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{"created":"2022-01-31T14:58:04.890309+00:00","id":"lit20757","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Meisenheimer, Jakob","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 104: 229-283","fulltext":[{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\nVon\nJakob Meisenheimer.\nAus dem chemischen Laboratorium der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin.)\n(Der Redaktion zugegangen am 7. Februar 1919.)\nUber die Eiwei\u00dfstoffe der Hefe liegen eine Reihe von Untersuchungen vor1), von denen sich der kleinere Teil mit den direkt in der Hefe sich findenden Eiwei\u00dfarten2), der gr\u00f6\u00dfere Teil mit ihren Spaltprodukten befa\u00dft. F\u00fcr die Beurteilung des Wertes der Hefe als Eiwei\u00dfn\u00e4hrstoff ist eine genaue Kenntnis der Eiwei\u00dfspaltprodukte von besonderer Bedeutung und von diesem Gesichtspunkte aus ist die nachfolgende Untersuchung begonnen worden. Die Anregung daf\u00fcr ging von Herrn Geheimerat Prof. Dr. Max Delbr\u00fcck vom Institut f\u00fcr G\u00e4rungsgewerbe in Berlin aus. Das Institut hat auch die nicht unbetr\u00e4chtlichen Mittel f\u00fcr die Durchf\u00fchrung der Arbeiten zur Verf\u00fcgung gestellt. Ich m\u00f6chte nicht unterlassen, daf\u00fcr dem Institut und besonders .Herrn Geheimerat Delbr\u00fcck meinen herzlichsten Dank auszusprechen.\nDie vorliegende Untersuchung besch\u00e4ftigt sich ausschlie\u00dflich mit den einfachsten Bausteinen der Stickstoffk\u00f6rper der Hefe, und zwar strebten wir eine m\u00f6glichst quantitative Aufkl\u00e4rung des gesamten Stickstoffgehalts der Hefe an. Deshalb\n*) Ausf\u00fchrliche Literaturzusammenstellung siehe P. Schulze, Wochenschr. f. Brauerei 29, 535 (1912).\ns) Vgl. besonders die neueren Arbeiten von P. Thomas. C. r. 156, 2024 (1913); 157, 243 (1913); ferner G. Dreyer, Zeitschr. f. d. ges. Brauwesen, 36, 201 (1913).","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nJakob Meisenheimer,\nwurde von vornherein auf eine Isolierung der Hefeeiwei\u00dfstoffe verzichtet, da eine solche nur mit sehr gro\u00dfen Verlusten1) durchgef\u00fchrt werden kann. Es wurde vielmehr stets die Hefe direkt dem Abbau, meist durch Autolyse, in einigen F\u00e4llen auch durch S\u00e4uren, unterworfen. Die heutige Mitteilung befa\u00dft sich ausschlie\u00dflich mit den bei der Spaltung auftretenden Monaminos\u00e4uren. Es ist bereits bekannt, da\u00df Hefeneiwei\u00df sich zum weitaus gr\u00f6\u00dften Teil aus Monaminos\u00e4uren aufbaut; von diesen sind bisher folgende in der (auto-lysierten) Hefe gefunden worden: Leucin und Tyrosin, schon von B\u00e9champs2) und Sch\u00fctzenberger8) aus Hefe isoliert; ihr Vorkommen wurde sp\u00e4ter von vielen anderen4) best\u00e4tigt. A. Wroblewski6) fand die Glutamins\u00e4ure, Fr. Kutscher6) auch*Asparagins\u00e4ure, M. Schenk7) das Tryptophan, F. Ehrlich und A. Wendel8) wiesen neben Leucin auch Isoleucin und Valin nach. Nach Schr\u00f6der9) ist au\u00dferdem das Auftreten voni Phenylalanin und Cystin wahrscheinlich. Von diesen Resultaten sind nur die von Ehrlich mit Hilfe der Fi sch ersehen Estermethode gewonnen; nach dem gleichen Verfahren stellte A. Pringsheim10) fest, da\u00df die Hefe weder Glyko-* koll noch Alanin enth\u00e4lt, dagegen geringe Mengen von Prolin, Phenylalanin und Glutamins\u00e4ure, vielleicht auch Serin und sehr viel Leucin und Valin.