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{"created":"2022-01-31T14:41:20.340718+00:00","id":"lit20634","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"A\u00e1ron, B. v.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 98: 49-58","fulltext":[{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Das Schicksal des intraven\u00f6s verabreichten Caseins,\nVon\nB. v. Aaron.\n(Mitteilung aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Budapest.) (Der Redaktion zugegangen am 15. August 1916.\u00cf\nDas Verhalten des Caseins nach intraven\u00f6ser Verabreichung wurde zuerst von Neumeister1 * * 4 *) neben jenem anderer Eiwei\u00dfk\u00f6rper untersucht. Er injizierte einem Hunde intraven\u00f6s 0,82 ccm (? offenbar g) Casein und fand darauf im Harne viel Eiwei\u00df. Munk und Lewandowsky\u00bb) mi\u00dfbilligten Neumeisters ungenaue Bestimmungen und stellten sich die Aufgabe, das Verhalten verschiedener intraven\u00f6s verabreichter Eiwei\u00dfarten, auch des Caseins zu untersuchen. Sie gebrauchten zu ihren Versuchen Kaninchen und fanden, da\u00df, trotzdem sie pro Kilogramm K\u00f6rpergewicht 6\u201430 mal mehr Casein\u00bb) injizierten als Neumeister, in dem Harne der ersten *3mal 24 Stunden doch nur 4\u20144,7\u00b0/o der eingef\u00fchrten Menge aufzufinden war. Neuerlich f\u00fchrten Henriques undA Oders en*) an verschiedenen Tieren Versuche aus \u00fcber intraven\u00f6se Injektion von Casein; laut ihren Versuchen erscheint ein Teil des Caseins im Harne, wor\u00fcber sie aber nur qualitative Proben ausf\u00fchrten. Die Beobachtungen von Michaelis Und Rona,6) die sich auf subcutane Caseininjektionbeziehen, fallen au\u00dferhalb des Rahmens dieser Untersuchung; sie fanden unter diesen Bedingungen beim Hunde keine Caseinausscheidung durch den Harn'\n*) R. Neumeister, Sitzber. der physficHried: Gesellsch. in W\u00fcrzburg 1889, S. 64.\n*) I. Munk und M. Lewandowsky, Arch. f. (An\u00e4t. u.) Physiol. 1899, Suppl. 73; siehe auch C. Oppenheimers gelegentliche Bemerkung: Hofmeisters Beitr\u00e4ge zur ehern. Physiol., Bd. 4, S. 269(1904).\n8)\t2,3, 2,4 g Gasein pro Kilogramm K\u00f6rpergewicht.\n4) V. Henriques und A. C. Andersen, Diese Zeitschr., Bd. 92, S. 194(1914).\n\u00fb) L. Michaelis und P. Rona, Arch. f. d. ges. Physiol.: Bd 121 S. 163 (1908); Bd. 124, S. 415 (1908).\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCVIII\t' 4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\tB, v. A\u00e2ron,\nIn den hier mitgeteilten Versuchen wollte ich diese unentschiedene Frage untersuchen, indem ich die nach intraven\u00f6ser Caseininjektion im Harne auftretende Eiwei\u00dfmenge quantitativ bestimmte und so weit als m\u00f6glich auch ihre Qualit\u00e4t feststellte.