Open Access
{"created":"2022-01-31T14:58:11.193568+00:00","id":"lit20617","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Stepp, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 97: 213-232","fulltext":[{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"!\nZur Kenntnis des Zuckerabbaus beim Diabetes mellitus.\nVon\nPrivatdozent Dr. W. Stepp.\n(Aas der medizinischen Klinik zu Giefien, Professor Dr. Voit)\n(Der Redaktion zagegangen am 8. April 1916.)\nDie alte Streitfrage, ob die Hyperglyk\u00e4mie beim Diabetes mellitus auf Storungen der Zuckerverwertung oder auf zu reieh-licher Zuckerbildung beruht, bat bis heute eine endg\u00fcltige Entscheidung nicht erfahren. Solange wir nicht den Zuckerabbau beim Gesunden in allen seinen Phasen \u00fcbersehen k\u00f6nnen, erscheinen\" Versuche, in den Koblenhydratst\u00f6ffwechsel beim Diabetiker einzudringen, nicht sehr aussichtsvoll. Dagegen wird es m\u00f6glich sein, gewisse Richtlinien f\u00fcr weitere Forschungen zu bekommen, wenn man sich Aufschlu\u00df \u00fcber die H\u00f6he des Kohlenstoffs im enteiwei\u00dften Blut verschafft Die Kohlenhydrate mit ihrem hohen Kohlenstoffgehalt m\u00fcssen st\u00e4rkere Schwankungen in deutlichen Ausschl\u00e4gen d\u00e9s \u00abKohl\u00ebnstoff-spiegels\u00bb anzeigen. Man vergegenw\u00e4rtige sich nun, da\u00df beim Diabetes der Blutzucker bis \u00fcber das lOfache <tar Norm an-steigen kann* Es werden hier gro\u00dfe Ausschl\u00e4ge in den Kdhlen-stoffwerten des Blutes zu erwarten sein. Der Traubenzucker enth\u00e4lt 40\u00b0/o Kohlenstoff, somit entsprechen dem normalen Blutzuckerwert von etwa 0,i\u00b0/o 40mg Kohlenstoff. St\u00e9igt der Blutzucker beim Diabetes auf das Mehrfache, so wird die auf ihn entfallende Kohlenstoffmenge f\u00fcr jede Steigerung um 0,19lo mit 40 mg in die H\u00f6he gehen. Nun bildet aber der auf den Blutzucker treffende Kohlenstoffwert nur einen Teil des im enteiwei\u00dften Blut vorhandenen Kohlenstoffs, zum gro\u00dfen Teil geh\u00f6rt er unbekannten Verbindungen an. Vergleichende Bestunmungea","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\tW. Stepp,\ndes Blutzuckers und des Kohlenstoffs im enteiwei\u00dften Blut von Diabetes-Kranken werden somit gestatten, das Verh\u00e4ltnis von Zuckerkohlenstoff zum Gesamtkohlenstoff*) und etwa hierin eintretende \u00c4nderungen klar zu \u00fcbersehen. Vielleicht lassen sich hierbei wichtige Aufschl\u00fcsse \u00fcber den Kohlenhydratabbau gewinnen.\nIch habe solche Untersuchungen ausgef\u00fchrt und dabei mich der im Laboratorium von Franz Hofmeister f\u00fcr die Ermittelung des sogenannten \u00ab Re s t ko h 1 ehs toffs \u00bb benutzten Enteiwei\u00dfung mit Phosphorwolframs\u00e4ure bedient.*) Diese Methode hatte f\u00fcr meine Zwecke erstlich den Vorteil, da\u00df nicht nur s\u00e4mtliche koagu-lablen Eiwei\u00dfk\u00f6rper einschlie\u00dflich des Serummukoids, sondern auch nicht eiwei\u00dfartige K\u00f6rper, wie die Harns\u00e4ure, und die Hauptmenge der \u00fcbrigen Purine, ferner h\u00f6here Fetts\u00e4uren und so gut wie alle im Blut kolloidal suspendierten K\u00f6rper entfernt werden.\nHierf\u00fcr habe ich bez\u00fcglich des Cholesterins und der Phosphatide den direkten Nachweis erbracht. Das Filtrat der F\u00e4llung von ca. 100 ccm Hundeblut wurde mit Baryumcarbonat neutralisiert und zur Trockne gebracht. Der R\u00fcckstand wurde pulverisiert und mit kochendem Alkohol extrahiert, ein Teil des alkoholischen Extraktes mit Natriumalkoholat verseift, dann in Wasser aufgenommen und mit \u00c4ther extrahiert. Der nach dem Verjagen des \u00c4thers verbleibende R\u00fcckstand wurde in wenig hei\u00dfem Alkohol gel\u00f6st und damit sowohl die Windaussche Digitoninprobe wie die Li ober mann sehe Reaktion angestellt. Beide Gelen negativ aus.\nDer andere Teil des alkoholischen Extrakts aus dem mit Baryumcarbonat eingedampften Filtrat wurde mit S\u00e4uregemisch verascht und dann mit Ammon, m\u00f6lybdat. nach Neumann auf Phosphors\u00e4ure gepr\u00fcft. Auch diese Probe fiel negativ aus.\nDurch die Phosphorwolframs\u00e4ure werden also aus dem Blut Cholesterin wie Phosphatide quantitativ ausgef\u00e4llt.\nDes weiteren eignete sich das Filtrat au\u00dfer zur Kohlenstoffbestimmung vorz\u00fcglich zur Ermittelung des Blutzuckers und des Gesamtacetons, es mu\u00dften sich ferner in ihm alle als Zuckerabbauprodukte in Frage kommenden K\u00f6rper finden.