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{"created":"2022-01-31T15:08:33.761533+00:00","id":"lit20684","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Feulgen, R.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 100: 241-258","fulltext":[{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"Ober die * Kohlenhydratgruppe\u00bb in der echten Nucleinsture.\nII. Mitteilung.\nYon\nR. Feulgen.\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Berlin.)\n(Der Redaktion zagegangen am l. August 1917.)\nDas Molekulargewicht der echten Nucleins\u00e4ure steht bis jetzt noch nicht mit Sicherheit fest, und es gibt deswegen nicht einmal eine allgemein anerkannte empirische Formel.\nMan kann die Arbeiten, die auf die Aufstellung einer Formel f\u00fcr die echte Nucleins\u00e4ure hinzielen, in drei Perioden einteilen, die auch zeitlich aufeinander folgen.\nIn der ersten Periode war die Zusammensetzung der Nucleins\u00e4ure hinsichtlich ihrer stickstoffhaltigen Spaltprodukte noch nicht v\u00f6llig erforscht; die Aufstellung einer empirischen Formel und die Ermittlung der Molekulargr\u00f6\u00dfe beruhten also in jener Zeit haupts\u00e4chlich auf der Analyse. Hierher geh\u00f6ren z. B. die ersten Arbeiten Schmiedebergs.\nIn den zweiten Abschnitt hinein fallt die Erforschung der stickstoffhaltigen Bestandteile an sich sowohl als auch hinsichtlich ihres Vorkommens in der echten Nucleins\u00e4ure. Es sind dies die Arbeiten von Kossel und Steudel, welch letzterer das molekulare Vorkommen von Guanin, Adenin, Cytosin und Thymin nachgewiesen hat. Bei der Aufstellung einer Formel ging H. Steudel von den Ergebnissen der vollkommenen Spaltung aus und suchte diese mit den Werten der Analyse in Einklang zu bringen.\nZur dritten Epoche geh\u00f6ren die Arbeiten von Levene und seinen Mitarbeitern, die durch partielle Hydrolyse einige h\u00f6her molekulare Spaltprodukte darstellten und sie zur Aufstellung einer Konstitutionsformel benutzten.","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"242\nR. Feulgen,\nDie beiden letzteren Forscher nehmen gemeinschaftlich in der Nucleins\u00e4ure 4 Atome Phosphor, vier Molek\u00fcle einer Hexose, sowie die bekannten vier Basen an; eine Meinungsverschiedenheit besteht hinsichtlich der Natur der Phosphors\u00e4ure, als welche der Phosphor offenbar vorkommt. Diese zuerst von Steudel ausgesprochene t Vierzahl\u00bb der Hauptbestandteile der Nucleins\u00e4ure hat wohl allgemeine Anerkennung gefunden, und es mu\u00dfte \u00fcberraschen, da\u00df vor einiger Zeit von Hildegarde Germann1) der Verdacht ausgesprochen wurde, die Thvmonnucleins\u00e4ure enthielte nicht vier Molek\u00fcle Phosphors\u00e4ure, sondern die Zahl der vorhandenen Phosphors\u00e4uremolek\u00fcle sei durch drei teilbar.\nH. Germann geht von Versuchen von Levene und Jacobs2) aus, die ergeben hatten, da\u00df in der Hefenucleins\u00e4ure die Purinnueleotide durch saure Hydrolyse leichter zerst\u00f6rbar sind als die Pyrimidinnucleotide. Diese f\u00fcr die Hefenucleins\u00e4ure geltenden Verh\u00e4ltnisse \u00fcbertr\u00e4gt Verfasserin auf die echte Nucleins\u00e4ure, verfolgt quantitativ die Phosphors\u00e4ureabspaltung und kommt zu dem Schl\u00fcsse, da\u00df in der Thymonnucleins\u00e4ure ein Drittel der Phosphors\u00e4ure leicht abspaltbar sei, und mithin der Verdacht best\u00fcnde, da\u00df die Anzahl der Phosphors\u00e4uremolek\u00fcle nicht vier ist, sondern eine durch drei teilbare Zahl sein m\u00fcsse.\nHierzu ist zu bemerken, da\u00df dieser Versuch nur dann einigerma\u00dfen beweisend w\u00e4re, wenn bei der sauren Hydrolyse der Vorgang im Sinne von H. Germann durchaus quantitativ verlaufen w\u00fcrde, wenn also ein Drittel der Phosphors\u00e4ure ganz besonders leicht abspaltbar w\u00e4re, der Rest aber unter denselben Bedingungen fest gebunden bliebe, soda\u00df die Hydrolyse zeitlich eine breite Zone durchlaufen w\u00fcrde, in der \u00fcberhaupt keine Phosphors\u00e4ureabspaltung stattf\u00e4nde.\nAber nicht einmal bei der Hefenucleins\u00e4ure verl\u00e4uft dieser Vorgang so quantitativ; Levene und Jacobs sagen selbst:3)\n\u00abW\u00e4hrend die Purinkomplexe durch 2st\u00e4ndiges Erhitzen mit 2\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure vollkommen in Phosphors\u00e4ure,\n\u2018) Hildegarde Germann, Chem. Zentralbl. 1916, Bd. 2, S. 1036.\n*) Levene und Jacobs, Chem. Ber., Bd. 44, S. 1027\u201432.\n3) Ebenda.\t'","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die <Kohlenhydratgruppe\u00bb in der echten Nucleins\u00e4ure. 243\nRibose und Base gespalten werden, bleiben die Pyrimidinkomplexe bei dieser Behandlung gr\u00f6\u00dftenteils intakt.*\nUnter diesen Bedingungen noch einen Analogieschlu\u00df auf die echte Nucleins\u00e4ure zu machen, scheint mir nicht ang\u00e4ngig zu sein. Au\u00dferdem w\u00fcrde die Ansicht, da\u00df nicht vier, sondern eine durch drei teilbare Anzahl P-Atome in der echten Nucleins\u00e4ure vorhanden w\u00e4ren, den bisherigen Anschauungen vollkommen widersprechen; sie w\u00fcrde auch widersprechen den Ergebnissen der Analyse; denn bei sehr zahlreichen Pr\u00e4paraten, die im Laufe der Zeit im hiesigen Institute angefertigt wurden, wurde stets das Verh\u00e4ltnis N : P der Theorie gem\u00e4\u00df zu 1,70 gefunden, das besagt aber, da\u00df auf die vorhandenen 15 Stickstoffatome vier Phosphoratome kommen. Die Zahl der Stickstoffatome endlich ist nach den Versuchen von H. Steudel mit Sicherheit bekannt und auch allgemein anerkannt, da sie durch die Anwesenheit der vier gut definierten stickstoffhaltigen Spaltprodukte bedingt ist.