Open Access
{"created":"2022-01-31T14:30:54.197560+00:00","id":"lit20632","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Salkowski, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 98: 25-36","fulltext":[{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"! \u25a0 I\nZur Kenntnis der menechlichen Gallensteine.\nVon\nE. Salkowski.\n(Ans der chemischen Abteilung des Pathologischen Instituts der Universit\u00e4t Berlin.) (Der Redaktion zugegangen am 6. August 1916.)\nV\t|\nVor kurzem') habe ich mitgeteilt, da\u00df ich an a\u00fctolysierter Rindergalle eine Ausscheidung von palmitinsaurem Kalk in nicht unbetr\u00e4chtlicher Quantit\u00e4t beobachtet habe, eine Erscheinung, die auf die Spaltung von Choleins\u00e4ure bezw. Glyko-choleins\u00e4ure und Taurocholeins\u00e4ure im Sinne von Wieland und Sorge* *) zur\u00fcckzuf\u00fchren sein m\u00f6chte, und:habe der M\u00f6glichkeit gedacht, da\u00df diese Spaltung auch durch Bacterium coli oder andere Darmbakterien stattfinden und der Ausgangs- . Punkt bei der Bildung von Gallensteinen beim Menschen sein k\u00f6nnte. Es waren also Gallensteine auf etwaigen Gehalt an Calciumpalmitat zu untersuchen. Hiezu dienten in drei Versuchen je 50g menschliche Gallensteine; durch,ein feines Drahtnetz gesiebt, und zwar ein Gemisch von Cholesterinsteinen und Farbstoffstein\u00e8n. Da der Gang der Untersuchung in den drei Versuchen nicht ganz derselbe war, sich au\u00dferdem im Laufe der Arbeit noch ein anderer Gesichtspunkt ergab, J beschreibe ich sie einzeln.\nI.\nDas Gallensteinpulver wurde zuerst mit etwa der zehnfachen Quantit\u00e4t \u00c4ther 2 Stunden auf der Sch\u00fcttelmaschine gesch\u00fcttelt, abfiltriert, das r\u00fcckst\u00e4ndige Pulver zur Entfernung von Resten von Cholesterin 10 Stunden lang im Soxhlet mit\n*) Diese Zeitschr., Bd. 97, S. 210 (1916).\n*) Diese Zeitschr., Bd. 97, S. 3.","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"E. Salkowski,\netwa 200 ccm \u00c4ther extrahiert, die beiden Ausz\u00fcge vereinigt. Das Volumen betrug nach Zusatz von etwas \u00c4ther 650 ccm.*) 100 ccm lieferten beim Abdestillieren, Verdampfen und Veraschen nur 0,0016 g in Salzs\u00e4ure l\u00f6sliche Asche, die sich schwach kalkhaltig erwies, aufs Ganze berechnet also 0,0104 g. In den \u00c4therauszug war also, wie zu erwarten, nur eine minimale Quantit\u00e4t eines Calciumsalzes \u00fcbergegangen.\nDas r\u00fcckst\u00e4ndige Gallensteinpulver wurde 10 Stunden lang im Soxhlet mit Alkohol absol. ausgezogen. Der beim Verdunsten des Alkoholauszuges erhaltene R\u00fcckstand wog 0,4614 g. Er konnte m\u00f6glicherweise aus Calciumpalmitat bestehen oder solches enthalten. Zur Untersuchung darauf wurde er in der Reibschale. mit Salzs\u00e4ure und \u00c4ther gut durchgearbeitet, das Ganze in einen Scheidetrichter \u00fcbergef\u00fchrt und mit \u00c4ther gut durchgesch\u00fcttelt. Die abgetrennte salzsaure Fl\u00fcssigkeit erwies sich kalkhaltig.