\nMancini, der zuerst Restkohlenstoffbestimmungen im Blute, das mit Phosphorwolframs\u00e4ure enteiwei\u00dft war, nach der von Spiro modifizierten Messingerscheh Methode ausgef\u00fchrt\n\u2022*) Gemeint ist der gesamte Restkohlenstoff des enteiwei\u00dften Bluts,\n\u2019) Mancini, Bioch. Zeitschr., Bd. 26, 1910, S. 149.","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Zuckerabbaus beim Diabetes mellitus. * * 215\nhat, berichtet \u00fcber seine Ergebnisse in zwei Arbeiten. Zu der ersten1) wurden vorwiegend Untersuchungen am Hundeblut und nur in drei F\u00e4llen an Menschenbkit ausgef\u00fchrt. In zweien davon handelte es sich um Placentarblut, in dem dritten um Blut einer Ur\u00e4mischen. Die Bestimmungen, die mit Serum ausgef\u00fchrt waren, ergaben, auf 100 ccm Serum berechnet, f\u00fcr das Placentarblut 173 und 179 mg, f\u00fcr das Ur\u00e4mieblut 214 mg Kohlenstoff. Wir m\u00f6chten hier gleich vorwegnehmen\u00bb da\u00df unsere Werte im Gesamtblut sich auch etwa in dieser H\u00f6he bewegen;\nDie von Mancini in seiner zweiten Arbeit1) erhaltenen Befunde an Blut von Gesunden und Kranken ergaben andere Werte. Sie m\u00fcssen hier au\u00dfer Betracht bleiben,' da sie unter \u00c4nderung der Methodik erhalten sind. \u00dcberdies hat Mancini Diabetikerblut nicht untersucht.3)\nDie von mir befolgte Technik schlo\u00df sich \u00e8ng der von Mancini im Hofmeisterschen Laboratorium bei seiner ersten\nArbeit ge\u00fcbten an. Auf besondere technische Einzelheiten, die mir\nwert erschienen, soll an anderer Stelle eingegangen werden.\n*) Biochem. Zeitschr., Bd. 26, 1210, S. 149.\n*) Biochm. Zeitschr., Bd. 32, 1911, S. 164.\n8) Die Angabe der Technik auf S. 165 der erw\u00e4hnten Arbeit ist, wie mir Herr Prof. Dr. Mancini auf meine Anfrage mitteiUe, infolge Druckfehlers vollkommen unrichtig. Er arbeitete vielmehr folgenderma\u00dfen k Er lie\u00df in einen 50 ccm 10\u00b0/oiger Fluornatriuml\u00f6sung enthaltenden Me\u00dfzylinder 50 ccm Blut einflie\u00dfen, f\u00fcgte 100 ccm Wasser zu, das 6 ccn\u00bb konzentrierte HfS04 enthielt, und f\u00e4llte mit 100 ccm 10*/t iger Phosphors\u00e4ure. Soweit die pers\u00f6nlichen Angaben Mancinis. ln der Arbeit hei\u00dft es \u00fcber die Verarbeitung des Filtrats: \u00abDas Ganze wurde filtriert und das ganze klare Filtrat in 2 gleiche Teile geteilt, die somit je 25 ccm Blut entsprachen. In denselben wurde nach der fr\u00fcher beschriebenen M\u00e9thode der Gehalt an Kohlenstoff durch \u00dcberf\u00fchrung in C0t bestimmt\u00bb.. Wehn Herr Mancini so gearbeitet hat, wie es hier beschrieben ist, so mu\u00dfte er viel zu niedrige Werte bekommen. Nach' dem Filtrieren bleibt in dem feuchten, sehr volumin\u00f6sen Niederschlag so viel Fl\u00fcssigkeit zur\u00fcck, da\u00df das Gesamtfiltrat nur etwa 55\u201460\u00ab/* des Gesamtvolumens nach der F\u00e4llung betr\u00e4gt. Das Gesamtfiltrat entspricht daher durchaus nicht der verwandten Blutmenge und es ist folglich nicht gestattet, Werte, die aus der H\u00e4lfte des Filtrats erhalten sind, auf die H\u00e4lfte des Blutes umzurechnen.","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nW. Stepp,\nIm Verlaufe von ca. 200 Einzeluntersuchungen (stets Doppelbestimmungen) fand ich beim gesunden Menschen und hei Leichtkranken mit nur unwesentlichen, den Stoffwechsel unseres Wissens nicht beeinflussenden St\u00f6rungen f\u00fcr 100 ccm Gesamtblut Kohlenstoffwerte zwischen 170 und 200 mg. Davon entfallen ca. 40 mg auf den Kohlenstoff des Blutzuckers, es verbleiben also ca. 130\u2014160 mg Kohlenstoff \u2014 \u00abNichtzucker-Kohlenstoff\u00bb \u2014, die sich auf den Harnstoff, die Monaminos\u00e4uren, die Acetonk\u00f6rper und unbekannte organisch\u00e8 Verbindungen verteilen. Da der Harnstoff nur 20\u00b0/o Kohlenstoff enthalt und die Menge des Harnstoffs im Bl\u00fcte etwa 45\u201473 mg betr\u00e4gt, so treffen auf den Kohlenstoff des Harnstoffs nur etwa 9\u201415 mg, also eine recht kleine Menge, wenn man ihr die gro\u00dfe Menge des auf unbekannte K\u00f6rper entfallenden Kohlenstoffs gegen\u00fcberstellt.\nWie liegen nun die Verh\u00e4ltnisse beim Diabetes? 1st hier das Anwachsen des Blutzuckers von einem entsprechenden Anstieg des Kohlenstoffs begleitet? Denken wir uns einen Diabetesfall mit 0,3 \u00ae/o Blutzucker ! Der Zuckerkohlenstoff w\u00fcrde hier 3 \u2022 40 = 120 mg betragen und es w\u00fcrde sich, vorausgesetzt, da\u00df die Menge des \u00fcbrigen Kohlenstoffs gleich bliebe, ein Bestkohlenstoff von 120 \u2014|\u2014 1451) = 265 mg ergeben. Und ein sehr. hoh\u00e9r Blutzuckergehalt m\u00fc\u00dfte zu ungeheuren Kohlenstoffzahlen f\u00fchren, bei 0,9\u00b0/\u00ab w\u00fcrde der Restkohlenstoff einen Wert von (9 \u2022 40) -f-145 == 505 mg erreichen.\nWie liegen nun die Verh\u00e4ltnisse in Wirklichkeit? Ich habe bei einer Reihe von Diabetesf\u00e4llen gleichzeitig den Restkohlenstoff und den Blutzucker bestimmt, bei verschiedenen wurden die Untersuchungen mehrmals wiederholt.\nIch ging so vor, da\u00df ich das Blut meist fr\u00fchmorgens dem noch n\u00fcchternen Patienten mit der Aderla\u00dfnadel entnahm und es in einem mit pulverisiertem Natriumfluorid beschickten Me\u00dfzylinder auffing. Es wurden je nach Bedarf etwas mehr als 50 \u00f6der 100 ccm entnommen. Dann wurde mit 10\u00ae/oiger\n*) 146 als Mittel des NichtzuckerkohlenstofTs, der zwischen 130 und 160 mg schwankt.","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Zuckerabbaus beim Diabetes mellitus. 