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{"created":"2022-01-31T14:42:27.028617+00:00","id":"lit20653","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hoppe-Seyler, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 98: 285-304","fulltext":[{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Ober die Zusammensetzung der Leber, besondere Ihren BindegewebegehaH, bei Krankheiten.\nVon\n0. Hoppe-Seyler\u2014Kiel.\n(Der Redaktion angegangen am 14. Dezember 1916.)\nBei der Beurteilung der krankhaften Ver\u00e4nderungen in einem Organ pflegt man sich haupts\u00e4chlich an das anatomische Bild zu halten, zumal es relativ rasch einen Einblick in die Ausdehnung und die St\u00e4rke des pathologischen Prozesses gew\u00e4hrt. Hat man dabei vorher Gelegenheit gehabt, bei der Beobachtung am Krankenbett eine eingehende Funktionspr\u00fcfung vorzunehmen, so werden die anatomischen Ver\u00e4nderungen dadurch in ihrer Wirkung klarer hervortreten. Doch ist es im Grunde nicht m\u00f6glich, aus dem makroskopischen Bilde und den mit den verschiedenen F\u00e4rbemethoden gewonnenen mikroskopischen Pr\u00e4paraten einen klaren Aufschlu\u00df zu erhalten \u00fcber den Grad und die Art der Ver\u00e4nderungen der Gewebe, besonders der eigentlichen Zelisubstanz, wenn wir daran denken, da\u00df die Funktion der Zellen, die Lebenst\u00e4tigkeit des betreffenden Organs und seine Einwirkung auf den ganzen Organismus des K\u00f6rpers haupts\u00e4chlich abh\u00e4ngig ist von chemischen. Vorg\u00e4ngen innerhalb des Organs, f\u00fcr deren Beurteilung uns die anatomischen Methoden keine sichere Grundlage geben. Die St\u00f6rung der Funktion der Organe in Krankheiten mu\u00df ja mit Ver\u00e4nderungen im Chemismus der Zellen einhergehen und wird ihren Ausdruck finden in Abweichungen im chemischen Bau der Organteile. Aus diesen Erw\u00e4gungen heraus ist es von Interesse, die chemische Zusammensetzung der Organe in der Leiche bei den verschiedenen Krankheitsformen- n\u00e4her zu untersuchen, um so die krankhafte St\u00f6rung der Funktion und die anatomische Ver\u00e4nderung des Organs besser verstehen zu k\u00f6nnen. Man mu\u00df sich dabei allerdings klar machen, da\u00df nach dem Tode sehr bald chemische Ver\u00e4nderungen mancher Stoffe in den Organen vor sich gehen, die mit der Krankheit","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nG. Hoppe-Seyler,\nselbst nichts zu tun haben. So wird die feinere Analyse der chemischen Vorg\u00e4nge, wie sie sich bei der betreffenden Erkrankung im Leben abspielten, sich in der Leiche nicht mehr erm\u00f6glichen lassen. Aber die Mengenverh\u00e4ltnisse, in denen sich die Hauptbestandteile des Organs zeigen, werden f\u00fcr die Beurteilung von Wert sein, und so wird die Bestimmung der chemischen Zusammensetzung der Organsubstanz aus ihren Hauptbestandteilen wie Eiwei\u00df, Fett, Bindegewebe, Salze, Wasser usw. Anhaltspunkte gewinnen lassen f\u00fcr das Ma\u00df der St\u00f6rung.\tv\nNamentlich bei den gro\u00dfen parenchymat\u00f6sen Organen, wie die Leber, ist von solchen Bestimmungen ein gewisser Aufschlu\u00df zu erwarten. Gerade bei der Bearbeitung der krankhaften Ver\u00e4nderungen der Leber, wo die pathologisch anatomische Forschung, z. B. bei der Cirrhose, Ergebnisse zeitigte, die in verschiedener Weise ausgelegt wurden und daher auch zu verschiedener Auffassung ihrer Entstehung und ihrer Einwirkung auf den ganzen Organismus f\u00fchrten, dr\u00e4ngte sich mir das Bed\u00fcrfnis auf, die Zusammensetzung des Organs in einer Reihe von F\u00e4llen verschiedener Art quantitativ chemisch festzustellen. Es war da namentlich die Frage zu beantworten, ob es sich dabei um eine totale Vermehrung der Bindegewebs-raasse handelt, oder um eine nur scheinbare Vermehrung, indem die st\u00e4rkeren Bindegewebsz\u00fcge aus zusammenger\u00fcckten intercellul\u00e4ren Bindegewebsmassen nach Schwund der Leberzellen entstanden zu denken w\u00e4ren. Die anatomische Untersuchung, das Sektionsergebnis und den mikroskopischen Befund verdanke ich zum gro\u00dfen Teil dem Prosektor der st\u00e4dtischen Krankenanstalt Herrn Dr. Emmerich, der mich hierin liebensw\u00fcrdig unterst\u00fctzte.\nDie Leberfunktion ist haupts\u00e4chlich gekn\u00fcpft an das Parenchym der Leberzellen. Auch den Zellen in den Galleng\u00e4ngen und innerhalb der Bindegewebsz\u00fcge scheint eine gewisse Bedeutung zuzukommen. Also w\u00fcrde f\u00fcr den Ablauf der vitalen Vorg\u00e4nge in der Lieber besonders in Betracht kommen die eigentliche Protoplasmasubstanz. Dagegen sind Wasser, Salze, der Hauptbestandteil des Bindegewebes, das","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Zusammensetzung der Leber bei Krankheiten. 287\nCollagen, in vieler Beziehung auch das Fett f\u00fcr die Leberfunktion weniger wichtig. Zieht man sie von der Lebermasse ab, so erh\u00e4lt man den Teil, der f\u00fcr die Lebert\u00e4tigkeit besonders in Betracht kommt, namentlich das Eiwei\u00df. Ich habe also zun\u00e4chst das Trockengewicht bestimmt, darin die anorganischen Salze, dann das Fett.\nSchwierig ist die Bestimmung des Bindegewebes. Sein wesentlicher fester Bestandteil ist das Collagen, daneben findet sich in den Wandungen der Gef\u00e4\u00dfe das Elastin. F\u00fcr die Bindegewebsz\u00fcge im Lebergewebe und ihre Vermehrung unter krankhaften Verh\u00e4ltnissen kommt wohl nur das Collagen in Betracht. Um dieses zu isolieren, wurde das Lebergewebe der Trypsinverdauung unterworfen. Trypsin l\u00f6st rohes Bindegewebe, wenn es nicht \u00fcber 70 Grad erhitzt wurde, nach den Untersuchungen von K\u00fchne und Ewald nicht auf, eine Eigenschaft, die A. Schmidt f\u00fcr seine Bindegewebsprobe verwertete. Versuche von Baumstark und Cohnheim1) haben neuerdings wieder die Resistenz des Bindegewebes gegen Trypsin gezeigt. Ich hatte in einem Vortrag auf dem 23. Kongre\u00df f\u00fcr innere Medizin 1906 eine Reihe von Bestimmungen des Bindegewebes in der Leber sowohl in F\u00e4llen ohne nachweisbare Ver\u00e4nderungen im Parenchym und im interstitiellen Bindegewebe, als auch bei Cirrhose und Syphilis der Leber, wo anatomisch eine Vermehrung des Bindegewebes vorhanden zu sein schien, geschildert. Es sind dies die F\u00e4lle 2\u20145,16,17, 20 der Tabelle. Nach derselben Methode wurden nun seitdem noch mehr einschl\u00e4gige F\u00e4lle untersucht und dabei versucht, die chemische Zusammensetzung der Leber noch vollkommener festzustellen.