\nIch glaube also keinen Grund zu haben, von der bisher angenommenen Zahl der Phosphoratome abzuweichen.\nLegt man einer Nucleins\u00e4ureformel nun die Vierzahl der Hauptbestandteile zugrunde, nimmt man ferner nach Levene an, da\u00df die Nucleins\u00e4ure sich aus vier einzelnen Nucleotiden zusammensetzt, so m\u00fc\u00dfte man zu der einfachsten empirischen Formel kommen, indem man vier Molek\u00fcle Orlhophosphors\u00e4ure, vier Molek\u00fcle einer Hexose, sowie die Molekulargewichte der vier Basen addiert und von der Summe 11 Molek\u00fcle Wasser \u2014 entsprechend den 11 Bindungen \u2014 subtrahiert. So k\u00e4me man zu der empirischen Formel\nC43H5503sN16P4Na4.\nMol.-Gew. 1526. C = 33,01 \u00b0/o N = 13,78 \u00ab/o P = 8,14 \u00b0/o.\nObgleich diese Formel in der Tat den Ergebnissen der Hydrolyse gerecht wird und au\u00dferdem, besonders hinsichtlich der Art der Phosphors\u00e4ure, die weitaus einfachste w\u00e4re, so konnte sie doch deswegen nicht angenommen werden,' weil die theoretisch berechneten Analysenwerte mit den gefundenen nicht \u00fcbereinstimmen wollten; denn stets findet man Werte, die mehrere Prozente h\u00f6her liegen als die angegebenen be-","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"244\nR. Feulgen,\nrechneten (z. B. findet man f\u00fcr C = 37\u00b0/o, f\u00fcr N = 15o/0 f\u00fcr P = 9\u00b0/o).\nEs war also erforderlich, das Molekulargewicht der Nu-cleins\u00e4ure in der entwickelten Formel kleiner anzunehmen. Da nun die Molekulargewichte der Basen feststehen, als Kohlenhydrat aber eine \u00abHexose\u00bb allgemein angenommen wurde, und damals f\u00fcr eine Ablehnung einer \u00abHexose\u00bb noch keine zwingenden Gr\u00fcnde Vorlagen, so wurde von H. Steudel die Verkleinerung der Nucleins\u00e4ureformel dadurch ber\u00fccksichtigt, da\u00df er eine Tetrametaphosphors\u00e4ure annahm, weil durch diese Annahme das Molekulargewicht der Nucleins\u00e4ure kleiner (1388) wird, und mithin die gefundenen Analysenwerte mit den berechneten Werten besser in Einklang zu bringen waren. Sp\u00e4ter hielt er eine Tetraphosphors\u00e4ure f\u00fcr wahrscheinlich und suchte die Mi\u00dflichkeit der zu hohen Werte absolut getrockneter Pr\u00e4parate dadurch zu beheben, da\u00df er lufttrocken analysierte und im Molek\u00fcl der Nucleins\u00e4ure Konstitutionswasser annahm.\nLevene1) gibt eine Konstitutionsformel f\u00fcr die Nucleins\u00e4ure an, die sich hinsichtlich ihres Molekulargewichtes nicht wesentlich von dem oben angegebenen einfachsten Schema unterscheidet. Sie unterscheidet sich aber wesentlich von anderen Formeln dadurch, da\u00df sie die Nucleins\u00e4ure \u2014 infolge der eigenartigen Bindung der Nucleotide \u2014 als eine sechsbasische S\u00e4ure erscheinen l\u00e4\u00dft.\nZu dieser Formel habe ich folgendes zu bemerken :\n1. Es fehlt der Beweis durch die Analyse. In Wirklichkeit findet man unter Zugrundelegung der Leven eschen Formel viel zu hohe Werte f\u00fcr C, N und P, weil das Molekulargewicht dieser Formel sich nicht wesentlich von dem Molekulargewicht der erw\u00e4hnten einfachsten Formel unterscheidet. Nach Levene m\u00fc\u00dfte man f\u00fcr das Natriumsalz 13,4\u00b0/o N erwarten; statt dessen findet man aber 15 \u00b0/o N! Diese Werte wurden nicht allein in eignen Analysen gefunden (vgl.1 unten), vielmehr besagen die Analysen anderer Forscher dasselbe. So fand H. Steudel2)\n*) Levene und Jacobs, Journ. of Biol. Chem., Bd. 12, S. 412 (1912). *) H. Steudel, Diese Zeitschr., Bd. 49, S. 408.","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die \u00abKohlenhydratgruppe\u00bb in der echten Nucleins\u00e4ure. 245\nfur das Kupfersalz 14,37 und 14,47\u00ae/o N; Schmiedeberg*) f\u00fcr das Kupfersalz 13,90,14,67 und 14,45\u00b0/0 N (in verschiedenen Pr\u00e4paraten). Berechnet man diese Werte auf das Natriumsalz, so haben gefunden:\nH. Steudel:\t14,81 14,91 \u00bb/o.N\nSchmiedeberg: 14,33 15,12 14,90\u00b0/\u00ab N.\nVergleicht man ferner damit einen bereits von mir publizierten Stickstoffwert (15,2 \u00b0/o),*) so mu\u00df man zu dem Schl\u00fcsse kommen, da\u00df in der Tat von den verschiedensten Autoren Werte gefunden werden, die um 15\u00b0/o herumliegen. Dies ist aber um so bedeutungsvoller, als alle drei Autoren ihre Nucleins\u00e4ure nach verschiedenen Methoden herstellten. Schmiedeberg nach dem Kupfer-Alkali verfahren, Steudel nach Neumann, und ich nach einem abge\u00e4nderten Neumannschen Verfahren.8)\nMan mu\u00df also zu dem Schl\u00fcsse kommen, da\u00df die Formel nach Levene nicht mit den Ergebnissen der Analyse in \u00dcbereinstimmung zu bringen ist.