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{"created":"2022-01-31T14:34:52.948934+00:00","id":"lit20629","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Ellinger, Alex","role":"author"},{"name":"Otto Riesser","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 98: 1-10","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des im Harn nach Trionalvergiftung auftretenden\nPorphyrins.\nVon\nAlexander Ellinger und Otto Rieaser.\nMit einer Tafel.\n(Aus den pharmakologischen Institut der Universit\u00e4t Frankfurt a. M.)\n(Der Redaktion Zug\u00e4ngen am 12. Juli 1916.)\t\u2018\nDer rote Farbstoff, der im Harn nach Sulfonal- bezw. Trionalvergiftung schon bald nach Einf\u00fchrung dieser Schlafmittel in die Therapie beobachtet wurde, ist von Anfang, an als H\u00e4matoporphyrin bezeichnet worden, obwohl einzelne Beobachter auf Unterschiede im Verhalten beider Farbstoffe hinwiesen. Die Identifikation mit dem H\u00e4matoporphyrin erfolgte haupts\u00e4chlich auf Grund des spektroskopischen Verhaltens! \u2019Die zahlreichen Fehlerquellen dies\u00e9r Untersuchungsmethoden sind aber z. T. erst in neueren Arbeiten namentlich vomO. Schum'm *) aufgekl\u00e4rt worden. Im ganzen galt bis vor kurzem der pathologische Harnfarbstoff als H\u00e4matoporphyrin. Diesem Produktder Einwirkung von S\u00e4uren auf H\u00e4matin extra corpus wurde damit eine biologische Bedeutung beigelegt, obwohl bisher das H\u00e4mato-porphyrin mit Sicherheit im Tier- und Pflanzenk\u00f6rper nie nachgewiesen ist. Auch f\u00fcr die Annahme, da\u00df das eisenfreie H\u00e4matoporphyrin ein Zwischenprodukt bei der Bildung des Gallenfarbstoffs\naus dem eisenhaltigen Blutfarbstoff sei (Nenclri), fehlt bisher jeder Beweis. Es empfiehlt sich deshalb, nach dem Vorgang von H. Fischer statt von H\u00e4matoporphyrinurie von Porphyrinurie zu sprechen und als Porphyrine eine Gruppe von Farbstoffen zu bezeichnen, die mit dem H\u00e4matoporphyrin selbst eine Reihe ihm chemisch nahestehender komplizierter Pyrrol-farbstoffe von \u00e4hnlichem spektroskopischem Verhalten zusammenfa\u00dft.\n' ___________ X\n*) Piese Zeitschr., Bd. 90, S. 1, Festschrift des Eppendorfer Krankenhauses zum 25j\u00e4hrigen Jubil\u00e4um. Leipzig 1914, S. 198.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCVIII.\n1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\tAlexander Ellinger und Otto Riesser,\nDie verschiedenen Arten von Porphyrinurie sind vor wenigen .lahren von G\u00fcnther1) namentlich nach ihrem klinischen Verhalten ausf\u00fchrlich beschrieben worden, und im vergangenen Jahre hat H. Fischer in M\u00fcnchen aus dem Harn und Kot des G\u00fcnthersehen Patienten mit angeborener Porphyrinurie zwei Porphyrine rein dargestellt und analysiert.2) In seinen ausgezeichneten Arbeiten hat Fischer auch \u00fcber die Konstitution des \u00abHarnporphyrins\u00bb und des \u00abKotporphyrins\u00bb, das sich auch im Harn findet, wichtige Tatsachen festgestellt und die Verschiedenheit beider Farbstoffe vom H\u00e4matoporphvrin bewiesen. Ein wesentlicher Unterschied zeigt sich besonders im Gehalt an Carboxylgruppen. Die wahrscheinlichsten Formeln der drei Porphyrine sind nach Fischer:\nUrinporphyrin: C40H36N4O1# (mit 7 COOH-Gruppen)\nKotporphyrin: C33H3fiN408 (mit 3 COOH-Gruppen)\nH\u00e4matoporphyrin: C34H38N406 (mit 2 COOH-Gruppen).