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{"created":"2022-01-31T14:40:14.290488+00:00","id":"lit20697","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Jansen, W. H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 101: 176-192","fulltext":[{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"Kalkstudien am Menschen.\nI. Mitteilung.\nZur Methodik der Bestimmung des Blutkalks.\nVon\nDr. W. H. Jansen, Assistent der Klinik.\nAut der II. medizinischen Klinik der Universit\u00e4t Manchen (Vorstand: Prof. Fr. M\u00fclle r). (Der Redaktion zugegangen am 89. November 1917.)\nBei Untersuchungen, welche ich \u00fcber die Beeinflussung der Blutgerinnung durch Kalk-Extragaben anstellte, mu\u00dfte ich mein Interesse \u00fcber dieses engere Gebiet hinaus auf allgemeinere Probleme des KalkstofTwechsels ausdehnen. Das Studium dieser Fragen erschien mir um so notwendiger, als unsere Anschauungen \u00fcber Kalkresorption und Kalkgewinn des Organismus bis heute nicht gen\u00fcgend gekl\u00e4rt sind, und weil ferner eine sichere Beurteilung des Blutkalkgehaltes, oder des sog. Blutkalkspiegels und seiner verschiedenen Variationen nicht m\u00f6glich ist. Dies letztere findet darin seine Erkl\u00e4rung, da\u00df wenige Blutkalkanalysen wegen der damit verbundenen Schwierigkeiten ausgef\u00fchrt wurden. Wenn die bereits vorliegenden Analysenresultate \u00fcber die Gr\u00f6\u00dfe des Blutkalkgehalts so gro\u00dfe Differenzen zeigen, so d\u00fcrfte dies haupts\u00e4chlich an der Verschiedenartigkeit und Ungenauigkeit der angewandten Untersuchungsmethoden liegen. Ich halte deshalb einleitend eine kritische Besprechung der Blutkalkanalysen f\u00fcr notwendig, um so mehr als dadurch dieser oder jener Widerspruch in den Untersuchungsergebnissen der verschiedenen Autoren unter jeweiligem Hinweis auf die Fehlerm\u00f6glichkeit in der Analyse gekl\u00e4rt werden kann. Ferner sind die meisten Analysen an pathologischen F\u00e4llen gemacht worden. Vorbedingung f\u00fcr eine genaue Kenntnis des Kalkgehaltes im Blute und seine durch verschiedene Einfl\u00fcsse bedingte Variatio-","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"Kalkstudien am Menschen.\n177\nnen ist eine exakte Feststellung des Blutkalkgehalts an gesunden Individuen und eine systematisch durchgef\u00fchrte Reihenuntersuchung an ein und demselben Individuum, das verschiedenen Bedingungen der Kalkaufnahme unterworfen worden ist.\nUm einigerma\u00dfen exakte Resultate bei Untersuchungen des Blutkalks zu erzielen, sind wegen seines geringen Gehaltes 100 ccm Blut im Minimum zur chemischen Analyse notwendig. Abgesehen davon, da\u00df bei der Verarbeitung so gro\u00dfer Mengen organischer Substanzen die Analyse sehr zeitraubend und m\u00fchevoll ist, wird sie in ihrer praktischen Ausf\u00fchrbarkeit dadurch unm\u00f6glich, da\u00df man zu fortlaufenden Untersuchungen an demselben Individuum diesem nicht jedesmal so gro\u00dfe Mengen Blut entziehen kann, ohne es zu sch\u00e4digen.\nIn der richtigen Bewertung einer solchen Unm\u00f6glichkeit, am Lebenden die Variationen des Blutkalkspiegels auf diese Weise zu bestimmen, suchten in neuerer Zeit einige Forscher andere Wege zu seiner Bestimmung.\nBlaire-Bell (\u2018) z\u00e4hlte in der Zei\u00df-Thomaschen Z\u00e4hlkammer in einem Tropfen Blut die durch zugef\u00fcgte Oxals\u00e4ure gef\u00e4llten Calcium-oxalatkrystalle und berechnete aus der gefundenen Zahl der Krystalle den Calciumgehalt. Diese Z\u00e4hlmethode kann wegen der vielen Zuf\u00e4lligkeiten: wie mangelhafte Ca-F\u00e4llung aus dem Blut, unregelm\u00e4\u00dfige Krystall-formen, differente Krystallgr\u00f6\u00dfen u. a. sicherlich keinen Anspruch auf Genauigkeit erheben. Ich verweise diesbez\u00fcglich auf das Urteil von Lamers (*), der mit dieser Methode zu arbeiten versuchte und zu dem Schlu\u00df kommt, \u00abda\u00df die Methode den Anforderungen der Richtigkeit, Genauigkeit und Brauchbarkeit nicht entspricht\u00bb. Andere Forscher suchten ans dem biochemischen Vorgang bei der Blutgerinnung Anhaltspunkte f\u00fcr die vergleichende Beurteilung des Kalkgehalts im Blute zu gewinnen. So meint Wei\u00df (3), da\u00df durch die Verabreichung von Kalk eine St\u00f6rung der lonen-Konzentration im Blute im Sinne einer Ca-Vermehrung eintritt, und da\u00df diese Gleichgewichtsst\u00f6rung ihren Ausdruck in eipcr verk\u00fcrzten Gerinnungszeit findet. Die Gerinnungszeit des Blutes ist demnach ein Ma\u00dfstab f\u00fcr seinen Kalkgehalt. Demgegen\u00fcber m\u00f6chte ich einwenden, da\u00df die Gerinnungszeit des Blutes je nach der angewandten Methode wechselt und nur Vergleichsresullate, aber kein absolutes Ma\u00df liefert, und da\u00df die Gerinnung selbst von verschiedenen Faktoren abh\u00e4ngig ist. Stehen sich doch in dieser Frage noch zwei prinzipiell verschiedene Auf. favsungen gegen\u00fcber. Nach Alex. Schmidt (4), Morawitz (*), Fuld","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"IW. H. Jansen.