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Eine neue Methode zur Bestimmung der Gesamtblutmenge des lebenden Menschen

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{"created":"2022-01-31T14:35:55.199508+00:00","id":"lit20659","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"de Crinis, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 99: 131-149","fulltext":[{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Eine neue Methode zur Bestimmung der Gesamtblutmenge des lebenden Menschen.\nVon\nDr. Max de Crinis, Assistenten der k. k. Nervcnklinik.\nMit einer Abbildung.\n(Aus der k. k. Ncrvenklinik Graz, Vorstand Prof. Dr. Fritz Hartmann.) (Der Redaktion zugegangen am 4. Januar 1917.)\nGelegentlich ausgedehnter Untersuchungen \u00fcber das Verhalten des Eiwei\u00dfgehaltes im menschlichen Blutserum unter physiologischen und pathologischen Verh\u00e4ltnissen, welche als Endziel die Feststellung gewisser Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten bei neuro-pathologischen Zust\u00e4nden im Auge hatten,-haben sich Gesichtspunkte f\u00fcr eine neue Methode der Blutvolumsbestimmung des Menschen ergeben.\nZur Bestimmung der Gesamtblutmenge eines Lebewesens steht uns vor allem die Methode von Welker zur Verf\u00fcgung. Sie erfordert jedoch das vollkommene Verblutenlassen des Tieres und hat daher nur theoretische Bedeutung.\nIn kurzer Darstellung sei sie im Nachstehenden geschildert: Es wird zuerst eine geringe Blutmenge (b) dem Tiere entnommen. Hierauf l\u00e4\u00dft man das Tier verbluten und w\u00e4scht das Gef\u00e4\u00dfystem mit Wasser solange aus, T)is es farblos abl\u00e4uft. Das bei der Verblutung gesammelte Blut wird nun mit dem Sp\u00fclwasser vereint und dieses Gesamtvolumen wollen wir mit w bezeichnen.\nSoll nun die erste Blutprobe (b) durch Verd\u00fcnnen auf dieselbe F\u00e4rbekraft gebracht werden wie die Mischung aus Blut und Sp\u00fclwasser (w), so ist eine entsprechende Wassermenge als Zusatz n\u00f6tig (v). Ist y die tats\u00e4chliche Blutmenge des K\u00f6rpers, so ergibt sich folgendes Verh\u00e4ltnis:\nb : (b -f- v) = y : w b\ny ~ b + v'\nHoppe-Seyler'8 Zeitschrift f. physiol. Chemie. IC.\n10","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nM. de Crinis,\nDie gesamte Blutmenge ist sonach\nb + y = b +\nb\nb v\nw\nDie Methode kann jedoch nicht als ganz verl\u00e4\u00dflich gelten, da ja trotz guter Durchsp\u00fclung H\u00e4moglobinmengen in den Organen Zur\u00fcckbleiben, und der nat\u00fcrliche Farbstoff der quergestreiften Muskeln ebenfalls H\u00e4moglobin ist.\nAuf diese Weise wurde nun die Blutmenge von Tieren bestimmt. Bischoff verwendete diese Methode auch zur Bestimmung der Blutmenge am Menschen, indem er die Leichen von zwei hingerichteten Verbrechern dazu ben\u00fctzte. So fand er die Gesamtblutmenge des Menschen mit 4,9 kg rund 5 Liter, das ist gleich 7,1\u20147,7\u00b0/o des K\u00f6rpergewichtes.\nDem Bed\u00fcrfnisse, das Blutvolumen am lebenden Menschen zu bestimmen, entsprangen die Versuche vor allem Kott-manns,1 *) der physiologische Kochsalzl\u00f6sung infundierte und die dadurch entstandene Blutverd\u00fcnnung mit einem Pr\u00e4zisionsh\u00e4matokriten bestimmte, doch konnte sich die Methode infolge ihrer geringen Zuverl\u00e4ssigkeit nicht einb\u00fcrgern (Oerum).*) Mit mehr Erfolg hat Haldane3) eine Methode zur Bestimmung des Blutvolumens ver\u00f6ffentlicht. Das Prinzip ist in aller K\u00fcrze das folgende: Die bindende Kraft des Sauerstoffs des Blutes eines Individuums wird bestimmt und in Prozenten der normalen ausgedr\u00fcckt. Man l\u00e4\u00dft nun das Individuum ein genau bestimmtes Volumen Kohlenoxyd einatmen und ist dann imstande, mittels einer kolorimetrischen Methode die S\u00e4ttigung des Blutes in Prozenten zu bestimmen. Aus der Proportion ergibt sich dann das Blutvolumen:\nIst die Menge von Kohlenoxyd 100 ccm und der S\u00e4ttigungsgrad 25\u00b0/o, so braucht die gesamte Blutmenge zur S\u00e4ttigung :\n100 : 25 = x : 100 x = 400 ccm\n*) Archiv f. experiment. Patholog. u. Pharmakolog., Bd. 54, 1906.\n*) Archiv f\u00fcr klin. Medizin, Bd. 93, 1908, S. 365.\n3) Journal of physiolog., Bd. 25, 1900, S. 331.\n\u2666","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Methode zur Bestimmung der Gesamtblutmenge des leb. Menschen. 133\nBetr\u00e4gt nun die S\u00e4ttigung des Sauerstoffes in der Probe 20\u00b0/o, so ist die Blutmenge\n100 : 20 = x : 400\nx = 2000\nDie Methode hat vor allem einen Nachteil \u2014 sie ist nicht einfach und verlangt eine gewisse physiologische Schulung und Fertigkeit, die vom praktischen Arzt nicht verlangt werden kann. Daher hat sie bisher mehr oder weniger nur ein physiologisches Interesse geboten.