\nDie unten beschriebenen Versuche waren im Sommer 1914 abgeschlossen und zum Teil auch schon niedergeschrieben; ihre Ver\u00f6ffentlichung wurde durch den Krieg bis jetzt verz\u00f6gert. Im Jahre 1915 erschien eine Mitteilung von C. Neu-\n9 Vgl. besonders G. Dreyer, Dissert, der Technischen Hochschule M\u00fcnchen, S. 26 (1912).\t^\n2)\tA. B\u00e9champs, C. r.^184 (1872); 78, 645 (1874).\n3)\tP. Sch\u00fctzenberger, C. r. 78, 493 u. 698 (1874).\n4)\tVgl. P. Schulze a. a. 0.\n5)\tBer. d. d. Chem. Ges. 31, 3223 (1898); J. pr. Chem. 64, 52 (1901).\n6)\tDiese Zeitschr. Bd. 32, 71 (1901).\n7)\tWochenschr. f. Brauerei 22, 227 (1905).\n8)\tBioch. Zeitschr. 8, 431 (1908).\n9)\tHofmeisters Beitr. z. chem. Phys. u. Pathol. 2, 389 (1902). ~~~ ^i\u00b0) Wochenschr. f. Brauerei 30, 399 (1913).","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\t231\nberg1), welche im Gegensatz zu den Angaben Pringsheims auch Alanin unter den Spaltprodukten des Hefeeiwei\u00dfes feststellte.\nWir haben sowohl Ober- als Unterhefe der Untersuchung unterworfen. Als Oberhefe benutzten wir oberg\u00e4rige Reinzuchtbrennereihefe Rasse 12, als Unterhefe eine unterg\u00e4rige Betriebsreinhefe Rasse K des Instituts f\u00fcr G\u00e4rungsgewerbe. Zur Aufspaltung der Eiwei\u00dfstoffe blieb die Hefe bei Gegenwart von Toluol der Autolyse \u00fcberlassen; die Bestimmung der Monaminos\u00e4uren erfolgte soweit m\u00f6glich nach dem E. Fisch ersehen Esterverfahren.\nAls Hauptresultat2) ist hervorzuheben, da\u00df es gelang, fast alle bereits als Eiwei\u00dfspaltprodukte \u00fcberhaupt aufgefundenen Monaminos\u00e4uren in der Hefe nachzuweisen: Glykokoll, Alanin, Valin, Leucin, Prolin, Phenylalanin, Asparagin- und Glutamins\u00e4ure, Tyrosin, Tryptophan; nicht ganz sicher gelang der Nachweis von Serin und Cystin. Ferner sprechen manche Anzeichen f\u00fcr das Vorhandensein einer Aminobutters\u00e4ure. Das Suchen nach dieser im Eiwei\u00df bisher nicht mit- aller Sicherheit nachgewiesenen Substanz erschien hier besonders aussichtsreich, nach den Arbeiten von F. Ehrlich3). Ehrlich hat bekanntlich gezeigt, da\u00df die Fusel\u00f6le bei der alkoholischen G\u00e4rung durch Spaltung der Aminos\u00e4uren entstehen, uiid zwar liefert jede Aminos\u00e4ure den um ein Kohlenstoffatom \u00e4rmeren Alkohol. Da nun das Fusel\u00f6l, wenn auch in geringer Menge, n-Propylalkohol enth\u00e4lt, so sollte a-Amino-n-Butter-s\u00e4ure4) entweder in der Hefe, oder in der zu verg\u00e4renden Maische, Schlempe usw. aufzufinden sein. Unsere in dieser Richtung angestellten Versuche f\u00fchrten indessen zu keinem sicheren Erfolg. \u2014 Das so oft in Hefe vergeblich gesuchte Glukosamin wurde in reinem Zustande aus den Zellr\u00fcckst\u00e4n-\n*) Wochenschr. f. Brauerei 32, 319 (1915).\nEine kurze vorl\u00e4ufige Mitteilung dar\u00fcber findet sich in der V oclienschr. f. Brauerei 32, 325 (1915).\ns) Zeitschr. d. Ver. d. deutschen Zuckerindustrie 55, 539 (1905).