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{"created":"2022-01-31T14:18:20.506641+00:00","id":"lit20692","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kylin, Harald","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 101: 77-88","fulltext":[{"file":"p0076s0001.txt","language":"de","ocr_de":"HOPPE-SETLER\u2019S ZEITSCHRIFT\nf\u00f6r\nPHYSIOLOGISCHE CHEMIE\nunter Mitwirkung von\nE. ABDERHALDEN-Halle, SVANTE ARRHENIUS-Stockholm, G. \u25bc. BUNGE-Basel, A. EIXINGER-Frankfurt a. M., H. EULER-Stockholm, EMIL FISCHER-Berlin, H.FISCHER-Innsbruck, R. GOTTLIEB-Heidelberg, W.v. GULEWITSCH-Moskau, 0. HAMMARSTEN-Upsala, S. G. HEDIN-Upsala, V. HENRIQUES-Kopenhagen, G. HOPPE-SEYLER-Kiel, 0. KESTNER-Hamburg, F. KNOOP-Freiburg i. Br., R. KOBERT-Rostock. L. KREHL-Heidelberg, Wm. K\u00dcSTER-Stuttgart, CARL TH. M\u00d6RNER-Upsala, F. v. M\u00dcLLER-M\u00fbnchen, J. P. PAW-LOW-St Petersburg, C. A. PEKELHARING-Utrecht, F* PREGL-Gm, E. SALKOWSKI-Berlin, M. SIEGFRIED-Leipzig, S. P. L. 8\u00d6RENSEN-Kopenhagen, H. STEUDEL-Berlin, H. THIERFELDER-Tttbingen, H. WIELAND-M\u00fbnchen, R. WILLST\u00c0TTER-M\u00fcnchen, A.WINUAUS-G\u00f6ttingen, E. WINTERSTEIN-Z\u00fcrich, R. y. ZEYNEK-Prag\nherausgegeben von\nA. KOSSEL,\nProfessor der Physiologie in Heidelberg\nEinhundertunderster Band: Drittes und Tiertes Heft.\n(Avegeceben am 26. Januar 1218.)\n*\nSTRASSB\u00dcRG\nVERLAG TOS KARL J. TR\u00dcBNER 1918.","page":0},{"file":"p0076s0002.txt","language":"de","ocr_de":"EINHUNDERTUNDERSTER BAND,\nDRITTES UND VIERTES HEFT.\nfafc<\u00bb\tSeit\u00ab\nKylin, Harald. Zur Kenntnis der wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate\nder Laubbl\u00e4tter.......................... . . . .\t77\nLifbehttta, J. Zur Analyse des Cholesterins................ 89\nRudolf, Johann. Ober das Fett des Blutes bei gesunden und\nkranken Pferden..................................... 99\nRuoss, H. Die Bestimmung der Eigenreduktion und der Dextrose\nim Urin mit alkalischer Glycerinkupferl\u00f6sung........ 131\nMeyerhof, Otto. Ober das Vorkommen des Coferments der alkoholischen Hefeg\u00e4rung im Muskelgewebe und seine mutma\u00dfliche Bedeutung im Almungsmechanismus. (Vorl\u00e4ufige Mitteilung.) ................................................ 166\nJansen, W. H. Kalkstudien am Menschen. I. Mitteilung. Zur\nMethodik der Bestimmung des Blutkalks............... 176\nF\u00fcr das n\u00e4chste Hefte sind Arbeiten eingegangen von:\nH. Ruoss, W. H. Jansen, F. Knoop, E. Hirschberg und H. Winterstein, A. Windaus und E. Rahlen.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift ffir physiologische Chemie erscheint in B\u00e4nden von 6 Heften, im Gesamtumfang von ca. 20 Bogen. Preis des Bandes 12 Mark.\nKurze Notizen oder Bemerkungen xu anderen Arbeiten werden in der Regel am Schlu\u00df des Heftes und au\u00dferhalb der Reihenfolge des Eingangsdatums mitgeteilt. \u2014 Bereits in anderen Zeitschriften ver\u00f6ffentlichte Arbeiten, sowie Referate Ober bereits publixierte Arbeiten werden nicht aufgenommen.\nDas Honorar betr\u00e4gt f\u00fcr den Druckbogen 26 Mark. Von jeder Arbeit werden dem Verfasser 76 Separaft-Abdrficke gratis geliefert\nln bexug auf die Rechtschreibung der Fachausdr\u00fccke sind bis auf weiteres die Publikationen der Deutschen chemischen Gesellschaft ma\u00dfgebend. In xweifelhaften F\u00e4llen wird der etymologische und internationale Standpunkt vor dem phonetischen bevorzugt","page":0},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate der\nLaubblfttter.\nVon\nHarald Kylln.\n(Aus dem medizinisch-chemischen Institut der Universit\u00e4t Upsala *\n(Der Redaktion zugegangen am 17. September 1917.)