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{"created":"2022-01-31T14:40:54.456483+00:00","id":"lit20636","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schumm, O.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 98: 65-72","fulltext":[{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Bemerkungen zu H. Fiechers Entgegnung und seiner Beurteilung der epektroskopischen Methode.\nVon\n0. Schnmm.\n(Der Redaktion zugegangen am tl. Juli I9i6,i\nIn H. Fischers Abhandlung \u00ab\u00dcber das Urinporphyrin\u00bb \u00bb) findet sich (S. 37) der Ausspruch \u00abSpektroskopisch stellte G\u00fcnther die absolute \u00dcbereinstimmung des im Urin enthaltenen Porphyrins mit H\u00e4matoporphyrin fest und neuerdings wieder 0. Sch\u00fcmm in Hamburg\u00bb; Diesen Ausspruch habe ich als \u00abstreng genommen nicht richtig\u00bb bezeichnet.*) H. \u2018Fischer beanstandet nun,8) da\u00df ich in meiner Begr\u00fcndung das spektroskopische Verhalten des Harns mit dem einer L\u00f6sung des H\u00e4matoporphyrins in Soda und mit ammoniakalischen L\u00f6sungen von Urinporphyrinpr\u00e4paraten verglichen habe. Da\u00df die so festgestellten Abweichungen keine vollkommen sichere Beurteilung gestatten, ist mir nat\u00fcrlich bekannt gewesen, denn ich habe dazu selbst bemerkt, da\u00df es nicht sicher entschieden sei, ob dieser Unterschied auf den Einflu\u00df von Hambestandteilen bezw. die Reaktion zur\u00fcckgef\u00fchrt werden k\u00f6nne,4) da\u00df man diese Erscheinung aber nicht \u00fcbergehen k\u00f6nne, da sie nicht vereinzelt sei. Der Unterschied in der Lage des I. Absorptionsstreifens (im Rot) der Porphyrinharne und des H\u00e4matoporphyrins von Nencki wird, wie ich schon damals gezeigt habe, noch gr\u00f6\u00dfer, wenn man den Harn stark alkalisiert.*) Anderseits habe ich schon fr\u00fcher, in meiner Abhandlnng \u00fcber H\u00e4matoporphyrin und\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 95, S. 37.\n*) 0. S c h u ra m, \u00dcber das \u00abH\u00e4matoporphyrin\u00bb aus Harn und Knochen, Diese Zeitschr., Bd. 96, S. 191, 1915.\n*) H. Fischer, \u00dcber die Giftigkeit, die sensibilisierende Wirkung und das spektroskopische Verhalten der nat\u00fcrlichen Porphyrine. Abbau des Urinporphyrins zum Kotporphyrin. Diese Zeitschr-, Bd. 97, S, 114.'\n4)\tE. Roedelins und 0. Sch\u00fcmm, \u00dcber H\u00e4matoporphyrinogen-ausscheidung im Harn. Zeitschr. f. Urolcgische Chirurgie, Bd. HI, H. 1/2.. Zweiter Teil: 0. Sch\u00fcmm, Die Farbstoffe des Harns, S. 125.\n5)\t0. Sch\u00fcmm, \u00dcber Vorkommen und Nachweis einiger pathologisch\nwichtiger Abbauprodukte des Blutfarbstoffs. Festschrift des Eppendorfer Krankenkauses, S. f198 (auch Anm. 1). Verlag von L. Voss, Leipzig und Hamburg, 1914.\t'\n\u2022 \u2666 ,\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCVI1I.\t5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\t0. Sch\u00fcmm,\nMesoporphyrin ') angeben k\u00f6nnen, da\u00df man bei L\u00f6sungen von Nenekis H\u00e4matoporphyrin den Gehalt an Alkali in ziemlich weiten Grenzen \u00e4ndern kann, ohne da\u00df eine bedeutende \u00c4nderung im Ort der Streifen auftritt, somit auch der I. Streifen (im Rot) seine gegen\u00fcber dem I. Streifen des alkalisierten Porphyrin haras stark abweichende Lage beibeh\u00e4lt. Es ist vielleicht eine etwas weitgehende Vorsicht v(>n mir gewesen, da\u00df ich aus dieser von mir betonten und beobachteten Abweichung nicht ohne weiteres