\nund Spiro(\u2022) ist die Gerinnung ein fermentativer Proze\u00df, bei welchem ein im Blutplasma vorgebildeter, fermentartiger. K\u00f6rper durch aus zelligen Elementen entstehende Katalysatoren aktiviert wird, wobei Kalksalze n\u00f6tig sind. Nach Wool ridge (7) und Nolf (\u2022) ist sie eine chemische F\u00e4llungsreaktion zweier, bezw. dreier kolloidaler K\u00f6rper, ebenfalls in Gegenwart von Kalksalzen. Die Umkehrung des Satzes: \u00abohne Kalk keine Gerinnung\u00bb in das Gegenteil: \u00abje mehr Gerinnung, desto mehr Kalk\u00bb, ist nicht ohne weiteres ang\u00e4ngig.\nIm engsten Zusammenhang mit der Gerinnung steht eine Methode zur Bestimmung des Kalkgehalts im Blute, wie sie von Wright (\u2022) ausgearbeitet wurde. Ihr Prinzip besteht in der Aufhebung der Gerinnungsf\u00e4higkeit des Blutes durch oxalsaure Salze. In Kapillarr\u00f6hrchen werden die gleichen Quantit\u00e4ten Blut aufgesaugt, mit denselben Mengen von Ammoniumoxalatl\u00f6sung von aufsteigender Konzentration gemischt, und diese Mischung in Kapillaren dann der Gerinnung \u00fcberlassen. Aus der Oxalatkonzentration, die gerade der Gerinnung vorbeugt, kann man mit Hilfe der Molekulargewichtsgleichung den Kalkgehalt des Blutes berechnen. Diese Methode gibt nur relative Werte, die jedoch ausreichend f\u00fcr vergleichende Kalkbestimmungen sein sollen.\nSie h\u00e4tte, wenn dies wirklich der Fall w\u00e4re, als Mikromethode ihre Vorz\u00fcge. Soweit ich die deutsche Literatur in dieser Frage \u00fcberschaue, ist diese Methode in ihrem Original nur von Cr is tea und Denk von Neurath (\") und von Katzenellenbogen ('*) ihren Blutkalkuntersuchungen zugrunde gelegt worden. Die Ergebnisse ihrer Arbeiten beweisen aber keineswegs die Brauchbarkeit der Methode, auch nicht f\u00fcr vergleichende Bestimmungen. Denn um wirklich noch bemerkbare Ausschl\u00e4ge betrefTs der Gerinnung zu sehen, m\u00fcssen die Differenzen in den zugef\u00fcgten Ammoniumoxalat-Konzentrationen relativ hoch gew\u00e4hlt werden: \u2019/too, \u2018/wo, \u2018/itoo, \u2019jtbooy */*\u00bb\u2022\u2022\u2022 Bei der letzten Konzentration bleibt das Blut meist fl\u00fcssig, es beginnt erst bei '/\u201c\u00bb\u00bb'Konzentration deutlich die Gerinnung zu zeigen. Diese und die nun folgenden Oxalatkonzentrationen entsprechen nach der Molekulargewichtsgleichung (Ammoniumoxalat -f-\nI\taq. =3 142, CaO = 56) einem prozentualen Kalkgehalt von 26,2 mg, 32,8 mg, 43,8 mg und 65,7 mg. Gem\u00e4\u00df den Konzentrationsdifferenzen lie\u00dfen sich mithin erst Kalkwerte innerhalb der Grenzen von 6,6 mg.\nII\tmg und 21,9 mg CaO ermitteln. Bei dem Bestreben des Blutes, seine Ionen-Konzentration m\u00f6glichst konstant zu erhalten, d\u00fcrften Schwankungen von solcher Gr\u00f6\u00dfe theoretisch kaum m\u00f6glich sein. Wenn anderseits Wright (*) bei demselben Individuum unter denselben Versuchsbedingungen Schwankungen zwischen '/\u2022#\u00ab- und '/i so o-Konzent ration = 17,6 mg CaO im Blute findet, oder Cristea und Denk (t0) Schwankungen zwischen */\u2022\u00bb\u2022- und '/\u201c\u00bb\u00ab\u2018Konzentration = 32 mg CaO als \u00abinnerhalb der Fehlgrenze der Methode liegend\u00bb ansehen, dann spricht eine solche \u2014 mit 50\u2014100\u00b0> Fehlergrenze \u2014 sich ihr eigenes Urteil.","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"Kalkstudien am Menschen.\n179\nVoorhoeve (,3) nahm dann zur Erlangung besserer Resultate eine Modifikation dieser Methode vor. Er zog in eine 5 ccm fassende Spritze bis zur H\u00e4lfte Blut auf, das er durch Venenpunktion gewann, in die andere H\u00e4lfte Ammoniumoxalatl\u00f6sung, die gegen\u00fcber dem Molekular\u00e4quivalent des Blutkalks bedeutend gr\u00f6\u00dfer war. Dann f\u00fcgte er diesem Gemisch aufsleigende Konzentrationen von CaCI,-L\u00f6sung hinzu, bis die Gerinnung des Blutes eintrat. Aus dem Verbrauch an CaCI, berechnete er dann den Kalkgehalt des Blutes. Einzelheiten besagt die Originalarbeit. Diese Modifikation hat das Wright sehe Prinzip zur Grundlage. Es wird die Gerinnung (nicht die Gerinnungszeit) gewisserma\u00dfen als Indikator f\u00fcr das erste Auftreten von l\u00f6slichen Kalksalzen im Blute benutzt. Di\u00abs erscheint mir keineswegs ang\u00e4ngig. Denn eine biochemisch so komplizierte Fl\u00fcssigkeit wie das Blut ist nicht wie eine reine L\u00f6sung von Kalksalzen.\n1.\tKann man nicht, wie bei dieser, die Kalksalze durch Oxalate quantitativ f\u00e4llen, und dann den \u00dcberschu\u00df an Oxalatl\u00f6sung in derselben Blutfl\u00fcssigkeit durch CaClt-L\u00f6sung gewisserma\u00dfen zur\u00fccktitrieren, um so den Blutkalkgehalt zu ermitteln.\n2.\tKann man den Eintritt der Gerinnung, der sicherlich an die Anwesenheit von Kalksalzen, aber au\u00dferdem noch an andere Faktoren gebunden ist, deren Wechselwirkungen untereinander wir-unter solchen ge\u00e4nderten physikalischen-chemischen Umst\u00e4nden gar nicht kennen, nicht als Indikator benutzen. Ist es doch wahrscheinlich, da\u00df das zum Oxalatblut hinzugef\u00fcgte CaCI,, aus dessen Verbrauch der Kalkgehalt des Blutes berechnet wird, die Gerinnung herbeif\u00fchren kann, ohne da\u00df es vorher zur F\u00e4llung mit dem \u00fcbersch\u00fcssigen Ammoniumoxalat kommt, und ohne da\u00df dieses quantitativ gebunden wird.\n3.\tKann nur der ionisierte Anteil des Blutkalks im g\u00fcnstigsten Fall bestimmt werden, w\u00e4hrend der gebundene Kalk unber\u00fccksichtigt bleibt, der nach Untersuchungen von Rona und Takahashi (\u201c) 25\u201430*/# des Gesamtkalkes im Blut betragen kann.