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{"created":"2022-01-31T14:36:27.320877+00:00","id":"lit20650","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Wilenko, Gerson G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 98: 255-263","fulltext":[{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der glykolytischen Prozesse.\n(Vorl\u00e4ufige Mitteilung.)\nVon\nDr. Gereon G. Wilenko, z. Zt. Festungs-Spital Dublin. (Der Redaktion zugegangen am' 4. Dezember 1916.)\nDie k\u00fcrzlichst erschienene Publikation von Euler und Tholin,1) die mir jetzt zu Gesicht gekommen ist, veranla\u00dft mich auch \u00fcber meine, obwohl noch nicht abgeschlossenen Versuche, die dasselbe Gebiet ber\u00fchren, eine kurze Mitteilung zu machen.\nIm Jahre 1914 haben Rona und ich1) Versuche ver\u00f6ffentlicht, die den Einflu\u00df der H'-Ionenkonzentration auf die Glykolyse im Menschen- und Kaninchenblute zeigen. Eine H\u2018-Ionenzonzentration von 2\u20143. 10~7 schw\u00e4cht schon die Glykolyse und 4\u20146. 10~7 hebt sie auf.\nIm Anschlu\u00df an diese Untersuchungen habe ich dann auch andere glykolytische Fermente (Hefe, Kefir) einer diesbez\u00fcglichen Pr\u00fcfung unterzogen. Die n\u00e4chstfolgenden Ereignisse zwangen mich, die Versuche abzubrechen, und erst seit kurzer Zeit bin ich wieder in der Lage, meine Untersuchungen \u2014 wenn auch unter bescheidenen Bedingungen \u2014 langsam fortzusetzen. (Die hier mitgeteilten Versuche sind im hiesigen, f\u00fcr \u00fcbliche klinische Untersuchungen eingerichteten und von mir geleiteten Laboratorium ausgef\u00fchrt worden. Dem Herrn Sanit.-Chef Oberstabsarzt Dr. L. Hoffmann m\u00f6chte ich f\u00fcr wohlwollendes Interesse und dem Spitalskommandanten Herrn Oberarzt Dr. B. Popper f\u00fcr freundliches Entgegenkommen auch an dieser Stelle meinen besten Dank aussprechen.)\n!) Diese Zeitschrift, Bd. 97, H. 6, S. 269.\n*) Biochem. Zeitschrift, Bd. 62, H. 1 u. 2.","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\tG. G Wilenko,\nDie Ergebnisse der bisherigen Versuche mit Kefir erlauben noch keinerlei Urteil, daher sollen nur die Untersuchungen \u00fcber den Einflu\u00df der H'-Ionenkonzentration auf die Glykolyse durch Hefe den Gegenstand dieser Mitteilung bilden.\nDie verwendete Methodik bei dieser Untersuchung war wie folgt: K\u00e4ufliche B\u00e4ckerhefe oder Tropenhefe1) wurde mit der vierfachen Menge destillierten Wassert sorgf\u00e4ltig zu einer gleichm\u00e4\u00dfigen Suspension verrieben und davon mittels Pipette Probierr\u00f6hrchen mit in den Tabellen angegebenen Mengen beschickt; dann wurden zu jedem R\u00f6hrchen soviel Kubikzentimeter destillierten Wassers hinzugelugt, wieviel noch notwendig war, um das Fl\u00fcssigkeitvolumen nach den noch zu erw\u00e4hnenden Zus\u00e4tzen auf 20 Kubikzentimeter zu bringen. Zum Schlu\u00df kam die zur Herstellung der gew\u00fcnschten H-Ionenkonzentration verwendete L\u00f6sung und die angegebene Menge von Glykosel\u00f6suifg. Die R\u00f6hrchen werden jetzt durchgesch\u00fcttelt, die Reaktion mit Lackmuspapier bestimmt und inEichhornsche G\u00e4rungsr\u00f6hrchen ohne St\u00f6psel umgegossen. Nach 20-24-st\u00fcndigem Stehen bei Zimmertemperatur wird die entwickelte Gasmenge abgelesen, die Reaktion auf Lackmuspapier festgestellt und eine Probe der Fl\u00fcssigkeit auf Reduktionsverm\u00f6gen mittels Alkali und Kupfersulfatl\u00f6sung untersucht. Die R\u00f6hrchen, die kein Gas entwickelten, wurden oft auf K\u00f6rper, die Jodo-formreaktion geben, mittels Alkali und Jodjodkali untersucht.