den Schlu\u00df gezogen habe, da\u00df das Harnh\u00e4matoporphyrin in seiner chemischen Konstitution von Nene kis H\u00e4matoporphyrin irgendwie verschieden sei. Meine Untersuchung an G\u00fcnther-Fischers Fall beschr\u00e4nkte sich aber auf eine Einzelportion eines nicht vollkommen frischen, sondern von Bonn eingesandten Harns. Ich begn\u00fcgte mich deshalb damit, die bei den Spektren der alkalischen Fl\u00fcssigkeiten beobachteten Abweichungen zu erw\u00e4hnen. An anderer Stelle habe ich dann noch betont,* *) da\u00df man sie nicht \u00fcbergehen k\u00f6nne. H. Fischers Angabe, da\u00df ich spektroskopisch die absolute \u00dcbereinstimmung des im Urin enthaltenen Porphyrins mit H\u00e4matoporphyrin festgestellt habe, ist demnach nicht richtig. Die von mir gefundene Abweichung in den Spektren der salzsauren L\u00f6sung des rohen Harnh\u00e4matoporphyrins (Kalif\u00e4llung des Harnes) und des H\u00e4matoporphyrins von N en cki ist allerdings gering (rund 1 pp). Meine Beobachtung ist aber richtig gewesen, da die Absorptionsstreifen des reinen Harnh\u00e4matoporphyrins in 25\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure, wie sich jetzt bestimmt behaupten l\u00e4\u00dft,') tats\u00e4chlich weiter nach Rot liegen als beim H\u00e4matoporphyrin von Nencki. H. Fischers Ausspruch, da\u00df Unterschiede von 1 pp innerhalb der Fehlergrenze liegen, kann ich nur f\u00fcr solche F\u00e4lle zustimmen, in denen es sich um weniger genau bestimmbare Streifen handelt. Bei den Spektren der Porphyrine des Harns, sowie von Nene kis H\u00e4matoporphyrin und Mesoporphyrin in w\u00e4sseriger Salzs\u00e4ure lassen sich aber wenigstens der erste und dritte Streifen sehr genau bestimmen, wenn man vorschriftsm\u00e4\u00dfig die Okularmarke auf die dunkelste Stelle oder (bei breiteren symmetrischen Streifen) auf die Mitte oder (bei Streifen mit deutlichem schmalen Minimum, zum Beispiel bei Fischers Kotporphyrin) auf das Minimum einstellt, wobei , es nicht, wie H. Fischer meint, besonders darauf ankommt, da\u00df man den prozentualen Gehalt der L\u00f6sung an Farbstoff kennt, sondern darauf, da\u00df die L\u00f6sung den jeweils zu messenden Streifen in der f\u00fcr die genaueste Messung richtigen St\u00e4rke zeigt. Da nun die einzelnen Streifen des Absorptionsbildes einer salzsauren Porphyrinl\u00f6sung sehr verschieden stark sind, so folgt daraus, da\u00df man die Ortsbestimmung der einzelnen\n*) 0. Sch\u00fcmm, Untersuchungen \u00fcber die Absorptionserscheinungen des H\u00e4matoporphyrins und Mesoporphyrins im Gitterspektrum. Diese Zeitschrift, \u00dfd. 90, S. 12.\n*) E. Roedelins und 0. Sch\u00fcmm, 1. c., S. 125.\n:') Vergl. meine n\u00e4chste Abhandlung in dieser Zeitschrift.","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Bemerkungen zu H. Fischers Entgegnung usw.\t67 *\nStreifen an L\u00f6sungen von verschiedenem Farbstoffgehalt ausf\u00fchren mu\u00df! Genaueres dar\u00fcber habe ich u. a. auch in dieser Zeitschrift in meiner Abhandlung -\u00dcber die Messung und Bestimmung der Absorptionsspektra\u00bb, Bd. 66, S. 298 angegeben. Ein Beispiel f\u00fcr die bei den spektrometrischen Bestimmungen erzielbare Genauigkeit geben die Werte, die von F o r ni a n e c k und von mir f\u00fcr den gut bestimmbaren ersten Streifen des Oxyh\u00e4moglobins gefunden sind (vgl. diese Zeitschrift, Bd. 83, S. 23).