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{"created":"2022-01-31T14:35:10.773955+00:00","id":"lit20705","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schroeter, G.","role":"author"},{"name":"K. Thomas","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 101: 262-275","fulltext":[{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"/\nDl\u00ab Umwandlung von Tetrahydronaphthalin (Tetralin) im\nTierk\u00f6rper.\nVon\n6\u00bb Schroeter und K. Thomas.\n(An* dom Chornischen Institut der Tier\u00e4rztlichen Hochschale in Berlin and dem Kaiser Wilhelm-Institut f\u00fcr Arbeitsphysiologie.)\n(Der Redaktion zu|egangen am 8t. Februar 1918.)\n\u00dcber das Schicksal von Kohlenwasserstoffen im tierischen Organismus ist nur wenig bekannt. Die Paraffine gelten als unangreifbar, bei Ringk\u00f6rpern h\u00e4ngt der Abbau in erster Linie von dem Bau der Seitenkette ab. Die Oxydation des unsubstituierten aromatischen Ringes ist am Benzol und Naphthalin, die Umwandlung hydroaromatischer Ringe an Terpenk\u00f6rpern untersucht worden. W\u00e4hrend der Tierk\u00f6rper bei den Terpenen sich mit dem Einbau einer Hydroxylgruppe im allgemeinen begn\u00fcgt l) und den Alkohol dann als gepaarte Glukurons\u00e4ure ausscheidet, findet beim Benzol und Naphthalin eine Oxydation an verschiedenen Stellen des Ringes statt. Das Benzol wird in erster Linie in Ortho- und Para-Stellung oxydiert, Brenzkatechin*) und Mucons\u00e4ure\u00bb), sowie Hydrochinon*) sind als Abbauprodukte gefa\u00dft worden. Aber auch die Oxydation in Meta-Stellung4) ist nicht ausgeschlossen. Naphthalin wird zum Teil unver\u00e4ndert5) ausgeschieden, zum Teil in a-Stellung\u00ab) oxydiert,\n') J- H\u00e4m\u00e4l\u00e4inen, Skand. Arch. f. Physiol., Bd. 27, S. 141 (1912).\n\u2022) Nencki und Giacosa, Diese Zeitschr., Bd. 4, S. 336 (1880).\n3)\tJaff\u00e9, Diese Zeitschr., Bd. 62, S. 58 (1909).\n4)\tFromherz und Hermanns, Diese Zeitschr., Bd. 89, S. 113. (1914), und B\u00f6hm, Diese Zeitschr., Bd. 89, S. 101 (1914).\n#) Baumann und Herter, Diese Zeitschr., Bd. 1, S. 267 (1878).\n\u2022) Nencki und Lesnik, Arch. f. exper. Pathol, u. Physiol., Bd. 22, S. 171 (1886).","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Die Umwandlung von Tetrahydronaphthalin (Tetralin) im Tierk\u00f6rper. 263\nvielleicht in geringerem Umfange auch in \u00df-Stellung. Doch st\u00fctzt sich Edlefsen1 *) hier nur auf Farbenreaktionen. Baumann, sowie Nencki*) vermuten auch beim Naphthalin eine weitere Oxydation zu einem Dioxynaphthalin, weil der Harn ebenso wie diese beim Stehen, d. h. bei alkalischer Reaktion sehr stark nachdunkelt. Da aber solche Dioxynapthaline bisher aus dem Harn noch nicht herausgeholt worden, sind, l\u00e4\u00dft sich \u00fcber die gegenseitige Stellung der OH-Gruppen zueinander nichts aus-sagen. Da\u00df der Naphthalinkern nicht unangreifbar ist, hat in neuerer Zeit Kikkoji3) in E. Friedmanns Laboratorium durch Verf\u00fctterung von et- und \u00df-Naphthyl-alanin, sowie von \u00df-Naphthyl-brenztraubens\u00e4ure bewiesen. Bei der \u00df-Verbindung konnte er feststellen, da\u00df derjenige Ring gesprengt wird, der die Seitenkette tr\u00e4gt.\nDas Schicksal hydrierter Benzolabk\u00f6mmlinge ist ebenfalls von E. Friedmann4) studiert worden. Er fand nach sub-cutaner Darreichung von Hexahydrobenzoes\u00e4ure und Hexa-hydroanthranils\u00e4ure eine geringe Steigerung der Hippurs\u00e4ureausscheidung, vermi\u00dfte aber nach Zufuhr von Cyklohexanessig-s\u00e4ure und Cyklohexanol-(l,l)essigs\u00e4ure die Phenaceturs\u00e4ure, die auf \u00e4hnliche Weise hieraus h\u00e4tte entstehen m\u00fcssen.