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{"created":"2022-01-31T14:50:43.702847+00:00","id":"lit20673","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Sj\u00f6qvist, John","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 100: 117-120","fulltext":[{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"t\nK. A. H. M\u00f6rner.\nDen 30. M\u00e4rz verschied nach nur einw\u00f6chentlichem Krankenlager Graf, K. A. H. M\u00f6rner, Professor der Chemie und Pharmazie am K\u00f6nigl. Karolinischen Institute zu Stockholm, dessen Rektor er seit 19 Jahren war.\nMit ihm hat nicht nur die Medizinische Hochschule, welcher er seit mehr als 30 Jahren seine Forscher- und Lehrergaben gewidmet hat, und diese Zeitschrift, deren hochgesch\u00e4tzter Mitarbeiter er war, einen gro\u00dfen Verlust erlitten, sondern auch die medizinisch-chemische Forschung der ganzen wissenschaftlichen Welt.\nM\u00f6rner, der 1854 geboren war, begann seine medizinischen Studien in Uppsala 1872. Seine erste gr\u00f6\u00dfere wissenschaftliche Arbeit : Studien \u00fcber Alkalialbuminate und Syntonin (Pfl\u00fcgers Archiv 1878) wurde in dem Laboratorium Hammarstens ausgef\u00fchrt. Seitdem sind eine gro\u00dfe Anzahl von Arbeiten verschiedener Gebiete der physiologischen, der toxikologischen und der analytischen Chemie aus seinem Laboratorium hervorgegangen, alle durch strenge wissenschaftliche Sch\u00e4rfe und Kritik gekennzeichnet.\nUnter diesen Arbeiten scheinen mir diejenigen, welche sich auf die Eiwei\u00dfchemie beziehen, von der gr\u00f6\u00dften Bedeutung zu sein. Ich erinnere an die in dem Skandinavischen Archiv f\u00fcr Physiologie 1895 ver\u00f6ffentlichte Arbeit: \u00abUntersuchungen \u00fcber die Proteinstoffe und die eiwei\u00dff\u00e4llenden Substanzen des normalen Menschenharns\u00bb, wodurch M\u00f6rner die damals verwickelte Frage von dem Vorkommen im normalen Harn von Eiwei\u00df, von Mucin und \u00abmucin\u00e4hnlichen Substanzen\u00bb; von Nucleo-albumin, von dem \u00aboberen Ringe\u00bb der Hellerschen Probe usw. klar und eingehend beleuchtete, eine Frage, die von au\u00dferordentlich gro\u00dfer theoretischer wie praktischer Bedeutung ist.\nSchon seit mehreren Jahren hatte sich M\u00f6rner f\u00fcr die Bindungsform des Schwefels in den Eiwei\u00dfk\u00f6rpern interessiert.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. C.\t9","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nJohn Sj\u00fcqvist,\n1899 gelang es ihm das Cystin unter den Spaltungsprodukten des Rinderhorns zu finden, was zu seiner in dieser Zeitschrift, Bd. 34, 1901 ver\u00f6ffentlichten gro\u00dfen Arbeit: \u00abZur Kenntnis der Bindung des Schwefels in den Proteinstoffen\u00bb Veranlassung gab. Nachdem M\u00f6rner gefunden hatte, da\u00df etwa drei Viertel von dem Schwefel des Cystins als bleischw\u00e4rzend abgeschieden werden kann, f\u00fchrte er au\u00dferordentlich m\u00fchevolle und genaue Untersuchungen \u00fcber die Totalmenge des Schwefels und die Menge bleischw\u00e4rzenden Schwefels verschiedener Proteinstoffe aus und fand, da\u00df sich in gewissen Proteinen aller Schwefel als Cystin vorfindet, w\u00e4hrend in anderen, ein Teil des Schwefels auch in einer andersartigen Form vorkommt. Zu den ersteren geh\u00f6ren die Hornsubstanz, das Serumalbumin und das Serumglobulin ; zu den anderen das Fibrinogen mit etwa der H\u00e4lfte und das Ovalbumin mit etwa einem Drittel des Schwefels als Cystin. In dem Ovalbumin vermutet M\u00f6rner den Schwefel in drei verschiedenen Bindungen.