\nDie Leber wurde von den gro\u00dfen Gef\u00e4\u00dfen, den Aufh\u00e4ngeb\u00e4ndern und der Gallenblase m\u00f6glichst befreit und gewogen. Einige St\u00fccke wurden zur Trockenbestimmung verwandt (gew\u00f6hnlich wurden 3 Bestimmungen gemacht). Diese St\u00fccke wurden nachher zur Fettbestimmung mit dem \u00c4therextraktionsapparat und zur Aschenbestimmung verwandt. Bei st\u00e4rkerem Blutgehalt wurde ein St\u00fcck fein zerschnitten mit Wasser so-lange gewaschen, bis dieses sich nicht mehr blutig f\u00e4rbte, und\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 65, S. 477, 1910.","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\tG. Hoppe-Seyler,\ndann mit dem Kolorimeter von F. Hoppe-Seyler die Blutmenge bestimmt, im Vergleich mit einer frisch hergestellten Blutl\u00f6sung (0,02 Blut auf 2 ccm Wasser).\nEine gr\u00f6\u00dfere Menge (50\u2014100 g) der Lebersubstanz, aus verschiedenen Teilen der Leber entnommen, m\u00f6glichst ohne gro\u00dfe Gef\u00e4\u00dfe und ohne Leberkapsel, wurde fein zerschnitten oder gehackt mit Wasser, das mit Soda alkalisch gemacht war, in ein Becherglas gebracht, mit Trypsin versetzt, mit Toluol \u00fcberschichtet und so in den Brutschrank bei ca. 37\u00b0 gebracht. Dort blieb das Gemisch unter Erneuerung des Toluols 1\u20142 Wochen etwa stehen, bis die einzelnen St\u00fcckchen ganz weich geworden waren, sich gut zusammendr\u00fccken lie\u00dfen, wobei sich dann mikroskopisch nur noch die Bindegewebsz\u00fcge ohne die Zellen nachweisen lie\u00dfen. Dann wurde der R\u00fcckstand auf ein gewogenes Filter gebracht und filtriert. Dies geht nur sehr langsam vor sich, da das Filter sich bald verstopft. Um dem abzuhelfen, wurde bei einigen Versuchen die Masse zentrifugiert und die \u00fcberstehende Fl\u00fcssigkeit zum Teil abpipettiert. \u2014 Ferner erleichtert es die F\u00fctration, wenn vorher \u00c4ther und Alkohol zugesetzt wurden und so das Fett gel\u00f6st wurde. Die Fl\u00fcssigkeit wurde mit einer Wasserstrahlpumpe abgesaugt, dann noch mehrmals mit schwacher Soda- oder Natronlauge unter Toluol ausgewaschen, bis keine Eiwei\u00dfreaktion mehr nachweisbar war (Salpeters\u00e4ure- und Biuretprobe), zuletzt der R\u00fcckstand mit, Alkohol und \u00c4ther extrahiert und getrocknet, bis Gewicbtskonstanz erreicht war. Nachdem das Filter mit d\u00ebm R\u00fcckstand gewogen war, wurde es verbrannt und die Asche bestimmt, um sie von dem gefundenen Wert f\u00fcr Bindegewebe abzuziehen. Die \u00c4sche hatte gew\u00f6hnlich r\u00f6tlichbraune Farbe und gab starke Eisenreaktion. Durch das mehrfache Auswaschen mit schwach alkalischer L\u00f6sung wurden alle Verdauungsprodukte der Eiwei\u00dfstofTe, ferner die Nudeinsubstanzen, Kohlenhydrate usw. entfernt, durch Alkohol und \u00c4ther Fett und Lipoidsubstanzen, so da\u00df nur Collagen mit etwas anorganischer Substanz, namentlich Eisenverbindungen zur\u00fcckblieb.\nZieht man nun von der Trockensubstanz die gefundenen Werte f\u00fcr \u00c4therextrakt (Fett usw.), Bindegewebe und Asche ab,","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Zusammensetzung der Leber bei Krankheiten. 289\nso erh\u00e4lt man ein Ma\u00df f\u00fcr die Stoffe, welche f\u00fcr die Funktion der Leber besonders in Betracht kommen. Namentlich die Eiwei\u00dfstolTe des Protoplasmas sind hierin enthalten; denn es ist kaum anzunehmen, da\u00df wesentliche Mengen Glykogen in den zur Untersuchung gelangten Lebern noch vorhanden sind, zumal da es sich fast immer um F\u00e4lle handelt, in denen ein l\u00e4ngeres Krankenlager oft mit ungen\u00fcgender Nahrungszufuhr vorausgegangen war. Freilich wissen wir \u00fcber den Glykogengehalt der menschlichen Leber bei Krankheiten sehr wenig, da in der Zeit, die bis zur Sektion verstreicht, das Glykogen stark umgesetzt sein wird. Die \u00fcbrigen Extraktivstoffe, wie Purinbasen, Adenin, Harns\u00e4ure, Milchs\u00e4ure, Aminos\u00e4uren, die Gallens\u00e4uren und Gallenfarbstoffe sind in nur geringer Menge vorhanden.\nVon wesentlicher Bedeutung f\u00fcr die Menge der Eiwei\u00dfstoffe ist noch der Blutgehalt der Leber. Dieser wird besonders bei Stauung des Blutes und der Erweiterung der im Zentrum der Acini gelegenen Blutgef\u00e4\u00dfe und Kapillaren, wobei sich infolge Atrophie des Parenchyms in deren Umgebung eine Art von kavern\u00f6sem Gewebe entwickeln kann, vermehrt sein. In einer Reihe von F\u00e4llen, wo dies der Fall war, habe ich daher den Blutgehalt bestimmt, wie schon erw\u00e4hnt* Abstand genommen wurde davon in F\u00e4llen, wo die Leber wenig blutreich war, zumal dann die w\u00e4sserigen Extrakte durch beigemengten Gallenfarbstoff eine F\u00e4rbung annahmen, die den kolon-metrischen Vergleich mit einer Blutl\u00f6sung unm\u00f6glich machte, w\u00e4hrend dies bei st\u00e4rkerem Blutgehalt der Leber nicht st\u00f6rend hervortrat.\nDer Aschegehalt der Leber wurde in einer Reihe der F\u00e4lle bestimmt. Bei den ersten Untersuchungen war davon abgesehen worden, da damals nur die Bestimmung der Masse des Bindegewebes und seines Verh\u00e4ltnisses zu der Gesamtmenge und den Hauptbestandteilen der Leber, wie Protoplasmasubstanzen und Fett, bezweckt wurde.\nIn der folgenden Tabelle sind die gefundenen-Werte zusammengestellt :","page":289},{"file":"p0290_0291.txt","language":"de","ocr_de":"290\t6. Hoppe-Seyler,\n\t\t\t\tGe-\t\t\tGewicht von\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t- .