\nWir hofften weiteres Material in dieser Frage beibringen zu k\u00f6nnen, indem wir das durch Schroeters Arbeiten technisch zug\u00e4nglich gewordene Tetrahydronaphthalin (Tetralin) verf\u00fctterten. Veranla\u00dft hierzu wurden wir durch die Beobachtung, da\u00df der Harn von Menschen, die gelegentlich gr\u00f6\u00dfere Mengen von Tetralindampf eingeatmet hatten, auffallend dunkelgef\u00e4rbt worden war.\nIn der vorliegenden Abhandlung gehen wir noch nicht auf solche Abbauprodukte ein, die vielleicht einen Einblick in den Mechanismus der Ringsprengung gestatten.\nJedoch m\u00f6chten wir schon jetzt eine bemerkenswerte Beobachtung mitteilen, n\u00e4mlich das Auffinden eines Harnstoffderivates des Tetralins, von dem sich durch synthetischen\n*) Edlefsen, Arch. f. exper. Pathol, u. Physiol., Bd. 52,S.457(1905).\n*) Ber., Bd. 19, S. 1534 (1886).\n8) Biochemische Zeitschr., Bd. 35, S. 57 (1911).\n4) Biochemische Zeitschr., Bd. 35, S. 49 (1911).","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nG. Schroeter und K. Thomas,\nAufbau herausstellte, da\u00df es der optisch-inaktive ac-cu Tetralylharnstoff war. Hier war also eine neue C\u2014N-Bindung entstanden, an einem sauerstofffreien Kohlenstoffatom. Aminierung von Kohlenstoff, der bereits mit Sauerstoff verbunden ist, tritt leicht ein. So ist die Aminierung von Carboxyl eine Reaktion, die in vitro leicht ausf\u00fchrbar ist und der sich auch der Organismus in weitestem Umfang bedient; die nat\u00fcrlichen Aminos\u00e4uren werden s\u00e4ureamidartig aneinander zum Eiwei\u00df gekettet, k\u00f6rperfremde S\u00e4uren werden mit der-Aminogruppe des Glykokolls, des Ornithins1 * *) und des Glutamins*) gekuppelt : bekannte Entgiftungsreaktionen des Organismus. Die Aminierung von Carbonyl erfolgt ebenfalls leicht in vitro; Aldehyde und Ketone treten mit Ammoniak, Aminen und S\u00e4ureamiden zu neuen Verbindungen zusammen. Als Typus seien Aldehydammoniak und die durch ihre antiseptische Wirkung ausgezeichneten N-Methylolderivates) der S\u00e4ureamide angef\u00fchrt. Die Reaktion geht meist weiter, unter Wasserabspaltung bildet sich die best\u00e4ndigere Azomethingruppe:\n^)co -j- NHSR \u2014-\u00bb\n\\C/0H / XNHR\nIm Organismus ist diese Reaktion in ihrer einfachsten Form noch nicht beobachtet worden. Auch zwei Aminogruppen treten in vitro mit einem Carbonyl zusammen.4) Eine solche Reaktion glaubte Eppinger5) im Tierk\u00f6rper gefunden zu haben: Unter Austritt von Wasser sollte die Aldehydgruppe der Glyoxyl-s\u00e4ure mit zwei Harnstoffmolek\u00fclen zu Allantoin zusammentreten; doch konnte Dakin6) diesen Befund nicht best\u00e4tigen. Dagegen machte Knoop7) den physiologisch \u00fcberaus wichtigen\nl) Jaff\u00e9, Ber., Bd. 10, S. 1926 (1876); Bd. 11, S. 406 (1878).\n') Thierfelder und Sherwin, Ber., Bd. 47, S. 2630 (1914); Diese Zeitschr., Bd. 94, S. 1 (1915); Thierfelder und Schempp, Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. 167, S. 280 (1917).\ns) Einhorn, Liebigs Ann., Bd. 343, S. 207 (1905).\n4) Meyer-Jacobsen, 2. Aufl., Bd. 2, Teil 2, S. 243 (1905).\n#) Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. 6, S. 493 (1903).\n\u2022) Joum. biol. Chem., Bd. 3, S. 65 (1907).\n7) Diese Zeitschr., Bd. 67, S. 489 (1910); Bd. 71, S. 252 (1911).","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Die Umwandlung von Tetrahydronaphthalin (Tetralin) im Tierk\u00f6rper. 265\nBefund, da\u00df Carbonyl und Ammoniakrest doch im Tierk\u00f6rper miteinander reagieren, allerdings nur im Zusammenhang mit einer Reduktion, unter Umst\u00e4nden auch noch mit einer Ace-tylierung. Knoop verfutterte die y-Phenyl-a-ketobutters\u00e4ure und fand im Harn die rechtsdrehende acetylierte Aminos\u00e4ure:\n/CO \u2014-\u00bb /CH \u2022 NHC0CH3. Die