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{"created":"2022-01-31T15:03:40.281850+00:00","id":"lit20735","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Zellner, Julius","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 104: 2-10","fulltext":[{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung der Agave americana L. nebst Bemerkungen \u00fcber die Chemie der Suc\u00e7ulenten\nim allgemeinen.\nVon\nDr. Julius Zellner.\n(Der Redaktion zugegangen am 23. Juli 1918.)\nDie Bl\u00e4tter der Agave americana L. und einiger nah-verwandter Arten werden bekannterma\u00dfen in Amerika seit l\u00e4ngerer Zeit zur Gewinnung eines Fasermaterials ben\u00fctzt, das unter mannigfachen Namen (Pite, Pita-, Domingo-, Tampicohanf, auch f\u00e4lschlich Aloehanf, Izzle, Matamoros, Mexicangrass, Mexicanfibre) in \u00e4hnlicher Weise wie Hanf technisch verwendet wird. Die Pflanze ist an den K\u00fcsten des Mittelmeeres verwildert, findet sich auch h\u00e4ufig an der adriatischen K\u00fcste und wird in \u00d6sterreich ebenfalls zur Fasergewinnung herangezogen. W\u00e4hrend der Kriegszeit ward der Wunsch rege, den bei der Isolierung der Fasern sich reichlich ergebenden Abfall praktisch (besonders als Futtermittel) zu verwerten. Obschon mehrfache Angaben \u00fcber die chemischen Bestandteile der Agavebl\u00e4tter vorliegen,x) sind doch keine gen\u00fcgenden' Anhaltspunkte\n*) Buchner, Repertorium d. Pharmazie 1831, S. 217 (Calcium-tartrat u. -acetat).\nBustamante, Ann. de chim. phys. 1836, S. 110 (Jodgehalt).\nLenoble, Journ.de pharmacie 1849, S. 349 (\u00e4pfelsaure Salze und \u00e4ther. \u00d6l).\nFremy und Urbain, C. R. 1882, S.926 und 1885, S. 19, ferner Annal, des sciences natur. 1882, S. 360 (Chemie der Cuticula).\nMarcano, C. R. 1884, S. 811 (peptonisierendes Enzym).\nHarvard, Bull. Torrey Botan. Club 1885 S. 120 und Robinson. Just s botan. Jahresbericht 1899 II, S. 117 (Saponine in den Bl\u00e4ttern von Agave heteracantha und A. Morrisii).","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die ehern. Zusammensetzung der Agave americana L. usw. '\t3\nzur Beantwortung dieser Frage vorhanden und es schien daher eine neuerliche chemische Untersuchung der Bl\u00e4tter erforderlich; die Ergebnisse derselben d\u00fcrften auch physiologisches Interesse besitzen und sollen im folgenden kurz dargelegt werden.\nDie Bl\u00e4tter sind sehr wasserreich; der Wassergehalt wurde zu 90,55\u00b0/o gefunden, obwohl der Transport l\u00e4ngere Zeit in Anspruch genommen hatte.\nIn einer Partie frischer Bl\u00e4tter wurde der Fasergebalt (durch WaSserr\u00f6stung) ermittelt;, aus 1 kg wurden 14 g trockener Fasern erhalten, entsprechend 1,4 \u00b0/o des frischen oder 15\u00b0/o des vollkommen trockenen Materials.\nb\u00fcr die chemische Untersuchung wurde zumeist an der Luit getrocknetes und m\u00f6glichst fein zerkleinertes Blattmaterial (samt den Fasern) verwendet.\nDer Petrol\u00e4ther- unc| \u00c4therauszug sind relativ gering; haupts\u00e4chlich finden sich wachsartige Stoffe und Chlorophyll darin vor, Fett ist nur in geringer Menge vorhanden, Phytosterin ist nicht nachweisbar.\nlf>,2<)Kj g Trockensubstanz ergaben 0,2712 g \u00c4therextrakt, davon 0,10/t\u00bb \u00ab4 in Kall ein Petrol\u00e4ther l\u00f6slich; daher Petrol\u00e4therauszug l,03\u00ae/o, Atheraus/.ug 0,74 \u00b0/u.