\nDie Blutmenge, welche damit von Oerum am gesunden Menschen berechnet wurde, schwankt zwischen 2828 und 5020 oder in Prozenten des K\u00f6rpergewichtes ausgedr\u00fcckt 3,7\u20148,3\u00b0/o.\nTheorie einer neuen Methode.\nIm Nachfolgenden will ich nun zeigen, da\u00df es m\u00f6glich ist, in vivo die Gesamtblutmenge auch zu berechnen, wenn man von folgender \u00dcberlegung ausgeht:\n. Haben wir eine L\u00f6sung von unbekanntem Volumen (x), in der nur ein K\u00f6rper gel\u00f6st ist, kennen wir den Prozentgehalt (a) dieses gel\u00f6sten K\u00f6rpers und verd\u00fcnnen wir diese L\u00f6sung mit einem bestimmten, bekannten Volumen (v), so k\u00f6nnen wir nach Bestimmung des Prozentgehaltes dieser verd\u00fcnnten L\u00f6sung\n(b) auf das unbekannte Anfangsvolumen nach der Proportion schlie\u00dfen\n(x + v) : x = a : b\noder auf Grund der Erw\u00e4gung, da\u00df das Gewicht des gel\u00f6sten K\u00f6rpers gleichgeblieben ist\na x = (x -f- v) b,\nda\u00df also das Gewicht des gel\u00f6sten K\u00f6rpers gleich ist dem Produkte des Gewichtes des L\u00f6sungsmittels mit dem Prozentgehalte. Diese beiden Produkte sind gleich, da ja das absolute Gewicht des gel\u00f6sten K\u00f6rpers sich nicht ge\u00e4ndert hat.\nBetrachten wir nun die Verh\u00e4ltnisse am Serum, so sehen wir, wie ich dies auch noch sp\u00e4ter ausf\u00fchrlicher auseinandersetzen werde, da\u00df","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nM. de Crinis,\n1.\tdas Eiwei\u00df den gr\u00f6\u00dften Anteil der gel\u00f6sten K\u00f6rper im Serum ausmacht (7\u20149 \u00b0/o),\n2.\tdie \u00fcbrigen gel\u00f6sten K\u00f6rper nur den ca. 10. Teil ausmachen und nur sehr geringen Schwankungen ausgesetzt sind.\nWar es nun m\u00f6glich, an einem Individuum den prozentuellen Eiwei\u00dfgehalt des Serums festzustellen und setzen wir dann eine k\u00fcnstliche Serumverd\u00fcnnung (Hydr\u00e4mie), indem wir eine physiologische Kochsalzl\u00f6sung rasch (intraven\u00f6s) einverleiben, so da\u00df der in dieser Zeit etwa durch die ausscheidende T\u00e4tigkeit der Nieren und \u00fcbrigen Dr\u00fcsen, sowie durch Fl\u00fcssigkeitswanderungen \u00fcberhaupt, wie z. B. die Resorption und die Transpiration vom Darmtrakt aus entstehende Fehler ausgeschaltet ist, so k\u00f6nnen wir nach Bestimmung des Eiwei\u00df-Prozentgehaltes nach der k\u00fcnstlich geschaffenen Hydr\u00e4mie die fr\u00fcher ausgef\u00fchrte Proportion anwenden.\nIst x das zu suchende Gesamtblutgewicht und fanden wir, da\u00df der Eiwei\u00dfgehalt nach Einverleibung von 500 ccm 0,8 \u00b0/o NaCl von 8\u00b0/o auf 7,3\u00b0/o sank, so lautet die Proportion:\n(x -{- 500) : x = 8 : 7,3 7,3 x -|- 3650 = 8 x 0,7 x = 3650\nDas Gesamtgewicht x = 5214 g. Beim Umstande nun, da\u00df das spezifische Gewicht des Serums 1,028 betr\u00e4gt, kann man das Gewicht gleich dem Volumen setzen und den Fehler vernachl\u00e4ssigen.\nDiese Methode der Bestimmung der Gesamtblutmenge setzt voraus, da\u00df der Eiwei\u00df-Prozentgehalt des Serums sehr genau ermittelt wird, was nur mit Hilfe der Refraktometrie rasch und mit der entsprechenden Genauigkeit gelingt. Strubell1) war der erste, der die Refraktometrie in die praktische Medizin einf\u00fchrte. Ihm folgten Strau\u00df,2) Kor\u00e4ny,3) Sande-lowski4) und Rei\u00df,5) von denen besonders letzterer sich\n*) Deutsch. Arch. f. klin. Med., Bd. 69, 1901.\n*) Deutsch, med. Wochenschr., 1905, S. 2.\n3)\tArch. f. d. ges. Physiolog., Bd. 110, S. 1905.\n4)\tDeutsch. Arch. f. klin. Med., Bd. 96, 1909.\nB) Ergebnisse der inneren Medizin und Kinderheilkunde, Bd. 10, 1903, S. 531.","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"Methode zur Bestimmung der Gesamtblutmcnge des leb. Menschen. 135\ngro\u00dfe Verdienste um das Studium und die klinische Verwertung des Refraktionswertes am Serum erwarb.\nWas die Methodik der Bestimmung des Brechungs-exponenten betrifft, so sei sie im Nachstehenden kurz zusammengefa\u00dft: Wenn Lichtstrahlen, die sich in einem durchsichtigen Medium verbreiten, auf die ebene Grenzfl\u00e4che eines zweiten durchsichtigen Mediums auftreffen, erfahren sie in der Regel eine zweifache Richtungs\u00e4nderung. Der eine Teil wird reflektiert, der andere Teil dringt in das neue Medium ein, erf\u00e4hrt aber an der Trennungsfl\u00e4che eine solche Richtungs\u00e4nderung, da\u00df jeder Strahl daselbst abgeknickt oder gebrochen wird. Die Ablenkung im neuen Medium oder die Brechung oder Refraktion des Lichtstrahls ist durch das Snelliussche Brechungsgesetz bestimmt, welches lautet :\n1.