\n') \u00dcber eine andere M\u00f6glichkeit der Erkl\u00e4rung vgl. F. Ehrlich, a. a. 0. S. 566.","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nJakob Meisenheimer,\nden nach der Selbstverdauung isoliert. Den Hauptwert legten wir auf eine m\u00f6glichst quantitative Isolierung der einzelnen Spaltprodukte; eine Er\u00f6rterung der dabei gewonnenen Ergebnisse soll indessen einer sp\u00e4teren Mitteilung Vorbehalten bleiben.\nI. Oberhefe.\nAutolyse 'der Hefe.\nEine abgewogene Menge (mehrere Kilogramm) Hefe von bekanntem Stickstoff- und Wassergehalt wurde im locker verschlossenen St\u00f6pselglas mit 5% Toluol versetzt und gut durchgemischt. Da im Anfang stets heftige Selbstg\u00e4rung unter Kohlendioxydentwicklung eintrat, blieb die sich schn\u00e8ll verfl\u00fcssigende Masse, um ein \u00dcbersch\u00e4umen zu vermeiden, zun\u00e4chst 1\u20142 Tage bei Zimmertemperatur stehen, und wurde erst, wenn die erste heftige Gasentwicklung vorbei war, in den Brutschrank gesetzt. Die Selbstverdauung schritt stets sehr schnell voran, meist fiel bereits nach zehn Tagen die Biuretreaktion negativ aus; die letzten Reste noch unangegriffener Eiwei\u00dfstoffe gingen dagegen nur sehr langsam in L\u00f6sung (vgl. unten). Stets begann nach einigen Tagen das Tyrosin langsam in farblosen kugeligen Aggregaten aus der L\u00f6sung auszukristallisieren. Es ist unm\u00f6glich, das Ungel\u00f6ste von der Fl\u00fcssigkeit durch Filtrieren zu trennen; daher wurde bei Unterbrechung des Versuchs die ganze Masse in einer gro\u00dfen Zentrifuge mit 3000 Umdrehungen in der Minute zentrifugiert. Vorhandenes Tyrosin scheidet sich dabei als schweres Pulver am Boden ab, es kann von den dar\u00fcber sitzenden und teilweise in der Fl\u00fcssigkeit schwebenden Zellh\u00e4uten leicht und vollst\u00e4ndig mechanisch getrennt werden. Um auch die Zellr\u00fcckst\u00e4nde zu entfernen, wurde das Ganze mit dem gleichen Volumen Wasser verd\u00fcnnt und aufgekocht. Bei erneutem Zentrifugieren setzen sich nunmehr die Zellr\u00fcckst\u00e4nde fest am Boden ab. Sie werden noch zwei- bis dreimal mit sehr viel Wasser (je etwa dem doppelten Gewicht der angewandten Hefe) ausgekocht und stets durch Abzentrifugieren wieder von der Fl\u00fcssigkeit getrennt. Die alsdann noch sehr wasserhaltige Masse wird durch zweimaliges Eintr\u00e4gen in sehr viel Alkohol (Gewicht der angewandten","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\n233\nHefe) und eineutes Abzentrifugieren von der Hauptmenge Wasser befreit und an der Luft getrocknet. Per unl\u00f6sliche R\u00fcckstand war um so geringer, je l\u00e4nger die Autolyse dauerte, auch nahm der Stickstoffgehalt st\u00e4ndig ab, niemals aber wurde der R\u00fcckstand stickstoffrei.\nVersuch I: 600 g Hefe 2 Tage hei 22\u00b0 C., 8 Tage hei 37\u00b0 C. gaben etwa 35g R\u00fcckstand (ungef\u00e4hr 25\u00b0/o vom Trockengewicht der Anfangsliefe) mit 1,95 \u00b0/o Stickstoff; es d\u00fcrften sch\u00e4tzungsweise. 6% des G\u00easamt-stickstofts der Hefe ungel\u00f6st geblieben sein.\nVersuch 11: 900 g Hefe mit 230g Trockensubstanz und 19 g Stickstoff 14 Tage bei 37\u00b0 C. gaben 50 g R\u00fcckstand mit 47 g Trockensubstanz (\u25a0= 3\u00b0\u00b0.'