\nWegen der M\u00f6glichkeit, da\u00df die alkalische G\u00e4rungsfl\u00fcssigkeit entwickeltes CO^-Gas gebunden enthalten' k\u00f6nnte, werden die offenen Schenkel der G\u00e4rungsr\u00f6hrchen bis zur Hefeschicht abpipettiert, reichlich mit Phosphors\u00e4ure (bis zur Bl\u00e4\u00fcung von Kongopapier, nach dem weiter angegebenen Durchsch\u00fctteln) versetzt * mit destilliertem Wasser bis zum Rande genau gef\u00fcllt und unter Daumenverschlu\u00df gut durchgesch\u00fcttelt. Die eventuell in Freiheit gesetzte Gasmenge wird wie gew\u00f6hnlich abgelesen. Kontrollen mit gekochter Hefe, mit Zucker -f- Phosphat ohne Hefe, und mit Phosphat + Hefe ohne Zucker sind bei der Mehrzahl der Versuche ausgef\u00fchrt worden.\n\u2018) Hefedauerpr\u00e4parat der Firma Rudotf Adler, Wien 34.","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der glykolytischen Prozesse. 257\nDie geschilderte Methodik erhebt keinen Anspruch auf quantitative Genauigkeit. Ich behalte es mit f\u00fcr sp\u00e4tere Versuche vor. Bei den Versuchen) die nach obiger Methode ausgef\u00fchrt wurden, sind zur Herstellung einer bestimmten H-Ionenkonzentration n/s-L\u00f6sungen von sekund\u00e4rem oder Gemische von n's-sekund\u00e4rem und n/3-prim\u00e4rem Natriumphosphat verwendet worden.\nAls Beispiel solcher Versuche sei nachstehende Tabelle I angef\u00fchrt.\nWir k\u00f6nnen aus dieser Tabelle mehrere Schlu\u00dffolgerungen ziehen.\nWir sehen, da\u00df es \u2014 durch Zusatz eines alkalischen Gemisches von sekund\u00e4rem und prim\u00e4rem oder des rein sekund\u00e4ren Natriumphosphates zur G\u00e4rungsfl\u00fcssigkeit \u2014 gelingt, die COj-Entwicklung vollst\u00e4ndig zu unterdr\u00fccken. Dabei ist die G\u00e4rung oder, besser gesagt, die Glykolyse nicht gesch\u00e4digt, denn der Zucker ist aus der L\u00f6sung verschwunden (keine Reduktion) und es sind Substanzen aufgetreten, die die Jodoformreduktion geben und sauer reagieren.\nWir sehen weiter, da\u00df der zum Zustandekommen dieser Erscheinung n\u00f6tige Phosphatzusatz sich in bestimmten Grenzen bewegt. Ein Mehr sch\u00e4digt die Hefefermente und die Fl\u00fcssigkeit zeigt wieder Reduktionsf\u00e4higkeit (Vers. 1.); ein Weniger an den alkalischen Phosphaten hat zur Fo.lge, da\u00df die COt-Ent-wicklung nicht vollst\u00e4ndig gehemmt wird. Diese Tatsachen liefern den Beweis, da\u00df das Verschwinden des Zuckers aus der L\u00f6sung nicht etwa auf Kondensation des Zuckermolek\u00fcls beruht. Es w\u00e4re doch schwer zu erkl\u00e4ren, warum eine schwach alkalische Reaktion das Zuckerraolek\u00fcl unversehrt l\u00e4\u00dft und eine noch etwas geringere OH*-Ionenkonzentration dieses Molek\u00fcl kondensiert. Ebenso ist auch das Auftreten von Substanzen, die die Jodoformreaktion geben, zu deuten, und in gleichem Sinne ist die S\u00e4uerung der alkalischen G\u00e4rungsfl\u00fcssigkeit zu verwerten.