\tDer gebrochene Strahl liegt in der Einfallsebene auf der entgegengesetzten Seite des Einfallslotes wie der ein-fallende Strahl.\n2.\tDer Sinus des Einfallswinkels steht zum Sinus d\u00e8s Brechungswinkels in einem konstanten Verh\u00e4ltnis: (= nn).\nDieses Brechungsverh\u00e4ltnis ist unabh\u00e4ngig vom Einfallswinkel, doch kann der Einfallswinkel nicht \u00fcber einen bestimmten Wert hinauswachsen. Geht ein Strahl von einem d\u00fcnneren Medium in ein dichteres, so kann der Einfallswinkel nicht gr\u00f6\u00dfer werden als 90\u00b0. Der Brechungswinkel hat dann auch\ni\nj\nt >. [inUllslot.\nA <K Einfdtfiwlntef.\n4/9 BrecfiungsMirlul. itn <(\nS\"> fl * *\n4 K .90-\nQren/wlnket. 4 U< 4 y fl03 \u2022 \u00ceQWref/exion,","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nM. de Crinis,\nseinen gr\u00f6\u00dften Wert erreicht, z. B. f\u00fcr Luft gegen Glas 410 48*35\" (<*:S).\nKommt nun der Strahl von entgegengesetzter Richtung, also vom dichteren Medium ins d\u00fcnnere, so kann der Einfallswinkel im fr\u00fcheren Beispiel Glas-Luft nicht gr\u00f6\u00dfer werden als 41\u00b0 48' 35\", da der Brechungswinkel bereits 90\u00b0 betr\u00e4gt, also streifend an der Grenze der Medien hinl\u00e4uft. W\u00e4chst der Einfallswinkel weiter, so tritt der einfallende Strahl nicht mehr aus dem dichteren Medium heraus, sondern wird in das gleiche Medium zur\u00fcckgebrochen, welcher Vorgang als totale Reflexion bezeichnet wird. Der Einfallswinkel, bei dem totale Reflexion eintritt, hei\u00dft der Grenzwinkel der totalen Reflexion und ist dem Grenzwinkel der Brechung bei umgekehrtem Strahlen-- gang gleich.\nDer Brechungskoeffizient \u00e4ndert sich mit der Temperatur und der Dichte seines K\u00f6rpers. Daher stellten H. Lorentz und L. Lorentz eine Formel, die die Lichtbrechung von diesen \u00e4u\u00dferen Umst\u00e4nden unabh\u00e4ngig macht und nur jenen Einflu\u00df bestehen l\u00e4\u00dft, welcher durch die Natur des betreffenden Stoffes bedingt ist. Sie lautet:\n(n2 - l) \u2022 1 n2 + 2 d\ndaher nennt man den Wert R die spezifische Refraktion. Daraus leitet sich der Begriff der Molekularrefraktion ab, als Produkt der spezifischen Refraktion mit dem Molekulargewicht M: (Molekulargewicht)\nMR =\n(n* - 1) \u2022 M n2 + 2 d \u2019\nDie weiteren Forschungen auf diesem Gebiete ergaben, da\u00df die Molekularrefraktion in der Regel gleich ist der Summe der einzelnen Atomrefraktionen.\nAuch die spezifische Refraktion von L\u00f6sungsmengen setzt sich additiv aus den spezifischen Refraktionen der einzelnen gel\u00f6sten Bestandteile zusammen. Man kann aus der spezifischen Refraktion der einzelnen Bestandteile eines Gemisches (entsprechend deren Prozentgehalt) durch einfache Addition die","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Methode zur Bestimmung der Gesamtblutmenge des leb. Menschen. 137\nspezifische Refraktion des Gemisches berechnen. Es ergeben sich wohl dabei geringe Abweichungen, die jedoch praktisch keine Rolle spielen. Umgekehrt kann man aus der spezifischen Refraktion des Gemisches auf die Menge des einen Bestandteiles schlie\u00dfen, wenn man die spezifische Refraktion und die Menge des andern kennt. Ja man kann sogar die Refraktion eines Gemisches rechnerisch verwerten, wenn nicht ein einzelner Bestandteil, sondern eine Summe von Bestandteilen praktisch als konstant angesehen werden darf. Die gebr\u00e4uchlichsten Refraktometer sind die von Abbe und Pulfrich, welche den Grenzwinkel der totalen Reflexion messen.\nF\u00fcr medizinische Zwecke hat sich das Pulfrichsche Eintauchrefraktometer am geeignetsten erwiesen. Es besteht in der Hauptsache aus einem brechenden Prisma, einer Skala und einem Fernrohr, mit welchem die Skala abgelesen wird. Das Prisma wird in die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit eingetaucht und der Brechungswert an der Skala abgelesen.\nDiese Bestimmung hat jedoch den Nachteil, da\u00df dazu gr\u00f6\u00dfere Fl\u00fcssigkeitsmengen (mindestens 2\u2014:\u00ee ccm n\u00f6tig sind), deshalb wurde von der Firma Zei\u00df dem Apparate ein Hilfsprisma beigegeben. Einige Tropfen der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit werden auf die horizontal gehaltene Hypotenusenfl\u00e4che des Hilfsprismas gebracht und dieses dann an das Prisma angelegt und befestigt. Zwischen Prisma und Fernrohr ist ein Arniciprisma eingeschaltet, durch das die Dispersion des Lichtes reguliert und ausgeschaltet werden kann.