\nAuch ein Porphyrin mit 4 COOH-Gruppen scheint Fischer in H\u00e4nden gehabt zu haben. Bez\u00fcglich der Entstehung und biologischen Bedeutung dieser Porphyrine stellt Fischer die Hypothese auf, da\u00df sie durch Ersatz von H durch COOH aus einem dem H\u00e4min entsprechenden Porphyrin mit 2 Carboxylgruppen entstehen. Durch diese Carboxylierung werde ein nicht harnf\u00e4higes Blutfarbstoffderivat in ein l\u00f6sliches und harn-f\u00e4higes umgewandelt, gleichsam entgiftet. Die naheliegende Annahme, da\u00df das Urinporphyrin mit 7 COOH-Gruppen das prim\u00e4re Produkt sei, aus dem durch C03-Abspaltung das Kotporphyrin mit 3 COOH-Gruppen sekund\u00e4r entstehe, k\u00f6nne nicht zu Recht bestehen, da Fischer weder durch F\u00e4ulnis noch durch Verf\u00fctterung einen \u00dcbergang von Urinporphyrin in Kotporphyrin erzielen konnte. Auch der Befund, da\u00df nach sub-cutaner Injektion das Kotporphyrin fast ganz im Kot, das\n*) H. G\u00fcnther, Deutsch. Arch. f. klin. Med., Bd. 105.\n*) Diese Zeitschr., Bd. 95, S. 34, Bd. 96, S. 184 (1915). Vgl. auch die Monographie von H. Fischer \u00fcber Blut- und GallenfarbstofTe in den \u00abErgebnissen der Physiologie\u00bb, 15. Jahrgang, S. 185 und 791. In letzter Zeit, nach Abschlu\u00df dieser Arbeit, erschienen folgende weitere Abhandlungen \u00fcber das gleiche Thema: Diese Zeitschr., Bd. 97, S. 109 u. 148 (1916).","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"Kenntnis des im Ham nach Trionalvergiftung auftr. Porphyrins; 3\n! ; \"\u2022 \u2022 / '\n\u00fcrinporphyrin ausschlie\u00dflich im Harn ausgeschieden Wird, schlie\u00dft nach Fischer die M\u00f6glichkeit aus, da\u00df letzteres das prim\u00e4re Produkt ist.\nFischer selbst sieht in dem angenommenen Vorgang der Carboxylierung, dessen rein chemischer Erkl\u00e4rung sich zweifellos erhebliche Schwierigkeiten entgegenstellen, einen bisher ohne Analogie dastehenden biologischen Proze\u00df. Es darf vielleicht darauf hingewiesen werden, da\u00df bisher auch and\u00ebre Auffassungen m\u00f6glich sind, insbesondere die, da\u00df sich beide Porphyrine, ohne da\u00df ein \u00dcbergang des einen in das andere angenommen werden m\u00fc\u00dfte, aus einem bei der biologischen Farbstoffbildung aus Pyrrol- bezw. Indolderivaten prim\u00e4r entstehenden, komplizierteren Kondensationsprodukt ableiten. Dadurch w\u00fcrden die von Fischer entdeckten Porphyrine als Vorstufen beim Aufbau des Blutfarbstoffs, nicht als Glieder s\u00ebines Abbaues, zu betrachten sein, und die kongenitale H\u00e4matoporphyrinurie gew\u00e4nne eine ganz besondere Bedeutung f\u00fcr das Studium der Blutfarbstoff bildung.