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{"created":"2022-01-31T14:49:57.177536+00:00","id":"lit20672","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Edlbacher, S.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 100: 111-116","fulltext":[{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche \u00fcber Wirkung und Vorkommen der Arginase.\nVon\nS. Edlbacher.\n(Aue dem physiologischen Institut in Heidelberg.)\n\u2022 Der Redaktion zugegangen am 5. Mai li)i7.)\nNachdem sich die Formoltitration nach S\u00f6rensen als ein bequemes Mittel zum Studium der Arginasewirkung ergeben hat,1) habe ich den Einflu\u00df verschiedener Salze auf dieses Ferment untersucht.\nEs zeigte sich dabei, da\u00df Natriumphosphat auf die Spaltungst\u00e4tigkeit der Arginase aktivierend wirkt \u2014 ob es sich hierbei um eine Beteiligung der Phosphors\u00e4ure an dem enzymatischen Proze\u00df, oder um eine Pufferwirkung handelt, mu\u00df noch unentschieden bleiben \u2014, w\u00e4hrend Calcium- und Magnesiumionen einen verz\u00f6gernden Einflu\u00df haben. Ebenso sind Alkaliionen ohne Einflu\u00df, sowie das Resultat das gleiche bleibt, wenn Chlorid-, Sulfat- oder Nitrationen zugegen sind. Auch die Gegenwart von Calciumlactat \u00e4ndert die Reaktionsgeschwindigkeit nicht.\nBei allen Versuchen bediente ich mich eines aus frischer Kalbsleber hergestellten Fermentpulvers, welches mit Hilfe des bei anderen Enzymen schon mehrfach benutzten Aceton-Verfahrens bereitet war.\n500 g ganz frische Kalbsleber wurden in der Hackmaschine zerkleinert, mit Kieselgur gut verrieben und in der Buchner sehen Presse bei 300 Atmosph\u00e4ren ausgepre\u00dft. Ich erhielt 200 ccm klaren Pre\u00dfsaft, der nun unter heftigem Umr\u00fchren in d\u00fcnnem Strahl in 2 Liter Aceton gegossen wurde. Das Ausgeschiedene wurde abgesaugt, mit Aceton gewaschen und im Vakuum \u00fcber H8S04 getrocknet. Nach einigen Tagen lie\u00df sich die braunrote, lederartige Masse zu einem feinen Pulver verreiben (Ausbeute 20 g). Zu den in Folge angef\u00fchrten Versuchen diente eine sog. l\u00b0/oigen Fermentl\u00f6sung.\n') Diese Zeitschr. Bd. 95 S. 81 (1915).","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nS. Edlbacher,\n1 g Arginasepulver wurde mit 100 ccm destilliertem Wasser zwei Stunden lang gesch\u00fcttelt und dann filtriert. Auf diese Art glaube ich f\u00fcr jede Versuchsreihe eine ziemlich gleichwertige Fermentl\u00f6sung erhalten zu haben.\nDas Arginasepulver l\u00e4\u00dft sich bei unverminderter Wirksamkeit monatelang auf be wahren.\nDie zu den Versuchen erforderliche Argininl\u00f6sung wurde wie folgt bereitet:\nReines Arginin-Carbonat wurde mit Salzs\u00e4ure gegen Azolithmin genau neutralisiert. Zum Vergleich dienten die bekannten Soren sen sehen Phosphatmischungen. Diese neutrale Argininchloridl\u00f6sung wurde nun durch Formoltitrierung einerseits und Kjeldahlbestimmung anderseits genau auf ihren Titer gepr\u00fcft.\nKjeldahl: 10 ccm L\u00f6sung verbrauchten 31,8 ccm n/io-H,S04. Gef. ** 0,04462 g N in 10 ccm. Daraus berechnet formoltitrierbarer Stickstoff in 1 ccm = 1,113 mg.\nFormoltitration:\nProbe:\tKontrolle:\n10 ccm Argininl\u00f6sung\t10 ccm Wasser\n5 \u00bb Formol\t5 * Formol\nverbraucht: 4,0 ccm n/s-NaOH, 0,1 ccm \u00b0/s-NaOH.\nDifferenz 3 9~\u00ebc m\" .NaOH ^omit gefunden formoltitrierbarer Stickstoff 1,092 mg N in 1 ccm = 98,11 \u00b0/o des berechneten.\nDiese Argininchloridl\u00f6sung wurde nun bez\u00fcglich ihres Verhaltens gegen Froschlebersuspension gepr\u00fcft, wobei der Wert f\u00fcr \u00abFormol-N\u00bb nach 24 st\u00e4ndiger Enzymwirkung auf 186,0\u00b0/o stieg.