\nDa sich mit der \u00c4nderung der Temperatur auch das Brechungsverm\u00f6gen \u00e4ndert, ist es notwendig, die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit (Serum) auf eine konstante Temperatur zu bringen (Zimmertemperatur) 17,5\u00b0. Zu diesem Zwecke wird die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit in ein kleines Becherglas gebracht und dieses wieder in einen Trog, der mit Wasser von der Temperatur 17,50 angef\u00fcllt ist. Ben\u00fctzt man das Hilfsprisma, so wird um das letztere eine wasserdichte H\u00fclse befestigt und dann das Refraktometer in das W\u00e4sser getaucht.\nEs ist daher dem Refraktometer ein Aufh\u00e4ngegestell beigegeben, das am Rande des Troges befestigt wird und mit","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nM. de Crinis,\neinem Spiegel versehen ist. Der Spiegel wird auf das Refraktometer eingestellt und die Brechung durch das Okular beobachtet. Es zeigt sich ein Schatten mit einer scharfen Grenzlinie, durch den die Brechung zum Ausdrucke kommt und auf einer Skala abgelesen werden kann. Die Ablesung erfolgt au\u00dfer an den Teilstrichen der Skala noch durch Handhabung einer Mikrometerschraube mit Trommelteilung, welche die Skala gegen die Trennungslinie um einen ganzen Teilstrich zu verschieben vermag.\nDa die 10 Teilstriche der Trommelteilung der Verschiebung um einen ganzen Teilstrich der Skala entsprechen, k\u00f6nnen Zehntelteilstriche an der Trommel unmittelbar abgelesen und einige Hundertstel unter besonders g\u00fcnstigen Umst\u00e4nden noch gesch\u00e4tzt werden.\nMan kann nun bemerken, da\u00df die Grenzlinie des Schattens zu Beginn der Ablesung nicht gleich bleibt, sondern sich, allerdings nur gering, \u00e4ndert, wenn die Temperatur der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit noch nicht konstant ist und die des umsp\u00fclenden Wassers (17,5\u00b0) noch nicht angenommen hat. Nach ca. 5\u20147 Minuten bleibt die Grenzlinie konstant und erst .jetzt liest man genau ab. Aus den Skalenteilen berechnet man sich nach der Tabelle von Zei\u00df, welche auf 17,5\u00b0 geeicht ist, den entsprechenden Brechungsindex nD. (Eine solche Tabelle liegt jedem Refraktometer bei.)\nE. Rei\u00df empfiehlt zur Blutentnahme eine u-f\u00f6rmig gebogene Kapillare, die ca. 0,7 bis 1 ccm Blut fa\u00dft. Die Ausf\u00fchrung bei der Blutentnahme ist folgende : es wird ein kleiner Einstich mit einer Lanzette an der Fingerbeere oder Ohrl\u00e4ppchen gemacht und hierauf l\u00e4\u00dft man das Blut durch die Kapillarit\u00e4t in die u-f\u00f6rmige Kapillare sich einsaugen; hierauf verschlie\u00dft man die Kapillare und zentrifugiert sie, und entnimmt dann das Serum zur Bestimmung. Diese Methode hat den Vorteil, da\u00df man mit sehr geringen Blutmengen (1 ccm) auskommt.\nHat man den Skalenteil, auf den sich der Schatten im Refraktometer eingestellt hat, abgelesen, so kann man daraus den Brechungsindex ermitteln. Aus diesen Brechungswerten kann man auch den Eiwei\u00dfgehalt im Serum berechnen,","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Methode zur Bestimmung der Gesamtblutmenge des leb. Menschen. 139\nwenn man von folgenden \u00dcberlegungen ausgeht: der Salzgehalt des Serums ist nur geringen Schwankungen ausgesetzt, wie das aus den Bestimmungen der Gefrierpunktserniedrigungen hervorgeht. So betr\u00e4gt die Gefrierpunktserniedrigung des Serums ziemlich genau 0,56\u00b0. In extremen F\u00e4llen (Ur\u00e4mie) kommt es bis zu den Werten 0,71\u00b0, wobei jedoch zu ber\u00fccksichtigen ist, da\u00df diese Erh\u00f6hung in erster Linie durch die Eiwei\u00dfschlacke und nicht durch die \u00c4nderung des Salzgehaltes bedingt ist. Weiter ist zu ber\u00fccksichtigen, da\u00df der Eiwei\u00dfgehalt des Serums (7\u20149\u00ae/o) um das 9\u201410 fache des Salzgehaltes des Serums betr\u00e4gt. Au\u00dferdem wissen wir, da\u00df der Brechungskoeffizient f\u00fcr Eiwei\u00df mindestens ebenso gro\u00df ist wie derjenige f\u00fcr Chlornatrium und gr\u00f6\u00dfer als derjenige f\u00fcr die \u00fcbrigen wesentlichen Bestandteile des Blutserums. Der refraktometrische Wert einer 1 Vigen Eiwei\u00dfl\u00f6sung ist n\u00e4mlich um 0,00172 gr\u00f6\u00dfer als der Brechungswert f\u00fcr destilliertes \\\\ asser. Wir m\u00fcssen daher, um den Brechungskoeffizienten einer 1 \u00b0/o igen Eiwei\u00dfl\u00f6sung zu erhalten, zu dem Brechungswerle des destillierten Wassers 0,00172 addieren. Der Brechungsanteil von einer l\u00b0/oigen Chlornatriuml\u00f6sung, also jene Zahl, um welche der Brechungswert -der Chlornatriuml\u00f6sung von dem Brechungswerte des destillierten Wassers unterschieden ist, ist 0,00175, von Traubenzucker 0,00142, von Harnstoff 0,00145, woraus zu ersehen ist, da\u00df der Brechungswert von Eiwei\u00df von den Salzen im Serum auch in den entsprechenden L\u00f6sungen nicht \u00fcbertroffen wird. Da der Salzgehalt des Serums jedoch nur ungef\u00e4hr 0,86 \u00b0/o betr\u00e4gt, der des Eiwei\u00dfes 7,\u20149\u00b0/o, k\u00f6nnen wir somit den Salzgehalt des Serums praktisch vernachl\u00e4ssigen.