\nIn seiner ersten Mitteilung hat Fischer auf die Bedeutung hingewiesen, die der Aufkl\u00e4rung auch des bei Sulfonal- bezw. Trionalvergiftung im Harn auftretenden Porphyrins bezw. seiner etwaigen Identifizierung mit einem der von ihm bei kongenitaler Porphyrinurie entdeckten Porphyrine zukomme. Wir haben daher, als uns vor kurzem ein stark gef\u00e4rbter Harn hach Trionalvergiftung durch Herrn Prof, von Noorden \u00fcberwiesen wurde, die Gelegenheit gerne benutzt, um zur Kl\u00e4rung dieser Frage beizutragen.\t\u00ab\n\u00dcber die klinischen Daten hat v. Noorden1) berichtet. Es standen uns nur zwei Liter des stark gef\u00e4rbten sauer reagierenden Harnes zur Verf\u00fcgung. Die Farbe war Burgunder-rot, auf Zusatz von NaOH mehr zum Violettrot umschlagend. Mit Eisessig erhielt man leicht eine flockige F\u00e4llung. Sowohl der Harn selbst wie dieser Niederschlag zeigten in saurer wie in alkalischer L\u00f6sung in dem uns zur Verf\u00fcgung stehenden einfacheren Spektralapparat das bekannte, auch sonst in diesen F\u00e4llen beobachtete saure bezw. alkalische sogenannte H\u00e4mato-\n*) M\u00fcnch, med. Wochensch. 1916, S. 683.\n1*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nAlexander EUinger und Otto Riesser,\nporphyrinspektrum. Weder \u00c4ther noch Chloroform nahmen aus dem anges\u00e4uerten Harn Farbstoff auf, auch Amylalkohol h\u00f6chstens Spuren.\nNachdem so die Gegenwart einer Substanz von Porphyrin-Charakter anzunehmen war, sandten wir eine Probe des Urins art Herrn 0. Sch\u00fcmm in Hamburg, der seinerzeit auch mit dem Farbstoff des G\u00fcnther sehen Falles eine genaue spektrometrische und spektrographische Untersuchung vorgenommen hat und der sich in liebensw\u00fcrdigerweise bereit erkl\u00e4rte, auch unseren Farbstoff einer vergleichenden Untersuchung mit den ihm zur Verf\u00fcgung stehenden vorz\u00fcglichen Gitterapparaten zu unterziehen. Wir m\u00f6chten Herrn Sch\u00fcmm auch an dieser Stelle nochmals unseren herzlichsten Dank aussprechen. Die Ergebnisse seiner eingehenden Untersuchungen stellt uns Herr Sch\u00fcmm in folgenden Ausf\u00fchrungen zur Verf\u00fcgung :\n\u00abDer rotbraune.Harn enth\u00e4lt neben einem Porphyrin in reichlicher Menge einen auch sonst bei Porphyrinurie schon beobachteten Farbstoff, der eine breite diffuse Absorption im Gr\u00fcn und am Anfang des Blau gibt, \u00fcbrigens chemisch noch nicht identifiziert ist.\nSpektrum des Harns in */* cm Schichtdicke:\nSchwacher symmetrischer Streifen auf 616.\nVon 580 ab starke allgemeine Verdunkelung des Spektrums. Spektrum des mit V* bis 1 Volumen Wasser verd\u00fcnnten Harns:\nI.\tSymmetrischer Streifen auf 616.\nII.\tUnsymmetrischer Streifen, dessenMitte auf571, dessen dunkelste Stelle aber auf 564 liegt.\nIII.\tSymmetrischer Streifen auf 538 V*.\nIV.\tAnn\u00e4hernd symmetrischer Streifen auf ca. 499.\nI. und II. etwa gleich dunkel, III. dunkler, IV. noch dunkler.