\t'\nDie Wichtigkeit des Alkalinit\u00e4tsgrades des Phosphatgemisches mu\u00df besonders betont werden: 4 ccm eines Gemisches von n/s-prim\u00e4rem und -sekund\u00e4rem Natriumphosphat im Ver-","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle\n258\tG, G. Wilenko,\nBemerkungen\tB\u00e4ckerhefe bei 3 Jodoform- reaktion -f\tB\u00e4ckerhefe bei 3 Jodoform- reaktion -+-\tTropenhefe\t\u2022 Tropenhefe\nReduk- tion\t++ + \u00a9 \u00a9 +\t-f- \u00a9 \u00a9\t0 0\t\nStunden Menge von CO\u00ab nach Zusatz von H,PO*\t0 0 0 0,53\t0 0 0\t\u00b0 0,5\t\u00a9 n \u00a9 \u00a9\n20-24 ent- wickelte gasf\u00f6rmige CO, in % des vergorenen Muckers\tCO O \u00a9 \u00a9 o \u00a9\t0 0 0 0,25 0,5\t0 0,35 0,5\t0 Spur 0,3 0,5\nNach Reaktion\talkalisch schwach alk. sauer sauer sauer\tsauer sauer sauer ' sa\u00fcer ^ sauer\tsauer sauer sauer\tsauer sauer sauer sauer\nReaktion der G\u00e4rungs- fl\u00fcssigkeit\talkalisch alkalisch alkalisch alkalisch sauer\talkalisch alkalisch alkalisch. alkalisch sauer\talkalisch schwach alk. sauer\talkalisch ' alkalisch schwach alk. sauer\nzugesetzte Glukose- l\u00f6sung \u2022 ccm- und \u00b0/o-Gehalt\to'\to'\to' \u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9 y* 'H\t*-\u00ab\t*4 S\tS\tS\tg\tg \u00ab\to\to\to\t\u00ab O 0.0 o o es\tos\teu\toi\to\u00ab\t\u00bb\t=\t\u00ab\to \u00ae\ti\t\u00b0\t\u00ae \u00a9\tO\tC\t\u00a9\t\u00a9 *4\t<*-\u2022\t**\t*-\u2022 . g\tg\tg\tg\tg O\tO\tW\tV\tW O\tO\to\to\to 09\t09\t09\t\u00a99\t01\t-2. -2. -2. \u00a9\u201c \u00a9* S \u00a7 \u00a7 g g g 8 8 8 -H\t\u25a04L -2. \u00b0 _\u00a9 o 4\t\u00a9~~\to' S Ol \u00a7 i g g g g O O S o vu w S -H \u2014(\natrium- phat ccm sekun- d\u00e4r\t15 7,5 3,75 1,88\t4,0 3,9 3,75 1,3 -\t3 2\t4 3,5 2\nV\u00bb n-N) phos in prim\u00e4r\t>o 01 ifi 09 ^ \u25a0w* \u00a9~ CT \u00a9\t0,1 0,25 2,7\t09\t0,5 2\ndest. Wasser in ccm\t8 12 14 16\t09 09 09 09 \u00a9 -H -H -H tH\t14 13 17\tco co co r- TM\t.-t \u00ab\n\u00a3\t;\t\u00e0\t\u00e0\to c\ta\tv\t.2\t\u00ab \u00ab\t\u25a0\t*\ta\t0) 01 01 09 09\t89 09 09 09 09\t09 09 \u00a99\t09 09 09 09\nNr. des R\u00f6hr- chens\t1 2 3 4 5\t\u26664 09 W *\u2666 \u00bbO\t1 2 3\t1 2 3 4\nNr. des Ver- suches\tNr. 1\tNr. 2\tCO 55\tNr. 4","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle I. (Fortsetzung).\nBeitrag zur Kenntnis der glykoly tischen Prozesse.\nBemerkungen\t\u00ab2 o> \u00ab1 . s \u00ab ft. o f- H\tTropenhefe bei 4 Jodoform- reaktion +\nReduk- tion\t0 0\t0+00 \u00a9 o o .\ng . \u00bb, <5 * \u00a7\u2022- ,3\t\u00ffo w \u00cfO t *iu% to\t\u00bb*\t_\t0 0,9\t\u00a9 \u00a9 \u00a9*!*\u2666. ar' \u00a9\t\u00a9 \u00a9\n20\u201424 entwickelte gasf\u00f6rmige CO* in % des vergorenen Zuckers\t0 \u2022 \u2022 0,75 0,63\t_\t_\tiQ \u00a9. *\u00a9, \u00a9 \u00a9 \u00a9\tC0 l\"- \u00a9\u00a9WWW \u00a9- \u00a9-\t\u00a9-\nNach Reaktion \u25a0\tsauer \u2018 sauer sauer\tsauer sauer sauer sauer sauer sauer Sauer sauer\nReaktion der G\u00e4rungs- fl\u00fcssigkeit\talkalisch alkalisch sauer\talkalisch alkalisch alkalisch * alkalisch alkalisch alkalisch schwach alk. sauer-\n2\t.