\n2. Nach Angaben aller bisherigen Forscher ist die Nucleins\u00e4ure keine sechs-, sondern eine vierbasische S\u00e4ure ; es m\u00fc\u00dfte also erst der Beweis erbracht werden, da\u00df sie sechsbasisch ist. F\u00fcr die vierbasische Natur der Nucleins\u00e4ure spricht die Zusammensetzung fr\u00fcher von mir dargestellter Farbsalze der.Nuclein-s\u00e4ure. * * 3 4) Da die benutzten Farbbasen ein hohes Molekulargewicht hatten und sich leicht mittels Alkali abscheiden und bestimmen lie\u00dfen, so sind sie besonders geeignet zur Untersuchung der Basizit\u00e4t der Nucleins\u00e4ure, zumal sich die Farbnucleinate selbst wegen ihrer Wasserunl\u00f6slichkeit leicht durch doppelte Umsetzung darstellen lie\u00dfen. Auch die Analyse derartiger Farbnucleinate ergab einen vierbasischen Charakter der Nucleins\u00e4ure.\nAuf Grund dieser \u00dcberlegungen gewann ich den Eindruck, da\u00df die wahre H\u00f6he des Molekulargewichtes der Nucleins\u00e4ure\n\u2018) Schmiedeberg, Arch, f\u00fcr exper. Pathol., Bd. 43, S. 62 (1899).\n*) R. Feulgen, Diese Zeitschr., Bd. 92, S. 158 (1914).\n3)\tR. Feulgen, Diese Zeitschr., Bd. 90, S. 261 (1914).\n4)\tR. Feulgen, Diese Zeitschr., Bd. 84, S. 326.","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"246\nR. Feulgen,\nnoch nicht richtig zum Ausdruck gebracht worden ist, da\u00df dieses vielmehr von den bisherigen Autoren stets zu hoch angenommen worden ist. Da nun die Anzahl der G-, N- und P-Atome ein f\u00fcr allemal feststeht, so bleibt nur die Annahme \u00fcbrig, da\u00df die Anzahl der 0- und H-Atome in den Formeln nicht der Wirklichkeit entspricht, da\u00df also die Nucleins\u00e4ure weniger 0-und H-Atome enth\u00e4lt, als in den landl\u00e4ufigen Formeln zum Ausdruck kommt. Da weiter eine Verkleinerung der Phosphors\u00e4ure zu hypothetisch w\u00e4re, so bleibt keine andere M\u00f6glichkeit als der Verdacht, da\u00df in der echten Nucleins\u00e4ure nicht, wie bisher angenommen, ein Zucker von der Molekulargr\u00f6\u00dfe CAA vorkommt, sondern ein bisher unbekanntes Kohlenhydrat mit zwar sechs Kohlenstoffatomen, aber mit weniger 0- und H-Atomen als in einer Hexose Vorkommen. In der Vermutung, da\u00df es sich nicht um einen \u00abZucker\u00bb handelt, wurde ich durch die \u00fcberaus leichte Verharzbarkeit des Kohlenhydrates best\u00e4rkt, welchem Umstande man es auch zuschreiben mu\u00df, da\u00df es noch nicht gelungen ist, diesen K\u00f6rper zu isolieren, obgleich er die H\u00e4lfte des Gewichtes der Nucleins\u00e4ure ausmacht.\nUm der Kohlenhydratgruppe n\u00e4her zu kommen, nahm ich das Studium der Thymins\u00e4ure auf, da ja in ihr die reduzierenden Gruppen von zwei Kohlenhydraten durch die Abspaltung des Guanins und Adenins freigeworden und dadurch zahlreichen Eingriffen zug\u00e4nglich gemacht waren. Es gelang, die Reduktionskraft der sehr zersetzlichen Thymins\u00e4ure zu erhalten und einen K\u00f6rper zu gewinnen, der hinsichtlich der Verh\u00e4ltnisse N : P und G : P allen Anforderungen entsprach ; aber die Analysenwerte absolut getrockneter Pr\u00e4parate waren auch hier mehrere Prozent zu hoch und best\u00e4rkten mich in der Annahme, da\u00df das Kohlenhydrat in der Tat ein kleineres Molekulargewicht haben m\u00fcsse, als einer Hexose C6H1206 zukommt. Je mehr sich dieser Verdacht befestigte, desto verwickelter und \u00fcbersichtlicher wurden die Verh\u00e4ltnisse ; konnte doch unter den bisher bekannten \u00abKohlenhydraten* keines gefunden werden, auf das die Eigenschaften des Kohlenhydrates in der Nucleins\u00e4ure auch nur einigerma\u00dfen pa\u00dften.","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die \u00abKohlenhydratgruppe\u00bb in der echten Nucleins\u00e4ure. 247\nDa wurde von E. Fischer1) eine neue Gruppe von K\u00f6rpern entdeckt, die berufen sein sollte, Lieht in die \u00fcberaus schwierigen Verh\u00e4ltnisse der Nucleins\u00e4ure zu bringen, n\u00e4mlich die Gruppe des Glucals. Wie ich in einer fr\u00fcheren kurzen Mitteilung dargelegt habe,*) bin ich zu der \u00dcberzeugung gekommen, da\u00df in der echten Nucleins\u00e4ure in der Tat ein Vertreter jener K\u00f6rperklasse vorkomml und keine \u00abHexose\u00bb.\nDiese neuen K\u00f6rper sind dadurch gekennzeichnet, da\u00df sie im Gegensatz zu den Hexosen\n1.\teine echte Aldehydgruppe enthalten, mithin fuchsinschweflige S\u00e4ure f\u00e4rben und mit Phenylhydrazin Verbindungen vom Charakter der Hydrazone eingehen,\n2.\teinen Furanring besitzen und deswegen eine gr\u00fcne Fichtenspanreaktion geben,\n3.\tsowohl mit Laugen als auch mit S\u00e4uren \u00e4u\u00dferst leicht verharzen,\n4.\teine Molekulargr\u00f6\u00dfe von C6H10O4 haben.\nAll diese Dinge, die einzeln schon bei einem unmittelbaren Abk\u00f6mmling einer Hexose eine auffallende Erscheinung bilden w\u00fcrden, sind in ihrer Gesamtheit so charakteristisch, da\u00df an ihnen die Gruppe des Glucals mit Sicherheit erkannt werden kann.\nAuch die echte Nucleins\u00e4ure gibt s\u00e4mtliche erw\u00e4hnten Reaktionen teils direkt, teils nach Abspaltung der Purine durch milde Hydrolyse. Wird diese Hydrolyse so geleitet, da\u00df der Proze\u00df quantitativ verl\u00e4utt, so entsteht die Thymins\u00e4\u00fcre, \u00fcber die in einer sp\u00e4teren Abhandlung berichtet werden soll; zum Nachweis der erw\u00e4hnten Reaktionen ist ihre Isolierung nicht erforderlich, soda\u00df die Versuche mit Leichtigkeit an der Nucleins\u00e4ure selbst angestellt werden k\u00f6nnen.