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{"created":"2022-01-31T14:39:31.046923+00:00","id":"lit20713","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hammarsten, Olof","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 102: 85-104","fulltext":[{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Bemerkungen Ober dae Erbeenlegumin.\nVon\nOlof Hammarsten.\n#\n(Der Redaktion zugegangen am U. April 1918.)\nIn dem n\u00e4chst folgenden Aufsatze \u00fcber Chymosin- und Pepsinwirkung, V., werde ich einige Versuche \u00fcber die Wirkung dieser Enzyme auf Erbsenlegumine mitt\u00ebilen. Bei der Darstellung dieses Legumins machte ich einige Beobachtungen, welche mich dazu n\u00f6tigten, die von Ritthausen1) auf der einen Seite und von Osborne und Mitarbeitern2) auf der anderen angewendeten Darstellungsmethoden ein wenig zu vergleichen. Hierbei erhielt ich, je nachdem ich nach dem einen oder anderen Verfahren arbeitete, zwei etwas verschiedene Produkte, die ich als a- und b-Legumin bezeichnet habe. Es war jedoch nicht meine Absicht, was ich hier ausdr\u00fccklich bemerke, eine eingehende Pr\u00fcfung der Leguminfrage zu unternehmen, was mich gar zu weit von meiner Hauptaufgabe \u2014 dem Studium der Pepsin-Chymosinfrage \u2014 h\u00e4tte f\u00fchren m\u00fcssen. Meine Beobachtungen \u00fcber das Legumin sind nur als Nebenprodukte der Hauptarbeit anzusehen, und wenn ich sie trotzdem hier ver\u00f6ffentliche, geschieht dies aus folgenden Gr\u00fcnden. Der eine Grund ist der, da\u00df ich in dem folgenden Aufsatze \u00fcber Versuche mit sowohl a- wie b-Legumin berichten werde und da\u00df es folglich notwendig ist zu sagen, was ich unter\nl) Journal f. prakt. Chemie, Bd. 103 (1868) und N. F., Bd. 24 (1881) und Bd. 26 (1882). H. Ritthausen, Die Eiwei\u00dfk\u00f6rper der Getreidearten, H\u00fclsenfr\u00fcchte und \u00d6lsamen, Bonn 1872 und Pfl\u00fcgers Archiv. Bd 15 (1877), Bd. 16 (1878) und Bd. 18 (1878),\n*) Joum. of the Amer. Chem. Soc., Bd. 18 (1896), Bd. 20 (1898), -d. 24 (1902) und Bd. 25 (1903). Vgl. auch Biochem. Handlexikon (herausgegeben von E. Abderhalden), Bd. 4 (1911), S. 3-5, wo man auch weiteres \u00fcber die Arbeiten von Osborne findet.\nHoppe*Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CH.\t7","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"L86\tOiof Hammarsten,\ndiesen Namen verstehe. Der andere Grund liegt darin, da\u00df meine Beobachtungen, trotzdem sie nicht hinreichend eingehend sind, jedoch ein wenig Licht auf die zwischen Ritthausen und Osborne bestehenden MeinungsdifTerenzen bez\u00fcglich des Legumins werfen und hierdurch vielleicht anderen Forschern, welche mit dieser Frage sich besch\u00e4ftigen wollen, zu einigem Nutzen werden k\u00f6nnten.\nSieht man von \u00e4lteren Untersuchungen ab, so gibt es nur zwei Arbeiten \u00fcber das Erbsenlegumin, welche von gr\u00f6\u00dferer Bedeutung sind, n\u00e4mlich die Untersuchungen von Ritthausen und insbesondere diejenigen von Osborne und seinem Mitarbeiter Campbell. Leider stimmen die Resultate der Arbeiten von Ritthausen und Osborne nicht mit einander \u00fcberein, was unzweifelhaft seinen Grund in den verschiedenen Darstellungsmethoden der beiden Forscher hat.\nRitthausen verwendete als Extraktionsmittei entweder nur Wasser oder schwach alkalihaltiges Wasser, f\u00e4llte das Legumin aus dem Filtrate mit Essigs\u00e4ure, entfernte aus dem Niederschlage das Wasser mit Alkohol und extrahierte darauf mit \u00c4ther. Zur weiteren Reinigung wurde in schwach alkalihaltigem Wasser gel\u00f6st, mit Essigs\u00e4ure gef\u00e4llt und wie oben mit Alkohol und \u00c4ther behandelt. Das so dargestellte Pr\u00e4parat war ein Gemenge von 2 Stoffen, von denen der eine in verd\u00fcnnter NaCl-L\u00f6sung unl\u00f6slich, der andere aber l\u00f6slich war. Nur den in Kochsalzl\u00f6sung unl\u00f6slichen Stoff bezeichnete er als Legumin und er war der Ansicht, da\u00df in den Erbsen zwei Proteine vorhanden sind, die beide urspr\u00fcnglich in Kochsalzl\u00f6sung sich l\u00f6sen, von denen aber das eine, das wahre Legumin, durch die L\u00f6sung in Alkali und F\u00e4llung mit Essigs\u00e4ure unl\u00f6slich geworden war.\nOsborne dagegen extrahierte das Erbsenmehl mit Salzl\u00f6sung, f\u00e4llte durch Entfernung des Salzes mittels Dialyse gegen Wasser und reinigte durch wiederholtes Aufl\u00f6sen in NaCl-L\u00f6sung und F\u00e4llung mittels Dialyse oder Verd\u00fcnnung mit Wasser. Das zuletzt erhaltene, behufs der Analyse weiter gereinigte Produkt war leicht l\u00f6slich in passend verd\u00fcnnter\nSalzl\u00f6sung und wurde von Osborne Legumin genannt. Nach\n\u00ab","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"\nEinige Bemerkungen \u00fcber das Erbsenlegumin.\t87\n\u00bb \u2022 \u2022\n\u2022 *\nOsborne ist das Legumin ein in Kochsalzl\u00f6sung von passender Konzentration leicht l\u00f6sliches, phosphorfreies Globulin ; und mit diesem Globulin ist nach ihm der in Na-L\u00f6sung l\u00f6sliche Teil der Ritthausenschen F\u00e4llung identisch \u2014 wenn auch weniger .rein. Das Legumin Ritthausens, also der in NaCl-L\u00f6sung unl\u00f6sliche Teil, ist nach Osborne wahrscheinlich nichts anderes als ein Teil des in NaCl urspr\u00fcnglich l\u00f6slichen Globulins, welches infolge der Darstellungsmethode Ritthausens unl\u00f6slich in Kochsalzl\u00f6sung geworden ist.\nRitthausen fand in seinem unl\u00f6slichen Legumin mehr Phosphors\u00e4ure als diejenige Menge, welche der Asche des Legumins entsprach. Er betrachtete deshalb das Legumin als eine phosphors\u00e4urehaltige Proteinverbindung, denn er fand es weniger wahrscheinlich, da\u00df die Phosphors\u00e4ure w\u00e4hrend der Ausscheidung des Legumins aus der L\u00f6sung mitgef\u00e4llt worden war. F\u00fcr die Annahme, da\u00df das Legumin eine phosphorhaltige Proteinsubstanz sei, lagen nach ihm keine gen\u00fcgenden Gr\u00fcnde vor. Das Legumin von Osborne war dagegen phosphorfrei.