\nDer mit gleich viel 25\u00b0/oiger HCl versetzte Harn gibt das \u00absaure H\u00e4matoporphyrin-Spektrum\u00bb.\nBei Zusatz von 10 Tropfen Eisessig zu 20 ccm, Harn scheidet sich fast augenblicklich ein brauner Farbstoff in Flocken aus. Der abfiltrierte und mit Wasser gut ausgewaschene Farbstoff ist. in Salzs\u00e4ure, S\u00f6dal\u00f6sung, Natriumbicarbonatl\u00f6sung. Kalilauge l\u00f6slich.","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"Kenntnis des im H\u00e4m n\u00e4ch TrionalVergiftung auftr. Porphyrins. 5\nVerhalten der L\u00f6sungen dieses Farbstoffes.\nA.\tL\u00f6sung in 25\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure: Violettrot, typisches\n\u00abSaures Porphyrinspektrum\u00bb:\ts 5\nI.\tSymmetr. Streifen auf 596 3/4.\nII.\tZarter Streifen auf etwa 577.\nIII.\tSymmetr. Streifen auf 553 */i.\nIV.\tSehr schwacher Streifen auf ungef\u00e4hr 527.\n*\t*\t\u00bb\t\u00bb ungef\u00e4hr 513.\nAnm. H\u00e4matoporphyrin Nencki, zum Vergleich neu gemessen: I. 595. II. etwa 575. III. 551 \u00bb/a. IV. 526. V. 511.\nB.\tL\u00f6sung in 1 o/o iger Sodal\u00f6sung : Typisches \u00ab alkalisches Porphyrinspektrum\u00bb:\nI.\tSymm. Streifen .auf 6101/*.\nII.\tUnsvmm. Streifen. Maxim, rechts von der Mitte auf\n558 lli.\t!\nIII.\tSymm. Streifen auf 538 8/i.\nIV.\tAnn\u00e4hernd symm. Streifen auf 504.\nC.\tL\u00f6sung in l/io-n-Kalilauge: rot, typisches \u00abalkalisches Porphyrinspektrum\u00bb.\nI.\tSymm. Streifen auf 611.\nII.\tUnsymm. Streifen. Maxim, rechts von der Mitte auf559.\nIII.\tSymm. Streifen auf 538 V*.\nIV.\tSymm. Streifen auf 5031 It.\n(Andeutung eines Streifens auf ungef\u00e4hr 462.)\nAnm. Bei H\u00e4matoporphyrin Nencki liegt der Streifen I auf 619! Am n\u00e4chsten Morgen ist die L\u00f6sung C. geMch-rot, zeigt die angegebenen Streifen abgeschw\u00e4cht, au\u00dferdem aber einen \u00e4u\u00dferst starken symm. Streifen im Blau auf 462 Vt, der beim Ans\u00e4uren mit HCl verschwindet, bei erneutem Alkalisieren mitKOH allm\u00e4hlich wieder entsteht. (Vgl. das analoge Verhalten des H\u00e4matoporphyrins Nencki, Sch\u00fcmm, Diese Zeitschrift, Bd. 90, S. 12.)\nAnm. Am n\u00e4chsten Tage aus einer weiteren Portion des (mit Chloroform konservierten) Harnes mit Essigs\u00e2ur\u00e8 ausgef\u00e4llter Farbstoff zeigt in HCl- wie in KOH-L\u00f6sung dies\u00e9lben Spektra wie bei A. und C. beschrieben ; jedoch erleidet die L\u00f6sung in Vio-n-KOH schon in wenigen Minuten die beschriebene Ver\u00e4nderung (Auf-","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"\u201d\tAlexander Ellinger und Otto Riesser,\ntreten tfes st\u00e4rken Streifens auf 462 Vs). Im Gegensatz hierzu zeigen die L\u00f6sungen des Farbstoffes in Natriumbicarbonat- sowie in Natriumcarbonatl\u00f6sung, auch nach mehrst\u00fcndigem Stehen im Licht, die beschriebene Erscheinung nicht.