Aminierung einer a-Keto-\ns\u00e4ure unter gleichzeitiger Reduktion kommt nach Beobachtungen in Embdens Laboratorium1 * *) auch bei der Durchblutung der glykogenhaltigen Leber zustande. Aus den entsprechenden Ketos\u00e4uren entstehen hier die nat\u00fcrlich-vorkommenden optisch aktiven nichtacetylierten Aminos\u00e4uren. Es kommt der Reaktion also anscheinend ein$ allgemeine biologische Bedeutung zu. Sie ist umkehrbar;*) Aminos\u00e4uren baut der Organismus (Tier, Hefe) zu den entsprechenden Ketos\u00e4uren ab (oxydative Desaminierung). Knoop weist bereits darauf hin, da\u00df in der von ihm beobachteten Form drei Reaktionen miteinander verbunden sind, die Aminierung, d. h. die Bildung eines Ammoniakanlagerungsproduktes an die Ketos\u00e4ure,9) dessen Reduktion zur Aminos\u00e4ure und deren Acetylierung,4 *) welch letztere Reaktion vielleicht durch Abbau von Brenztraubens\u00e4ure zustande kommt. In dieser Kombination f\u00fchrt die Reaktion auch in vitro zu best\u00e4ndigen Produkten. De Jon g9) neutralisierte zwei Molek\u00fcle Brenztraubens\u00e4ure bei Zimmertemperatur mit Ammoniumcarbonat und erhielt unter W\u00e4rmeentwicklung Acetylalanin. Die Reaktion ist schon vorher von Erlenmeyer6 *) bei der Phenylbrenztraubens\u00e4ure beobachtet und ihr Mechanismus an anderen a-Ketons\u00e4uren eingehend studiert worden.\n*) Embden und Schmitz, Biochem. Zeit \u00bbehr., Bd. 29, S. 423 (1910); Bd. 88, S. 393 (1912); Rondo, Biochcm. Zeitschr., Bd. 38, S. 407 (1912); Fellner, Biochem. Zeitschr., Bd. 38, S. 414 (1912).\n*) Neubauer, Arch. f. klin. Med., Bd. 95, S. 211 (1909).\n*) a-Iminos\u00e4uren sind sehr unbest\u00e4ndig. B\u00f6ttinger, Ann. d. Chem., Bd. 208, S. 122 (1881).\n4) Ellinger und Hensel, Diese Zeitschr., Bd. 91, S. 21 (1914).\n*) Recueil des Traveaus, Bd. 19, S. 259 (1900).\n\u2022) Erlenmeyer und Kunlin, Ann. d. Chem., Bd. 307, S. 163\n(1899); Erlenmayer, Ber. d. deutsch, chem. Ges., Bd. 36, S. 2525 (1903).","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nG. Schroeter and K. Thomas,\nDer Ersatz von alkoholischem Hydroxyl durch die Aminogruppe scheint in vitro nicht m\u00f6glich zu sein, der von phenolischem Hydroxyl im allgemeinen auch nicht. ' Nur drei Sonderf\u00e4lle sind hier bekannt Die \u00dcberf\u00fchrung der Oxy-nitrile (Cyanhydrine) durch Ammoniak in Aminonitrile,1 * * 4) durch deren Verseifung dann Aminos\u00e4uren entstehen, die Bildung des \u00df-Aminocrotons\u00e4ureesters\u00bb) aus Acetessigester und Ammnm.1 und die \u00dcberf\u00fchrung von \u00df-Naphthol in \u00df-Naphthyiamin, die technisch angewandt wird und nur bei hoher Temperatur vor sich geht.\u00bb) Aber bei allen drei F\u00e4llen liegen solche Bindungs-verh\u00e4ltnisse vor, da\u00df vor\u00fcbergehend auch die Bildung von Umwandlungsformen mit doppelt gebundenem Sauerstoff denkbar sind. Vom Tierk\u00f6rper ist es bisher nicht bekannt gewesen, da\u00df er alkoholisches Hydroxyl aminieren kann. Auf solche Weise k\u00f6nnte unser Tetralylharnstoff entstanden sein. Das als Zwischenprodukt in Betracht kommende Oxydationsprodukt, das ac-a-Tetrahydronaphthol, ist in der chemischen Literatur noch nicht bekannt, es entsteht aber bei der katalytischen Reduktion von a-Naphthol.\u00ab) Seine Bildung im Organismus ist nicht unwahrscheinlich. Tetralin neigt zur Autoxydation. Diese von Weger5) u. a. gemachte Beobachtung hat der eine von uns (Schroeter) durch seine technischen Erfahrungen best\u00e4tigt gefunden. Vielleicht beruht sie darauf, da\u00df das Tetrahydronaphthalin zu den Desmotropiek\u00f6rpem geh\u00f6rt entsprechend folgenden Formulierungen:\nH H.