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{"created":"2022-01-31T15:27:52.010891+00:00","id":"lit20621","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Oswald, Adolf","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 97: 264-268","fulltext":[{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Chemie dee Carcinome.1)\nVon\nAdolf Oswald (Z\u00fcrich).\n(Der Redaktion zagegangen am S. Mai 1916.)\nIm folgenden gebe ich einige auf das Nucleoproteid des Carcinoms sieh beziehende Befunde wieder. Ober das Vorkommen eines Nucleoproteids im Carcinomgewebe hat schon Petry* *) berichtet, doch keine n\u00e4heren analytischen Zahlen dar\u00fcber mitgeteilt.\nMeine Untersuchungen wurden an ca. 6 Kilo apfel- bis doppeltfaustgro\u00dfen Carcinomknoten aus der Leber angestellt, welche von einem Falle von prim\u00e4rem Magencarcinom mit Metastasenbildung in der Leber stammten, der im hiesigen Pathologischen Institut zur Sektion kam und dessen Leber mir in freundlicher Weise vom damaligen Vorsteher des Instituts, Prof. M. B. Schmidt, \u00fcberlassen wurde. Ich spreche demselben auch an dieser Stelle meinen besten Dank aus. Die Knoten stellten wei\u00dfe bis gelblichwei\u00dfe kompakte, derbe Massen dar, welche sorgf\u00e4ltig und restlos vom umgebenden Lebergewebe befreit wurden und vollst\u00e4ndig frei von Blut waren. Sie wurden in der Fleiscbhackmaschine zerkleinert und die Masse mit Wasser mehrere Male ausgezogen und jeweilen abgepre\u00dft. Die Prozedur wurde so lange wiederholt (7 mal), bis kein nennenswerter Niederschlag mehr auf Essigs\u00e4urezusatz im Auszug entstand. Die vereinigten Ausz\u00fcge wurden mit verd\u00fcnnter Essig-\n*) Die Untersuchungen wurden seinerzeit im chemischen Laboratorium der Landwirtschaftlichen Abteilung der Eidgen\u00f6ssischen Technischen Hochschule angestellt.\n*) E. Petry, Ein Beitrag zur Chemie maligner Geschw\u00fclste, Diese Zeitschr., Bd. 27, 8,398 (1899).","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Chemie des Carcinome.\t265\ns\u00e4ure versetzt, wobei ein im \u00dcberschu\u00df der S\u00e4ure unl\u00f6slicher, flockiger Niederschlag sich bildete. Derselbe wurde abfiltriert (Filtrat 1), in verd\u00fcnntem Alkali gel\u00f6st, die L\u00f6sung filtriert und das bernsteingelbe, klare Filtrat abermals mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert, wobei die Ausscheidung schneewei\u00df ausfiel (Nucleoproteid a).\nFiltrat I wurde mit verd\u00fcnnter Natronlauge neutralisiert und ein Teil davon mit der gleichen Menge ges\u00e4ttigter Ammon-sulfatl\u00f6sung versetzt. Es entstand ein wei\u00dfer flockiger Niederschlag (Globulinfraktion), der abfiltriert, mit halbges\u00e4ttigter Ammonsulfatl\u00f6sung gewaschen, dann gegen flie\u00dfendes und danach destilliertes Wasser dialysiert, schlie\u00dflich mit starkem Alkohol gefallt und getrocknet wurde. Das Filtrat der Globulinfraktion wurde,mit Ammonsulfat in Substanz ges\u00e4ttigt, wobei eine Albuminfraktion ausfiel, die abfiltriert, durch Dialyse voir anhaftendem Ammonsulfat befreit und in gleicher Weise wie das Globulin gef\u00e4llt und getrocknet wurde.\nDer gr\u00f6\u00dfere Teil des Filtrates^wurde mudi der Neutralisation auf freier Flamme bis zum Sieden geronnene Eiwei\u00df abfiltriert. Das klare Filtrat wurde alsdann mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure versetzt, wobei sich ein langsam ausscheidender Niederschlag bildete (Nucleoproteid b).