\nEs spielen bei dieser Methode eben zu viele unbekannte Faktoren mit, als da\u00df sie \u2014 wenn auch nicht absolute Zahlen \u2014 auch nur einwandfrei brauchbare Vergleichszahlen mit Sicherheit lief\u00e8rn k\u00f6nnte.\nAuf diesen Wegen d\u00fcrfte man also kaum zu einem befriedigenden Ergebnis kommen. Es bleibt vorerst nur die chemische Analyse als einzig sichere M\u00f6glichkeit der Bestimmung. Ich bin mir dabei bewu\u00dft, da\u00df sie in Form der Blutaschenanalyse angewandt nur Aufschlu\u00df \u00fcber den wahren Gehalt des betreffenden Mineralstoffs geben kann, uns aber nichts \u00fcber die Form und Art seines Vorkommens, sei es als Salz oder Kolloid, auch nichts \u00fcber seine Konzentration als Ion sagen","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\nW. H. Jansen,\nkann. Wohl aber durften wir mit ihrer Hilfe mehr Einblick in die Wechselbeziehungen der Ionen untereinander gewinnen und etwas N\u00e4heres \u00fcber die Bedingungen erfahren, unter welchen diese erfolgen. Bei der bisher ge\u00fcbten gravimetrischen Methode der Kalkbestimmung sind aber, wie schon oben bemerkt, mindestens 100 ccm Blut zur Analyse n\u00f6tig. Ist doch auch dabei die Fehlergrenze immerhin noch gro\u00df genug. Bei einem mittleren Blutkalkgehalt von ungef\u00e4hr 10 mg CaO w\u00fcrde diese, unter Ber\u00fccksichtigung der unvermeidlichen Analysenfehler wie z. B. des Wiegefehlers \u2014, in einer H\u00f6he von 1 mg schon bei 10\u00b0/o liegen. Also sind 100 ccm Blut die Mindestmenge an Analysenmaterial. Das Analysenresultat wird hierbei genauer, wenn man das CaO als gro\u00dfes Molek\u00fcl bestimmt, wie dies z. B. Hamburger (15) in einer neueren Arbeit getan hat. Er f\u00e4llte aus dem alkoholisch gemachten, Salzs\u00e4uren Blutascheauszug das Ca mittels verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure und wog es dann als CaS04. Ich bemerke dazu, da\u00df das CaS04 in saurer alkoholischer Fl\u00fcssigkeit zum Teil l\u00f6slich ist. Ferner konnte ich in einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl Versuchen nachweisen, da\u00df das Eisen in dem Salzgemisch, wrie es der Blutaschenauszug darstellt, zum Teil mitgerissen und im Niederschlag als CaS04 mitgewogen werden kann, wie dies Gutmann (4*) und von der Heide (*\u00bb) ebenfalls best\u00e4tigt haben.\nNun wies Kr\u00fcger (,#) nach, da\u00df die Hempelsche Methode (17) der Kalkbestimmung durch Titration mit Normal-Kaliumpermanganatl\u00f6sung gerade f\u00fcr kleine Kalkmengen sehr brauchbare Resultate ergibt. Seine Bestimmungen kleiner Mengen Ca von 0,995 mg bis 2,985 mg in Form von Carbonat weisen eine Fehlergrenze von nur 0,5 bis 7,87 \u00b0/o und einen Mittelwert von nur 2,34 \u00b0/o auf. Nach dieser Richtung angestellte Versuche veranla\u00dften mich jedoch nicht zur Anwendung der Methode, obwohl die Versuchsresultate nicht schlecht ausfielen. Eine Quantit\u00e4t von 10 ccm Blut erschien mir als eine im Interesse der Versuchsperson und auch in dem einer nicht allzu zeitraubenden Verarbeitung liegende, h\u00f6chstzul\u00e4ssige Menge. Diese geringe Blutmenge enth\u00e4lt aber so wenig Kalk, da\u00df er nur mit n/ioo-Permanganatl\u00f6sung titriert wrerden konnte.\nr","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"Kalkstudien am Menschen.\n181\nIn dieser Weise haben auch in neuerer Zeit Forscher, wie Teissier, Morel und Th\u00e9venot (\u00bb*), sowie Lamers (*), der bei 40\u201450 ccm Blut mit n,5o-Permanganatl\u00f6sung arbeitete, ihre Blutkalkuntersuchungen gemacht. Die Grunde, diese Methode nicht anzuwenden, waren f\u00fcr mich folgende:\n1.\twar der Farbenumschlag oder die restierende Rotf\u00e4rbung bei der n/ioo-Permanganatl\u00f6sung zu inkonstant und wenig intensiv, soda\u00df ich immer im Zweifel war, wann das Ende der Titration erreicht, das hei\u00dft, alle Oxals\u00e4ure oxydiert war. Lamers empfiehlt bei seiner Titration mit n'5o-Permanganatl\u00f6sung 4 mal den Umschlagspunkt der Farbreaktion zu bestimmen und aus diesen vier Bestimmungen den Mittelwert in Rechnung zu setzen, sicherlich auch ein Zeichen der Inkonstanz und .Ungenauigkeit der Reaktion.\n2.\tIst die n/ioo-Permanganatl\u00f6sung zu unbest\u00e4ndig, soda\u00df eine jedesmalige Neueinstellung ihres Titers mittels einer n/ioo-Oxals\u00e4ure n\u00f6tig wurde, was sehr m\u00fchevoll und zeitraubend ist. Dieser Unexaktheit der Titration mit Kaliumpermanganatl\u00f6sung ging Aschenheim (,9) dadurch aus dem Wege, da\u00df er eine von Lee gier ausgearbeitete Titrationsmethode anwandte. Nach Gewinnung des CaO aus der Blutasche, \u00abwie \u00fcblich\u00bb, wird dieses in Salzs\u00e4ure gel\u00f6st und dann das CaO aus dem Verbrauch an Chlor, das durch Titration gegen Silbernitratl\u00f6sung bestimmt wird, berechnet. Gegen diese Chlorbestimmung und Umrechnung auf CaO l\u00e4\u00dft sich, soweit der titrimetrische Anteil in Frage kommt, nichts einwenden. Betreffs der \u00ab\u00fcblichen\u00bb Gewinnung des CaO aus der Blutasche verweise ich hier schon auf meine sp\u00e4teren Ausf\u00fchrungen.