\nDie wachsartigen Stoffe finden sich in der Cuticula. Wie au\u00dferordentlich undurchl\u00e4ssig diese f\u00fcr Gase und Fl\u00fcssigkeiten ist, obwohl sie nur aus zwei Zellschichten b\u00e9steht, geht aus dem oben Gesagten hervor. Erm\u00f6glicht wird dies durch den Bau der Oberil\u00e4chenzellen mit ihren stark verdickten Au\u00dfenw\u00e4nden und durch den Wachs\u00fcberzug. Harz ist in merkbarer Menge nicht vorhanden.\nDer hei\u00df bereitete Wasserauszug ist bla\u00dfgelb gef\u00e4rbt und gut liltrierbar ; am besten konzentriert man ihn im .Vakuum. Er enth\u00e4lt nat\u00fcrlich eine ganze Reihe von Stoffen, von denen drei\nRe. Annal. Real. Institute botanico Roma 1894, S. 38 (phosphor-saurer Kalk).\nHerzog, Chemiker-Zeitung 1896 S. 461 (Methylzahl d. Faser). :\nLarneiro, Zeitschrift f\u00fcr d. gesamte Schie\u00df* und Sprengwesen 1901, S. 103 (Cellulosegehalt d. Fasern).\n1*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nJulius Zellner,\nin relativ bedeutender Menge vorhanden sind: ein amorphes Kohlenhydrat, \u00e4pfelsaurer Kalk und Zucker.\nZur Gewinnung des ersteren wird die eingeengte Fl\u00fcssigkeit in der K\u00e4lte mit etwas Salzs\u00e4ure und dem 2\u20143 fachen Volumen Alkohol versetzt ; es scheidet sich ein wei\u00dfer, gut filtrierbarer Niederschlag ab, der nach dem Waschen mit Alkohol und dem Trocknen bei m\u00f6glichst gelinder W\u00e4rme amorphe, durchscheinende, wenig gef\u00e4rbte Kr\u00fcmeln bildet. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung dieses K\u00f6rpers wird durch \u00c4tzbaryt als glashelle Gallerte gef\u00e4llt; FeCl3 und NH3 bewirken vollst\u00e4ndige F\u00e4llung in groben Flocken; Fehlingsche L\u00f6sung f\u00e4llt unvollst\u00e4ndig und wird beim Kochen nicht reduziert; Jod gibt keine Farbenreaktion; die Substanz ist durch verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure leicht hydrolysierbar und liefert dabei Glukose, welche durch das Osazon identifiziert wurde.\nDas Filtrat vom Kohlehydratniederschlag wird mit NH3 neutralisiert, wobei ein dicker wei\u00dfer Niederschlag von \u00e4pfelsaurem Kalk ausf\u00e4llt; da die \u00c4pfels\u00e4ure zum Teil als saures Kalksalz vorliegt, kann man, um die F\u00e4llung vollst\u00e4ndiger zu machen, etwas CaCl2 zusetzen. Der Niederschlag wird filtriert, mit starkem Alkohol gewaschen, sodann in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st und die L\u00f6sung mit Bleizucker gef\u00e4llt. Das gewaschene Bleisalz wird mit H2S zerlegt und die so erhaltene L\u00f6sung der freien \u00c4pfels\u00e4ure eingedampft. Das charakteristische Verhalten des Blei- und Kalksalzes sowie die Bildung von Fumars\u00e4ure beim Erhitzen auf 170\u00b0 lassen keinen Zweifel dar\u00fcber, da\u00df hier \u00c4pfels\u00e4ure vorliegt. Die Menge des Calciummalats betr\u00e4gt ungef\u00e4hr 10\u00b0/o.\nDas alkoholische Filtrat von dem oben erw\u00e4hnten Niederschlag des \u00e4pfelsauren Calciums liefert beim Eindampfen einen hellgelben, angenehm s\u00fc\u00df schmeckenden Sirup. Derselbe zeigt keine Neigung zur Krystallisation. Da in dem Bl\u00fctenschaft der Pflanze Saccharose nachgewiesen istl) und die vorausgegangenen Prozeduren eine Inversion derselben h\u00e4tten verursachen k\u00f6nnen, wurde eine Partie frischer Bl\u00e4tter unter Zu-\n*) Stone und Lutz, Americ. Chem. Journal 1895, S.368.","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die