\nIn bezug auf die Produkte, die sich bei der Assimilation in den Laubbl\u00e4ttem bilden, unterscheidet man wie bekannt nach Stahl (1900, S. 558) zwei verschiedene Typen, n\u00e4mlich die St\u00e4rkebl\u00e4tter und die Zuckerbl\u00e4tter. St\u00e4rkebl\u00e4tter nennt man solche, die beim Assimilationsproze\u00df rasch und reichlich St\u00e4rke speichern, Zuckerbl\u00e4tter dagegen diejenigen, welche in der freien Natur niemals oder doch nur unter den g\u00fcnstigsten Assimilationsbedingungen St\u00e4rke bilden, die aber die Produkte der Assimilation in l\u00f6slicher Form anh\u00e4ufen. Der Gegensatz liegt also darin, ob St\u00e4rke bei der Assimilation gebildet wird oder nicht, und es w\u00e4re demnach vielleicht richtiger, von \u00abSt\u00e4rkebl\u00e4tter\u00bb und \u00abNicht-St\u00e4rkebl\u00e4tter\u00bb zu sprechen, da es ja nicht von vornherein auszuschlie\u00dfen ist, da\u00df die Assimilations* Produkte der Zuckerbl\u00e4tter andere wasserl\u00f6sliche Kohlenhydrate als die Zuckerarten sein k\u00f6nnen.\nDie von Stahl durchgef\u00fchrte Unterscheidung zwischen St\u00e4rkebl\u00e4ttern und Zuckerbl\u00e4ttern gr\u00fcndet sich auf die Untersuchungen von Meyer und Schimper. Meyer (1885) hat eine gro\u00dfe Menge Laubbl\u00e4tter untersucht, und er hat dahei nachweisen k\u00f6nnen, da\u00df es Pflanzen gibt, die nur sehr geringe Mengen St\u00e4rke oder sogar keine bilden, w\u00e4hrend andere in ihren Bl\u00e4ttern St\u00e4rke in gro\u00dfen Mengen anh\u00e4ufen. Er stellte auch fest, da\u00df der Pre\u00dfsaft aus Bl\u00e4ttern, die keine oder nur sehr wenig St\u00e4rke speichern, im allgemeinen eine gr\u00f6\u00dfere Menge reduzierender Kohlenhydrate enth\u00e4lt als der Pre\u00dfsaft der lebhaft st\u00e4rkespeichernden Bl\u00e4tter, ln bezug auf die Menge\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CI\t6","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nHarald Kylin,\nder wasserl\u00f6slichen, nicht reduzierenden Kohlenhydrate kann man aus den Angaben von Meyer keine sichere Schlu\u00dffolgerung ziehen. Von besonderem Interesse ist aber die Angabe, da\u00df in den Bl\u00e4ttern von Yucca filamentosa ein wasserl\u00f6sliches, nicht reduzierendes Kohlenhydrat in nicht unbedeutenden Mengen vorkommt. Meyer behauptet, da\u00df dieses Kohlenhydrat mit dem von Schraiedeberg in Scilla maritima gefundenen Sinistrin identisch sei. Dies ist wohl nicht so ganz sicher, soviel ist aber sicher, da\u00df das von Meyer in Yucca filamentosa entdeckte Kohlenhydrat zu der Inulinreihe geh\u00f6rt, wenn man mit dieser Reihe alle diejenigen Kohlenhydrate zusammenfa\u00dft, die linksdrehend sind und bei der Hydrolyse L\u00e4vulose geben. St\u00e4rke kommt in den Bl\u00e4ttern von \\ ucca filamentosa nicht vor; sie wird von dem \u00abSinistrin\u00bb ersetzt.\nSchimper hat einige Pflanzen in bezug auf ihren Gehalt an Glykose und St\u00e4rke untersucht und ist dabei zu der Schlu\u00dffolgerung gekommen, \u00abda\u00df die Menge der Glykose derjenigen der St\u00e4rke umgekehrt proportional ist\u00bb (Schimper, 1885, S. 779). Unter Glykose versteht Schimper in diesem Zusammenhang reduzierende Zuckerarten. Die Mengen von Glykose und St\u00e4rke wurden nicht quantitativ bestimmt, sondern nur ann\u00e4herungsweise gesch\u00e4tzt.\nWie oben erw\u00e4hnt wurde, gr\u00fcndet sich die von Stahl durchgef\u00fchrte Unterscheidung zwischen St\u00e4rkebl\u00e4ttern und Zuckerbl\u00e4ttern auf die Untersuchungen von Meyer und Schimper, also auf die Tatsache, da\u00df in den Bl\u00e4ttern die Menge der reduzierenden Zuckerarten derjenigen der St\u00e4rke umgekehrt proportional ist. Eine Ausnahme von dieser Regel ist aber schon durch die Arbeit von Meyer bekannt, indem dieser nachweisen konnte, da\u00df die Bl\u00e4tter von Allium schoeno-pratum nur sehr geringe Mengen reduzierender Zuckerarten enthalten, trotzdem sie keine St\u00e4rke speichern, und es ist ja von vornherein wahrscheinlich, da\u00df es auch andere Pflanzen gibt, die in dieser Hinsicht mit Allium schoenoprasum \u00fcbereinstimmen. Nun fragt es sich aber, welche Stoffe diese Pflanzen bei ihrer Assimilation aufspeichern. Bei Beantwortung","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis d\u00abr wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate der Laubbl\u00e4tter. 79\ndieser Frage mu\u00df man in erster Linie die wasserl\u00f6slichen, nicht reduzierenden Kohlenhydrate ber\u00fccksichtigen, da es wahrscheinlich ist, da\u00df diejenigen Bl\u00e4tter, die nur geringe Mengen reduzierender Zuckerarten oder St\u00e4rke enthalten, eine gr\u00f6\u00dfere Menge wasserl\u00f6slicher, nicht reduzierender Kohlenhydrate bilden, und ich habe deshalb die Mengen der reduzierenden Zuckerarten und der wasserl\u00f6slichen, nicht reduzierenden Kohlenhydrate teils in einigen Zuckerbl\u00e4ttern, teils in einigen St\u00e4rkebl\u00e4ttern quantitativ untersucht.