217 ,\nPhosphorwolframs\u00e4ure enteiwei\u00dft. Nach vielen Versuchen erschien mir das folgende Verfahren am raschesten und sichersten zum Ziele zu fuhren. In einem gro\u00dfen (etwa 500 oder lO\u00d6\u00d6ccm) Me\u00dfzylinder wurde zuerst das 4 fache der zur Verarbeitung gelangenden Blutmenge an Wasser genau abgemessen (200 bezw. 400ccm), das Doppelte an 10Vo iger Phosphorwolframs\u00e4ure (10Q bezw. 200 ccm), dann auf je 100 ccm Fl\u00fcssigkeit je 2 ccm konzentrierte Schwefels\u00e4ure (6 bezw. 12 ccm) zugegeben. Das Ganze wurde mit dem Glasstab gut durchgemischt, und nun aus der Pipette unter lebhaftem R\u00f6hren die gew\u00e4hlte Blutmenge (50 bezw. 100 ccm) langsam einlaufen gelassen. Dann wurde das Volumfen notiert. Schon nach wenigen Minuten setzt sich der entstandene volumin\u00f6se Niederschlag zu Boden und man bekommt ein wasserklares Filtrat. In der Regel lie\u00df ich nach der F\u00e4llung das Ganze einige (mindestens 3) Stunden stehen und filtrierte dann. Die weitere Verarbeitung erfolgte erst nach .weiteren 12\u201424 Stunden. Nur in den seltensten F\u00e4llen trat b\u00e9im Stehen des Filtrates noch ein leichter Niederschlag auf, der dann durch Filtrieren entfernt wurde. Fur die Kohlenstoffbestimmungl die stets doppelt angesetzt wurde, gelangten in der Regel 50 ccm des Filtrats zur Verwendurig, weitere 50 bezw. 25 wurden zur Zuckerbestimmung nach Bertrand genommen (zuletzt auch hier stets Doppelbestimmungen \u00cf) Au\u00dferdem wurde regelm\u00e4\u00dfig der Stickstoff nach Kjeldahl und, wenn das Material reichte, das Gesamtaceton nach Schmitz-Embden bestimmt, Die Enteiwei\u00dfung mit Phosphorwolframs\u00e4ure eignet sich ganz vorz\u00fcglich zur Zuckerbestimmung im Gesamtblut. Nach ihrer Empfehlung durch Scheibler1) f\u00fcr die Zuckerisolterung \u00e4us eiwei\u00dfhaltigen L\u00f6sungen hat sie Waymonth-Reid* *) f\u00fcr die Blutzuckerbestimmung verwandt. Sp\u00e4ter hat sie Oppler\u00bb) w\u00e4rmstens empf\u00f6hlen. Er enteiwei\u00dfte nicht wie Reid in der W\u00e4rme, sondern in der K\u00e4lte und entfernte nach dem Filtrieren die Phosphorwolframs\u00e4ure mit Bleiacetat. Da es uns zuh\u00e4chst\n*) Zit. nach Abderhalden, Handbuch der biochem. Arbeitsmethoden, Bd. 2, S. 51.\n*) Ebenda, Bd. 5, S. 175.\ns) Diese Zeitschr., Bd. 64, 1910, S. 393 und Bd. 75, 1911, S. 7.","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\tW. Stepp,\nnur auf die Verwendung des Bertrandschen Verfahrens ankam, konnten wir das Filtrat ohne weitere Verarbeitung benutzen. Da\u00df das Vorhandensein der Phosphorwolframs\u00e4ure1) bei der Bertrandschen Zuckerbestimmung nicht st\u00f6rt, beweisen eigens angestellte vergleichende Zuckeranalysen im Blutplasma, in denen ich einmal mit Phosphorwolframs\u00e4ure, das andere Mal mit kolloidalem Eisenhydroxyd nach Michaelis und Rona enteiwei\u00dfte. Die Werte stimmten in der Regel auf den Tropfen KMn04 genau \u00fcberein,\nln folgendem seien kurz die Ergebnisse der Untersuchungen zusammengestellt:\nFall I) Pat. Lu..,, 33 Jahre alt, seit einigen Jahren Diabetes nachgewiesen, schwere Form.\n1.\tUntersuchung am 18. V. 15, am Tage zuvor in 2100 ccm Barn 10,5 g Zucker (polar, bestimmt) ausgeschieden.\nTagesmenge des Gesamtacetons 3,11 g.\nBlutzucker : 0,19 %.\nRest-Kohlenstoff : 222 mg.\nZucker-\t*\t: 76 \u00bb\nNichtzucker-\t\u00bb\t: 146 \u00bb\n2.\tUntersuchung am 11. VI. 15, am Tage zuvor in 1600 ccm Ham 19,2 g Zucker (polar.) ausgeschieden.\nTagesmenge des Gesamtacetons 1,28 g.\nBlutzucker: 0,144\u00b0/e. Gesamtaceton in 100Blut: 11 mg.\nRes t-Kohlenstoff : 206 mg.\nZucker-\t\u00bb\t: 57,6 \u00bb\nNichtzucker-\t\u00bb\t: 147,4 *\n3.\tUntersuchung am 1. XII. 15. Ausgebildetes Coma diabetic., 16 Stunden sp\u00e4ter f.\nBlutzucker: 0,5\u00b0/o. Gesamtaceton in 100 Blut : 5,5 mg.\nRest-Kohlenstoff : 401,8 mg.\nZucker-\t\u00bb\t: 200\t\u00bb\nNichtzucker-\t*\t: 201,8 \u00bb\nFall II, Pat. Goi....., 27 Jahre alt, mittelschwere bis schwere Form.\n' *) Ich benutzte stets das Mercksche Pr\u00e4parat.","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Znckerabbans beim Diab\u00e8tes mellitus. 219\nUntersuchung am 8. X. 15, n\u00fcchtern. Am Tage zuvor (1.Hafertag) in 4100ccm Urin 82g Zucker(polar;) ausgeschieden.\nTagesmenge des Gesamtacetons 12,5 g.\nBlutzucker: 0,31 \u00b0/o. Gesamtaceton in 100 Blut 8,2 mg Rest-Kohlenstoff : 226 mg.\nZucker-\t\u00bb\t: 124 *\nNichtzucker-\t*\t: 102 \u00bb\nF^l III, Pat. Dr.55 Jahre alt, leichte Forpn.\nUntersuchung am 8. X. 15 ambulatorisch; Pat ar\u00e4r 14 Tage vorher nach mehrw\u00f6chentlicher Behandlung entlassen worden; damals bei ca. 1000\u20141500 Urinmenge 5\u2014H) g Zuck\u00bb (polar.) in 24 Stunden ausgeschieden.\nBlutzucker : 0,28\u00b0/o. Gesamtaceton in 100 Blut 4,1 mg Rest-Kohlenstoff : 214 mg.