\t-\u00f6\t=2 n \u00aeta\t\u00df cs W\tUi\te\t5\tt\u2014 $ 2\ts\t\u00a9 \u00ab\t'S\tg\t\u2022\tO w 5 \u00ab\tSi 5\u00bb\to\tt\u00bb\tS. N\t\u00abo\t\u2022S.\t-S o o' \u00a9 \u00a7 oj S S 6 g \u00ab \u00ab \u00ab V V u \u2022H \u00a91 wt\t-2.\t\u00ae\tO 9 .\u2022 o\t\u00a9\to\to\to\t5\"\to'\ti\u00bb\" 91\t\u00a7\tS\t91\toi\tCM\t\u00a7\t\u00a7 g\tg\tg\tg\tg\tEg\tg 8,1\t8\t8\t.8.; 8\tS\tS 91 91 H H H H'rt H\nitrium- phat ccm sekun- d\u00e4r\t*\u2666\t4 4 ; 4 4 3,75 3,5 * 2,7 \u25a0\n*/\u00bb n-Ni phos in < prim\u00e4r\t\t>Q\tJS 91 O CO \u00a9 o\" +\ndest. Wasser in ccm\t13 12 17\t^ \u00ab\tSI\t33\tCO\tn\t\u00ab h -H\t0-4\t**\t-H\t-H\t-H\n&\t\u25a0\tJL\tS\t.2 C\tS\tO\tS\to \u00ab\ts\t#\t.2\to \u00bb\t\u25a0\t*\t\u25a0\ta\t919191\tC0 91 CO 91 S) 91 Si Si\nNr. des R\u00f6hr- chens\th (M eij\t1 2 3 4 5 6 7 8\nNr. des Ver- suches\tNr. 5\t\u25a0 \u00abo - ' \u2019 1'\t\u2022; ; \u25a0\tft* ' fc\t\u2022\u2022\n259\nM -\t1\t2\t1\t15\t2 ccm 20V alkalisch Spur sauer 0\t0\t0 IV \t.\nNr. 7\tr\t|> B\u00e4ckerhefe\n2\t2\t11\t0,3\t4,7\t2 ccm 20 Vl alkalisch sauer 1,0\t1,1\t> 0 \\f","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\tG. G. Wilenko,\nhfiltnis 1:16 unterdr\u00fcckt v\u00f6llig die CO,-Entwickelung in 20ccm 1 \u00b0/ioiger Zuckerl\u00f6sung, die 0,75 g Hefe enth\u00e4lt; w\u00e4hrend ein Phosphatgemisch im Verh\u00e4ltnis 1:8 unter denselben Bedingungen es. nicht mehr tut und noch weniger Gemische von geringerem OH'-Ionengehalt.\nDie Menge des passend alkalischen Phosphatgemisches h\u00e4ngt von der Menge des vorhandenen Zuckers ab (Vers. 5, 6 und 7). Je mehr Zucker, desto mehr ist vom alkalischen Phosphatgemische notwendig, um die Glykolyse ohne Kohlens\u00e4ure zu erm\u00f6glichen. Geringeren Einflu\u00df hat diesbez\u00fcglich die verwendete Quantit\u00e4t von Hefe (Vers. 6).\nDiese Erscheinungen scheinen darauf hinzudeuten, da\u00df der Angriffspunkt der OH\u2019-Ionen zur \u00c4nderung des Verlaufes der Hefeglykolyse sich am Zuckermolek\u00fcle befindet,\nDaf\u00fcr spricht auch der Umstand, da\u00df Hefe aus Versuchen mit vollst\u00e4ndigem Unterdr\u00fccken der COrEntWickelung sich noch als g\u00e4rungsf\u00e4hig mit COs-Produkti\u00f6n erwiesen hat, wenn man sie nach Abzentrifugier\u00e8n der urspr\u00fcnglichen Fl\u00fcssigkeit mit frischer Glukosel\u00f6sung zusammengebracht hat.\nZahlenangaben \u00fcber die OH\u2018- resp. H*-Ionenkonzentratipn der G\u00e4rungsfl\u00fcssigkeit, bei welcher die GO,-Produktion unterbleibt, kann ich vorl\u00e4ufig keine machen, da f\u00fcr Messungen der elektromotorischen Kraft die Apparatur fehlte und die Verwendung von Indikatoren nach S\u00f6rensen an der Tr\u00fcbung der G\u00e4rungsfl\u00fcssigkeit scheiterte. Auch h\u00e4tten die Zahlen nur relativen Wert, denn, wie hervorgehoben, ist der wirksame Phosphatzusatz von der Zuckermenge abh\u00e4ngig und sicher hat auch die sauer reagierende Hefesuspension einen gewissen Einflu\u00df.