\nAuf dem einmal beschrittenen Wege der Titration setzte ich meine Versuche mit der von F. R. Mohr (*\u00b0) vorgeschlagenen Alkalimetrie zur Bestimmung des Kalks fort. Die bis heute in der Literatur mitgeteilten Kalkwerte im Blut schwanken zwischen ca. 3\u201440 mg-\u00b0/o CaO. Ich mu\u00dfte also von einer Methode verlangen, da\u00df sie entsprechend der oben postulierten Quantit\u00e4t von 10 ccm Analysenblut einen Gehalt von 0,3 bis 4,0 mg CaO ohne allzuweite Fehlergrenze noch ermitteln lie\u00df. Theoretisch betrachtet, mu\u00dfte die Alkalimetrie diese Forderung","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nW. H. Jansen.\nerf\u00fcllen, wenn die Normall\u00f6sung nur hinreichend verd\u00fcnnt wurde und der Indikator fein und scharf genug war. Ich w\u00e4hlte zu diesem Zwecke exakt stimmende Wioo-Natronlauge und n/ioo-Salzs\u00e4ure, deren jede auf 500 ccm einen Zusatz von 15 Tropfen alkalisch ges\u00e4ttigter L\u00f6sung von Dimethylamido-azobenzol-o-Carbons\u00e4ure (Methylrot) erhielt. Ein Umschlag von Rot in Gelb trat nach erfolgter Neutralisation schon bei einem Tropfen der L\u00f6sung exakt und deutlich sichtbar auf. Im folgenden bringe ich in Form von Tabellen eine Anzahl von Blindversuchen, an denen man am besten den Wert der Methode beurteilen kann.\nEs wurden 620 mg des bis zur Gewichlskonstanz gegl\u00fchten CaO in 500 ccm n/io-Salzs\u00e4ure gel\u00f6st. Von dieser salzsauren CaO-L\u00f6sung wurden 50 ccm auf ihren CaO-Gehalt erst titri-metrisch bestimmt. F\u00fcr 1 ccm salzsaurer CaO-L\u00f6sung ergaben sich hierbei folgende Werte:\n1 ccm CaO-L\u00f6sung = 1,24 mg gravimetrisch,\n1 ccm CaO-L\u00f6sung = 1,232 mg ti tri metrisch. Bestimmte Mengen dieser L\u00f6sung wurden ammoniakalisch gemacht, in der Siedehitze auf dem Wasserbad mit siedender, kalt ges\u00e4ttigter Ammonoxalatl\u00f6sung versetzt, 6\u201410 Stunden auf dem Wasserbad stehen gelassen, der Niederschlag abfiltriert und samt dem Filter verascht und in der Wei\u00dfglut 15 Minuten gegl\u00fcht. Der so erhaltene reine Kalk wurde nach dem Prinzip der Alkalimetrie weiter behandelt. Die Resultate zeigt Tabelle 1.\nTabelle 1.\nAngewandte Mengen\t\tGefundene Mengen CaO\tBeleg ('/too Titer)\t\nccm der L\u00f6sung = CaO\t\t\tS\u00e4ureverbr.\tKonstant\nccm\tmg\tmg\tccm\t\nV\u00bb\t0,62\t! 0,616\t2,2\t0,28\n1\t1,24\t1.232\t4,4\t0,28\n2\t2.48\t2,492\t8,9\t0,28\n3'/,\t4,34 '\t4,34\t15,5\t0.28","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"Kalkstudien am Menschen.\n183\nDiese Versuche zeigen, da\u00df Werte von 0,62 bis 4,34 mg CaO mit einem hohen Grad von Genauigkeit mittels der Alkalimetrie wiedergefunden werden k\u00f6nnen.\nEs ergibt sich nun die weitere wichtige Frage, wie man aus dem Blut das CaO rein und quantitativ gewinnen kann. Von den im Blut befindlichen \u00fcbrigen Mineralstoffen werden 0, COj, CI, Na und K durch starkes Gl\u00fchen zum gro\u00dfen Teil verfl\u00fcchtigt. Es bleiben im salzsauren Auszug der Blutasche haupts\u00e4chlich nur Kalk, Magnesia, Eisen und Phosphors\u00e4urc. Zur quantitativen F\u00e4llung des Kalks ist die Entfernung der beiden letzteren unbedingt notwendig. Es sind f\u00fcr diesen Zweck in den Lehrb\u00fcchern und den einschl\u00e4gigen Arbeiten verschiedene Methoden und Variationen innerhalb dieser zur Erzielung exakter Resultate beschrieben worden, die ich im folgenden kurz kritisch besprechen will.\nSo entfernt Verdeil (\u201c) aus dem salzsauren Ascheauszug durch Schwefelammonium erst das Eisen, .b\u00ebstimmt dann das Ca als Phosphat und rechnet in CaO um. Schmidt (\u2022*) f\u00e4llt durch Ammoniak \u00abdie Gesamtmengen der Kalk- und Magnesiaphosphate\u00bb, die er dann in Salzs\u00e4ure wieder l\u00f6st. Aus dieser brachte er alsdann durch Zuf\u00fcgen von Natriumacetat das Eisen als Eisenphosphat heraus, um in dem nun essigsauren Filtrat durch Oxalatsalz den Kalk zu f\u00e4llen. Auf diese Weise konnte er das gegenseitige Verh\u00e4ltnis der Erdphosphate berechnen. Die Phosphors\u00e4ure des Blutes wird bei diesem Verfahren zum gr\u00f6\u00dften Teil an das Eisen gebunden und d\u00fcrfte meines Erachtens nicht mehr zur Bindung s\u00e4mtlicher alkalischer Erden im Blute ausreichen, soda\u00df deren Gehalt als zu niedrig gefunden werden mu\u00df.\nMoraczc wska (*3) entfernt zuerst die Phosphops\u00e4ure durch Molybd\u00e4ns\u00e4ure und f\u00e4llt aus dem neutralisierten, mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uerten Filtrat durch Oxalat den Kalk. Dies erscheint mir schon deshalb nicht ang\u00e4ngig, weil in Gegenwart des \u00dcberschusses an Molybd\u00e4ns\u00e4ure der Kalk nicht quantitativ ausf\u00e4llt.\nAndere Forscher, wie Jarisch (\u2022\u00ab), Landsteiner (**) schieden Eisen- und Phosphors\u00e4ure mittels Ammoniak als basisch phosphorsaures Eisen aus der salzsauren L\u00f6sung ab. (Vergl. Treadwell (*\u2022). Dabei bilden sich auch Calciumphosphate, die mit dem Niederschlag abfiltriert werden. Wiederholtes Umf\u00e4llen dieses Niederschlags verringert zwar die Bildung von Calciumphosphaten und verbessert also das Analysenresultat, vermag aber den Fehler nicht vollst\u00e4ndig zu beheben.