\nZu meinen Versuchen gebrauchte ich G r \u00fc b 1 e r sches Casein, welches ich in wenig 2\u00b0/oiger Na,COs-L\u00f6sung zerrieb, dann so viel 0,86\u00b0/oige NaCl-L\u00f6sung zusetzte, da\u00df das Casein zu l,4r bis 2,6 \u00b0/o in einer Mischung von 10 ccm 2\u00b0/oiger Na8C03 und 90 ccm 0,86 \u00c4/oiger NaCl-L\u00f6sung aufgel\u00f6st war ; die so erhaltene L\u00f6sung war isotonisch. Aus der erhaltenen Emulsion gewann ich durch Aufkochen eine durchscheinende, opalisierende L\u00f6sung, die ich filtrierte und sterilisierte. Die Einfl\u00f6\u00dfung geschah in die V. jugul. ext. Als Versuchstiere dienten weibliche Hunde, deren Katheterisierung durch das Fa Ick sehe Verfahren1) erleichtert wurde; der 24st\u00e4ndige Harn wurde durch h\u00e4ufige Katheterisierung gesammelt. W\u00e4hrend des Versuches und eine Woche vorher wurde der Hund mit Milch und Brot ern\u00e4hrt.\nWas die chemische Methodik anbelangt, gebrauchte ich zum qualitativen Nachweise des im Harne erscheinenden Eiwei\u00dfes die Koch-, Sulfosalicyls\u00e4ure-, Ferrocyankalium- und die Heller-sche Probe. Zur quantitativen Ausf\u00e4llung fand ich die S\u00e4ttigung mit ZnS04 nach Zunz2) am geeignetsten. Sofern es die Harnmenge erlaubte, f\u00fchrte ich Doppelbestimmungen aus, deren Mittelwerte in den Tabellen mitgeteilt sind. Da das viele ZnS04 die Veraschung des Eiwei\u00dfniederschlages nach Neumann erschwerte, mu\u00dfte ich das Verfahren modifizieren, indem ich den auf das Filter gebrachten Niederschlag nicht mit kaltges\u00e4ttigter ZnS04-L\u00f6sung, sondern mit destilliertem Wasser auswusch. Die in de^r 1. Tabelle mitgeteilten Bestimmungen beweisen, da\u00df das destillierte Wasser das durch ZnS04 ausgef\u00fcllte Casein nicht aufl\u00f6st. Gleiche Mengen einer Caseinl\u00f6sung bekannten N- und P-Gehaltes wurden nach Zunz gef\u00e4llt und mit kalt ges\u00e4ttigter ZnS04-L\u00f6sung, verd\u00fcnnter ZnSO;-L\u00f6sung, bezw. destilliertem Wasser gewaschen: die gefundenen N- und P-Mengen waren\n*) Falck, Virchows Archiv, Bd. 9, S. 56 (1856).\n*) W. Vau bei, Quantitative Bestimmung organischer Verbindungen, Bd 1, S. 223, Berlin (1902).","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Das Schicksal des intraven\u00f6s verabreichten Caseins. 51\nimmer dieselben. Bei der Aufarbeitung meiner Versuche wurde der ZnS04-Niederschlag des Harnes auf dem Filter gesammelt, dreimal mit destilliertem Wasser gewaschen, sein N-Gehalt nach\nKjeldahl, sein P-Gehalt nach Neumann1) bestimmt.\n. \u00ab\n1. Tabelle.\nNr.\tmg N in 5 ccm Caseinl\u00f6sung\t\t\t\tmg P in 20 ccm Caseinl\u00f6sung\t\t\t\n\tIn der urspr. L\u00f6sung\tmit ZnS04 gef\u00e4llt\t\t\tIn der urspr.. L\u00f6sung\tmit ZnS04 gef\u00e4llt\t\t\n\t\tm. kalt- ges\u00e4tt. ZnS04- L\u00f6sung ge- wasch.\tm. verd\u00fcnnt. ZnS04-L\u00f6sung g\u00ae\u2018 wasch.\tmit dest. Wasser ge- wasch.\t\tm. kalt-ges\u00e4tt. ZnS04-L\u00f6sung ge- wasch.\tm. verd\u00fcnnt. ZnS04-L\u00f6sung\tmit dest. Wasser ge- wasch.\nI.\t15,86\t15,86\t15,82\t15,84\t10,98\t10,94\t10,99\t10,98\nII.\t15,86\t15,84\t15,80\t15,80\t10,99\t10,95\t10,96\t10,95\nIII.\t15,87\t15,87\t15,80\t15,80\t\u2014\t\u2014 \u25a0\t\u25a0\u2014\t\u2014.