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{"created":"2022-01-31T14:54:34.606938+00:00","id":"lit20750","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Salkowski, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 104: 161-174","fulltext":[{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber die Entstehung der Ameisens\u00e4ure im Organismus.\n\\ on\nE. Kalkowski.\n(Aus der ehern. Abt. des Batholo\u00ab. Instituts der Universit\u00e4t Berlin.)\n(Der Redaktion zugegangcn am 9. Dezember 1918 )\nNach den \u00fcbereinstimmenden Angaben verschiedener Autoren kommen kleine Mengen bzw. Spuren von Ameisens\u00e4ure im Hain des Menschen, Hundes und Kaninchens vor1).\nBez\u00fcglich der Entstehung derselben im Organismus haben Steppuhn und Schellbach2) nachgewiesen, da\u00df bei Hunden nach Verf\u00fctterung von Traubenzucker eine Vermehrung der Ameisens\u00e4ure eintritt, w\u00e4hrend sich das gleiche bei Kaninchen nicht nachweisen lie\u00df''). Die Steigerung der Ameisens\u00e4ure nach Verf\u00fctterung von Glukose bezeichnen die genannten Autoren als betr\u00e4chtlich, sie ist es auch im Vergleich zu der Ausscheidung an den vorangegangenen zuckerfreien Tagen. An diesen betrug sie im Durchschnitt 2,7 mg p. d., an den F\u00fctterungstagen 11,8\u201412,6-13,2\u201417,7, also im Mittel 13,8 mg t\u00e4glich. Man wird gewi\u00df Steppuhn und Schellbach beistimmen, wenn sic sagen: \u201eDurch den Hundeversuch ist also ein Zusammenhang zwischen Glukosezufuhr und Ameisens\u00e4ureausscheidung wahrscheinlich gemacht.\u201c Ja, ich glaube sogar, da\u00df man etwas weiter gehen kann und statt \u201ewahrscheinlich gemacht\u201c sagen kann: \u201enachgewiesen\u201c. Indessen ist doch nicht zu \u00fcbersehen, da\u00df absolut genommen die Ausscheidung\n\u2019) Vgl. Neuberg: Der Harn usw. S. 227 u. ff. und Neubauer-Huppert 11. Aufl. S. 197.\n*) Steppuhn und Schellbach, DieseZeitschr. 13d. 80 S.275 (1912).\n\u00fc) Auf die Bildung nach Einf\u00fchrung heterogener Substanzen soll hier nicht eingegangen werden.","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162\nE. Salkowski,\nsich doch in recht bescheidenen Grenzen h\u00e4lt und da\u00df die Pr\u00fcfung anderer durch die Nahrung eingef\u00fchrter oder im Organismus dauernd entstehender Substanzen auf die F\u00e4higkeit der Ameisens\u00e4urebildung durch die Versuche von Steppuhn und SchelIbach nicht \u00fcberfl\u00fcssig gemacht erscheint.\nEhe ich auf diesen Punkt eingehe, sei noch ein Wort gesagt \u00fcber die Vorg\u00e4nge, welche sich nach der Ansicht von Steppuhn und Schellbach bei der Ameisens\u00e4urebildung aus Zucker abspielen. Steppuhn und Schellbach schlie\u00dfen sich dem Schema an, das Schade1) f\u00fcr die Alkoholg\u00e4rung des Zuckers aufgestellt hat, nach welchem die g\u00e4rungsf\u00e4higen Zuckerarten durch unbekannte Zwischenstufen hindurch Milchs\u00e4ure bilden und diese dann im Acetaldehyd und Ameisens\u00e4ure zerf\u00e4llt. Es ist hier nicht der Ort, die Theorie von Schade zu diskutieren, nur beil\u00e4ufig sei erw\u00e4hnt, da\u00df die Annahme konstanter Milchs\u00e4urebildung bei der Alkoholg\u00e4rung, als wesentlicher Teil derselben, kaum noch von jemand aufrechterhalten wild und da\u00df nach diesem Schema jede Alkoholg\u00e4rung gleichzeitig zur Essigs\u00e4urebildung f\u00fchren m\u00fc\u00dfte, was bekanntlich nicht der hall ist. Eine St\u00fctze f\u00fcr die Annahme der Ameisens\u00e4urebildung aus Milchs\u00e4ure sehen die Verf. in dem weitverbreiteten Vorkommen der Milchs\u00e4ure2) im Organismus. Ich habe vor einiger Zeit gelegentlich darauf hingewiesen, da\u00df mii eine andere Annahme zur Erkl\u00e4rung der Ameisens\u00e4urebildung aus Zucker weit n\u00e4herliegend scheint\"), n\u00e4mlich die Bildung von Formaldehyd, der au\u00dferhalb des Organismus als Oxydationsprodukt des Zuckers zu beobachten ist und im Organismus bekanntlich sehr leicht zu Ameisens\u00e4ure oxydiert wird, i fiese Vorstellung w\u00fcrde an Wahrscheinlichkeit gewinnen, wenn es gel\u00e4nge, Ameisens\u00e4urebildung aus einer anderen im Organismus vorkommenden Substanz festzustellen, die au\u00dferhalb des Organismus auch Formaldehyd bildet und von der\n0 sei bez\u00fcglich desselben auf S. 275 der Arbeit von Steppuhn und Schellbach verwiesen.