\nDer \u00c4therauszug wurde zur Entfernung der anh\u00e4ngenden Salzs\u00e4ure nochmals mit Wasser durchgesch\u00fcttelt; beim Verdunsten des durch ein trockenes F\u00fcter filtrierten \u00c4therauszuges wurde ein krystallinisch erstarrender, jedoch weicher R\u00fcckstand im Gewicht von 0,167 g erhalten, der sich in Na,C03-L\u00f6sung unter Entwicklung von CO, klar l\u00f6ste. Die L\u00f6sung wurde mit Salzs\u00e4ure gef\u00e4llt, die F\u00e4llung abfiltriert, mit Wasser gut gewaschen, an der Luft getrocknet, das Filter mit der anhaftenden Substanz mit Petroleum\u00e4ther behandelt. Dabei ging nur wenig in L\u00f6sung, es konnte also nur wenig Palmitins\u00e4ure vorhanden sein. Die Petrol\u00e4therl\u00f6sung hinterlie\u00df beim Verdunsten nur eine sehr kleine Quantit\u00e4t eines farblosen krystallinischen R\u00fcckstandes vom Schmelzpunkt 57\u201458\u00b0, der sich in Na,COs beim Erw\u00e4rmen l\u00f6ste; die L\u00f6sung erstarrte beim Erkalten zu Seifenleim von charakteristischer Beschaffenheit. Damit kann man wohl Palmitins\u00e4ure im Gemisch mit etwas Stearins\u00e4ure als nachgewiesen ansehen, indessen ist die Quantit\u00e4t f\u00fcr 50 g Gallensteine so g\u00e9ring, da\u00df sie f\u00fcr die Gallensteinbildung schwerlich in Betracht kommt; au\u00dferdem\n*) Der \u00c4therauszug war schwach gelb gef\u00e4rbt, wurde beim Stehenlassen in einigen Tagen farblos.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der menschlichen Gallensteine.\t27\nist nicht bestimmt nachgewiesen, da\u00df sie als Calciumsalz vorhanden war.\nEs war nun denkbar, da\u00df etwa in dem Gallensteinpulver vorhandenes Calciumpalmitat von dem Alkohol nur unvollst\u00e4ndig aufgenommen war; ich mu\u00dfte also nach einem besseren L\u00f6sungsmittel f\u00fcr dieses suchen. Ein solches fand ich in der Butters\u00e4ure (normale). Butters\u00e4ure l\u00f6st palmitinsauren Kalk beim Erhitzen spielend leicht auf, so reichlich, da\u00df die L\u00f6sung beim Erkalten einen Krystallbrei bildet, der sich leicht in Alkohol l\u00f6st. Um aus dieser L\u00f6sung palmitinsauren Kalk zu erhalten, braucht man die L\u00f6sung nur in Wasser zu gie\u00dfen: es scheidet sich sofort oder nach einigem Stehen palmitin- ; saurer Kalk ab. Der abfiltrierte und gut ausgewaschene Niederschlag liefert beim Behandeln mit Salzs\u00e4ure und \u00c4ther Palmitins\u00e4ure vom richtigen Schmelzpunkt.1)\t;\nDie Untersuchung des nach dem Ausziehen mit Alkohol gebliebenen Gallensteinpulvers \u2014 mit Hilfe des Butters\u00e4ureverfahrens \u2014 hatte ein fast negatives Resultat und es wurden nur 0,0150 g Substanz erhalten, die m\u00f6glicherweise Palmitins\u00e4ure h\u00e4tte sein k\u00f6nnen, die Einzelheiten haben daher kein Interesse.\nIch kehre zu dem Anteil der S\u00e4uren zur\u00fcck, der sich in Petrol\u00e4ther nicht gel\u00f6st hatte. Derselbe stellte nach dem Abdunsten des anh\u00e4ngenden Petrol\u00e4thers eine harzartige, spr\u00f6de Masse dar. Es war beinahe selbstverst\u00e4ndlich darin eine Gallens\u00e4ure zu sehen, umsomehr als die alkalische L\u00f6sung desselben \u2014 in einer Probe untersucht \u2014 sch\u00e4umte urfd bitter schmeckte. Auffallenderweise aber gab dieselbe die Petten-\n') Es sei noch bemerkt, da\u00df dieses Verhalten nicht zur Trennung von Cholesterin benutzt werden kann, denn auch dieses l\u00f6st sich, wie nach dem Verhalten zu Eisessig zu erwarten war \u2014 buttersaures Cholesterin ist noch nicht beschrieben \u2014 reichlich in Butters\u00e4ure. \u2014 Leider ' zu sp\u00e4t fand ich, da\u00df man zum L\u00f6sen von Calciumpalmitat statt Butters\u00e4ure ebensogut Eisessig nehmen kann, was nat\u00fcrlich vorzuziehen ist.