\nZu dieser Untersuchung wurde ich durch meine Studien \u00fcber die Assimilationsprodukte einiger Phaeophyceeu angeregt. Ich habe n\u00e4mlich nachgewiesen, da\u00df es bei einigen hergeh\u00f6rigen Algen, die nie St\u00e4rke bilden, und die nur sehr geringe Mengen reduzierender Zuckerarten enthalten, ein besonderes Polysaccharid gibt, das Laminarin genannt worden ist. Das Laminarin ersetzt physiologisch die St\u00e4rke anderer Pflanzen. Und meiner Meinung nach ist es nicht von vornherein unwahrscheinlich, da\u00df es unter den sogenannten Zuckerbl\u00e4ttern solche gibt, bei denen die St\u00e4rke von wasserl\u00f6slichen Polysacchariden irgend einer Art ersetzt wird, in derselben Weise wie es bei einigen bisher untersuchten Braunalgen der Fall ist.\nJ\u00fcngst ist eine Arbeit von Gast erschienen, in welcher f\u00fcr einige Laubbl\u00e4tter nicht nur die Zuckerarten, Saccharose, Maltose, Dextrose und L\u00e4vulose, sondern auch die St\u00e4rke bestimmt worden sind. Die Resultate habe ich in der Tabelle I zusammengestellt.\nTabelle 1.\nKohlenhydrate in Proz. des Trockengewichtes lh bis 3 h nachm.\n\t\u2022\t\t\t\t\t\n\tSt\u00e4rke\tSac- charose\tMaltose\tDex- trose\tL\u00e4- vulose 1\tGesamt- zucker\nTropaeolam raajus . .\t6,44\t4,37\t1,07\t0,48\t3,28\t9,20\nCucurbita ficifolia . .\t6,06\t2.63\t0,58\t0,00\t0,85\t4,06\ntfilis vinifera ....\t5,34\t3,12\t0,53\t1,01\t1,66\t6,32\nMusa ensete . . .\t0,67\t7,36\t0,6\u00ab\t2,62\t2,43\t13,09\nCanna iridifolia . . .\t1,27\t5,89\t0,38\t0,00\t0,3\u00d6\t6,57\nft*","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"Harald Kylin,\n80\nUnter den von Gast untersuchten Pflanzen sind in bezug auf die St\u00e4rkemenge Tropaeolum majus, Cucurbita fici-folia und Vitis vinifera zu den St\u00e4rkebl\u00e4ttern zu stellen, Musa ensete und Canna iridifolia am besten unter den Zuckerbl\u00e4ttern einzureihen. Unter den untersuchten St\u00e4rkebl\u00e4ttern besitzt Cucurbita eine geringe Menge reduzierender Zuckerarten, Tropaeolum dagegen eine betr\u00e4chtliche Menge; Vitis nimmt eine Mittelstellung ein. Unter den Zuckerbl\u00e4ttern enth\u00e4lt Musa eine betr\u00e4chtliche Menge reduzierender Zuckerarten, Canna dagegen nur geringe Mengen. Die von Schimper behauptete umgekehrte Proportionalit\u00e4t zwischen reduzierenden Zuckerarten und St\u00e4rke l\u00e4\u00dft sich demnach nicht immer best\u00e4tigen.\nln diesem Zusammenhang m\u00f6chte ich auch auf eine Untersuchung von M\u00fcller (1904) hinweisen, nach welcher die St\u00e4rkebl\u00e4tter eine gr\u00f6\u00dfere Menge Assimilationsprodukte als die Zuckerbl\u00e4tter aufzuh\u00e4ufen verm\u00f6gen. Die Beobachtung von M\u00fcller trifft gut zu, wenn man Canna iridifolia mit den drei St\u00e4rkebl\u00e4tter f\u00fchrenden Pflanzen vergleicht, dagegen nicht, wenn man anstatt Canna iridifolia Musa ensete ber\u00fccksichtigt.\n* *\n*\nDie von mir untersuchten Bl\u00e4tter sind w\u00e4hrend der Mittagszeit, zwischen l*1\u20142*1 nachmittags, eingesammelt worden, also w\u00e4hrend einer Zeit, wo man zu erwarten hat, da\u00df die Bl\u00e4tter Assimilationsprodukte am reichlichsten enthalten. Die Untersuchung ist in der letzten Woche des Mai und der ersten H\u00e4lfte des Juni dieses Jahres (1917) gemacht worden. W\u00e4hrend dieser Zeit herrschte ein warmes, heiteres Wetter, also Bedingungen, welche die Assimilationsintensit\u00e4t g\u00fcnstig beeinflu\u00dften.