\nGegen den Einwand, da\u00df die Verh\u00e4ltnisse am Serum eine refraktometrische Auswertung deshalb nicht zulassen, weil der refraktometrische Wert nur eine additive F\u00fcnktion darstellt, so lange es sich um echte Mischungen handelt, ist zu bemerken, da\u00df die Versuche von E. Rei\u00df,1) Herlitzka,*) Robertson\u00bb) u. a. ergeben haben, da\u00df bei Ver\u00e4nderungen des\n\u2018) L c. \u2022)\n3) Journ. of biolog. chemistry 8, 1910.","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nM. de Crinis,\nKochsalzgehaltes der Eiwei\u00dfl\u00f6sung keine Reaktionen vor sich gehen, die einen wesentlichen spezifischen Einflu\u00df auf den Brechungskoeffizienten aus\u00fcben w\u00fcrden.\nUnter Ber\u00fccksichtigung aller dieser Faktoren wurde nun von E. Rei\u00df folgende Tabelle zur Berechnung des Eiwei\u00dfprozentgehaltes aus dem Brechungsexponenten ausgearbeitet.\nTabelle\nzur direkten Umrechnung der Skalenteile des Eintauchrefraktometers bei 17,5\u00b0 C. in Eiwei\u00dfprozente.\nBrechungsindices zu nebenstehenden Skalenteilen\tBlutserum\t\t\n\tnD f\u00fcr destilliertes Wasser . n0 f\u00fcr die Nichteiwei\u00dfk\u00f6rper nt) f\u00fcr 1 Prozent Eiwei\u00df . .\t\t. . 1,33320 . . 0,00277 . . 0,00172\n\tSkalenteile\tEiwei\u00df in 0/\u00b0\tDifferenz von Eiwei\u00df f\u00fcr 1 Skalenteil\n1,33869\u2019\t30\t1,74\t0,220\n1,34086\t35\t2,84\t0,220\n1,34275\t40\t3,94\t0,218\n1,34463\t45\t5,03\t0,218\n1,34650\t50\t6,12\t0,216\n1,34836\t55\t7,20\t0,216\n1,35021\t60\t8,28\t0,214\n1,35205\t65\t9,35\t0,212\n1,35388\t70\t10,41\t\nNormaler Eiwei\u00dfgehalt des menschlichen Blutserums.\nDer Eiwei\u00dfgehalt des menschlichen Blutserums schwankt auch unter normalen Verh\u00e4ltnissen zwischen den Werten von 7,6 ^/o und 9,1 \u00b0/o, beim S\u00e4ugling bis zum 5. Lebensjahre zwischen 5,6 \u00b0/o und 6,6 \u00b0/o. Unter normalen Verh\u00e4ltnissen treten bei ein und demselben Individuum auch \u00c4nderungen im Eiwei\u00dfgehalt ein, doch sind dieselben, sofern sie durch die Nahrung bedingt sind, gering. Auch die Fl\u00fcssigkeitszufuhr und Salzzufuhr per os spielen nur eine untergeordnete Rolle. Bei Muskelarbeit tritt eine Erh\u00f6hung des Brechungskoeffizienten","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Methode zur Bestimmung der Gesamtblutmenge des leb. Menschen. 141\nein, die wohl durch die Wasserabgabe an den arbeitenden Muskel, Blutdrucksteigerung und Transpiration zu erkl\u00e4ren ist und den Eiwei\u00dfgehalt des Blutserums oft um V* bis zu l\u00b0/0 zu \u00e4ndern imstande ist. Ich habe daher meine Bestimmungen zum gr\u00f6\u00dften Teil im n\u00fcchternen Zustande und bei ausgeschalteter Muskelarbeit ausgef\u00fchrt.\nZur Bestimmung eignen sich wohl nur solche Patienten, bei denen keine Herz- und Gef\u00e4\u00dferkrankungen vorliegen und die Nierenfunktion keinerlei St\u00f6rungen aufweist. Werden diese Umst\u00e4nde ber\u00fccksichtigt, so sind auch die Gefahren, die eine intraven\u00f6se Kochsalzinfusion gegebenen Falles nach sich ziehen k\u00f6nnte, beseitigt. Ferner ist wichtig, da\u00df der Patient n\u00fcchtern ist, da durch die Resorption vom Darm aus sich Fehler ergeben k\u00f6nnten; ebenso mu\u00df die Wasserresorption und Abgabe auf ein Minimum eingeschr\u00e4nkt werden, weshalb die Aufnahme von Wasser sowie k\u00f6rperliche Arbeit unmittelbar vor der Bestimmung vermieden werden sollen.\nPraktische Ausf\u00fchrung der Methode.\nMan staut das Blut in den Venen des rechten Armes; hierauf wird mit einer Hohlnadel, deren Lumen 1,0 mm betr\u00e4gt, die Venenpunktion ausgef\u00fchrt. Nachdem die Nadel gut in die Vene eingef\u00fchrt ist, l\u00e4\u00dft man nur soviel Blut in ein Zentrifugengl\u00e4schen abflie\u00dfen, als f\u00fcr eine Serumuntersuchung erforderlich ist (Maximum 8 ccm), verschlie\u00dft es luftdicht, entfernt die Staubinde und verbindet die Hohlnadel mittels eines Schlauches, der auf sie pa\u00dft, mit einem 500 ccm physiologische Kochsalzl\u00f6sung gef\u00fcllten Infusionscylinder.\nIst die Venenpunktion gut ausgef\u00fchrt, das hei\u00dft, befindet sich die Spitze der Hohlnadel frei beweglich im Innern der Vene, so sind bei dem schon genannten Innendurchmesser der Hohlnadel in 4\u20145 Minuten die 500 ccm physiologische Kochsalzl\u00f6sung eingeflossen.