\nAllgemeine Methodik der Aktivierungsversuche.\nPrinzip der Untersuchungsmethode war das folgende:\nEs wurden 4 Erlenmeyersche K\u00f6lbchen in der angegebenen Weise beschickt:\nI.\tII.\n5 ccm Argininl\u00f6sung,\t5\tccm\tWasser,\n5 \u00bb l#/\u00bbig\u00ae Fermentl\u00f6sung,\t5 \u00bb\tl\u00b0/#ige Fermentl\u00f6sung,\n15 > Aktivatorl\u00f6sung.\t15\t>\tAktivatorl\u00f6sung.","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche \u00fcber Wirkung und Vorkommen der Arginase. 113\nHI-\tIV.\n6 ccm Argininl\u00f6sung,\t5\tccm Wasser,\n5 * l\u00b0/oige Fermentl\u00f6sung,\t5 * 1 ige FermenU\u00f6sung,\n15 \u00bb Wasser.\t15\t\u00bb Wasser.\nDiese 4 K\u00f6lbchen, welche ich als \u00abTetrade\u00bb bezeichnen will, ergaben jemals einen Wert. I und II ergeben den Wert des abgebauten Arginins unter dem Einflu\u00df der zugesetzten Salzl\u00f6sung, III und IV ergeben den Wert fur umgesetztes Arginin ohne besondere Beeinflussung durch Salze nach einer bestimmten Zeit.\nDie Differenz zwischen I, II und III, IV ergibt daher naturgem\u00e4\u00df die Zunahme, bezw. die Abnahme der Wirkungsintensit\u00e4t des Fermentes.\nEs wurden nun zu gleicher Zeit immer eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl solcher \u00abTetraden\u00bb angesetzt, zur gleichen Zeit in den Brutschrank (37\u00b0) gebracht und in den in den Tabellen angef\u00fchrten Zeitintervallen titriert. Au\u00dferdem wurden auch Werte bei Zimmertemperatur (18\u00b0) ermittelt.\nDiese Art der Versuchsanordnung gestattete ein bequemes und sicheres Arbeiten.\nVersuche mit Phosphatl\u00f6sungen.\nZur Anwendung gelangte eine L\u00f6sung, die durch eine Mischung von gleichen Teilen der beiden von S\u00f6rensen angegebenen L\u00f6sungen erhalten wurde und also vollkommen neutral war.\nTabelle.1)\n1. Versuch bei 18*.\nZeit Stunden\tFormol-N mit Phosphat \u00b0/o\tFormol-N ohne Phosphat 0' V\tDifferenz\n7*\t115,7\t110,6\t5,1\n1\t130,8\t120,7\t' 10,1\n2\t145,9\t130,8\t15,1\n3\t151,0\t139,2\t11,8\n5\t161,0\t155,9\t\u2019\t5,1\n7\t171,1\t171,1\t. 0,0\n\u2018) Vgl. hierzu diese Zeitsehr., Bd. 95, S. 82, 1915.","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nS. Edlbacher,\nEs ergibt sich daraus eine erhebliche Steigerung der ArginaseWirkung, die nach ca. 2 Stunden ein Maximum erreicht.\nTabelle II.\n2. Versuch bei 87\u00b0.\nZeit Minuten\tFormol-N mit Phosphat \u00b0/o\tFormol-N ohne Phosphat \u00b00\tDifferenz\n30\t125,8\t120,7\t5,1\n60 .\t155,9\t145,9\t10,0\n90\t166,1\t155,9\t10,2\n120\t171,1\t161,0\t10,1\n280\t185,7\t181,1\t4,6\nNaturgem\u00e4\u00df ist die Reaktionsgeschwindigkeit bei erh\u00f6hter Temperatur gr\u00f6\u00dfer und das Maximum der Aktivierung wird nach 90 Minuten erreicht.\nVersuche mit Calciumsalzl\u00f6sungen.\nAls aktivierende L\u00f6sung wrurde eine n/15-Calciumchloridl\u00f6sung angewendet.\nTabelle III.\n3. Versuch (37\u00b0).\nZeit Stunden\tFormol-N mit CaCl, \u00b0;o\tFormol-N ohne CaCl* \u00b0/o\tDifferenz\n7\u00ab\t110,6\t120.7\t10,1\n1\t125,7\t145,9\t20,2\n17\u00bb\t140.9\t161.0\t20,1\n5\t161.0\t185.7\t24,7\nAus diesen Zahlen ergibt sich die \u00fcberraschende Tatsache, da\u00df Calciumchlorid eine bedeutende Hemmung aus\u00fcbt, eine Erscheinung, welche auch die L\u00f6sungen von Calciumnitrat, Ca-Sulfat und Magnesiumsulfat zeigen.","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"I\nVersuche \u00fcber Wirkung und Vorkommen der Arginase. 115\nDie Versuche, die ich in dieser Richtung anstellte, waren den eben beschriebenen vollkommen analog. Es ergaben sich Differenzen von ca. 20\u00b0/o Formolstickstoff nach einer Einwirkungszeit von 2\u20143 Stunden.