\nVon jeder der untersuchten Arten wurden 100 g frisch gepfl\u00fcckter Bl\u00e4tter abgewogen. \u2014 Gleichzeitig wurden etwa 1,5 g Bl\u00e4tter abgewogen, um das Trockengewicht zu bestimmen. \u2014 Die Bl\u00e4tter wurden zerschnitten, nach Zusatz von etwas Calciumcarbonat, um die Pflanzens\u00e4uren zu neutralisieren,","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate der Laubbl\u00e4ttcr. 81\nmit 750 ccm siedendem Wasser \u00fcbergossen, und dann eine Viertelstunde im Wasserbad erw\u00e4rmt. Nach einem Tage wurde das Extrakt abdekantiert, das Material mit 500 ccm Wasser \u00fcbergossen, dann eine Viertelstund\u00e9 im Wasserbade erw\u00e4rmt und nach einem Tage wieder abdekantiert. Dieses Verfahren wurde noch einmal wiederholt, und das Material schlie\u00dflich ausgepre\u00dft. Die vereinigten drei Extrakte wurden dann zu etwa 125 ccm konzentriert, mit Bleiessig gef\u00e4llt, zu 200 ccm erg\u00e4nzt und dann \u00dfltriert.\nDurch diese Behandlung habe ich beabsichtigt, die wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate so gut wie m\u00f6glich zu extrahieren. Um den Rohrzucker vor Hydrolyse zu sch\u00fctzen, wurde Calciumcarbonat zugesetzt, und anhaltende, h\u00f6here Temperatur w\u00e4hrend des Extrahierens vermieden. Durch den Zusatz von Bleiessig wurden die Gerbstoffe und diejenigen amorphen Kohlenhydrate, die zu den Pflanzenschleimen und den Pektinstoffen geh\u00f6ren, entfernt.\t|\nNach dem Abliltrieren des Bleiessigniederschlages wurde das Filtrat auf sein optisches Drehungsverm\u00f6gen und sein Reduktionsverm\u00f6gen (durch Titrierung nach Fehling) untersucht\nDann wurden von dem Filtrate zwei Portionen von je 35 ccm abgemessen, und die eine mit Essigs\u00e4ure bis zu etwa 37*, die andere mit Schwefels\u00e4ure bis zu etwa 3\u00b0/o versetzt. -- Beim Zusatz von Schwefels\u00e4ure mu\u00dfte ber\u00fccksichtigt werden, da\u00df das Filtrat Bleiacetat enthielt. \u2014 Die beiden Portionen wurden dann in siedendem Wasserbade w\u00e4hrend zwei Stunden hydrolysiert, und nach Zusatz von derjenigen Wassermenge, die w\u00e4hrend der Hydrolyse verdunstet war, auf Drehungs- und Reduktionsverm\u00f6gen untersucht.\nAuf Grund der Bestimmung des Reduktionsverm\u00f6gens des nicht hydrolysierten Filtrates l\u00e4\u00dft sich die Summe der reduzierenden Zuckerarten bestimmen, und sie ist in der Tabelle 2 als Dextrose berechnet worden. Die Menge des Rohrzuckers l\u00e4\u00dft sich aus der Ver\u00e4nderung des Drehungsverm\u00f6gens oder aus derjenigen des Reduktionsverm\u00f6gens nach der Hydrolyse mit Essigs\u00e4ure berechnen, nat\u00fcrlich unter der Voraussetzung, da\u00df die Essigs\u00e4ure andere Saccharide, die eventuell vorhanden","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nHarald Kylin.\nsein k\u00f6nnen, intakt l\u00e4\u00dft. In der Tabelle 2 sind die Rohrzuckermengen in beiden, oben erw\u00e4hnten Weisen berechnet worden; die Berechnung nach der Ver\u00e4nderung des DrehungsVerm\u00f6gens hat einen etwas h\u00f6heren Wert gegeben als die nach der Ver\u00e4nderung des Reduktionsverm\u00f6gens. \u2014 Man erh\u00e4lt die Menge des im Filtrate anwesenden Rohrzuckers, wenn man die im 2 dm-Rohre gemessene Rotationsverminderung mit 0,57 multipliziert. \u2014 Die Vergr\u00f6\u00dferung des Reduktionswertes nach der Hydrolyse mit Essigs\u00e4ure habe ich als Dextrose berechnet und den dabei gefundenen Wert als die Menge des im Filtrate vorhandenen Rohrzuckers betrachtet. 1 g Rohrzucker gibt freilich 105 g Invertzucker, da aber .das Reduktionsverm\u00f6gen der L\u00e4vu-lose etwas kleiner ist als das der Dextrose (L\u00e4vulose : Dextrose = 92 : 100), ist diese Berechnungsweise ziemlich richtig. \u2014 Der Unterschied im Reduktionsverm\u00f6gen nach der Hydrolyse mit Essigs\u00e4ure und derjenige mit Schwefels\u00e4ure bezieht sich auf die Menge der Di- und Polysaccharide, Rohrzucker ausgenommen. Das Reduktionsverm\u00f6gen nach der Hydrolyse mit Schwefels\u00e4ure gestattet eine (wenigstens approximative) Berechnung der Gesamtmenge wasserl\u00f6slicher Kohlenhydrate. In der Tab. 2 sind sie als Dextrose berechnet worden.