\nDarnach wird die Nadel entfernt, die Punktionsstelle versorgt und nun wartet man 4 Minuten, w\u00e4hrend welcher Zeit der Patient zwecks F\u00f6rderung der Zirkulation im Zimmer auf und abgeht. Nach Ablauf der 4 Minuten staut man den","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nM. de Crin is.\nlinken Arm und l\u00e4\u00dft aus einer Vene dieses Armes die f\u00fcr die Bestimmung eines Brechungsexponenten n\u00f6tige Blutmenge in ein Zentrifugierr\u00f6hrchen einflie\u00dfen und verschlie\u00dft dasselbe wieder luftdicht.\nBeide Blutproben, sowohl die vor der Infusion als auch die nach der Infusion gewonnenen l\u00e4\u00dft man solange verschlossen stehen, bis das Blut geronnen ist, zentrifugiert sie verschlossen, pipettiert das Serum ab und f\u00fchrt die Brechungsbestimmung aus. Aus den Brechungswerten berechnet man nach der Tabelle von Bei\u00df den Eiwei\u00dfprozentgehalt und findet nun eine Differenz im Eiwei\u00dfprozent gehalt vor und nach i der Infusion, die nach der fr\u00fcher erw\u00e4hnten Proportion auf das Gesamtblutgewicht, bezw. Gesamtblutvolumen schlie\u00dfen l\u00e4\u00dft; ein Beispiel soll dies erl\u00e4utern:\nWar der Eiwei\u00dfgehalt vor Infusion 8,0 \u00b0/o, nach der Infusion von 500 ccm physiologischer Kochsalzl\u00f6sung 7,3 \u00b0/o, so lautet die Proportion:\n(x + 500) : x = 8,0 : 7,3 x = 5214 ccm.\nDie Blutmenge betr\u00e4gt demnach 5214 ccm.\nIch m\u00f6chte gleich im Anschlu\u00df daran auf eine Einwendung eingehen, die gemacht werden kann; Die von mir ben\u00fctzte 0,8 \u00b0/o ige Kochsalzl\u00f6sung gleicht in ihrem optischen Verhalten nicht dem enteiwei\u00dften Serum: denn sie besitzt einen Brechungsanteil nD = 0,00140, w\u00e4hrend die Gesamtheit der Nichteiwei\u00dfk\u00f6rper des Serums einen Brechungsanteil von nD = 0,00277 besitzen. Diese Zahlen ergeben, zum Refraktionswert des destillierten Wassers addiert, den Brechungsexponenten der entsprechenden Fl\u00fcssigkeiten, das ist im 1. Fall die 0,8\u00b0/oige NaCl-L\u00f6sung, in letzterem enteiwei\u00dftes Blutserum.\nBei der Berechnung des Eiwrei\u00dfprozentgehaltes aus dem Brechungswert des Serums vor und nach der Infusion wird aber der Brechungswert der Nichteiwei\u00dfk\u00f6rper als konstant angenommen, obwohl sich durch die Einverleibung und Vermengung des Blutes mit einer Fl\u00fcssigkeit von geringem Brechungswert ein Fehler ergibt: W\u00fcrden wir genau so viel Kubikzentimeter 0,8\u00b0/oige NaCl-L\u00f6sung einverleiben, als das","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Methode zur Bestimmung der Gesamtblutmenge des leb. Menschen. 143\nGesamtvolumen des Blutes betr\u00e4gt, so w\u00fcrde durch diese Blutverd\u00fcnnung der Brechungsanteil der Nichteiwei\u00dfk\u00f6rper erniedrigt werden:\nBrechungswert 0,8\u00b0/o NaCl .... 0,00140\nNichteiwei\u00dfk\u00f6rper.................... 0,00277\n0,00417:2\nBrechungswert der Verd\u00fcnnung . . . 0,00208\nDer Brechungsanteil der Nichteiwei\u00dfk\u00f6rper in dieser Blutverd\u00fcnnung betr\u00fcge also unter der Voraussetzung gleicher Volumina 0,00208, ist somit um 0,00069 niedriger als der Brechungswert der unverd\u00fcnnten Nichteiwei\u00dfk\u00f6rper und macht dadurch die Eiwei\u00dfbestimmung aus dem Brechungswert ungenau.\nDa wir aber nur 500 ccm 0,8 NaCl einverleiben, also circa den 10. Teil des Gesamtblutvolumens, so sinkt der Brechungsanteil der Nichteiwei\u00dfk\u00f6rper um nur nl} 0,00007.\nDieser Wert betr\u00e4gt 4\u20145\u00b0/o der Abnahme des Brechungswertes des Serums nach Einverleibung von 500 ccm 0,8 NaCl-L\u00f6sung.\nDaher ist bei pr\u00e4zisen Bestimmungen dieser Fehler zu ber\u00fccksichtigen und sind zum Brechungswert des Serums nach Infusion von 500 ccm 0,8o/oiger NaCl-L\u00f6sung 0,00007 zu addieren.\nFanden wir z. B. im fr\u00fcher erw\u00e4hnten Beispiele vor der Infusion\nSkalenteile\tnD\tEiwei\u00df in Prozenten\n58,61\t1,34969\t8,00\u00b0/o\nnach der Infusion von 500 ccm 0,8 \u00b0/o NaCl\nSkalenteile\tnD\tEiwei\u00df in Prozenten\n55,50\t1,34855\t7,3\u00b0/o\nso ist zum Brechungswert 0,00007 zu addieren; wir erhalten somit\nnD 1,34862\nRechnen wir es nun, um die Rei\u00dfsche Tabelle ben\u00fctzen zu k\u00f6nnen, durch Interpolation auf die Skalenteile des Refraktometers um, so erhalten wir:","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nM. de Crinis,\nSkalenteile nD Eiwei\u00df in Prozenten 55,70\t1,34862\t7,35 \u00b0/0\nDaher lautet nun die Proportion:\n(x + 500) : x = 8 : 7,35 7,35 x + 3685 = 8 x 0,65 x = 3685 x = 5669 ccm.\nNoch einfacher eliminiert man diesen Fehler, indem man zu der nach der Infusion gemachten Ablesung 0,2 Teilstriche addiert, weil 0,00007 ungef\u00e4hr 0,2 Teilstrichen der Pulfrichsschen Eintauchrefraktometer entsprechen.