\nDa\u00df ich auf Butters\u00e4ure verfiel, h\u00e4ngt damit zusammen, da\u00df ich fr\u00fcher bei Untersuchung von Leichenwachs beobachtet hatte, da\u00df di\u00eb Fetts\u00e4uren desselben in klar geschmolzenem Zustand erheblich kalkhaltig sind. Auf den \u00abFettcharaktcr\u00bb der Butters\u00e4ure kommt es also nicht an.","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nE. Salkowski,\nkofersche Reaktion nur schwierig und etwas abweichend. Dies erinnerte mich an eine Gallens\u00e4ure, die ich im Jahr 1892l) gelegentlich aus den F\u00e4ces eines Hundes erhalten hatte. Der betreffende Hund von 25 kg K\u00f6rpergewicht war, mit 450 g Pferdefleisch und 100 g Fett pro Tag gef\u00fcttert, im Stickstoffgleichgewicht, und hatte zu einem Versuche \u00fcber den Einflu\u00df der Benzoes\u00e4ure auf den Eiwei\u00dfzerfall gedient. Da bei dem Ort der Publikation nicht anzunehmen ist, da\u00df diese Beobachtung zur Kenntnis der speziellen Fachgenossen gekommen ist,____\nsoviel ich sehen kann, ist sie auch nicht in den Malyschen Jahresbericht \u00fcbergegangen \u2014, sei es mir gestattet, die damaligen Beobachtungen hier w\u00f6rtlich anzuf\u00fchren. Es hei\u00dft 1. c. S. 34: \u00abNach dem Trocknen \u00fcber Schwefels\u00e4ure zeigte die auf dem angegebenen Wege2) dargestellte neue Substanz folgende Eigenschaften.\n1.\tSie stellt ein kreidig wei\u00dfes Pulver resp. Brockel dar, ganz unl\u00f6slich in Wasser, anscheinend auch in hei\u00dfem, leicht l\u00f6slich in Alkohol. Die alkoholische L\u00f6sung gibt, eingetrocknet, einen amorphen R\u00fcckstand; versetzt man jedoch die in einer Glasschale befindliche L\u00f6sung mit etwas Wasser, so scheidet sich beim Stehen ein seidengl\u00e4nzender Niederschlag aus, welcher, mikroskopisch untersucht, aus B\u00fcscheln radi\u00e4r gruppierter lanzettf\u00f6rmiger Bl\u00e4ttchen besteht, oder \u2014 bei sehr schneller Ausscheidung durch Zusatz von viel Wasser \u2014 aus Nadel\u00bb. Die Substanz ist unl\u00f6slich oder jedenfalls sehr schwer l\u00f6slich in \u00c4ther, leicht bei nachtr\u00e4glichem Zusatz von ein wenig Alkohol.\n2.\tDer Schmelzpunkt liegt bei 158\u00b0.\n3.\tBeim Erhitzen auf dem Platinblech schmilzt die S\u00e4ure unter Verbreitung aromatischer, terpentinartig riechender D\u00e4mpfe, verbrennt dann mit leuchtender Flamme, ohne Asche zu hinterlassen.\n4.\tln konzentrierter Schwefels\u00e4ure l\u00f6st sich die Substanz leicht; die L\u00f6sung ist gelb, im auffallenden Licht gr\u00fcn.\n*) Festschrift f\u00fcr Leyden: Internationale Beitr\u00e4ge zur inneren Medizin. Bd. II, Verlag von A. Hirschwald, 1902. \u2014 Meine Beobachtung stammt aus 1892.\n*) Der hier \u00fcbergangen werden kann.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der menschlichen Gallensteine.\t29\n5.\tSie l\u00f6st sich leicht unter Entwicklung von Kohlens\u00e4ure in Natriumcarbonatl\u00f6sung. Die L\u00f6sung schmeckt bitter, gibt die Pettenkofersche Reaktion nur schwierig. Am besten erhielt man diese Reaktion, wenn man zu der L\u00f6sung in konzentrierter Schwefels\u00e4ure vorsichtig etwas sehr verd\u00fcnnte Rohrzuckerl\u00f6sung hinzutropft: die F\u00e4rbung ist nicht kirschrot, sondern mehr bordeauxrot; gie\u00dft man jedoch ein wenig der Reaktionsfl\u00fcssigkeit in Eisessig ein, so erh\u00e4lt man eine intensiv und rein violett gef\u00e4rbte L\u00f6sung. Die L\u00f6sung zeigt keinen Absorptionsstreifen im Spektrum.\n6.\tDie Substanz enth\u00e4lt Spuren von Stickstoff, vermutlich als Verunreinigung.\nNach alledem ist die erhaltene S\u00e4ure, die bei Stoff-wechseluntersiichungen sicher zum Teil als \u00abRohfett\u00bb erscheint, wohl ohne Zweifel den Gallens\u00e4uren hinzuzurechnen, Von der Chols\u00e4ure (Cholals\u00e4ure) unterscheidet sie sich durch ihr Verhalten zu Jodjodkaliuml\u00f6sung.