\nH\\i/\\/\u201c\u00bb\nH Ht\n1. gew\u00f6hnt. Form\nH H\nH,\n/|\\/\nH\n\\\n/\n*\\/\\\nH H\n2. a-Form\nH,\nH,\nH> H,\n![ I i\u00a3\n\\\\/\u201c\nH, H*\n3. \u00df-Form\n\u2018) Meyer und Jacobsen, 2. Auf!., I, Bd. 2, S. 732 (1913).\n*) Meyer-Jacobsen, 2. Aufl., I, Bd. 2, S. 774 (1913).\n\u2022) Badische Anilin- und Soda-Fabrik, D.R.P. Nr. 117, S. 471; vgl. auch Bucherersche Reak\u00fcon, z. B. H. Franzen und Kerapf, Ber. d. ehern. Ges., Bd. 50, S. 101 (1917).\n4) Privatmitteilung von G. Schroeter.\n\u2022) Ber., Bd. 36, S. 309 (1913).","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Die Umwandlung von Tetrahydronaphthalin (Tetralin) im Tierk\u00f6rper. 267\n\n6) c-Form\n7. n-Form\t8. Z-Form\nWahrscheinlich sind die Formen Nr. 2\u20148 sehr labil und gleiten leicht wieder in die stabile, rein aromatische Form 1 hin\u00fcber. Dem w\u00fcrde entsprechen, da\u00df die Autoxydation, die nur aus der a- bis Z-Form heraus leicht erkl\u00e4rbar ist, auch nur in geringem Grade vor sich geht. Ferner w\u00fcrde damit im Einklang stehen, da\u00df der im Tierk\u00f6rper gebildete ac-a-Tetralyl-harnstoff optisch inaktiv ist. Ebenso wie der Kohlenwasser* Stoff k\u00f6nnte das a-Hydroxyl- und das a-Harnstoffderivat in desmotropen Formen auftreten ; solche Bindungsverschiebungen beim \u00dcbergang in die stabile Form w\u00fcrden die leichte Race-misierung erkl\u00e4ren. M\u00f6glich ist aber auch, da\u00df die aktiven Harnstoffe an und f\u00fcr sich sehr leicht racemisiert werden. Das ihnen zugrunde liegende ac-a-Tetrahydronaphthylamin ist bisher noch nicht in seine optischen Komponenten zu spalten versucht worden. Wir werden es nachholen, so wie uns gr\u00f6\u00dfere Mengen zur Verf\u00fcgung stehen. Das ac-\u00df-Tetrahydro-naphthylamin haben Cloetta und Waser1) in seine optischen Komponenten gespalten und sie, sowie verschiedene N-Acyl-und N-Alkylderivate der pharmakologischen Pr\u00fcfung unter- . worfen. Auffallenderweise zeigten die d- und 1-Fortaen sowohl untereinander als auch im Vergleich mit der dl-Form v\u00f6llig gleiche Wirkung. Da\u00df im Tierk\u00f6rper eine racemische Verbindung entsteht, ist bisher allein von der Harnpentose bekannt, die Neuberg*) als dl-Arabinose identifiziert hat.\n\u2018) Arch. f. exper. Pathol, u. Physiol., Bd. 73, S. 398, 481 (1913).\n*) Chem. Ber., Bd. 33, S. 2243 (1900).\nH.H H\nh/Y>\nui I lu\nH, H\nH,HH\nH'1\n/\\\n\\/\nH.HH\n/\\\nH\n\\/H\nH H,\tH H H\t\nYY>\th/\\\t\nH\u2019\\\u00c0/H\t\u201e H,\\/\t\nH H,\tH, H H\t\n4. T-Form\t5. \u00d6-Form H,HH, h/\\!/\\h\t\n\t1 X k \u2018\te\u2014>\nH H,","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nG. Schroeter und K. Thomas,\nW\u00e4hrend bei der Knoopschen Reaktion im Organismus substituierte Acetamide entstehen, haben wir einen substituierten Harnstoff gebildet gefunden. Nach Alkylharnstoffen ist vor vielen Jahren vergeblich gefahndet worden1 *) in der Hoffnung, die Beteiligung der Cyans\u00e4ure bei der Bildung des Harnstoffs zu beweisen ; nach Zufuhr von Alkylaminen sollten die entsprechenden Alkylharnstoffe entstehen ; das war aber nicht der Fall. Heute wissen wir, da\u00df die Amine in der Regel in die S\u00e4ure mit gleicher Kohlenstoffzahl \u00fcbergehen.*) Eine \u00dcberf\u00fchrung der Amino- in die Ureidogruppe ist bis heute einwandsfrei nur von Dakin3) und Weiland4 *) beobachtet worden. Ersterer fand, da\u00df nach intraven\u00f6ser Injektion von dl-Phenyl-alanin an Katzen die Ureidos\u00e4ure aus dem Harn spontan aus-krystallisierte, letzterer erhielt die Ureidos\u00e4ure des Tyrosins. Diejenigen Reaktionen, durch die Harnstoff aus Arginin,6) Methyl-hydantoin bei der F\u00e4ulnis von Kreatin6) und die e-Ureido-caprons\u00e4ure aus der entsprechenden \u20ac-Guanidos\u00e4ure7) entstehen, geh\u00f6ren nicht hierher, denn bei ihnen ist der Harnstoffrest aus dem Guanidinkern durch hydrolytische Desaminierung entstanden.