\u00ae der angewandten Trockenhefe) und 1.8\u00b0/o (0,9g) Stickstoff ( - 4,7 vom Gesamtstickstoff).\nVersuch III: 4200g Hefe mit 1120g Trockensubstanz und 94,5g Stickstoff 16 Tage bei 37\u00b0 C.: 210 g R\u00fcckstand mit 196 g Trockensubstanz (17,5 \u00b0/o der Trockenhefe) und 2,2 \u00b0j0 (4,7 g) Stickstoff (= 5% des Gesamtstickstoffs).\nVersuch 1\\ : 3960 g Hefe mit 1020 g Trockensubstanz und 87.5 g Stickstoff 1 Tag bei 20\u00b0 C., 20 Tage bei 37\u00b0 C., dann noch 2 Tage bei 20\u00b0 0; 173 g R\u00fcckstand mit 163 g Trockensubstanz (16\u00b0/o) und 1,3% (2.25 g) Stickstoff (= 2,6% vom Gesamtstickstoff).\t. '\nVersuch V: 3S50g Hefe mit 1030g Trockensubstanz und 87,7 g Stickstoff 2 Tage bei 20\u00b0 C, 26 Tage bei 37\u00b0 C, dann noch 13 Tage bei 20\" C.; 9.) g R\u00fcckstand mit 88 g Trockensubstanz (8%) und 1.4\u00b0/t) (1,3 a) Stickstoff (=1,5% vom Gesamtstickstoff).\nBei der Autolyse tritt ein Stickstoffverlust (etwa in Form von Ammoniak oder auch von elementarem Stickstoff) nicht ein: die Hefe vom Versuch V enthielt z. B. frisch 2,28% Stickstoff und nach vierw\u00f6chentlicher Autolyse bei Gegenwart von Toluol 2,31 % Stickstoff (Durchschnitt mehrerer fast genau \u00fcbereinstimmender Analysen).\nDer in den Zellr\u00fcckst\u00e4nden verbleibende Stickstoff wrar weder durch h\u00e4ufig wiederholtes Auskochen mit sehr viel Nasser, noch durch Ausziehen mit Alkohol oder hei\u00dfer - ; o alkoholischer oder kalter 40 0 iger w\u00e4sseriger Salzs\u00e4ure in irgend erheblichem Ma\u00dfe in L\u00f6sung zu bringen. Dagegen entzog der Alkohol, der zum Auswaschen diente, dem R\u00fcckst\u00e4nde erhebliche Mengen stickstoffreier Substanzen, welche beim Verdampfen des Alkohols teilweise auskristallisierten. Durch Abpressen auf Ton und wiederholtes Um-ki istallisieren aus Alkohol wurden schlie\u00dflich farblose Schuppen Nom Schmelzpunkt 156\u2014157\u00b0 C. erhalten: Phytosterin,","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nJakob Meisenheimer,\nwelches die von E. G\u00e9rard1) angegebene Farbreaktion zeigte. 0. Hinsberg und E. Roos2 3) geben als den Schmelzpunkt des Phytosterins aus Bier oder Pre\u00dfhefe 159\u00b0 C. an, w\u00e4hrend A. Neville8) die Schmelztemperatur niedriger (und auch Hinsberg und Roos in einem Falle), n\u00e4mlich bereits bei 145\u2014147\u00b0 C. fanden. Auch wir beobachteten gelegentlich niedriger schmelzende Produkte.\nDie stickstoffhaltige Substanz der Zellr\u00fcckst\u00e4nde ist in sehr verd\u00fcnnter Natronlauge zum gr\u00f6\u00dften Teil l\u00f6slich: von 5 g R\u00fcckst\u00e4nden mit 2,1 % Stickstoff blieben nach stundenlangem Sch\u00fctteln mit 100 ccm yi0-normaler Natronlauge4) 3,9 g mit nur noch 1,12 \u00b0/0 Stickstoff ungel\u00f6st. Am vollst\u00e4ndigsten kann man die Aufl\u00f6sung der Zellr\u00fcckst\u00e4nde erreichen durch Behandlung mit starken S\u00e4uren (konzentrierter Salzs\u00e4ure, 50% iger Schwefels\u00e4ure). Kocht man eine solche L\u00f6sung l\u00e4ngere Zeit, so entsteht\nGlukosamin.