\t\t\tsamt-\t\t\t\t\t\n\tName\tKrankheit\tAlter\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\tge-\tTrocken-\t\tBinde-\t\t\n\ti '' .\t\u2022 \u2022 '\t\twicht\tSubstanz\tFett\tgewebe\tWasser\tAsche\n1\tTh\tTauchertod\t23 J.\t1173\t342\t32,8\t18,5\t658\t14,1\n2\tZi\tPneumonia crouposa\t20 J.\t1993\t432\t64\t19,8\t1560\t'\u2014 .\n3\tFe\tDiabetes mellitus\t18 J.\t1400\t371\t60,5\t17,9\t1029\t\u25a0 \u2014s\n4\tWu\tPhthisis pulmonum\t51 J.\t1765\t402\t79\t13,2\t1362\t\u2014\n5\tPi\tStauungsleber\t61 J.\t1584\t339\t9,6\t22,2\t1245\t\u2014\n6\tWa\tStauungsleber\t58 J.\t1930\t345\t50,2\t21,3\t1685\t\u2014\ni\tKu\tChron. Atrophie\t66 J.\t1115\t253\t28,8\t15,6\t862\t\n8\tHec\tAkute gelbe Leberatrophie\t44 J.\t975\t231\t63\t12,7\t744\t6,9\n\u00bb\tPo\tAkut\u00bb prelbe Leber-\t27 J.\t1230\t245\t\t\t\t\n\t\tatrophie, geringe Cirrhose\t\t\t\t23,3\t24,6\t984\t12,3\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n10\tEn\tAtroph. Cirrhose\t45 J.\t937\t205\t15,0\t35\t732\t8,3\n11\tTs\u00e7h\tAtr\u00f6ph. Cirrhose\t61 J.\t1050\t235\t54,6\t22,5\t815\t^ 9,9\n12\tSt '\tAtroph. Cirrhose Diabetes\t61 J.\t1005\t207\t15,1\t14,4\t798\t10,25\n13\tHey\tAtroph. Cirrhose\t42 J.\t1194\t242\t26\t28,4\t951\t\u2014\n14\tL\u00fc\tAtroph. Cirrhose\t62 J.\t1380\t307\t85\t28,9\t1073\t\n15\tPz\tCirrhot. Fettleber\t\u2014\t1965\t874\t650\t32,4\t1090\t13,7\n16\tFa\tCirrhot. Fettleber\t43 J.\t1940\t937\t687\t35,3\t1003\t\u2014\n\tSch\tCirrhot. Fettleber\t40 J.\t1830\t593\t303\t33,7\t1238\t_\n18\tJe\tHypertrophische Cirrhose (Budd)\t54 J\t2270\t536\t250\t25,8\t1734\t17,5\n19\tCa\tSyphilis hepatis\t62 J.\t1450\t312\t27\t29,4\t1138\t\n20\tBe\tSyphilis congenita\t4M\t106,5\t\u2022 \u2014 '\t\u2014\t7,5\t\u2014\u25a0\t\u2014-\n\t\t\t\t\t\t108\t\t\t\n21\tWe\tTuberkulose .Amyloid\t28 J.\t2510\t552\tAmy- loid: 69,3\t11,8\t1959\t23\n\u00dcber die Zusammensetzung der Leber bei Krankheiten. 291\nProzentverh\u00e4ltnisse 1 zum Gesamtgewicht der Leber\t\t\t\t\t\tTrockensubstanz\t\t\tBindegewebe, Pro?\n\t\t\t\t\t\t\t\ti ohne Fett, Bindegewebe, Blut und Asche\tzentver-\ntrocken- nbstanz\tFett\tBinde- gewebe\tWasser\tAsche\tohne Fett\tohne Fett u. Bindegewebe\tohne Fett, Bindegewebe u-Blut\t\th\u00e4ltniszur Trockensubstanz ohne Fett\nI 29,2\t2,8\t1,58\t70,8\t1,2\t309\t291\t271\t.267\t6,0\nI 21,7\t3,2\t0,99\t78,2\t\u2014\t368\t348\t\u2014\t\u2014\t5,3\n126,5\t4,3\t1,28\t73,5\t\u2014\u2018\t311\t293\t\t\u2014\t5,7\n122,8\t4,5\t0,75\t77,2\t\u2014\t323\t310\t\u2014\t\u2014 .\t4,0\n121,4\t0,6\t1,4\t78,5\t\u2014\t329\t307\t\u2014\t\t :\t6,7\n117,9.\t2,6\t1,1\t82,1\t\u2014\t295\t274\t257\tj: . \u2014\t7,2\n\u25a0 22,7\t2,5\t1,4\t77,3\t.\u2014\t225\t210\t181\ti\t9,4\nI 23,1\t6,5\t1,3\t76,9\t0,71\t168\t155\t142\t133\t7,5\n119,7\t1,9\t2,0\t80,3\t0,99\t222\t198\t181\ti 169\tIM\n\u25a0 21,9\t1,6\t3,7\t78,1\t.0,89\t190\t155\t\t147\t18,5\n|22,4\t5,2\t2,1\t77,6\t0,95\t180\t157\t\t148\t19,4\n920,6\t1,5\t1,4\t79,4\t1,7\t191\t177\t174\t164\t7,4\n\u25a0 20,3\t2,2\t2,1\t79,7\t\u2014\t216\t188\t182\t%\u2014\t13,2\n122,3\t6,2\t2,9\t77,7\t\u2014\t222\t193\t188\t\u2022 \u25a0\u2014..\t13,0\n\u25a0 44,5\t33,1\t1,6\t55,5\t0,7\t210\t178\t\u2014\t- 164\t15,4\n148,3\t35\t1,8\t51,7\t\u2014\t250\t215\t\u2014\t\u2014\t14,1\n132,4\t16,3\t1,8\t67,6\t\u2014\t290\t256\t\u2014\t\u2014 '\t11,6\n|23,6\t11,0\t1,1\t76,4\t0,77\t286\t260\t253\t236\t9,0\n\u00ab23,4\t1,9\t2,0\t(76,6\t\u2014\t284\t255\t242\t\u25a0\u2014-\t\u25a0\t10,3\n1 \u2014\t\u2014\t7,2\tl\t' \u2014\t; \t .\t\u2014 .\t\t\u25a0\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t407\t\nI 22,0\t4,3\t0,47\t78,0\t0,9\t444\t433\t430\tohne Amy-* loid:\t2,6\n\t\t\t\t\t\t\t\t338\t","page":0},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\tG. Hoppe-Seyler,\nIn den ersten 4 F\u00e4llen handelt es sich um Lebern, welche keine wesentlichen Abweichungen von der Norm darboten ; nur waren 2 und 4 etwas blutreich infolge Stauung. Daher der h\u00f6here Wassergehalt und das gr\u00f6\u00dfere Gewicht. Fettgehalt und Bindegewebe zeigten keine Zunahme im anatomischen Bilde und so haben wir auch im chemischen keine hohen Werte. Bei Fall 1 handelte es sich um einen durch Ungl\u00fccksfall rasch gestorbenen ganz gesunden kr\u00e4ftigen jungen Mann. Der geringe Wassergehalt erkl\u00e4rt sich wohl daraus, da\u00df er l\u00e4ngere Zeit in einer Taucherglocke gearbeitet hatte, wobei er wohl stark transpirierte, aber keine Fl\u00fcssigkeit zu sich nehmen konnte. Er starb dann pl\u00f6tzlich nach zu raschem Auftauchen infolge zu schneller Dekompression der Luft (Tauchertod). Nehmen wir den Durchschnitt der 4 F\u00e4lle, so erhalten wir hier ein Mittelgewicht von 1583 g mit 38? g Trockengewicht (25,0 \u00b0/o), 59 g Fett (3,7\u00b0/o), 17,3 g Bindegewebe (l,15 \u00b0/o) und f\u00fcr Trockensubstanz ohne Fett und Bindegewebe 313 g, als Prozentverh\u00e4ltnis des Bindegewebes von der Trockensubstanz ohne Fett 5,2%. Der letztere Wert gibt wohl am besten das Verh\u00e4ltnis des Bindegewebes zur Zellsubstanz wieder, da das Fett, wie die Bestimmungen zeigen, bei manchen Leberaffektionen stark zunimmt, in anderen wieder stark schwindet, ohne da\u00df dadurch die Lebenst\u00e4tigkeit der Zellen wesentlich beeinflu\u00dft erscheint, soda\u00df nur dann ein richtiges Bild entsteht, wenn wir das Fett ausschalten. H. Vierordt1) gibt als Mittelwert f\u00fcr das Gewicht der Leber beim Mann 1579, bei der Frau 1526 g an. Dieser Wert entspricht auch dem Mittelwert unserer F\u00e4lle.\nDie darauffolgenden beiden Stauungslebern (5 und 6) zeigen im Mittel ein Gewicht von 1757 g und Trockengewicht von 342 g, Fettgehalt von 24,9 g, Bindegewebe 21,2 g, Lebersubstanz ohne Fett und Bindegewebe 290 g und Verh\u00e4ltnis des Bindegewebes 6,9. Daraus geht hervor, da\u00df bei der Stauungsleber der Wassergehalt infolge des st\u00e4rkeren Blutgehaltes und der ser\u00f6sen Durchtr\u00e4nkung h\u00f6her als normal ist. Der Blutgehalt betrug in dem einen Fall 77 g. Der Fettgehalt war wesentlich verschieden in beiden F\u00e4llen. In Fall 5 bestand\n() Anatomisch-physiologische Tabellen, Jena 1893, S. 20.","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Zusammensetzung der Leber bei Krankheiten. 