*)\nH. Fischers Ansicht, da\u00df H. G\u00fcnther spektroskopisch die absolute \u00dcbereinstimmung des im Urin enthaltenen Porphyrins mit H\u00e4matoporphyrin festgestellt habe, ist ebenfalls irrt\u00fcmlich. Die von H. G\u00fcnther angegebenen Zahlen lassen sich freilich nur zum Teil richtig beurteilen, weil mehrfach nicht genau angegeben worden ist, wieviel Salzs\u00e4ure das angewandte L\u00f6sungsmittel enthielt. Auf S. 136 seiner Abhandlung schreibt G\u00fcnther, da\u00df sich bei der Darstellung nach Sail let ein Teil des Porphyrins nicht mit 5\u00b0/o iger HCl, wohl aber mit 25 \u00b0/* iger HCl habe extrahieren lassen; die L\u00f6sung habe folgende B\u00e4nder gegeben: 596\u2014589, 557-542. Daraus w\u00fcrde sich der Ort des ersten Streifens zu etwa 592,5, der des zweiten zu etwa 549,5 ergeben. Diese Zahlen stimmen weder zu Nenckis H\u00e4matoporphyrin noch zu dem Harnh\u00e4matoporphyrin (Fischers Urinporphyrin), wohl aber zu dem von Fischer auch im Ham dieses Patienten gefundenen Kotporphyrin! Unbestreitbar sind auch die bedeutenden Abweichungen gegen\u00fcber H\u00e4matoporphyrin Nencki bei den amm\u00f6-niakalischen L\u00f6sungen des von H. G\u00fcnther aus Petrys Harn abgeschiedenen Farbstoffs. F\u00fcr die ammoniakalischen L\u00f6sungen nach Saillets Verfahren gewonnener Pr\u00e4parate gibt G\u00fcnther an: a) S. 136, Zeile 11/12: Zahlen, aus denen sich der Ort des L Streifens, im Rot, zu ungef\u00e4hr 608 berechnet,. ein Wert, der nicht ann\u00e4hernd f\u00fcr Nenckis H\u00e4matoporphyrin, auch nicht f\u00fcr Kotporphyrin, wohl \u00fcber, wie man jetzt wei\u00df, ann\u00e4herd zu Fischers Urinporphyrin pa\u00dft; b) auf S. 136, Zeile 18: Zahlen, aus denen sich der 1 Streifen zu ungef\u00e4hr 614,5 berechnet; c) Zeile 23, zu 611; d) S. 137, Zeile 10, zu 607,5.\nH. Fischer bat aus der Art, wie ich die Bezeichnung \u00absaures H\u00e4matoporphyrinspektrum* gelegentlich angewandt habe, geschlossen, da\u00df ich Harnh\u00e4matoporphyrin und Nenckis H\u00e4matoporphyrin f\u00fcr chemisch identische Stoffe gehalten habe. Der Ausdruck \u00absaures H\u00e4matoporphyrinspektrum\u00bb ist f\u00fcr ein solches Absorptionsbild, das an verschiedenen bis-\n*) Wie ich bei dieser Gelegenheit hervorheben m\u00f6chte, habe ich bei der Ortsbestimmung der Absorptionsstreifen durch okulare Messungen die gr\u00f6\u00dfte Genauigkeit erzielt, wenn ich mich eines Spektrometers bediente, das mit einem vertikalen Spalt ausgestattet war, w\u00e4hrend f\u00fcr die Bestimmung des Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnisses durch gleichzeitige Beobachtung zweier Absorptionsspektra auch nach meinen Erfahrungen die Apparate mit horizontalem Spalt als geeigneter gelten d\u00fcrfen.","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\t'\t0. Sch\u00fcmm.\nlang sogenannten \u00abH\u00e4matoporphy rinen\u00bb in mineralsaurer L\u00f6sung beobachtet wird, gebr\u00e4uchlich; doch ist ohne weiteres zuzugeben, da\u00df diese \u00fcbliche freie Anwendung des genannten Ausdrucks zu Mi\u00dfverst\u00e4ndnissen f\u00fchren kann. Leider ist in dem klinischen Teil unserer Abhandlung \u00fcber einen Fall von < H\u00e4matoporphyrinogenurie\u00bb unbekannter \u00c4tiologie (Zeitschr. f. Urologische Chirurgie III. S. 112) an einer Stelle ausgesprochen, da\u00df anfangs die Ausscheidung von echtem H\u00e4matoporphyrin im Sinne Nenck is, sp\u00e4ter dagegen die Porphyrinogenausscheidung \u00fcberwogen habe. Dieser Ausspruch sollte nur eine Gegen\u00fcberstellung der Begriffe H\u00e4matoporphyrinfarbstoff und Porphyrinogen geben. Der Zusatz \u00abim Sinne Nenckis\u00bb h\u00e4tte unterbleiben m\u00fcssen, weil er eine nicht beabsichtigte Auslegung des ganzen Ausspruchs nahelegte In dem von m ir verfa\u00dften zweiten, dem chemischen Teil derselben Abhandlung habe ich die in der \u00dcberschrift des vorletzten Abschnitts aufgeworfene Frage \u00abIst das Porphyrin des Harns mit einem der von Nencki und Zaleski aus Blutfarbstoff dargestellten Porphyrine identisch?