\n2) \u00df\u00abe zweifellos von Traubenzucker abstammt (Hoppe-Sey 1er, \\raki, v. F\u00fcrth u. a.)\nfi E. Salkowski, Bioch. Zeitschr. Bd. 67 S. 354.","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"Cl'CT die Entstehung der Ameisens\u00e4ure im Organismus. 163\n\u00fbicht anzunehmen ist, da\u00df sie im Organismus Milchs\u00e4ure bildet, n\u00e4mlich das Glyzerin. Man wird nicht ein wenden k\u00f6nnen, da\u00df freies Glyzerin im Organismus ja nicht vorkommt oder h\u00f6chstens in Spuren. Dieser Einwand wird dadurch hinf\u00e4llig, da\u00df es regelm\u00e4\u00dfig im Darmkanal durch Spaltung der I ette entsteht und da\u00df augenscheinlich der Organismus die F\u00e4higkeit hat, Glyzerin auf unbekanntem Wege zu bilden. Dies geht aus den Versuchen von J. Munk hervor, der bei Hunden durch Verf\u00fctterung von Fetts\u00e4uren reichlichen Ansatz von Neutral fett bewirken konnte. Auch die F\u00e4higkeit des Organismus, Lecithin zu bilden, ist wohl nicht zu bezweifeln. Ergab sich bei Verf\u00fctterung von Glyzerin keine wesentliche Steigerung des Ameisens\u00e4uregehaltes des Harns, so lag darin eine St\u00fctze der Anschauung von Steppuhn und Schollbach, im anderen Falle aber verlor sie an Wahrscheinlichkeit, wenigstens lag dann kein Grund mehr vor, die Glukose als Hauptmuttersubstanz der Ameisens\u00e4ure anzusehen. Dies waren dio Gr\u00fcnde, die mich seinerzeit zu einem F\u00fctterungsversuch mit Glyzerin veranla\u00dft haben. Derselbe liegt sehr weit zur\u00fcck, er wurde iin Beginn des Krieges angestellt. Da es mir nicht m\u00f6glich war, weitere Versuche anzustellen, eine Aussicht dazu auch nicht besteht, teile ich ihn mit, um ihn nicht ganz verloren gehen zu lassen.\n\\ orher mu\u00df ich die Versuche \u00fcber die Oxydation des Glyzerins au\u00dferhalb des Organismus mitteilen. Rosenthaler \u25a0md ich1) haben gleichzeitig und unabh\u00e4ngig voneinander gefunden, da\u00df das Glyzerin bei der Oxydation mit Kaliumpermanganat reichlich Formaldehyd liefert. Da ich meine Versuche gleichzeitig mit Rosenthaler angestellt habe, ist meine Versuchsanordnung eine etwas andere als die von Rosenthaler. Ich teile zun\u00e4chst meine Versuche mit, die bis aut einen schon etwa 5 Jahre zur\u00fcckliegen. Meine Absicht bei Anstellung der Versuche war, das Maximum der Formal-dehvdhildung kennen zu lernen. Das Glyzerin, das zu den\n\u2018) Rosenthaler, Archiv der Pharmazie Bd. 251 8. 587 (1914) und E. Salkowski, Zeitschr. f. Unteisuchung der Nahrungsmittel Bd. 28 S.225 \u00bbDd Bioch. Zeitschr. Bd. 67 S. 354 (1914).","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\n\u00cb. Salkow\u00e0ki,\nVersuchen diente, war reinstes des D. A. B 5 von 1,23 D mit ungef\u00e4hr 86% wasserfreiem Glyzerin. In den einzelnen Versuchen ist die Umrechnung auf wasserfreies Glyzerin nicht vorgenommen worden. Zur Bestimmung des Formaldehyds diente, wo nichts anderes gesagt ist, das jodometrische Verfahren von Romijn1). Es kam n/10 Jodl\u00f6sung2) und u/,0 Thio-sulfatl\u00f6sung in Anwendung.\nVersuch 1.\n2 g Glyzerin, 100 ccm Wasser, 2 g KMn04, 50 ccm verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure (200 g auf 1 1 aufaef\u00fcdt). Das Glyzerin wurde mit dom gr\u00f6\u00dfton Teil des Wassers in den mit Gl .sschliff verseil nen Destillier kolben gebracht, das KMnO, bei den einzeln *n Versuchen entweder direkt eingesch\u00fcttet oder in d-m Rest des Was-ers und der verd\u00fcnnten Schwefels\u00e4ure gel\u00f6st. Es wurden 100 ccm abdestilliert, 10 ccm des Destillat* banden das Jod aus 13,8 ccm der n/I0 Jodl\u00f6sung. Erhalten 0,207 g For-mal\u00fcehyd -- 10,35 % des Glyzerins.\nVersuch 2.