293\nst\u00e4rkere Arteriosklerose und Schwund der Organe. Das Bindegewebe war in beiden F\u00e4llen relativ und absolut gegen die Norm vermehrt. Es tritt also bei der Stauungsinduration eine wirkliche Vermehrung des Bindegewebes ein, nicht blo\u00df eine scheinbare im Zentrum der Acini infolge Schwundes der Leberzellen und Aneinanderr\u00fcckens der Bindegewebssepta. Wenn eine leichte Verminderung der Zellsubstanz, namentlich wenn man die Blutmenge abzieht (Fall 6), zu konstatieren ist, so liegt das wohl zum Teil an der zentralen Atrophie der Leberzellen. In unseren F\u00e4llen handelte es sich aber auch um \u00e4ltere Leute, bei denen wohl etwas Altersatrophie mitgespielt haben wird.\nEine wesentliche Abnahme des Lebergewichts und der Trockensubstanz (253 g) und des Fettgehalts (29 g), normale Bindegewebsmenge (15,6 g), reichlichen Blutgehalt (137 g) zeigt der Fall 7 von ehronischer Atrophie bei einem alten Manne, der seit 14 Tagen kaum etwas gegessen hatte, in vollkommen verwahrlostem, verhungertem Zustande zur Aufnahme kam (Temperatur im Rektum 28,5\u00b0) und bald nachher starb. Bei der Sektion fand sich starke Arteriosklerose, braune Atrophie der inneren Organe. Die Lebersubstanz nach Abzug von Fett, Blut und Bindegewebe war 181. Das Verh\u00e4ltnis des Bindegewebes zu der Menge der Zellsubstanz war hoch. Das Bindegewebe beteiligt sich an der chronischen Atrophie der Organe also nicht. .\nEin wesentlich anderes Bild zeigte sich in dem Fall 8, in dem es sich um akute gelbe Leberatrophie im Zusammenhang mit Syphilis und Salvarsan (?) handelt.\nDie Frau kam in komat\u00f6sem, delirierendem Zustand, stark ikterisch zur Aufnahme, hatte wegen Syphilis bis 2 Monate vorher 2 g Salvarsan und 0,3 Kalomel im ganzen erhalten. Die Leber f\u00fchlte sich weich an, war zuerst, aber eher etwas gr\u00f6\u00dfer als normal, die Milz nicht vergr\u00f6\u00dfert. Innerhalb eines Tages trat ein so starker Schwund der Leber ein, da\u00df der untere Rand 2\u20143 cm h\u00f6her r\u00fcckte. Im Urin waren reichlich Gallenfarbstoff neben Urobilin, etwas Eiwei\u00df, hyaline Cylinder, aber keine deutlichen Tyrosin-und Leucinkrystalle nachzuweisen. Schon zwei Tage nach der Aufnahme erfolgte der Tod. Die Sektion ergab das typische Bild der akuten gelben Leberatrophie: Oberfl\u00e4che und Schnitt hellgelb und dunkelbraun gesprenkelt, zahlreiche eingesunkene Partien, d:e mikroskopisch nur noch verfettete Zelltr\u00fcmmer und stark erweiterte Kapillaren zeigen. Das sp\u00e4rliche\nHoppe-Seyler\u2019\u00ab Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCVUI.\t20","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\tG. Hoppe-Seyler,\nnoch erhaltene Lebergewebe ist stark verfettet und liegt meist in der Umgebung der Galleng\u00e4nge, deren Interstitium gewuchert und infiltriert ist.\nAus verschiedenen Teilen der Leber entnommene St\u00fccke zeigten daher auch verschiedenen Gehalt an Trockensubstanz und an Fett. In einem St\u00fcck war die Trockensubstanz 20,9 \u00b0/o, das Fett 6,0 \u00b0/o, in einem anderen 23,6 und 5,9\u00b0/o, in einem dritten 24,9 und 7,6 \u00b0/o. Das Mittel betrug also 23,1 \u00b0/o Trockensubstanz, 6,5 \u00b0/o Fett. Die Leber war ziemlich blutreich (60,7 g), die Trockensubstanz war vermindert, der Fettgehalt ungef\u00e4hr wie bei dem Durchschnitt von Fall 1\u20144, das Bindegewebe zeigte einen etwas niedrigen Wert. Ein gr\u00f6\u00dferes St\u00fcck, auf Arsen untersucht, ergab negatives Resultat. Besonders stark ist die Abnahme des Zellparenchyms; denn Trockensubstanz ohne Fett, Asche und die festen Bestandteile des Blutes (zu 21 \u00b0/o der Blutmenge gerechnet) ergeben einen Wert von nur 133 g, den niedrigsten Wert von allen untersuchten Lebern. Es ist also das funktionierende Leberparenchym in hohem Ma\u00dfe geschwunden.\nIn dem zweiten Fall von akuter gelber Leberatrophie (Fall 9) war die Leber vor Eintritt der Erkrankung schon chronisch ver\u00e4ndert.\nEs handelte sich um einen Arbeiter, der einen sehr liederlichen Lebenswandel f\u00fchrte. Er kam stark ikterisch zur Aufnahme. Die Leber reichte 1\u20142 cm unter den Rippenbogen hinab, die Milz war vergr\u00f6\u00dfert, im Urin fand sich reichlich Gallenfarbstoff und Urobilin. Der Stuhl war entf\u00e4rbt, gab aber im Alkoholextrakt starke Urobilinreaktion.\nEs bestand starke aliment\u00e4re Galaktosurie ; von 40 g wurden 6,86 g im Urin ausgeschieden. Es traten Erregungszust\u00e4nde auf, dann Benommenheit, die Leber nahm rapide ab. Im Urin traten etwas Eiwei\u00df, hyaline Cylinder und Konglomerate nadelf\u00f6rmiger Krystalle (Tyrosin?) auf. 8 Tage nach der Aufnahme trat der Tod unter Benommenheit und Herzschw\u00e4che ein.\nDie Sektion ergab an der Leber die Zeichen der akuten Atrophie. Doch ist auf dem Schnitt die Zeichnung zum gr\u00f6\u00dften Teil noch erkennbar, die einzelnen Acini prominent, zwischen hellgelben Partien vereinzelte bla\u00dfgraue eingesunkene Herde. Konsistenz der Leber namentlich an den gelben Abschnitten sehr derb, w\u00e4hrend die eingesunkenen weicher und ohne deutliche L\u00e4ppchenzeichnung sind. Mikroskopisch sind gro\u00dfe Teile der Leber vollst\u00e4ndig zugrunde gegangen und durch Bindegewebe ersetzt, in dem noch einzelne Leberbalken erkennbar sind, Das Bindegewebe ist zum Teil rundzellig infiltriert. Nur vereinzelt gut erhaltene\nt","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Zusammensetzung der Leber bei Krankheiten. 295\nLeberl\u00e4ppchen. Das Gewicht der Leber war noch beinah\u00e8 normal. Bei Beginn der Erkrankung war sie eher vergr\u00f6\u00dfert gewesen. Die Trockensubstanz, besonders wenn Fett, Blut und \u00c4sche abgezogen werden, ist etwas reduziert, aber nicht so stark wie im Fall 8. Das Bindegewebe ist im ganzen und im Verh\u00e4ltnis zur Trockensubstanz ohne Fett deutlich vermehrt.