\nZucker- . \u00bb\t:\t112\t\u00bb\t/\nNichtzucker-\t\u00bb\t:\t102\t*\nFall IT, Pat. B\u00fc....., 42 Jahre alt, mittelschwere bis schwere Form.\n1.\tUntersuchung am 12. X. 15, n\u00fcchtern. In den Tagen zuvor vorwiegend Gem\u00fcsedi\u00e4t, am 11. X, 15 3800 Urin mit 13,2 g Zucker (polar.).\n0,4\u00b0/o Blutzucker. Gesamtaceton in 100 Blut : 10,9 mg; Rest-Kohlenstoff : 213 mg.\nZucker-\t*\t:\t160\t*\nNichtzucker-\t\u00bb\t:\t53\t\u00bb\n2.\tUntersuchung am 16.1.16, n\u00fcchtern; am 15.1.16 5500 Urin mit 110 g Zucker (polar.)\nTagesmenge des Gesamtacetons 3,54 g, w\u00e4hrend der letzten 5 Tage nur Gem\u00fcse mit 100 Butter und Alkohol.\n0,44 \u00b0/o Blutzucker.\nRest-Kohlenstoff : 331,3 mg.\nZucker-\t*\t: 176\t\u00bb\u2022\nNichtzucker-\t*\t: 155,3 \u00bb\nFall T, Pat. Hi. .. ;. , 33 Jahre alt, schwere Form\nUntersuchung am 14. XII. 15, nicht n\u00fcchtern. Am 13. XII. 15 in 3600 ccm Urin 93,6 Zucker (polar.) ausgeschieden.\nTagesmenge des Gesamtacetons 1,17 g. . *\nHoppe-Seyler\u2019e Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCVII.\t.\t16\n?","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\tW. Stepp,\nIn den letzten Tagen vorwiegend Gem\u00fcse -|- 4 Eier -f* 80 g Butter.\n0.\t55.\u00b0/o Blutzucker.\nR est-Kohlenstoff : 285,3 mg.\nZucker-\t\u00bb\t:\t220\t\u00bb\nNichtzucker-\t\u00bb\t:\t65,3 \u00bb\nFall ?I, Pat. Kr....., 78 Jahre alt, leichte Form, Arteriosklerose, Emphysem.\nUntersuchung am 27. XII. 15, nicht n\u00fcchtern. Am 26. XII. 15 in 2000 Urin 6 g Zucker (polar.) ausgeschieden, kein Aceton, keine Acetessigs\u00e4ure.\nNahrung: gemischte Difit.\nBlutzucker: 0,24\u2022/\u2022*\nRest-Kohlenstoff : 209 mg.\nZucker-\t\u00bb\t:\t96\t\u00bb\nNichtzucker-\t\u00bb\t:\t113\t\u00bb\nFall YII, Pat. Se..... \u2014, 18 Jahre alt.\nSfeit wenigen Wochen erst subj. Beschwerden (starker Durst, Hunger usw.), vorher nicht behandelt.\n1.\tUntersuchung am 6. II. 16, nicht n\u00fcchtern, am Tage vorher in die Klinik aufgenommen, bisher gemischte Di\u00e4t. Am Tage der Blutentnahme werden in 5800 Urin 340 g Zucker (polar.) ausgeschieden.\nBlutzucker : 0,91 \u00b0/o;1) Gesamtaceton in 100 Blut: 10,4 mg.\nRest-Kohlenstoff : 353 mg.\nZucker-\t>\t: 364 \u00bb\t;\nNichtzucker-\t\u00bb\t: \u2014 \u00bb\n2.\tUntersuchung am 11. II. 16.\nPat. hatte am 6, II. frei gew\u00e4hlte gemischte Di\u00e4t, am 7. und 8. II. Gem\u00fcsetage, am 9. II. 1. Hafertag, am 10. II. 2. Hafer tag. An diesem Tage 2600 ccm Urin, kein Zucker (Trom-mer negat.) kein Aceton.\nBlutzucker: 0,445*/t. Gesamtaceton in 100 Blut 1,2 mg.\n*) Zucker im Plasma nach Enteiwei\u00dfung mit Eisen: 0,98*/\u2022.","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Zuckerabbaus beim Diabetes mellitus. 221\nRe st-Kohlenstoff : 163 mg.\nZucker-\t\u00bb\t:\t178\t\u00bb\nNichtzucker-\t\u00bb\t:\t\u2014\t\u00bb\n3. Untersuchung am 7. III. 16.\nIn den letzten Wochen bei strenger Di\u00e4t Kam stets v\u00f6llig zuckerfrei (Trommer negativ), vom 29. II. ab strenge Di\u00e4t und 25 g Brot, Hairn zuckerfrei. Am 6. II. 16. Gem\u00fcsetag, 1500 Urin, Nachtrommer, Aceton negativ.\nBlutzucker: 0,29 \u00b0/o.\nRest-Kohlenstoff254 mg.\nZucker-\t\u00bb\t:\t116\t\u00bb\nNichtzucker-\t\u00bb\t:\t145\t\u00bb\nFall TUI, Pat. Sto....... 26 Jahrealt, mittels\nschwerer Fall.\nU n t ersuchung am 16. II. 16, nachmittags 5 Uhr ; am 14. und 15. II. Gem\u00fcsetage; am 15. II. 16 in 1200 Urin 3,6g Zucker (polarim.) ausgeschieden. Tagesmenge des Gesamtacetons 0*62 g. Blutzucker: 0,409 \u00b0/o .Gesamtaceton in 100 Blut 44 mg.\nRest-Kohlenstoff : 255,5mg.\n' Zucker-\t\u00bb\t: 163,6\t^\nNichtzucker-\t\u00bb\t: 91,9 \u00bb\nEin kurzer Blick auf die Ergebnisse der Untersuchungen gen\u00fcgt, um sofort festzustellen:\nIn der \u00fcberwiegenden Mehrzahl der F\u00e4lle'ist der Rest-Kohlenstoff wesentlich niedriger, als man nach dem Anwachsen des Blutzuckers erwarten sollte. Der Blutzucker nimmt also einen erheblich gr\u00f6\u00dferen Teil des Rest-Kohlenstoffes in Anspruch als in der Norm und der Nichtzucker-Kohlenstoff wird kleiner. Betrachten wir nun die Befunde im einzelnen!\nUm m\u00f6glichste \u00dcbersichtlichkeit zu gewinnen und besonders die Beziehungen von Zucker- zu Nichtzucker-Kohlenstoff deutlich zu machen, habe ich im folgenden die Verh\u00e4ltnisse graphisch dargestellt. Die Figuren sind ohne weiteres verst\u00e4ndlich. Die. H\u00f6he der Rechtecke entspricht der H\u00f6he der Kohlenstoffwerte und zwar zeigt 1 mm je 2 mg Kohlenstoff an. In der Zusammen-. Stellung sind sie nach der H\u00f6he des Blutzuckers geordnet.\n. i\u00df*","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nW. Stepp, Tabelle 1.\nNormal.\nRest-C . . m 190 mg Zucker-C. s? 40 \u00bb (0,1 % Blutzucker) Nicht*\nzucker-C = 150 mg\nFall I\n(t. Untersuchung). Rett-G \u2022 =108 mg Zucker-C = 57,6 mg (0,144% Blutzucker) Nicht*\nzucker-C \u00ab1(7,4 mg\nTabelle 8.