\nDie zwischen beiden Forschern bestehenden Meinungsdifferenzen sind also folgende. Nach Osborne handelt es sich nur um einen Eiwei\u00dfstoff, ein in Kochsalzl\u00f6sung leicht l\u00f6sliches, phosphorfreies Globulin^das Legumin Osbornes), von dem ein Teil, wahrscheinlich infolge der Darstellungsmethode Ritthausens, in Salzl\u00f6sung unl\u00f6slich geworden ist. Nach Ritthausen handelt es sich dagegen um zwei verschiedene Eiwei\u00dfk\u00f6rper, die beide urspr\u00fcnglich in Salzl\u00f6sung l\u00f6slich sind, von denen aber der eine durch die Alkaliwirkung \u2014 jedoch ohne Denaturierung \u2014 in eine in Salzl\u00f6sung unl\u00f6sliche Modifikation umgewandelt wird. Dieser in Salzl\u00f6sung unl\u00f6sliche Stoff (das Legumin Ritthausens) ist eine Phosphors\u00e4ure-Protein Verbindung.\nZur Darstellung- des Legumins benutzte ich in meinen ersten Versuchen nur die von Osborne angewendete Methode: Extraktion mit NaCl-L\u00f6sung und Dialyse. Als Ausgangsmaterial benutzte ich k\u00e4ufliches Erbsenmehl von gelben Felderbsen, welches vorher wiederholt mit warmem Alkohol zur Entfernung von Phosphatiden und anderen alkoh\u00f6ll\u00f6slichen Stoffen extrahiert wurde. Das trockene Mehl, welches immer sauer auf\n?\u2666","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\tOlof Hammarsten,\nmit Wasser befeuchtetes, blaues Lackmuspapier reagierte, wurde mit der 5\u201410 fachen Menge NaCl-L\u00f6sung von 8\u00b0/o extrahiert. Die Filtration ging verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig leicht von statten, aber das Filtrat war nie ganz hell, sondern immer etwas opalisierend und tr\u00fcbe. Die Reaktion des NaCl-Extraktes war immer sauer (auf Lackmuspapier). Bei der Dialyse schied sich stets eine F\u00e4llung aus, die indessen auch Farbstoff mit niedergerissen hatte und die nie in NaCl-L\u00f6sung von 8\u00b0/o sich klar l\u00f6ste. Die L\u00f6sung war im Gegenteil immer tr\u00fcbe und gab bei der\nFiltration nie ein klares Filtrat. Ich filtrierte deshalb, nach\n; \u2022 \u2022\ndem Vorg\u00e4nge von Osborne und Campbell, durch einen (mit Kochsalzl\u00f6sung durchgedr\u00e4ngten) Brei von Filtrierpapiermasse und erhielt nun klare Filtrate. Die Filtration ging jedoch sehr langsam von statten und h\u00f6rte allm\u00e4hlich fast vollst\u00e4ndig auf, so da\u00df ein neues Filtrum von Papiermasse angeordnet werden mu\u00dfte. Hierdurch entstanden aber recht gro\u00dfe Verluste; das Filtrat war fortw\u00e4hrend gelb gef\u00e4rbt, und nach Ausf\u00fcllung mit Wasser und wiederholtem L\u00f6sen in Kochsalzl\u00f6sung und F\u00e4llen durch Verd\u00fcnnung mit Wasser blieb zuletzt die Ausbeute recht klein.\nNeutralisation des Kochsalzextraktes mit Alkali vor der Dialyse \u00e4nderte nicht wesentlich das Resultat. Die Dialysef\u00e4llung l\u00f6ste sich auch in diesem Falle nicht klar; die Filtration durch Papiermasse war unvermeidlich und die Ausbeute war noch kleiner als bei Dialyse des sauer reagierenden Extraktes. Da\u00df man nach diesem Verfahren ein reines Legumin darstellen kann, ist allerdings unzweifelhaft, aber das langdauernde und ziemlich umst\u00e4ndliche Verfahren lieferte regelm\u00e4\u00dfig eine ver-- h\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringe Ausbeute. Statt der mehrere Tage andauernden Dialyse, die \u00fcbrigens infolge des Kalkgehaltes des Leitungswassers nicht gegen flie\u00dfendes Wasser geschehen konnte, sondern gro\u00dfe Mengen destillierten Wassers erforderte, versuchte ich deshalb einfach die F\u00e4llung des NaCl-Extraktes durch Verd\u00fcnnung mit destilliertem Wasser. Auch die hierbei auftretende F\u00e4llung, welche dem Anscheine nach fast wei\u00df war, l\u00f6ste sich nicht vollst\u00e4ndig und klar in Kochsalzl\u00f6sung, und die gef\u00e4rbte L\u00f6sung mu\u00dfte durch Papiermasse (mit gro\u00dfen\n/","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Bemerkungen \u00fcber das Erbsenlegumin.\t89\nVerlusten) filtriert werden. Dieses Verfahren f\u00fchrte nun allerdings rascher zum Ziele als die Dialysemethode, aber auch hier war die Ausbeute verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig klein.\nDa man also nach dieser Methode stets mit gro\u00dfen Mengen Rohmaterial arbeiten mu\u00dfte, um nicht , zu kleine Mengen Endprodukt zu erhalten, versuchte ich auch die \u00e4ltere Methode: Extraktion mit alkalihaltigem Wasser und F\u00e4llung des Filtrats mit einer S\u00e4ure, also die von Ritthausen \u2014 namentlich bei Verarbeitung von sauer reagierendem Rohmaterial \u2014 benutzte Methode. Ich extrahierte das Erbsenmehl mit schwach ammoniakhaltigem Wasser \u2014 0,013 bis 0,016 \u00b0/o NHS \u2014 in dem Verh\u00e4ltnisse 1 Teil Erbsenmehl und 20 Teile Wasser. Die Filtration verlief rasch und leicht, aber das Filtrat war nicht ganz wasserhell, sondern auch hier schwach opalisierend oder unklar. Bei Zusatz von Chlorwasserstoffs\u00e4ure bis zu 0,028\u20140,056\u00b0/o entstand ein. reichlicher flockiger Niederschlag, der sich ziemlich rasch zum Boden setzte und abzentrifugiert wurde. Der Bodensatz war anscheinend rein wei\u00df, w\u00e4hrend die obenstehende, ganz klare Fl\u00fcssigkeit gelb gef\u00e4rbt war. Dieser Bodensatz wurde durch wiederholte gleichf\u00f6rmige, feine Verteilung in Wasser und Zentrifugieren gereinigt.\nWenn nun dieser, noch wasserhaltige Niederschlag mit NaCl-L\u00f6sung von 8\u00b0/o behandelt wurde, l\u00f6ste sich ein Teil in der Salzl\u00f6sung; ein bedeutender Teil blieb aber ungel\u00f6st, selbst nach wiederholtem Auslaugen mit Kochsalzl\u00f6sung. Ich kam also zu ganz demselben Resultate wie Ritthausen, n\u00e4mlich da\u00df der Niederschlag ein Gemenge von zwei Stoffen, der eine in NaCl von 8\u00b0/o l\u00f6slich und der andere darin unl\u00f6slich ist.\nWenn man mit Osborne annehmen will, da\u00df der von Ritthausen als Legumin bezeichnete, unl\u00f6sliche Teil der F\u00e4llung ein durch die chemischen Eingriffe umgewandeltes und in Kochsalzl\u00f6sung unl\u00f6slich gewordenes Globulin (Osbornes Legumin) ist, so folgt aus dem nun Angef\u00fchrten jedenfalls, da\u00df diese Umwandlung nicht die Folge der von Ritthausen angewandten Alkohol-\u00c4therbehandiung sein kann.\nEine solche Behandlung fand n\u00e4mlich in meinen Versuchen nie statt.","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\nOlof Hammarsten,\nWill man den in NaCl unl\u00f6slichen Teil der F\u00e4llung (Legumin Ritthausens) als einen in Salzl\u00f6sung unl\u00f6slich gewordenen Teil des Legumins Osbornes betrachten, so bleibt also nur die Annahme \u00fcbrig, da\u00df dieser unl\u00f6sliche Teil durch die Einwirkung des Alkalis, der S\u00e4ure oder des Stehens unter Wasser aus dem l\u00f6slichen Legumin entstanden sei.