\nDer Umstand, da\u00df in den Pflanzenextrakten ein Gemisch von Sacchariden vorliegt, beeinflu\u00dft in unvorteilhafter Weise die Genauigkeit der Analysenresultate und die in der Tabelle 2 zusammengestellten Angaben sind deshalb nur approximativ richtig. Da aber die Untersuchung in. bezug auf alle Bl\u00e4tter in derselben Weise fortgetrieben worden ist. gestatten doch diese Angaben einen Vergleich zwischen den Mengen wasserl\u00f6slicher Kohlenhydrate in den beiden Typen, den Zuckerbl\u00e4ttern und St\u00e4rkebl\u00e4ttern. \u2014 In bezug auf die Tabelle 2 sei weiter bemerkt, da\u00df die Prim\u00e4rangaben \u00fcber das Drehungsund Reduktionsverm\u00f6gen vor und nach der Hydrolyse sich auf 200 ccm Filtrat beziehen. Die daraus berechneten Mengen mu\u00df man demnach verdoppeln, um Angaben \u00fcber die Mengen der verschiedenen Kohlenhydrate des Ausgangsmateriales (100g), in Prozent des Frischgewichtes ausgedr\u00fcckt, zu bekommen. \u2014 Das Vorkommen oder Nicht-Vorkommen von St\u00e4rke wurde von Sachs'","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate der Laubbl\u00e4tter. 83\nJodprobe untersucht. Bei den als Zuckerbl\u00e4tter angef\u00fchrten Bl\u00e4ttern lie\u00dfen sich geringe Mengen St\u00e4rke bei V erat rum nigrum und Convallaria majalis nachweisen, die \u00fcbrigen waren st\u00e4rkefrei. Taraxacum, Bunias und Acer besa\u00dfen reiche Mengen St\u00e4rke, Hosta und Tilia dagegen m\u00e4\u00dfige Mengen.\nTulipa silvestris. Die Bl\u00e4tter dieser Pflanze enthalten besonders gro\u00dfe Mengen reduzierender Zuckerarten und wie aus dem Drehungsverm\u00f6gen hervorgeht, liegt in diesem Falle haupts\u00e4chlich Dextrose vor. Au\u00dferdem enthalten die Bl\u00e4tter etwa l\u00b0/o Rohrzucker, w\u00e4hrend \u00fcbrige Saccharide nur in geringer Menge vorhanden sind. Die frischen Bl\u00e4tter schmecken stark s\u00fc\u00df.\nNarcissus poeticus. Die Bl\u00e4tter dieser Pflanze enthalten ebenfalls gro\u00dfe Mengen reduzierender Zuckerarten, sie stehen aber in dieser Hinsicht weit hinter denjenigen der vorhergehenden Art. Beide Arten enthalten etwa gleich gro\u00dfe Mengen Rohrzucker, Narcissus besitzt aber eine gro\u00dfe Menge von nicht n\u00e4her bestimmten, wasserl\u00f6slichen Kohlenhydraten als Tulipa.\nGentiana brevidens. Diese Pflanze besitzt ein besonderes Interesse. Es hat sich n\u00e4mlich ergeben, da\u00df die Bl\u00e4tter neben einer nicht unbedeutenden Menge reduzierender Zuckerarten ein noch nicht bekanntes Saccharid enthalten, welches linksdrehend ist und bei der Hydrolyse nur Dextrose gibt. Aus den Angaben \u00fcber das Drehungs- und Reduktionsverm\u00f6gen nach der Hydrolyse mit Schwefels\u00e4ure l\u00e4\u00dft sich n\u00e4mlich der Gehalt an Dextrose nach dem Drehungswert auf 4,56\u00b0/o, nach dem Reduktionswert auf 4,54\u00b0/o berechnen. Die \u00dcbereinstimmung dieser beiden Werte zeigt, da\u00df L\u00e4vulose nicht vorhanden sein kann, und da\u00df nach der Hydrolyse mit Schwefels\u00e4ure nur Dextrose vo&anden ist. Aus diesem Ergebnisse kann man die Schlu\u00dffolgerung ziehen, da\u00df nicht nur L\u00e4Vulose, sondern auch Rohrzucker fehlt. Unter der Voraussetzung, da\u00df das hier vorliegende, noch unbekannte Saccharid nicht reduzierend wirkt, berechnet sich die Dextrosemenge in den Bl\u00e4ttern von Gentiana brevidens zu 2,02\u00ab/o und die Menge des unbekannten Saccharides zu 2.52 \u00b0/0. In bezug auf die Eigen-","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"8 '*\nHarald Kylin,\n> C5 H r> CP\n2\t2.3\nTJ 8? p\nS* \u2022 o\n5. g s\np 2. 3\n3\t(t \"\nOSO\nM.\nOb \u00a3. S>\nft> r* 2\nw \u00bb g-\n* \u2019 \u00a3.\n.\t. <t\nin\nH\u00c4\u00bb \u2014 o *t\n5\u2018 8. w\np a \u00bb er e \u00bb. \u2014 2 er \u00bb \u25a03 2,; g o. \u00bb\n8 p r?\n3 P\nft ff\tC\u00c4\t<\t>\t**3\n2 2*\t2.\t$\t\u00a3\u2022\t2-\n< \u00c4\tB\tP\tC\t\u00a3\nt \u00ae\t3\t3\t5\ng a\t\u00ab\tg\t3.\nS 3\tV\t3\t3.\t*\n* g\tS\tg\tI\t5\n2 p\tp\n\u00abss. r.