\nFall 1\n(1. Untersuchung) Rest*C . . = 222 mg Zucker-C. = 76 mg (0,19% Blutzucker) Nicht*\nzucker-C = 146 mg\nFall HI\tFall VII\nZucker-C. = US mg\t\u2022 *' \u00aet\n(0,28% Blutzucker) Z\u00aecw\u00bb;-C \u2022 * \u00ab\u2022 \"\u00bb\u00bb Nicht-\t(OJOVeWutzucker)\nzucker-C a tot mg\t\u201e . ..\nzucker-C = 145 mg\nFailli\nRest-C . . = 226 mg Zucker-C. = 124 mg (0,61 % Blutzucker) Nicht-\nzucker-Ca 102 mg","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Zuckerabbaus beim Diabetes mellitus. 223\nTabelle 3.\nFall IV\n(1. Untersuchung)\nRest*C . . \u00ab 213 mg Zucker-C . s 160 mg (0,4% Blutzucker) Nicht-\nzucker-C = 53 mg\nFall VIII.\nRest-C .ss *55,6 mg Zucker-C se 168,6 mg (0,409% Blutzucker) Nicht-\nzucker-C = 91,9 mg\nFall IV\n(2. Untersuchung)\nRest-C . * 331 mg Zucker-C ss 176 rag (0,44t/0 mutzucker) Nicht-\nzucker-C s= i&&,3 mg\nIm Normalblut macht die auf den Zucker entfallende Kohlenstoffmenge nur ungef\u00e4hr 1/5 des gesamten Restkohlen-stoffs aus. Die Hauptmenge, der \u00abNichUucker-K\u00d6hlen-stoff\u00bb, entf\u00e4llt zum gr\u00f6fiten Teil auf unbekannte Verbindungen. Wir haben oben diese Verh\u00e4ltnisse schon kurz aussmander-\ngesetzt. Beim Diabetes tritt \u2014 wenigste\u00bb-bei derMehrzahl der F\u00e4lle \u2014 eine ganz unerwartete Erschemung auf: Der Restkohlenstoff w\u00e4chst nicht in dem Ma6e, wie sich der Blutzucker-Kohlenstoff vermehrt, m. a. W. der Zucker-Kohlenstoff nimmt zu, der Nichtzucker-Kohlenstoff sinkt. So betr\u00e4gt der Nichtzucker-K\u00f6hlenstoff z, B. bei Fall III nur 102, bei hall IV nur 53, bei Fall V 63 mg. Geradezu unverst\u00e4ndlich erscheint auf den ersten Blick der Befund yon Fall VH,Unter-","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nW. Stepp,\nTabelle 4.\nFall VII\tFall!\n(t. Untersuchung)\t(3. Untersuchung)\nReat-C , . = 163 mg Reat-C .= 401,8 mg Zucker-C . = 178 mg Zucker- C = 200 mg '0,445% Blutzucker) (0,5% Blutzucker) lebt-\tNicht-\nzucker-C = 0 zucker-C * 801,8 mg\n8\nFall V\nRest-C . = 885,3 mg Zucker-C =880 mg (0,55% Blutzucker) Nicht-\nzucker-C = 65,3 mg\nFall VII\n(1. Untersuchung)\nRest-C . . =* 353 mg Zucker-C . = 364 mg (0,91% Blutzucker) Nicht-\nzucker-C = 0\nsuchung 1 und 2. In der ersten Untersuchung hat hier die Blutzuckerbestimmung einen Wert von 0,91 \u00b0/o, d. h. 910 mg Zucker in 100 Blut ergeben, die des Bestk\u00f6hlenstoffs 353 mg C. In 910 mg Glukose sind aber 364 mg Kohlenstoff enthalten. Der Bestkohlenstoff ist somit niedriger als der aus der Berechnung des Blutzuckers sich ergebende Zuckerkohlenstoff. Es gen\u00fcgt also hier nicht einmal der Bestkohlenstoff zur Deckung des Kohlenstoffwertes, der auf den Blutzucker allein entfallen mu\u00df. Eine zweite Untersuchung des","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"Zar Kenntnis des Zuckerabbaus beim Diabetes mellitus. 225\nBlutes bei demselben Patienten, der 5 Tage nach Ausscheidung einer Tagesmenge von 340 g Zucker im Urin keinen Zucker mehr aufwies, ergab den gleichen, zun\u00e4chst unerklfirlichen Ber fund. Auch diesmal war die Restkohlenstoffmenge kleiner als die dem Zuckergehalt entsprechende, im \u00fcbrigen waren beide Werte etwa auf die H\u00e4lfte gesunken.\nWie kann man nun diese beiden h\u00f6chst merkw\u00fcrdigen Befunde deuten? Sie sollen zun\u00e4chst besprochen werden.\t*\nOhne weiteres ist das eine klar, da\u00df der gesamte Restkohlenstoff unm\u00f6glich in seiner ganzen Menge auf den Blutzucker entfallen kann. Denn neben dem Blutzucker \u2022 existiertin dem mit Phosphorwolframs\u00e4ure enteiwei\u00dften Blut noch eine ganze Reihe von anderen kohlenstoffhaltigen Verbindungen. Beim Normalen macht ja der Zuckerkohlenstoff nur etwa1 is des Gesamtkohlenstoffs aus : ln erster Linie denken wir an die Nrhaltigen K\u00f6rper. Da\u00df sie in derselben Menge im Diabetikerblut vorhanden sind, wie im Blute des Gesunden, Zeigt die Bestimmung des Stickstoffs, die wir stets neben der d\u00e8s,Zuckers und des Kohlenstoffs durchgef\u00fchrt haben. Wir haben in 100 ccm Gesamtblut N-Werte zwischen 30 und 50 mg gefunden. Es wurde bereits erw\u00e4hnt, da\u00df davon ungef\u00e4hr 70 0/o ' atif den Stickstoff des Harnstoffs entfallen, und da\u00df somit der Harnstoffkohlenstoff auf etwa 9\u201415 mg zu sch\u00e4tzen w\u00e4re. Der Rest anderer stickstoffhaltiger Substanzen als Harnstoff beanspra\u00e7kt gleichfalls einige Milligramm Kohlenstoff. Sie lassen sich schwer absch\u00e4tzen, da es eine gro\u00dfe Zahl von stickstoffhaltigen K\u00f6ipem^^^^ ^^^^^^^^^^^^^^ gibt, wie z. B. gewisse Aminos\u00e4uren, die zu \u00fcber 50\u00b0/o nus f Kohlenstoff bestehen und bei denen auf 1 N-Atom 6\u20149C-Atome treffen. Doch das sind nur ganz grobe Absch\u00e4tzungen. Jedenfalls bleibt von dem Nichtzucker-Kohlenstoff, auch wenn wir bekannte Verbindungen, wie die Acetonk\u00f6rper, mit hohen Werten eiosetzen, ein betr\u00e4chtlicher Rest, von dem wir nicht wissen, welchen Verbindungen er angeh\u00f6rt.