\nMan k\u00f6nnte sich die Bildung Unseres racemischen Te-tralylharnstoffs auch so zustande kommen denken, da\u00df sich Harnstoff an die Doppelbildung des nat\u00fcrlich inaktiven 1,2-Dihydronaphthalins anlagert. Wir haben daher dieses verf\u00fcttert, aber keine Spur Tetralylharnstoff, dagegen eine Reihe anderer Produkte erhalten. Wir werden den Versuch wiederholen, halten jedoch schon heute diesen Kohlenwasserstoff nicht f\u00fcr ein wahrscheinliches Zwischenprodukt bei der Entstehung des Tetraiylharnstoffs. Weitere Versuche, die den Mechanismus der Reaktion aufkl\u00e4ren sollen, sind im Gange.\n\u2022) Sdihiff, Schmiedeberg, Salkowski zit. nach R\u00f6hmann, Biochemie, S. 341.\n\u2022) Dakin, Oxydations and reductions, London 1912, S. 106.\n\u00bb) Journ. biol. Chem., Bd. 6, S. 235 (1909).\n4) Biochem. Zeitschr., Bd. 30, S. 385 (1912).\n*) Kossel und Dakin, Diese Zeitschr., Bd. 41, S. 321 (1904); Bd. 42, S. 181 (1904).\n\u2022) Ackermann, Zeitschr. f. Biol., Bd. 63, S. 81 (1913).\nT) Thomas und Goerne, Diese Zeitschr., Bd. 92, S. 163 (1914).","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"Die Umwandlung von Tetrahydronaphthalin (Tetralin) im Tierk\u00f6rper. 269\nIn dem besonderen Fall des Naphthalinrings ist \u00fcbrigens in vitro die direkte Einf\u00fchrung der Aminogruppe Sachs1) mit Natriumamid gelungen. Er verschmolz Naphthole und Naph-thylamine damit, unter WasserstoffentWicklung trat die Aminogruppe in den Ring, mit Vorliebe in die a-Stellung. Bei Verschmelzen von Naphthalin mit Natriumamid bei Gegenwart von Phenol erhielt Sachs a-Naphthylamin und 1,5-Naph-thylendiamin, hier unter gleichzeitiger Reduktion des Phenols zum Benzol.\nExperimenteUer TeiL H H,\nH\\/\\/H#\nH H,\nTetralin wurde neben reichlich Fleisch in Gelatinekapseln Hunden 8 Tage lang gereicht, im Tag auf 1 kg 0,1\u20140,26 g. Insgesamt wurden so im ersten Versuch 72 g, in einem weiteren Versuch 85 g verf\u00fcttert. Da die Tiere gegen Schlu\u00df an starkem Durchfall litten, ist der Urin nicht ganz frei von Kot zu erhalten gewesen, er roch deutlich nach unver\u00e4ndertem Tetralin (aus dem beigemengten Kot?) und war so dunkel wie ein Carbolharn. Der gesammelte gemischte unverd\u00fcnnte Harn je einer Versuchsreihe (80 Lit.) wurde mit Phosphors\u00e4ure schwach anges\u00e4uert und in Portionen je 2 Tage lang mit Essigester extrahiert (Lindtscher Apparat). Die vereinigten Essigesterextrakte (21/* * Lit.) wurden durch Filtration vom aus-krystallisierten Harnstoff befreit, im Vakuum bis zum Sirup eingedunstet, dieser dreimal mit Chloroform ausgekocht und die Ausz\u00fcge von dem beim Erkalten wiederum auskrystalli-sierenden Harnstoff abgetrennt. Die vereinigten Chloroformausz\u00fcge wurden dann nacheinander mit Sodal\u00f6sung zur Entfernung der S\u00e4uren,2) mit Kalilauge zur Entfernung der Phenole1) und mit Wasser gewaschen, bis dieses wieder neutral reagierte,\n*) Ber. d. chem. Gesellsch., Bd. 39, S. 3013 (1906).\n*) Die Aufarbeitung dieser Fraktionen ist noch im G\u00e4nge.","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\n6. Schroeter and K. Thomas,\nmit Natriumsulfat getrocknet, eingeengt und mit reichlich Petrol\u00e4ther versetzt, wobei ein Niederschlag (0,76 g) entstand. Schmelzpunkt 190\u2014196\u00ae. Aus w\u00e4sserigem Alkohol mit Tierkohle umkrystallisiert wurden erhalten:\n1.\tFraktion 0,37 g Schmelzpunkt 210\u00b0 wei\u00df\n2.\t\u00bb\t0,13 g \u00bb\t205\u00ae gelblich.