\u00bb mangels gen\u00fcgend sicherer Unterlagen nicht bestimmt beantwortet, auch gerade in dieser Schlu\u00dfbesprechung (S. 125) die Abweichungen im spektralen Verhalten zwischen Harnh\u00e4matoporphyrin und Nenckis H\u00e4matoporphyrin hervorgehoben.\nAuf Seite 113 seiner Abhandlung nimmt H. Fischer Bezug, auf die Zitate aus meiner anderen, zusammenfassenden Abhandlung, die zum Ausdruck bringen, da\u00df die \u00dcbereinstimmung der Spektren des Ham-porphyrins mit Nenckis H\u00e4matoporphyrin keine vollst\u00e4ndige, sondern nur eine angen\u00e4herte ist, und schreibt: *) \u00abIch habe diese Einschr\u00e4nkungen als eine Captatio benevolentiae mir gegen\u00fcber aufgefa\u00dft, da die aus der angezogenen Arbeit von Sch\u00fcmm angef\u00fchrten Zitate S. 191 eingeleitet werden: \u00abImmerhin besteht der von H. Fischer und Meyer-Betz erhobene Einwand * in gewissem Umfange zurecht: \u00abln einer Anzahl von F\u00e4llen gen\u00fcgen die Angaben der Untersucher n\u00e4mlich nicht, um zu beweisen, da\u00df H\u00e4matoporphyrin und nicht etwa Mesoporphyrin oder ein anderes Porphyrin Vorgelegen habe.\u00bb Der Ausspruch Fischers ist mir nicht verst\u00e4ndlich und seine Angabe \u00fcber diesen meine Zitate einleitenden Satz unrichtig; er steht zwar auf Seite 191, danach folgt aber eine mehrere Seiten lange Auseinandersetzung \u00fcber einige Porphyrine, unter anderem eine zwei Seiten lange Schilderung ihres Verhaltens bei Arnolds Bromreaktion und erst auf Seite 196 folgen die Zitate, die durch folgenden, auch dem Sinne nach ganz anderen Satz eingcleitet werden: \u00abUnter Verwertung dieser und der an anderer Stelle ausf\u00fchrlich mitgeteilten Befunde l\u00e4\u00dft sich bez\u00fcglich eines Teils der sorgf\u00e4ltiger untersuchten F\u00e4lle von sogenannter H\u00e4matoporphyrinurie entscheiden, ob der beobachtete Farbstoff in seinem spektralanalytischen Verhalten\n*) H. Fischer, 1. c., Diese Zeitschr.. Bd. 97, S. 114, 1916.","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Bemerkungen zu H. Fischers Entgegnung usw.\t69\ndie Merkmale von Nenckis H\u00e4matoporphyrin oder Meso* porphyrin gezeigt hat. Ich greife an dieser Stelle nur einige von H. G\u00fcnther angef\u00fchrte F\u00e4lle von (kongenitaler) H\u00e4matoporphyrie, die von 0. Hammarsten untersuchten F\u00e4lle von sogenannter Sulfonal-h\u00e4matoporphyrinurie und zwei der hier beobachteten F\u00e4lle als Beispiel heraus.