\nEs bestand hier also schon vorher ein m\u00e4\u00dfiger Grad von Cirrhose mit Vermehrung des Bindegewebes, daneben etwas Hypertrophie der Leber, daher f\u00fchrte der deutlich nachweisbare Schwund zun\u00e4chst zu Reduktion der vorhergehenden Vergr\u00f6\u00dferung auf die Norm und war, obwohl das Ende unter dem Bilde der Leberinsufficienz (Hepatargie) erfolgte, die Masse der Parenchymsubstanz noch nicht so stark reduziert wie in Fall 8.\nDieser Befund ist wohl auch so zu deuten, da\u00df das Bild der schweren Leberfunktionsst\u00f6rung bei der akuten Leberatrophie, wie sie der Ur\u00e4mie bei Nierenkrankheiten entspricht, zum Teil auf die Bildung von autolytischen Zersetzungsprodukten der Leberzellen und deren toxische Einwirkung auf den Organismus zur\u00fcckzuf\u00fchren ist. Es w\u00fcrde also nicht blo\u00df die mangelhafte Entgiftung oder die Bildung abnoimer Stoffwechselprodukte aus den von dem Darm herkommenden Verdauungsprodukten oder den aus den anderen Organen auf dem Blutwege der Leber zuflie\u00dfenden Stoffen, die dann in ihr nicht in normaler Weise umgesetzt werden k\u00f6nnen, die Ursache des ganzen Syrnptomenbildes der akuten Leberatrophie bilden, wobei man besonders an die ungen\u00fcgende Umsetzung der stickstoffhaltigen Substanzen zu denken pflegt. Denn bei dem raschen Schwunde des gro\u00dfen, besonders protoplasmareichen Organs unter der Einwirkung der autolytischen Fermentation mu\u00df der Organismus in kurzer Zeit mit gro\u00dfen Mengen von Zerfallsprodukten namentlich des Eiwei\u00dfes \u00fcberschwemmt werden. Und auch in Fall 9 war es innerhalb 24 Stunden zu einer sehr starken Verkleinerung des vorher ziemlich gro\u00dfen Organs gekommen und im anatomischen Bilde ein ausgedehnter Zerfall der Zellen nachweisbar.\nEs wurden dann 8 F\u00e4lle von Cirrhose verschiedener Form und Entwickelung untersucht. Die sogenannte atrophische\n20*","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nG. Hoppe-Seyler,\noder Laenne\u00e7sche Cirrhose wird durch die F\u00e4lle 9 bis 13 dargestellt. Sie sind geordnet nach dem Grad der Verringerung der Leberparenchymsubstanz.\nBei Fall 10 handelte es sich um einen Potator (Bierkutscher) mit starkem Ascites und \u00d6dem der Beine. Im Urin war eine Spur Bilirubin, reichlich Urobilin nachweisbar, starke aliment\u00e4re Galaktosurie und L\u00e4vulosurie. Wassermann-Probe im Blut negativ. Die Diurese war trotz Digitalis und verschiedener Diuretica ungen\u00fcgend. Es traten Hautblutungen auf, nach st\u00e4rkeren Herzbeschwerden und Benommenheit trat der Exitus ein. Bei der Sektion war die Leber sehr klein, derb, h\u00f6ckerig, Leberzeichnung nicht mehr erkennbar, gro\u00dfe Partien durch derbes Bindegewebe ersetzt. Blutgehalt sehr gering. Mikroskopisch: Hochgradiger Umbau mit sehr starker Vermehrung des interstitiellen Bindegewebes, das stark rundzellig infiltriert ist. Einzelne Leberl\u00e4ppchen verfettet. Noch Reste von Leberl\u00e4ppchen zwischen dem vermehrten Bindegewebe.\nDie Leber war kleiner als in dem Falle 8 mit akuter Atrophie, auch die Trockensubstanz war geringer. Doch war der Fettgehalt (15 g) wesentlich geringer, die Menge des Bindegewebes (35 g) gr\u00f6\u00dfer, so da\u00df ohne Fett und Bindegewebe die Trockensubstanz in beiden F\u00e4llen 155 g betrug. Der Blut-gehalt war bei Fall 10 sehr gering, so da\u00df er infolge Beimischung von Gallenfarbstoff sich nicht gut bestimmen lie\u00df. Daher war doch bei akuter Atrophie die Leber wohl noch \u00e4rmer an Parenchymsubstanz. Immerhin spricht diese starke Reduktion des Protoplasmas f\u00fcr die Anschauung, da\u00df die Leber-cirrhose durch Sch\u00fcbe von Zerfall des Lebergewebes mit darauffolgender Regeneration und zugleich erfolgender Binde-gewebsneubildung entsteht.\n; \u00c4hnlich lagen die Verh\u00e4ltnisse in Fall 11.\nDie 61j\u00e4hrige Frau wurde in benommenem Zustand mit schwachem Puls, Ascites, starken \u00d6demen an den Beinen eingeliefert. Im Urin waren Eiwei\u00df, Cylinder, Urobilin nachzuweisen. Die Leber war nicht zu f\u00fchlen, die Lebergegend druckempfindlich. Nach einigen Stunden erfolgte der Tod. Die Sektion ergab kleine stark h\u00f6ckerige, sehr derbe Leber. Auf dem Schnitt Zeichnung ganz ungleichm\u00e4\u00dfig, Acini verschieden gro\u00df, Bindegewebe stark vermehrt. Mikroskopisch: Hochgradige diffuse Verfettung, starker Umbau der Acini, ausgedehnte Rundzelleninfiltration im stark vermehrten interacin\u00f6sen Bindegewebe.\nDie Leber wog feucht zwar etwas mehr als in Fall 10, ebenso die Trockensubstanz, aber sie enthielt 54,1 g Fett gegen 15 g in Fall 10. Die Bindegewebsm\u00e4sse war geringer.","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Zusammensetzung der Leber bei Krankheiten. 297\nNach Abzug von Fett, Asche und Bindegewebe war die Menge der festen Lebersubstanz ungef\u00e4hr gleich. Der Schwund der eigentlichen Lebersubstanz war also ebenso gro\u00df, wenn auch die Bindegewebsneubildung wesentlich geringer war.\nEine eigenartige Stellung nimmt der Fall 12 ein.\nEs war ein 62j\u00e4hriger Versicherungsagent, der seit ca. 20 Jahren an leichtem Diabetes mellitus litt, daher angab, vorsichtig, besonders in bezug auf Essen und Trinken, gelebt zu haben. Im Jahre 1914 war er schon einmal kurze Zeit im Krankenhause mit Durchfall, etwas Ascites, nur wenig (0,75\u00b0/o) Zucker, reichlich Indoxyl im Urin, Leber erschien, damals klein. Am 8. Januar 1915 kam er mit starkem Ascites, \u00d6demen des Scrotums zur Wiederaufnahme. Die Leber war klein, im Urin war wenig Zucker (bis 1,4\u00ae/\u00ab), kein Eiwei\u00df, reichlich Indoxyl, m\u00e4\u00dfig Urobilin, kein Bilirubin nachzuweisen. Es wurden durch Punktion 111 Ascitesfl\u00fcssigkeit entleert. Am 14. Januar trat im Stuhl reichlich Blut auf, abends trat Erbrechen von ca. 1 1 Blut auf. Patient wurde unruhig, delirierte und starb mit Herzschw\u00e4che am 15. Januar. Die Sektion ergab: kleine derbe Leber, geplatzte Varicen des Oesophagus, Perisplenitis, Perihepatitis, Concretio pericardii. Die Leber zeigt zum Teil verdickte Kapsel, war etwas h\u00f6ckerig, auf dem Schnitt Acini ungleich gro\u00df, durch derbe wei\u00dfliche Str\u00e4nge getrennt. Mikroskopisch: Leberumbau mit starker, aber mehr herdf\u00f6rmiger Vermehrung des Bindegewebes. Dieses zeigt hochgradige Rundzelleninfiltration Und enth\u00e4lt weniger feste Fibrillen. Geringe Verfettung des Parenchyms.