\nZur ersten Orientierung m\u00f6gen die in der Tabelle I enthaltenen Angaben verwertet werden.\nAus den bisherigen Ausf\u00fchrungen geht deutlich hervor, da\u00df f\u00fcr die kohlens\u00e4urefreie Glykolyse durch Hefe in erster Linie der Alkalinit\u00e4tsgrad des Phosphatzusatzes wichtig ist, doch war nicht von der Hand zu weisen, da\u00df dabei auch dem Phosphation als solchem eine wesentliche Bedeutung zukommt.\nUm diese Frage zu entscheiden, habe ich versucht, durch andere Substanzen, ohne Phosphate, der G\u00e4rungsfl\u00fcssigkeit den","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der glykolytischen Prozesse. 261\nzur Hemmung der COf-Produktion n\u00f6tigen Gehalt an OHMonen zu erteilen. Viele Versuche scheiterten entweder am sch\u00e4digenden Einflu\u00df der Puffersubstanzen, auf die Hefe oder an dem Umstande, da\u00df die Regulationsbreite der Puffer zu gering war und die entstehenden sauren Produkte der Glykolyse die alkalische Reaktion der G\u00e4rungsfl\u00fcssigkeit zu bald in eine saure verwandelt haben.\nDoch ist es m\u00f6glich, auch ohne Phosphate eine kohlens\u00e4urefreie Glykolyse durch Hefe zu erzielen, und zwar mit Hilfe von Natronlauge (wahrscheinlich wirken die Na-Salze der sauren Glykolyseprodukte als Regulatoren). Als zweckm\u00e4\u00dfig hat sich folgendes Verfahren erwiesen. Die Hefeemulsion wird durch tropfenweisen Zusatz von n-NaOH deutlich alkalisch gemacht und in die einzelnen R\u00f6hrchen verteilt. Durch Hinzuf\u00fcgen von destilliertem Wasser und Zuckerl\u00f6sung wird die G\u00e4rungsfl\u00fcssigkeit auf 1 o/o Zuckergehalt und ein Volumen von 20 ccm gebracht. Die Reaktion wird durch event\u00fcellen neuerlichen Zusatz von n-NaOH wieder deutlich alkalisch gemacht (Lackmuspapier) und jetzt noch 0,6 ccm n-NaOH zugesetzt. Als Kontrolle wurden parallele Proben mit 1. gekochter Hefe, 2. ohne Hefe, 3. ohne Zucker angesetzt.\nWir sehen aus der folgendenTabelle, da\u00df die Unterdr\u00fcckung der C02-Entwicklung bei Glykolyse durch Hefe auch ohne Anwesenheit von Phosphaten experimentell m\u00f6glich ist. Der Einflu\u00df der Zuckermenge tritt hier ebenso deutlich hervor wie bei den Phosphatversuchen und auch sonst sind beide Verfahren \u00fcbereinstimmend. Es ist die Schlu\u00dffolgerung berechtigt, da\u00df die kohlens\u00e4urefreie Glykolyse vermittelst Hefe nur durch die OH*-Ionen bewirkt wird.\nOb den Phosphationen nicht ein etwa beschleunigender Einflu\u00df auf den Proze\u00df beizumessen w\u00e4re, k\u00f6nnen die bisherigen Versuche nicht entscheiden. Sicher ist, da\u00df die experimentelle Arbeit mit Verwendung von Phosphaten als Regulatoren der Reaktion viel bequemer und weniger zeitraubend sich gestaltet.\nHoppe-Seyler\u2019i Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCVIII.\t18","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"G. G. Wilenko,\nNr. 3\tNr. 2\tNr 1\tNr. des Ver- suches\n00\tt*\tM>\tK>\tHk\tto\tHk\tNr. des R\u00f6hr- chens \u25a0\u25a0\nca\t00\t00\t00\tHi susp< in alka- lische\n00\t00\t00\tefe- msion ccm native\nh*\tM Oi .