ehern. Zusammensetzung der Agave americana L. usw. 5\nsatz von CaC03 ausgekocht, die L\u00f6sung mit Bleiessig gekl\u00e4rt, mit H2S entbleit und nach der Neutralisation eingedampft. Auch dieses Produkt lie\u00df sich nicht zum Krystallisieren bringen; weder Eins\u00e4en von Rohrzucker- und Traubenzuckerkrystallen, noch Reiben, abwechselndes Verweilen in feuchter Luft und im Exsikkator, Einwirkung des direkten Sonnenlichtes usw. bewirkten die Bildung von Krystallen; Rohrzucker ist in irgend erheblichem Grade sicher nicht vorhanden, der Hauptsache nach d\u00fcrfte Traubenzucker vorliegen; dies ist daraus zu schlie\u00dfen, da\u00df der gereinigte Sirup rechtsdrehend ist und glatt in gro\u00dfer Ausbeute das Glukosazon liefert; nat\u00fcrlich schlie\u00dft dies die Anwesenheit von Fruktose in kleinerer Menge nicht aus.\nAu\u00dfer diesen Stoffen sind in der stark konzentrierten L\u00f6sung noch Abbauprodukte der Eiwei\u00dfk\u00f6rper von peptonartiger Natur sowie Aminos\u00e4uren vorhanden; Phosphormolybd\u00e4ns\u00e4ure, m\u00f6glichst neutrales Hg(N03)2 wie auch konzentrierte Sublimatl\u00f6sung geben starke Niederschl\u00e4ge, Jodquecksilberjodkalium gibt keine F\u00e4llung. Gerbstoffe sind nicht sicher nachweisbar. Von Mineralstoffen sind im Wasserauszug au\u00dfer Kalk noch erhebliche Mengen Kalium, ferner SO*, PO* und Gl nur in \u00e4u\u00dferst geringen Quantit\u00e4ten zu finden.\nDer frische Saft enth\u00e4lt einen geruchlosen oder kaum riechenden, brennend schmeckenden und die Haut reizenden Stoff, den schon Lenoble (1. c.) bemerkt und als \u00e4therisches \u00d6l angesprochen hat. Die Bl\u00e4tter zeigen wohl beim Zerschneiden einen eigenartigen, aber nur sehr schwachen Geruch, welcher auch der durch Wasserdampfdestillation erhaltenen Fl\u00fcssigkeit eigen ist. Die letztere enth\u00e4lt in sehr geringen Mengen fl\u00fcchtige Fetts\u00e4uren und Spuren eines indifferenten mit \u00c4ther aussch\u00fctteibaren, festen Stoffes. Sehr bemerkenswert ist es, da\u00df das Destillat ammoniakalische Silberl\u00f6sung in der K\u00e4lte reduziert. Das deutet auf das Vor- , handensein eines Aldehyds hin. Ich komme auf diesen Gegenstand noch unten zur\u00fcck.\nVon quantitativen Bestimmungen wurden folgende ausgef\u00fchrt :","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nJulius Zellner,\n15,2946 g Trockensubstanz wurden mit siedendem Wasser ersch\u00f6pft und der Auszug auf 500 ccm gebracht. 100 ccm dieser L\u00f6sung verbrauchten zur Neutralisation 1,2 ccm Lauge (1 ccm = 0,02813 g KOH); Indikator: Phenolphthalein; S\u00e4uregehalt in Wasserstoffionen 0,019\u00b0/0. In 100 ccm wurde der Extrakt und die Extraktasche bestimmt ; Menge des ersteren 1,5525 g, der letzteren 0,2309 g, somit Extrakt 50,75 \u00b0/o, Extraktasche 7,54\u00b0/o.f Weitere 100 ccm wurden mit Bleiessig auf 110 ccm gebracht, filtriert, der Blei\u00fcberschu\u00df mit trockener Soda beseitigt und nach nochmaligem Filtrieren in 25 ccm das Reduktionsverm\u00f6gen gegen Fehlingsche L\u00f6sung nach Allihn bestimmt; gewogen 0,2160 g CuO entsprechend 0,0882 g Glukose (12,68 \u00bb/\u00ab). Endlich wurden 100 ccm* unter Zusatz von etwas HCl am Wasserbad zwei Stunden lang erhitzt, dann wurde so wie bei der vorausgehenden Bestimmung verfahren; gewogen 0,4430 g CuO; nach Abzug der der Glukose entsprechenden Menge CuO verbleiben f\u00fcr die Polysaccharide 0,2270 g CuO ; daraus ergibt sich f\u00fcr die Polysaccharide als Glukosane berechnet 11,99 \u00b0/o.