\nUm die Phosphatbildung der Erdalkalien in der ammoniakaliscben \u00f6sung zu vermeiden, oder die gebildeten Phosphate selbst wieder zu","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nW. H. Jansen,\nl\u00f6sen, f\u00fcgt man Essigs\u00e4ure bis zur sauren Reaktion hinzu und f\u00e4llt aus essigsaurer L\u00f6sung Eisen-Phosphors\u00e4ure mit Ammoniumacetat als basischessigsaures Kisenphosphat. Nach diesem Verfahren haben Dennstedt und Rumpf (\u00bbT), Hirschler und Terray(**), Proskauer (\u201d) u. a. ihre Blutkalkbestimmungen ausgef\u00fchrt. Um m\u00f6glichst s\u00e4mtliche Phosphors\u00e4ure mit zu entfernen, empfiehlt Aron (*\u2022) den Zusatz von 5-10 ccm einer 10\u00b0/oigen Eisenchloridl\u00f6sung. Diese Methode der Ca-Bestimmung mit und ohne Eisen\u00abZusatz findet sich in den meisten Lehr- und Handb\u00fcchern der analy tischen Chemie der neueren Zeit, und wenn man in den einschl\u00e4gigen Kalkarbeiten betr. der angewandten Methodik liest, \u00abwie \u00fcblich* oder \u00abin \u00fcblicher Weise*, so darf man dieses \u00ab\u00fcblich* wohl auf diese beschriebene Methode beziehen. Ich zitiere als Belege hief\u00fcr Re y (Sl), Allers und Bondi (3t), Rona und Takahachi (\u2022\u00ab), Aschenheim (\u00ab\u00bb). Diese \u00ab\u00fcbliche* Methode habe ich in Form von Blindversuchen ebenfalls einer Pr\u00fcfung unterzogen. Die Ergebnisse meiner Analysen zeigt Tabelle 2.\nTabelle 2.\n\tAngewandte Mengen\t\t\tGefundene Mengen CaO mg\tDifferenz absol. mg\nNr.\tccm = CaO ccm j mg\tFe,CI. mg\tP,0, mg\t\t\n1.\ti 0,5\t|\t0.62\t20\t2\t0,616\t\u2014 0,004\n2.\t0,6 j 0,74\t20\t2\t0,73\t- 0,01\n3.\t0.7\t|\t0,85\t20\t2\t0,84\t\u2014 0,01\n4.\t1\t1,24\t100\t10\t0,78\t- 0,46\n5.\t2\t|\t2,48\t100\t10\t2,48\t\u00b1 o\n6. ;\t3\t3,72\t100\t10\t3,45\t\u2014 0,27\nDie Analysenrcsultate zeigen einen hohen Grad von Genauigkeit, wenn man von den Analysen Nr. 4 und Nr. 6 absieht. Diese einfach mit einem Analysenfehler zu entschuldigen, geht nicht an, da sich im Eisenphosphatniederschlag Kalk nachweisen lie\u00df. Zahlreiche andere Analysen dieser Art, die ich im Anschlu\u00df daran ausf\u00fchrte, und deren Ergebnisse ich nicht alle zahlenm\u00e4\u00dfig mitteilen will, zeigen bisweilen dieselbe Erscheinung. Desgleichen f\u00fchrte ich 12 Analysen mit Menschenblut nach dieser Art aus und fand dabei Kalkwerte, die zwischen 4,5 mg #/o und 12.6 mg \u2022/. CaO schwankten. Der Mittelwert lag bei 7,4 mg #/o CaO. Obwohl ich diese Werte f\u00fcr den Blutkalkspiegel in der Literatur immer wieder best\u00e4tigt finde, zog ich auf Grund der an den Blindversuchen gemachten Erfahrung die Richtigkeit dieser Werte in Zweifel und pr\u00fcfte d\u00ab*n Eisenphosphatniederschlag auf etwaigen Kalkgehalt. Dabei konnte","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"Kalkstudien am Menschen.\n185\nich in den meisten F\u00e4llen, bei denen der Kalkgehalt niedriger als 9 mg % CaO war, stets mehr oder weniger Kalk nachweisen. Bei .einem Kalkgehalt von 10 mg \u2022/\u2022 und aufw\u00e4rts war 4er Niederschlag kalkfrei. Diese Tatsache machte ich zum Ausgangspunkt weiterer Studien in dieser Richtung. Ich konnte dabei nachweisen, daft sich bei der Neutralisation der salzsauren L\u00f6sung mit Ammoniak in dem entstehenden ersten Niederschlag au\u00dfer dem Eisenphosphat auch kleine Mengen von Erdalkaliphosphaten bildeten, von denen sich auf Zusatz von Essigs\u00e4ure ein Teil unter bestimmten, mir unbekannten Bedingungen nicht l\u00f6ste und dann mit abfiltriert wurde. So erkl\u00e4rt sich die Differenz in den wiedergefundenen Mengen der Tabelle 5. Die Entfernung kleiner Mengen Calcium mit dem Eisen und der Phosphors\u00e4ure kann verschiedene Ursachen haben. Einmal kann mit dem starken Pr\u00e4zipitieren der Eisenphosphate das Calcium mit. gerissen und von dem Eisensalz eingeschlossen werden, soda\u00df es sp\u00e4ter in der schwach essigsauren L\u00f6sung unl\u00f6slich wird. Dann kann das Calcium mit der Phosphors\u00e4ure als dre.basische S\u00e4ure verschieden basische Salze bilden, von denen das zweibasische, also Dicalciumphosphat, in Essigs\u00e4ure fast unl\u00f6slich ist.\t\u00b0\nHandelt es sich vielleicht bei dem im Niederschlag befindlichen Calcium um das sekund\u00e4re Salz? Ich konnte bei qualitativen Versuchen in solchen F\u00e4llen, wo ein in Essigs\u00e4ure unl\u00f6sliches Calciumphosphat sich bildete, dieses durch Zusatz von Ammoniumcitrat in L\u00f6sung bringen. Demnach d\u00fcrfte es sich mit gro\u00dfer Wahrscheinlichkeit um das Dicalciumphosphat handeln. Ich wiederhole ausdr\u00fccklich, da\u00df man u. U das Calcium mitenlfemen kann, nicht immer mu\u00df, wie das ja aus Tabelle 5 auch klar ersichtlich ist. Immerhin habe ich nacligewiesen, da\u00df in der \u00ab\u00fcblichen Methode\u00bb eine Fehlerm\u00f6glichkeil liegt.\nDiese Fehlerm\u00f6glichkeit wird ausgeschaltet, wenn man, wie Hoppe-Seyler (\u201d) in seinem Handbuch angibt, die salzsaure L\u00f6sung durch Natriumcarbonat bis zur schwach sauren Reaktion abstumpft, ohne da\u00df, wie Fresenius (34) ausdr\u00fccklich hervorhebt, ein bleibender Niederschlag entstanden sein darf, und dann mit Natriumacetat Eisen und Phorphorsaure\nentfernt. Nach diesem Prinzip haben mit geringen Variationen unge (35), Abderhalden (M) ihre Blutkalkuntersuchungen ausgef\u00fchrt. Folgende Blindversuche geben am besten einen Ma\u00dfstab f\u00fcr die Beurteilung der Methode ab (vgl. Tab. 3).","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nW. H. Jansen,\nTabelle 3.