\t0\u00ab\t3S\t16 11\t> - >*\tHk *\u2014*\t\u00c7S\tdest. Wasser in ccm\n1\tccm 20\u00b0/o 2\tccm 20#/o 1 ccm 20\u00b0/\u00ab\tHk\tH* '\t. \u00ab\tO n\tn 3\t3 8\t8 .\tO \u00a9\"\tV\t\u25a0\tHk 8\t8 3\t3 f\tg o\to \u00a9\t\u00a9\u201c\u2022\tccm und \u00b0/o-Gehalt der zugesetzten Glukose- l\u00f6sung\n0,6 0,6\t0,6 '\t0,6\tccm zuge- setzter n- NaOH\nalkalisch alkalisch sauer\talkalisch sauer\talkalisch sauer\tReaktion der G\u00e4rungs- fl\u00fcssigkeit\nschwach sauer sauer sauer\tschwach sauer sauer\tw- schwach sauer sauer\tnach Reaktion\n0 0,72 1,0\t0 0,9\t0 0,9\t20\u201424 entwickelte gasf\u00f6rmige CO\u00ab in i\u00b0/o des vergorenen Zuckers\n\u25a0\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\u2018\tStunden Menge von CO* ( nach Zusatz von h,po4\nSpuren +'\t\u00a9\t\u00a9\tReduk. tion\nVersuch mit 4 ccm sekund\u00e4rem Phosphat verh\u00e4lt sich wie R\u00f6hrchen I Phosphat- j8\tversuch g wie oben o. o H Phosphat-Versuch wie oben\t\t\tBemerkungen\nTabelle I\u00ee.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der glykolytischen Prozesse. 263\nDie hier angef\u00fchrten Versuche zeigen, da\u00df ein bestimmter Gehalt der G\u00e4rungsfl\u00fcssigkeit an OH'-lonen den Verlauf der Hefeglykolyse qualitativ ver\u00e4ndern kann. Diese Tatsache ist auch f\u00fcr die menschliche Physiologie von Interesse. Im Blute des Menschen verl\u00e4uft die Glykolyse mit minimaler, zu dem verschwundenen Zucker in gar keinem Verh\u00e4ltnis stehender, COj-Produktion. Diese Erscheinung ist jetzt nicht ohne Analogie.\n\u00dcber den Mechanismus der kohlens\u00e4urefreien G\u00e4rung geben die bisherigen Untersuchungen keine Anhaltspunkte. Allerdings ist bemerkenswert, da\u00df der passende OH\u2018-Ionengehalt von der Zuckermenge abh\u00e4ngig ist und da\u00df die Hefe nach beendeter kohlens\u00e4urpfreier G\u00e4rung ihre Eigenschaft, Kohlens\u00e4ure aus Zuckerl\u00f6sungen zu entwickeln, nicht eingeb\u00fc\u00dft hat. Folgende Vorstellung ist m\u00f6glich: der gew\u00f6hnliche Gang der Hefeglykolyse wird durch harmonische T\u00e4tigkeit mehrerer aufeinander eingestellter Fermente und Abbauprodukte bewirkt. Ein bestimmter Gehalt an OH'-lonen ver\u00e4ndert eine nicht n\u00e4her bekannte Abbaustufe derart, da\u00df sie von dem ihr korrespondierenden Fermente nicht weiter abgebaut werden kann.\nErgebnisse.\n.\t\u2022 t \u25a0\nDie Zuckerg\u00e4rung durch Hefe wird bei einem bestimmten Alkalinit\u00e4tsgrad und Regulatorengehalt der G\u00e4rungsfl\u00fcssigkeit qualitativ ver\u00e4ndert. Es entsteht keine Kohlens\u00e4ure.\nDie Bedeutung des Phosphations bei diesem Prozesse ist noch nicht sicher festgestellt. Unentbehrlich ist es nicht.\nDer Angriffspunkt der OH\u2018-Ionen bildet wahrscheinlich eine Abbaustufe des Zuckermolek\u00fcls.\n18*","page":263}],"identifier":"lit20650","issued":"1916-17","language":"de","pages":"255-263","startpages":"255","title":"Beitrag zur Kenntnis der glykolytischen Prozesse","type":"Journal Article","volume":"98"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:36:27.320883+00:00"}