\nDas Lebergewicht war nur gering (1005 g), die Trockensubstanz nur 207 g, wenig Fett und auch wenig Bindegewebe (14,4 g) vorhanden, der Blutgehalt war gering. Es ergab sich daher bei Abzug von Fett, Bindegewebe, Asche und Blut kein so sehr niedriger Wert f\u00fcr das Leberparenchym (164 g). Man kann dies so erkl\u00e4ren, da\u00df zutn Teil eine chronische Atrophie der Leberzellen bestand, noch junges, reichlich zellig infiltriertes Bindegewebe mehr herdweise vorhanden war, soda\u00df das Bild nicht ganz der atrophischen Lebercirrhose entsprach.\nDa zugleich eine sogenannte Polyserositis (chronische Entz\u00fcndung von Pericard, Pleura und Peritoneum) bestand, so ist eine Fortpflanzung der Entz\u00fcndung von der Leberkapsel aus in das Innere hier wohl auch mit wirksam gewesen.\nEs folgen dann 2 F\u00e4lle (13 und 14) von atrophischer Cirrhose mit deutlicher Vermehrung des Bindegewebes, Reduktion des Parenchyms,\t\"!","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nG. Hoppe-Seyler,\nln Fall 13 handelt es sich um einen 42 j\u00e4hrigen H\u00e4ndler, starker Potator, der mit starken \u00d6demen, Ascites, etwas ikterischer Farbe zur Aufnahme kam (7.1.1910). Der Ascites mu\u00dfte mehrmals punktiert werden. Am 7. M\u00e4rz entlassen, kam er am 4. April wieder zur Aufnahme mit denselben Erscheinungen. Unter zunehmendem Coma und Herzschw\u00e4che trat am 7. April der Tod ein. Die Sektion ergab: Kleine, mit zahlreichen runden gelben Buckeln versehene Leber, Gewebe grauwei\u00df, sehr hart. Mikroskopisch finden sich starke Z\u00fcge von ziemlich zellreichem Bindegewebe zwischen den verschieden gro\u00dfen Acini, Gallengangswucherung, das Bild starken Umbaus der Leber.\nChemisch findet sich in der Trockensubstanz ziemlich wenig Fett (26 g), reichlich Bindegewebe (28,4 g), nur wenig Blut. Das \u00fcbrig bleibende Parenchym, wenn Fett, Bindegewebe und Blut abgezogen werden, ist wesentlich reduziert (182 g), entspricht ungef\u00e4hr dem im Falle 9 (akute Leberatrophie), soda\u00df man die Leber als das Resultat eines solchen akuten Schwundes von Lebersubstanz, der dann zum Stillstand kam, auflassen kann.\nFall 14 betraf einen Selterwasserverk\u00e4ufer, starker Potator, der mit Ikterus, starken \u00d6demen, Ascites, kleiner derber Leber und Zeichen von Aortenlues am 7. Mai 1909 zur Aufnahme kam, Wassermann-Probe im Blute positiv. Nach mehrmaligen Punktionen des Ascites trat am 11. Juni Benommenheit a\u00fcf, in der er am 12. starb.\nDie Sektion ergab: Au\u00dfer Aortenlues, Cholelithiasis und parenchymat\u00f6ser Nephritis etwas verkleinerte, derbe, mit granulierter Oberfl\u00e4che versehene Leber. Mikroskopisch fand sich ein deutliches Bild des Umbaus der Leber mit Bindegewebsneubildung.\nDas Gesamtgewicht war nicht besonders gering (1380 g), ebenso die Trockensubstanz. Doch enthielt diese reichlich Fett (85 g), wenig Blut (22,1 g). Die Masse des Leberparenchyms nach Abzug von Fett, Bindegewebe und Blut war daher doch gering, entsprach dem Wert bei Fall 13 und auch dem bei Fall 9. Hier m\u00f6gen syphilitische Ver\u00e4nderungen mitgespielt haben, haupts\u00e4chlich tr\u00e4gt die Leber aber den Charakter der alkoholischen Lebercirrhose. Infolge des h\u00f6heren Fettgehalts bildet dieser Fall den \u00dcbergang zu den folgenden, wo es sich um Kombination von Cirrhose mit Fettleber (Cirrhosis adiposa) handelt.\nFall 15 betraf eine Potatrix. Sie war schwer benommen, stark ikterisch. Temperatur subnormal. Puls sehr klein. Leber vergr\u00f6\u00dfert, glatt, derb. Ascites. Schon am n\u00e4chsten Tage trat der Tod unter den Erschei-","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Zusammensetzung der Leber bei Krankheiten. 299\nnungen des Comas und der Herzschw\u00e4che ein. Die Leber war bei der Sektion vergr\u00f6\u00dfert, gr\u00fcngrau mit im ganzen glatter Oberfl\u00e4che, auf dem Schnitt derb, etwas h\u00f6ckerig mit deutlicher Vermehrung des interacin\u00f6sen Bindegewebes. Acini ungleich gro\u00df, Blutgehalt gering. Mikroskopisch: Hochgradige Verfettung der Leber, Vermehrung des Interstitiums mit starker Wucherung der Galleng\u00e4nge, reichliche Gallenfarbstoffablagerung in den verfetteten Leberzellen.\nDas Gesamtgewicht ist stark erh\u00f6ht, besonders die Trockensubstanz (874 g), von der der gr\u00f6\u00dfte Teil aus Fett besteht (650 g = 33o/o), der Wassergehalt ist gering (55,5%), das Bindegewebe stark vermehrt (32,4 g). Bei Abzug von Fett, Bindegewebe und Asche bleiben nur 164 g f\u00fcr das Leberparenchym \u00fcbrig, ein Wert, der dem Fall 11 und 8 etwa entspricht. Die Funktion der Leber mu\u00df also stark gest\u00f6rt gewesen sein, wof\u00fcr auch der klinische Verlauf spricht. Das klinische und anatomische Bild entspricht einer Kombination von Fettleber mit einer um die Galleng\u00e4nge herum sich entwickelnden, von einer Cholangitis ausgehenden Cirrhose. Man k\u00f6nnte den Fall also zur hypertrophischen Form der Cirrhose, der Cirrhosis cholangica. rechnen. Noch gr\u00f6\u00dferen Fettgehalt (687 g = 35 o/o), geringeren Wassergehalt (1003 g = 51,7 \u00b0/0) und gro\u00dfe Bindegewebsmasse (35,3 g) zeigte Fall 16, wo es sich um einen starken Potator handelte, der fr\u00fcher Syphilis gehabt hafte und an einer Gehirnblutung starb.