\nAusf\u00fchrung der Reaktionen.\n0,2 g nucleinsaures Natrium werden im Reagenzglase in 2 ccm Wasser im Wasserbade gel\u00f6st, zu der hei\u00dfen L\u00f6sung 1 ccm 2 n-Schwefels\u00e4ure zugegeben, und das Glas unter \u00f6fterem Umsch\u00fctteln 3 Minuten ira siedenden Wasserbade belassen. In dieser Zeit l\u00f6st sich die anfangs ausgefallene Nucleins\u00e4ure voll-\n*) E. Fischer, Chem. Ber., Bd. 47, S. 196 (1914).\n*) R- Feulgen. Diese Zeitschr., Bd. 92, S. 157 (1914\u00bb.","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\nR. ^eulg\nen,\nst\u00e4ndig auf. Dann k\u00fchlt man unter der Wasserleitung ab und neutralisiert genau mit 2 n-Natronlauge, wobei eine Tr\u00fcbung \u25bcon ausfallendem Guanin aufzutreten pflegt.\n1.\tAldehydreaktion.\nZu einigen Kubikzentimetern fuchsinschwefliger S\u00e4ure1) gibt man einen Tropfen der Hydrolysenfl\u00fcssigkeit: Intensive Violettf\u00e4rbung nach wenigen Augenblicken. Die Reaktion ist \u00e4u\u00dferst empfindlich; ein einziger Tropfen einer l\u00b0/oigen L\u00f6sung von reinem thyminsauren Baryum gibt die Reaktion noch deutlich. Versetzt man einige Kubikzentimeter ammoniakalischer Silberl\u00f6sung mit einigen Tropfen der Fl\u00fcssigkeit, so tritt nach einiger Zeit Reduktion ein. Es bildet sich aber kein oder nur ein sehr unvollkommener Silberspiegel, sondern das reduzierte Silber bleibt kolloidal in L\u00f6sung, daher intensive Braunf\u00e4rbung. Ein weiterer Beweis f\u00fcr die Aldehydnatur der freigewordenen reduzierenden Gruppen bildet die Eigent\u00fcmlichkeit des thyminsauren Baryums, mit Phenylhydrazin Verbindungen einzugehen, in denen auf je ein Kohlenhydrat ein Molek\u00fcl Phenylhydrazin kommt, und die infolgedessen den Charakter der Hydrazone, nicht der Osazone tragen. Auch \u00fcber diesen K\u00f6rper werde ich in K\u00fcrze Bericht erstatten.\n2.\tDie Fichtenspanreaktion.\nEin Fichtenspan wird unter Erw\u00e4rmen gut mit der Hydrolysenfl\u00fcssigkeit getr\u00e4nkt und sodann in einem Reagenzglase Salzs\u00e4ured\u00e4mpfen ausgesetzt, die durch Erhitzen von etwas konzentrierter Salzs\u00e4ure in der Kuppe des Reagenzglases erzeugt werden : Der Stab nimmt eine sch\u00f6ne tiefgr\u00fcne Farbe an.\n3.\tLeichte Verharzbarkeit.\nDa\u00df der K\u00f6rper mit S\u00e4uren \u00fcberaus leicht verharzt, geht aus der massenhaften Huminbildung bei starker S\u00e4urehydrolyse hervor, sowie aus dem Umstande, da\u00df es noch nicht gelungen ist, das Kohlenhydrat durch Hydrolyse darzustellen. Die leichte\nl) Eine 0,5\u00b0/oige L\u00f6sung von Fuchsin wird mit S02 entf\u00e4rbt, und das \u00fcbersch\u00fcssige SO, im Vakuum entfernt.","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die \u00abKohienhydratgruppe* in der echten Nucleins\u00e4ure. 249\nVerharzbarkeit mit Laugen l\u00e4\u00dft sich leicht zeigen, wenn man die Hydrolysenfl\u00fcssigkeit mit etwa */4 Volumen 33\u00b0/oiger Natronlauge versetzt: schon in der K\u00e4lte f\u00e4rbt sich die Masse bald rotbraun; beim Erhitzen tritt die F\u00e4rbung augenblicklich unter Entwicklung eines charakteristischen aromatischen Geruches ein.\n4. Molekulargewicht.\nDas Molekulargewicht des Kohlenhydrats selbst kann nat\u00fcrlich erst nach Isolierung desselben bestimmt werden. Da es aber \u2014 bei bekannten sonstigen Bestandteilen \u2014 bestimmenden Einflu\u00df auf das Molekulargewicht der Nucleins\u00e4ure aus\u00fcbt, so f\u00e4llt die Frage des Molekulargewichtes des Kohlenhydrates mit dem Problem des Molekulargewichtes der Nucleins\u00e4ure zusammen. Der Beweis f\u00fcr das Molekulargewicht des Kohlenhydrats besteht also nicht nur in der Analogie mit der Molekulargr\u00f6\u00dfe des Glucals und seiner Verwandten, sondern die Beweiskette f\u00fcr meine Anschauungen wird geschlossen durch die Analysen des nucleinsauren Natriums sowie auch m\u00f6glichst vieler direkten Derivate der Nucleins\u00e4ure, in denen die Kohlenhydratkomplexe noch unver\u00e4ndert, oder doch nach bekannten Gesetzen ver\u00e4ndert Vorkommen. Es mu\u00dfte also mein Bestreben sein, solche Derivate in gr\u00f6\u00dferer Zahl darzustellen, damit ihre Analysen als St\u00fctze f\u00fcr meine Ansicht \u00fcber das Molekulargewicht der Nucleins\u00e4ure, und damit auch des Kohlenhydrates, betrachtet werden k\u00f6nnen. Je mannigfaltiger die dargestellten Derivate, desto gr\u00f6\u00dfere Beweiskraft mu\u00dfte ihnen zukommen.\nIn Frage kommen zun\u00e4chst die Analysen:\n1.\tdes a-nucleinsauren Natriums,\n2.\tdes \u00df-nucleinsauren Natriums,\n3.\tdes thyminsauren Baryums,\n4.\tmehrere Verbindungen des thyminsauren Baryums, entstanden auf Grund der freien Aldehydgruppe in diesem K\u00f6rper, (z. B. hydrazon\u00e4hnliche Substanzen), Verbindungen, die zugleich weitere Beweise f\u00fcr die Aldehydnatur des Kohlenhydrates sind.","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\nR. Feulgen,\nDie Analysen der unter 2 bis 4 genannten Stoffe werde ich sp\u00e4ter bei Gelegenheit der Besprechung dieser K\u00f6rper bringen; jetzt soll nur das Molekulargewicht des a-nucleinsauren Natriums abgehandelt werden.