\nEine Denaturierung infolge der Alkalieinwirkung ist wenig wahrscheinlich. In den Versuchen von Ritthausen, in welchen zur L\u00f6sung Wasser mit 0,1\u20140,2\u00b0/o Kaliumhydroxyd verwendet wurde, ist eine sch\u00e4digende Einwirkung des Alkalis allerdings nicht ausgeschlossen; verwendet man aber Wasser, welches nicht mehr als 0,016 \u00b0/o Ammoniak enth\u00e4lt, so ist eine denaturierende Wirkung mindestens sehr unwahrscheinlich.\nDie fortgesetzte Untersuchung zeigte auch, da\u00df eine Denaturierung durch Alkalieinwirkung nicht anzunehmen ist, und als Beleg hierf\u00fcr kann folgende Beobachtung dienen. Das sauer reagierende Erbsenmehl wurde in dem Verh\u00e4ltnisse 1: 20 mit Wasser, welches nur 0,009 \u00b0/o Ammoniak enthielt, ein paar Stunden bei Zimmertemperatur behandelt und dann rasch filtriert. Das Filtrat reagierte nicht alkalisch, sondern sauer. Ein Teil des Filtrates wurde mit 0,03 \u00b0/o HCl gef\u00e4llt und unmittelbar zentrifugiert. Nach 5 Minuten wurde die Fl\u00fcssigkeit von dem festen Bodens\u00e4tze vollst\u00e4ndig abgegossen und die Oberfl\u00e4che des letzteren mit Wasser abgesp\u00fclt. Darauf wurde der Bodensatz mit AVasser zu einer homogenen Milch zerrieben, mit viel Wasser gemischt, neue 5 Minuten zentrifugiert und die Fl\u00fcssigkeit entfernt. Der Bodensatz, mit NaCl-L\u00f6sung von 8\u00b0/o behandelt, l\u00f6ste sich zum Teil in der Salzl\u00f6sung, z. T. war er darin unl\u00f6slich, und dieser Teil bildete eine grobflockige F\u00e4llung.\nVon einer Denaturierung durch Alkalieinwirkung kann wohl keine Rede sein, wenn man mit so schwach ammoniakhaltigem WTasser extrahiert, da\u00df das Extrakt schwach sauer reagiert. Der einfachste und sicherste Beweis daf\u00fcr, da\u00df das Legumin Ritt hause ns kein durch Alkalieinwirkung entstandenes Umwandlungsprodukt ist, liegt aber darin, da\u00df man dasselbe Produkt erh\u00e4lt, wenn man jede Alkalieinwirkung vermeidet, das sauer reagierende Erbsenmehl einfach mit Wasser ex-","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Bemerkungen \u00fcber das Erbsenlegumin.\t91\ntrahiert und mit S\u00e4ure f\u00e4llt. So erhielt ich z. B. durch Extraktion von Erbsenmehl mit Wasser (1 : 20) bei Zimmertera-temperatur (unter Zusatz von Toluol) ein opalisierendes, sauer reagierendes Filtrat, welches durch Zusatz von 0,04 \u2022/\u2022 HCl gef\u00e4llt wurde. Die unmittelbar abzentrifugierte F\u00e4llung wurde wie in den anderen Versuchen durch Aufschlemmen in Wasser und unmittelbares Zentrifugieren gereinigt. Bei der Behandlung mit NaCI-L\u00f6sung von 8\u00ab/o blieb ein bedeutender Teil ungel\u00f6st, welcher in derselben Weise wie die unter \u00e4hnlichen Verh\u00e4ltnissen aus dem ammoniakalischen Extrakte erhaltene kochsalzunl\u00f6sliche F\u00e4llung sich verhielt.\nDa man also durch Extraktion mit Wasser, ohne irgend einen Alkalizusatz, das in Kochsalzl\u00f6sung unl\u00f6sliche Legumin Ritthausens erh\u00e4lt, kann die Ansicht, da\u00df dieses Legumin eine urspr\u00fcnglich salzl\u00f6sliche Substanz ist, \u00abwelche durch alkalische, freies Alkalihydrat enthaltende L\u00f6sungen in die salzunl\u00f6sliche Modifikation \u00fcbergef\u00fchrt wird\u00bb, nicht richtig sein.\nDagegen kann man nicht daran zweifeln, da\u00df das Legumin Ritthausens aus einer urspr\u00fcnglich salzl\u00f6slichen Proteinsubstanz hervorgeht. Wenn man n\u00e4mlich das Erbsenmehl mit NaCI-L\u00f6sung von 8\u00b0/o ersch\u00f6pft und dann den Rest mit ammoniakhaltigem Wasser extrahiert, so erh\u00e4lt man nur eine \u00e4u\u00dferst geringe Menge mit S\u00e4ure f\u00e4llbarer Substanz in dem Filtrate. Die Muttersubstanz des salzunl\u00f6slichen Legumins ist also durch die Salzl\u00f6sung extrahiert worden.-\nMan k\u00f6nnte nun vielleicht das \u00fcnl\u00f6slichwerden dieser Muttersubstanz durch Einwirkung des Wassers erkl\u00e4ren wollen, da bekanntlich gewisse Globuline, wenn man sie nach der Ausf\u00e4llung unter Wasser stehen l\u00e4\u00dft, in eine unl\u00f6sliche Modifikation \u00fcbergehen. Nun kann ich allerdings nicht die M\u00f6glichkeit in Abrede stellen, da\u00df die hier in Rede stehende Substanz, wenn sie etwas l\u00e4ngere Zeit \u2014 \u00fcber eine Nacht oder einige Tage \u2014 unter Wasser steht, etwas schwerl\u00f6slicher als in frisch gef\u00e4lltem Zustande wird, und gewisse Beobachtungen machen dies sogar wahrscheinlich. Der wesentlichste Grund ihrer Unl\u00f6slichkeit kann aber (wie \u00fcbrigens unten gezeigt werden soll) nicht in einer Einwirkung des Wassers gesucht","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"\u201c\u201c\tOlof Hammarsten,\nwerden. In zahlreichen F\u00e4llen habe ich die mit HCl erhaltene F\u00e4llung unmittelbar nach dem S\u00e4urezusatze zentrifugiert, m\u00f6glichst rasch in Wasser verteilt, von neuem zentrifugiert, mit NaCl-L\u00f6sung gepr\u00fcft und immer die Unl\u00f6slichkeit eines Teiles der F\u00e4llung in NaCl-L\u00f6sung konstatiert. Es ist kaum wahr-scheinlich, da\u00df eine Wassereinwirkung von insgesamt 15 bis 20 Minuten die Unl\u00f6slichkeit in Kochsalz bewirkt hat. Wenn dem aber so w\u00e4re, so beweist dies jedenfalls, da\u00df die Muttersubstanz des in Salzl\u00f6sung unl\u00f6slichen Legumins nicht das salzl\u00f6sliche Legumin Osbornes sein kann. Das letztere kann n\u00e4mlich mehrere Tage unter Wasser ausgef\u00e4llt stehen oder wiederholt mit Wasser ausgewaschen werden, ohne seine L\u00f6slichkeit in Kochsalz zu verlieren. So war z. B. in einem Falle ein solches Legumin, welches 10 Tage unter Wasser (mit Toluol) gestanden hatte, noch l\u00f6slich in verd\u00fcnnter Kochsalzl\u00f6sung.\nNach Osborne soll das mit Salzl\u00f6sung ohne Neutralisation der nat\u00fcrlichen S\u00e4ure des Erbsenmehles extrahierte Legumin bei der Dialyse zum Teil in ein salzunl\u00f6sliches Produkt \u00fcbergehen, welches er \u00abAlbuminat\u00bb genannt hat. Dieses Albuminat verh\u00e4lt sich aber ebenfalls anders als das Legumin von Ritthausen. Das Albuminat quillt n\u00e4mlich in verd\u00fcnnter NaCl-L\u00f6sung zu einer gelatin\u00f6sen, nicht filtrierbaren Fl\u00fcssigkeit auf, schrumpft aber und wird k\u00f6rnig in Wasser, w\u00e4hrend das von mir erhaltene, salzunl\u00f6sliche Produkt fast umgekehrt sich verh\u00e4lt, wie unten n\u00e4her gezeigt werden soll.