Open Access
{"created":"2022-01-31T14:40:22.411142+00:00","id":"lit20712","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Gonnermann, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 102: 78-84","fulltext":[{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Biologie der Kiesels\u00e4ure und der Tonerde in den\nVogelMern.\nVon\nDr. Max Gonnermann.\n(Aue dem Institut f\u00fcr Pharmakol. und physiol. Chemie zu Rostock.) (Der Redaktion zugefangen am Si. M\u00e4rz 1918.)\nAus dem Auftreten der Kiesels\u00e4ure und Tonerde in Organen von Tieren und Menschen, wor\u00fcber ich eine Untersuchung in dieser Zeitschrift, Bd. 99 und eine zweite anderweitig ver\u00f6ffentlicht habe, war leicht zu folgern, da\u00df auch in den Vogelfedern beide Substanzen sich vorfinden k\u00f6nnten. Ich habe demgem\u00e4\u00df eine Reihe Federarten untersucht. Besonders regten die Resultate von Drechsel und Winogrodow, wonach in den Vogelfedern der Orthokiesels\u00e4ureester Si(0CS4H590)4 eines zweiwertigen Alkohols: C34H40Ot enthalten ist, dazu an. Carl Cerny1) wiederholte die Versuche der genannten beiden Forscher und stellte diese Substanz sowohl aus G\u00e4nsefedern, als aus H\u00fchnerfedern dar. Die Federst\u00e4mme der Gans lieferten 0,17 o/o, die Fahnen 0,15\u00b0/o dieser Substanz. H\u00fchnerfedern aber lieferten 0,346\u00ae/o, also da3 Doppelte. Der Gehalt an Kiesels\u00e4ure, der bei dieser Substanz nach Drechsel 2,75\u00b0/o betragen mu\u00dfte, betrug aber in maximo 0,4 \u00b0/o und war mehrmals Null! Offenbar liegt ein Gemisch von Fetts\u00e4ureestern einer oder mehrerer hochmolekularen Alkohole vor, die dem B\u00fcrzeldr\u00fcsensekret entstammen, und das Vorkommen von Kiesels\u00e4ure in den Federn ist nach Cerny nur ein zuf\u00e4lliges, eine Verunreinigung durch Kieselstaub, eine Ansicht, welche Kobert stets bek\u00e4mpft hat, denn auch\n*) Carl Cerny, Zur Frage des Vorkommens von Kiesels\u00e4ure im Organismus. Diese Zeitschr., Bd. 62, S. 296 (1909).","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Biologie der Kiesels\u00e4ure und der Tonerde in den Vogelfedern. 79\naus dem \u00c4therextrakt des mit Alkohol vorher entw\u00e4sserten Vogelblutes (G\u00e4nse, H\u00fchner, Tauben), sowie aus der G\u00e4nseleber konnte Gern y eine kiesels\u00e4urehaltige Substanz mit 0,05\u20140,8 \u00b0/o Kiesels\u00e4ure isolieren.\nAuf diese interessanten Versuche hin schien es mir dankenswert, eine Reihe Aschenanalysen m\u00f6glich reiner Vogelfedern anzustellen. Es war zu hoffen, da\u00df dadurch die Frage des Vorkommens der Kiesels\u00e4ure in den einzelnen Teilen der Federn gekl\u00e4rt werden w\u00fcrde.