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{"created":"2022-01-31T14:49:55.484888+00:00","id":"lit20669","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Euler, Hans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 100: 69-73","fulltext":[{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"I\nOber die alkoholische G\u00e4rung bei verschiedenen OH'-Konzentrationen.\n-\tVon\nHans Euler.\nNach Versuchen von Knut Haldin.\n(Aus dem biochemischen Laboratorium der Universit\u00e4t Stockholm.) (Der Redaktion zugegangen am 13. April 1917.)\nVor kurzer Zeit teilten Euler und Tholin1) die Tatsache mit, da\u00df bei der alkoholischen G\u00e4rung die Phosphatwirkung nicht nur ihrem Grade, sondern sogar dem Sinne nach von der Konzentration der H- bezw, OH-lonen abh\u00e4ngig ist.\nBis dahin war \u00fcber den Einflu\u00df der alkalischen Reaktion auf die Phosphatwirkung der Hefe noch nichts ver\u00f6ffentlicht worden. Wie bereits in obengenannter Mitteilung angezeigt worden war, wurde im hiesigen Laboratorium die auffallende Beeinflussung der alkoholischen G\u00e4rung durch Hydroxylionen, \u00fcber welche \u00fcberhaupt noch sehr wenig bekannt ist, weiter verfolgt. Dabei war die \u00dcberlegung ma\u00dfgebend, da\u00df nach dem Ergebnis von Harden und Young bei jeder alkoholischen Hefeg\u00e4rung die Phosphate, seien sie besonders zugesetzt oder nicht, als notwendige Stoffe beteiligt sind, und da\u00df also die von uns gefundene Beeinflussung der Phosphatwirkung durch Hydroxylionen sich bei jeder alkoholischen Hefeg\u00e4rung bemerkbar machen mu\u00df.\nNach einer l\u00e4ngeren Unterbrechung meiner wissenschaftlichen T\u00e4tigkeit finde ich in der Literatur eine bemerkenswerte Mitteilung von Gerson G. Wilenko, Beitrag zur Kenntnis der glykolytischen Prozesse,2) welche das gleiche Thema, G\u00e4rung\n*) Euler und Tholin, Diese Zeitschr, Bd. 97, S. 269, 1916.\n*) Wilenko, Diese Zeitschr., Bd. 98, S. 255, 1917.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nHans Euler,\nin alkalischer L\u00f6sung behandelt.*) Ich ben\u00fctze einen kurzen Aufenthalt in meinem Laboratorium, um einige neuere Ergebnisse, zu denen wir hier gekommen sind, mitzuteilen.\nDie Versuche bezogen sich auf ammoniakalische L\u00f6sungen mit und ohne Zus\u00e4tze von Ammoniumphosphat.\nBereits die ersten G\u00e4rungsversuche zeigten einerseits die gro\u00dfe Verschiedenheit der Hefen im Verhalten gegen\u00fcber Basen. Die Mehrzahl der Versuche haben wir mit einer unterg\u00e4rigen Bierhefe (7) der hiesigen St. Eriksbrauerei ausgef\u00fchrt, und sind dabei zu immer h\u00f6heren Ammoniakkonzentrationen \u00fcbergegangen.\nDie g\u00e4renden L\u00f6sungen hatten in der Regel folgende Zusammensetzung :\n1,5 g abgepre\u00dfte Hefe wurden mit 5 ccm 2 \u00b0/oigera Ammoniumphosphat verr\u00fchrt und in eine Mischung von 20 ccm 20\u00b0/oiger Glukose und 20 ccm Ammoniakl\u00f6sung eingetragen.\nBei der Konzentration von l!so n-NH3 war die Verg\u00e4rung noch ziemlich lebhaft; 1 /40 n-NH3 wurde sehr gut vertragen.\nDie Messungen bezogen sich auf die entwickelte Kohlens\u00e4ure, sowohl diejenige Menge, welche direkt aus der am-moniakalischen L\u00f6sung entweicht, als auch die ganze, durch die G\u00e4rung entstandene Kohlens\u00e4uremenge; letztere wurde volumetrisch ermittelt, nach Zusatz von \u00fcbersch\u00fcssiger S\u00e4ure zu der ammoniakalischen L\u00f6sung. Die Kohlens\u00e4ure wurde wie in fr\u00fcheren Untersuchungen in Quecksilberb\u00fcretten aufgefangen und gemessen. In Parallelversuchen wurde ferner der Drehungsr\u00fcckgang der Glukosel\u00f6sungen und der Alkoholgehalt untersucht. Bei den Versuchen, welche wir hier angeben, wurden organische Phosphate und andere optisch aktive Salze nur in geringem Grad gebildet, und man konnte also den Drehungsr\u00fcckgang mit ziemlicher Ann\u00e4herung als ein Ma\u00df f\u00fcr den verbrauchten Zucker nehmen. Bei L\u00f6sungen, welche\n*) Auch Neuberg und F\u00e4rber haben das Studium der alkalischen G\u00e4rung aufgenommen (Biochem. Zeitschr., Bd. 78, )S. 238, 1917). Sie nehmen auf obige Arbeit von Euler und T hol in keinen Bezug und scheinen andere Ziele zu verfolgen als wir.","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber alkoholische G\u00e4rung bei verschiedenen OH'-Konzentrationen. 