\nln derselben Arbeit hat M\u00f6rner Veranlassung gefunden, sich \u00fcber die Frage von der Einheitlichkeit des Serumglobulins zu \u00e4u\u00dfern. Schon fr\u00fcher (Centralblatt f\u00fcr Physiologie 1873) hatte er durch Kochen mit Salzs\u00e4ure aus verschiedenen Globulinen einen reduzierenden Stoff abspalten k\u00f6nnen. Nun gelang es ihm zwar durch fraktionierte F\u00e4llung Globuline mit verschiedenen physikalischen Eigenschaften zu erhalten, die n\u00e4here Untersuchung f\u00fchrte ihn aber zu dem Schlu\u00df, da\u00df diese Verschiedenheiten durch Beimengung kleinerer Mengen fremder Stoffe hervorgerufen seien.\n1904 teilt M\u00f6rner gleichfalls in dieser Zeitschrift mit, da\u00df er unter den sekund\u00e4ren Spaltungsprodukten verschiedener Stoffe (Horn, Haare, eingetrocknetes Pferdeblutserum und Casein) Brenztraubens\u00e4ure nachweisen konnte; w\u00e4hrend sich unter denjenigen des Cystins a-Thiomilchs\u00e4ure, Ammoniak, Alanin und m\u00f6glicherweise auch \u00df-Thiomilchs\u00e4ure vorfand.\nIn seiner Doktorabhandlung (Diese Zeitschrift 1886) : \u00abZur Kenntnis der melanotischen Farbstoffe\u00bb isolierte und analysierte er zum Teil auf Grund neuer Methoden s*bwohl aus den Geschw\u00fclsten wie auch aus dem Harn denselben Farbstoff,","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"t K. A. H. M\u00f6rner.\n119\nwelchen M\u00f6rner seines Eisengehalts wegen von dem Blutfarbstoffe herleitete. Durch diese Arbeit geriet M\u00f6rner in eine Polemik mit Nencki, in welcher er nicht den K\u00fcrzeren zog.\nIn drei Abhandlungen 1897 (Festschrift f\u00fcr Axel Key, Nord. med. Archiv) teilt M\u00f6rner seine Studien \u00fcber den Muskelfarbstoff mit, dessen Verschiedenheit von dem Blutfarbstoff er feststellt. Gleichzeitig teilt er eine neue Herstellungsmethode und neue Analysen von H\u00e4minkrystallen mit.\n1891 (Skand. Archiv f\u00fcr Physiologie) arbeitete M\u00f6rner zusammen mit mir, seinem damaligen Assistenten, \u00abEine neue Harnstoffbestimmungsmethode\u00bb aus. In einer sp\u00e4teren Arbeit (ibidem, 1903): \u00abZur Bestimmung des Harnstoffes im Menschenharn\u00bb stellt M\u00f6rner nach genauen Untersuchungen von neuem fest, da\u00df man mit der urspr\u00fcnglichen Methode, wenn diese mit Zerlegung des Harnstoffes nach Folin kombiniert wird, den Fehlerquellen entgeht, die durch die Anwesenheit von Kreatinin und anderen K\u00f6rpern etwa hervorgerufen werden k\u00f6nnten und da\u00df man genaue Werte des Harnstoffes bekommt.\nAuch in der toxikologischen Chemie hat M\u00f6rner sich erfolgreich bet\u00e4tigt. So hat er von biochemischen Gesichtspunkten aus ein Lehrbuch \u00fcber die Arzneimittel in schwedischer Sprache ver\u00f6ffentlicht, welches seinem Lehrer Olof Hammarsten gewidmet ist. Daneben verdanken wir ihm Spezialuntersuchungen \u00fcber einen Fall von Vergiftung mit Natriumbenzoat, \u00fcber die Stoffwechselprodukte des Acetanilids und Phenacetins im menschlichen K\u00f6rper, \u00fcber die Verdampfung von Quecksilber in Wohnungen und \u00e4hnliche Fragen.