\nBei der Bestimmung der ausgeschiedenen Eiwei\u00dfmenge ber\u00fccksichtigte ich, da\u00df der Harn des normalen Hundes mit ZnS04 f\u00e4llbare N-haltige K\u00f6rper enth\u00e4lt, und zwar 100 ccm Harn durchschnittlich 3,5 mg N8) (s. 2. Tabelle). Die in den folgenden Tabellen mitgeteilten N-Werte sind nach Abzug dieses Wertes mitgeteilt. Nach Siegfried,8) Salkowski4) und Thar5) werden Harns\u00e4ure, Purinbasen und Kreatinin durch Zinksalze gef\u00e4llt ; wieweit die bei dem verfolgten Verfahren erhaltenen N-Werte\nauf diese Stoffe zu beziehen w\u00e4ren, wurde nicht untersucht.\n---- \\\n') Nach Hoppe-Seyler-Thierfelder, Chem. Anal., * *8. Auflage, S. 556, mit der Modifikation von Plimmer-B\u00e0yliss und der unter bl angef\u00fchrten Modifikation von Gregersen. Nach W. Heubner, Bioch. Zeitschr., Bd. 64, S. 393 (1914) und S. L. Jodidi, Joum. of the amer, ehern, soc., Bd. 37, S. 1708 (1915) (zitiert nach Chem. Zentral!)!., 1915 IV., S. 807) ist 0,57 der richtige Faktor statt des hier gebrauchten 0,554.\n*) \u00c4hnliche Werte erhielt K. v. K\u00f6r\u00f6sy, Diese Zeitschr., Bd. 69. S. 313 (1910).\ns) M. Siegfried, Diese Zeitschr., Bd. 24, S. 399 (1898). *\n*) K. Kojo, Diese Zeitschr., Bd. 73,S.416(1911); M.Kashiwabara,\nebenda, Bd. 84, S. 223 (1913); E. Salkowski, ebenda, Bd. 85, S. 346 (1913), derselbe: Charit\u00e9-Annalen, Bd.37, S. 239 (1913); derselbe: Bioch. Zeitschr., Bd. 55, S. 254 (1913).\n'*) H* Thar und J- Beneslawski, Biochem. Zeitschr., Bd. 52, S.435\n(1913); H. Thar, ebenda, Bd. 56, S. 353 (1913).\nv,' \u2019\u2022\t\u25a0\t\\*\t\u25a0\u25a0","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"B. v. A\u00e2ron,\n2. Tabelle.\nNr.\tDurch ZnS04 f\u00e4llbarer N in 100 ccm normalem Hundeharn mg\nI.\t4,08\n11.\t3,09\nIII.\t2,39\nIV.\t4,34\nV.\t3,50\nVI.\t3,64\nMittel\t3,50\nDie Resultate meiner Versuche teile ich in den Tabellen 3 bis 7 mit. Versuch I und II konnte nicht aufgearbeitet werden, weil die Hunde an dem der Injektion folgenden dritten Tage starben. \u00c4hnliche F\u00e4lle wurden auch von v. K\u00f6r\u00f6sy1) und Henriques und Andersen9) beobachtet. Die Ursache war wahrscheinlich die, da\u00df zuviel Casein injiziert wurde (pro Kilogramm K\u00f6rpergewicht 50\u201460 mg N). Die Aufarbeitung des. Versuches Nr. V mi\u00dflang, weil der Hund w\u00e4hrend der Versuchszeit eine starke Albuminurie bekam: es erschien hitze-koagulierbares Eiwei\u00df im Harne; die Albuminurie bestand hartn\u00e4ckig noch zu Ende der zweiten Woche nach der Injektion.\n3. Tabelle.\nIII. Versuch. Gewicht des Hundes 9,5 kg. N-Gehalt der injizierten 80 ccm\nGaseinl\u00f6sung 354 mg.\nVersuchs- tag\t24 st\u00e4ndige Harnmenge ccm\tEiwei\u00df-N im Harn\t\n\t\tin 100ccm Harn mg\tim 24 st\u00e4ndigem Harn mg\n1.\t490\t17,67\t86,6\n2.\t450\t11,86\t53,4\n3.\t560\t9,10\t51.0\n\u20224.\t400\t4,10\t16,4\n5.\t450\t4,04\t18,2\nSumme:\t1\t!\t225.6\t\t\n*) K. v. K\u00f6r\u00f6sy, a. a. 0.