\nDer Harn der ersten F\u00fctterungsreihe war in \u00e4hnlicher Weise aufgearbeitet worden mit dem Unterschied, da\u00df bereits der Essigesterextrakt mit Soda und Lauge gewaschen worden war und erst aus dem so gereinigten Essigesterextrakt der Chloroformauszug bereitet wurde. Die rohe Ausbeute an dergleichen Substanz betrug 4,45 g, woraus durch Umkrystallisation aus 96\u00b0/\u00a9igem, darauf aus mit Wasser verd\u00fcnntem Alkohol erhalten wurden:\n1. Fraktion 2,37 g Schmelzpunkt 210,5\u00b0 rein wei\u00df\n2-\t\u00bb\t1,30 g\t\u00bb\t210,5\u00b0\tgelblich\n3.\t\u00bb\t0,47 g\t\u00bb\t208\u00b0\nZur Analyse1) diente obige 1. Fraktion vom Schmelzp. 210,5\u00b0, getrocknet bei 80\u00ae im Vakuum \u00fcber P205; 39,70 mg gaben 101,7 mg C0f und 26,6 mg H,0 ; 41,49 mg gaben 106,0 mg COt und 26,9 mg HfO; 5,490 mg gaben 0,76 ccm N 20\u00b0 719 mm ; 38,21 mg gaben 5,25 ccm N 21\u00b0 721 mm\ngef.:\t69,85 C\t7,50H\t14,88N\n69,68 C\t7,26 H\t14,75 N\nf\u00fcr CnHu0N#\ther.:\t69,44 C\t7,42 H\t14,74 N.\nDie Harnsubstanz war ziemlich l\u00f6slich in Essigester, Chloroform und kaltem Alkohol, leicht in hei\u00dfem, wenig in Aceton, unl\u00f6slich in \u00c4ther, Petrol\u00e4ther, Benzol und Wasser. Aus w\u00e4sserigem Alkohol krystallisiert sie in derben gl\u00e4nzenden Nadeln.\nSie ist unl\u00f6slich in w\u00e4sserigen Alkalien ; von */i n-Baryt in methylalkoholischer L\u00f6sung wird sie w\u00e4hrend 7 st\u00e4ndigen Kochens nicht ver\u00e4ndert. In kalter konzentrierter Essigs\u00e4ure und Salzs\u00e4ure l\u00f6st sie sich auf und kann daraus mit Natronlauge unver\u00e4ndert wieder ausgef\u00e4llt werden. Beim Erw\u00e4rmen der sauren L\u00f6sung zersetzt sie sich sofort unter Abscheidung\n*) Die Mikro-Analysen verdanken wir Herrn Dr. Weil-M\u00fcnchen.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Die Umwandlung von Tetrahydronaphthalin (Tetralin) im Tierk\u00f6rper. 271\neines nach Tetralin riechenden, Brom verbrauchenden \u00d6ls. Die aus dem Harn isolierte Substanz war optisch-inaktiv.1)\nObige Elementarformel pa\u00dft auf ein Harnstoffderivat des Tetralins; vier sind theoretisch m\u00f6glich.\nZur Aufkl\u00e4rung der Konstitution kam bei den geringen Mengen. Substanz nur ein Vergleich mit den synthetisch herzusteHenden Harnstoffderivaten in Frage, da weder diese, noch zug\u00e4ngliche Abbauprodukte in der Literatur beschrieben sind. Die ar-a-, ar-\u00df und ac-\u00df substituierten Harnstoffe, die bisher noch nicht beschrieben und eigens daf\u00fcr hergestellt worden sind, erwiesen sich, durch Verhalten, Schmelzpunkt und die Mischprobe, als nicht identisch mit dem Harnk\u00f6rper.\nar-a-Tetrahydronaphthylharnstoff.\nHjNCONH\nI H,\nh/V^h,\nH\\/\\/H*\nH H,\n3,7 g des salzsauren Amin wurden in 25 ccm Wasser warm gel\u00f6st, das klare abgek\u00fchlte Filtrat mit einer L\u00f6sung von 1,8 g Kaliumcyanat in 5 ccm Wasser vermischt. Unter Erw\u00e4rmung scheidet sich sofort ein \u00d6l aus, das rasch erstarrt. Nach zweist\u00fcndigem Stehen wird abgesaugt, mit 100 ccm Wasser gewaschen und getrocknet. Ausbeute 4,35 g, w\u00e4hrend die Theorie nur 3,8 g zul\u00e4\u00dft. Das Produkt wird aus 125 ccm 99\u00b0/oigem Alkohol umkrystallisiert; beim Erkalten scheiden sich 2,0 g farbloser quadratischer Bl\u00e4ttchen aus.\nZur Analyse wurde bei 80\u00b0 im Vakuum \u00fcber P,06 getrocknet. 0,1514 g geben 0,3866 g CO, und 0,0975 g H,0; 0,1002 g verbrauchen 10,40 ccm Mio n-S\u00e4ure.\nGef.: 69,68\u2022/\u2022 C\t7,21 \u2022/\u2022 H\t14,63\u00b0/\u00ae N\nF\u00fcr CltHMON,. Ber: 69,44\u2022/\u2022 C\t7,42\u00b0/\u00ae H\t14,74\u00b0/. N.