\nDie S e k t i o n ergab : Stark indurierte Fettleber mit zahlreichen gr\u00f6\u00dferen und kleineren Narben, mikroskopisch sehr starke Verfettung der Leberzellen, interacin\u00f6ses Bindegewebe vermehrt und zellig infiltriert.\nIm Fall 17 handelte es sich um eine Lebercirrhose, wo der Tod infolge Blutung aus Varicen der Magen- und Darmschleimhaut erfolgt war.\nVorausgegangen waren schwere Malaria, sp\u00e4ter schwere Erkrankung mit Ikterus, derber vergr\u00f6\u00dferter Leber, zuletzt wieder Ikterus, Zucker im Urin, starker Milztumor. Die Sektion ergab: Mittelgro\u00dfe derbe Leber, mit ungleich h\u00f6ckeriger Oberfl\u00e4che, gallige Verf\u00e4rbung und von derbem Bindegewebe umschn\u00fcrte gr\u00f6\u00dfere und kleinere Leberpartien auf dem* Durchschnitt. Das interacin\u00f6se Bindegewebe zeigt starke Vermehrung, weite Kapillaren, das Parenchym deutlichen Umbau, stark verfettete Partien neben noch mehr normal aussehenden.\nDas Lebergewicht und die Trockensnbstanz (593 g) waren erh\u00f6ht, namentlich auch das Fett (303 g = 16,3\u00ab/\u00ab), wenn","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\tG. Hoppe-Seyler,\nauch nicht in so hohem Ma\u00dfe wie in den vorhergehenden F\u00e4llen. Das Bindegewebe zeigte starke Zunahme (33,7 g). Nach Abzug des Fetts und Bindegewebes war weniger Parenchymsubstanz in Fall 16 und 17 vorhanden, als normal, doch waren die Werte wesentlich h\u00f6her als in den anderen F\u00e4llen von Cirrhose.\nIn Fall 18, der einen Potator betraf, fand sich eine gro\u00dfe derbe Leber mit zahlreichen gelblichen unregelm\u00e4\u00dfigen H\u00f6ckern auf der Ober* fl\u00e4che, auf der Schnittfl\u00e4che ungleich gro\u00dfe Acini, dazwischen reichlich vermehrtes Biridegewebe. Mikroskopisch: Hochgradiger Umbau der Leber mit Adenombildung, sehr starke Verfettung, Bindegewebe hochgradig vermehrt und rundzellig infiltriert, in manchen Gesichtsfeldern nur entz\u00fcndetes Bindegewebe mit sp\u00e4rlichen Leberinseln.\nKlinisch und anatomisch entsprach die Leber dem Bilde der Buddsehen hypertrophischen Cirrhose. Eine St\u00f6rung der Leberfunktion war im Leben nicht nachweisbar; in bezug auf ihre Zusammensetzung zeigte sie eine zum gro\u00dfen Teil auf reichlichem Fettgehalt (250 g = 11 \u00b0/o) beruhende Vermehrung der Trockensubstanz (536 g), ziemlich normalen Wassergehalt, deutliche Vermehrung des Bindegewebes (25,8 g). Nach Abzug von Fett, Bindegewebe, Blut und Asche blieb f\u00fcr das Parenchym 236 g noch \u00fcbrig, also keine starke Verminderung. Zeichen der Leberinsuf\u00dfcienz bot Patient auch nicht w\u00e4hrend des Lebens.\nln Fall 19, wo der Tod durch kroup\u00f6se Pneumonie erfolgte, beruhte die Leberver\u00e4nderung sicher zum gr\u00f6\u00dften Teil auf Syphilis.\nStarke Aortitis luetica, intensive Wassermannsche Reaktion waren vorhanden. Die Leber war kleiner als normal, mit gek\u00f6rnter, zum Teil grobh\u00f6ckeriger Oberfl\u00e4che und einzelnen tieferen Einziehungen. Schnittfl\u00e4che k\u00f6rnig, Acini ungleich gro\u00df.\nln vielen Beziehungen entspricht das Bild dem der atro-phischeu Cirrhose, doch ist die Trockensubstanz (312 g) nicht stark vermindert, bei deutlicher Vermehrung des Bindegewebes (29,4 g), wenig Fett (nur 27 g), normalem Wassergehalt, so da\u00df keine starke Verminderung des Parenchyms herauskommt (242 g). Hier geht also, wie in dem vorhergehenden Fall, die Bindegewebswucherung ohne starke Verminderung des Parenchyms vor sich.","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Zusammensetzung der Leber bei Krankheiten. 301\nDie relativ st\u00e4rkste Bindegewebsvermehrung zeigte die Leber eines kongenitalsyphilitischen S\u00e4uglings (Fall 20). Diese sogenannte Feuersteinleber enthielt 7,2 \u00b0/o Bindegewebe gegen\nI,\t0 \u00b0/o bei normaler Leber des Erwachsenen. Auch im anatomischen Bilde f\u00e4llt die kolossale Masse des interstitiellen Bindegewebes auf.\nIn Fall 21 habe ich einen Fall von Amyloidleber bei einem M\u00e4dchen mit schwerer Tuberkulose der Lungen, des Darmes, Peritoneums, starker Amyloidose der Leber und Milz untersucht.\nDie Leber war sehr gro\u00df, sehr hart, auf dem Schnitt gelb, braunrot, Zeichnung nur stellenweise erkennbar, weite Strecken br\u00e4unlich und glasig gl\u00e4nzend, ohne Zeichnung. Mikroskopisch: Diffuse hochgradige Amyloidose mit vereinzelten Tuberkelkn\u00f6tchen, keine Vermehrung des interacin\u00fcsen Bindegewebes.\nInfolge der. Infiltration mit Amyloid war die Trockensubstanz im ganzen wesentlich erh\u00f6ht (552 g), dabei aber starker Wassergehalt und nicht geringer Fettgehalt (108 g), nur wenig Bindegewebe (11,8 g), wenig Blut, hoher Aschegehalt. Bei der Trypsinverdauung blieb neben dem Collagen auch Amyloid zur\u00fcck, so da\u00df im ganzen 22,08 g \u00fcbrig blieben. Da Amyloid durch Pepsinsalzs\u00e4ure nicht verdaut wird, dagegen das Bindegewebe, so wurde die Substanz noch der Pepsinverdauung unterworfen, worauf nach Abzug dieses Restes\nII,\t8 g f\u00fcr Bindegewebe \u00fcbrig blieben. Immerhin wird bei der Trypsinverdauung auch ein Teil des Amyloids wohl gel\u00f6st, denn bei Pepsinsalzs\u00e4ureverdauung eines Leberst\u00fccks blieben 2,76\u00b0/o ungel\u00f6st oder 69,3 g im ganzen. Es ist dabei freilich wahrscheinlich, da\u00df die abgelagerten abnormen Massen noch andere, f\u00fcr die Leberfunktion nicht in Betracht kommende Stoffe enthalten, so da\u00df, wenn man Fett, Bindegewebe, Asche, Blut und Amyloid von der Trockensubstanz abzieht, ein Wert erhalten wird (338 g), der noch zu hoch ist f\u00fcr die Menge des Parenchyms. Jedenfalls ist aber Amyloidose nicht mit einer Vermehrung des Bindegewebes verbunden.\nOberblickt man die Werte, die die Bestimmungen der Zusammensetzung der Leber ergeben haben, so kommt man zu folgenden Resultaten:","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"\u00f602\tG. Hoppe-Seyler,\nDas Gesamtgewicht der Leber ist am gr\u00f6\u00dften bei Amyloidleber und bei der sogenannten hypertrophischen (Buddschen) Cirrhose, am kleinsten bei atrophischer (Laenn ec scher) Cirrhose und bei akuter gelber Leberatrophie.