\nVon Stoffen, die im Wasser sehr wenig l\u00f6slich sind, lassen sich zun\u00e4chst phosphorsaurer und oxalsaurer Kalk nachw\u00e9isen und zwar der erstere vorzugsweise im Wassergewebe, der letztere in den peripheren, chlorophyllhaltigen Gewebsteilen. Das Oxalat ist mikroskopisch im Assimilationsgewebe bald in vereinzelten, bald in reichlich geh\u00e4uften Krystallen zu finden; es bildet langgestreckte Prismen oder gro\u00dfe .wetzsteinartige Formen. So kommt es auch in den Bastfasern vor, wo es schon H\u00f6hnel1) fand. Beide Salze lassen sich auch leicht makrochemisch in einem schwach salpetersauren Auszug des vorher mit Wasser extrahierten Materials nachweisen.\nStickstoffhaltige Stoffe sind in auffallend geringer Menge vorhanden.\n2,4298 g Trockensubstanz verbrauchten nach Kjeldahl 4,0 ccm H*S04 (1 ccm = 0.003153 g N). daher N = 0.52 \u00b0/o.\nDie Hauptmenge der in Wasser unl\u00f6slichen Stoffe sind Polysaccharide: Cellulose, Hemicellulosen, Pentosane u. dergl. Mit verd\u00fcnnter hei\u00dfer Salzs\u00e4ure geht ein zur Gallertebildung neigendes, pektinartiges Kohlehydrat in ansehnlicher Menge in L\u00f6sung, das wahrscheinlich in der Pflanze als Kalkverbindung vorhanden ist. Einen \u00e4hnlichen K\u00f6rper hat vor langer Zeit\n*) Mikroskopie d. techn. verwendeten Faserstoffe 1887, S. 51.","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chem. Zusammensetzung der Agave americana L. usw.\ni\nPay en1) aus Kakteen (ebenfalls Succulenten) gewonnen und als pektinsauren Kalk bezeichnet. Vermutlich bildet diese Substanz die Hauptmenge der in betr\u00e4chtlicher Menge nachweisbaren Pentosane. St\u00e4rke ist weder makrochemisch noch mikroskopisch nachweisbar.\n9,6117 g Trockensubstanz lieferten nach der Wender-Methode 1,7155 g Rohcellulose (einschlie\u00dflich der Bastfasern); daher Rohcellulose 17,85V 5,4915 g Trockensubstanz lieferten nach Tollens 0,4913 g Phloroglucid ; L\u00f6slichkeilskorrektur f\u00fcr 500 ccm Filtrat 0,0052 g, somit im ganzen 0.4965 g; hievon in Alkohol l\u00f6sliches Methylfurfurolphloro-glucid 0,0331 g; daraus Pentosan nach der Rechnungsweise von Tollens 7,44\u00b0/o. und Methylpentosan nach Tollens und Mayer 1,01 \u00b0/o.\nDie Mineralstoffe (Asche) der Bl\u00e4tter bestehen zum allergr\u00f6\u00dften Teil aus Calcium und zwar entsprechend den reichlich vorhandenen organischen S\u00e4uren vorwiegend in Form des Carbonates: Kalium ist zwar in ansehnlicher Menge anwesend, tritt aber gegen das Calcium sehr zur\u00fcck; Magnesium ist in erheblicher Quantit\u00e4t, Aluminium in kleiner Menge, Eisen auffallenderweise nur in Spuren nachweisbar; von Anionen. ist Kiesels\u00e4ure in geringer, P04 in betr\u00e4chtlicher, S04 in sehr kleiner Menge, CI nur in Spuren vorhanden; Jod, das sich nach Bustamante (1. c.) in der Pflanze vorfinden soll, konnte in 10 g Asche nicht nachgewiesen werden.\n6,489.) g Trockensubstanz lieferten 0,8015 g Asche, entsprechend 12.35 V\nDie folgende Tabelle soll ein beil\u00e4ufiges Bild der chemischen Zusammensetzung der Agavebl\u00e4tter geben: Petrol\u00e4therauszug (Fett, Chlorophyll, Wachs)................ 1,03 \u00b0/o\nAtherauszug (wachsartige Stoffe)\nWasserauszug freie S\u00e4ure (in H-Ionen)\namorphes Kohlehydrat (als C6H10O5 berechn.) 