\t^ v\nWir kommen also nach diesen \u00dcberlegungen zu dem bindenden Schlu\u00df, da\u00df in dem Falle VII (Untersuchung 1 und 2) die Blutzuckerwerte zu hoch sein m\u00fcssen. An der Richtigkeit","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\tW. Stepp.\nder Analysen an sich kann nicht gezweifelt werden. Alle Kohlenstoffbestiramungen sind Doppelbestimmungen, die gut \u00fcbereinstimmen. Die Zuckeranalysen wurden zwar anfangs nicht stets, wie die Kohlenstoffbestimmungen, doppelt angesetzt, aber h\u00e4ufig durch eine Kontrolle auf ihre Richtigkeit gepr\u00fcft.1) Analytische Fehler k\u00f6nnen also nicht vorliegen. Wir m\u00fcssen nach einer anderen Erkl\u00e4rung suchen. Geben uns die verwandten Methoden die Gew\u00e4hr, da\u00df sie uns nun das anzeigen, was wir suchen ? Der Kohlenstoff wird als Kohlens\u00e4ure gewogen. Da kann eine T\u00e4uschung nicht vorliegen. Die Reaktion hingegen, die wir zur quantitativen Zuckerbestimmung verwenden, ist nicht nur der Glukose eigen, sondern einer ganzen Reihe von Substanzen, die die charakteristische Gruppe -CH OH. C0-besitzen. Die reduzierende Kraft einer L\u00f6sung ist nun wahrscheinlich abh\u00e4ngig von der Zahl dieser Gruppen, sie sagt uns aber nichts dar\u00fcber aus, ob an der reduzierenden Gruppe eine lange oder kurze Kohlenstoffkette h\u00e4ngt. Beim Traubenzucker kommt 1 Aldehydgruppe auf 6, beim Glycerinaldehyd z. B. nur auf 3 C-Atome. Es verm\u00f6chte also wahrscheinlich die Anwesenheit von Zuckern mit weniger als 6 G-Atomen den niedrigen Gesamtkohlenstoff zu erkl\u00e4ren.*) Es w\u00fcrde dann der Zuckerkohlenstoff einen wesentlich niedrigeren Wert ergeben und die \u00abparadoxe* Erscheinung verschwinden. Ober die reduzierende Kraft des Glycerinaldehyds, ausgedr\u00fcckt in Knpfer, konnte ich in der mir zug\u00e4nglichen Literatur leider nichts finden.\nJedenfalls verm\u00f6gen wir das eine mit aller Sicherheit zu sagen, da\u00df in dem einen Fall neben Traubenzucker ein anderer reduzierender K\u00f6rper mit entweder gr\u00f6\u00dferer Reduktionskraft oder niedrigerem Kohlenstoffgehalt als Traubenzucker im Blut vorhanden war.\n1st nun diese Auffassung euch bei den anderen Djabetes-f\u00e4llen mit den relativ zu niedrigen Kohlenstoffwerten geboten\nV Bei-dm' sp\u00e4teren Untersuchungen worden stets Doppelbestimmungen ausgef\u00fchrt. Die Differenz betrog bei der Titration mit Kohle 0,4, h\u00f6chstens 0,1\u20140,15 ccm. In der Regel stimmten sie auf den Tropfen.\n/ *) Die direkte Untersuchung auf Glycerinaldehyd mittels der \u00abK\u00e4lte-reduktion\u00bb wurde nicht vorgenommen.","page":226},{"file":"p0226s0001.txt","language":"de","ocr_de":"Druekfehlerberichtigiin\u00e7.\nAuf Seite 226, Fu\u00dfnote 1, Zeile 2 Ende und Zeile 3 Anfang soll es hei\u00dfen \u00abbei der Titration mit KMnO| h\u00f6chstens 0,1\u20140,15 ccm\u00bb (statt-\u2019hei der Titration mH Kohle 0,4 . . .)","page":0},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Zuckerabbaus beim Diabetes mellitus, 227\noder kommen noch andere Erkl\u00e4rungsm\u00f6glichkeiten in Frage? Eine scheint mir sehr wohl der Er\u00f6rterung wert. Nimmt man z. B. an, da\u00df die in den F\u00e4llen III, IV (t. Untersuchung) und V erhaltenen Reduktionswerte nur auf Glukose zu beziehen sind, so w\u00fcrde hier in der Tat der Nichtzuckerkohlenstoff gegen\u00fcber der Norm stark vermindert sein Diese Verminderung kann nicht die stickstoffhaltigen Kohlenstoffverbindungen betreffen, denn der Stickstoff hat den gleichen Wert wie inder Norm. Es mu\u00df sich also um die stickstofffreien Rohtenstoff-verbindungen handeln, \u00fcber die wir nichts N\u00e4heres wissen. Vielleicht finden sich in dem Nichtzucket-Kohienstoff jdes Gesunden Abbauprodukte des Zuckers, die Fehlingsche L\u00f6sung nicht mehr reduzieren. Diese w\u00fcrden in unseren Diabetesf\u00e4llen vermindert sein und man k\u00f6nnte zu folgender Vorstellung gelangen: Der Abbau des Zuckers ist gest\u00f6rt, es kommt zu einer Anh\u00e4ufung des Zuckers und zu einer Ver-minderung seiner Abbauprodukte im Blut Nehmen wir jedoch an, da\u00df an den Reduktionswerten nicht nur Glukose, sondern noch andere Substanzen Anteil haben, so yeHieren unsere quantitativen \u00dcberlegungen \u00fcber die Verteilung des Kohlenstoffs auf zucker- und nichtzuckerartige Verbindungen an Sicherheit. Wir wissen n\u00e4mlich nicht, wie gro\u00dfe Mengen der reduzierenden Substanzen den gefundenen Kupferwerten entsprechen, und kommen \u00fcber grobe Absch\u00e4tzungen nicht hinaus. Ist so der Wert f\u00fcr die reduzierenden K\u00f6rper unsicher, so verm\u00f6gen wir die ihnen entsprechende Kohlenstoffgr\u00f6\u00dfe nicht mehr zu berechnen, auch wenn wir weiter ihren prozentischen. Gehalt an Kohlenstoff wie beim Zucker mit 40 \u00b0/o annehmen. Es w\u00e4re sehr verlockend, hier im Anschlu\u00df an die Arbeiten von Em b deii und seinen Mitarbeitern1) an K\u00f6rper wie den Glycerinaldehyd und das Dioxyaceton zu denken.