\nZu einem gro\u00dfen Teil h\u00e4ngt das Gesamtgewicht vom Wassergehalt ab. Denn die gr\u00f6\u00dften und schwersten Lebern sind auch besonders wasserreich. An Trockensubstanz zeigen die h\u00f6chsten Werte die Fettlebern (937 g), die niedrigsten die atrophische Cirrhose (205 g). Die h\u00f6chsten Werte an\nZieht man das Fett ab, so zeigt die Amyloidleber den h\u00f6chsten Wert (444 g) infolge der Ansammlung des Amyloids, eines krankhaften, f\u00fcr die Funktion der Leber nicht in Betracht kommenden K\u00f6rpers, dann die normalen Lebern (327 g im Mittel), und die Stauungslebern (312 g im Mittel), also diejenigen, bei denen die Leberfunktion noch gut ist. Wasserarm sind besonders die Fettlebern (51\u201455 \u00b0/o), wasserreich die Stauungslebern (78,5\u201482,1 o/o) und die akute Leberatrophie (76,9 bis 80,3 \u00b0/o). Anscheinend beruht dies auf einer ser\u00f6sen Durchtr\u00e4nkung des Lebergewebes, wie dies bei Stauung, beim Schwunde des Parenchyms und bei st\u00e4rkerer Bindegewebsbildung, also bei akuter und chronischer Atrophie und bei atrophischer Cirrhose stattfindet. Mangelhafte Wasserzufuhr und starker Wasserverlust des K\u00f6rpers scheinen auch in der Leber relative Wasserarmut herbeizuf\u00fchren, wie in Fall 1\nSehr verschieden ist der Fettgehalt, auch bei normalen Lebern (32\u201479 g). Er h\u00e4ngt wohl hier besonders von der Art der Ern\u00e4hrung ab. Der Wert von 32 g bei einem jungen, kr\u00e4ftigen, sonst gesunden Mann ist wohl als der Normalwert anzusehen. Besonders gering ist er bei schlechter Ern\u00e4hrung bei alten Leuten mit Stauungsleber (9,6 g hei Fall 5), bei manchen F\u00e4llen atrophischer Cirrhose (Fall 10 und 12) und Syphilis der Leber (Fall 19). Besonders hochgradig ist der Fettgehalt bei der cirrhotischen Fettleber (bis 687 g), hypertrophischen (Buddschen) Cirrhose und bei Amyloid. Trotz allgemeiner Kachexie und Marasmus kann die Leber fettreich","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Zusammensetzung der Leber bei Krankheiten. ' 303\nsein, wie in dem i all von Amyloidlcber bei starker Lungentuberkulose.\nIch will hier auf diese Verh\u00e4ltnisse nicht n\u00e4her eingehen und verweise auf die Besprechung der Fettbildung und Fettablagerang in dem allgemeinen Teil (S. 43) und dem Abschnitt Fettleber (S. 674) der von mir bearbeiteten 2. Auflage von: Quincke und Hoppe-Seyler, Krankheiten der Leber, im\nHandbuch der Speziellen Pathologie und Therapie von Notnagel.\nDie Bestimmung des Bindegewebes (Collagens), auf die besonderer Wert gelegt wurde, ergab f\u00fcr die normale Leber 13,2 19,8 g im Mittel 17,3 g. Innerhalb der normalen Werte liegen die Zahlen bei chronischer Atrophie (13 g Fall 7), akuter Leberatrophie (12,7 g Fall 8), frischer Cirrhose mit mehr zeitiger Infiltration (Fall 12) und Amyloidleber (Fall 21). Etwas h\u00f6here Werte zeigen die F\u00e4lle von Stauungsleber (21,3\u201422,2), akuter Leberatrophie mit \u00e4lteren cirrhotischen Ver\u00e4nderungen (24,6 g Fall 9), dann von hypertrophischer Cirrhose (25,8 g Fall 18). Bei den atrophischen Formen der Cirrhose steigen die Werte bis auf 35 g (Fall 10) und liegen im Mittel bei 29,2 g, wenn der Fall 12 mit Diabetes und mehr zeitiger Infiltration des Bindegewebes ausscheidet, sonst bei 25,8 g. Die cirrhotisdte Fettleber gibt hohe Werte (32,4\u201435,3 g, im Mittel 33,8 g). Einen hohen Bindegewebsgehalt (29,4 g) zeigt auch die Lebersyphilis, besonders stark die Kongenitalsyphilis der Leber, wo in Fall 20 das Prozentverh\u00e4ltnis das st\u00e4rkste war (7,2\u00bb/o). ' Die Vermehrung des Bindegewebes in den F\u00e4llen von Cirrhos\u00e8 und Lebersyphilis dr\u00fcckt sich auch in dem Prozentverh\u00e4ltnis zur Trockensubstanz ohne Fett aus.\nEs findet also bei Cirrhose eine wirkliche Vermehrung des Bindegewebes, besonders in den \u00e4lteren F\u00e4llen, statt, nicht blo\u00df ein Aneinanderrticken von Bindegewebsz\u00fcgen infolge Schwundes der dazwischen liegenden Leberzellen. Diie Neigung der Syphilis, eine Wucherung des Bindegewebes in den befallenen Organen herbeiznfiihren, zeigt sich auch deutlich in der Leber.\nZieht man von der Trockensubstanz au\u00dfer Fett auch Bindegewebe und das der gefundenen Blutraenge entsprechende Gewicht Trockensubstanz (21 \u00b0/o), sowie die Asche ab, so","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304 G. Hoppe-Seyler, Zusammensetzung der Leber bei Krankheiten.\nerh\u00e4lt man ein Ma\u00df f\u00fcr die Substanz, welche f\u00fcr die Funktion der Leberzelle ton der wesentlichsten Bedeutung ist, einen Ausdruck f\u00fcr die Protoplasmamenge. \u00dcberblickt man diese Werte, so stehen dem Wert von mindestens 257 g bei normaler Leber die geringen Werte bei der akuten Leberatrophie (133g), der atrophischen Cirrhose (147,148,164 g), der cirrhotischen Fettleber (164 g) scharf gegen\u00fcber. Bei der hypertrophischen Cirrhose kommt es zu Bindegewebs- und Fettvermehrung ohne wesentlichen Protoplasmaschwund (263 g).\nDie Bestimmungen bei atrophischer Cirrhose zeigen, da\u00df mit einem Wert von 147 und 148 g Parenchymsubstanz die Leberfunktion noch f\u00fcr das Leben ausreicht. Dagegen ist der Wert von 133 g bei akuter Leberatrophie dazu zu gering. Es w\u00fcrde also der Wert von etwa 140 bis 150 g f\u00fcr die bei der Funktion der Leber in Betracht kommendeMenge an Parenchymsubstanz die untere Grenze des zur Aufrechterhaltung der Lebenst\u00e4tigkeit n\u00f6tigen Bestandes darstellen.\nDruckfehlerberichtigung.\nBd. 98, S. 92, Z. 16 v. oben lies :\nAminobutters\u00e4ure (statt Aminos\u00e4ure)!","page":304}],"identifier":"lit20653","issued":"1916-17","language":"de","pages":"285-304","startpages":"285","title":"\u00dcber die Zusammensetzung der Leber, besonders ihren Bindegewebsgehalt, bei Krankheiten","type":"Journal Article","volume":"98"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:42:27.028622+00:00"}