* Es folgen 8 Zitate und unmittelbar darauf die die Besprechung dieser Frage abschlie\u00dfenden S\u00e4tze: \u00abOb bei den sonst noch beschriebenen F\u00e4llen sogenannter H\u00e4matoporphyrinurie die Auffassung des Harnfarbstoffs als H\u00e4matoporphyrin stets berechtigt war, m\u00f6ge einstweilen dahingestellt bleiben. Nach Entscheidung der Vorfrage, ob ein im Ham gefundenes Porphyrin in seinem spektralanalytischen Verhalten dem H\u00e4matoporphyrin oder Mesoporphyrin am n\u00e4chsten steht, bleibt noch die Frage offen, ob es zum Beispiel im ersten Falle mit dem H\u00e4matoporphyrin \u00abNencki\u00bb in chemischer Hinsicht v\u00f6llig identisch ist, oder ob es sich um ein etwas abweichend zusammengesetztes besonderes \u00abHarnh\u00e4mato-porphyrin* handelt. Die Entscheidung dieser Frage ist wohl nur dann m\u00f6glich, wenn es gelingt, gr\u00f6\u00dfere Mengen Harnh\u00e4matoporphyrin zu kry-stallisieren und die gereinigten Krystalle einer eingehenden chemischen Analyse und auch der Pr\u00fcfung auf eine etwaige photodynamische Wirkung' zu unterwerfen. Dies hat sich bis jetzt noch iii keinem Falle durchf\u00fchren lassen.\u00bb Mit diesen S\u00e4tzen, die in meiner gr\u00f6\u00dferen, die eigenen Erfahrungen zusammenfassenden Abhandlung \u00fcber pathologisch wichtige Abbauprodukte des Blutfarbstoffs stehen, ist die Besprechung \u00fcber das Harnh\u00e4matoporphyrin beschlossen.\nEs ist ersichtlich, da\u00df ich die Bezeichnung H\u00e4matoporphyrin nicht lediglich f\u00fcr das Nenckische Pr\u00e4parat, sondern mehrfach als Gruppen-namen\u00bb) gebraucht habe, demnach die Existenz mehrerer chemisch nahe verwandter \u00abH\u00e4matoporphyrine* voraussetzte. Die chemische Identit\u00e4t von Harnh\u00e4matoporphyrin und Nenckis H\u00e4matoporphyrin habe ich nicht behauptet, sondern als fraglich hin-gestellt.\nDurch meine spektrometrischen Untersuchungen war \u00fcbrigens f\u00fcr mehrere Formen von H\u00e4matorphyrinurie (Sulfonalvergiftung, H\u00e4matopor-phyri\u00e4 congenita, ein Fall unbekannter \u00c4tiologie) schon mit Sicherheit nachgewiesen, da\u00df der vorwaltende Farbstoff dieser Harne nicht mit Mesoporphyrin identisch sei, eine Feststellung, die auf rein chemischem Wege f\u00fcr den Fall von H\u00e4matoporphyria congenita von H. Fischer best\u00e4tigt ist. Weiterhin verdanken wir H. Fischer die.sehr wichtige Feststellung, da\u00df bei diesem Falle der vorwaltende Bestandteil des Harnfarbstoffs, Fischers \u00abUrinporphyrin\u00bb, in seiner elementaren Zusammensetzung und Atomgruppierung\n\u2018) Ebenso verf\u00e4hrt zum Beispiel auch H. Thierfeld\u00e9r, vergl. Hoppe-Seylers Handbuch der chemischen Analyse. K\u2018 Auflage von H. Thierfelder, Berlin 1909, S. 364.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\n0. Sch\u00fcmm,\nvom H\u00e4maphorphyrin Nencki betr\u00e4chtlich abweicht, ihm in seiner pharmakologischen Wirkung aber \u00e4hnlich ist.\nAn mehreren Stellen seiner Arbeiten beschreibt H. Fischer, da\u00df ihm spektroskopische Proben versagt h\u00e4tten, und sucht zu zeigen, da\u00df der Anwendung der Spektroskopie engere Grenzen gezogen werden m\u00fc\u00dften. Ich stimme dem vpll und ganz zu, soweit es sich um Untersuchungen handelt, in denen die Methode in offenbar unzul\u00e4nglicher Art, sei es an ungeeigneten Gegenst\u00e4nden oder mit ungeeigneten Apparaten angewandt worden ist.. Auch bei F\u00e4llen, in denen die M\u00f6glichkeit besteht, durch Anwendung einer rein chemischen Methode mehr zu erreichen, ist dieser der Vorzug zu geben, vorausgesetzt, da\u00df die \u00e4u\u00dferen /Umst\u00e4nde ihre Anwendung nicht ausschlie\u00dfen. Es erscheint ferner nicht ratsam, in wissenschaftlichen Arbeiten bei der Beschreibung des spektralanalytischen Verhaltens eines Stoffes auch f\u00fcr genau bestimmbare Absorptionsstreifen Wellenl\u00e4ngenwerte zu ver\u00f6ffentlichen, die von den wahren Werten um mehrere pp abweichen. Solche Angaben m\u00fcssen unter Umst\u00e4nden zu irrigen Annahmen f\u00fchren ; sie sollten entweder mit dem Zusatz versehen sein, um wieviele pp sie unrichtig sind oder mit dem Vermerk, da\u00df es sich nur um ganz ang\u00e9n\u00e2hert richtige Werte handelt.