\nDa\u00df die hemmende Wirkung den Erdalkaliionen zugeschrieben werden mu\u00df und nicht etwa den Chlorid-, Sulfatoder Nitrationen, geht daraus hervor, da\u00df Zusatz von Natriumchlorid, Kaliumsulfat keinerlei aktivierende oder hemmende Wirkung zeigen, wie auch eine L\u00f6sung von Calciumlactat ohne Einflu\u00df ist.\nZusammenfassung.\nZusammenfassend k\u00f6nnen wir daher sagen, da\u00df Phosphationen auf die Arginase aktivierend, Erdalkaliionen aber hemmend auf ihre Wirkung sind.\nVersuche zur Darstellung eines Co-Fermentes.\nDie zahlreichen Versuche, um noch in anderer Weise die Abh\u00e4ngigkeit der Arginasewirkung von Aktivatoren oder \u00abCofermenten\u00bb, die in der Lebersubstanz vorhanden sind, darzutun, verliefen negativ. So wurde z. B. Leberpre\u00dfsaft l\u00e4ngere Zeit hindurch dialysiert, um festzustellen, ob dadurch die Fermentl\u00f6sung inaktiviert w\u00fcrde; tats\u00e4chlich aber zeigte sich dabei keine \u00c4nderung ihrer Wirksamkeit.\nAbwesenheit der Arginase in Hefe und in Sojabohnen.\nK. Shiga1) untersuchte die Wirkung * von , Hefe auf Arginin und fand dabei durch eine gewichtsanalytische Bestimmung, da\u00df die ganze angewandte Argininmenge in der bekannten Weise gespalten worden war.\nOhne die Richtigkeit der von ihm angegebener! Tatsachen zu bezweifeln, haben aber zahlreiche in dieser Richtung angestellt e Versuche ergeben, da\u00df sowohl in Hefe als in der Sojabohne keine Arginase vorhanden ist.\n*) Diese Zeitschr., Bd. 42, S. 505, 1001.","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116 S. Edlbacher, \u00dcber Wirkung u. Vorkommen der Arginase.\nInsofern nicht bei den Versuchen Shigas eine bakterielle Zersetzung des Arginins anzunehmen ist, bleiben die Resultate seiner Untersuchungen ungekl\u00e4rt, denn die Arginase-wirkung ist durch die Formoltitration mit gro\u00dfer Genauigkeit zu verfolgen.\nVorkommen im f\u00f6talen Organismus.\nDa die Arginase bis jetzt nur in der Leber nachgewiesen werden konnte, aber, soweit unsere Kenntnis reicht, in der Leber der Reptilien und V\u00f6gel fehlt, lag es nahe, den embryonalen Organismus daraufhin zu pr\u00fcfen.\nEs wurden dazu ganz frische menschliche Embryonen untersucht und die folgende Tabelle gibt dar\u00fcber Aufschlu\u00df.\nAlter\tGeschlecht\tZeit nach d. Abortus\tLeber\tNiere\tD\u00fcnn- darm\n4 Monate\tm\u00e4nnlich\t1 Stunde\t+\t\u2014\t\u2014\n5\t\u00bb\t1 \u00bb\t+\t\u2014\t\u2014\n6\u00ab/. *\tweiblich\t2 >\t+\t\u2014\t\u2014\n7\tm\u00e4nnlich\tV\u00bb >\t+\t\u2014\t\u2014\nAuch hier erweist sich wieder nur die Leber als argi-nasehaltiges Organ.\nVersuche mit Guanidinessigs\u00e4ure und Guanidinpropions\u00e4ure.\nUm die Frage der Spezifit\u00e4t der Arginasewirkung zu untersuchen, lie\u00df ich Arginasel\u00f6sung auf L\u00f6sungen von Guanidinessigs\u00e4ure und Guanidinpropions\u00e4ure einwirken. Beide Verbindungen enthalten den Guanidinkomplex in analoger Weise wie das Arginiri.\nEs zeigte sich jedoch keine Abspaltung von Harnstoff, bezw. keine Zunahme des Formolstickstoffes.\nEs ist mir eine angenehme Pflicht, Herrn Professor A. Kossel f\u00fcr die Anregung zu obigen Versuchen und f\u00fcr seine Ratschl\u00e4ge an dieser Stelle meinen besten Dank auszusprechen.","page":116}],"identifier":"lit20672","issued":"1917","language":"de","pages":"111-116","startpages":"111","title":"Versuche \u00fcber Wirkung und Vorkommen der Arginase","type":"Journal Article","volume":"100"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:49:57.177541+00:00"}