschenden Entdeckungen von H. Wieland und H. Serge \u00fcber die Natur der Choleins\u00e4ure usw. in dem soeben erschienenen Heft dieser Zeitschrift9) haben mich aufs neue daran erinnert.\nNachtr\u00e4glich habe ich nur noch den Schmelzpunkt der\n*) Richtiger w\u00e4re \u00abpalmitinat> ; leider hat sich die meiner Ansicht nach unrichtige Wortbildung \u00abpalmitat> usw. eingeb\u00fcrgert ; konsequenter\u00ab weisc m\u00fc\u00dfte man dann* * auch von \u00abCumat\u00bb, \u00abCholeat\u00bb usw.' sprechen\n\u2022) Bd. .97, S. 1.","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\t\u00c8. Salkowski, \u00dcber eine Ausscheidung usw.\ndem Kalksalz zugrunde liegenden S\u00e4ure bestimmt. Eine kleine Quantit\u00e4t des Ca-Salzes wurde mit Salzs\u00e4ure erhitzt, nach dem Erkalten, wobei sich Flocken ausscheiden, mit \u00c4ther ausgeschuttelt. Der heim Verdunsten des \u00c4thers bleibende R\u00fcckstand erstarrte sofort heim Erkalten strahlig-krystallinisch. Der Schmelzpunkt, in einem etwas weiten Kapillarrohr bestimmt, lag bei ca. 58\u00b0, der Erstarrungspunkt bei 54\u00b0. Nach der Heintzschen Tabelle,1) die freilich keine unbedingte G\u00fcltigkeit beanspruchen kann, w\u00fcrde es sich also um Palmitins\u00e4ure mit einer Beimischung von etwa 20\u00b0/o Stearins\u00e4ure handeln.\nEs unterliegt wohl kaum einem Zweifel oder ist mindestens sehr wahrscheinlich, da\u00df im vorliegenden Falle, sei es nun durch das autolytische Ferment, sei es durch die allerdings nur sp\u00e4rlich vorhandenen Schimmelpilze, eine Spaltung der \u00c7hole\u00efns\u00e2ure oder einer gepaarten Desoxychols\u00e4ure im Sinne der genannten Autoren stattgefunden hat.\nSowohl den wei\u00dfen Niederschlag, als auch die autolysierte Galle habe ich einstweilen zur weiteren Untersuchung auf-bewahrt.\nDie Entdeckungen von Wieland und Sorge scheinen mir eine neue Anschauung \u00fcber die Bildung der Gallensteine nahezulegen. Es scheint mir wohl denkbar, da\u00df die Spaltung der Desoxychols\u00e4ureverbindungen unter Ausscheidung von palmitinsaurem Kalk durch Bakterium coli oder anderer Darmbakterien bei der Bildung der Gallensteine eine wesentliche Rolle spielt.\nAllerdings k\u00f6nnte man bez\u00fcglich der Bildung von palmitinsaurem Kalk in der Gallenblase auch an einen \u00e4hnlichen Vorgang wie bei der Leichenwachsb\u00fcdung denken \u2014 dazu ist aber die Quantit\u00e4t des Fettes in der Galle wohl zu gering \u2014 oder an eine Zersetzung von Lecithin, Spaltungsprodukte desselben sind aber in frischer, nicht gefaulter Galle meines Wissens bisher nicht aufgefunden. Jedenfalls ist k\u00fcnftig auf etwaiges Vorkommen von Palmitins\u00e4ure bezw. palmitinsaurem Kalk in Gallensteinen zu achten.\n*) Hoppe-Seyler, Thierfelder Handbuch usw., 8. AufL, S. 64.","page":212}],"identifier":"lit20616","issued":"1916","language":"de","pages":"210-212","startpages":"210","title":"\u00dcber eine Ausscheidung von palmitinsaurem Kalk aus Rindergalle","type":"Journal Article","volume":"97"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:15:26.119631+00:00"}