\nDa erfahrungsgem\u00e4\u00df Formaldehyd mit Wasserd\u00e4mpfen schwer \u00fcber geht, wurde versucht, ob sich vielleicht durch ein gr\u00f6\u00dferes Volumen der Versuch-fl\u00fcssigkeit eine bessere Ausbeute herbeif\u00fchren l\u00e4\u00dft. Dement sprechend bestand die Mischung au9 2 g Gh'z<*rin, 300 ccm Wasser, 2 g KMnO,, 50 ccm verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure. Der \u00e4u\u00dfere Verlauf wich insofern von dem d-s vorigen Versuches ab, als die v\u00f6llig;* Entf\u00e4rbung nur sein z\u00f6gernd eintrat, schlie\u00dflich ab r voilst indig wurde. Es wurden 300 ccm abdestilliert. 10 ccm banden im Mittel das Jod von 5,2 ccm n/|0 J0d-l\u00f6sung. Erhalten 0,234 g Formaldehyd 11,7 % des angewendeten Glyzerins\nVersuch 3.\n\\\nDa eine merkliche Steigerung der Ausbeute an Formaldehyd nicht erzielt war, wurde jetzt die Wirkung eines erneuten Wasserzusatzes versucht; gleichzeitig sollte der Versuch dazu dienen, festzustellen, ob die Ausbeute durch erneuten Zusatz vo.i KMn04 erh\u00f6ht wird.\nWie bisher wurden von dem Gemisch von 2 g Glyzeiin 100 ccm Wasser, 2 g KMnO. und 50 ccm verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure 100 ccm ab* destillieit, nach dem Erkalten wurden 100 ccm Wasser in den Kolben zugegeben und 100 ccm abdestilliert. Dasselbe geschah noch zum drittenmal\nl) Zeitschr. f. analyt. Chemie Bd. 36 S. 18 (1897).\ns) Dio Anzahl der gebundenen ccm Jodl\u00f6sung X 1,5 ergibt die Quau tit\u00e4t des Formaldehyds in mg.","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber die Entstehung der Ameisens\u00e4ure im Organismus. 165\n10 ccm des ersten Destillates erforderten 12,2 ccm n/10 Jodl\u00f6sung 10\t\u201e\t,\tzweiten\t\u201e\t,\t2,15 ,\t,\t*\n10\t\u201e\t,\tdritten\t\u201e\t,\t0,45 \u201e\nIm giinzen sind also erfordert 14,8 ccm Jodl\u00f6sung. Erhalten 0,222 g Foimaldehyd -- 11,1 \u00b0/0 des Glyzerins, eine Eih\u00f6hung der Formaldehyd menge ist also nicht erzielt. Nunmehr wurden zu dem erkalteten Inhalt des Kolbens nicht nur 100 ccm Wasser, sondern au\u00dferdem 2 g KMnOt gesetzt und 100 ccm abdestilliert, d.es noch einmal wiederholt, endlich zum dritten* mal 2 g KMn02 und ein Gemisch von 50 ccm Wasser und 50 ccm verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure, da sich bei der vorigen Operation etwas MnOs un l\u00f6slich ausgeschieden hatte.\n10 ccm des ersten Destillates erforderten 8.45 ccm n/;0 Jodl\u00f6sung !0\t,\t. zweiten \u201e\t\u201e\t0.35 \u201e\t\u201e\n10\t,\t. dritten Destillates enthielten keine quantitativ bestimmten\nMengen Formaldehyd, obwohl derselbe durch Reaktionen noch nachweisbar war. Im ganzen sind gebunden 23,6 ccm n/10 Jodl\u00f6sung. Dies entspricht 0,354 g Formaldehyd \u2014 17,7 \u00b0/0 des Glyzerins.\nVersuch 4\nbezieht sich auf die Quantit\u00e4t des erforderlichen KMn04 und ist insofern eine Wiederholung von 3, jedoch mit dem Untei schied, da\u00df der erneute Wasserzusatz am Anfang des Versuches fortgelassen und die Destillation weit\u00ab r getrieben wui de, und zwar m\u00f6glichst genau bis 112 ccm. Bei der dritten Destillation wurden zum Kolbenii halt 65 ccm Wasser und 50 ccm verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure gesetzt, beim Abschlu\u00df des Veisuches war noch etwas MnOa im Kolben.\n10 ccm des ersten Destillates erforderten 16,0 ccm n/10 Jodl\u00f6sung 10\t,\t*\tzweiten\t\u201e\t\u201e\t7.6\t\u201e\t\u201e\t,\n10\t,\t,\tdritten\t\u201e\t,\t1,1\t\u201e\t\u201e\nIm ganzen sind erfordert 24,7 ccm Jodl\u00f6sung. Das ergibt 0,415 g Formaldebyd - 20,75 \u00b0/0 des Glyzerins.