\n*) V. Henriques nnd A. C. Andersen. Diese Zeitschr., Bd. 92. S. 194 (1914).","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Das Schicksal des intraven\u00f6s verabreichten Caseins. \u2018\t53\n4. Tabelle.\nIV. Versuch. Gewicht des Hundes 11,0 kg. N-Geh< der injizierten\n100 ccm Caseinl\u00f6sung 284 tpg.\nVersuchs* tag\t24 stiindige Harnmenge ccm\tEiwei\u00df-N\tim Ham\n\t\tin 100 ccm Ham mg\t% im 24stttnd. Ham mg\n1.\t395\t16,21\t:\t64,0\n2.\t415\t11,83\t49,1\n3.\t380\t8,93\t33,9\n4.\t125\t16,03\t, 20,0\n5.\t250\t0,19\t0,5\nSumme :\t1\tI-\t167,5\t\t\n5. Tabelle.\nVI. Versuch. Gewicht des Hundes 13,5 kg. NrGehrit der injizierten 100 ccm Caseinl\u00f6sung 305 mg.\nVersuchs- tag\t24 stiindige Harnmenge ccm\tEiwei\u00df-N\tim Ham\n\t\tin 100 ccm Ham mg\tim 24st\u00fcnd. Ham mg\n1.\t890\t6,86\t61,0\n2.\t240\t18,06\t43,3\n3.\t150\t19,32\t29,0\n*\t4.\t480\t2,74\t13,1\n5.\t400\t4,90\t19,6\nSumme :\t\t1 166,6\t\n6. Tabelle.\nVII. Versuch. Gewicht des Hundes 10,0 kg. N-Gehalt der injizierten' 100 ccm Caseinl\u00f6sung 302 mg.\nVersuchs- tag\t24sl\u00fcndige Harnmenge ccm\tEiwei\u00df-N\tim Ham\n\t\tin 100 ccm Ham mg\t.\tim 24 stund. Ham mg\n1.\t760\t9,57\t72,7\n2.\t340\t15,69\t53,3\n3.\t330\t10,40\t34,3\n4.\t500\t3,81\t19,0\n'\t5.\t630\t0,87\t5,6\nSumme:\t1\tI\t184,9\t\t","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"B. v. A\u00e0ron,\n7. Tabelle.\nVIII. Versuch. Gewicht des Hundes 11,0 kg. N-Gehalt der injizierten 100 ccm Caseinl\u00f6sung 219 mg. Temperaturgang s. 10. Tabelle.\nVersuchs- tag\t24 st\u00fcndige Harnmenge ccm\tEiwei\u00df-N im Ham\t\n\t\tin 100 ccm Harn mg\tim 24st\u00fcnd. Harn mg\n1.\t250\t14,98\t37,4\n2.\t350\t7,40\t25,9\n3.\t630\t2,97\t18,7\n4.\t270\t10,50\t28,3\n\t\t5.\tr\t420\t0,77\t3,2\nSumme :\t!\t|\t113,5\t\t\nAus den Ergebnissen der in den Tabellen mitgeteilten f\u00fcnf Versuehe ist zu ersehen (s. 8. Tabelle), da\u00df durchschnittlich 58 \u00b0/o des intraven\u00f6s gegebenen Casein-N im Verlaufe der ersten f\u00fcnfmal 24 Stunden in durch ZnS04 aussalzbarer Gestalt durch den Ham entleert werden. Der Harn der sechsten 24 Stunden zeigte mit den oben erw\u00e4hnten Proben untersucht keine in Betracht kommende Tr\u00fcbung. Nach der Aussage der 8. Tabelle wird ein desto gr\u00f6\u00dferer Anteil der injizierten Caseinmenge ausgeschieden, je mehr Casein pro Kilogramm K\u00f6rpergewicht injiziert war.\n8. Tabelle.\nZusammenfassung der in Tabelle 3-7 mitgeteilten Versuchsresultate.\nNr. des Versuches\tK\u00f6rper- gewicht .'..'.kg\tInjizierter Casein-N mg\tDasselbe pro 1 kg K\u00f6rpergewicht mg\tGesamtmenge des ausgeschied. Eiwei\u00df-N mg\tDasselbe in Proz. der injizierten N-Menge V\nHI.\t9,5\t354\t37\t225,6\t63,7\nVII.\t10,0\t302\t30\t184,9\t61,2\nIV,\t11,0\t\u2022283\t26\t167,5\t59,2\nVI.\t13,5\t304\t23\t166,0\t54,6\nVIII.\t11,0\t218\t20\t113,5\t52,0\nMittel:\t\t1\t1\t!\t58,1\t\t\t","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Das Schicksal des intraven\u00f6s verabreichten Caseins. 