\nSL\nas ft 55 H\nA \u00bb P 6 3 s 2 =r\nS cr. 2. *o\nS p 5 P\no a ca ope\u00bb P *^ \u00bb 5C\nN\nc\nCi\nrr\nA\n*\u25a0*\ncr\ntO M H U H\nX M M O A\nw *. w'Lj o:\nCi CC CO CA CC\nO p O O O\ng 1\u00ab \u00d6\u00ab o* to\nce ce *o o\u00f4\nw\u00fc'OcoaociC\u00fc'ji\nSSSf&SSS'S\u00e4VS\np c p p p\n\u00d6 Q l-\u00bb H* \"L\u2014\n\u00ab IA OC U vj\nI++I+++ +I++\nOO O p O fpppp B\n8oc^8\u00a98cio\u00a7\u00e0otO\u00a9\nG0<20.P52&P\u00ef***5#\ngo to to CO CO OS 00 b tA b osi-cococcbkWKO'Oc\ni ++ r+\n\u00a9 p p p p L\u00bb M os 1\u00ab H* C \u00bb f W v)\nIl I I l + l 1 + 1 +\nopopooooooto\n2328 8 8 3S \u00a38 8 g\n\u00a9 O \u00a9 \u00a9 \u00a9\nsfcfcfc'S\nI +-M +\n\u00a9 p p b* \u00a9\nSh* m Q M\nO* K) CD CO\n\u00a9\u00a9P\u00a9\u00a9P\u00a9\u00bb-*t-\u00ae\u00bb-*CO\noc 9B \u00a3r *4 oo go \"to os o\u00bb V \u25a0slOtOOCDOOCJ, tOvlCA\nI I I I l + l I + I +\n\u201c\u25ba*OOOOOOMOM\nS8^ \u00a7VS\u00ef8SV8 &\n\u00a9\u00a9\u00a9\u25ba*\u00a9 +* *. Oj CO M X O\u2019 O IA C>\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\nSf S8S\nNcpp I- Nk K to W\n88 SSE88238&\nPpOppOi-HcMtO\u00bb\nSBfeS\u00e0JS'&fcSS'S\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\nfcsfsV*\n\u00a9PP\u00a9\u00a9 to \u00a9 CO oc to *\u00bb es to to to\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 l-k \u00a9 o ,\n\nI .T\" si\nI O NJ>\nto\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 N* \u00a9 \u00a9\n\u00a9 \u00a9\nB 8 8 8 8 S 1 SS\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 m> p ^ 8\nO \u00a9 M to OA\n88 8 2 S\nI I P P \u00a9 \u00a9 \u00a9 O N> p \u00a9\n1jsssbsbssb\nuwN\u00e0^tototoee^HKo:\n3 \u00e8f\u00e0f\u00a3 8 S S 8 \u00a3'8'\u00a3\n\u00bb\tH\n\"U P (A Q\nP \u00abH\n3\t3\nO\u00a9\n5*|p g*\u00ab\n\u00c4T \u00a7 g*\n99 A\ns O; V\nffSg-\u00f4 \u00ab|\u00bb\n\u25a0Sse-Ss'SS.\nm r <\nz fi n v g \u00bb a\n3 3 O JJ # ? C\n<?\u00bb a s ** \u00ae w\nil\"* OS \u00ab|i\n\u201d\t\u2018\t\u00ab-\u00bb\trf\nX C *< \u00ee? c- 2\n2- a.\n*< A CA \"1 A\n\u00cfSto\n\u00a9\nOO\n\u201e\u00ab\u00abIS 3?Sg|-\nw 99 A\ns*-s?\nS\u201cg:3*S2.i?\nIgSSSSe\na- ? S. 2\nM,va \u00a9P\n5*\"I\u00d4\t5 *T3\nQ* _ \u2713\u2014n CO\n3 a s c \u00ab 7 b sr\n99 A\nA\nS _\n?..\n2 58 a a\n\u2014 \u2022o\u00bb \u00c0 n \u00d6 w fl c\n\u00ae a g A 5 5.\nffS\u00e2\u2019S*!\no \u00ae ?o a 1 2 S O N \u00bb !\nL\u00abS?\nE?\ns. as\n99 \u00bb\nCA A 9* CT* S\n\u2022a \u00fb, A \u00ab\n-I\n~3 as\n\"* o.\nw\nM y *1 Cb c c g c\n2-\u00ab D N\ng*\u00ae\nA 1\nA -3 A 7________\ng\u201c- -a a \u00a7 2.3 2.\nA A a S p\n**2.\u00b0 \u2022 a\ners* r\nS. A\nA 4 B\n|afl*\n|o*2 F 50\ni? 1 ?\na* * 5 <\n\u2022J O a e\n\u00a7-esI\n\u00bb y ?\nb-s. s *5\nA CB\nS\nST\nS*\nC\n\"0 p 2 \u00bb O u N A\na a.\nap\n8*|\n7 \u00ab\ng- O\nW M\n& E\n3^ A\n11\n!\u00a7\u2022\nA a\n\u00ab\nH\np\nO\"\n(0\nrs","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate der Lanbbl\u00e4tter. 85\nsch\u00e4ften dieses unbekannten Saccharides kann man aus den Prim\u00e4rangaben in der Tabelle 2 entnehmen, da\u00df es linksdrehend ist und bei der Hydrolyse nur Dextrose gibt; ferner m\u00f6chte hervorgehoben werden, da\u00df dieses Saccharid schon von Essigs\u00e4ure teilweise hydrolysiert wird. F\u00fcr eine Heindarstellung dieses Saccharides fehlte es mir an Blattmaterial.\nSt\u00e4rke fehlt bei Gentiana brevidens, wird.aber durch das oben erw\u00e4hnte Saccharid ersetzt. In der Literatur ist es lange bekannt, da\u00df St\u00e4rke bei den Gentiana-Arten fehlt oder nur in sehr geringen Mengen vorkommt, und es scheint mir nicht unwahrscheinlich, da\u00df sie von einem Saccharid ersetzt wird, welches mit dem oben erw\u00e4hnten identisch oder nahe verwandt ist. In diesem Zusammehang m\u00f6chte ich an die Phaeophyceen erinnern. Bei diesen Algen fehlt St\u00e4rke; bei den bisher untersuchten Arten wird sie aber von einem besonderen Polysaccharid, dem Laminarin, ersetzt; Dextrose ist nur in sehr geringen Mengen vorhanden und Rohrzucker fehlt vollkommen. Vgl. ferner Kylin 1915.\nIn der Literatur hat man seit lange dar\u00fcber gestritten, welche Zuckerarten bei der Assimilation am ersten gebildet werden, ob einfache Zuckerarten oder Rohrzucker. In bezug auf die Literatur m\u00f6chte ich auf die Arbeiten von Davis, Daisch und Sawyer (1916) hinweisen. Diese Forscher haben Beta vulgaris und Solanum tuberosum untersucht und sind dabei zu dem Resultate gekommen, da\u00df Rohrzucker am ersten gebildet wird, und da\u00df die in den Bl\u00e4ttern vorkommenden einfachen Zuckerarten, Dextrose und L\u00e4vulose, erst nachtr\u00e4g-tr\u00e4glich durch eine Hydrolyse des Rohrzuckers entstehen. Gegen diese Ansicht stelle ich diejenige von Gast, welche in einer neulich erschienenen Arbeit schreibt: \u00abEine Schwierigkeit bei der Annahme, da\u00df der Rohrzucker ein direktes Assimilationsprodukt sei, besteht auch darin, da\u00df man sich ein Disaccharid schwerlich anders als aus Monosacchariden entstanden denken kann\u00bb (S. 45), und ferner: \u00abEs ist vielleicht richtiger, den Begriff des prim\u00e4ren Zuckers lediglich auf den ersten analytisch nachweisbaren Zucker bei der Assimilation zu beschr\u00e4nken ohne R\u00fccksicht darauf, ob er mit dem zuerst ge-","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"8,1\tHarald Kylin.