\nAngewandte Menge\t\t\t\t\tGefundene Menge CaO mg\tDifferenz absul. mg\tBeleg ( */*o\u00ab Titer) Verbr. S\u00e4ure (X 0,28) ccm\nNr.\tccm = ccm\t= CaO mg\tFe,CI, mg\tP,o6 mg\t\t\t\n1.\t0,5\t0,f2\t120\tl 8\t0,62\t\u00b1 0\t2,2\n2.\t1\t1,24\t120\t8\t1,24\t\u00b1 0\t4,45\nH.\t2\t2,48\t140\t8\t2,49\t\u2014 0,01\t8,9\n4.\t3\t3,72\t140\t12\t3,75\t+ 0,03\t13,4\n5.\t3.5\t4,34\t200\t16\t4,34\t\u00b1 o\t15,5\nDiese Versuche beweisen \u00fcberzeugend, da\u00df man aus einer salzsauren L\u00f6sung, die Eisen und Phosphors\u00e4ure enth\u00e4lt, den Kalk exakt quantitativ bestimmen kann. Somit sind durch sie die Grundlagen geschaffen, auf denen fu\u00dfend ich nunmehr an die Blutkalkbestimmungen mit einem sicheren Ma\u00dfstab f\u00fcr ihre Richtigkeit und Exaktheit\nherantreten konnte.\n\u00ab\nEine Blutmenge von 10\u201412 ccm wurde durch Venenpunktion der Versuchsperson entnommen, in ein mit Natriumcitrat in feinster Verteilung ausgekleidetes Reagenzrohr aufgefangen und dieses dann kr\u00e4ftig gesch\u00fcttelt. Durch das Natriumcitrat in feinster Verteilung gelingt es vollkommen, der Gerinnung des Blutes vorzubeugen. Von diesem Citratblut wurden mittels einer exakt ausgewogenen Pipette 10 ccm zur weiteren Verarbeitung abgemessen. Ich w\u00e4hlte das gesamte Blut zur Kalkbestimmung, weil es mir auf die Gesamtmenge des Blutkalks, nicht auf seine Verteilung auf Plasma und Blutk\u00f6rperchen ankam. Die pipettierten 10 ccm Citratblut wurden in einer weiten Platinschale auf dem Wasserbade bis zur vollkommenen Trockenheit eingedampft, dann bei allm\u00e4hlich st\u00e4rker werdender Bunsenbrennerflamme verkohlt und die verkohlte Masse bis zur Asche stark gegl\u00fcht. Der beschriebene Proze\u00df ist wegen der geringen Blutmenge einfach, wenig zeitraubend und nicht m\u00fchevoll. Das starke Gl\u00fchen schadet dem Kalk nichts, da fl\u00fcchtige Calciumsalze nicht bekannt sind.","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"Kalkstudien am Menschen.\n187\nDas starke Gl\u00fchen erfordert unbedingt Platininstrumente, denn bei allen andern, wie solchen aus Porzellan und Quarz, wird besonders durch Eisen-Phosphors\u00e4ure die Glasur angegriffen, und diese sintert mit der Asche zu einer selbst in konzentrierter Salzs\u00e4ure unl\u00f6slichen Masse zusammen.\nDie mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure (1:1) aufgenommene Asche wird auf dem Wasserbad im Becherglas auf ca. 5 ccm eingedampft und mit Ammoniak bis zur schwach sauren Reaktion abgestumpft. Es darf hierbei kein Niederschlag entstehen, ein bereits entstandener mu\u00df in Salzs\u00e4ure wieder gel\u00f6st werden. Dann erst setzt man zu der schwach sauren L\u00f6sung 3\u20144 ccm einer 5\u00b0/oigen FefCl8-L\u00f6surig hinzu, um mit Sicherheit s\u00e4mtliche Phosphors\u00e4ure zu binden. Ein vor der Abstumpfung mit Ammoniak erfolgter Zusatz von Eisenchlorid erschwert unter Umst\u00e4nden wegen der leichten Bildung von Eisenphosphat die Neutralisation insofern, als dieses sich erst in st\u00e4rkerer salzsaurer L\u00f6sung wieder l\u00f6sen l\u00e4\u00dft. Dieses Produkt wird dann in der K\u00e4lte mit 3\u20145 ccm einer 50\u00b0/oigen Ammonacetatl\u00f6sung versetzt und durch kurzes Aufkochen das Eisen aus der schwach salzsauren L\u00f6sung als basisch essigsaures Eisenphosphat gef\u00e4llt. Die siedend hei\u00dfe Fl\u00fcssigkeit wird dann durch ein 9 cm-Filter (Schleicher und Sch\u00fcll Nr. 2589) in ein 100 ccm fassendes Becherglas filtriert, und der Niederschlag mit ammonacetathaltigem Wasser gr\u00fcndlich gewaschen. Es ist darauf zu achten, da\u00df der Eisenphosphatniederschlag nicht trocken wird, weil dann bei neuerlichem Waschen das Eisen in L\u00f6sung geht und durch das Filter l\u00e4uft.\nBei Befolgung der gegebenen Vorschrift, insbesondere \u00fcber die Mengenverh\u00e4ltnisse der Zus\u00e4tze, gelingt es fast immer, das Eisen und die Phosphors\u00e4ure durch die erste F\u00e4llung v\u00f6llig zu entfernen und eine etwa notwendig werdende Wiederf\u00e4llung aus dem Filtrat zu vermeiden. Eine wiederholte F\u00e4llung stellt bei Verarbeitung so geringer Mengen immer eine nicht unwesentliche Fehlerquelle bei der Kalkbestimmung dar. Das Filtrat wird mit Ammoniak im Uberschu\u00df versetzt und auf etwa 10 ccm eingedampft, wobei sich bei gelungener F\u00e4llung kein rotbrauner Eisenphosphatniederschlag mehr bilden darf. Bildet sich ein solcher, so mu\u00df er abfiltriert und wie oben gr\u00fcndlich","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nW. H. Jansen,\ngewaschen werden. Das eingeengte Filtrat sp\u00fclt man in eine ca. 50 ccm fassende Krystallschale.