55\nY\t'\t' \u25a0' '\u25a0\n' wu\u00dfte aber auch die Qualit\u00e4t des ausgeschiedenen\nEiwei\u00dfes untersucht werden, wobei in erster Linie zu betonen ist, da\u00df das ausgeschiedene Eiwei\u00df ebenso wie das Casein durch Hitze nicht koagulierbar war. Dem ausgeschiedenen Casein war also kein Serumeiwei\u00df beigemischt, w\u00e4hrend dies bei s\u00fcbcutaner Injektion von Eiereiwei\u00df in Kaninchen nach den Beobachtungen von de Waele und Vandevelde1) \u2014 dem Befunde von Oppenheimer* *) gegen\u00fcber1\u2014offenbar der Fall ist, da dieselben im Harne im Verlaufe mehrerer der Injektion folgenden Tage mehr koagulierbares Eiwei\u00df fanden, als injiziert wurde.\nZur weiteren Kl\u00e4rung der Frage verfuhr ich mit den im IX. Versuch gewonnenen Harnen folgenderma\u00dfen (s. 9. Tabelle): der mit ZnS04 erhaltene Niederschlag w\u00fcrde mit destilliertem Wasser gewaschen, in destilliertem Wasser suspendiert und durch Zersetzung desselben durch eingeleitetes H,S d\u00e8r gef\u00e4llte Eiwei\u00dfk\u00f6rper wieder in L\u00f6sung gebracht. Das so erhaltene Eiwei\u00df zeigte die Eigenschaft des Caseins, da\u00df es auf starke Verd\u00fcnnung mit destilliertem Wasser und Ans\u00e4uerung mit 1h \u00b0/oiger Essigs\u00e4ure ausfiel, aber durch Hitze ebensowenig koagulierbar war, als das urspr\u00fcnglich im Harne enthaltene Eiwei\u00df. Die Menge des in L\u00f6sung gebrachten und durch Essige s\u00e4ure ausgef\u00e4llten Eiwei\u00df-N habe ich auch quantitativ bestimmt: in den 5 Tagen wurden 50,5 o/o der eingef\u00fchrten Menge ausgeschieden. Dieser relativ niedrige Wert entspricht ungef\u00e4hr den in der 8. Tabelle zusammengestellten Werten, indem diesmal pro Kilogramm K\u00f6rpergewicht nur 16,2 mg Casein-Ninjiziert wurde. Es ist aber auch zu bemerken, da\u00df laut .den Ergebnissen von f\u00fcnf diesbez\u00fcglich ausgef\u00fchrten Versuchen aus einer durch ZnS\u00dc4 gef\u00e4llten Caseinl\u00f6sung nur 84,2\u201486,8\u00b0/o des Caseins auf die angegebene Weise in L\u00f6sung zu bringen und wieder auszuf\u00fcllen ist. Auf Grund dieser Beobachtungen k\u00f6nnen die durch Aussalzung mit ZnS04 gewonnenen N-Mengen nach Ab-\nl) H. de Waele und A. J. J. Vandevelde, Bioch. Zeitschr., Bd. 30, S. 227 (1911).\n*) C. Oppenheimer, Hofm. Beitr. z. chem. Physiol., Bd. 4, S. 263\n(1904).","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nB. v. A\u00e2ron,\n\u20224\nzug der erw\u00e4hnten Korrektion getrost als dem ausgeschiedenen Casein angeh\u00f6rend betrachtet werden.\n9. Tabelle.\nIX. Versuch. Gewicht des Hundes 13,5 kg. N-Gehalt der injizierten 100 ccm Caseinl\u00f6sung 219 mg.\nVersuchs- tag\t24 st\u00fcndige Harnmenge ccm\tMit Essigs\u00e4ure gef\u00e4llter N des zersetzten ZnS04-Niederschlages\t\n\t\tin 100 ccm Harn mg\tim 24st\u00fcnd. Ham mg\n1. : \u2022\t300\t15,40\t46,2\n2.\t340\t9,18\t31,2\n3.\t500\t3,51\t17,5\n4.\t450\t1,85\t8,3\n5.