\nVersetzt man eine alkoholische L\u00f6sung von Chols\u00e4ure mit Wasser, dann mit Jodjodkaliuml\u00f6sung, so entsteht, entsprechend den Angaben von Mylius, ein br\u00e4unlich gef\u00e4rbter Brei, welcher, abfiltriert oder in d\u00fcnner Schicht auf einem Uhrglas eingetrocknet, in auffallendem Licht braungelb, metallisch gl\u00e4nzend (bronzefarben) erscheint, in durchfallendem Licht indigoblau. Die L\u00f6sung der in Rede stehenden S\u00e4ure zeigte diese Reaktion nicht ; es scheidet sich vielmehr bei Wasser- und Jodzusatz ein wei\u00dfer Niederschlag aus, welcher aus mikroskopischen Nadeln besteht.\u00bb\nEine weitere Untersuchung hat damals nicht stattgefunden ; sie h\u00e4tte bei der noch \u00fcbrig gebliebenen Quantit\u00e4t = 0,430 g bei den damaligen Hilfsmitteln auch schwerlich zu einem entscheidenden Resultat gef\u00fchrt. Leider ist das Pr\u00e4parat iip Laufe der dazwischen liegenden 24 Jahre abhanden gekommen.\nDie vorliegende Gallens\u00e4ure zeigte nun mit der damals beobachteten eine sehr weitgehende \u00dcbereinstimmung\u00bb Unter denselben Bedingungen wie jene war sie ah den R\u00e4ndern der L\u00f6sung zur Kryktallisation zu bringen, w\u00e4hrend ein Teil der L\u00f6sung amorph eintrocknete. Die Krystalle (mikroskopisch)","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"^\tE. Salkowski,\nwaren gleichfalls lanzettf\u00f6rmig bezw. bildeten abgerundete rhombische Tafeln, d. h. abgerundet in bezug auf die Winkel der L\u00e4ngsseiten, w\u00e4hrend die Spitzenwinkel gut ausgebildet waren.\nDer Schmelzpunkt lag bei 158\u00b0 nach vorhergehender Er-weichung, also unscharf.\nBez\u00fcglich der Punkte 4 und 5, sowie bez\u00fcglich des Verhaltens zu Jodjedkaliuml\u00f6sung stimmt die vorliegende S\u00e4ure mit der damals beobachteten v\u00f6llig \u00fcberein.\nUm zu sehen, ob das mit \u00c4ther und Alkohol ersch\u00f6pfte Gallensteinpulver vielleicht noch in diesen L\u00f6sungsmitteln unl\u00f6sliche Palmitins\u00e4ureverbindungen enthielt, wurde es mit Salzs\u00e4ure und reichlichen Mengen \u00c4ther behandelt. Die gesamten \u00c4therausz\u00fcge hinterlie\u00dfen nur 0,01 orangegef\u00e4rbten R\u00fcckstand, der sich etwas tr\u00fcb in Natriumcarbonatl\u00f6sung l\u00f6ste. Die L\u00f6sung gab Gallenfarbstoffreaktion.\nII.\nDas Gallensteinpulver wurde ebenso wie bei der ersten Untersuchung durch Sch\u00fctteln mit \u00c4ther von dem gr\u00f6\u00dften Teil des Cholesterins befreit, dann aber, um etwa vorhandene wasserl\u00f6sliche Gallenbestandteile, die mechanisch anhaften mochten, zu entfernen, mit Wasser ausgekocht, filtriert. Die orangegef\u00e4rbte L\u00f6sung lieferte beim Eindampfen zur Trockne einen fast schwarzen, gl\u00e4nzenden, harten \u00dcberzug in der Schale, der abgekratzt, gepulvert und im Soxhlet mit Alkohol extrahiert wurde. Der Alkoholauszug lieferte beim Verdampfen 0,346 g in Wasser tr\u00fcb l\u00f6slichen R\u00fcckstand, der nicht weiter untersucht ist.\nDas r\u00fcckst\u00e4ndige Gallensteinpulver wurde nach gutem Trocknen 10 Stunden im Soxhlet mit \u00c4ther ausgezogen. Der \u00c4ther hinterlie\u00df 0,245 g eines nach Cholesterin aussehenden R\u00fcckstandes, der auch Cholesterinreaktion gibt. Er wird mit NasCOs-L\u00f6sung behandelt, das Filtrat \u2014 die Filtration erfolgte sehr z\u00f6gernd -- gibt mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert wei\u00dfe Tr\u00fcbung, allm\u00e4hlich wei\u00dfe, mikroskopisch amorph erscheinende Ausscheidung. Die Quantit\u00e4t derselben nach dem Ausaschen und Trocknenlassen des Filters war so gering, da\u00df nur leichte","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der menschlichen Gallensteine.