\nWie man sieht, ist die Deutung unserer Befunde au\u00dferordentlich schwierig und gestattet eine ganze Reihe von Annahmen, ohne da\u00df man einer davon einen besonderen Vorzug einr\u00e4umen k\u00f6nnte.\n') Gustav Embden, Ernst Schmitz und Maria Wittenberg, Diese Zeitsehr., Bd. 88, S. 210, 1913. Hierselbst finden sich Hinweise iif eine gro\u00dfe Zahl von Arbeiten, die hierher geh\u00f6ren.","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"2^8\tW. Stepp,\n'Au\u00dfer den Diabetesfallen mit relativ niedrigen Kohlenstoff werten haben wir auch solche, bei denen sich der Gesamtkohlenstoff um soviel erh\u00f6ht, als man nach dem Zuckerzuwachs von vorneherein erwartet h\u00e4tte. Besonders hoch ist er in dem Fall von Coma diabeticum. Hier wird der hohe Wert wohl \u2014 wenigstens zum Teil \u2014 auf die Acetonk\u00f6rper und zwar vorwiegend die \u00df-Oxybutters\u00e4ure zur\u00fcckzuf\u00fchren sein. Das Gesamtaceton ist geringer als bei anderen Diabetesf\u00e4llen.\nDie Frage \u00fcbrigens, ob beim Diabetes au\u00dfer Zucker noch andere reduzierende Substanzen im Blute kreisen, ist vielfach untersucht worden, ohne da\u00df sich \u00fcbereinstimmende Ergebnisse h\u00e4tten erzielen lassen. W\u00e4hrend eine Reihe von Autoren, wie Lyttkens und Sandgren,1 *) Sch\u00fcmm und Hegler1) und Paul Mayer3) nach vollkommener Verg\u00e4rung des Serums bezw. des Vollbluts noch reduzierende Substanzen nachweisen konnten, fanden Frank und Bretschneider4 *) im menschlichen Blut keinerlei Restreduktion. Ebenso ablehnend \u00e4u\u00dferten sich Griesbach und Stra\u00dfner.6) Neuerdings hat 0. Sch\u00fcmm6) in umfangreichen Untersuchungen das Problem der Restreduktion neu bearbeitet. Er kommt zu dem Ergebnis, da\u00df die Anschauung Griesbachs und Stra\u00dfners, wonach die Reductions- und Polarisationswerte praktisch durch die vorhandene Menge Traubenzucker bestimmt wurden, nicht zu Recht besteht. Es gelang ihm, mft aller Sicherheit das Vorhandensein von reduzierenden Substanzen in vergorenen Blutausz\u00fcgen nachzuweisen. Damit findet die \u00e4ltere Anschauung von dem Bestehen einer Restreduktion eine neue St\u00fctze. Wie gro\u00df der Umfang der Restreduktion beim Diabetes ist, wissen wir noch nicht mit Sicherheit. Nach unseren Befunden k\u00f6nnte man vielleicht fur manche Diabetesf\u00e4lle eine recht erhebliche Restreduktion erwarten. Man mu\u00df sich hierbei jedoch gegenw\u00e4rtig\n*) Biochem. Zeitsehr.\u00bb Bd. 31, S. 153, 1911.\n9) Zit. nach Sch\u00fcmm, Diese Zeitschr., Bd. 96, Heft 3, S.204,1915.\n*) Biochem. Zeitschrift, Bd. 50, S. 362, 1913.\n4) Diese Zeitschr., Bd. 71, S. 157, 1911; Bd. 76, S.233, 1912.\n\u2022) Ebenda, Bd. 88, S. 199, 1913.\n\u2022) Ebenda, Bd. 96, S. 204, 1915.\t1","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Zar Kenntnis des Zuckerabbans beim Diabetes mellitus. 229\nhalten, da\u00df manche niedere Zucker von Hefe vorz\u00fcglich vergoren werden. So fanden E. Buchner und J. Meisenlieimer,1) da\u00df die G\u00e4rf\u00e4higkeit des Dioxyacet\u00f6ns in einigen ihrer Versuche \u00abdirekt der des Traubenzuckersgleichkam\u00bb, w\u00e4hrend der Glycerinaldehyd nur sehr langsam und unvollst\u00e4ndig ver* *\u00bb goren wurde. Ferner ist zu bedenken, da\u00df es nach Ne\u00fcberg und Ishida*) eine \u00abzuckerfreie Hefeg\u00e4rung\u00bb gibt.\nDie Kohlenstoffbestimmung im enteiwei\u00dften Blut gestattet, \\ne man sieht, \u00fcberraschende Einblicke in den Kohlenhydrate Stoffwechsel. Sie zeigt, da\u00df die Verh\u00e4ltnisse im Blute des Diabetikers nicht einfach in der Weise eine \u00c4nderung erfahren, da\u00df der Blutzucker sich vermehrt, w\u00e4hrend sonst im Blut alles unver\u00e4ndert bleibt.8) Es treten vielmehr beim Diabetes gro\u00dfe Umw\u00e4lzungen im Gebiet der Kohlenhydrate auf. Aber wir sehen auch, da\u00df zwischen den einzelnen Diabetesf&len gro\u00dfe Differenzen bestehen, ja sogar bei dem einzelnen Fall, wenn man zu verschiedenen Zeiten untersucht. Es erscheint nicht unm\u00f6glich, auf diese Weise zu einer besonderen Gruppierung innerhalb des Diabetes zu gelangen. Wir halten es jedoch f\u00fcr verfr\u00fcht, jetzt schon bestimmtere Anschauungen auszusprechen.\nEndlich hat die Kohlenstoffbestimmung im Blute gezeigt, da\u00df es nicht ang\u00e4ngig ist, die bei der Blutzuckerbestinimung mit Hilfe von Reduktionsmethoden erhaltenen Werte ohne weiteres auf Zucker umzurechnen. In gewissen Diabetesf\u00e4llen sind sicher heben Zucker erhebliche Mengen von anderen reduzierenden Substanzen vorhanden.\nZusammenfassung.\t^\n1.\tIm Blut von Diabetikern, das mit Pho\u00e9phorwolfratiir s\u00e4ure enteiwei\u00dft ist, wird der sogenannte Restkohlenstoff bestimmt, um so bei gleichzeitiger Blutz\u00f9ckerbestimmuiig einen \u00dcberblick \u00fcber die Verteilung des Kohlenstoffs auf zuOker- und nichtzuckerartige Substanzen zu erhalten.