\t400\t1,69\t6,8\nSumme:\t\t\t110,0\nUrspr\u00fcnglich wollte ich in Anbetracht des hohen Phosphorgehaltes des Caseins durch Bestimmung des P-Gehaltes des ZnS04-Niederschlages entscheiden, ob das entleerte Eiwei\u00df Casein ist oder nicht. Der P-Gehalt dem Harne zugesetzten Caseins wird im ZnS04-Niederschlage, laut dem Ergebnisse diesbez\u00fcglich ausgef\u00fchrter Versuche, unver\u00e4ndert zur\u00fcckerhalten. Die Versuche IV, VI und VII zeigten aber, trotzdem der Harn anges\u00e4uert war, einen so hohen P-Gehalt des ZnS04-Nieder-schlages, da\u00df aus dem P-Gehalte keine Folgerungen \u00fcber die Natur des ausgeschiedenen Eiwei\u00dfes gezogen werden konnten. Die gefundenen P-Werte waren f\u00fcr die gesamten Harnmengen: Versuch IV 1. Tag 131, 2. Tag 95; Versuch VI 1. Tag 121; Versuch VII 1. Tag 156 mg. Es wurde also mehr P ausgeschieden, als injiziert war, und ziemlich genau zweimal so viel P ausgeschieden als N. Weitere Untersuchungen werden es zu entscheiden haben, ob es sich um ein ver\u00e4ndertes Casein oder um Mitf\u00e4llung eines P-reichen K\u00f6rpers handelt.\nSchlie\u00dflich m\u00fcssen noch einige nach der Caseininjektion beobachtete Erscheinungen erw\u00e4hnt werden. Die Temperatnr stieg in den ersten 24 Stunden um 1\u20142\u00b0, um dann auf das","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Das Schicksal des intraven\u00f6s verabreichten Caseins. 57\nNormale zur\u00fcckzusinken; ihr n\u00e4heres Verhalten f\u00fcr Versuch VIII zeigt die 10. Tabelle. Als analoger Befund ist zu erw\u00e4hnen, da\u00df Heilner, >) Schittenhelm, Weichardt und Hartmann1) nach intraven\u00f6ser Injektion verschiedener Eiwei\u00dfstoife Temperaturerh\u00f6hung beobachteten. Fernei] habe ich ani ersten Tage \u00f6fter, einmal aber auch am dritten Tage Diarrh\u00f6e und Erbrechen beobachtet. Gr\u00f6\u00dferen Umfang nahmen sie nur, wenn eine gr\u00f6\u00dfere Menge Casein injiziert wurde. Um den aus der Diarrh\u00f6e und dem Erbrechen stammenden Unannehmlichkeiten auszuweichen, verabreichte ich mit Erfolg in den f\u00fcnf letzten Versuchen (V\u2014IX) 1 g Bism. subnitr. am vorangehenden Tage. In diesen F\u00e4llen blieben die erw\u00e4hnten unangenehmen Erscheinungen sozusagen vollkommen aus.\n10. Tabelle.\nTemperaturmessungen im Mastdarm w\u00e4hrend des VIII. Versuches. C*.\nVersuchs\ntag\n913. XI. 24. 913. XI. 25. 913. XI. 26.\nStunde\nVormittags\t\t\t\t\t\t\u20141-7\t; \t:\t Nachmittags\t\t\t\t\t\t\t\n8\t9\t10\t11\t12\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7 .