\t31\nSchmelzbarkeit und Bildung eines Fettflecks auf Papier nachgewiesen werden konnte.\nDas mit \u00c4ther ersch\u00f6pfte Gallensteinpulver wurde mit Alkohol ausgezogen. Der Alkoholauszug hinterlie\u00df beim Verdunsten nur 0,1310 R\u00fcckstand. Dieser wurde in der W\u00e4rme mit Butters\u00e4ure behandelt, Alkohol hinzugegeben, filtriert, das Filtrat in Wasser gegossen, die sich langsam absetzende F\u00e4llung abfiltriert, gut ausgewaschen, getrocknet, dann auf dem Filter mit hei\u00dfem Alkohol behandelt. Die alkoholische L\u00f6sung hinterlie\u00df beim Verdunsten 0,0464 R\u00fcckstand, der wohl nur aus den Calciumsalzen von Palmitins\u00e4ure und Gallens\u00e4ure bestehen konnte. Er wurde mit Salzs\u00e4ure und \u00c4ther behandelt, der \u00c4ther verdunstet, der R\u00fcckstand mit Petrol\u00e4ther behandelt. , Beim Verdunsten desselben blieben 0,0181 eines sofort kry-stallinisch erstarrenden R\u00fcckstandes vom Schmelzpunkt 57 bis 58\u00b0, der sich in Na2C03-L\u00f6sung l\u00f6ste, mit dems\u00eblben Seifenleim bildend. Das vom Petrol\u00e4ther nicht Gel\u00f6ste hatte denselben Charakter, wie in Versuch I und gab wie dieses Gallens\u00e4urereaktion.\n\u00bb \u2022\n111. \u25a0 \u25a0\n50 g Gallensteinpulver wurden, wie bisher, ersch\u00f6pfend mit \u00c4ther behandelt, die vereinigten \u00c4therausz\u00fcge zur Untersuchung auf etwa vorhandene freie S\u00e4uren mit 100 cm n/io-Natronlauge gesch\u00fcttelt. Dies geschah im Hinblick auf die Auffindung freierDesoxychols\u00e4ure von.W. K\u00fcster ,*) einer neuen \u00abLithochols\u00e4ure* genannten Gallens\u00e4ure von Hans Fischer*) und die Auffindung von Stearins\u00e4ure und Choleins\u00e4ure von Hans Fischer und P. Meyer.* * 3) Alle diese Befunde beziehen sich auf Rindergallensteine. Erst nach tagelangem Stehen trat eine Scheidung der Schichten ein bis auf eine etwa */* cm hohe Zwischenschicht, die nicht ber\u00fccksichtigt wurde.\nDie abgetrennte w\u00e4sserige L\u00f6sung reagierte noch stark alkalisch, es war also nur sehr wenig S\u00e4ure aufgenommen resp.\n*) Diese Zeitschr., Bd. 69, S. 463.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 73, S. 277.\n3) Diese Zeitschr., Bd. 76, S. 96.\ni","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\tE. Salkowski,\nr\nvorhanden gewesen. Die L\u00f6sung wurde, nachdem seine tr\u00fcbe Beschaffenheit durch Filtrieren beseitigt war, bis auf wenige Kubikzentimeter eingedampft, dabei schied sich ein gelblich gef\u00e4rbter Kuchen aus, ein Verhalten, das lebhaft an das Verlalten alkalischer Gallens\u00e4urel\u00f6sungen erinnerte. Beim Zusatz von Salzs\u00e4ureunter leichtem Erw\u00e4rmen bildet sich hieraus eine kr\u00fcmlige, k\u00f6rnige Masse. Sie wurde abfiltriert, gewaschen, an der Luft getrocknet und ohne Erw\u00e4rmen mit Petroleum\u00e4ther behandelt. Der Petroleum\u00e4therauszug hinterlie\u00df 0,0539 g sofort krystal-linisch erstarrenden R\u00fcckstand vom Schmelzpunkt 58\u201459\u00b0, der sich in NasC03-L\u00f6sung unter Bildung von Seifehleim l\u00f6ste.\nDas von Petroleum\u00e4ther nicht Gel\u00f6ste wog 0,307 g. Es wurde nochmals mit Petroleum\u00e4ther behandelt. Der Verdampfungsr\u00fcckstand des Auszuges erwies sich wiederum als Palmitins\u00e4ure mit einem Gehalt von Stearins\u00e4ure.