\nDa\u00df die Destillate in der Tat Formaldehyd enthielten, ist durch eine ganze Anzahl von Reaktionen (Fuchsinschweflige S\u00e4ure, Reaktion von Schrywer sauer und alkalisch, Rimini, Jorissen-Vanino, Morphinreaktion und Reaktion mit Pepton, Salzs\u00e4ure und Eisenchlorid), wenn auch nicht in jedem Falle, nachgewiesen worden. Auf die Frage, ob neben dem Formaldehyd noch andeie Jod bindende Substanzen in den Destillaten vorhanden waren, gehe ich weiter unten ein. Den genannten Reaktionen habe ich noch einen biologischen Nachweis hin-xugef\u00fcgt.","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nE. Salkowski,\n10 g gehacktes Fleisch wurden in einem Olasst\u00f6pselzylinder mit 100 ccm Wasser, und 1 ccm ges\u00e4ttigter L\u00f6sung von N\u00ab,CO\u201e \u00fcbergossen. Mischung A. Eine zweite Mischung wurde ebenso angesetzt, nur kam statt Wasser ein Destillat zur Anwendung, das vorher genau mit Na,, CO neutralisiert war. Beide Mischungen kamen am 31.8 in den Thermostaten bei39\u00b0C. Schon am 1.9. war die Mischung A intensiv faulig, die Mischung ll zeigte keinen Geruch. Dieses Sachverh\u00e4ltnis blieb auch so bis zum Ende des Versuches am 29.9., nachdem beide Mischungen vom zweiten Tage ah bei Zimmertemperatur aufbewahrt waren. Am 3. 9. wurde von beiden Mischungen auf N\u00e4hrgelatiner\u00f6hrchen \u00bb\u00abbgeimpft. Schon um folgender Tage waren in den Gelatiner\u00f6hrchen, die mit Mischung A beimpft waren, Kolonien zu 8 hen, die allm\u00e4hlich bedeutend zunahm-n und bald zur V\u00abn fl\u00fcssigung der Gelatine f\u00fchrten. In den mit Mischung B geimpften R\u00f6hrchen tra\u2019en keine Kolonien auf, sie blieben auch steril bis zum Abschlu\u00df <lr> Versuches am 29. 9.\nWas die Menge des erhaltenen Formaldehyds betriftt, so ist sie augenscheinlich abh\u00e4ngig von der Quantit\u00e4t des angewendeten KMn04: gleiche Gewichtsmenge reicht augenscheinlich nicht aus, es ist die doppelte bis dreifache Menge KMnOt erforderlich. Auffallenderweise weichen die beiden erhall enen Maxima, ziemlich erheblich voneinander ab: im Versuch o betrug das Maximum 17,7 \u00b0/0 des Glyzerins, im Versuch 1 dagegen 20,75 %\u00bb vielleicht abh\u00e4ngig davon, da\u00df im Versuch 4 die Destillation weiter getrieben ist. Rechnet man das Maximum auf wasserfreies Glyzerin um (8G %), so ergeben sich 24,07 \u00b0/o des Glyzerins.\nVergleichen wir nun damit die Zahlen von Rosen thaler. Er fand:\n1. 1,3069 g Glyzerin und l,30gKMnOt ergaben 12.14% Formaldeliyd\n2.\t0,9151 g\n3.\t1,0848 g\n1,41g 2,23 g\nDie beiden ersten Zahlen stehen mit meinen Ergebnissen in Einklang, die dritte aber nicht; w\u00e4hrend bei Rosenthaler die Steigerung des KMn04 auf etwas mehr als das Doppelte zu einer erheblichen Verminderung des Formaldehyds f\u00fchrte, trat bei mir umgekehrt eine wesentliche Steigerung ein. Dieser Widerspruch ist aber nur ein scheinbarer, abh\u00e4ngig von der Versuchsanordnung, wie folgende Versuche zeigen.","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"Ober die Entstehung der Ameisens\u00e4ure im Organismus.\n167\nVersuch 5.\nS g Glyzerin, 150 ccm verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure, 5 g KMnO Fs \u00abnie\u00bb 122 ccra abdem,liiert. 10 com erfordern 11.3 ccra JodlLng Im ganzen als\u00bb erhalten 0,207 g Formald hyd 10,35% des Glyzerin-,\nVersuch 6.\nMischung ebenso, H2ccm abdestilliert, lu ccm e,fordern 10.3 ccm \"/\u201eJodlosung. Im ganzen also 0,173 g Formaldebyd - S,65 % di s Glyzerins.\nBei Anwendung der 2 V,fachen Quantit\u00e4t von KMnO. auf einmal li\u00e2t also die Formaldehydmenge im Gegensatz zu der fraktionierten Anwendung und in \u00dcbereinstimmung mit\ndem Versuch 3 von \u00dcosentlialer nicht zugenommen, sondern abgenommen.\nRose nt Italer hat nun seine quantitativen Bestimmungen des tormaldeliyds nach dem Cyankaliumverfahren ') ausgef\u00fchri. Die von mir angewendete jodoinetrischo Methode, deren An-wendbarke't f\u00fcr reine Formaldeliydl\u00f6sungen aufier Zweifel steht, halt \u00dcosentlialer im vorliegenden Falle nicht f\u00fcr anwendbar. Roscnthaler sagt dar\u00fcber: .Insbesondere konnte \u00eee jodomotnsebe Methode nicht angewandt werden, weil noch mit der Bildung anderer jodbindender Koi per zu rechnen ist\u201c (und m einer Anmerkung: .wiederholt wurde demgem\u00e4\u00df in den Destillaten die Bildung von Jodoform nach dem Zusatz von Jodl\u00f6sung und Natriumlauge wahrgenommen\u201c). .Lediglich um zu zeigen, da\u00df letzteres der Fall ist, wurden auch Bestimmungen nach der jodometrischcn Methode ausgef\u00fchrt.