\nEs wurden nur die Fl\u00fcgelfedern verarbeitet und zwar von den gr\u00f6\u00dferen Federn Kiele und Fahnen gesondert, von den kleinen Schwungfedern Kiele und Fahnen zusammen, und zwar auf Kiesels\u00e4ure und auf Tonerde. Das Material wurde im Porzellantiegel verbrannt, aus der Asche die Kiesels\u00e4ure nach der gew\u00f6hnlichen analytischen Methode abgeschieden und sodann durch Schmelzen mit Ammoniumfluorid als Verlust bestimmt. Die Tonerde wurde im Filtrat der au\u00e9gelaugten Asche gesucht und bestimmt. (Siehe Tabellen.)\nGorup-Besanez fand in der Asche fleischfressender 27%, von Fischen lebender nur 10,50/0, dagegen in den Federn k\u00f6rnerfressender V\u00f6gel 40% Kiesels\u00e4ure, und schlie\u00dft aus diesen Befunden mit Recht auf einen Einflu\u00df der Nahrung auf den Kiesels\u00e4uregehalt der Federn. Dazu stimmt, da\u00df er in den Federn ganz junger V\u00f6gel den Gehalt an Kiesels\u00e4ure geringer fand. Analog den Vogelfedern sind auch die Igelstacheln stets kiesels\u00e4urehaltig,.wie denn weiter analog diesen Befunden auch die Haare von Tieren und Menschen diese Substanz enthalten. So fand Gorup-Besanez in der Asche von Rehhaaren 8,1%, Schafwolle 8,3%>, Bockhaaren 9,4%, Meerschweinchenhaaren 11,8%, Hundehaaren 12,5%, Pferdehaaren 14,6% Kiesels\u00e4ure. Im Haupthaar fand Baudrimont im schwarzen 6,611%, im wei\u00dfen 12,3%, im braunen 30,6%, im blonden 30,7%, im roten 42,5% der Asche an Kiesels\u00e4ure. Gorup-Besanez fand in der Asche von wei\u00dfem Haar 9,5%, im braunen 13,9%. In den Haaren von Neugeborenen f\u00e4llt der Prozentsatz nat\u00fcrlich bedeutend ab auf 0,083 \u2022\u20140,103, und steigt mit dem Alter, soda\u00df beim zwei-","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle I.\nGehalt der Federn an Kiesels\u00e4ure.\nSO\tMax Gonnermann,\neine Federn\to a CJ m \u00ab # o <\t\u00a9 | \u00ab\tT I\u00ab 00\t\u00a7 \u00abT\tg \u2022% 99\t3 K\t8,988\t1\n\tSi ab8ol. Gew. g\tIC s. \u00a9\t1\u201c\t\u00a9 \u00a9 cf\tSS I\t0,009\tCO s. \u00a9\t1\n\t\u00bb 1 1 Asche -,\tce ce > \u2022* CD\tT co \u00a9\u201c\tCl\ts TH cf\t(X> \u2022*\t10,24\t1\n\tGew. g\t16,0\t7,0\tI* 6,0\tCL CO\t7,0\t13,5 i\t1\nFahnen der gro\u00dfen Schwungfedern\to, Asche \u00b0/e\t1,91\t$ cf\t1\tS\t\u00a9\ts \u2022% <N\t1\n\tSi absol. Gew. g\t0,003\t\u00a9\t0,002 i\t' \\\tt^ hH O o\"\t\u00a9\ttH 1\t1\n\t0) o\t^ CO\t* <\tg ; *\u2666\t1,3\ti \u2022 6,6\tco \u00a7 a*\ts. Cl\t\t1\n\tGew. g\t3,8\tCL\t1,0\t1,5\to 9-t\t2,5\t1\n\tI \u2022 Zahl\t8.\t\u00a9\t\u00ab <M\tCl\t(M\t\u00a9\t!\nKiele der gro\u00dfen Schwungfedern\t0) US o O <\tch \u00ab\u00a3 p*\t\u00e6 s'\t0,971\ti\t\u00a9\tCD 3 \u00ab0\t<X> Ch CH \u2022a. Ch\n\to \u00ff g S be 3\u00a9\t0,012\t\u00a9 s. \u00a9\t0,001\t\u00a9\t\u00a9\tTH s o\t\u00a9\n\tAsche \u2022/o\tCO \u2022% TH\t<30 1\tto iO\t\u00a9 \u00abM cf\t\u00a3 cT\ttr 1\ti: 0% CO\n\t\u00ab * \u00ab a\u00bb O\t6,0\t11,0\t2,0\t3,0\tCL 04\t3,0\tCO HH (M\n\tZahl\t<30 Ol\t\u00a9\t\u00c7p 04\t(M tH\t(M\tCO vH\tal \u2022. t\nName des Vogels\t\tMove Larus Canus\tGans Anser cinereus\tEichelh\u00e4her Corvus glandarius\tRingeltaube Columba palumbus\tEisente Halvelda glacialis \u2022\tWaldohreule Strix otus i\tKanarienvogel Fringilla canaris\n\u2022 HQ\th 3 * \u25a0\t\t\tci\tCO\tT* - \u2022\t\tCD\t\u2022\n\u00bb\u25a0\nFringilla canaris","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Biologie der Kiesels\u00e4ure und der Tonerde in den Yogelfedern. 