\n2.\tDabei ergibt sich die \u00fcberraschende Tatsache, da\u00df in der Mehrzahl der F\u00e4lle der Restkohlenstoff nicht in dem Ma\u00dfe\n*) Ber. d. Deutsch. Chem. Ges., Bd. 43, S. 1773 (1910).\n*) Biochem. Zeitschr., Bd. 37, S. 142, 1911.\n\u2022) Von den Acetonk\u00f6rpern sei hier abgesehen.","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nW. Stepp,\nin di\u00bb H\u00f6he geht, wie man nach der Erh\u00f6hung des Blutzuckers erwarten w\u00fcrde. Rechnet man die dem Blutzucker entsprechende Kohlenst\u00f6ffmenge aus, so entf\u00e4llt die Hauptmenge des gesamten Restkohlenstoffs auf Zucker und es verbleibt nur eine kleine Menge von \u00abNichtzucker-Kohlenstoff\u00bb.\nDas Verh\u00e4ltnis von \u00abZucker-\u00bb zu \u00abNichtzucker-Kohlenstoff\u00bb ist also ganz anders als in der Norm.\n3. In einem Fall (bei zwei zeitlich auseinander liegenden Untersuchungen) wird ein auf den ersten Blick v\u00f6llig unverst\u00e4ndlicher Befund erhoben : Der Zuckerkohlenstoff ergibt einen h\u00f6heren Wert als der gesamte Restkohlenstoff. Ein methodischer Fehler kann nicht vorliegeni es gibt nur eine Erkl\u00e4rung: Die mittels der Bertrandschen Methode erhaltenen Reduktionswerte k\u00f6nnen unm\u00f6glich allein auf Glukose bezogen werden. Es m\u00fcssen au\u00dfer Glukose noch eine oder mehrere andere reduzierende Substanzen vorhanden sein, die entweder ein st\u00e4rkeres Reduktionsverm\u00f6gen oder einen niedrigeren Kohlenstoffgehalt haben als Glukose.\n4 Man wird daher in Zukunft die aus Blut durch Reduktionsmethoden gewonnenen Werte nicht mehr ohne weiteres als Zucker rechnen d\u00fcrfen.\nAnmerkung. Nach Abschlu\u00df der.vorstehenden Arbeit konnte ich bei einem weiteren Diabetesfall im Blut einen schon in der K\u00e4lte reduzierenden K\u00f6rper nachweisen. Die Reduktion betrug ca. */\u2022 der Gesamtreduktion in der W\u00e4rme. Es wird, sich empfehlen, in Zukunft mittels der \u00abK\u00e4ltereduktion\u00bb auf niedrige Zucker im Blute zu fahnden.\nAnhang\nAnalytische Belege.\nFall I.\n1.\tUntersuchung. 50 ccm Filtrat (entspr. 6,972 Blut) ergeben\n2. 0,0571 \u00bb COt Mittel 0,0573 g COa.\nF\u00fcr 100 Blut 0,811 g CO, Und 0,222 g C.\n2.\tUntersuchung. 50 ccm Filtrat (entpr. 7,045 Blut) ergeben\n1.\t0,0527 g CO,\n2.\t0,0539 \u00bb CQ,\nMittel 0,0533 g CO,.","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Zuckerabbaus beim Diabetes mellitus. 231\nF\u00fcr 100 Blut 0,756 g GO, und 0,206 g C.\n3. Untersuchung. 50 ccm Filtrat (entspr. 7,045 Blut) ergeben\n1.\t0,1046 g CO,\n2.\t0,1031 > CO,\nMittel 0,1038\u00bb CO,.\nF\u00fcr 100 Blut 1,507 g CO, und 0,4018 g C .\nFall II.\n5\u00d6 ccm Filtrat (entspr. 7,045 Blut) ergeben\n1.\t0,0591 g CO,\n2.\t0,0676 \u00bb CO,\nMittel 0,0583 g CO,.\nF\u00fcr 100 Blut 0,827 g CO, und 0,226 g C.\nFall III.\n50 ccm Filtrat (entspr. 7,045 Blut) ergeben\n1.\t0,0551 g CO,\n2.\t0,0559 \u00bb CQ,\nMittel 0,0555 \u00bb CO,.\nF\u00fcr 100 Blut 0,787 g CO, und 0,214 g C.\nFall IV.\n1. Untersuchung. 50 ccm Filtrat |\n1.\t0,0555 g CO,\n2.\t0,0547 \u00bb CQ,\n(entspr.\n\nergeben\nMittel 0,0551 \u00bb CO,.\nF\u00fcr 100 Blut 0,582 g CO, und 0,213 g C.\n2. Untersuchung. 25 ccm Filtrat (entspr. 3,5225) Blut ergeben\n1.0,0444 g CO,\n2. 0,0413 \u00bb CO,\nMittel 0,0428 g CO,.\nF\u00fcr 100 Blut 1,215 g CO, und 0,3313 g C. *\nFall V.\n50 ccm Filtrat (entspr. 7,045 Blut) ergeben\n1.\t0,0706 g CO,\n2.\t0,0768 \u00bb CO, .\nMittel 0,0737 g CO,.\nF\u00fcr 100 Blut 1,095 g CO, und 0,2853 g C.\nFall VI.\n50 ccm Filtrat (entspr. 7,045 Blut) ergeben .\n1.0,0536g CO,\n2. 0,0543 \u00bb CO,\nMittel 0,0540 g CO,.\nF\u00fcr 100 Blut 0,7683 g CO, und 0,209 g C.","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232 W. Stepp, Zur Kenntnis des Zuckerabbaus beim Diabetes mellitus.\nFall VII.\n1.\tUntersuchung. 50 ccm Filtrat (entspr. 5,449 Blut) ergeben\n1.\t0,0695 g CO,\n2.\t0,0716 \u00bb CO,\nMittel 0,0706 * CO,.\nF\u00fcr 100 Blut 1,2956 g CO, und 0,3534 g C.\n2.\tUntersuchung. 50 ccm Filtrat (entspr. 7,045 Blut) ergeben\n1.\t0,0417 g C\u00d6,\n2.\t0,0425 > CO,\nMittel 0,0421 \u00bb CO,\nF\u00fcr 100 Blut 0,5976 g CO, und 0,163 g C.\n3.\tUntersuchung. 50 ccm Filtrat (entspr. 7,045 Blut) ergeben\n1.\t0,0650g CO,\tI\n2.\t0,0664 > CO,\nMittel 0,0657 g CO,.\nF\u00fcr 100 Blut 0,932 g CO, und 0,254 g C.\nFall VIII.\n50 ccm Filtrat (entspr. 7,045 Blut) ergeben\n1.\t0,0651 g CO,\n2.\t0,0669 \u00bb CO,\nMittel 0,0660 g CO,.\nF\u00fcr 100 Blut 0,9368 g CO, und 0,2555 g C.","page":232}],"identifier":"lit20617","issued":"1916","language":"de","pages":"213-232","startpages":"213","title":"Zur Kenntnis des Zuckerabbaus beim Diabetes mellitus","type":"Journal Article","volume":"97"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:58:11.193574+00:00"}