\u201c\nVeiterlnn hei\u00dft es: .Nach Beendigung der Reaktion (n\u00e4mlich nach dein Zusatz von Oxals\u00e4ure zur Beseitigung der noch \u00fcbersch\u00fcssigen vorhandenen \u00dcbermangans\u00e4ure bei Anstellung des Versuches in der K\u00e4lte) wurde so lange mit. Wasserdampf destilliert, bis die Hehner-Leonardsche Reak-\u25a0on negativ ausfiel\u201c\u2019), und in der Anmerkung: \u201ebei weiterem Best\u2018Bieren gmgen dann in der Regel weitere jodbindende Substanzen \u00fcber, die dann aber nicht mehr bestimmt wurden\u201c.\n) Romijn, Zeitsclir. f. analyt. Chemie Bd. 36, 8. 18 (1897).\n1-r\u00fcfaJ\tr\u201dn-\u201cr'iCh .\"\u201c''1 g\u201cZ oh\"\u00b0 Verlust m\u00f6\u00ablich' \u201c\u00bb die\n\",Cht;Uftl :g, e'\u201der Zeit eff0,8*. ^ de, die Reaktion negativ usfallt, im andem halle geht unvermeidl.ch etwas verloren.","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nE. Salkowski,\nGegen\u00fcber diesen Ausf\u00fchrungen habe ich die Anwendung des jodometrischen Verfahrens bei den Oxydationsversuchen von Glyzerin zu rechtfertigen.\nEs ist selbstverst\u00e4ndlich, da\u00df das jodometrische Verfahren nicht anwendbar ist, wenn nach Zusatz von Jodl\u00f6sung und Natronlauge beim Stehen Jodoformbildung eintritt. Dies war bei der Oxydation des Glyzerins auffallenderweise in zwei Versuchen der Fall, diese sind nicht weiter ber\u00fccksichtigt worden1). Eine Unterst\u00fctzung findet die Anwendung des jodometrischen Verfahrens in den eigenen Angaben von Rosen-tha 1er f\u00fcr Glyzerin. Rosenthaler hat neben den durch die Cyankaliummethode erhaltenen Zahlen auch die bei dem jodometrischen Verfahren erforderlichen ccm n/10 Jodl\u00f6sung angegeben. Berechnet man nun aus diesen die Quantit\u00e4t des Formaldehyds, so ergibt sich eine sehr nahe \u00dcbereinstimmung der beiden Werte, wie folgende Zusammenstellung zeigt. Es wurde Formaldehyd erhalten in Prozenten des Glyzerins\n1.\tnach der Cyankaliummethode . 12,14\u201418,52\u20149,12\n2.\taus den gebundenen Jodmengen\nberechnet.................... 12,29\u201418,52\u20149,30\nEin Versuch zeigt also vollst\u00e4ndige \u00dcbereinstimmung, in den beiden anderen ist die Differenz doch recht unerheblich. Dasselbe ergaben eigene Versuche, in denen beide Verfahren nebeneinander angewendet wurden.\nln dem einen Versuch \u201ea\u201c wurde die Oxydationsmischung nach 10 Minuten durch Oxals\u00e4ure entf\u00e4rbt, dann der Formaldehyd mit Wasserdampf \u00fcbergetrieben, in dem andern Falle ,b\u2018 unterblieb der Zusatz von Oxals\u00e4ure, mit Wasserdampf wurde auch in diesem Falle destilliert.\na lieferte nach der Cyankaliummethode 15,4%,\njodometrisch 15,3%\u00bb\nt> -\t\u201e\t.\t.\t19,8%,\njodometrisch 19,6 %.\n') Eine Erkl\u00e4rung f\u00fcr diese auffallende Erscheinung vermag ich nicht zu geben.","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Entstehung der Ameisens\u00e4ure im Organismus. 1($\nDanach kann gegen die Anwendung des jodometrischen Verfahrens wohl kaum ein Einwand erhoben werden, selbstverst\u00e4ndlich bezieht sich das nur auf den speziellen Fall, d. h. die Oxydation des Glyzerins. Da\u00df das jodometrische Verfahren in vielen, vielleicht den meisten, anderen F\u00e4llen nicht anwendbar ist, geht aus der Tabelle von Rosenthaler hervor1).\nIn allen F\u00e4llen, in denen darauf untersucht ist, enthielten die Destillate auch Ameisens\u00e4ure, und zwar stieg ihre Quantit\u00e4t dem Augenschein nach mit der Zunahme des KMn04. Es wurden in 3 Versuchen 5 g Glyzerin mit 100 ccm Wasser und 50 ccm verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure unter Zusatz von 0,5 bzw. 2 bzw. 4 g KMn 04 destilliert. Im ersten Fall war die Reduktion von IIgCl2, bei direkter Pr\u00fcfung der Destillate, sehr schwach, im zweiten st\u00e4rker, im dritten am st\u00e4rksten. In einigen F\u00e4llen ist auch die Ameisens\u00e4ure quantitativ bestimmt*) und zwar in den oben erw\u00e4hnten F\u00e4llen a und b. In a ergaben sich 0,3 % des Glyzerins, in b nur 2,2%. Augenscheinlich ist bei der energischeren Oxydation die Ameisens\u00e4ure z. T. zu H,0 und C02 oxydiert, welch letztere wiederholt durch Verbindung des unteren Endes des K\u00fchlrohrs mit einer Glasr\u00f6hre, die in Kalkwasser tauchte, nachgewiesen ist.