81\nCA O\no\no\n\u00a9\n00 \u2022\nOl\nOl\n\u00a9\n- t\"\nM\n00\n\u00a9\n00\nOl\nCO\noc\n\u00a9\n\u00a9\n< \u00dc\n<\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CII","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"Max Gonnermann,\nTabelle II.\nLfde. Nr.\tName des Vogels\tAschenbestandteile auf Federn berechnet\n1.\tMove Larus canus\tAsche enth\u00e4lt Spuren von Eisenoxyd, keine Tonerde.\nte]\tGans Anser cinereus\tAsche frei von Tonerde.\nj 3.\tEichelh\u00e4her Corvus glanda- r\u00efus \u00bb\tAsche enth\u00e4lt 0,882 #/u Eisenoxyd, 2,46 \u00b0/o Tonerde der Kiele ; Fahnen und kleine Federn gleichfalls, jedoch wenig.\n4. .\tRingeltaube Columba palum-bus\tTonerde war in den Federn, wenn auch nicht w\u00e4gbar vorhanden; ebenfalls Eisenoxyd.\n5.\tEisente Halveldaglacialis\tGro\u00dfe Schwungfedern sind frei von Tonerde, dagegen findet sich solche in den kleinen Federn.\n6.\tWaldohreule Strix olus 1 1\tDie Kiele enthalten 0,234 \u00b0/o Tonerde und Eisenoxyd; die Fahnen 1,41 \u00b0/\u00b0, die kleinen Federn 0,369 \u00b0/o davon.\n7.\tKanarien- vogel Fringilla canaris\tTonerdegehalt 1,984\u00b0/\u00ab f\u00fcr s\u00e4mtliche Federn.\n8.\tHahn Phasianus Gallus\tKiele sind frei von Tonerde, Fahnen und kleine Federn nur wenig.\n9.\tHenne\tWie bei dem Hahn.\n10. . /\tM\u00f6ve Larus canus\tKiele enthalten 0,81 \u00b0/o Eisenoxyd, 0,09 \u00ae/o Tonerde, Fahnen\t\u00bb\t1,64 \u00ae/o\t\u00bb Kleine Federn\t\u00bb\t1,90 \u00b0/o\t*\n11.\tKr\u00e4he Corvus corone 9\tKiele enthalten eine geringe Menge Tonerde; Fahnen wenig Tonerde und Eisenoxyd; kleine Federn gleichfalls nur sehr geringe Mengen.\n12.\tSeetaucher Columbus septentrional\u00bb\tKiele und Fahnen enthalten wohl Tonerde, jedoch wegen des geringen Materials nur Spuren. Auch die kleinen Federn enthalten sehr wenig.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Biologie der Kiesels\u00e4ure und der Tonerde in den Vogelfedern. 83\nTab. 11 (Fortsetzung).\nLfde. Nr.\t1 Name\t... des Vogels\t1 Aschenbestandteile auf Federn berechnet\t\n1 13.\tAuerhahn Tetrao urogallus\tKiele enthalten nur wenige Milligramme ; Fahnen und kleine Federn nicht w\u00e4gbare Mengen.\n14.\t* Schreiadler Aquila nawia\tIn den Kielen fanden sich 0,183 \u00ae/\u00ae Tonerde, 0,150\u00b0/\u00ae Eisenoxyd, in den Fahnen 2,14 \u00b0/o Tonerde, 5,36 \u00b0/o Eisenoxyd, in den kleinen Federn 0,212\u00ae/\u00ae Tonerde, 0,241\u00b0/\u00ae Eisenoxyd.\n15.