\nDas zu analysierende nucleinsaure Natrium.\nAm empfehlenswertesten zur Analyse ist das nucleinsaure Natrium, weil es das direkte Endprodukt der Neumann sehen Darstellungsweise bildet. Es hat vor der freien Nucleins\u00e4ure den Vorzug unbegrenzter Haltbarkeit. Kupfersalze sind schwerer zu verarbeiten und auch schwer natriumfrei zu bekommen. Ein Blick auf die oben angegebenen und auf die Natriumsalze umgerechneten Analysenzahlen ganz unparteiischer Autoren zeigt, da\u00df auch diese Werte mit meinen Anschauungen \u00fcber die Molekulargr\u00f6\u00dfe der Nucleins\u00e4ure vorz\u00fcglich \u00fcbereinstimmen, und da\u00df Pr\u00e4parate, auch nach verschiedenen Methoden dargestellt, dennoch zu gebrauchen sind. Besonders vorsichtig jedoch mu\u00df man bei der Darstellung des nucleinsauren Natriums zu Werke gehen, wenn man etwa \u00fcber die Thymins\u00e4ure andere Verbindungen herstellen will; denn es ist zu beachten, da\u00df die hochmolekularen Derivate noch nicht zur Krystallisation gebracht werden konnten, da\u00df vielmehr meistens die Alkoholf\u00e4llung zu ihrer Isolierung benutzt werden mu\u00df, eine Isolierungsmethode, der keine ausw\u00e4hlende Wirkung hinsichtlich zersetzter und unzersetzter Nucleins\u00e4urederivate zukommt. Abgesehen davon, da\u00df also nur solche Derivate in Frage kommen, die durch quantitativen Verlauf der Reaktion entstehen, mu\u00df vor allen Dingen das Ausgangsmaterial, n\u00e4mlich das nucleinsaure Natrium von durchaus einwandfreier Beschaffenheit sein.\nIch mu\u00df an dieser Stelle an die gro\u00dfe Gefahr erinnern, der die Pr\u00e4parate bei zu langer Einwirkung der Natronlauge bei der Neumann sehen Verfl\u00fcssigung der Thymusdr\u00fcsen ausgesetzt sind ; anderseits soll aber alles Eiwei\u00df aus dem Proteid abgespalten werden. Nun ist aber zu bedenken, da\u00df die Biuret-probe sehr empfindlich ist und selbst dann noch positiv ausf\u00e4llt, wenn durch die Analyse ein zu hoher Stickstoffgehalt nicht mehr nachweisbar ist, ferner, da\u00df eine zu lange Ein-","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die \u00abKohlenhydratgruppe\u00bb in der echten Nucleins\u00e4ure. 251\nWirkung der Natronlauge unter allen Umst\u00e4nden das Pr\u00e4parat verdirbt (es entsteht dann keine \u00df-Nucleins\u00e4ure, sondern ein Zersetzungsprodukt)1); man wird mithin lieber eine schwache Biuretprobe in den Kauf nehmen, als die Natronlaugewirkung zu lange ausdehnen, zumal infolge der hochkolloidalen Eigenschaften des wirklich intakten a-nucleinsauren Natriums (mit einem Gallertschmelzpunkt von \u00fcber 50\u00b0) ein Teil der biuret-gebenden Stoffe durch die Alkoholf\u00e4llung des Pr\u00e4parates leicht adsorbiert wird und im Niederschlage erscheint. .\nFr\u00fcher2) wurde gezeigt, da\u00df das \u00fcbliche halbst\u00fcndige Erhitzen der Thymusdr\u00fcsen mit 2\u00b0/oiger Natronlauge allein nicht imstande ist, ein einigerma\u00dfen eiwei\u00dffreies Pr\u00e4parat zu gew\u00e4hrleisten, da\u00df vielmehr ein nachtr\u00e4gliches mehrst\u00fcndiges Erhitzen des Rohproduktes mit Natriumacetatl\u00f6sung zweckm\u00e4\u00dfig angewendet wird. Die nach dieser Darstellungsmethode erzielten Pr\u00e4parate haben sich als sehr geeignet sowohl zur Analyse als auch zur Darstellung der Derivate der Nucleins\u00e4ure erwiesen. Auf einige Dinge, die, wie sich bei l\u00e4ngerer Anwendung der Methode herausgestellt hat, eine glatte Darstellung wesentlich erleichtern, soll am Schl\u00fcsse dieser Abhandlung in Form eines Anhanges eingegangen werden.\nDas lufttrockene nucleins\u00e4ure Natrium enth\u00e4lt je nach dem Feuchtigkeitsgehalte des Raumes, in dem es gelegen hat, noch etwa 10\u201430\u00b0/o (meist etwa 15\u00b0/o) Wasser, dessen gr\u00f6\u00dfter Teil schon bei gew\u00f6hnlicher Temperatur \u00fcber Schwefels\u00e4ure im Vakuum weggeht. Zur Entfernung der letzten Reste ist eine Temperatursteigerung notwendig. Die zul\u00e4ssige Temperatur ergab sich aus meinen fr\u00fcheren Versuchen,* * 8) wobei festgestellt wurde, da\u00df das nucleins\u00e4ure Natrium, trocken erhitzt, allm\u00e4hlich von der a-Form in die b-Form \u00fcbergeht, was am Sinken des Gallertschmelzpunktes kontrolliert wurde. Es zeigte sich, da\u00df bei 80\u00b0 innerhalb mehrerer Stunden noch keine Abnahme des Gallertschmelzpunktes zu beobachten war; dementsprechend trockne ich die Pr\u00e4parate stets im Vakuum \u00fcber\n\u2018) R- Feulgen, Diese Zeitschr., Bd. 91, S. 165 (1914).\n*) R. Feulgen, Diese Zeitschr., Bd. 90, S. 263 (1914).\n8) R. Feulgen, Diese Zeitschr., Bd.91, S. 170 (1914). !","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"252\nR. Feulgen,\nPhosphorpentoxyd bei 80\u00b0 4 Stunden lang. Da \u00fcber die Natur der b-Form so gut wie nichts bekannt ist, so soll sie hier zun\u00e4chst ausgeschlossen und Gegenstand einer besonderen Besprechung werden.