\nZu dem F\u00fctterungsversuch diente eine H\u00fcndin von 15,7 Kilo K\u00f6rpergewicht, die mit 300 g Fleisch, 50 g Speck und 30 g Reis ann\u00e4hernd im Stickstoffgleichgewicht oder wenigstens bei ziemlich konstanter N-Ausscheidung war. Nach 4 Vortagen erhielt das Tier an 3 Tagen hintereinander 10 g Glyzerin mit der Nahrung, am vierten Tage, da es die Nahrungsaufnahme verweigerte, 20 g mit der Schlundsonde. Leider vertrug der Hund das Glyzerin sehr schlecht. Schon am eisten Tage hatte er diarrhoische Entleerungen, die durch Opium nicht beseitigt, durch Verabreichung von Ton nur\n*) Di<* jodbindende Substanz ist vielleicht Oxymethylfurol, wenigst\u00e9ns konnte ich da\u00ab Vorhandensein demselben in den Oxydationsdestillaten von Kohrzucker durch Reaktionen wahrscheinlich machen.\n*) Die Bestimmung geschah nach dem Verfahren von Franzen und Oreve; vgl. die Arbeit vonFr.Simon, Biochem.Zeitschr. Bd.65 S.93 sowie die Aibeit von Steppuhn und Schellbach. Diese Zeitsihr. Bd.80 S.275.\nIloftpe-Seylei\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CIV.\tio","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\n\u00a3. Salkowski,\nvor\u00fcbergehend gebessert werden konnteu. Kr machte auch einen kranken Eindruck, woran z. T. vielleicht die Anwendung von Opium schuld war. Der Versuch mu\u00dfte daher am vierteu Tage abgeschlossen werden, der Hund erholte sich in einigen Tagen. Formaldehyd war im Harn zu keiner Zeit sicher nachweisbar.\nOber die ausgeschiedene Ameisens\u00e4ure und die N-Aus-Scheidung gibt nachfolgende Tabelle Auskunft.\nDatum\t^Ausscheidung in g\tAmeisen* s\u00e4ure in mg\tBemerkungen\n27/11.\t6,489\t4,9\t\n28./11.\t7,476\t7,2\t\n29./11.\t8,386\t7,4\t\n30./11.\t8,358\t7,8\t\nl.( 12.\t8,761\t15,0\t10 g Glyzerin\n2./12.\t8.722\t19,1\t\n3./12.\t9,776\t8,4\t\n4./12. j\t\u2014\t8,6\t20 g Glyzerin\n5./12.\t9,416\t19,8\tNachtag\nDie Ameisens\u00e4ure ist an den Vortagen mit Ausnahme des ersten recht konstant, nicht so an den Versuchstagen. An den 4 Normaltagen sind ausgeschieden 27,3 mg, pro Tag 6,8 mg, also bedeutend mehr als in den Versuchen von bteppuhn und Schellbach, bei denen die Ausscheidung nur 2,7 p. d. betrug. Es kommt dabei einerseits die Gr\u00f6\u00dfe des Tieres \u2014 15,7 Kilo gegen 6,9 Kilo \u2014 in Betracht, vielleicht aber auch der Umstand, da\u00df unser Hund 80 g Reis mit der Nahrung erhielt. Ich mu\u00df zugeben, da\u00df die Zugabe von Reis zur. Nahrung vielleicht ein Fehler war, geeignet, den Ausfall des Versuches zu beeintr\u00e4chtigen, der Zusatz von Reis lie\u00df sich aber nicht vermeiden, da der betreffende Hund nach fr\u00fcheren Erfahrungen die Aufnahme einer aus Fleisch und Speck bestehenden vers\u00fc\u00dften Nahrung verweigerte. In der Ausscheidung von Ameisens\u00e4ure an den Versuchstagen zeigen sich auffallende Schwankungen, die wohl mit der","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"Ober die Entstehung der Ameisens\u00e4ure im Organismus. 171\nschlechten Resorption des Glyzerins in Zusammenhang stehen. Im ganzen wurde an den 4 Versuchstagen und einem Nachtr\u00e4ge 70,9 mg, t\u00e4glich 14,2 mg ausgeschieden, also etwas mehr als das Doppelte der fr\u00fcheren Ausscheidung; absolut genommen betr\u00e4gt das Plus, wenn man die Ausscheidung der 4 Vortage auf 5 Tage erg\u00e4nzt, .26,5 mg, also p. d. 7,36 mg. An der Steigerung der Ameisens\u00e4ureausscheidung ist also wohl kein Zweifel, bezogen auf das verf\u00fctterte Glyzerin ist tie aber doch recht unbedeutend, n\u00e4mlich 0,074 g = 0,117 \u00b0/0 des wasserfreien Glyzerins; dabei kommt freilich in Betracht, dal) sicher nur ein Teil des Glyzerins zur Resorption gelangt ist.