\nIn Nucleoproteid a wurde der Phosphorgehalt bestimmt. Er erwies sich als 1,10\u00b0/o ausmachend. Die Bestimmung wurde durch Veraschung im Nickeltiegel mit \u00c4tznatron und Salpeter, Aufnahme der Schmelze in Wasserj F\u00e4llen mit Ammonium-molybdat und \u00dcberf\u00fchrung in das Magnesiumsalz bewerkstelligt.\n0,4343 g Substanz gaben 0,0169 g MgPtOT.\nDesgleichen wurde der Phosphorgehalt des Nucleo-proteids b bestimmt Derselbe betrug l,28\u00b0/o.\n0,0191 g Substanz gaben 0,00533 g MgP,0T.\nWeiterhin wurde die Globulinfraktion auf Phosphor untersucht. Sie enthielt 0,33\u00b0/o.\n0,4126 g Substanz ergaben 0,0049 g MgP,Or\nEbenso die Albuminfraktion. Sie enthielt 6,12\u00b0/\u00ab P.\n0,8118 g Substanz ergaben 0,0036 g MgPgO,.","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"2661\tAdolf Oswald,\n> Nun wurde aus Nucleoproteid a mittels Pepsinverdauung das Nuclein dargestellt. Zu diesem Zwecke wurde eine Fraktion mit 75 ccm 0,3\u00b0/eiger Salzs\u00e4ure versetzt, dazu trockenes Pepsin hinzugesetzt und in den Brutschrank gestellt. Nach 14 Tagen wurde der braune unl\u00f6sliche Anteil abfiltriert, in verd\u00fcnntem Alkali gel\u00f6st, die L\u00f6sung mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert, der Niederschlag abfiltriert, mit Wasser gewaschen, getrocknet und pulverisiert. Das braune Pulver enthielt l,24\u00ae/o Phosphor und 0,68\u00b0/o Ersen.\nDer Eisengehalt wurde in der gleichen Portion Substanz bestimmt wie der des Phosphors. Die Substanz wurde in der angegebenen Weise im Nickeltiegel mit \u00c4tznatron und Salpeter verascht, die Asche in Wasser aufgenommen, die L\u00f6sung anges\u00e4uert und filtriert und das Filtrat wiederum alkalisch gemacht. Das ausgeschiedene Eisenhydroxyd wurde auf einem aschefreien Filter gesammelt, dieser getrocknet und gegl\u00fcht und das Eisen als Oxyd gewogen. Im Filtrat des Eisenhydroxyds wurde der Phosphor in der oben angegebenen Weise bestimmt.\n0,1940 g Substanz gaben 0,0087 g MgP,07 und 0,0019 g FeaOs.\nEbenso wurde das Hitzekoagulat des w\u00e4sserigen Car-cinomauszuges der Pepsinverdauung unterworfen. Dabei wurde ein Nuclein erhalten, welches 0,84\u00b0/o P und 1,47% Eisen enthielt.\n0,1068 g Substanz ergaben 0,0033 g MgP,07 und 0,0023 g FeaO,.\nEs zeigte sich also, da\u00df das Carcinomgewebe sowohl in der Globulin- wie in der Albuminfraktion ein Nucleoproteid enthielt, welches teilweise durch verd\u00fcnnte Essigs\u00e4ure fallbar und, wie das von dieser K\u00f6rperklasse bekannt ist, in neutraler L\u00f6sung in der Siedehitze nicht gerinnbar war. Sowohl der durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbare wie der durch Siedehitze geronnene Anteil erwies sich als eisenhaltig.\nEs mag nun der Phosphor- und Eisengehalt des auf gleiche Weise aus Lebergewebe gewonnenen Nucleoproteids den angef\u00fchrten Befunden gegen\u00fcbergestellt werden.\nOber die Zusammensetzung des Nucleoproteids vom Men-","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Chemie des C&rcinomi.\t267\nsehen habe ich keine Angaben in der Literatur gefunden. Dagegen sind f\u00fcr S\u00e4ugetiere folgende Zahlen angegeben:1)\nPhosphorgehalt: Eisengehalt:\nKaninchen........... 