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{"created":"2022-01-31T14:40:26.565866+00:00","id":"lit20685","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Salkowski, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 100: 259-262","fulltext":[{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"Notiz \u00fcber den Fettgehalt der menschlichen Gallensteine.\nVon\n\u00a3. Salkowski.\n(Aus der chemischen Abteilung des Pathologischen Instituts der Universit\u00e4t Berlin.)\n(Der Redaktion zugegangen am 4. August 1917.)\nDie \u00e4lteren Hand- und Lehrb\u00fccher der physiologischen Chemie f\u00fchren als Bestandteil der Gallensteine auch Neutral-fett an, so Gorup-Besanez1) \u00abverseifbares Fett (v. Planta und Kekul\u00e9)\u00bb. Auch Hoppe-Seyler sagt in seinem Lehrbuch, S. 323, \u00abGeringe Mengen verseifbaren Fettes sind in Gallensteinen2) von Hein, v. Planta und Kekul\u00e9 und anderen beobachtet\u00bb. Die neueren Lehrb\u00fccher dr\u00fccken sich nicht so bestimmt aus. An sich hat die Frage, ob in den Gallensteinen Neutralfett vorkommt oder nicht, nat\u00fcrlich kein besonderes Interesse, sie ist aber von Bedeutung f\u00fcr die Darstellung des Cholesterins. Dieser liegt meistens die Vorstellung zugrunde, da\u00df die Gallensteine Fett enthalten, das nat\u00fcrlich mit dem Cholesterin in L\u00f6sung geht, also beseitigt werden mu\u00df. Dementsprechend lautet die Vorschrift in der Regel dahin, da\u00df das rohe Cholesterin zur Reinigung mit alkoholischer Kalilauge zu erhitzen sei.3) Soviel ich sehen kann, weichen nur R\u00f6hmann und S. Fr\u00e4nkel hiervon ab. R\u00f6hmann sagt in seiner \u00abBiochemie\u00bb S. 602 : \u00abZur Darstellung von Cholesterin dienen Gallensteine. Sie werden zerrieben und mit \u00c4ther extrahiert. Der \u00c4therr\u00fcckstand wird aus siedendem Alkohol umkrystallisiert.\u00bb \u00c4hnlich lautet die Vorschrift von S. Fr\u00e4nkel.4)\n*) Lehrbuch, 3. Aufl., S. 535.\n*) Dem Zusammenh\u00e4nge nach meinen beide Autoren augenscheinlich menschliche Gallensteine.\n8) Hoppe-Seyler-Thierfelder,Handb. usw.,8. Aufl., S. 302 (1909).\n4) Deskriptive Biochemie, S. 188.\ni","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nE. Salkowski,\nIch habe nun schon einmal daraufhingewiesen, da\u00df ich in Gallensteinen kein Fett habe finden k\u00f6nnen, sondern nur Fetts\u00e4uren.1) Eine sich mir bietende Gelegenheit, diese Angabe nochmals zu pr\u00fcfen, habe ich nicht unbenutzt vor\u00fcbergehen lassen wollen.\nZu einem bestimmten Zweck, der hier uner\u00f6rtert bleiben kann, wurde eine gr\u00f6\u00dfere Quantit\u00e4t, etwa 100 g Cholesterin, das aus Gallensteinen durch Ausziehen mit \u00c4ther, Aussch\u00fctteln der \u00e4therischen L\u00f6sung mit verd\u00fcnnter Natronlauge zur Entfernung von Fetts\u00e4uren, Verdunsten der \u00e4therischen L\u00f6sung dargestellt war, nochmals aus Alkohol umkrystallisiert. Die hierbei entfallende Mutterlauge stellte nach dem Abdestillieren bezw. Verdampfen des gr\u00f6\u00dften Teils des Alkohols eine breiige mit Cholesterinkrystallen durchsetzte Masse dar. Sie mu\u00dfte das Fett, wenn solches vorhanden, enthalten.\nZur Untersuchung hierauf wurde dieselbe in \u00c4ther gel\u00f6st, die \u00e4therische L\u00f6sung zun\u00e4chst, um sie von etwa noch vorhandenen Fetts\u00e4uren zu befreien, nochmals mit verd\u00fcnnter Natronlauge, dann mit Wasser ausgesch\u00fcttelt. Die durch ein trockenes Filter filtrierte \u00c4therl\u00f6sung wurde abdestilliert, der R\u00fcckstand l\u00e4ngere Zeit unter R\u00fcckflu\u00df mit alkoholischer Kalilauge gekocht, wobei auffallend rote F\u00e4rbung eintrat, mit Wasser verd\u00fcnnt und mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt, der das noch vorhandene Cholesterin aufnahm. Die vom \u00c4ther befreite alkalische L\u00f6sung gab beim Ans\u00e4uern mit Salzs\u00e4ure eine starke milchige Tr\u00fcbung, die jedoch, wie die weitere Untersuchung zeigte, nicht von Fetts\u00e4uren herr\u00fchrte. Beim Aussch\u00fctteln mit \u00c4ther wurde die milchige Fl\u00fcssigkeit ganz klar. Die \u00c4therl\u00f6sung hinterlie\u00df beim Abdestillieren einen br\u00e4unlichen R\u00fcckstand, der sich, wiederum in scheinbarer \u00dcbereinstimmung mit Fetts\u00e4uren, in Natriumcarbonatl\u00f6sung beim Erw\u00e4rmen klar l\u00f6ste, die L\u00f6sung erstarrte indessen beim Erkalten nicht zu Seifenleim. Auf Zusatz von Salzs\u00e4ure zu der alkalischen L\u00f6sung schied sich eine harzartige Masse aus, die abfiltriert, gewaschen und an der Luft getrocknet wurde. Sie bildete nun ein spr\u00f6des,\n*) Diese Zeitschr., Bd, 98, S. 284.","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Notiz \u00fcber den Fettgehalt der menschlichen Gallensteine. 