\nJetzt wird zun\u00e4cht der Eisenphosphatniederschlag gewisserma\u00dfen zur Kontrolle der ganzen Analyse auf etwaigen Kalkgehalt gepr\u00fcft. Zu diesem Zweck l\u00f6st man ihn v\u00f6llig in Salzs\u00e4ure und f\u00fcgt Ammoniak im \u00dcberschu\u00df hinzu; der gebildete rotbraune Niederschlag von ammonia-kalischem Eisenphosphat wird in konzentrierter Oxals\u00e4ure gel\u00f6st. Die gr\u00fcnlich-gelbe, opalisierende L\u00f6sung mu\u00df dann v\u00f6llig blank und klar bleiben. Die Anwesenheit einer Spur Ca verursacht in ihr eine feine Tr\u00fcbung. Um letzteres besser wahrnehmbar zu machen, gebrauchte ich eine in einem geschlossenen Reagenzrohr befindliche, sicher kalkfreie L\u00f6sung von entsprechender F\u00e4rbung zum Vergleich. Ich habe empirisch feststellen k\u00f6nnen, da\u00df auf diese Weise ein qualitativer Kalknachweis bis auf 0,05 mg CaO m\u00f6glich ist. Zeigt sich bei der Kontrolle eine solche Tr\u00fcbung, so ist die Analyse unbrauchbar.\nDie in der Krystallschale befindliche Fl\u00fcssigkeit enth\u00e4lt au\u00dfer dem Ca auch noch Magnesium in L\u00f6sung. \u00dcber die quantitative Trennung des Ca vom Mg hat Richards f57) gelehrt, da\u00df man f\u00fcr eine m\u00f6glichst schwache Dissoziation des f\u00fcr die Ca-F\u00e4llung notwendigen Ammonoxalates in der L\u00f6sung sorgen mu\u00df, was am besten durch Zusatz des leicht dissoziierbaren Atnmonchlorids erreicht wird. Dieses befindet sich aber auf Grund der Neutralisation der Salzs\u00e4ure durch Ammoniak in der vorliegenden Fl\u00fcssigkeit. Indessen reichert man es durch Zusatz von 10 ccm 10\u00b0/oige Ammonchloridl\u00f6sung an, f\u00fcgt Ammoniak hinzu und l\u00e4\u00dft letzteres langsam auf dem Wasserbad bis zur Neutralisation der L\u00f6sung abdampfen. Zu dieser siedenden L\u00f6sung setzt man 20 ccm kochende, kalt ges\u00e4ttigte Ammonoxalatl\u00f6sung hinzu, l\u00e4\u00dft 4\u20146 Stunden in der Siedehitze stehen und filtriert den Calciumoxalatniederschlag durch ein 7 cm-Filter (Schleicher und Sch\u00fcll Nr. 589) ab, wobei man den Niederschlag gr\u00fcndlich mit ammonoxalathaltigem Wasser w\u00e4scht. Filter mit Niederschlag verbrennt man dann in feuchtem Zustande in einem Platintiegel und gl\u00fcht danach im Gebl\u00e4se zu CaO. Das schneewei\u00dfe, amorphe CaO-Puhrer wird dann sorgsam in ein Becherglas gesp\u00fclt, in welchem man vorher 15\u201430 ccm n/ioo-Salzs\u00e4ure vorgelegt hat. Das Becherglas bleibt f\u00fcr 1\u20142 Stunden auf dem Wasserbade, bis s\u00e4mtliches CaO","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"Kalkstudien am Mensehen\n' t..'\n189\ngel\u00f6st ist. Dann wird der Kalt nach oben beschriebenem Prinzip der Alkalimetrie bestimmt.\nIn Tabelle 4 teile ich die nach dieser Methode erhaltenen Ergebnisse von Kontrollanalysen zweier mensch-lieber Aderla\u00dfblute mit.\nTabelle 4.\nNr.\t1. Blut ccm\tabsol. CaO-Gehalt f .\tmg\tCaO mg \u00b0/o\tBeleg . \u2022 \u2018 \u2018 V \u2022 ... !*\u2022 '\n1.\t10\t1,26\t12,6\t* * * . \u2022 4,6 X 0,28\n2.\t10\t1,232\t12,32\ti,*xoM\n\t2. Blut\t\t* - * \u2018 \u2018 * > '\t' \u25a0 ' \u2019 \u2019 ?\u2022 \u2019\u2022 \u2019\u2019 \u2022\n3.\t10\t0,994\t9,94\t3,66 V 0.28\n4.\t10\t0,98\t9,8\tafi X 0,28\n5.\t10\t0,994\t9,94 ) . . r.\t;\ti \u2022\t3^6 X P,28\nTrotz der in den\nweis f\u00fcr die Richtigkeit einer Analyse zu sein \u00dcm aber diesem Zweifel zu begegnen, habe ich dem Blut Nr 2 der gabelle 4 bekannte Mengen von \u2019\t'\nes dann erst der Analyse unterworfei Kalk w\u00e4hlte ich verschieden gro\u00df, um \u201elwrer ueieaennen auch zahlenm\u00e4\u00dfig den Grad der Genauigkeit der.Methode zt bestimmen. Tabelle 5 gibt dartiber Aufschlu\u00df. 10 ccm filui\nNr. O\t--------> - - -\nentsprechend einem bekannten Kalkgehalt, der \u00abU der be-treffenden Kolumne der Tabelle 5 ersichtlich ist. Die gefundenen Mengen Kalk in der Tabelle entsprechen jedesmal der Somme aus Blutkalk und Zusatzkalk.\nHpppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie\u2019 CI\nin","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\tW. H. Jansen,\nTabelle 5.\n\tAngewandte Menge\t\t\tGefundene Menge CaO\tDifferenz\tBeleg (\u2018/io\u00ab Titer)\nNr.\t2. Blut\t4- Kalk-l\u00f6sung\t= CaO\t\tabsol.\tVerbr. S\u00e4ure (X 0,28)\n\tccm\tccm\tmg\tmg\tmg\tccm\n1.\t10\t\t\u2014\t0,994\t\t3,09\n2.\t10\t0,1\t0,124\t1,12\t4- 0,002\t4,0\n3.\t10\t0,5\t1,62\t1,624\t+ 0,01\t5,8\n4.\t10\t0,9\t1,116\t2,10\t\u2014 0,01\t7,5\n5.\t10\t1,0\t1.24\t2,24\t+ 0,01\t8,0\n6.\t10\t2,5\t3,1\t4,06\t- 0,03\t14,5\nDie Analysen der Tabelle 5 beweisen, da\u00df der gesamte im Blut befindliche Kalk wieder gefunden wird. Ferner besagen sie, da\u00df variable Differenzen in Blutkalkgehalt bis zu einem Minimum von 0,124 mg herab exakt ermittelt werden, d. h. Schwankungen im Blutkalkspiegel um etwa 10\u00b0/o stellen eine mit dieser Methode noch wirklich me\u00dfbare Gr\u00f6\u00dfe dar. Ich habe diese Arbeitsmethode meinen Blut kalk- und Kalkstoffwechseluntersuchungen zugrunde gelegt.\nDer Vollst\u00e4ndigkeit halber m\u00f6chte ich an dieser Stelle noch die Kalkanalysen von Erben(88) erw\u00e4hnen, der nach der Methode von Bunsen(59) arbeitete. Diese erfordert 7\u201410 g Asche, eine Menge, die in vivo an Blut nicht zu erhalten ist. In neuester Zeit berichtet Kehrer(40) \u00fcber zahlreiche Blutkalkanalysen, die nach \u00abau\u00dferordentlich genauer und verl\u00e4\u00dflicher Methode bestimmt\u00bb wurden, ohne indessen n\u00e4heres \u00fcber diese selbst zu sagen.\nZum Schlu\u00df m\u00f6chte ich zur Vermeidung von bisher noch nicht erw\u00e4hnten Fehlerm\u00f6glichkeiten einige Leits\u00e4tze zur Technik der Analysen aufstellen:\n1.