\nDie bisher angef\u00fchrten Beobachtungen machen es schon wahrscheinlich, da\u00df das Legumin Ritthausens kein Umwandlungsprodukt von dem Legumin Osbornes ist, und in der Folge werden wir weitere Verh\u00e4ltnisse kennen lernen, welche daf\u00fcr sprechen, da\u00df es hier um zwei vielleicht nahe verwandte, aber trotzdem verschiedenartige Proteinsubstanzen sich handelt. Unter solchen Umst\u00e4nden d\u00fcrfte es wohl angemessen sein, in dem Folgenden, aus Bequemlichkeitsr\u00fccksichten, statt der umst\u00e4ndlichen Bezeichnungen salzl\u00f6sliches Legumin oder Osbornes Legumin und salzunl\u00f6sliches Legumin oder Ritthausens Legumin die k\u00fcrzeren Bezeichnungen a- oder b-Le-gumin zu gebrauchen. In der Folge bedeutet also a-Legumin","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Bemerkungen \u00fcber das Erbsenlegumin.\t93\ndas in NaCl l\u00f6sliche Legumin von Osborne und b-Legumin das in NaCl-L\u00f6sung unl\u00f6sliche Legumin von Ritthausen.\nDa\u00df das b-Legumin nicht durch Alkali- und allem Anscheine nach ebenfalls nicht durch Wassereinwirkung aus dem a-Legumin entsteht, geht aus dem oben Mitgeteilten hervor. Wenn es \u00fcberhaupt ein Umwandlungsprodukt eines anderen Stoffes ist, bleibt also kaum etwas anderes \u00fcbrig als die Annahme, da\u00df seine Entstehung in irgend einer Beziehung zu\nder Ausf\u00fcllung mit S\u00e4ure steht. Dies scheint nun in der Tat auch der Fall zu sein.\nDie in dem ammoniakalischen Wasserextrakte des Erbsenmehles durch S\u00e4urezusatz erzeugte F\u00e4llung enth\u00e4lt, wie aus dem Vorigen hervorgeht, ein Gemenge von a- und b-Legumin. Aus dieser F\u00e4llung erh\u00e4lt man durch Extraktion mit NaCl-L\u00f6sung von 8\u00b0/o eine L\u00f6sung von a-Legumin, die weiter verarbeitet werden kann. Den von der Na-Cl-L\u00f6sung nicht gel\u00f6sten Rest, das b-Legumin, kann man durch mehrmals wiederholte Extraktion mit Salzl\u00f6sung so vollst\u00e4ndig von in NaCl-L\u00f6sung l\u00f6slicher Pr\u00f6teinsubstanz befreien, da\u00df das Kochsalzextrakt bei Verd\u00fcnnung mit Wasser h\u00f6chstens schwach opalisierend wird und nach Zusatz von ein wenig Chlorwasserstoffs\u00e4ure nach einiger Zeit h\u00f6chstens eine Tr\u00fcbung gibt. Ein von Eiwei\u00df ganz freies NaCl-Extrakt habe ich nie erhalten, sei es, da\u00df das b-Legumin in NaCl-L\u00f6sung nicht ganz unl\u00f6slich ist,\u2019 oder da\u00df die vollst\u00e4ndige Entfernung des a-Legumins nicht ganz gelungen war.\nVersucht man nun die mit NaCl-L\u00f6sung ersch\u00f6pfte F\u00e4llung von b-Legumin durch feine Verteilung in Wasser und Zentrifugieren auszuwaschen, so beobachtet m\u00e4n folgendes. Das erste Waschwasser ist klar und der Bodensatz setzt sich scharf ab. Bei wiederholtem Aufschlemmen in Wasser und Zentrifugieren quillt aber das b-Legumin stark auf und bei Anwendung von einer nicht besonders gro\u00dfen Wassermenge liefert es eine schleimig gequollene Masse, die man nicht durch Zentrifugieren von der oberen, schleimig tr\u00fcben Fl\u00fcssigkeit trennen kann. Bei Anwendung von viel Wasser l\u00f6st sich fast alles scheinbar zu einer tr\u00fcben Fl\u00fcssigkeit. Bei Anwendung von nicht zu","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\tOlof Hammarsten,\ndichtem Papier und Wechseln der Faltenfilter kann man die Fl\u00fcssigkeit filtrieren. Sie geht aber tr\u00fcbe durch das Filtrum, filtriert immer langsamer, wenn man die Filter nicht wechselt, und bei Anwendung vop einem dichteren Filtrum erh\u00e4lt man ein wasserhelles Filtrat, w\u00e4hrend die Substanz zur\u00fcckgehalten wird. Das b-Legumin verh\u00e4lt sich also umgekehrt wie das von Osborne beschriebene Albuminat, indem es in Wasser nicht schrumpft, sondern umgekehrt stark aufquillt und scheinbar sich l\u00f6st. Bei Zusatz von NaCl-L\u00f6sung schrumpft es dagegen und wird aus der scheinbaren L\u00f6sung gef\u00e4llt, w\u00e4hrend das Albuminat in Kochsalzl\u00f6sung quillt.\nDas gequollene b-Legumin bezw. die L\u00f6sung desselben in Wasser reagiert sauer und bei vorsichtigem Zusatz von Alkali geht die Quellung zur\u00fcck, resp. es entsteht in der tr\u00fcben Fl\u00fcssigkeit eine F\u00e4llung. Ebenso entsteht eine F\u00e4llung, wenn man ein wenig NaCl-L\u00f6sung zusetzt. Das durch S\u00e4urezusatz zu dem ammoniakalischen Wasserextrakte des Erbsenmehles ausgef\u00e4llte b-Legumin ist also eine S\u00e4ure-Eiwei\u00dfverbindung, die in Wasser stark aufquillt, in Kochsalzl\u00f6sung dagegen schrumpft oder davon gef\u00e4llt wird.\nIn der nun beschriebenen Weise verhielt sich das feuchte b-Legumin in den meisten F\u00e4llen. In anderen quoll es dagegen weniger stark auf, gab nicht die obengenannte tr\u00fcbe Fl\u00fcssigkeit, es lie\u00df sich mit Wasser auswaschen und \u00e4hnelte mehr dem Albuminate Osbornes, ohne jedoch in W7asser zu schrumpfen. Da ich nun in den verschiedenen Darstellungen mit etwas wechselnden S\u00e4uremengen gef\u00e4llt hatte, lag es nahe zur Hand zu pr\u00fcfen, ob nicht eine F\u00e4llung des Erbsenmehlextraktes mit einer etwas wechselnden S\u00e4uremenge die Eigenschaften der F\u00e4llung ver\u00e4ndern k\u00f6nnte. Der Versuch best\u00e4tigte diese Vermutung.\nErbsenmehl wurde wie gew\u00f6hnlich mit ammoniakhaltigem Wasser (0,014 \u00b0/o NH3) in dem Verh\u00e4ltnis 1 : 20 extrahiert. Von dem Filtrate wurden zwei gleich gro\u00dfe Teile abgemessen, t von denen der eine A mit 0,03 und der andere B mit 0,1 \u00b0/o HCl gef\u00e4llt wurde. Beide wurden darauf 5 Minuten zentrifugiert, die F\u00e4llungen in gleichen Mengen Wasser verteilt und wiederum","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Bemerknngen \u00fcber das Erbsenlegumin.\n5 Minuten zentrifugiert. Es wurden nun die nach dem Augenma\u00dfe etwa gleich hohen Bodens\u00e4tze mit gleich gro\u00dfen Mengen Kochsalzl\u00f6sung von 8\u00b0/o behandelt, um die F\u00e4llungen zu l\u00f6sen. Hierbei l\u00f6ste sich der gr\u00f6\u00dfte Teil von A und das Ungel\u00f6ste bestand aus einer grobflockigen, lockeren F\u00e4llung. In B dagegen war der ungel\u00f6ste R\u00fcckstand gr\u00f6\u00dfer, wei\u00df und mehr kompakt. Nach neuem Abzentrifugieren wurde in viel Wasser aufgeschlemmt. Hierbei trat in A keine Quellung auf, eher das Gegenteil, w\u00e4hrend die F\u00e4llung in B vollst\u00e4ndig in eine sauer reagierende, aber nicht klare Fl\u00fcssigkeit verwandelt wurde. Diese saure Fl\u00fcssigkeit wurde gef\u00e4llt durch Zusatz von ein wenig Kochsalzl\u00f6sung wie auch durch Neutralisation mit ein wenig Ammoniak. Die F\u00e4llung in A wurde noch einmal in viel Wasser fein verteilt. Sie quoll nicht auf, lie\u00df sich leicht qbzentrifugieren und mit Wasser auswaschen.