\nZusammenfassung: a) Die Absorptionsspektra des durch Essigs\u00e4ure abgeschiedenen Farbstoffes sind von dene\u00eei des Mesoporphyrins Nencki bedeutend abweichend, denen des H\u00e4matoporphyrins Nencki zwar t\u00e4uschend \u00e4hnlich, aber zweifellos noch deutlich davon verschieden.\nb)\tWichtige \u00dcbereinstimmung mit H\u00e4matoporphyrin Nencki hinsichtlich der Ver\u00e4nderlichkeit KOH-haltiger L\u00f6sungen beim Stehen am Licht.\n(Vielleicht auch Eigenschaft noch anderer Porphyrine.)\nc)\tDie spektroskopische Untersuchung ergibt keinen Anhaltspunkt daf\u00fcr, da\u00df ein anderes Porphyrin vorliegt als im Falle G\u00fcnther.\nd)\tAbweichend von jenem Falle ist das Vorkommen eines braunen chemisch bisher nicht identifizierten Farbstoffes.\nSpektrogrammetrische Bestimmungen.\nDie spektrographische Untersuchung (bei der stets etwas von der okularen Messung abweichende Zahlen gefunden werden) l\u00e4\u00dft keinen Zweifel dar\u00fcber bestehen, da\u00df der vorliegende Farbstoff aus dem Harn der Trionalvergiftung dem Farbstoff aus dem Harn des G\u00fcntherschen Falles n\u00e4her steht als dem H\u00e4matoporphyrin oder gar dem Mesoporphyrin Nencki. Im folgenden\n\t\t4 Violettstreifen\t\t\n\tI.\tII.\tIII.\tIV.\nMesoporphyrin Nencki (in 25\u00b0/oiger HCl)\t592,8\t571,5\t549,7\t404,7\nH\u00e4matoporphyrin Nencki (in 25*/oiger HCl)\t595,5\t573,8\t551,7\t407,5\nFarbstoff aus Trional-Harn (in 25\u00b0/\u00a9iger HCl) Auszug der Knochen vom Falle G\u00fcnther,\t597,5\ta 576,5\t553,9\t411,3\nmit ca. 23\u00b0/oiger HCl\t597\t\t554\t410,7\n' Streifen 6 erweist sich auch hier als besonders charakteristisch.\u00bb","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Kenntnis des im Harn nach Trionalvergiftung auftr. Porphyrins. 7\nDie von uns ausgef\u00fchrte Isolierung und n\u00e4here chemische Untersuchung des Farbstoffes best\u00e4tigte das Ergebnis der spektroskopischen Messungen und ergab nahezu vollst\u00e4ndige \u00dcbereinstimmung mit dem Urinporphyrin Fischers. Die von diesem Forscher ausgearbeitete Methodik erm\u00f6glichte ohne wesentliche Schwierigkeit die Isolierung des sch\u00f6n krystalli-sierenden Methylesters.\nDurch Ans\u00e4uern des Harns mit Eisessig f\u00e4llt der Farbstoff in ziemlich groben Flocken aus. Er wurde nach 48 Stunden abfiltriert und gut mit Wasser ausgewaschen. Die Filtrate waren noch stark braun gef\u00e4rbt, lieferten jedoch auch nach l\u00e4ngerem Stehen sowie nach Zusatz von mehr Eisessig nur noch eine ganz geringe Niederschlagsmenge.\nDer braune Niederschlag wurde noch feucht auf dem Filter mit 4\u00b0/oiger Natronlauge behandelt,: wobei er sich nahezu vollst\u00e4ndig l\u00f6ste. Die alkalische sch\u00f6n violett-rot gef\u00e4rbte L\u00f6sung versetzten wir solange tropfenweise mit Eisessig, bis \u2014 fast pl\u00f6tzlich \u2014 eine Ausflockung eintrat. Nach 48 st\u00fcndigem Stehen wurde durch ein kleines geh\u00e4rtetes Filter abgesaugt, wobei sich das Filtrat als nur noch ganz schwach br\u00e4unlich erwies, und mehrfach mit Wasser nachgewaschen. Die noch feuchten