71\nfreie starke Alkalien enthalten, ist dies nicht zul\u00e4ssig, weil die Glukose mit diesen Salze bildet, wodurch ihre Drehung ver\u00e4ndert wird.1)\nDer Alkohol wurde pyknometrisch bestimmt, nachdem er von der vergorenen L\u00f6sung abdestilliert worden war.\nF\u00fcr den Verlauf der G\u00e4rung in mittelstarken ammonia-kalischen L\u00f6sungen ist folgender Versuch charakteristisch:\n1,5 g Hefe,\n20 ccm 20\u00b0/oige Glukosel\u00f6sung,\n20 ccm 0,05 n-Ammoniakl\u00f6sung,\n10 ccm Wasser resp. 10 ccm 10\u00b0/oige Ammoniumphosphatl\u00f6sung.\nDrehung der L\u00f6sung im 10 ccm-Rohr. 18\u00ae.\nStunden \u25a0\tMit Phosphat\tOhne Phosphat\n0\t4.40\t4,40\n2\t3,65\t3,85\n3\t3,39\t3,38\n4\t3,08\t3,05\nDer Alkoholgehalt betrug nach 4 st\u00e4ndiger G\u00e4rung sowohl beim Versuch mit Phosphat als beim Versuch ohne Phosphat \u00fcbereinstimmend 1,12 \u00b0/o.\nIn einer anderen Versuchsreihe mit der gleichen Ammoniakkonzentration, aber nur dem 4. Teil der obigen Ammoniumphosphatmenge wurde erhalten:\nDrehung der L\u00f6sung im 10 ccm-Rohr. 18\u00b0.\nStunden\tMit Phosphat\tOhne Phosphat\n0\t4,40\t4,40\n2\t3,60\t3,60\n3\t3,20\t3,30\n4\t2,90\t3,00\nAlkoholgehalt nach 4 st\u00e4ndiger G\u00e4rung mit Phosphat 1,20\u00b0/o, ohne Phosphat l,15\u00b0/o.\n\u2018) Euler, Ber. d. deutsch, chem. Ges., Bd. 39, S. 348 u. ff., 1906.\ni","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"Hans Euler,\nEntwickelte Kohlens\u00e4ure. Kubikzentimeter CO, bei 18\u00b0.\nStunden\tMit Phosphat\tOhne Phosphat\n0 \u2022\t101\t99\n3\t180\t151\n4\t255\t176\nGesamt-CO, nach 4 Stunden\t280\t186\nGeht man an die Grenze der \u00c4mmoniakkonzentrationen, bei welchen noch eine einigerma\u00dfen lebhafte G\u00e4rung eintritt, so wird die Wirkung des Ammoniumphosphates bedeutend st\u00e4rker. Dies zeigt sich z. B. in folgendem Versuch:\nDrehung im 10 ccm-Rohr. 18 \u00b0-\nStunden\tMit Phosphat\tOhne Phosphat\n0\t4,40\t4,40\n2\t3,85\t4,15\n3\t3,40\t3,95\n4\t3,02\t3,85\nAlkoholgehalt nach 4 st\u00e4ndiger G\u00e4rung mit Phosphat 0,90 \u00b0/o, ohne Phosphat 0,15 \u00b0/o. Parallel versuch ohne Ammoniak und Phosphat 1,51 o/o.\nDie Kohlens\u00e4ure-Entwicklung in Kubikzentimeter war folgende: (18\u00b0).\nStunden\tMit Phosphat\tOhne Phosphat\n2\t67\t9,5\n3\t105\t16,5\n4\t160\t37,0\nGesamt-CO, in 4 Std.\t170\t85\nBei diesen Versuchen war durch die G\u00e4rung S\u00e4uerung eingetreten.\nDas Phosphat beschleunigt also dann die alkalische Hefeg\u00e4rung.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber alkoholische G\u00e4rung bei verschiedenen OH'-Konzentrationen. 73\nH\u00e4lt man dagegen die Reaktion durch kontinuierlichen Zusatz von Ammoniak alkalisch, so entwickelt sich bei gleicher OH-Konzentration in Gegenwart von Phosphat viel weniger C02 als ohne Phosphat.\nEs wurde erhalten in 4 Stunden: mit Phosphat 55 ccm, ohne Phosphat 245 ccm C02.\nMit der gleichen Hefe wurden die Versuche von Euler und Tholin wiederholt und zwar durchaus mit den fr\u00fcher angegebenen Resultaten, Verz\u00f6gerung der G\u00e4rung. Der ganze Verlauf der alkalischen Hefeg\u00e4rung h\u00e4ngt nicht nur quantitativ, sondern qualitativ von Konzentration und Dissoziationsgrad der zugesetzten Base und des anwesenden Phosphates ab.\nln dieser Hinsicht stimmen unsere Resultate durchaus mit dem Ergebnis von G. Wilenko \u00fcberein, welcher bez\u00fcglich der Unterdr\u00fcckung der Kohlens\u00e4ureentwicklung, auf die ich \u00fcbrigens bald zur\u00fcckzukommen hoffe, schreibt: \u00abWir sehen weiter, da\u00df der zum Zustandekommen dieser Erscheinung n\u00f6tige Phospat-zusatz sich in bestimmten Grenzen bewegt. Ein Mehr sch\u00e4digt die Hefefermente und die Fl\u00fcssigkeit zeigt wieder Reduktionsf\u00e4higkeit ... ; ein Weniger an den alkalischen Phosphaten hat zur Folge, da\u00df die C08-Entwicklung nicht vollst\u00e4ndig gehemmt wird ... Die Wichtigkeit des Alkalinit\u00e4tsgrades des Phosphatgemisches mu\u00df besonders betont werden.\u00bb","page":73}],"identifier":"lit20669","issued":"1917","language":"de","pages":"69-73","startpages":"69","title":"\u00dcber die alkoholische G\u00e4rung bei verschiedenen OH'-Konzentrationen, nach Versuchen von Knut Haldin","type":"Journal Article","volume":"100"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:49:55.484894+00:00"}