\nJe\" nach der zur F\u00e4llung des ammoniakhaltigen Wasserextraktes verwendeten S\u00e4uremenge kann man also ein b-Legumin von etwas verschiedenartiger Beschaffenheit erhalten. Bei Anwendung von einer etwas gr\u00f6\u00dferen S\u00e4uremenge erh\u00e4lt man ein b-Legumin, welches in Wasser stark aufquillt und eine sauer reagierende Fl\u00fcssigkeit gibt. Bei F\u00e4llung mit weniger S\u00e4ure quillt das Legumin nicht auf und l\u00e4\u00dft sich.direkt mit Wasser auswaschen. Die S\u00e4uremenge ist jedoch nicht das einzige hier in Betracht kommende Moment, denn die Beschaffenheit des Erbsenmehles ist nicht ganz ohne Belang. So waren die L\u00f6slichkeitsVerh\u00e4ltnisse und die Filtrierbarkeit des stark gequollenen sauren b-Legumins nicht ganz dieselben, wenn ich von einem alten oder von einem frisch gemahlenen Erbsenmehle (welches noch Chlorophyll enthielt) ausging. Diese kleinen Unterschiede ver\u00e4nderten jedoch nicht die Hauptresultate.\nWie oben erw\u00e4hnt, kann man die filtrierbare, tr\u00fcbe L\u00f6sung des mit viel Wasser behandelten b-Legumins durch Zusatz von ein wenig Ammoniak oder Alkalilauge f\u00e4llen. Diese F\u00e4llung, mit Wasser ausgewaschen, l\u00f6st sich nicht in Kochsalzl\u00f6sung und kann mittels solcher von verunreinigendem a-L\u00e9gumin befreit werden. Die darauf mit Wasser von Kochsalz vollst\u00e4ndig befreite F\u00e4llung reagiert sauer auf Lackmuspapier und verh\u00e4lt","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\tOlof Hammarsten,\nsich wie eine S\u00e4ure. Es ist also wohl m\u00f6glich, da\u00df das b-Legumin selbst eine S\u00e4ure ist, wenn auf der andern Seite auch die M\u00f6glichkeit besteht, da\u00df die bei Alkalizusatz ausfallende Substanz eine in Wasser nicht l\u00f6sliche Verbindung des Legumins mit einer kleineren Menge S\u00e4ure ist. Es ist auch recht wohl denkbar, da\u00df die mit den kleinsten S\u00e4uremengen erzeugten Leguminf\u00e4llungen aus dem freien b-Legumin \u2014 wenn dies eine S\u00e4ure ist \u2014 besteht oder Verbindungen von diesem mit der Phosphors\u00e4ure oder einer anderen der angeblich vorkommenden S\u00e4uren im Erbsenmehle enth\u00e4lt, w\u00e4hrend die F\u00e4llungen mit gr\u00f6\u00dferen Mengen Chlorwasserstoffs\u00e4ure jedenfalls haupts\u00e4chlich aus Verbindungen des Legumins mit Chlorwasserstoffs\u00e4ure bestehen. Eine solche Annahme konnte das in verschiedenen F\u00e4llen etwas wechselnde Verhalten des feuchten b-Legumins zu Wasser recht gut erkl\u00e4ren. Die Entscheidung dar\u00fcber, ob und inwieweit die eine oder andere dieser M\u00f6glichkeiten verwirklicht ist, mag aber anderen Untersuchern \u00fcberlassen werden.\nDas Wesentlichste ist n\u00e4mlich, da\u00df der durch Ausf\u00e4llung mit einer S\u00e4ure erhaltene, von Ritthausen als Legumin be-zeichnete, in Kochsalzl\u00f6sung nicht l\u00f6sliche Eiwei\u00dfstoff \u2014 das b-Legumin \u2014 haupts\u00e4chlich, wenn nicht ausschlie\u00dflich, aus S\u00e4ure-Eiwei\u00dfverbindungen besteht. Die n\u00e4chste Hauptfrage gilt also der Art des in diesen S\u00e4ureverbindungen enthaltenen Eiwei\u00dfes, namentlich seine Beziehung zu dem a-Legumin.\nDas a-Legumin verbindet sich ebenfalls, wie Osborne gezeigt hat, mit S\u00e4uren, und man kann auch Salzs\u00e4ureverbindungen des a-Legumins mit Kochsalzl\u00f6sung f\u00e4llen. Der Umstand, da\u00df bei F\u00e4llung mit einer gr\u00f6\u00dferen S\u00e4uremenge der salzunl\u00f6sliche Teil der F\u00e4llung reichlicher ist als bei F\u00e4llung mit weniger S\u00e4ure, wie auch der Umstand, da\u00df im ersteren Falle das salzl\u00f6sliche Eiwei\u00df sich verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig schwer mit Kochsalzl\u00f6sung ganz entfernen l\u00e4\u00dft, k\u00f6nnten daf\u00fcr sprechen, da\u00df bei Ausf\u00e4llung mit mehr S\u00e4ure der in Salzl\u00f6sung unl\u00f6sliche Teil neben S\u00e4ureverbindungen von b-Legumin auch in Salzl\u00f6sung schwerl\u00f6sliche S\u00e4ureverbindungen von a-Legumin enth\u00e4lt und demnach ein Gemenge ist. Es k\u00f6nnte aber viel-","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Bemerkungen \u00fcber das Erbsenlegumin.\t97\n%\nleicht auch so sein, da\u00df dieses Gemenge neben S\u00e4ureverbindungen von b-Legumin nur in Kochsalzl\u00f6sung l\u00f6sliche Verbindungen von a-Legumin enth\u00e4lt, die infolge der mehr kompakten Beschaffenheit der b-Leguminf\u00e4llung fester eingeschlossen und infolge hiervon dem L\u00f6sungsmittel weniger leicht zug\u00e4nglich sind. Wie es hiermit sich verh\u00e4lt, habe ich nicht n\u00e4her gepr\u00fcft, denn es werden immer schon bei der ersten Extraktion mit Kochsalzl\u00f6sung so reichliche Mengen von a-Legumin gel\u00f6st, da\u00df dieses Extrakt sehr gut zur Darstellung des a-Legu-mins sich eignet. Das zweite Extrakt lieferte regelm\u00e4\u00dfig eine wesentlich geringere F\u00e4llung. Diese Kochsalzextrakte reagieren immer stark sauer.