\nUnter diesen Umst\u00e4nden wird man doch an andere Quellen f\u00fcr die Ameisens\u00e4ure des Harns zu denken haben. In dieser Beziehung kommen die Beobachtungen von v. Hoe\u00df-Iin und Franchini in Betracht. Nachdem Pohl1) entdeckt hatte, da\u00df die Verabreichung von Methylalkohol bei Hunden <dne ganz betr\u00e4chtliche S eigerung der Ameisens\u00e4ureausschei-dung bewirkt, fand v. Hoe\u00dflin2), da\u00df eine solche auch statt-tindet, wenn man Kaninchen Cholin per os oder subkutan bei-bringt. Franchini3) hat gelegentlich seiner unter meiner Leitung angestellten Versuche \u00fcber den Verbleib des per os ein-gef\u00fchrten Lecithins auch an 12 Kaninchen die Ameisens\u00e4ureausscheidung untersucht, und zwar an 9 Tieren 3 Tage lang, an 2 vier Tage, an 1 zwei Tage hindurch, im ganzen also an 57 Tagen. Kr fand f\u00fcr die dreit\u00e4gigen Perioden 0,1173 \u2014 0,1020 - 0,1618 usw., im Mittel 0,1516 = 50,05mgp;d.4). Gegenversuche \u00fcber die normale Ausscheidung hat Franchini nicht gemacht, da die Ameisens\u00e4urebestimmungen, wie gesagt, mehr beil\u00e4ufig ausgef\u00fchrt sind und uns die Steigerung gegen\u00fcber dem in der Regel auf Spuren angegebenen Ameisens\u00e4uregehalt des Harns unzweifelhaft erschien.\n') Pohl, Archiv f\u00fcr experim. Patholog. u. Plmrniak. Bd. 31, S. 281\n(1^93).\n2)\tv. Hoe\u00dflin, Hofmeisters Beitr\u00e4ge usw. Bd. 8, S. 33 (1906).\n3)\tFranchini, Bioch. Zeitschr. Bd 6, S. 210 (1907).\n4)\t' Meine Berechnung ergibt einen etwas abweichenden Wert, n\u00e4mlich 49,3 mg p. d.","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nE. Salkowski,\nDem stehen nun allerdings die auffallend hohen Angaben von v. Hoe\u00dflin f\u00fcr die Norm gegen\u00fcber, v. Hoe\u00dflin fand f\u00fcr Kaninchen 1,057 Natriumformiat an 3 Tagen, 0,735 an 2 Tagen, freilich auch viel geringere Werte. Mir erschien deshalb die Bildung einer Mittelzahl * *) w\u00fcnschenswert. Es handelt sich um zwei Kaninchen, von denen das erste ausschlie\u00dflich mit Gr\u00fcnkohl gef\u00fcttert war, das zweite mit Hafer und \u201ewenig Gr\u00fcnzeug\u201c. Im Mittel betr\u00e4gt die Ausscheidung p. d. bei dem ersten Kaninchen 379 mg Natriumformiat = 252,7 mg Ameisens\u00e4ure, bei dem zweiten 321 mg Natriumformiat = 214 mg Ameisens\u00e4ure. Es mag sein, da\u00df die Zahlen sich bei einer etwas anderen Berechnung etwas anders stellen, jedenfalls aber w\u00fcrde nach diesen Zahlen von einer Steigerung der Ameisens\u00e4ureausscheidung nach Verf\u00fctterung von Lecithin nicht die Rede sein k\u00f6nnen.\nDie Zahlen von v. Hoe\u00dflin stehen nun aber in Widerspruch mit den Angaben einer Reihe anderer Autoren. Pohl sagt3) \u00fcber die Ameisens\u00e4ureausscheidung des Hundes: \u201eDie Normalwerte des Formiats erreichen selten die Gr\u00f6\u00dfe eines Zentigramms auf die eint\u00e4gige Harnmenge\u201c. In den einzelnen Versuchen finden sich allerdings auch h\u00f6here Zahlen, z. B. 0,0286 in Versuch VI und einmal in Versuch XVII 0,044 For-miat. v. Hoe\u00dflin sagt dagegen: \u201eAuch Pohl sah bei Hunden Schwankungen bis \u00fcber 0,1\u201c. Eine solche Zahl habe ich trotz alles Suchcns nicht finden k\u00f6nnen. F\u00fcr ein Kaninchen gibt Pohl 0,0082 g an. Damit stimmen auch die Angaben von Stcppuhn und Sehe! 1 bacli\u00fcberein, die bei einem Kaninchen im Mittel von 8 Tagen eine Ausscheidung von 5 mg fanden. Fr. Simon4) fand bei 3 Kaninchen f\u00fcr die dreit\u00e4gige Harnmenge 0,0179\t0,0612 \u2014 0,0508 g Ameisens\u00e4ure bei einer\nHarnmenge von 2000 - 1620 - 1870 ccm; im Mittel allerdings etwas mehr wie die erw\u00e4hnten Autoren, n\u00e4mlich 0,0144 g.\n') Dabei sind die zweifelhaften Zahlen und die vielleicht noch unter dem Einflu\u00df des Cholins stehenden fortgelaseeu.\n8) 1. c. S. 28\u00ab.\n*) Steppt.Im und Schellbach 1. c. S. 277.\n*) Fr. Simon 1. c. S. 94.","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Entstehung der Ameisens\u00e4ure im Organismus. 