12,00\u00b0/*\nZucker (als Glukose berechnet)............12,68 \u2022/*\n\u00c4pfels\u00e4ure (sch\u00e4tzungsweise) . . . \\\t.\t8,00\u00b0/#\n50,75 \u00b0'o Extraklasche\nsonstige, nicht n\u00e4her qualifizierbare Stoffe, kleine Mengen Peptone, Aminos\u00e4uren usw.; aus der Differenz ungef\u00e4hr . . . 10,00\u00b0/*\n\u2018) C. R. 1856, S. 769.","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nJulius Zellner,\nln indifferenten L\u00f6sungsmitteln unl\u00f6sliche Stoffe 47,48 \u00b0/o\nRohcellulose (inklus. Bastfasern)............17,85\t\u00b0;ft\nPentosane.................................... 7,44\t\u00b0/u\nMethylpentosane.............................. 1,01\t\u00b0/o\nPektin, Hemicellulosen, Oxalat etc. (aus der\nDifferenz) ungef\u00e4hr\t.\t.\t.\t\u2022.............13.00\t\u00b0'o\nMineralstoffe......................................4}82\t\u00b0;0\nRohprotein (einschlie\u00dflich der oben genannten l\u00f6slichen N-haltigen Stoffe) ....\t3.25 \u00b0/0\nWenn auch diese Werte zum gro\u00dfen Teil nur eine erste, grobe Ann\u00e4herung an die Wahrheit darstellen, so kann man doch schon daraus erkennen, da\u00df die Bl\u00e4tter der Agave zwar in mehreren Punkten mit gew\u00f6hnlichen gr\u00fcnen Laubbl\u00e4ttern ungef\u00e4hr \u00fcbereinstimmen (im Gehalt an Rohcellulose, Pento-sanen, an in \u00c4ther l\u00f6slichen Stoffen und Asche, sowie in der chemischen Beschaffenheit der letzteren), da\u00df aber in einigen anderen Punkten auffallende Abweichungen auftreten. Abgesehen von dem hohen Wassergehalt sind es, soviel ich sehen kann, folgende:\n1.\tHoher Gehalt an wasserl\u00f6slichen Stoffen,\n2.\thoher Gehalt an. \u00e4pfelsaurem Kalk,\n'3. hoher Gehalt an Zucker,\n4- betr\u00e4chtlicher Prozentsatz pektinartiger Stoffe,\n5.\tArmut an stickstoffhaltigen K\u00f6rpern,\n6.\tMangel an Eisen.\nSind diese Eigent\u00fcmlichkeiten f\u00fcr alle Succulenten charakteristisch? Diese Frage l\u00e4\u00dft sich vorl\u00e4ufig nur unvollst\u00e4ndig beantworten.\nWas den ersten Punkt betrifft, so ist es wohl eine allgemeine Erscheinung, da\u00df wasserreiche Gewebe an l\u00f6slichen Stoffen relativ reich sind; man braucht nur an fleischige Wurzeln und Fr\u00fcchte, an heterotrophe Pflanzen und Gallen zu, denken; es h\u00e4ngt dies wohl mit besonderen osmotischen Verh\u00e4ltnissen zusammen.\nDen zweiten Punkt anlangend ist es eine langbekannte und oft best\u00e4tigte Tatsache, da\u00df der Reichtum an \u00c4pfels\u00e4ure bezw. der\u00e9n Kalksalzen f\u00fcr alle Succulenten charakteristisch ist und mit deren speziellen Atmungsverh\u00e4ltnissen im Zusam-\n. c","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die ehern. Zusammensetzung der Agave americana L. usw. . 9\nmenhang steht.*) Diese Verh\u00e4ltnisse sind auch physiologisch ziemlich aufgekl\u00e4rt.\nNicht so sicher l\u00e4\u00dft sich der dritte Punkt in allgemeinerer Fassung aussprechen, da das einschl\u00e4gige Tatsachenmaterial noch sehr d\u00fcrftig ist. Immerhin finde ich bei Durchsicht der Literatur, da\u00df in zwei systematisch einander und noch mehr der Agave fernstehenden Arten von Succulenten ein h\u00f6her Zuckergehalt gefunden wurde, n\u00e4mlich von Buchner2) in Cereus flagelliformis Mill, und von Mylius\u00bb) in Sedum acre L. Das deutet wohl auf eine allgemeinere Erscheinung hin, umsomehr, als auch sonst bei sehr wasserreichen Pflanzen und Pflanzenteilen Reichtum an Zucker ein weitverbreitetes Ph\u00e4nomen ist.