\nbildeten Kohlenhydrat identisch ist oder nicht* (S. 45). In derselben Weise wie Gast glaube auch ich, da\u00df es-am besten ist, anstatt von dem prim\u00e4ren Zucker lediglich von idem ersten analytisch nachweisbaren Zucker* zu sprechen und nach den Literaturangaben zu beurteilen, ist zwar Rohrzucker manchmal der erste analytisch nachweisbare Zucker (vgl. des n\u00e4heren Gast). Ks ist aber nicht immer so. Bei der in Rede stehenden Gentiana brevidens fehlt ja Rohrzucker und die Dextrose stellt bei dieser Pflanze den ersten analytisch nachweisbaren Zucker dar.\nHemerocallis fulva, Fritilaria imperialis. Allium victoriale und Veratrum nigrum. Die Bl\u00e4tter dieser Pflanzen enthalten au\u00dfer einer nicht unbedeutenden Menge reduzierender Zuckerarten auch Rohrzucker neben anderen wasserl\u00f6slichen Kohlenhydraten, \u00fcber deren Natur jedoch diese Untersuchung keine Aufschl\u00fcsse gibt. Die Gesamtmenge der wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate betr\u00e4gt etwa 2\u20143\u00b0/o des Frischgewichtes.\nScilla sibirica und Iris germanica. Bei diesen ist die Gesamtmenge der wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate geringer als bei den vier vorhergehenden und betr\u00e4gt nur etwa 1\u20142\u00b0/o ides Frischgewichtes. Besonders ist die Kohlenhydratmenge in den Bl\u00e4ttern von Scilla sibirica verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gering. Die Bl\u00e4tter dieser Pflanze enthalten aber eine bedeutend gr\u00f6\u00dfere Wassermenge als die von Iris germanica. Neben reduzierenden Zuckerarten und Rohrzucker kommen auch andere wasserl\u00f6sliche Kohlenhydrate vor.\nConvallaria majalis besitzt ein besonderes Interesse, da sie zeigt, da\u00df Zuckerbl\u00e4tter Vorkommen, die nur sehr geringe Mengen reduzierender Zuckerarten anh\u00e4ufen. Wahrscheinlich enthalten die Bl\u00e4tter Rohrzucker, dies ist aber mit der benutzten Methode nicht sicher nachweisbar, weil ein Polysaccharid vorhanden ist, das von Essigs\u00e4ure angegriffen wird. Aus den in Tabelle 2 mitgeteilten Prim\u00e4rangaben zu beurteilen, entsteht bei der Hydrolyse dieses Polysaccharides L\u00e4vulose und es d\u00fcrfte zu der Inulinreihe im weiteren Sinne des Wortes geh\u00f6ren. Das Blattmaterial der beiden Analysen ist an verschiedenen Tagen eingesammelt worden.","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate der Laubblilttcr. 87\nHosta siboldiana. Die Bl\u00e4tter dieser Pflanze geh\u00f6ren zu den St\u00e4rkebl\u00e4ttern und es zeigt sich, da\u00df sie auch geringere Mengen reduzierender Zuckerarten und Rohrzucker bilden, als die Zuckerbl\u00e4tter. Von den nicht n\u00e4her bestimmten wasserl\u00f6slichen Kohlenhydraten enthalten sie beinahe 1 \u00b0/'o ; die Gesamtmenge wasserl\u00f6slicher Kohlenhydrate ist aber in den Bl\u00e4ttern von Hosta geringer als in denjenigen der vorher besprochenen Arten, nur Scilla sibirica ausgenommen.\nTilia europaea. Die Bl\u00e4tter dieser Pftanze enthalten nur geringe Mengen reduzierender Zuckerarten, daneben aber etwa 0,8 \u00b0/o Rohrzucker und 1.5 \u00b0/o irgend eines wasserl\u00f6slichen Polysaccharides, welches, nach den in der Tabelle 2 gegebenen Prim\u00e4rangaben zu urteilen, bei der Hydrolyse L\u00e4vu-lose gibt. Die Gesamtmenge der wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate ist verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gro\u00df und ist etw a ebenso gro\u00df wie die durchschnittliche Gesamtmenge dieser Stoffe in den Zuckerbl\u00e4ttern.