\nBei diesen Bestimmungen des Brechungswertes wurde bisher die T\u00e4tigkeit der Nieren und \u00fcbrigen Dr\u00fcsen nicht ber\u00fccksichtigt , nun soll auch auf diese Frage eingegangen werden. Durch die Nierent\u00e4tigkeit, besonders durch die Auscheidung von Fl\u00fcssigkeit aus dem Blutserum \u00e4ndert sich {lie Konzentration des Serums und somit auch der Eiwei\u00dfprozentgehalt. Vom\nBeginn der Infusion bis zur 2. Abnahme des Blutes vergehen 10 Minuten.\nWieviel Fl\u00fcssigkeit ist nun die Niere imstande in der Zeiteinheit auszuscheiden? Diese Frage kann zun\u00e4chst nicht be-antwortet werden, da ja die physiologische Breite der Nierent\u00e4tigkeit gro\u00dfen Schwankungen unterworfen ist. Die Versuche, welche ich anstellte, d\u00fcrften wohl das Maximum der Sekretionsleistung der Niere unter normalen Bedingungen vorstellen. Ich lie\u00df mir zuerst 300 ccm 0,86 \u00b0/oige NaCl-L\u00f6sung infundieren und\nfand, da\u00df nach 1 Stunde der Eiwei\u00dfgehalt zur Norm zur\u00fcckgekehrt war.\nVor der Infusion\nSkalenteile\tEiwei\u00df\tin Prozenten\n58,92\t8,05^0\n1 Stunde nach Infusion von 300 ccm NaCl Skalenteile\tEiwei\u00df\tin Prozenten\n58,92\t8,05\u00b0/o\nDamit begn\u00fcgte ich mich nicht, sondern lie\u00df mir an einem anderen Tage 500 ccm 0,86\u00b0/oige NaCl infundieren und","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Methode zur Bestimmung der Gesamtblutmenge des leb. Menschen. 145\nfand, da\u00df nach 1 Stunde der Eiwei\u00dfgehalt nicht zur Norm zur\u00fcckgekehrt war, sondern noch eine Hydr\u00e4mie bestand und zwar ergibt sich aus der nachstehenden Rechnung, da\u00df von 500 ccm noch 200 ccm in meinen Adern kreisten.\nVor der Infusion\nSkalenteile\tEiwei\u00df in Prozenten\n61,20\t8,56\u00b0/o\n10 Minuten nach der Infusion von 500 ccm NaCl Skalenteile\tEiwei\u00df in Prozenten\n57,40\t7,76\u00b0/o\n+ 0,20\n57.60\nEs ergibt sich folgende Proportion:\n(x + 500) : x = 8,56 : 7,76 7,76 x + 3880 = 8,56 x 0,80 x = 3880 x = 4850 ccm\nIch hatte daher damals ein Blutvolumen von zirka 4850 ccm.\nNach 1 Stunde war der Brechungswert meines Serums Skalenteile Eiwei\u00df in Prozenten\n59.60\t8,20\u00b0/o\nWir schreiben die Proportion nun so:\t\u2022\n(4850 + x) : 48 = 8,56 : 8,20 39/ /0 -j- 8,2 x = 41516 : 8,2 X = 1746 x = 213 ccm\nEs waren also in meinem Blute noch rund 200 ccm der eingef\u00fchrten NaCl-L\u00f6sung.\nIch hatte demnach in 1 Stunde rund 300, ccm Fl\u00fcssigkeit ausgeschieden \u2014 eine gewaltige Leistung der Nieren. AuL die Zeit zwischen 2 Infusionen, das sind 10 Minuten, entf\u00e4llt demnach der 6. Teil, das sind 50 ccm.\nWenn man daher statt 500 ccm 550 ccm infundiert und in die Rechnung nur 500 ccm einsetzt, ber\u00fccksichtigt man","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nM. de Cr inis,\nauch den Fehler, der durch die Sekretionsleistung und andere Fl\u00fcssigkeits\u00fcbertritte bedingt ist.\nWerden nun die vorstehend erw\u00e4hnten Fehler ber\u00fccksichtigt, so wird der Versuch folgenderma\u00dfen ausgef\u00fchrt und berechnet.\nPat. M. Kl.\nSerum vor der Infusion:\nSkalenteile\tEiwei\u00df\n58,20\t7,9\u00ae/o\nSerum nach Infusion von 550 ccm 0,86 \u00b0/o NaCl:\nSkalenteile\tEiwei\u00df\n54,40\t7,12\u00b0/o\n_+_ 0,20\n54,60\n(x + 500) : x = 7,9 : 7,12 7,12 x + 3560 = 7,9 x 0,77 x = 3360 x = 4624 ccm.\nBevor ich auf die praktischen Ergebnisse der Blutvolumsbestimmung eingehe, m\u00f6chte ich betonen, da\u00df die Methode bei wiederholter Anwendung derselben auf ein und dieselbe Person an verschiedenen Tagen wider Erwarten bis auf 200 ccm '\u00fcbereinstimmende Werte f\u00fcr das Blutvolumen geliefert hat. Diese Abweichungen sind weit geringer als die auf Grund der dargelegten Schwierigkeiten vorausgesehenen und zeigen, da\u00df mein Verfahren der Bestimmung des Blutvolumens am lebenden Menschen den Bed\u00fcrfnissen der klinischen Medizin vorl\u00e4ufig vollauf entspricht.\nVorl\u00e4ufige Ergebnisse.\nWenn ich nun die Ergebnisse der Blutvolumbestimmung an intern Gesunden \u2014 ich habe als Versuchspersonen Gesunde und solche Nervenkranke verwendet, bei denen die Kochsalzinfusion aus therapeutischen Gr\u00fcnden Anwendung fand \u2014 vorl\u00e4ufig zusammenfasse, so kann ich auf Grund von 19 Bestimmungen folgendes mitteilen:","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Methode zur Bestimmung der Gesamtblutmenge des leb. Menschen. 147\nTabelle I.\n\tName\t! Datum der Unter- suchung i\tBerech- netes Blut- volumen\tK\u00f6r- per- ge- wicht\tVerh\u00e4ltnisi . . ,\t1 (jgg\tBlutvolum Blutvolum in Prozent zum 1 vom K\u00f6rper- i K\u00f6rper- ! gewicht j gewicht :\t\tAn- merkung\n1\tK. G. W.