\nH. Fischers Hinweis auf die aus den Grundlehren der Absorptionsspektralanalyse bekannte Tatsache, da\u00df man mit Hilfe der spektroskopischen Beobachtung in Farbstoffgemischen die einem Einzelbestandteil eigent\u00fcmliche Absorptionserscheinung in vielen F\u00e4llen nicht wahrnehmen kann, nimmt der spektroskopischen Methode nichts von der nur ihr eigenen Leistung, in vielen anderen F\u00e4llen die Anwesenheit selbst sehr geringer Mengen eines Farbstoffs auch in Farbstoffgemischen anzuzeigen. Eine schwierige, aber auch dankbare Aufgabe f\u00fcr den Spektroskopiker besteht gerade darin, auf Grund einer genauen Kenntnis des den einzelnen Farbstoffen eigent\u00fcmlichen absorptiven Verhaltens auch die Mischspektren von Farbstoffgemengen richtig zu deuten. \u2014 Bei gen\u00fcgender Erfahrung wird man im allgemeinen schon vorher sagen k\u00f6nnen, in welchen F\u00e4llen eine chemisch-spektr\u00f6skopische Untersuchung Erfolg verspricht. Da die Empfindlichkeit des spektroskopischen Nachweises f\u00fcr manche Farbstoffe eine au\u00dferordentlich hohe ist, so l\u00e4\u00dft sich durch diese Methode h\u00e4ufig noch weitgehende Aufkl\u00e4rung geben, wo an die Anwendung rein chemischer Methoden gamicht mehr zu denken ist. Schlagende Beweise hierf\u00fcr bieten aus der Reibe wissenschaftlicher Feststellungen meine Mitteilungen in den Abhandlungen \u00fcber das H\u00e4matin im Blutserum1) * *) und \u00fcber die pathologischen Farbstoffe des Blutes bei dem Falle von\n\u2018) 0. Sch\u00fcmm, H\u00e4matin\u00e4mie bei toxischem Blutk\u00f6rperchenzerfall. Diese Zeitschrift, Bd. 80, 1912, S. 1.\n*) H\u00e4matin als pathologischer Bestandteil des Blutes, Diese Zeitschrift, Bd. 97, 1916, S. 32.","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Bemerkungen zu H. Fischers Entgegnung usw.\t71\nH\u00e4matoporphyria congenita.') Auf der anderen Seite gibt es eine gro\u00dfe Anzahl von Farbstoffen, die im sichtbaren Spektrum so schwache oder so verschwommene Absorptionserscheinungen geben, da\u00df sie zu ihrem Nachweis oder ihrer Auffindung nur wenig oder g\u00e0micht geeignet sind. In solchen F\u00e4llen wird man nat\u00fcrlich rein chemischen Methoden den Vorzug geben.\nZur erfolgreichen Anwendung der spektroskopischchemischen Methoden in der Biochemie sind vor allem h\u00f6chst genaue in Wellenl\u00e4ngen ausgedr\u00fcckte spektrometrische Grundwerte f\u00fcr L\u00f6sungen der reinen Farbstoffe in passend gew\u00e4hlten L\u00f6sungsmitteln notwendig. Es liegt sicher im Interesse der angewandten Biochemie, da\u00df mit der Auffindung neuer biochemisch wichtiger Farbstoffe die genaue Erforschung ihres absorptiven Verhaltens gleichen Schritt halte, besonders wenn es sich um Farbstoffe handelt, die so ausgezeichnete Spektralerscheinungen geben wie die Porphyr ine.