\nDer Harnstoff erweicht bei 198\u00b0 und schmilzt unscharf bei ungef\u00e4hr 206\u00b0 (rasch erhitzt bei 212\u00b0). Nochmaliges Um-\n*) Sie war nicht mit Lauge gekocht worden, sodafi Racemisierung bei der Isolierung unwahrscheinlich.","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nG. Schroeter and K. Thomas,\nkrystailisieren aus Alkohol \u00e4ndert den Schmelzpunkt nicht. Er l\u00f6st sich in konzentrierter Salzs\u00e4ure, diese L\u00f6sung kann zum Kochen erhitzt werden, ohne da\u00df eine \u00f6lige Abscheidung stattfande. Die Mischung mit dem bei 210,5\u00b0 schmelzenden Harnstoff aus dem Harn schmilzt schon bei 198\u2014200\u00b0.\nar-\u00df-Tetrahydro-naphthylharnstoff.\nH H,\nHtNC0HN\u2014\nH H,\n3,7 g des salzsauren Amins *) werden warm in 25 ccm Wasser gel\u00f6st, filtriert und mit einer L\u00f6sung von 1,8 g Kaliumcyanat in 5 ccm Wasser versetzt. Die sofort auftretende \u00f6lige Abscheidung ist nach einst\u00fcndigem Stehen noch nicht erstarrt, auch nicht, nachdem das Reaktionsgemisch eine weitere Stunde im kochenden Wasserbad erhitzt worden war; das \u00d6l wird durch 20ccm 94\u00b0/oigen Alkohol in L\u00f6sung gebracht und darauf das Gemisch weitere 3 Stunden am R\u00fcckflu\u00df gekocht. Beim Abk\u00fchlen scheidet sich wieder ein farbloses \u00d6l aus, das aber nun in der K\u00e4lte allm\u00e4hlich erstarrt. Nach 14 st\u00e4ndigem Stehen im Eisschrank wird abgesaugt und mit kaltem Wasser gewaschen. Das Rohprodukt (3,1 g) wird aus 100 ccm 94\u00b0/oigen Alkohol umkrystallisiert, worin es sich in der Siedehitze klar l\u00f6ste. Beim Erkalten fielen 0,27 g haarfeine wei\u00dfe N\u00fcdelchen aus, die das Filtrieren sehr erschwerten. Sie sind bei 245\u00b0 noch unver\u00e4ndert, verbrennen mit ru\u00dfender Flamme ohne Aschenr\u00fcckstand und enthalten 9,24 \u00ae/o N. Der Bitetralylharnstoff (C10HltN),CO verlangt 8,75 \u00b0/o N.\nDas alkoholische Filtrat wurde mit Wasser versetzt, der Alkohol auf dem Wasserbad verjagt und die auf 100 cem gebrachte L\u00f6sung der Krystallisation im Eisschrank \u00fcberlassen; der aus feinen Nadeln bestehende Niederschlag wurde abgesaugt und aus 700 ccm kochendem Wasser umkrystallisiert.\nZur Analyse wurde bei 100\u00b0 im Vakuum \u00fcber Pf05 ge-\n\u2019) Durch Reduktion von Nitrotetralin erhalten (G. Schroeter).","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Die Umwandlung von Tetrahydronaphthalin (Tetralin) im Tierk\u00f6rper. 273\ntrocknet ; 0,1503 g gaben 0,3829 g C0t und 0,1004 g H,0 ; 0,0767 g verbrauchen 7,95 ccm Mio-n-S\u00e4ure.\nGef.: 69,52o/o C 7,47\u00ab/\u00ae H 14,51 \u2022/\u2022 N F\u00fcr CltHuONa. Ber.: 69,44 \u2022/\u2022 C 7,42\u00ab/\u00ae H 14,74\u00ab/\u00ae N.\nDer Harnstoff schmilzt bei 134\u00b0 unter Zersetzung; er verschmiert beim Einr\u00fchren in kalte konzentrierte Salzs\u00e4ure, l\u00f6st sich beim Erw\u00e4rmen mit viel S\u00e4ure, beim Erkalten krystalli-sieren wei\u00dfe Nadeln.\nac-\u00df-Tetrahydronaphthylharnstoff.\nH H, H\n^Y^-NHCONH,\nh\\/\\/h\u00ab\nH H,\n3,7 g des salzsauren Amins werden in 25 ccm Wasser warm gel\u00f6st, filtriert und mit einer L\u00f6sung von 1,8 g Kalium-cyanat in 5 ccm Wasser vermischt, beim Abk\u00fchlen und Reiben entsteht ein in kurzen Nadeln krystallisierender Niederschlag, von dem nach 4 Stunden abgesaugt wird. Da die' Ausbeute an diesem unscharf bei 170\u00b0 schmelzenden Produkt nur 0,8 g betrug, wurde das Filtrat noch eine Stunde im kochenden Wasserbad gehalten, wobei sich reichlich wei\u00dfe Nadeln ab-schieden. Nach kurzem Stehen in der K\u00e4lte wurde \u00e4bgesaugt und bei 100\u00b0 getrocknet. Ausbeute 2,6 g, Schmelzpunkt 180 bis 182*. Nach einmaligem Umkrystallisieren aus 50 ccm 99\u00b0/oigen Alkohols, in dem das Produkt in der W\u00e4rme sehr leicht, in der K\u00e4lte wenig l\u00f6slich ist, schmilzt es scharf bei 183*.\nZur Analyse wurde bei 80\u00b0 im Vakuum \u00fcber Pt06 getrocknet. 