\t12. XI.\t4300\t60\t1 \u00bb 1/14\t7,16\t\n2\tZ. W. M.\t14. XII.\t5200\t70\t1/13,5\t7,43\t\n3\tK. M. W.\t10. II.\t4800\t68\t1/14,1\t7,06\t\n4\tM. C. M.\t8. II\t5400\t73\t1/13,5\t7,41\t\n5\tV. E. W.\t8. II.\t4800\t67\t1/13,9\t7,17\t\n6\tP. J. W.\t22. XII.\t4600\t66\t1/14,3\t6,97\t\n7\tA. P. W.\t22. XII.\t3900\t49\t1/12,6 !\t7,95\t\n8\tS. A. W.\t22. XII.\t4400\t60\t1/13,5\t7,35\t\n9\tR. J. M.\t4. I.\t5400\t75\t1/13,9\t7,22\t\n10\tG. M.\t15. I.\t52(0\t68\t1/13\t7,65\t\n11\tK. A. W.\t29. I.\t4300\t60\t1/13,9\t7,15\t\n12\tM. J. W.\t10. II.\t4600\t66\t1/14\t7,00\t\n13\tSch. F. M.\t2. XII,\t3980\t54\t1/13,5\t7.36\t\n14\tK. A. W.\t2. XII.\t3310\t56\t1/16,8\t5,92\t\n15\tG. A. W.\t10. XII.\t4000\t60\t1/15\t6,67\t\n16\tH. J. W.\t10. XII.\t3320\t54\t1/16,23\t6,15\t\n17\tM. J. W.\t12. XII.\t35,70\t59\t1/16,5\t6,05\t\n18\tSI. K. M.\t12. XII.\t3800\t60\t1/16,6\t6,00\t\n19\tK. P. M.\t12. XII.\t4200\t65\t1/15,4\t6.45\t\n1. Das Blutvolumen des gesunden Menschen wurde nach diesem Verfahren zu 3300 ccm bis 5600 ccm bestimmt, welcher Wert in das Verh\u00e4ltnis z\u00fcrn K\u00f6rpergewicht gesetzt ea. l/n \u2014 1/is oder in Prozenten ausgedr\u00fcckt 5,98 \u2014 7,5\u00b0/o betr\u00e4gt (Tabelle I).\nDiese gefundenen Werte stimmen mit den nach der Methode von Welker gefundenen Werten zwar nicht ganz \u00fcberein. Bischoff fand ein gr\u00f6\u00dferes Blutvolumeri 7,1\u20147,7\u00b0/0 des K\u00f6rpergewichts. Dem ist wohl entgegenzuhalten, da\u00df er nur wenig Versuche anzustellen Gelegenheit hatte (2 Versuche).\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. IC. '\t11","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nM. de Crinis,\nTabelle II.\n\tName\tDatum der Unter- suchung\tBerech- netes Blut- volumen\tK\u00f6r- per- ge- wicht\tVerh\u00e4ltnis des Blutvolum zum K\u00f6rper- gewicht\tBlutvolum in Prozent vom K\u00f6rpergewicht\tAn- merkung\n1\tZ. W. M.\t14. XII.\t5200\t70\t1/13,5\t7,43\t\n2\t\u00bb\t20. XII.\t5000\t70\t1/14\t7,14\t\n1\tM. C. M.\t8. 11.\t5400\t73\t1/13,5\t7,41\t\n2\t\u00bb\t6. III.\t5200\t73\t1/14\t7,13\t\n3\t1)\t20. III.\t5000\t73\t1/14,5\t6,85\t\n4\tV\t2. IV.\t5350\t73\t1/13,6\t7,34\t\n1\tV. E. W.\t8. II.\t4800\t67\t1/13,9\t7,17\t\n2\tn\t10. III.\t4500\t67\t1/15,5\t6,72\t\n1\tK. A. W.\t29. I.\t4200\t60\t1/14,3\t7,00\t\n2\t\t5 II.\t4500\t60\t1/13\t7,50\t\nWas nun die Befunde Oerums1) betrifft, die er mit der Kohlenoxyd-Methode von Haldane4) am gesunden Menschen berechnete, so sind die Ergebnisse nicht so befriedigend, da\u00df wir mit derselben sicher eindeutige Resultate erzielen k\u00f6nnen. Schwankt doch die Blutmenge zwischen 2828\u20145020 g, das ist 3,7\u20148,3 \u00b0/o oder 4/*\u00f6\u2014Vit des K\u00f6rpergewichtes beim m\u00e4nnlichen Geschlecht (9 Versuche) und 1914-2970, das ist 2,5\u20146,6\u00b0/o oder Vta\u2014*/\u00ab des K\u00f6rpergewichtes beim weiblichen Geschlecht (3 Versuche). Wenh er nun als Mittelzahl, bezw. Durchschnittszahl von 12 Untersuchungen am Gesunden 5\u00b0/o annimmt, so glaube ich auf Grund meiner Untersuchungen, da\u00df er zu nieder greift.\nDie Ergebnisse der Untersuchungen, welche Kottmann8) mit seiner oben in K\u00fcrze erw\u00e4hnten Methode erzielte (4 Versuche), stellen meines Erachtens zu hohe Werte dar. Er fand das Blutvolumen am Gesunden zwischen 4022\u20145556, das ist 7,66\u20148,70\u00b0/o oder Vu\u2014Vn des K\u00f6rpergewichtes. Wie schon\n*) 1. c.\n\u00bb) 1. c.\n8) 1. c.","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Methode zur Bestimmung der Gesamtblutmenge des leb. Menschen. 149\nfr\u00fcher erw\u00e4hnt, ist jedoch die Methode nicht als verl\u00e4\u00dflich zu bezeichnen (Oerum) und es ist daher wohl anzunehmen, da\u00df diese Werte zu hoch sind.\n2. Das Blutvolumen an einem und demselben gesunden Individuum ist unter sonst gleichen Lebensbedingungen innerhalb einiger Wochen nur verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringen Schwankungen unterworfen (Tabelle II).\nEs ist mir eine angenehme Pflicht, bei dieser Gelegenheit dem Vorstande des Instituts f\u00fcr medizinische Chemie, Professor Dr. Fritz Pregl, f\u00fcr die mir bei dieser Arbeit besonders in der Kritik der Methode erteilten Ratschl\u00e4ge und Erw\u00e4gungen zu danken.","page":149}],"identifier":"lit20659","issued":"1917","language":"de","pages":"131-149","startpages":"131","title":"Eine neue Methode zur Bestimmung der Gesamtblutmenge des lebenden Menschen","type":"Journal Article","volume":"99"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:35:55.199514+00:00"}

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