\nAuf H. Fischers Ausspruch,* *) da\u00df speziell die chemische Erkenntnis der Natur des Harnporphyrins durch die \u00dcbersch\u00e4tzung der Wichtigkeit der spektroskopischen Beobachtung aufgehalten worden sei, ist zu entgegnen, da\u00df die Bahn f\u00fcr eine wirklich durchgreifende rein chemische Bearbeitung des Harnporphyrins doch erst dadurch frei gemacht wurde, da\u00df H. Fischer ausfindig machte, wie man den Farbstoff sicher in krystallisierter Form bezw. in den Zustand zweifelsfreier Einheitlichkeit bringen konnte. Bis dahin war kein gangbarer Weg bekannt, auf dem man den Farbstoff in der f\u00fcr die erfolgreiche chemische Erforschung notwendigen sicheren Reinheit darstellen konntet Zwar ist 0. Hammarsten*) bckanntich einige Male die Gewinnung eines krystallinischen Farbstoffs ausH\u00e4matoporphyrin-harn gelungen, nicht jedoch in allen F\u00e4llen und nicht in einer f\u00fcr die genauere chemische Erforschung ausreichenden Menge. Ich habe unter sinngem\u00e4\u00dfer Befolgung von 0. Hammarstens Angaben in einem \u00e4lteren Falle von H\u00e4matoporphyrinurie jenes kyrstallinische Produkt nicht erhalten k\u00f6nnen. Da\u00df der von Nebelthau eingeschlagene Weg, den Farbstoff durch Essigs\u00e4ure abzuscheiden, nicht immer gangbar ist, habe ich schon fr\u00fcher angegeben. Neuerdings gibt auch Fischer an, da\u00df dieses Verfahren eine gr\u00f6\u00dfere Farbstoffmenge voraussetze.4) Ohne Frage sind die Bedingungen\n*) Vergl. die demn\u00e4chst in dieser Zeitschrift erscheinende Abhandlung: \u00dcber die pathologischen Farbstoffe des Blutes bei H\u00e4matoporphyria congenita.\n*) H. Fischer, Beobachtungen am frischen Ham und Kot von Porphyrinpatienten, Diese Zeitschrift, Bd. 97, S. 166/1916.\n*) Olof Hammarsten, \u00dcber H\u00e4matoporphyrin im Ham. Skandinavisches Archiv f\u00fcr Physiologie, Bd. 3, 1892, S. 319\u2014343.\n4) 1. c. Bd. 97, S. 157:","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\t0. Sch\u00fcmm, Bemerkungen zu H. Fischers Entgegnung usw.\nzu einer ziemlich vollst\u00e4ndigen Ausf\u00e4llung des Harnh\u00e4matoporphyrins aus dem Harn des Patienten Petry (bei dem Fischer die Reindarstellung gelang) besonders g\u00fcnstige; Auch habe ich in den letzten 10 Jahren einschlie\u00dflich des von mir im Jahre 1911 beschriebenen Falles, keinen Harn gesehen, der die Spektralerscheinung des Harnh\u00e4matoporphyrins in so reiner und ausgepr\u00e4gter Form gezeigt h\u00e4tte wie die farbstoffreicheren Portionen bei diesem Falle. Die A\u00fcsf\u00e4llung des Farbstoffes durch Essigs\u00e4ure ist mir, seit der Kranke hier ist, fast ausnahmslos glatt gelungen, ln einzelnen Portionen erfolgte die Ausscheidung des Farbstoffs nach Essigs\u00e4urezusatz verz\u00f6gert. Jetzt, nachdem Fischer gezeigt hat, \u2018) \u2022) da\u00df auf dem Wege der Veresterung vortrefflich brauchbare Ausgangspr\u00e4parate gewonnen werden k\u00f6nnen und Pregls Methode der Mikroelementaranalyse zur Verf\u00fcgung steht, mit der genaue Analysen auch an recht kleinen Mengen von Substanz ausf\u00fchrbar sind, ist lebhaft zu w\u00fcnschen, und wohl nicht zu bezweifeln, da\u00df auch die Erforschung der chemischen Konstitution der nat\u00fcrlichen Porphyrine in dem einen oder anderen mit den erforderlichen Hilfsmitteln ausgestatteten Institute weiter betrieben werde.\n*) H. Fischer, \u00dcber das Urinporphyrin, Diese Zeitschrift, Bd. 95, S. 34, 1915.\n*) H. Fischer, \u00dcber das Kotporphyrin, Diese Zeitschrift, Bd 96 S. 148, 1915.\t\u2019","page":72}],"identifier":"lit20636","issued":"1916-17","language":"de","pages":"65-72","startpages":"65","title":"Bemerkungen zu H. Fischers Entgegnung und seiner Beurteilung der spektroskopischen Methode","type":"Journal Article","volume":"98"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:40:54.456488+00:00"}