\nVerd\u00fcnnt man das NaCl-Extrakt, welches dasa-Legumin enth\u00e4lt, mit so viel Wasser, da\u00df der Gehalt an NaCl in dem Gemenge etwa 1 \u00b0/o wird, so scheidet sich das a-L\u00eagumin als eine reichliche, flockige F\u00e4llung aus, die sich leicht in Kochsalzl\u00f6sung wieder l\u00f6st und bei Wasserzusatz wieder ausf\u00e4llt. Versucht man die abzentrifugierte F\u00e4llung in derselben Weise wie das b-Legumin durch feipe Verteilung in Wasser und Zentrifugieren zu reinigen, so erh\u00e4lt man, wenn das Salz weggewaschen worden ist, eine milch\u00e4hnliche Fl\u00fcssigkeit und einen wei\u00dfen Bodensatz, der bei erneutem Behandeln mit Wasser eine ebenfalls milchige Fl\u00fcssigkeit gibt. Die wei\u00dfe miich\u00e4hn-\u00fcche Fl\u00fcssigkeit reagiert sauer. Sie wird bei sehr vorsichtiger Neutralisation mit sehr verd\u00fcnntem Ammoniak flockig gef\u00e4llt, l\u00f6st sich aber \u00e4u\u00dferst leicht in einem kleinen \u00dcberschu\u00df des Ammoniaks. Ebenso wird sie gef\u00e4llt von etwas Kochsalzl\u00f6sung, schon von weniger als 0,5 \u00b0/o, wird aber von mehr NaCI, 3\u201440/0, zu einer sauer reagierenden Fl\u00fcssigkeit klar gel\u00f6st. Das milchige Aussehen der Fl\u00fcssigkeit r\u00fchrt also von einer S\u00e4ureverbindung des a-Legumins her. Diese in dem Wasser fein verteilte S\u00e4ureverbindung kann man im allgemeinen, wenigstens nach wiederholtem Zur\u00fcckgie\u00dfen des Filtrates auf das Filtrum, so vollst\u00e4ndig abfiltrieren, da\u00df man ein wasserhelles, eiwei\u00df- ' freies Filtrat erh\u00e4lt, und wenn man die a-Leguminf\u00e4llung direkt auf ein Filtrum bringt und mit Wasser aus w\u00e4scht, kann man deshalb die eben geschilderte Ver\u00e4nderung der F\u00e4llung durch 1","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nOlof Hammarsten,\nWassereinwirkung \u00fcbersehen. In einigen F\u00e4llen geht indessen die Fl\u00fcssigkeit fast unver\u00e4ndert milchwei\u00df durch das Filtrum, und dieses, etwas wechselnde Verhalten scheint von einem verschiedenen Gehalte der Verbindung an S\u00e4ure abh\u00e4ngig zu sein. Durch Zusatz von sehr wenig S\u00e4ure, so wenig, da\u00df sie das Aussehen der feinen Emulsion nicht \u00e4ndert, kann man n\u00e4mlich leicht die letztere mit unver\u00e4ndertem Aussehen filtrierbar machen. Da\u00df ich bei Anwendung von verschiedenem Erbsenmehl als Ausgangsmaterial eine etwas ungleiche Filtrierbarkeit der a-Legurains\u00e4ureverbindung beobachtet habe, d\u00fcrfte wohl auch vielleicht mit der urspr\u00fcnglich etwas ungleich stark sauren Reaktion des Mehles im Zusammenh\u00e4nge stehen.\nDas a-Legumin kann also ebenso wie das b-Legumin S\u00e4ureverbindungen geben, aber die S\u00e4ureverbindungen der beiden Legumine zeigen ein wesentlich verschiedenes Verhalten. Die S\u00e4ureverbindungen des b-Legumins geben mit Wasser eine stark gequollene schleimige Masse, bezw. dickfl\u00fcssige, nicht filtrierbare L\u00f6sungen oder mit viel Wasser eine von gequollenen Partikelchen tr\u00fcbe, schwer filtrierbare Fl\u00fcssigkeit. Die S\u00e4ureverbindungen des a-Legumins quellen dagegen nie in Wasser, sondern geben damit eine immer d\u00fcnnfl\u00fcssige milchwei\u00dfe Emulsion bezw. eine milchwei\u00df filtrierende L\u00f6sung. Ein anderer Unterschied ist der folgende. Neutralisiert man die S\u00e4ureverbindung des b-Legumins in Wasser mit Alkali, so erh\u00e4lt man eine grobflockige, ziemlich kompakte F\u00e4llung, die nach dem Auswaschen mit W\u00e4sser unl\u00f6slich oder fast unl\u00f6slich in NaCl-L\u00f6sung von 8 \u00b0/o ist. Die aus derS\u00e4ureVerbindung des a-Legumins durch Neutralisation mit Alkali erhaltene flockige, mehr lockere F\u00e4llung l\u00f6st sich dagegen nach dem Auswaschen mit Wasser au\u00dferodentlich leicht und ganz klar in verd\u00fcnnter Kochsalzl\u00f6sung. Diese L\u00f6sung reagiert stark sauer, und das durch Neutralisation ausgef\u00e4llte a-Legumin ist also entweder selbst eine S\u00e4ure oder eine in Wasser nicht l\u00f6sliche s\u00e4ure\u00e4rmere Verbindung.\nAuch in anderen Beziehungen verhalten sich die beiden Legumine etwas verschieden. Aus dem feuchten a-Legumin kann man leicht mit verd\u00fcnntem Alkali klare, leicht filtrierende, d\u00fcnnfl\u00fcssige, neutral oder sogar sehr schwach sauer reagierende","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Bemerkungen \u00fcber das Erbsenlegumin.\t99\n. \u2022 , * \\ * . \u2022 . \\ ' 4\nL\u00f6sungen darstellen. Das b-Leguniin gibt dagegen \u2014 gleich* g\u00fcltig ob man die S\u00e4ureverbindung direkt oder die obengenannte, durch Neutralisation ausgef\u00e4llte Substanz mit Alkali in Wasser zu l\u00f6sen versucht \u2014 nie klare, sondern tr\u00fcbe, gelbbraun gef\u00e4rbte, schleimige oder dickfl\u00fcssige L\u00f6sungen, die beimErw\u00e4rmen sich etwas kl\u00e4ren und weniger schwerfiltrierbar werden, die aber noch etwas opalisierend sind. Diese L\u00f6sungen reagieren regelm\u00e4\u00dfig alkalisch, nie sauer, und nur durch Verd\u00fcnnung einer solchen L\u00f6sung und sehr vorsichtigen Zusatz von Vioo-HCl habe ich neutral reagierende L\u00f6sungen erhalten k\u00f6nnen.\nEin entsprechender Unterschied zwischen den beiden Leguminen besteht auch in ihrem Verhalten zu kleinen Mengen S\u00e4ure. Von dem a-Legumin kann man mit sehr wenig Chlorwasserstoffs\u00e4ure milchwei\u00dfe, filtrierbare und mit etwas mehr S\u00e4ure klare L\u00f6sungen erhalten. Diese L\u00f6sungen sind immer d\u00fcnnfl\u00fcssig, nie schleimig, sie reagieren immer stark sauer auf Lackmuspapier. Die mit wenig S\u00e4ure bereiteten reagieren nicht auf Kongopapier. Versucht man das b-Legumin in Wasser mit n/io-HCl zu l\u00f6sen, so erh\u00e4lt man je nach der Menge des Legumins kleister\u00e4hnliche oder schleimige Massen, bezw. dickfl\u00fcssige nicht filtrierbare L\u00f6sungen, die jedoch beim Stehen d\u00fcnnfl\u00fcssiger werden. Beim Erw\u00e4rmen kl\u00e4ren sie sich auf, ohne jedoch ganz klar zu werden. Sie sind nun auch mehr d\u00fcnnfl\u00fcssig und lassen sich filtrieren, sind aber immer gelbgrau gef\u00e4rbt und opalisierend. In dieser Weise kann man indessen L\u00f6sungen von b-Legumin darstellen, die zwar auf Lackmuspapier stark sauer, dagegen nicht auf Kongopapier reagieren.\nEin weiterer Unterschied betrifft vielleicht den Phosphorgehalt. Das a-Legumin ist nach Osborne phosphorfrei. In dem b-Legumin fand Ritthausen dagegen immer Phosphor und ich habe ebenfalls dasselbe phosphorhaltig gefunden. Ich habe indessen noch keine eingehenden Untersuchungen \u00fcber den Phosphorgehalt des b-Legumins ausgef\u00fchrt und kann deshalb nicht bestimmt behaupten, da\u00df diese Substanz Phosphor enth\u00e4lt. Da\u00df das mit S\u00e4ure gef\u00e4llte Legumin (richtiger Gemenge) phosphorhaltig ist, haben indessen schon \u00e4ltere Forscher gezeigt, und nach den Untersuchungen von Ritthausen wie","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\tOlof Hammarsten,\nvon Wiman1) kann \u00fcber die Richtigkeit dieser Angaben kein Zweifel bestehen. Es w\u00e4re deshalb gewi\u00df von Interesse zu untersuchen, ob das b-Legumin immer Phosphor enth\u00e4lt, bezw. ob es um eine Leguminphosphors\u00e4ureverbindung oder um Phosphor in organischer Bindung sich handelt.