braunen Niederschl\u00e4ge wurden nunmehr mit Methylalkohol, in dem sie schwer l\u00f6slich sind, aufgeschwemmt und unter guter Eisk\u00fchlung durch Einleiten von trocknem HCl-Gas bis zur S\u00e4ttigung verestert. Hierbei l\u00f6st sich nahezu der gesamte Niederschlag mit sch\u00f6n himbeer-roter Farbe. Nach 24 st\u00fcndigem Stehen unter h\u00e4ufigem'Umsch\u00fctteln wurde mit dem gleichen Volumen Methylalkohol verd\u00fcnnt und die L\u00f6sung abfiltriert. Auf dem Filter blieb ein geringer, einheitlich krystallinischer, br\u00e4unlicher R\u00fcckstand, dessen mikroskopisches Bild ihn ohne weiteres als reine Harns\u00e4ure charakterisiert. Einen schwefelhaltigen *K\u00f6rper, wie ihn H. Fischer an dieser Stelle fand, konnten wir in unserem Falle nicht feststellen1).\nZur Isolierung des Esters wurde die alkoholische L\u00f6sung, die nunmehr 200 ccm ausmachte, in 600 ccm Wasser gegossen,\n*) In seiner neuesten Publikation vermi\u00dft auch Fischer den S-haltigen Anteil des roten Farbstoffs.\n\u2022 \u2022\t. ; ;>\n\u00ee \u2022\t\u2019\t...","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\tAlexander Ellinger und Otto Riesser,\nund d\u00e7r Ester durch Zusatz von fester pulverisierter Soda bis zur alkalischen Reaktion in Freiheit gesetzt. Unter Umschlag der Farbe in Braun tr\u00fcbt sich hierbei die L\u00f6sung. Durch Aussch\u00fctteln mit Chloroform gelingt es leicht, den gesamten Farbstoff in die Chloroforml\u00f6sung \u00fcberzuf\u00fchren, die hierbei rote Farbe annimmt. Die Chloroform-L\u00f6sung wurde durch ein doppeltes trocknes Filter gegossen und im Vakuum bei gew\u00f6hnlicher Temperatur zur. Trockne verdunstet. Der R\u00fcckstand, von brauner Farbe, ist scheinbar vollst\u00e4ndig kry-stallisiert. Unter dem Mikroskop sieht man ein einheitliches Bild feiner b\u00fcschelf\u00f6rmig vereinter Nadeln, wie sie H. Fischer in seiner ersten Arbeit f\u00fcr den Urinporphyrin-Methylester abgebildet hat. Aus zwei Litern des Trionalharns erhielten wir 0,1324 g dieses R\u00fcckstandes.\nZur Reinigung wurde, gem\u00e4\u00df den Angaben von Fischer, in wenig Chloroform gel\u00f6st und sodann mit siedend hei\u00dfem Methylalkohol versetzt. Es krystallisiert sehr bald ein volumin\u00f6ser, aus sch\u00f6nen feinen Nadeln bestehender Niederschlag, der abgesaugt, mit Methylalkohol-Chloroform (3 : 1) ausgewaschen und im Vakuum getrocknet 0,0524 g wog. Das stark gef\u00e4rbte Filtrat gab auch nach erneutem Eindunsten und nochmaligem Behandeln mit Chloroform-Methylalkohol keine weitere \u2022Krystallisation.