\nDas von Petrol\u00e4ther nicht Gel\u00f6ste wurde in Eisessig gel\u00f6st, die filtrierte essigsaure L\u00f6sung mit etwas Wasser versetzt, dann sich selbst \u00fcberlassen. Die in mikroskopischen Nadeln ayskrystallisierte Substanz, abfiltriert, gewaschen und an der Luft getrocknet, zeigte folgende Eigenschaften:\n1.\tDie L\u00f6sung in Schwefels\u00e4ure war gelb mit gr\u00fcner Fluorescenz.\n2.\tDie Pettenkofersche Probe war positiv, die N\u00fcance etwas abweichend, mehr bordeauxrot als purpurrot. Hierzu m\u00f6chte ich indessen bemerken, da\u00df dies auch bei der Chol-s\u00e4ure, wenn man sehr geringe Mengen verwendet, mitunter der Fall ist. Wiederholt habe ich beobachtet, da\u00df die L\u00f6sung bei Zusatz von ein wenig Alkohol absol. pr\u00e4chtig purpurfarben wird. Das gilt ebenso f\u00fcr die Ghols\u00e4ure. Herr Prof. Hans Fischer hat die Freundlichkeit gehabt, mir ein Pr\u00f6bchen seiner Lithochols\u00e4ure zur Verf\u00fcgung zu stellen, wof\u00fcr ich demselben auch an dieser Stelle Verbindlichst danke; an dieser beobachtete ich genau das gleiche Verhalten. Bei weiterem Verd\u00fcnnen mit Alkohol absol.1) erhielt man bei allen 3 S\u00e4uren eine zun\u00e4chst\n*) Man darf zum Verd\u00fcnnen nicht gew\u00f6hnlichen ca. 90 \u00b0/o igen Alkohol nehmen, dann kann es Vorkommen, da\u00df man statt der purpurfarbenen L\u00f6sung eine mi\u00dffarbene erh\u00e4lt. Setzt man zu dieser konzentrierte","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der menschlichen Gallensteine.\t33\npurpurfarbene L\u00f6sung. Auch bei meiner S\u00e4ure war bei der spektroskopischen Untersuchung ein starker Absorptionsstreifen bei F zu konstatieren, wie es H. Fischer f\u00fcr seine Lithochol-s\u00e4ure angibt. Allm\u00e4hlich verbla\u00dft die L\u00f6sung, Zusatz konzentrierter Schwefels\u00e4ure stellt \u00f6fters die Farbe wieder her, ganz konstant sind die Erscheinungen indessen nicht. Besonders haltbare, jedoch mehr rosa als purpurrote L\u00f6sung erhielt ich, wenn ich eine alkoholische L\u00f6sung meiner S\u00e4ure mit etwas Rohrzucker und Schwefels\u00e4ure versetzte. Sie hielt sich in einem Falle 2 Tage lang unver\u00e4ndert.\n3.\tDie S\u00e4ure l\u00f6st sich in Alkohol ziemlich leicht; bei\nZusatz von Wasser scheiden sich amorphe Flocken aus, die sich nach einigem Stehen in gl\u00e4nzende KrystallfhUer uiiiwandeln. Unter dem Mikroskop erscheinen dies\u00e8 als lange, schmale Prismen mit zerfaserten Endkanten, hie und da zu Rosetten gruppiert.\t;\n4.\tDer Schmelzpunkt der aus Essigs\u00e4ure krystallisierten S\u00e4ure wurde bei 179\u00b0 gefunden, die aus Alkohol kryst\u00e4ilisierte schmolz bei 182\u00b0 (v\u00f6llige Schmelzung).\n5.\tDie aus Essigs\u00e4ure kryst\u00e4ilisierte S\u00e4ure, ist g\u00e4nzlich geschmacklos, die alkoholische mit Wasser verd\u00fcnnte L\u00f6sung zeigt indessen, so lange sie noch milchig getr\u00fcbt erscheint (vor der Krystallisation), deutlich schwach bittern Geschmack, ebenso die alkalische L\u00f6sung.\n6.\tDie Myliussche Jodreaktion verlief bei mehrfachen Proben durchaus negativ, w\u00e4hrend sie in Kontrollproben mit Chols\u00e4ure sofort gelang.