2,06\u00ae/\u00ae\t0,18\u20140,44\u00ae/* *\nSchwein. ...... 2,32\u20143,18\u2022/\u2022\t0,55\u20141,93\u00ae/o\nRind................ 2,9 */\u2022\t0,18\u20140,19\u00ae/\u00ab.\nMan ist wohl berechtigt, bis spezielle Untersuchungen vorliegen, das Nucleoproteid des Menschen als dem des Om-\nnivoren Schweines in seiner Zusammensetzung am n\u00e4chsten kommend anzusehen. Dasselbe zeigt unter den drei Tiergattungen die h\u00f6chsten Werte sowohl f\u00fcr den Phosphor wie f\u00fcr das Eisen. Meine Befunde lassen sich zwar; was den Eisengehalt anbelangt, nicht ohne weiteres mit diesen vergleichen/weil ich bl\u00f6\u00df den des abgespaltenen Nucleins bestimmt habe, doch scheint er auf jeden Fall geringer gewesen zu sein als der des Lebernucleoproteids, da er den f\u00fcr dieses beim Schweine gefundenen Minimalwert nur um ein weniges \u00fcbertrifft und hinter dem Maximalwert zur\u00fccksteht. N\u00e4here Schl\u00fcsse lassen sich allerdings nicht ziehen. Auch der Phosphorgehalt ist geringer als der des Lebernucleoproteids.\nEs mag dahingestellt sein, ob das Vorkommen von Eisen im Nucleoproteid des Lebercarcinoms als Best\u00e4tigung daf\u00fcr angesehen werden darf, da\u00df die Zellen der Garcinommetastasen sich in ihrem chemischen Bau denen des von der Metastase ergriffenen Organs anpassen. Dieser Schlu\u00df ist nicht ohne weiteres gerechtfertigt, da Nucleoproteide vielfach eisenhaltig sind. So ist z. B. im Nucleoproteid des Pankreas 0,13 \u00b0/o Eisen\n(neben 1,76 \u00b0/o Phosphor) gefunden worden.*) Immerhin wfll ich bemerken, da\u00df ich im Thymusnucleoproteid und in dem der Schilddr\u00fcse kein Eisen gefunden habe. 3) Es w\u00e4re darum interessant gewesen, das Nucleoproteid aus Carcinomgewebe,\n*) Scaffidi, V., \u00dcber die Verteilung des Eisens in der Leber. Diese Zeitschr., \u00dfd. 54, S. 448 (1908); Ders., \u00dcber das Nukleoproteid der Schweinsleber, Ebenda, Bd. 58, S. 272 (1909).\n*) Umber, F., Das Nukleoproteid des Pankreas, Zeitschr. f. klin. Med., Bd. 40, S.464 (1900).\na) Verwendet wurden 0,5448 g Thymusnukleoproteid und 0,2584 g Nukleoproteid aus der Thyreoidea.\nHoppe-Seyler\u2019* Zeitschrift f. physiol. Chemie, XCVII.\t19","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nAdolf Oswald, Zur Chemie des Carcinoms.\nherr\u00fchrend aus einem anderen Organ als Leber, zu untersuchen, doch standep mir leider keine Tumoren in ausreichender Menge zur Verf\u00fcgung.\nMit dem Eisengehalt des Nucleoproteids hat jedenfalls das Vorkommen von Eisen in den Lebercarcinomzellen, wie ihn Schwalbe1) schildert, nichts zu tun. Schwalbe hat in mikroskopischen Schnitten von Lebercarcinom die Berlinerblaureaktion bekommen und zwar zeigte sich ein in den Zellen in braunen K\u00f6rnchen abgelagertes Pigment eisenhaltig. Dieses locker gebundene Eisen ist nicht zu identifizieren mit dem des Nucleoproteids.\n*) Schwalbe, E., Ober Eisen in Carcinomzellen, Zentralbl. f. allg. Path. u. path. Anat., Bd, 12, S. 874 (1901).","page":268}],"identifier":"lit20621","issued":"1916","language":"de","pages":"264-268","startpages":"264","title":"Zur Chemie des Carcinoms","type":"Journal Article","volume":"97"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:27:52.010897+00:00"}