173\nNach alledem wird man wohl nicht in Abrede stellen k\u00f6nnen, da\u00df die Zahlen von Franchi ni die Zunahme der Ameisens\u00e4ureausscheidung nach Zufuhr von Lecithin beweisen, wobei freilich die hohen Zahlen von v. Hoe\u00dflin f\u00fcr die Normalausscheidung unerkl\u00e4rt bleiben. Es ist nun aber auch kein Grund abzusehen, warum die Ameisens\u00e4ure gerade aus einer Substanz stammen soll, warum wir nicht verschiedene Quellen annehmen sollen, n\u00e4mlich das Lecithin, die Kohlehydrate und das Glyzerin.\nEs ist einleuchtend, da\u00df die Entstehung der Ameisens\u00e4ure aus Methylalkohol, die ohne Zweifel \u00fcber Formaldehyd erfolgt, den gleichen Vorgang f\u00fcr die Bildung der Ameisens\u00e4ure aus Cholin, Lecithin und Glyzerin, bei welchen von Milchs\u00e4urebildung wohl nicht gesprochen werden kann, h\u00f6chst wahrscheinlich macht. Damit w\u00e4chst die Wahrscheinlichkeit, da\u00df auch die nach Einf\u00fchrung von Glukose beobachtete Ameiscn-s\u00e4urebildung auf dem Wege \u00fcber den Formaldehyd erfolgt. Dabei kann dahingestellt bleiben, in welchem Umfange der Zucker im Organismus dieser Oxydation unterliegt. Es ist sehr wohl m\u00f6glich, da\u00df es sich dabei nur um eine Neben-reuktion handelt, w\u2019\u00e4hrend die llauptmenge direkt zu CO2 und H*Q verbrennt, vielleicht auch nach vorg\u00e4ngiger Milchs\u00e4urebildung, wof\u00fcr mancherlei spricht. Bez\u00fcglich der. Bildung von Formaldehyd aus Lecithin m\u00f6chte ich nicht unerw\u00e4hnt lassen, da\u00df nach Versuchen, die ich dar\u00fcber angestellt habe, sowohl die Glyzerinphosphors\u00e4ure als auch das Cholin bei der Oxydation mit KMn04 in saurer L\u00f6sung bei leichtem Erw\u00e4rmen, wie zu erwarten, reichlich Formaldehyd liefert; auch das Lecithin selbst bei etwas st\u00e4rkerem Erhitzen.\nHerrn Dr. Federer, damaligem Assistenten der Abteilung, der mich bei der Ausf\u00fchrung des F\u00fctterungsversuches in wirksamster Weise unterst\u00fctzt hat, danke ich f\u00fcr seine Hilfe auch an dieser Stelle.\nZusammenfassung.\n1. Das Glyzerin liefert bei der Oxydation mit Kaliumpermanganat in saurer L\u00f6sung im Maximum rund 20\u201421 %","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174 E. Salkowski, Entstehung der Ameisens\u00e4ure im Organismus.\nFormaldehyd, auf wasserfreies Glyzerin umgerechnet ca. 24 n # Diese Zahl konnte aber nur bei fraktionierter Oxydation or-reicht werden.\n2.\tVerf\u00fcttert bewirkt das Glyzerin beim Hund eine unzweifelhafte Steigerung der Ameisens\u00e4ureausscheidung im Harn, die sich jedoch in bescheidenen Grenzen h\u00e4lt.\n3.\tDie Ameisens\u00e4urebildung aus Glyzerin erfolgt h\u00f6chstwahrscheinlich \u00fcber den Formaldehyd.\n4.\tGlyzerinphosphors\u00e4ure, Cholin und Lecithin liefern hei der Oxydation mit Kaliumpermanganat in saurer L\u00f6sung Formaldehyd.\n5.\tEs liegt kein Grund vor, nur eine Quelle f\u00fcr dii* Ameisens\u00e4ureausscheidung anzunehmen, vermutlich tragen dazu die Kohlehydrate, das Glyzerin und namentlich das Lecithin hei, vielleicht auch G\u00e4rungsvorg\u00e4nge der Kohlehydrate.\nNachschrift hei der Korrektur.\nAuch Wasserstoffsuperoxyd (3%ig) oxydiert Lecithin, Cholin und Glyzerinphosphors\u00e4ure beim Erw\u00e4rmen unter Bil-dung von Formaldehyd. Zur Feststellung desselben ist nat\u00fcrlich vor Anstellung der Reaktionen die vollst\u00e4ndige Entfernung des \u00fcbersch\u00fcssigen H,02. am besten durch Platinmohr erforderlich, da durch Reste desselben eine positive Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure vorget\u00e4uscht, andererseits die Reaktion mit Pepton, Eisenchlorid und Salzs\u00e4ure trotz Anwesenheit von Formaldehyd verhindert werden k\u00f6nnte Zweckm\u00e4\u00dfig ist es auch, die Reaktionsmischung nach der Behandlung mit Platinmohr zur Isolierung des Formaldehyds zu destillieren.","page":174}],"identifier":"lit20750","issued":"1919","language":"de","pages":"161-174","startpages":"161","title":"\u00dcber die Entstehung der Ameisens\u00e4ure im Organismus","type":"Journal Article","volume":"104"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:54:34.606943+00:00"}