\nUnter den genannten Bedingungen ist das Wasser praktisch verschwunden; zwar nimmt mit der Erh\u00f6hung der Temperatur das Gewicht der Substanz noch kontinuierlich ab, doch ist diese Abnahme bis zur Zersetzung nicht erheblich und macht im Stickstoffgehalte etwa 0,1 \u00b0/o aus. Ich analysiere meist lufttrocknes Material und nehme in einer besonderen Probe eine Wasserbestimmung vor.\nZur Elementaranalyse von Nucleins\u00e4uren.\nDie Elementaranalyse von Nucleins\u00e4uren ist dadurch komplizier!, da\u00df wegen des hohen Phosphorgehaltes leicht von Asche eingeschlossene phosphorhaltige Kohle zur\u00fcckbleibt, die schlecht oder garnicht verbrennbar ist. Im allgemeinen kann man bei der Verbrennung von Nucleins\u00e4uren drei F\u00e4lle unterscheiden:\n1.\tEs liegt freie Nucleins\u00e4ure oder ein Salz mit einer organischen Base vor. In diesem Falle erscheint im R\u00fcckst\u00e4nde freie Phosphors\u00e4ure bezw. Metaphosphors\u00e4ure. Verbrennt man freie Nucleins\u00e4ure nach Dennstedt, so bleibt stets eine erhebliche Menge unverbrennbarer Kohle zur\u00fcck. Dennstedt1) empfiehlt, zur Verbrennung phosphorhaltiger E,Wei\u00dfverbindungen ein por\u00f6ses Tonschiffchen zu verwenden. Die bei der Verbrennung gebildete Phosphors\u00e4ure soll dann von dem por\u00f6sen Ton des Schiffchens aufgesaugt werden, wodurch die nunmehr von der Phosphors\u00e4ure befreite Kohle leicht und vollst\u00e4ndig verbrennbar wird. Bei der Nucleins\u00e4ure versagt aber diese Methode. Es wird keine Phosphors\u00e4ure von dem por\u00f6sen Tonschiffchen aufgenommen, und selbst eine eingeschaltete Extraktion des Schiffcheninhaltes f\u00fchrt nicht zum Ziele, immer bleibt eine vollkommen unverbrennliche graphit\u00e4hnliche Kohle zur\u00fcck.\n2.\tEs liegt nucleinsaures Natrium vor, bei dem auf je ein Atom Phosphor ein Atom Natrium kommt. Als R\u00fcckstand\n') Diese Zeitschr., Bd. 52, S. 181 (1907).","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die \u00abKohlenhydratgruppe\u00bb in der echten Nucleins\u00e4ure. 253\ni\nbildet sich in diesem Falle schmelzbares Natriummetaphosphat. Zwar wird auch dieses nicht von dem por\u00f6sen Tonschiffchen aufgenommen, aber bei langer Fortsetzung der Verbrennung gelingt es doch meist, alle Kohle zur Verbrennung zu bringen, da bei Anwendung hoher Temperaturen die dickfl\u00fcssige geschmolzene Asche sich fortw\u00e4hrend in langsamer Bewegung befindet, und allm\u00e4hlich alle Kohle mit dem Sauerstoff in Ber\u00fchrung kommt. Solche F\u00e4lle sind schon bei Beginn der Verbrennung daran zu erkennen, da\u00df die Substanz bei beginnender Verkohlung anf\u00e4ngt, sich stark zu bl\u00e4hen.\n3. Es liegt ein nucleinsaures Natrium vom Typus des guanylsauren Natriums vor. Hier kommen auf je ein Atom Phosphor zwei Atome Natrium; es bildet sich also Natriura-pvrophosphat und ein solcher R\u00fcckstand schmilzt nicht bei der angewandten Temperatur. Derartige Pr\u00e4parate bl\u00e4hen sich bei der Verbrennung nicht, sondern verkohlen ohne merkliche Bewegung. Auch hier bleibt Kohle in der Asche eingeschlossen, diese l\u00e4\u00dft sich aber leicht extrahieren und die von der Asche befreite Kohle verbrennt glatt. Zur Extraktion der gro\u00dfen Aschenmengen hat sich folgendes Verfahren bew\u00e4hrt:\nEin mit einem Filtrierpapier beschickter B\u00fcchnerscher Trichter wird zur H\u00e4lfte mit einem w\u00e4sserigen Brei von gegl\u00fchtem Seesande angef\u00fcllt und in diesen Brei das por\u00f6se Tonschiffchen so eingesenkt, da\u00df nur ein kleiner Rand \u00fcbersteht. Wird jetzt evakuiert, so wird Fl\u00fcssigkeit sehr leicht nicht nur durch den Sand, sondern auch durch das Schiffchen hindurchgesaugt und es gelingt sehr rasch, den Inhalt des Schiffchens und dieses selbst durch Hineinbringen erst von verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure, dann von Wasser vollst\u00e4ndig von Asche zu befreien. Nach dem Trocknen wird die Verbrennung fortgesetzt.\nAuch Baryurasalze von hochmolekularen Nucleins\u00e4ure-derivaten (thyminsaures Baryum) sind sehr schwer zu verbrennen. Hierbei ist es nicht m\u00f6glich, die Asche vollst\u00e4ndig von der Kohle zu befreien.\nAlle die genannten Unbequemlichkeiten lassen sich vermeiden, wenn man \u2014 wie es bis jetzt auch wohl meist geschehen ist \u2014 die Substanz vor der Verbrennung mit geeigneten Stoffen\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. C.\t18","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"254\nR. Feulgen,\nvermischt. Als einfachstes hat sich mir Kupferoxyd bew\u00e4hrt, das aber mit der Substanz sehr innig vermischt werden mu\u00df, sollen nicht schwerverbrennliche Kn\u00f6tchen entstehen. Da aber in diesem Falle das Verfahren nach Dennstedt bei der Elementaranalyse von Nucleins\u00e4uren keine entscheidenden Vorz\u00fcge mehr hat, so wende ich die alte Liebigsche Methode an, bis es gelungen ist, der erw\u00e4hnten Schwierigkeiten in einfacher Weise Herr zu werden.