0,1619 g gaben 0,4140 g COf und 0,1095 g HfO; 0,1200 g verbrauchen 12,60 ccm \u2018/to-n-S\u00e4ure.\nGef.: 69,79\u00ab/o C 7,57\u00ab/o H 14,70\u00ab/fN F\u00fcr CnHuON,. Ber.: 69,44\u00ae/\u00ae C 7,42\u00ab/\u00ae H 14,74\u00ab/\u00ae N.\nDer Harnstoff l\u00f6st sich in kalter konzentrierter Salzs\u00e4ure unter anf\u00e4nglicher \u00f6liger Verschmierung, dann fallt eine Gallerte; beim Erw\u00e4rmen tritt klare L\u00f6sung ein, beim Abk\u00fchlen erfolgt darauf die Abscheidung feiner wei\u00dfer N\u00fcdelchen.\nHoppe-Seyler\u2019\u00ab Zeitschrift f. physiol. Chemie. CI.\n19","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\n6. Schroeter and K. Thomas,\nDie Mischung mit dem im Verf\u00fctterungsversuch erhaltenen Harnstoff sintert schon bei 160\u00b0 und schmilzt ganz unscharf bei 185-190\u00b0.\nMit diesen drei verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig leicht zug\u00e4nglichen Te-tralylharnstoffen hat sich also unsere Substanz als nicht identisch erwiesen, sie konnte daher nur der ac-a-Tetralylharnstoff sein ; da dieser ebenfalls noch nicht in der Literatur beschrieben ist, stellten wir ihn durch Synthese her und verglichen ihn mit unserem Hamprodukt.\nac-a-Tetrahydronaphthylharnstoff.\nH \"HCONH,\nH H,\nDas Amin ist etwas umst\u00e4ndlich nach Bamberger1) zug\u00e4nglich. 1,5 Naphthylendiamin wird mit Natrium in siedendem Amylalkohol zu 1,5 ar-, ac-Tetrahydronaphthylendiamin reduziert, die aromatische Aminogruppe diazotiert, dann reduziert und in dem so entstandenen Hydrazinderivat der Hydrazinrest durch Verkochen mit Kupfersulfat gegen Wasserstoff vertauscht. Zur Darstellung des Harnstoffs wurden in gleicher ^Weise Aminchlorhydrat und Kaliumcyanat in w\u00e4sseriger L\u00f6sung umgesetzt. Das sofort krystallinisch ausfallende Rohprodukt schmolz bei 208\u00b0, gemischt mit unserem Harnk\u00f6rper bei 207 \u00b0. Zur Reinigung wurde es aus 1 */* Teilen gew\u00f6hnlichem Alkohol umkrystallisiert ; es zeigte jetzt den Schmelzpunkt von 210,50 (korr.), die Mischung mit der Substanz aus Harn schmolz ebenfalls scharf bei 210,5\u00b0.\nDer synthetische Harnstoff war rein, wie die Analyse zeigte. 0,1750 g : 22,7 ccm N, 19\u00ae, 753\u00b0.\nGef.: 14,80\u00b0/\u00ab N Ber.: 14,74\u2022/\u201e N.\nEr zeigte gleiche Krystallform, L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse und gleiches Verhalten gegen S\u00e4uren wie der Harnk\u00f6rper. Das\n*) Bamberger und Abrahall, Ber. d. deutsch, ehern. Ges., Bd. 22r S. 944 (1889); Bamberger und Lodter, ebenda, S. 958.","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"Die Umwandlung von Tetrahydronaphthalin (Tetralin) im Tierk\u00f6rper. 275\nsynthetische Produkt krystallisierte in gut ausgebildeten Prismen, war leicht l\u00f6slich in hei\u00dfem Alkohol ; es l\u00f6ste sich in der K\u00e4lte in w\u00e4sseriger Salzs\u00e4ure, beim Erw\u00e4rmen fiel ein \u00d6l, das wie Tetralin roch; mit Chloroform ausgesch\u00fcttelt Brom sofort verbrauchte.\nDamit ist bewiesen, da\u00df das Tetralin zu einem kleinen Teil in dl-ac-a-Tetrahydronaphthalinharn-stoff \u00fcbergef\u00fchrt wird, ln welchem Umfange diese Umwandlung vor sich geht, dar\u00fcber sagen die beiden F\u00fctterungsversuche nichts aus, da der Harn zur Extraktion anges\u00e4uert wurde, der Harnstoff aber bereits gegen S\u00e4uren recht empfindlich ist, wie uns erst sp\u00e4ter bekannt wurde.\n19*","page":275}],"identifier":"lit20705","issued":"1918","language":"de","pages":"262-275","startpages":"262","title":"Die Umwandlung von Tetrahydronaphthalin (Tetralin) im Tierk\u00f6rper","type":"Journal Article","volume":"101"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:35:10.773961+00:00"}