\t8\n39,4\t\t39,3\t\t38,6\t38,6\t38i7\t38,5\t38,7\t38,7\t38,6\t\t38,6\n39,9\t\t39,6 \u2022)\t39,7\t40,9\t4M\t41,4\t41,6\t41,6\t\u00ab,7\t41,8\t41,8\t41,8\n39,1\t\t88,9\t\t38,6\t\u25a0 \u25a0: \u25a0\t38,5\t\t38,3\t\t38,6\t\t38,6\nMeine Versuchsergebnisse zeigen also, da\u00df Neumeisters Beobachtungen im wesentlichen richtig waren. Die entgegengesetzten Befunde von Munk und Lew.andowsky finden vielleicht darin ihre Erkl\u00e4rung, da\u00df sie die Menge des ausgeschiedenen Eiwei\u00dfes durch Hitzekoagulation im anges\u00e4uerten und schwach salzhaltigen Medium bestimmten. Es ist aber auch m\u00f6glich, da\u00df die von ihnen ben\u00fctzten Kaninchen sich diesbez\u00fcglich anders verhalten, als die Hunde ; jedenfalls sind sie der vergiftenden Wirkung des Caseins gegen\u00fcber wider-\n*) E. Heilner, Zeitschr. f. Biolog., Bd. 50, S. 26 (1908).\n\u2022) A. Schittenhelm, W. Weichardt und F. Hartmann, Zeitschrift f. exp. Path., Bd. 10, S. 488 (1912); Bd. 11, S. 69 (1912).\n*) Injektion der Gaseinl\u00f6sung.","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\tB. v. A \u00e2 r o n, Das Schicksal des intraven\u00f6s verabreichten Caseins.\nstandsfahiger, denn Munk und Lewandowsky konnten ihnen 2 -4 g pro Kilogramm K\u00f6rpergewicht injizieren.\nDie Tatsache, da\u00df 58\u00b0/o des intraven\u00f6s injizierten Caseins unausgen\u00fctzt durch den Harn ausgeschieden werden, ist darum von Wichtigkeit, weil das Casein f\u00fcr den tierischen Organismus kein k\u00f6rperfremdes Eiwei\u00df ist; sein Verhalten steht diesbez\u00fcglich im Gegensatz zu jenem des Serumeiwei\u00dfes,1) von welchem gar nichts, und des Muskeleiwei\u00dfes, von welchem nach den Untersuchungen QuagliarieHos1) 0\u201410\u00b0/o durch den Harn in unver\u00e4nderter Gestalt ausgeschieden werden. Es ist ferner zu erw\u00e4hnen, da\u00df nach G\u00fcrber und Hallauer3) ein weiterer. \u2014 nach ihrer Sch\u00e4tzung wesentlicher \u2014 Bruchteil des Caseins durch die Galle ausgeschieden wird.\nDas Resultat meiner Untersuchungen kann ich dahin zusammenfassen, da\u00df beim Hunde nach intraven\u00f6ser Einf\u00fchrung von Casein durch den Harn bedeutende Eiwei\u00dfmengen ausgeschieden werden, und zwar durchschnittlich 58 \u00b0/o des eingef\u00fchrten N. Das ausgeschiedene Eiwei\u00df ist durch Hitze nicht koagulierbar, durch ZnS04 ausgefallt und wieder in L\u00f6sung gebracht zeigt es die Eigenschaft des Caseins, nach starker Verd\u00fcnnung mit destilliertem Wasser und Ans\u00e4uerung mit 1/* *\u00b0/oiger Essigs\u00e4ure auszufallen.\n* Diese Arbeit wurde in den Jahren 1912\u201414 im unter Leitung des f Prof. L. v. Udranszky stehenden physiologischen Institute der Universit\u00e4t Budapest ausgef\u00fchrt.\n*) K. v. Kor\u00f6sy, XVI. internat, mediz. Kongr. Budapest 1909. Physiol., S. Ill; S. v. Somogyi, Diese Zeitschr., Bd. 71, S. 125, 1911; A. Henriques und A. C. A. Andersen, Diese Zeitschr., Bd. 92, S.194 (1914).\n*) C. Quagliariello, Archivio di fisiol., Bd. 11, S. 565 (1913).\ns) A. G\u00fcrber und B. Hallauer, Zeitschr. f. Biol., Bd. 45, S. 372\n(1904).","page":58}],"identifier":"lit20634","issued":"1916-17","language":"de","pages":"49-58","startpages":"49","title":"Das Schicksal des intraven\u00f6s verabreichten Caseins","type":"Journal Article","volume":"98"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:41:20.340723+00:00"}