\tNur bei \u00fcblicher Zimmertemperatur ausgewogene Pipetten und B\u00fcretten gebrauchen.\n2.\tNur mit Platingef\u00e4\u00dfen arbeiten.\n3.\tS\u00e4mtliches bei der Analyse gebrauchte Wasser mu\u00df frisch destilliert werden* s\u00e4mtliche Chemikalien m\u00fcssen frei von Kalksalzen sein.\n4.\tGlasgef\u00e4\u00dfe d\u00fcrfen kein Alkali abgeben, weshalb Jenenser Glas zu gebrauchen ist.\n5.\tNormall\u00f6sungen m\u00fcssen exakt eingestellt sein.","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"Kalkstudien am Menschen.\n191\nNachtrag.\nIm letzten Jahre habe ich zur Kalkbestimmung statt der Alkalimetrie die Jodometrie vielfach angewandt. Nach Kjel-dahls(41) Vorschriften mu\u00df man bei ihr eine konstante Fl\u00fcssig-keitsmenge mit konstanten Mengen von Jodid und Jodat und dieselbe Titrierungszeit anwenden. Ihr Prinzip beruht darin, da\u00df die durch das CaO nicht gebundene S\u00e4uremenge die entsprechende Jodmenge in Freiheit setzt, welche dann durch Titration mit Thiosulfatl\u00f6sung bestimmt wird. Haben die Titriers\u00e4ure und Thiosulfatl\u00f6sung dieselbe Konzentration, so entspricht die Differenz aus beiden der durch den Kalk gebundenen S\u00e4uremenge, welche mit 0,28 zur Ermittlung des Kalkgehaltes multipliziert werden mu\u00df. Es gestaltet sich hierbei die Arbeitsmethodik folgenderweise : Das in 15 ccm n/ioo-SalZs\u00e4ure auf dem Wasserbad gel\u00f6ste CaO wird in der K\u00e4lte mit 25 ccm frisch destillierten Wassers versetzt, alsdann werden 2 ccm einer 10\u00b0/oigen Kaliumjodidl\u00f6sung und 4 Tropfen einer 4\u00b0/oigen Kaliumjodatl\u00f6sung und 2 Tropfen einer 1 \u00b0/o igen St\u00e4rkel\u00f6sung hinzugef\u00fcgt. (Letztere wird zwecks Haltbarkeit mit 20\u00b0/oiger Kaliumchloridl\u00f6sung hergestellt.) Es erfolgt dann die Titration mit Wiw-Thiosulfatl\u00f6sung, bis die Blauf\u00e4rbung verschwindet.\nLiteratur.\n1.\tBlair-Be 11, The Brit. med. Joum., April 1907.-\n2.\tLamers, Zeitschr. f. Geb. u. Gyn., Bd.71 (1912).\n3.\tWei\u00df, Wien. Klin. Wochenschr. 1910, Nr. 23.\n4.\tAl. Schmidt, Zur Blutlehre, Leipzig 1892, Wiesb. 1896.\n5.\tMorawitz, Chem. d. Blutger. Erg. d. Physiol., IV., 1905.\n6 Fuld und Spiro, Hoffmeisters Beitr., Bd.V, 1904.\n7.\tWoolridge, Die Gerinnung des Bluts, Leipzig 1891.\n8.\tNolf, Arch, internat, de Physiol., H. I, 1908.\n9.\tWright und Knapp, Lancet, 1902, 6.Dez. Wright und Para-more, Lancet, 1905, 14. Okt.\n10.\tChristea und Denk, Wien. klin. Wochenschr. 1910, Nr. 7.\n11.\tNeurath, Zeitschr. f. Kinderheilk., Bd. 1, 1910.'\n12.\tKatzehellenbogen, Zeitschr. f. Kinderheilk., Ori^.-Bd. 8,1913.\n13.\tVoorhoevc, Biochem. Zeitschr., Bd. 30, 1911. -\n14.\tRona und Takahashi, Biochem. Zeitschr., Bd.31, 1911.\n15.\tHamburger, Zeitschr. f. physikal. Chem., Bd. 69, 1909.","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\nW H. Jansen, Kalkstadien am Menschen.\n1B. Kr\u00fcger, Zeitschr. f. psysiol Chem., Bd. 16, 1892.\n17.\tHem pel, Frosenius, Quant. Anal., Bd. 1, S. 238.\n18.\tTeissier Mersel et Th\u00e9venaut, Recherches sur la teneur en cale, du sang humain. Paris 1908.\n19.\tAschenheim, Jahrb. f. Kinderheilk., Bd. 79, 1914.\n20.\tMohr, Fr., Annal, d. Chem. u. Pharm., Bd. 129, 1886.\n21.\tVordeil, Annal, d. Chem. u. Pharm., Bd. 69, 1849.\n22.\tSchmidt, C., Charakteristik d. epidem. Choiera. Leipzig 1850 S. 30-34.\n23.\tMoraczewska, Virchow-Archiv, Bd. 145.\n24.\tJarisch, Wien. med. Jahrb., 1871, S. 435; 1877, S. 39.\n26.\tLandsteiner, Zeitschr. f. physiol. Chem., Bd. 16, 1892.\n26.\tTreadwell, Anal. Chem., Bd. 2, S. 339, 1907.\n27.\tDennstedt und Rumpf, Zeitschr. f. physiol. Chem., Bd. 41.\n28.\tHirschler und Terray, Zeitschr. f. klin. Med., Bd. 57, 1905.\n29.\tProskauer, Arch. f. Kinderheilk., Bd. 54, 1910.\n30.\tAron, Abderhalden, Handb. d. biochem. Arbeitsmeth., Bd. 1, S. 405, 1910.\n31.\tKey, Arch. f. exper. Pathol, u. Pharm., Bd. 35, 1895.\n32.\tAllers und Bondi, Biochem. Zeitschr., Bd. 6, 1907.\n33.\tHoppc-Seyler, Handb. d. phys.-chem. Anal., 1893.\n34.\tFresenius, Quant, chem. Anal., Bd. 1, S. 590, 1905.\n35.\tBunge, Zeitschr. f. Biol., Bd. 12, 1876.\n36.\tAbderhalden, Zeitschr. f. physiol. Chem., Bd. 23 u. 25, 1897/98.\n37.\tRichards, Zeitschr. f. anorg. Chem., Rd. 28, 1901.\n38.\tErben, Zeitschr. f. Heilkunde, Bd. 26, 1905.\n39.\tBunsen, Anleitung z. Anal. d. Aschen in ges. Abhandl. v. R. Bunsen, Bd. 3, Leipzig 1904.\n40.\tKehrer, Verhandlg. d. deutsch. Ges. f. Gyn., Bd. 15, H. Teil, 1913.\n41.\tKjeldahl, Meddelelser fra Carlsberglaborateriet, 2, 197, 1888.\n42.\tGutmann, Biochem. Zeitschr., Bd. 58. S. 470, 1914.\n43.\tR. von der Heide, Biochem. Zeitschr., Bd. 65, S. 363, 1914.\nMitteilung.\nMit Genehmigung der zust\u00e4ndigen Beh\u00f6rde f\u00fchre ich von jetzt ab den Familiennamen Kestner.\nProfessor Dr. Otto Cohnheim Hamburg-Eppendorf.","page":192}],"identifier":"lit20697","issued":"1918","language":"de","pages":"176-192","startpages":"176","title":"Kalkstudien am Menschen, I. Mitteilung: Zur Methodik der Bestimmung des Blutkalks","type":"Journal Article","volume":"101"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:40:14.290494+00:00"}