\nGanz \u00e4hnliches gilt auch f\u00fcr die pektinartigen Stofle. Wie oben erw\u00e4hnt hat sie Pay en in einigen Kakteen gefunden ; in saftigen Fr\u00fcchten und R\u00fcben ist ihr Vorkommen sehr bekannt und zweifellos steht ihre Anwesenheit mit dem hohen Wassergehalt in Zusammenhang, wobei ihr Quellungsverm\u00f6gen besonders in Betracht kommt.\nBez\u00fcglich des niedrigen Stickstoffgehaltes konnte ich in der Literatur keine Vergleichsdaten auffinden. Aber augenscheinlich h\u00e4ngt dieser mit der Ausbildung des Wassergewebes zusammen; das letztere ist sehr stickstoffarm, w\u00e4hrend das Assimilationsgewebe wahrscheinlich normalen Eiwei\u00dfgehalt besitzt, der Mittelwert f\u00fcr das ganze Blatt f\u00e4llt daher niedrig aus.\nWas endlich den Mangel an Eisen betrifft, so ist der Eisengehalt in gr\u00fcnen Bl\u00e4ttern sehr schwankend und es l\u00e4\u00dft sich \u00fcber diese Erscheinung keine einigerma\u00dfen begr\u00fcndete Ansicht aussprechen, namentlich so lange nicht andere Succulenten in dieser Beziehung untersucht sind.\nNoch eine Besonderheit der Succulenten, \u00fcber die ich aber nur vermutungsweise sprechen kann, ist vielleicht in der\n*) de Vries, botan. Zeitg. 1884. S. 337; Warburg, Untersuch, aus d. botan. Institut zu T\u00fcbingen 1886, S. 75; Aubert, C. R. 1891, S. 674 und Recherches physiologiques sur les plantes grasses. Th\u00e8se, Paris 1892.\n*) Repertorium d. Pharmazie 1836 S. 149.\n3) Archiv d. Pharmazie 1891 S. 97.","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10 Julius Zellner, \u00dcber die chem. Zusammensetzung der Agave usw.\nAnwesenheit von scharfen, fl\u00fcchtigen Stoffen zu suchen. Es f\u00e4llt mir n\u00e4mlich auf, da\u00df das mit Agave systematisch gar nicht verwandte Sedum acre auch einen solchen geruchlosen (oder wenig riechenden) scharfen Stoff enth\u00e4lt, und es ist nicht unm\u00f6glich, da\u00df es sich hier um aldehydische Neben- oder Zwischenprodukte bei der respiratorischen Oxydation der \u00c4pfels\u00e4ure handelt.\nZum Schl\u00fcsse m\u00f6chte ich \u2014 in Anbetracht der Kriegsverh\u00e4ltnisse \u2014 mit ein paar Worten auf die eingangs erw\u00e4hnte praktische Verwertung des bei der Fasergewinnung abfallenden Teiles der Agavebl\u00e4tter zur\u00fcckkommen. Als Futtermittel ist dieses Produkt im frischen Zustande wegen seines brennenden Geschmackes nicht zu verwenden, wohl aber in getrocknetem. Sein N\u00e4hrwert besteht in dem reichlichen Vorhandensein von Zucker und leichter abbauf\u00e4higen Polysacchariden, w\u00e4hrend Protein- und Fettgehalt sehr niedrig sind. Ein anderer Vorschlag w\u00e4re der, die Bl\u00e4tter vor der Verarbeitung zwischen Quetschwalzen auszupressen und den so erhaltenen Saft im Vakuum einzudicken, wobei, wie der Versuch zeigte, eine honigartig aussehende, angenehm s\u00e4uerlich-s\u00fc\u00dfe, marmeladenartige Masse erhalten wird, die zum menschlichen Genu\u00df verwendbar w\u00e4re.\n","page":10}],"identifier":"lit20735","issued":"1919","language":"de","pages":"2-10","startpages":"2","title":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung der Agave americana L. nebst Bemerkungen \u00fcber die Chemie der Succulenten im allgemeinen","type":"Journal Article","volume":"104"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:03:40.281855+00:00"}