\nUnter seinen Arbeiten der analytischen Chemie sind hervorzuheben: die Untersuchungen \u00fcber Frankland-Klingem\u00e4nns Methode der gleichzeitigen Bestimmung von Kohlenstoff und Stickstoff, welche Methode M\u00f6rner mit Vorliebe anwendete, Untersuchung von \u00c4thyl\u00e4ther, zahlreiche Analysen schwedischer Heilw\u00e4sser u. a<\nEine Anzahl kleinerer Mitteilungen hat er in verschiedenen Zeitschriften publiziert.\nAn die eben skizzierte streng wissenschaftliche Produktion, welche sicherlich viel umfassender geworden w\u00e4re, wenn nicht","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nJohn Sj\u00f6qvist, f K. A. H. M\u00fcrner.\ndas Rektorat und andere \u00f6ffentliche Auftr\u00e4ge seine Zeit in Anspruch genommen h\u00e4tten, schlie\u00dfen sich Aufs\u00e4tze anderen Inhalts an: Eine Lebenszeichnung von Eugen Bau mann, von Berzelius, von Nils Johan Berlin, Einladungsschriften bei Professorsinstallationen, eine Schilderung der Entwickelung des Chemischen Instituts im Karolinischen Institut in Stockholm und die immer klar und genau ausgearbeiteten Ausf\u00fchrungen im Anschlu\u00df an die Austeilungen der medizinischen Nobelpreise u. a.\nEin bedeutender Teil seiner Zeit wurde, wie oben erw\u00e4hnt, durch \u00f6ffentliche Auftr\u00e4ge in Anspruch genommen. In der K\u00f6nigl. schwedischen Akademie der Wissenschaften, deren Vizepr\u00e4sident er seit vielen Jahren war, kann sein Einflu\u00df vielleicht mit demjenigen Berzelius\u2019 verglichen werden und als nach der Begr\u00fcndung der Nobelstiftung Arbeitsordnung und Statuten derselben ausgearbeitet werden sollten, war es M\u00f6rner, welcher einen bedeutenden Teil dieser Arbeit leistete.\nDie letzten zehn Jahre widmete M\u00f6rner jede freie Stunde einer gro\u00dfen Arbeit auf dem Gebiete der reinen Chemie, \u00fcber deren Art jedoch nichts hier mitgeteilt werden kann. Die Dispositionen, welche er im Leben gegeben hat, berechtigen uns zu der Hoffnung, da\u00df dieselben zusammengestellt und von einem anderen fortgef\u00fchrt werden k\u00f6nnen.\nAls Lehrer war M\u00f6rner au\u00dferordentlich gewissenhaft. Seine Vorlesungen waren immer genau durchgearbeitet und formvollendet und sein Wohlwollen gegen die Studenten war hervorragend. Alles was \u00fcberhaupt geschehen konnte, um ihnen die Studien zu erleichtern, das wurde auch getan.\nEr zeichnete sich durch einen starken Charakter aus; sein ganzes Wesen aber war von R\u00fccksicht und Feinf\u00fchligkeit gegen seine Mitmenschen erf\u00fcllt, und seinen Freunden war er ein treuer Freund, welcher nie vergessen werden kann.\nEin Ritter ohne Furcht und Tadel war er der \u00dcberzeugung, da\u00df die gewissenhafte Arbeit den Menschen adele.\nSit tibi terra levis, care amice!\nJohn Sj\u00f6qvist.","page":120}],"identifier":"lit20673","issued":"1917","language":"de","pages":"117-120","startpages":"117","title":"K. A. H. M\u00f6rner +","type":"Journal Article","volume":"100"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:50:43.702852+00:00"}