\tGold- od. Steinadler Aquila fulva\tKiele enthalten nur wenig Tonerde, Fahnen\t1,143 \u00ae/o Tonerde, 0,643\u00ae/\u00ab Eisenoxyd, kleine Federn.0,472\u00ae/\u00ab Tonerde, 1\t0,236 \u00b0/o Eisenoxyd.\nj\u00e4hrigen blonden Kind 0,115\u00b0/o, bei einem 17 j\u00e4hrigen 0,151\u00b0/o vorhanden sind. Ein dunkelbraunes Haupthaar eines 59-j\u00e4hrigen Mannes enthielt 0,233\u00b0/o, die grauen Haare eines 63 j\u00e4hrigen allerdings nur noch 0,100\u00bb und die eines 65 j\u00e4hrigen 0,098\u00b0/o. Doch gelten diese niedrigen Zahlen f\u00fcr Haare und nicht f\u00fcr Asche ; so d\u00fcrfte sich z. B. der Aschengeh\u00e4lt der genannten 15j\u00e4hrigen auf 18,4\u00b0/o berechnen.\nAus meinen fr\u00fcheren Untersuchungen will ich vergleichend nur hervorheben, da\u00df sich in der Asche von\ngraubraunem M\u00e4nnerhaar\t21,92\u00b0/o Kiesels\u00e4ure\nbraunrotem\t\u00bb\t20,80 \u00b0/o\t\u00bb\nhochrotem Knabenhaar\t23,08 \u00b0/o\t\u00bb\n*\nkastanienbraunem, weibl. Haar 7,44 \u00b0/o\t\u00bb\ngoldblondem\t\u00bb\t\u00bb\t2,61 \u00b0/o\t>\nhellrotem Knabenhaar\t23,08 \u00b0/o\t>\nrotblondem M\u00e4dchenhaar\t4,44 \u00b0/o\t\u00bb\nWolle vom Schaf\t31,00\u00b0/o\t\u00bb.\nfanden.","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"34 Max Gonnermann, Zur Biologie der Kiesels\u00e4ure usw.\nDie Federn sind ein epitheliales Gebilde wie die Haare. Daher kann es uns nicht wundern, wenn ich durchweg auch ip den Federn Kiesels\u00e4ure fand und zwar in den Fahnen der gro\u00dfen Schwungfedern der Ringeltaube bis zu 77\u00b0/o der Asche. Diese Kiesels\u00e4ure stammt aus derjenigen der Pflanzennahrung, wird also von den Tieren resorbiert, durchwandert den ganzen Organismus und gelangt in den Federn zur Ausscheidung, wobei sie deren Resistenz vermehrt. Da bei anderen V\u00f6geln die Menge viel geringer ist, so ist daraus zu schlie\u00dfen, da\u00df wohl keine bestimmte organische chemische Verbindung mit feststehendem Siliciumgehalt vorliegt, sondern da\u00df nach dem zuf\u00e4lligen Gehalt des Organismus bezw. des Futters an Kiesels\u00e4ure bald mehr, bald weniger davon in den Federn zur Ablagerung kommt. Vielleicht gilt dasselbe auch f\u00fcr die Tonerde. Immerhin ist\ndas Vorkommen der Tonerde in den Federn doch be-\n0\nmerkenswert.\nIch habe auf Seite 80\u201483 zwei Tabellen gegeben, deren erste sich auf Kiesels\u00e4ure bezieht, w\u00e4hrend die zweite es mit der Tonerde zu tun hat. Bei der Kiesels\u00e4ure habe ich eine Dreiteilung des Untersuchungsmateriales eintreten lassen nach Kielen, Fahnen und kleinen Federn.\t1","page":84}],"identifier":"lit20712","issued":"1918","language":"de","pages":"78-84","startpages":"78","title":"Zur Biologie der Kiesels\u00e4ure und der Tonerde in den Vogelfedern","type":"Journal Article","volume":"102"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:40:22.411148+00:00"}