\nDas Molekulargewicht der Nucleins\u00e4ure ergibt sich nach den bisherigen Ausf\u00fchrungen einfach durch Addition von vier Molek\u00fclen Orthophosphors\u00e4ure, vier Molek\u00fclen des Kohlenhydrats von der Molekulargr\u00f6\u00dfe C6H10O4 und je einem Molek\u00fcl Guanin, Adenin, Cytosin und Thymin und Abzug von 11 Molek\u00fclen Wasser, entsprechend den 11 Bindungen. Daraus ergibt sich f\u00fcr das Natriumsalz die empirische Formel C48H47 0!5N15P4Na4 und das Molekulargewicht 1390, w\u00e4hrend unter Zugrundelegung einer Hexose C6H1808 ein Molekulargewicht von 1526 gefordert werden m\u00fc\u00dfte. Die neue Formel ist also um acht Sauerstoff- und acht Wasserstoffatome oderum 136 d.h.um fast 9\u00b0/\u00ab kleiner. Der Unterschied macht im Stickstoffgehalte fast 2 \u00b0/o,im Kohlenstoffgehalte 5\u00b0/o aus; es sind dies die eingangs erw\u00e4hnten bisher unerkl\u00e4rlichen und von Leven e nicht ber\u00fccksichtigten Unterschiede. Abgesehen von den oben erw\u00e4hnten Analysenzahlen \u00e4lterer Untersuchungen von anderen Autoren sprechen meine neueren Werte f\u00fcr diese Ansicht.\nPr\u00e4parat I.\n0,2322 g verloren bei 78* \u00fcber P,06 = 0,0329 g Wasser,\n0,2604 \u00bb entsprachen 24,4 ccm n/io-S\u00e4ure (Kjeldahl),\n0,2583 \u00bb\t*\t24,3\t>\t\u00bb\n0,1613 \u00bb\t>\t22,5\t\u00bb\t\u201c/\u00ab-Lauge\t(Neumann),\n0,1043 \u00bb\t\u00bb\t15,0\t\u00bb\t>\n0,3733 \u00bb gaben 0,4323 g CO, und 0,1591 g H.O.\nBerechnet auf trockne Substanz.\nBerechnet f\u00fcr C45H4,Of5NuP4Na4 :\tGefunden :\nC 37,12\t36,8\nH 3,49\t3,79\nN 15,12\t15,30 15,36\nP. 8,93\t9,01\t9,29.","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die \u00ab Kohl enhy drat grupp e> in der echten Nucleins\u00e4ure. 255\nPr\u00e4parat II.\n0,3029 g verloren bei 78\u00b0 \u00fcber P,05 = 0,0476 g Wasser,\n0,2232 > entsprachen 20,6 ccm n/to-S\u00e4ure (Kjeldahl),\n0,2453 *\t\u00bb\t22.6 >\t>\t(\t\u00bb\t),\n0,1142 >\t\u00bb\t15,4 \u00bb n/\u00ab-Lauge (Neumann),\n0,1202 \u00bb \u00ab 16,6 > \u00bb ( * ).\nBerechnet auf trockene Substanz.\nBerechnet f\u00fcr C48H470*5N1BP4Na4:\tGefunden:\nN 15,12\t15,33 15,32\nP 8,94\t8,89 9,09.\nNun ist es Levene gelungen,* 1) zwei partielle Spaltprodukte aus der Nucleins\u00e4ure darzustellen, die deswegen besonders wertvoll sind, weil sie in Form krystallisierender Salze erhalten wurden. Diese Spaltprodukte \u00e4hneln in ihrer Zusammensetzung sehr den einfachen Nucleotiden, aus denen Levene sich die Nucleins\u00e4ure aufgebaut denkt, da sie sowohl Phosphors\u00e4ure als auch Kohlenhydrat, sowie Base enthalten. Die von L\u00e9vene ver\u00f6ffentlichten Analysenzahlen sind unter Zugrundelegung einer Hexose C6H180\u00c4 f\u00fcr das Kohlenhydrat berechnet, und man sollte meinen, da\u00df sie vor allem dazu berufen w\u00e4ren, die Frage, der Molekulargr\u00f6\u00dfe des Kohlenhydrats durch Analyse zu l\u00f6sen.\nDies ist aber nicht der Fall. Die genannten K\u00f6rper enthalten n\u00e4mlich auf ein Molek\u00fcl des Kohlenhydrates nicht ein, sondern zwei Molek\u00fcle Phosphors\u00e4ure und sind obendrein vierbasisch, soda\u00df das Molek\u00fcl der untersuchten Brucin- oder Baryumsalze im Verh\u00e4ltnis zu dem Kohlenhydrat viel gr\u00f6\u00dfer ist, als das bei der Nucleins\u00e4ure selbst der Fall ist; bei der auf ein Molek\u00fcl Kohlenhydrat nur ein Molek\u00fcl Phospors\u00e4ure und nur ein Natriumatom von kleinem Atomgewichte kommen. Deswegen sind auch die Unterschiede in den Analysenzahlen, das eine Mal mit einer Hexose, das andere Mal mit einem Kohlenhydrat von der Molekulargr\u00f6\u00dfe CjHjqO* berechnet, nur gering, w\u00e4hrend bei der Nucleins\u00e4ure selbst, wie gesagt, diese Unterschiede mehrere Prozente ausmachen. Eine Zusammenstellung wird dies ersichtlich machen:\n*) Levene u. Jacobs, Journ. of Biol. Chem., Bd. 12, S 417.\n1 18*","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\tR. Feulgen,\nI. Ba-Salz der Hexo-Thymidin-Diphosphors\u00e4ure.\n\tBerechnet nach Levene\tBerechnet nach Feulgen\tGefunden von Levene\nc\t\t18,44\t19,2\t18,12\nH\t\t1,96\t2,06\t2,13\nN\t\t3,91\t4,09\t00 **\nP\t\t8,66\t9,06\t9.06\nBa\t\t38,30\t40,1\t38,54\nII. Ba-Salz der Hexo-Cytidin-Diphosphors\u00e4ure.\nC \u2022 . . \u2022 .\t17,08\t17,9\t17,06\nH . . , . .\t1,85\t1,95\t2,49\nN\t\t5,96\t6,27\t5,71\nP\t\t8,82\t9,27\t9,11\nBa\t\t39,00\t41,0\t39,55\nBeim Vergleiche dieser Werte ist noch zu beachten, da\u00df die Ba-Salze dieser K\u00f6rper nicht krystallisiert erhalten wurden, und deswegen auch die von Leven e gefundenen Werte manchmal erheblich von den von Levene selbst geforderten Zahlen abweichen.\nEndlich mu\u00df ich an dieser Stelle einer Ver\u00f6ffentlichung Levenes aus dem Jahre 1912 gedenken. Danach hat Levene1) durch Fermentspaltung aus der echten Nucleins\u00e4ure ein Guano-sinhexosid dargestellt, aus diesem durch halbst\u00fcndiges Kochen mit 2\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure die Hexose abgespalten und aus ihr ein Osazon dargestellt. Diese Versuche sind in Form einer sehr kurzen Mitteilung ver\u00f6ffentlicht. Sie w\u00e4ren f\u00fcr die Nuclein-s\u00e4ureforschung von der allergr\u00f6\u00dften Bedeutung und w\u00fcrden mit meiner Ansicht vollkommen in Widerspruch stehen. Leider hat Levene bis jetzt (in der allerletzten Zeit war mir die amerikanische Literatur allerdings nur l\u00fcckenhaft zug\u00e4nglich) noch keine n\u00e4heren Angaben \u00fcber die Darstellung, speziell \u00fcber die Natur des benutzten Fermentes gemacht, soda\u00df ich\n*) Levene u, Jacobs, Journ. of Biol. Chem.. Bd. 12, S. 377 (1912).","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die \u00abKohlenhydratgruppe\u00bb in der echten Nucleina\u00e4ure. 257\nheute noch nicht \u2014 obgleich die Ver\u00f6ffentlichung bereits 5 Jahre zur\u00fcckliegt \u2014 in der Lage war, zu diesen Versuchen Stellung zu nehmen.