\nDie nun mitgeteilten Erfahrungen und Beobachtungen, aus welchen hervorgeht, da\u00df die beiden Legumine ganz verschiedene L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse und physikalische Eigenschaften zeigen, haben mich zu der \u00dcberzeugung gef\u00fchrt, da\u00df das von Ritthausen beschriebene Legumin, das b-Legumin, nicht ein durch Alkali-, S\u00e4ure- oder Wa\u00e4Sereinwirkung entstandenes Umwandlungsprodukt des Osborneschen Legumins, des a-Legumins sein kann. Es handelt sich hier vielmehr um zwei, vielleicht nahe verwandte, aber jedoch in mehreren Hinsichten verschiedene Proteinsubstanzen. Ich finde es wahrscheinlich, da\u00df das b-Legumin diejenige Substanz ist, welche den Erbsenmehlextrakten ihre nie ganz klare Beschaffenheit verleiht und die Unklarheit wie auch die Schwerfiltrierbarkeit der Kochsalzl\u00f6sungen des Rohlegumins bedingt. Ich finde es ferner nicht unwahrscheinlich, da\u00df dieses Legumin in irgend\n, einer Beziehung zu dem Albuminate von Osborne steht. Die Ansicht von Ritthausen, da\u00df von Anfang an im Erbsenmehle zwei verschiedene in Salzl\u00f6sung \u00fcbergehende Proteinsubstanzen vorhanden sind, von denen die eine infolge der chemischen Eingriffe in eine salzunl\u00f6sliche Modifikation \u00fcbergeht, scheint mir richtig zu sein, wenn man statt cModifikation\u00bb die Be-\n.\t,\tt\nZeichnung S\u00e4ureverbindung verwendet. Seiner Ansicht, da\u00df die Salzunl\u00f6slichkeit durch die Einwirkung des Alkalis bedingt ist, kann ich n\u00e4mlich nicht beitreten, indem, wie ich im vorigen gezeigt habe, die kleine Alkalimenge ohne Einwirkung und das salzunl\u00f6sliche Produkt eine S\u00e4ureverbindung ist. Da aber auqh die aus der gel\u00f6sten S\u00e4ureverbindung mit Alkali ausgef\u00e4llte Substanz in NaCl-L\u00f6sung unl\u00f6slich ist, kann nat\u00fcrlich das durch F\u00e4llung mit S\u00e4ure erhaltene Rohprodukt ein Gemenge von dieser Substanz und ihrer S\u00e4ureverbindung sein. Da\u00df man in dem NaCl-\n') Upsala L\u00e4karef\u00f6renings F\u00f6rhandlingar (N. F.), Bd. 2, S. 553 (1897 und Mal} s Jahresbericht, Bd. 27, S. 21 (1898).","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Bemerkungen \u00fcber das Erbsenlegumin.\t10t\n\u00bb\tj .\nExtrakte des Erbsenmehles auch das in Salzl\u00f6sung nicht l\u00f6sliche b-Legumin erh\u00e4lt, r\u00fchrt wohl daher, da\u00df dieses Legumin im Mehle als eine l\u00f6sliche, durch S\u00e4ure f\u00e4llbareAlkaliverbindung vorkommt.\nEs w\u00fcrde nat\u00fcrlich von Interesse sein, die Natur und Eigenschaften des b-Legumins mehr eingehend zu studieren. Hierzu sind aber Untersuchungen nicht nur \u00fcber die. elementare Zusammensetzung, sondern auch \u00fcber den Gehalt d.ieses Legumins an verschiedenen Aminos\u00e4uren erforderlich, und solche Untersuchungen lagen vollst\u00e4ndig au\u00dferhalb des Planes meiner Arbeit. Meine Hauptaufgabe war n\u00e4mlich nur, ein f\u00fcr meine Pepsin- und Chymosinuntersuchungen brauchbares Material darzustellen, und die mitgeteilten Beobachtungen habe ich \u2014 wie in der Einleitung hervorgehoben wurde \u2014 nur als Nebenprodukte der Hauptarbeit betrachtet. Ich hoffe trotzdem, da\u00df diese Beobachtungen nicht ganz ohne Bedeutung f\u00fcr ein Verst\u00e4ndnis der zwischen Ritthausen und Osborne vorhandenen Meinungsdifferenzen sein d\u00fcrften.\nEine noch offene Frage ist die Ursache des verschiedenen Verhaltens der S\u00e4ureleguminverbindungen zu Wasser vor und nach der Behandlung mit NaCl-L\u00f6sung. Das durch Extraktion des durch S\u00e4urezusatz ausgef\u00e4llten Gemenges mit Kochsalzl\u00f6sung und F\u00e4llung des Extraktes mit Wasser erhaltene a-Legumin gibt, wie oben erw\u00e4hnt, beim Waschen mit Wasser (in oben angegebener Weise) eine milchige Fl\u00fcssigkeit, die eine S\u00e4ureverbindung des a-Legumins enth\u00e4lt, und der nach der Extraktion mit Kochsalzl\u00f6sung zur\u00fcckgebliebene Rest \u2014 das b-Legumin \u2014 gibt mit Wasser eine mehr oder weniger stark quellende S\u00e4ureverbindung. Wenn nun also die mit S\u00e4ure aus dem ammoniak\u00e4-lischen Wasserextrakte des Erbsenmehles erhaltene Rohf\u00e4llung ein Gemenge von S\u00e4ureverbindungen der Legumine ist, k\u00f6nnte man erwarten, da\u00df auch dieses Gemenge vor der Kochsalzbehandlung mit Wasser eine milchig tr\u00fcbe Fl\u00fcssigkeit, resp. eine quellende Masse mit viel Wasser geben w\u00fcrde ; aber dies ist nicht der Fall. Man kann diese Rohf\u00e4llung wiederholt mit Wasser und Zentrifugieren auswaschen, ohne irgend eine solche Ver\u00e4nderung zu sehen. Der Bodensatz setzt sich scharf ab, und die obenstehende Fl\u00fcssigkeit ist wasserhell. Erst nach der\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CH.\t8","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"*02\tOlof Hammarsten,\nExtraktion mit Kochsalzl\u00f6sung und Entfernung des a-Legumins beobachtet man die starke Quellung des b-Legumins in Wasser, und ebenso ist es erst das mit Wasser aus dem Kochsalzextrakte gef\u00e4llte a-Legumin, welches beim Waschen mit Wasser die milch\u00e4hnliche Fl\u00fcssigkeit gibt. Die Frage, wie die Kochsalzl\u00f6sung hierbei wirkt, mu\u00df Gegenstand weiterer Untersuchungen werden.\nEs liegt mir nun ob, die Gr\u00fcnde, warum ich die beiden Substanzen als a- und b-Legumin bezeichnet habe, anzugeben.\nDas von Osborne mit gro\u00dfer Sorgfalt dargestellte und studierte Legumin scheint eine reine, einheitliche Substanz zu sein, w\u00e4hrend das Legumin Ritthausens allem Anscheine nach unrein war und auch S\u00e4ureverbindungen des Legumins von Osborne enthielt. Unter solchen Umst\u00e4nden k\u00f6nnte es wohl berechtigt sein, der reineren, einheitlichen Substanz einen besonderen Namen, und zwar den Namen Legumin, zu geben. Auf der anderen Seite ist aber der Name Legumin als Bezeichnung f\u00fcr den Hauptbestandteil des salzunl\u00f6slichen Gemenges \u00e4lter und also aus Priorit\u00e4tsr\u00fccksichten ebenfalls berechtigt. Da es nun wenig angemessen sein d\u00fcrfte, dem Legumin Ritthausens einen neuen, besonderen Namen zu geben, bevor die Natur dieser Substanz aufgekl\u00e4rt worden ist, und da beide Substanzen vielleicht in naher Beziehung zu einander stehen, schien es mir am einfachsten zu sein, bis auf weiteres beide als Legumine, und zwar als a- und b-Legumine zu bezeichnen.