261\nleicht zerreibliches Harz, das, auf dem Platinblech erhitzt, unter Verbreitung eines terpentinartigen Geruches schmolz und mit leuchtender Flamme verbrannte, ohne R\u00fcckstand zu hinterlassen. Von sonstigen Eigenschaften sei erw\u00e4hnt :\nSchmelzpunkt bei etwa 93\u00b0.\nLeicht l\u00f6slich in \u00c4ther, Chloroform, Alkohol, Aceton, Eisessig.\nDie L\u00f6sung in konzentrierter Schwefels\u00e4ure war gelb ohne Fluorescenz oder Dichroismus.\nPettenkofersche Reaktion war weder in der alkalischen noch in der Eisessigl\u00f6sung zu erhalten.\n\u00dcber die Natur dieser harzartigen Substanz konnte bei der geringen Menge nichts weiter festgestellt werden, ihre f\u00fcr ein Derivat des tierischen Organismus ungew\u00f6hnliche Beschaffenheit lie\u00df aber die Frage auflauchen, ob sie \u00fcberhaupt von den Gallensteinen abstammt und nicht vielleicht eine Verunreinigung des gebrauchten Alkohols darstellt. An eine derartige Erkl\u00e4rung lassen alte, wenig beachtete und doch nicht unwichtige Beobachtungen denken, die seinerzeit G. Salomon1) \u00fcberdas Vorkommen von Traubenzucker in angeblich reinstem Alkohol\ngemacht hat. Er fand solchen \u2014 zu ungef\u00e4hr 0,13 g in 1 Liter \u2014\n*\nin den besten Sorten Alkohol aus renommierten Bezugsquellen (Kahlbaum, Gilka, Schering). Die Erkl\u00e4rung findet Salomon darin, da\u00df der Alkohol, wenn er auch in Glasballons geliefert wird, doch zu irgend einer Zeit in F\u00e4ssern gelagert hat und diese h\u00e4ufig fr\u00fcher zur Aufbewahrung zuckerhaltiger alkoholhaltiger Fabrikate gedient haben; doch d\u00fcrfte dieses f\u00fcr den Alkohol von Kahlbaum und Schering kaum zutreffen. Im vorliegenden Falle war daran zu denken, da\u00df der Alkohol bei der Lagerung aus dem Eichenholz der F\u00e4sser Substanzen \u00e4hnlicher Art, wie die beschriebene, bezw. nach dem Beharideln mit alkoholischer Kalilauge sich \u00e4hnlich verhaltende, aufgenommen haben k\u00f6nnte. Das ist jedoch nach der hierauf gerichteten Untersuchung nicht der Fall. 1 Liter desselben Alkohols, der zum Umkrystallisieren gedient hatte, wurde abdestilliert und\n*) G. Salomon, Zentralbl. f. die med. W. 1876, Nr. 22.","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262 E. Salkowski, \u00dcber den Fettgehalt der menschl. Gallensteine.\nschlie\u00dflich auf dem Wasserbad zur Trockne gedampft. Es hinterblieb ein gelblicher \u00dcberzug in der Schale in geringer Quantit\u00e4t, der sich im Wasser leicht l\u00f6ste. Die L\u00f6sung f\u00e4rbte sich bei Zusatz von ein wenig Ferriammonsulfatl\u00f6sung gr\u00fcnlich. Ferner vertiefte sich die gelbe Farbe bei Zusatz von Natronlauge. Die alkalisierte L\u00f6sung gab mit ein wenig Kupfersulfatl\u00f6sung versetzt und erhitzt Ausscheidung von rotem Kupferoxydul in sehr geringer Quantit\u00e4t. In dem Alkohol waren also wohl Spuren von \u00abeisengr\u00fcnender\u00bb Eichenholzgerbs\u00e4ure vorhanden. Die Ursache der reduzierenden Wirkung mu\u00df dahingestellt bleiben.\nDie untersuchten Gallensteine enthielten also kein Fett, sondern eine harzartige, in ihren L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnissen dem Fett sich \u00e4hnlich verhaltende Substanz. Da\u00df in manchen Gallensteinen auch Fett Vorkommen k\u00f6nnte, vermag ich nat\u00fcrlich nicht in Abrede zu stellen.","page":262}],"identifier":"lit20685","issued":"1917","language":"de","pages":"259-262","startpages":"259","title":"Notiz \u00fcber den Fettgehalt der menschlichen Gallensteine","type":"Journal Article","volume":"100"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:40:26.565871+00:00"}