\nZum Schl\u00fcsse sei mir eine Vermutung dar\u00fcber gestattet, ob vielleicht das Glucal selbst in der Nucleins\u00e4ure vorkommt, oder nur ein ihm analog gebauter Vertreter der offenbar gro\u00dfen Klasse. Die erstere Meinung w\u00e4re ja immerhin wahrscheinlich, wenn man bedenkt, da\u00df das Glucal ein Derivat des Traubenzuckers und auch aus diesem dargestellt worden ist. Ich glaube aber annehmen zu k\u00f6nnen, da\u00df das in der Nucleins\u00e4ure vorkommende Kohlenhydrat nicht mit dem Glucal identisch ist. Denn erstens ist der Geruch, der bei der alkalischen Verharzung des Glucals auftritt, ein anderer als der, wie er bei der alkalischen Zerst\u00f6rung des fraglichen Kohlenhydrates z. B. in dem oben beschriebenen Versuche sich bemerkbar macht; dann aber ist das Kohlenhydrat in der Nucleins\u00e4ure offenbar noch viel empfindlicher gegen S\u00e4uren und Alkalien, als es selbst das Glucal ist; denn bei derselben Einwirkung (milde Hydrolyse mit Barytwasser), mittels welcher E. Fischer das Glucal aus seiner Acetylverbindung abspaltet, tritt bei der Thymin-s\u00e4ure unfehlbar vollkommene Verharzung ein.\nIm weiteren Verlaufe meiner Untersuchungen will ich versuchen, das Kohlenhydrat (ev. mit Hilfe der beiden freien Aldehydgruppen in der Thymins\u00e4ure) in ein stabileres Derivat umzuwandeln, das eine Abspaltung von der Phosphors\u00e4ure aush\u00e4lt; derartige Versuche behalte ich mir vor.\nDie Untersuchungen wurden mit Mitteln aus der Gr\u00e4fin Bose-Stiftung ausgef\u00fchrt.\nAnhang.\nNotizen zur Darstellung der Nucleins\u00e4ure.\nNachdem die fr\u00fcher beschriebene Methode*) zur Darstellung von nucleinsaurem Natrium aus Kalbsthymus in sehr vielen F\u00e4llen angewendet worden ist, haben sich folgende kleine Abweichungen, die allerdings nicht das Wesen der Methode beeinflussen, sondern nur eine glatte Darstellung erleichtern, als empfehlenswert erwiesen.\n*) R. Feulgen, Diese Zeitschr., Bd. 90, S. 261 (1914).","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258( R. Fe ul gen, Die \u00abKohlenhydratgruppe* in der echten Nucleins\u00e4ure.\n1.\tZu Seite 267, Zeile 20:\nDie Filtration wird nicht durch ein Koliertuch, sondern dureh ein Faltenfilter vorgenommen, das sp\u00e4ter zusammen mit dem R\u00fcckst\u00e4nde ausgekocht wird.\n2.\tZu Seite 268 oben.\nDie erste Rohf\u00e4llung mu\u00df mit Natriumacetatl\u00f6sung l\u00e4ngere Zeit erhitzt werden. Nun enth\u00e4lt die Masse aber noch von der Alkoholf\u00e4Uung her Reste Alkohol, die in zweierlei Weise die weitere Verarbeitung st\u00f6ren k\u00f6nnen: Einerseits neigt der verdampfende Alkohol sehr zu Siedeverzug, soda\u00df die Fl\u00fcssigkeit beim Erhitzen trotz Siedesteinchen heftig st\u00f6\u00dft, anderseits k\u00f6nnen sich w\u00e4hrend der nachfolgenden Filtration im Filter Alkoholdampfblasen entbinden und dasselbe verstopfen, soda\u00df die Filtration sehr langsam verl\u00e4uft. Der Alkohol wird zweckm\u00e4\u00dfig entfernt, indem man die Erhitzung nicht am R\u00fcckflu\u00dfrohr, sondern in einem offenen Kolben vornimmt.\n3.\tZu Seite 268, Zeile 15.\nDie zweite F\u00e4llung wird zweckm\u00e4\u00dfig mit siedendem Alkohol in der auf 80\u00b0 erw\u00e4rmten L\u00f6sung vorgenommen. In diesem Falle f\u00e4llt das nucleins\u00e4ure Natrium weich aus und klebt sofort am Boden fest. Durch Peitschen mit einem Holzstabe kann die Mutterlauge leicht von schwebenden Partikelchen bis zur Kl\u00e4rung befreit und dann einfach abgegossen werden. Man erspart so die Prozedur des Absaugens. Durch Schwenken des noch hei\u00dfen Topfes wird der gr\u00f6\u00dfte Teil des noch anhaftenden Alkohols zum Verdampfen gebracht. Durch Aufstellen auf das Wasserbad kann dieser Vorgang vollendet werden. Der R\u00fcckstand wird unter allm\u00e4hlicher Verwendung von 1 Liter hei\u00dfen Wassers aus dem Kessel herausgel\u00f6st, in einen 2 Literkolben gebracht und nach S. 269, Zeile 2 weiterbehandelt.\n4.\tZu Seite 269, Zeile 6.\nDie dritte F\u00e4llung wird zweckm\u00e4\u00dfig in der K\u00e4lte vorgenommen, damit man ein por\u00f6ses Pr\u00e4parat erh\u00e4lt, das sich mit Alkohol leicht entw\u00e4ssern l\u00e4\u00dft. Da jedoch in der K\u00e4lte die L\u00f6sung eine feste Gallerte bildet, verf\u00e4hrt man derart, da\u00df man zu der hei\u00dfen mit etwas Natriumacetat versetzten L\u00f6sung vorsichtig unter Umr\u00fchren kalten Alkohol bis zur beginnenden Tr\u00fcbung zusetzt, dann abk\u00fchlen l\u00e4\u00dft und nun erst den Rest des Alkohols zur eigentlichen F\u00e4llung zuf\u00fcgt.","page":258}],"identifier":"lit20684","issued":"1917","language":"de","pages":"241-258","startpages":"241","title":"\u00dcber die \"Kohlenhydratgruppe\" in der echten Nucleins\u00e4ure, II. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"100"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:08:33.761538+00:00"}