\nSchwefels\u00e4ure, so stellt sich die rote Farbe wieder her, wenigstens teilweise. Das Verh\u00e4ltnis ist dasselbe, wie ich es f\u00fcr. die Chloroform-Schwefels\u00e4urereaktion auf Cholesterin angegeben habe. Gie\u00dft man bei dieser die Chloroforml\u00f6sung von der Schwefels\u00e4ure ab und verd\u00fcnnt sie mit weiterem Chloroform, so verschwindet die rote Farbe, augenscheinlich infolge des Wassergehaltes des Chloroforms, und macht einer schwach bl\u00e4ulichen Platz. Zusatz von konzentrierter Schwefels\u00e4ure stellt die Ate Farbe wieder her. In Neuberg \u00abAnalyse des Harns usw.\u00bb, S.750 wird \u00fcberhaupt zur Verd\u00fcnnung der Pettenkofferschen Probe Schwefels\u00e4ure angegeben (Autor nicht genannt), jedenfalls mu\u00df reichlich Schwefels\u00e4ure vorhanden sein.\nHoppe-Seyler\u2019s ZeiUchrift f. physiol. Chemie. XCVIH.\t. 3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"3*\tE. Salkowski,\n7. Herr Prof. Hans Fischer hatte die Freundlichkeit, mich auf das \u00e4u\u00dferst charakteristische Verhalten des Natriumsalzesseiner Lithochols\u00e4ure aufmerksam zu machen,d\u00e4snachseiner brieflichen Mitteilung am besten erh\u00e4ltlich ist, wenn man mit Natriumalkoholat in alkoholischer L\u00f6sung arbeitet. Das Natriumsalz bildet eine geleeartige Masse, die \u00absich in k\u00fcrzester Zeit in haarf\u00f6rmige verfilzte Nadeln umwandelt\u00bb. Dieses Verhalten konnte ich an der \u00fcbersendeten Lithochols\u00e4ure mit frisch hergestelltem Natriumalkoholat im \u00dcberschu\u00df *) durchaus best\u00e4tigen, wenn auch nicht sofort, sondern erst nach passendem Eindampfen, dagegen gelang mir das mit meiner S\u00e4ure bei wiederholten Versuchen nicht. F\u00fcr weitere Untersuchungen reichte die kleine, von den Reaktionen noch \u00fcbrig gebliebene Menge nicht aus. Es fragt sich nun, welche Gallens\u00e4ure hier vorliegt. Um dem Leser sein Urteil zu erleichtern, sei auf die folgende kleine Tabelle hingewiesen, in welcher ich die wichtigsten Eigenschaften der nicht gepaarten Gallens\u00e4ure zusammen-gestellt habe (siehe nebenstehende Tabelle).\nNach der Tabelle zu urteilen ist die Chols\u00e4ure ausgeschlossen wegen des negativen Ausfalles der so leicht anzustellenden und sicheren Jodreaktion von Mylius, es kann sich nur um Desoxychols\u00e4ure oder Lithochols\u00e4ure handeln, vielleicht auch Choleins\u00e4ure. Eine Entscheidung erlauben die bisherigen Beobachtungen nicht und es hat keinen Zweck, die Wahrscheinlichkeiten gegen einander abzuw\u00e4gen, ich m\u00f6chte nur bemerken, da\u00df man f\u00fcr die Desoxychols\u00e4ure das gleichzeitige Vorkommen von stearins\u00e4urehaltiger Palmitins\u00e4ure im Sinne von Wieland und Sorge geltend machen kann, das Verhalten der S\u00e4ure aber mehr f\u00fcr Lithochols\u00e4ure spricht. Gegen diese spricht, da\u00df das charakteristische Verhalten des Xatriumsalzes nicht festgestellt werden konnte. Negative Resultate beweisen indessen nicht viel und Angaben \u00fcber L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse, die sich nur auf qualitative Beobachtungen gr\u00fcnden, sind zu subjektiver Natur, um entscheidend sein zu k\u00f6nnen. Die Verarbeitung eines gr\u00f6\u00dferen Materials wird hoffentlich Aufkl\u00e4rung bringen.\n*) Ein gewisser \u00dcberschu\u00df an Natriumalkoholat scheint erforderlich zu sein.\t^","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der menschlichen Gallensteine.\t35\n\tChols\u00e4ure\tCholeins\u00e4ure : ' : . \u25a0\tDesoxychol- s\u00e4ure\tLithochol-s\u00e4ure *)\u2019\tDi\u00e8 von mir erhaltene S\u00e4ure\nSchmelzpunkt\t195\u00b0 .