\nDie Methode zur Darstellung der beiden Legumine ist wohl schon im vorigen in den Hauptz\u00fcgen angegeben, und ich habe nur wenig hinzuzuf\u00fcgen. Es wurden meistens 150 g Erbsenmehl mit 3000 ccm Wasser, welches nie mehr als 0,016, gew\u00f6hnlich 0,014 \u00b0/o, NH3 enthielt, extrahiert. Das Filtrat wurde mit Chlorwasserstoffs\u00e4ure vom spez. Gewicht 1,127 (0,1\u20140,2 ccm auf je 100 ccm Filtrat) gef\u00e4llt. Die zugesetzte Menge Chlorwasserstoffs\u00e4ure schwankte also zwischen 0,028 und 0,056 \u00b0/o, war aber meistens 0,056 \u00b0/o. Die Menge der S\u00e4ure \u2014 innerhalb dieser Grenzen \u2014 ist nicht gleichg\u00fcltig f\u00fcr die fortgesetzte Arbeit. Bei Zusatz von wenig S\u00e4ure erh\u00e4lt man leicht bei der folgenden Extraktion mit NaCl-L\u00f6sung opalisierende Extrakte, die bei Verd\u00fcnnung mit Wasser einen","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Bemerkungen \u00fcber das Erbscnlegumin.\t103\nfesten Bodensatz von Legumin absetzen, und dieser Bodensatz l\u00f6st sich nicht klar in Kochsalzl\u00f6sung. Die Darstellung eines reinen a-Legumins wird hierdurch etwas erschwert, w\u00e4hrend dagegen das b-Legumin viel leichter mit Salzl\u00f6sung extrahiert wird und auch mit Wasser ohne die starke Aufquellung gewaschen werden kann. Bei F\u00e4llung mit der gr\u00f6\u00dferen S\u00e4uremenge \u2014 0.056 \u00b0/o \u2014 erh\u00e4lt man dagegen bei der Extraktion der gewaschenen F\u00e4llung mit NaCl-L\u00f6sung klare Extrakte, die mit Wasser eine wei\u00dfe, lockere, flockige F\u00e4llung geben. Diese F\u00e4llung, welche leichter auszuwaschen ist, l\u00f6st sich \u00e4u\u00dferst leicht und klar in verd\u00fcnnter Kochsalzl\u00f6sung auf. In diesem Falle ist aber die Rohf\u00e4llung mehr wei\u00df und kompakt und ist schwer mit Kochsalzl\u00f6sung zu ersch\u00f6pfen. Das r\u00fcckst\u00e4ndige b-Legumin quillt in diesem Falle stark in Wasser und kann sich in viel Wasser zu einer unklaren Fl\u00fcssigkeit l\u00f6sen. Man kann es also nicht mit Wasser waschen, sondern mu\u00df es durch Zusatz von ein wenig Alkali ausf\u00e4llen. F\u00fcr die Darstellung des a-Legurains ist also die gr\u00f6\u00dfere S\u00e4uremenge besser; f\u00fcr die direkte Darstellung des b-Legumins umgekehrt die kleinere. Statt mit Chlorwasserstofls\u00e4ure kann man auch mit Essigs\u00e4ure oder einer anderen S\u00e4ure f\u00e4llen. Ich habe nur die Essigs\u00e4ure etwas versucht und erhielt mitO,15o/0 S\u00e4ure eine F\u00e4llung, die in NaCl-L\u00f6sung zum Teil l\u00f6slich und zum Teil unl\u00f6slich war. Inwieweit die eine oder die andere S\u00e4ure vorzuziehen ist, habe ich nicht weiter gepr\u00fcft.\nZur Darstellung des a-Legumins wurde die mit Wasser ausgewaschene Rohf\u00e4llung mit NaCl-L\u00f6sung von 8 \u00b0/o extrahiert, und das klare Extrakt mit so viel Wasser verd\u00fcnnt, da\u00df der Salzgehalt 1 \u00b0/o betrug. Die F\u00e4llung wurde abzentrifugiert, in Kochsalzl\u00f6sung wieder gel\u00f6st und wieder mit Wasser bis zu einem Gehalte von 1 o/o NaCl (um das Vicilin zu. entfernen) gef\u00e4llt. Da es nur um die Darstellung eines zu den Enzymversuchen brauchbaren Materials sich handelte, schien es mir \u00fcberfl\u00fcssig, das Legumin mehr als zweimal mit Wasser zu f\u00e4llen. Die abzentrifugierte F\u00e4llung wurde durch feine Verteilung in Wasser und Zentrifugieren gewaschen. Sobald hierbei eine milchige Fl\u00fcssigkeit sich gebildet hatte, was als Beweis f\u00fcr die Entfernung des r\u00fcckst\u00e4ndigen Kochsalzes diente, wurde","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104 Olof Hammarsten, Einige Bemerkungen \u00fcber das Erbsenlegumin.\nsie von dem festen Bodens\u00e4tze getrennt und durch vorsichtigen Zusatz von Ammoniak (von der St\u00e4rke 0,5 \u00b0/o) gef\u00e4llt. Diese F\u00e4llung von a-Legumin konnte leicht mit Wasser ausgewaschen werden und diente in feuchtem Zustande zur Darstellung von Alkali- bezw. Acidleguminatl\u00f6sungen. Der von der milchigen Fl\u00fcssigkeit getrennte Bodensatz wurde in einigen F\u00e4llen mit mehr Wasser behandelt, und die neue milchige Fl\u00fcssigkeit, wie eben erw\u00e4hnt, behandelt. In anderen F\u00e4llen wurde der Bodensatz in einer passenden Menge Wasser fein verteilt und direkt zu der Darstellung von Alkali-^ bezw. Acidleguminat verwendet. Ob die eine oder andere Methode zur Darstellung solcher L\u00f6sungen benutzt wurde, war f\u00fcr die Versuchsresultate gleichg\u00fcltig. Das a-Legumin wurde aber immer frischbereitet und feucht in L\u00f6sung gebracht, ohne Alkohol und \u00c4therbehandlung. K\u00e4ufliches Legumin war so ver\u00e4ndert und schwer l\u00f6slich, da\u00df ich es nicht brauchen konnte.\nDas b-Legumin wurde in einigen F\u00e4llen (nach F\u00e4llung des Erbsenmehlextraktes mit wenig S\u00e4ure) erst mit NaCl-L\u00f6sung m\u00f6glichst ersch\u00f6pft und dann mit Wasser gewaschen. In den meisten F\u00e4llen dagegen \u2014 wenn also zur F\u00e4llung des Erbsenmehlextraktes die gr\u00f6\u00dfere S\u00e4uremenge verwendet worden war \u2014 wurde der mit Kochsalzl\u00f6sung ersch\u00f6pfte R\u00fcckstand der Rohf\u00e4llung erst einmal mit Wasser und Zentrifugiern gewaschen, um die Hauptmenge des r\u00fcckst\u00e4ndigen Salzes zu entfernen. Dann wurde der R\u00fcckstand mit so viel Wasser versetzt, da\u00df, nach dem Stehen in der K\u00e4lte \u00fcber eine Nacht, eine filtrierbare (durch nicht zu dichtes Papier) oder jedenfalls eine durch Leinwand leicht kolierbare L\u00f6sung des b-Legumins erhalten wurde. Diese L\u00f6sung wurde durch Zusatz von Ammoniak gef\u00e4llt, die F\u00e4llung erst mit Wasser gewaschen, dann mit NaCl-L\u00f6sung extrahiert (um etwa beigemengtes a-Legumin zu entfernen) und endlich mit Wasser gr\u00fcndlich ausgewaschen. Das b-Legumin wurde ebenfalls immer in feuchtem Zustande mit Alkali, resp. S\u00e4ure gel\u00f6st.\nUpsala, September 1917.","page":104}],"identifier":"lit20713","issued":"1918","language":"de","pages":"85-104","startpages":"85","title":"Einige Bemerkungen \u00fcber das Erbsenlegumin","type":"Journal Article","volume":"102"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:39:31.046928+00:00"}