\nDer Schmelzpunkt des Pr\u00e4parats lag, nicht ganz scharf, bei 255\u2014257 Grad. Die Krystalle wurden nochmals in der gleichen Weise umkrystallisiert; der Schmelzpunkt blieb indessen der gleiche. F\u00fcr Urinporphyrin-Methylester fand H. Fischer 290\u00b0. Der niedere Schmelzpunkt, der eher mit dem des Kotporphyrins \u00fcbereinstimmt, f\u00fcr den Fischer 249\u2014250\u00b0 angibt, legte zun\u00e4chst die Vermutung nahe, da\u00df es sich um diesen K\u00f6rper und 'Picht um das Urinporphyrin handle. Hiergegen sprach das Verhalten des sch\u00f6n krystallisierenden Kupfersalzes, das nach den Angaben von Fischer leicht erhalten wurde und das nicht, wie das Salz d\u00e8s Kotporphyrinesters, bei 284\u00b0 schmolz, sondern in \u00dcbereinstimmung mit dem Verhalten der Cu-Verbindung des Urinporphyrinesters auch bei 305\u00b0 noch nicht geschmolzen war.","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"Kenntnis des im Harn nach Trionalvergiftung auftr. Porphyrins. 9\nDie analytischen Daten gaben die Entscheidung. \u2022 Herr Dr. Lieb in Graz, der auch die Analysen der Fischerschen Pr\u00e4parate ausgef\u00fchrt hatte, \u00fcbernahm auch in unserem Falle in freundlichem Entgegenkommen die mikro-analytischen Bestimmungen unseres Esters. Er \u00fcbermittelt uns folgendes: Die Substanz wurde im Vakuum \u00fcber Chlorcalcium und Paraffin getrocknet. Sie ist nicht hygroskopisch und enth\u00e4lt nur eine Spur zur\u00fcck w\u00e4gbarer Asche.\n1.\t4,381 mg: 0,012 mg Asche = 0, 27%;\n9,705 mg CO,; 2,29 mg H,0 = 60,42 \u2022/\u00ab C; 5,85 \u2022/\u00bb fl.\n2.\t4,793 mg: 0,011 mg Asche = 0,23\u00bb/*;\n10,615 mg C0,; 2,47 mg H,0 = 60,40 \u00ab/\u00ab C ; 5,77 \u00bb/.' H.\n3.\t5,028 mg (730 mm, 19,5\u00bb) : 0,267 ccm N = 5,95 \u2022/. N.\n4.\t3,83 mg: 6,45 mg AgJ = 22,25 \u2022/* 0\u00d9H,.\nBerechnet f\u00fcr: C4, H\u201e N, 0\u201e:\nC 60,88 \u00bb/\u00ab, H 5,44 \u00ab/\u00bb, N 6,5 \u00ab/\u00ab, OCH, 23,42\u00bb/o.\nDie analytischen Werte stimmen also ausreichend zu den f\u00fcr das Urinporphyrin berechneten Zahlen.\nNach H. Fischer vermag das Urinporphyrin'wei\u00dfe M\u00e4use . gegen Sonnenlicht zu sensibilisieren. Wir konnten das Gleiche f\u00fcr den von uns Isolierten Farbstoff feststellen.\nVersuch 1 : vom 14. Ill, Zwei wei\u00dfe M\u00e4use von je 20 g Gewicht erhalten je 2 ccm einer verd\u00fcnnten, schwach alkalischen L\u00f6sung des Farbstoffs subcutan injiziert, so .wie> er durch F\u00e4llen des Harns mit Eisessig, Auswaschen des Niederschlags und erneute Umf\u00e4llung aus NaOH: und Eisessig gewonnen wird.\nMaus 1 kam sofort ins Dunkle und blieb hier tagelang ohne jede pathologische Erscheinung.\nMaus 2 wurde um 11\u00bb\u00ab Uhr vormittags ins helle Sonnenlicht gebracht. Sie wird bald \u00e4u\u00dferst unruhig, zerkratzt sich die Nase und beknabbert ihre Pfoten. Pfoten, Schwanz und Schnauze sehen blaurot aus. Schon um 12\u00bb* Uhr macht das Tier einen sehr malten Eindruck. Es wird um 12\u00bb\u00ab Uhr aus der Sonne genommen und von da ab im Zimmer bei diffusem Tageslicht gehalten. Das Tier wird zusehends schw\u00e4cher -und geht um 43\u00bb Uhr ein.","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10 Alexander Ellinger und Otto Riesser, \u00dcber Porphyrin.\nVersuch 2. 16. Ill, 4 wei\u00dfe M\u00e4use erhalten von einer verd\u00fcnnten FarbstofTl\u00f6sung folgende Dosen : Maus 1 1 ccm, Maus 2 und 3 je 2 ccm, Maus 4 3 ccm.