\t186\u2014188\u00b0\t172\u2014173\u00b0, aus Eisessig 144\u00b0\t184-186\u00b0 aUs60\u00b0/tiger Essigs\u00e4ure\t182\u00b0\nGeschmack\ts\u00fc\u00dflich bitter\trein bitter *)\tschwach bitter\tgeschmack- los\tgeschmacklos\nAlkohol\t. leicht l\u00f6slich\thei\u00df 1:5 kalt 1:8\u00bb)\thei\u00df 1:2, kalt 1:4\u00bb)\tleicht l\u00f6slich\tleicht l\u00f6slich\nEisessig\tleicht l\u00f6slich\t, leicht l\u00f6slich\tschwer l\u00f6slich\tm\u00e4\u00dfig leicht l\u00f6slich\tm\u00e4\u00dfig leicht l\u00f6slich\nPettenkofer-sche Probe mit Alkohol verd\u00fcnnt\tAbsorptions* streifen zw. Du. Eu. bei F\t\t*\t'\u2022Streif\u00ebn bei. F stark\tStreifen bei F stark\nJodreaktion nach Mylius\tpositiv 1\tnegativ\tnegativ\tnegativ \u00bb \" \u2022\tnegativ\nSpezifische j 31550 resp Drehung [a]D !\t37,02\t\t48,47\u00b0\t57,12\u00b0\t32,14\u00ae\tnicht j bestimmt\t\nAuf die Bedeutung, die in der einen wie der anderen S\u00e4ure infolge ihrer Schwerl\u00f6slichkeit f\u00fcr die Gaillensteinbildung liegt, braucht nicht hingewiesen zu werden. -\nBez\u00fcglich der Natur der in Versuch I beobachteten Gallens\u00e4ure, die mit der fr\u00fcher aus Hundekot erhaltenen identisch zu sein scheint, enthalte ich mich jedes Urteils, da das Beobachtungsmaterial zu gering ist, nur CHols\u00e4ure ist auch hierausgeschlossen.\nDer Vollst\u00e4ndigkeit wegen wurde auch in Versuch III das mit \u00c4ther ersch\u00f6pfte Gallensteinpulver 10 Stunden im Spxhlet mit Alkohol absol. extrahiert. Der Alkoholauszug hinterlie\u00df beim Verdampfen 0,4944 g R\u00fcckstand (in Versuch I 0,4674,\n\u00bb) Hans Fischer, Diese Zeitschr., Bd. 73, S. 234.\n*) H. Fischer und P. Meyer fanden indessen ihre aus Rinder* gailensteinen isolierte Choleins\u00e4ure auch geschmacklos, Diese Zeitschr., Bd. 76, S. 96.\n3) K. Wieland u. H. Sorge, Diese Zeitschr., Bd. 97, S.M u. ff.\n3*","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36 E. Salkowski, Zur Kenntnis der menschlichen Gallensteine.\nalso ein sehr naheliegender Wert), dieser beim Veraschen 0,0228 Asche, aus der nur 0,0016 Calciumoxyd erhalten wurde.\nZusammenfassung.\n1.\tMenschliche Gallensteine enthalten in geringer Menge freie stearins\u00e4urehaltige Palmitins\u00e4ure. Das Vorkommen des Calciumsalzes derselben ist nicht ganz sicher erwiesen, jedenfalls seine Quantit\u00e4t noch kleiner, wie die der freien S\u00e4ure.\n2.\tAu\u00dfer freier Palmitins\u00e4ure enthalten sie auch eine freie Gallens\u00e4ure, \u00fcber deren Natur \u2014 ob Desoxychols\u00e4ure oder die von Hans Fischer in Rindergallensteinen entdekte Lithochol-s\u00e4ure oder vielleicht auch Choleins\u00e4ure \u2014 eine bestimmte Entscheidung bisher nicht getroffen werden konnte.\n3.\tCalciumpalmitat ist in Eisessig und Butters\u00e4ure leicht l\u00f6slich und f\u00e4llt beim Eingie\u00dfen der L\u00f6sung in Wasser unver\u00e4ndert aus.\n4.\tCholesterin ist nicht nur in Eisessig, sondern auch in Butters\u00e4ure reichlich l\u00f6slich. Die warme L\u00f6sung erstarrt beim Erkalten zu einem Brei von nadelf\u00f6rmigen Krystallen. Die Verbindung ist sehr locker, sie wird schon durch Alkohol zersetzt, es kann sich also nicht nur um molekulare Anlagerung handeln, analog dem essigsauren Cholesterin.","page":36}],"identifier":"lit20632","issued":"1916-17","language":"de","pages":"25-36","startpages":"25","title":"Zur Kenntnis der menschlichen Gallensteine","type":"Journal Article","volume":"98"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:30:54.197566+00:00"}