\nTaraxacum officinale, Bunias orientalis und Acer platanoides. Die Pflanzen besitzen typische St\u00e4rkebl\u00e4tter, d. h. solche Bl\u00e4tter, die reichliche Mengen St\u00e4rke speichern. Von reduzierenden Zuckerarten enthalten die Bl\u00e4tter dieser drei Pflanzen sehr geringe Mengen, Rohrzucker ist in allen nachweisbar, die Mengen sind aber nicht gro\u00df. Polysaccharide sind ebenfalls vorhanden. Die Gesamtmenge wasserl\u00f6slicher Kohlenhydrate ist etwa 0.9\u2014l\u00b0/o des Frischgewichtes, und sie ist demnach bei diesen Arien bedeutend geringer als bei denjenigen, die Zuckerbl\u00e4tter besitzen.\nVergleicht man nun die in der Tabelle 2 zusammengestellten Angaben \u00fcber die Mengen reduzierender Zuckerarten, die in den Zuckerbl\u00e4ttern oder in den St\u00e4rkebl\u00e4ttern Vorkommen, findet man, da\u00df die Behauptung von Schimper, \u00abda\u00df die Menge der Glykose (= reduzierender Zuckerarten) derjenigen der St\u00e4rke umgekehrt proportional ist\u00bb, im allgemeinen zutrifft. Unter den untersuchten Pflanzen gibt es aber eine Ausnahme, n\u00e4mlich Gonvallaria majalis, die nur sehr wenig St\u00e4rke speichert, trotzdem aber nur geringe Mengen reduzierender Zuckerarten enth\u00e4lt. In den Zuckerbl\u00e4tteru ist weiter im allgemeinen durchschnittlich mehr Rohrzucker vorhanden als in","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"HK H Kylin, Zur Kenntnis der wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate usw.\nden St\u00fcrkebl\u00e4ttern. Hier gibt es aber auch Ausnahmen, indem die St\u00e4rkebl\u00e4tter r\u00fchrende Tilia europaea betr\u00e4chtliche Mengen Rohrzucker besitzt, und bei der Zuckerbl\u00e4tter f\u00fchrenden Gentiana brevidens sogar kein Rohrzucker vorhanden ist. Vergleicht man weiter die Gesamtmenge wasserl\u00f6slicher Kohlenhydrate, beobachtet man, da\u00df diejenigen Arten, die typische St\u00e4rkebl\u00e4tter besitzen, wie Taraxacum, Bunias und Acer, in ihren Bl\u00e4ttern bedeutend geringere Mengen von diesen Stoffen speichern als diejenigen, die Zuckerbl\u00e4tter besitzen.\nZuletzt m\u00f6chte ich darauf hinweisen, da\u00df der Rohrzucker offenbar eine in den Bl\u00e4ttern oft vorkommende Zuckerart ist. Durch die Untersuchungen von Schulze (1895 und 1899) ist indessen schon nachgewiesen worden, da\u00df der Rohrzucker eine gro\u00dfe Verbreitung in der Pflanzenwelt besitzt.\nLiteraturverseichnis.\nAbderhalden, E., Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden, ltd. 2, Berlin 1910.\nDavis, W. A.. Daish, A. J., und Sawyer, G. C., Studies of the formation and translocation of carbohydrates in plants. Journ. of Agric. Sc., Vol. 7, Cambridge 191B.\nGast, W., Quantitative Untersuchungen \u00fcber den Kohlenhydratstoff-Wechsel im Laubblatt. Zeitschr. T\u00fcr physiol. Chemie, Bd. 99, Stra\u00dfburg 1917.\nKylin. H., Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. Zeitschr. f\u00fcr physiol. Chemie, Bd. 94, Stra\u00dfburg 1915.\nLippmann, E. 0. von, Die Chemie der Zuckerarten. Braunschweig 1904.\nMeyer, A., \u00dcber die Assimilationsprodukte der Laubbl\u00e4tter angio-spermer Pflanzen. Bot. Zeitung, Jahrg. 43, Leipzig 1885.\nM\u00fcller, A., Die Assimilationsgro\u00dfe bei Zucker- und St\u00e4rkebl\u00e4ttern. Jahrb. f. wiss. Bot., Bd. 40, Leipzig 1904.\nSchimper, A. F. W. \u00dcber Bildung und Wanderung der Kohlenhydrate in den Laubbl\u00e4ttern. Bot. Zeitung, Jahrg. 43, Leipzig 1885.\nSchulze, E., und Frankfurt, S., \u00dcber die Verbreitung des Rohrzuckers in den Pflanzen. Zeitschr. f\u00fcr physiol. Chem., Bd. 20, Stra\u00dfburg 1895.\nSchulze, E., \u00dcber die Verbreitung des Rohrzuckers in den Pflanzen ; zweite Abhandlung. Zeitschr. f\u00fcr physiol. Chemie, Bd. 27, Stra\u00dfburg 1899.\nStahl. E., Der Sinn der Mycorhizenbildung. Jahrb. f\u00fcr wiss. Bot.. Bd. 34. Leipzig 1900.","page":88}],"identifier":"lit20692","issued":"1918","language":"de","pages":"77-88","startpages":"77","title":"Zur Kenntnis der wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate der Laubbl\u00e4tter","type":"Journal Article","volume":"101"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:18:20.506647+00:00"}