\nMaus 3 kommt ins Dunkle, die \u00fcbrigen werden um 950 Uhr in die Sonne gebracht. Es wiederholen sich die gleichen Erscheinungen wie in Versuch 1, besonders bei den Tieren 1 und 2, w\u00e4hrend 4 sehr schnell matt wird.\nMaus 4 wird nach 30 Minuten, Maus 1 und 2 werden nach VU Stunden aus dem Sonnenlicht entfernt. Nr. 2 ist schon um 6 Uhr abends \u00e4u\u00dferst matt und liegt auf der Seite. Sie wird ebenso wie Nr. 4 am n\u00e4chsten Tag tot aufgefunden.\nNr. 1 erholt sich langsam im Laufe der folgenden Tage, sieht aber immer \u00abversch wollen\u00bb aus. Am 21. III. trilt an beiden Ohren Verschorfung auf, die an den folgenden Tagen zunimmt. Am 23. III, wird das Tier tot aufgefunden.\nMaus 2 im Dunkeln gehalten, bleibt dauernd gesund.\nGeht schon aus dem geschilderten Verhalten der Tiere die starke Sensibilisierung zweifellos hervor, so ergab die von Herrn Dr. Adler am hiesigen Institut vorgenommene mikroskopische Untersuchung bei allen 4 an der Sensibilisierung gestorbenen Tieren einen sehr charakteristischen, gemeinsamen pathologischen Befund, im wesentlichen charakterisiert durch kapill\u00e4re Blutungen in fast allen Organen. Dies Bild war in der chronisch erkrankten Maus 1 besonders ausgepr\u00e4gt. Herr Dr. Adler wird hier\u00fcber an andererstelle eingehender berichten.\nFassen wir unsere Befunde zusammen, so gelangen wir zu dem Schlu\u00df, da\u00df der von uns aus dem Harn eines Falles von TrionalVergiftung isolierte FarbstofT auf Grund der analytischen Daten, des spektroskopischen Befundes und des chemischen und biologischen Verhaltens mit dem von H. Fischer bei einem Fall von kongenitaler Porphyrinurie entdeckten Urinporphyrin identisch oder isomer erscheint.\nOb die immerhin erhebliche Abweichung im Schmelzpunkt des Methylesters auf eine, wenn auch geringe Beimengung oder eine andere Ursache zur\u00fcckzuf\u00f6hren ist, verm\u00f6gen wir heute nicht zu entscheiden.","page":10},{"file":"p0010s0001.txt","language":"de","ocr_de":"lnonalharn -f- 7* Vol. Wasser, 2 cm Schichtdicke.\nTnonalharn +1\u20141 \u2018 * Vol. Wasser, '/* cm Schichtdicke.\nHarnfarbstofT. durch Essigs\u00e4ure gef\u00e4llt h /10-N.-KOH gel\u00f6st. 1 cm Schichtdicke.\ndieselbe L\u00f6sung nach 24 Stdn. (dunkel-gelb). 1 cm Schichtdicke.\nFarbstoff derselben F\u00e4llung in 1 \u00b0/o Soda gel\u00f6st. Kein Blaustreifen.\n\u2022W'fc\u2019Seyler\u2019s Zeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie, Baud XCVIII, TaM 1.\n\u00abUlinger-Riesser, Zur Kenntnis des im Harn nach Trional-Vergiitung auftreteftden Porphyrins*\nVerlag von Karl J. Tr\u00fcbner in Stra\u00dfburg","page":0}],"identifier":"lit20629","issued":"1916-17","language":"de","pages":"1-10","startpages":"1","title":"Zur Kenntnis des im Harn nach Trionalvergiftung auftretenden Porphyrins","type":"Journal Article","volume":"98"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:34:52.948940+00:00"}