\nDer Nachweis von Glukosamin ist bisher in der Hefe nicht gelungen, eine Tatsache, die deshalb besonders merkw\u00fcrdig erschien, weil die Zellmembran der meisten anderen Pilze Chitin5 *) enth\u00e4lt und daher bei der Hydrolyse mit starken S\u00e4uren Glukosamin liefert. C. van Wisselingh\u00ae) hat vergeblich versucht, auf mikrochemischem Wege mit Hilfe der von ihm ausgearbeiteten Jodreaktion Chitin in der Hefezellwand nachzuweisen, und ebensowenig gelang C. Tanret7) der direkte chemische Nachweis durch Umwandlung in Glukosamin. Wir erhielten die besten Ausbeuten an Glukosamin-Chlorhydrat auf folgendem Wege:\n*) Chem. Zentralblatt 1896, I, 45.\n2)\tDiese Zeitschrift Bd. 38, S. 12 (1903).\n3)\tChem. Zentralblatt 1914, I, 565.\n4)\tYgl. G. Dreyer a. a. O. S. 13\n) Umfangreiche Lit. ygl. E. v. Lippmann, Chemie der Zucker* arten, Braunschweig 1904, S. 780.\n*) Jahrb. f. wissenschaftl. Bot. 31, 658 (1898).\n7) Bull. Soc. Chim. III, 17, 924 (1897).","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\n235\n100 g Zellr\u00fcckst\u00e4nde (Versuch V) mit 1,4% Stickstoff und 7,1% Wasser werden mit 300 ccm konzentrierter Salzs\u00e4ure anger\u00fchrt und auf dem Wasserbade erw\u00e4rmt. Es tritt raseh L\u00f6sung ein, alsbald f\u00e4rbt sich die Fl\u00fcssigkeit dunkel und schlie\u00dflich schwarz. Nun setzt man nochmals 200 ccm konzentrierte Salzs\u00e4ure zu und kocht am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler, zuerst wegen des starken Sch\u00e4umens vorsichtig, dann st\u00e4rker, im ganzen 8\u201410 Stunden lang. Die sich dabei massenhaft abscheidende kohlige Huminsubstanz (132 g feucht mit 0,28 g Stickstoff) wird abfiltriert und das goldgelbe klare Filtrat auf dem Wasserbade bis zur Entfernung der Hauptmenge Chlorwasserstoff eingedampft. Der hinterbleibende braune Sirup scheidet beim wochenlangen Stehen allm\u00e4hlich sch\u00f6ne farblose Kristalle ab (1,6 g). Diese Kristalle zeigen die typischen Reaktionen des Glukosamin-Chlorhydrats. Sie sind leicht l\u00f6slich in Wasser, schwerer in Alkohol, sind aschefrei, reduzieren Fehlingsche L\u00f6sung in der K\u00e4lte langsam, momentan bei gelindem Erw\u00e4rmen. Aus Wasser kristallisieren sie in der charakteristischen Form und besitzen dann auch die richtige Zusammensetzung und Drehung:\n0,010180 g Substanz verbrauchten 4,70 ccm n/too.Silbemitratl\u00f6sung \u00b0-1508\t>\t\u00bb\t.\t6,95 , n/,0.\nC6Hu05NC1 (215,6). Ber.: CI 16,47. Gef.: 16,38; 16,34.\n0,4341 g Substanz zeigten, in Wasser zu 20 ccm gel\u00f6st und eine halbe Stunde nach der L\u00f6sung untersucht, im 2 dcm-Rohr eine Drehung von + 3,52\u00b0. Die Drehung ging- nach einer weiteren halben Stunde auf 3,16\u00b0 zur\u00fcck und war. nach 24 Stunden bei 3,09\u00b0 konstant. Daraus berechnet sich [a] D = 71,2\u00b0, was mit den in der Literatur1) sich findenden Angaben gut \u00fcbereinstimmt.\nK\u00fcrzeres Kochen mit konzentrierter Salzs\u00e4ure lieferte \u00fcberhaupt kein Glukosamin, wahrscheinlich, weil dann die Kohlenhydrate der Zellmembran noch nicht gen\u00fcgend durch Bildung von Huminsubstanzen zerst\u00f6rt und aus der L\u00f6sung entfernt waren und die Kristallisation verhinderten. Durch\n9 Vgl. E. v. Lippmann a. a. O. S. 519.","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nJakob Meisenheimer,\nmehrst\u00fcndiges Erw\u00e4rmen mit verd\u00fcnnter (8%iger) Salzs\u00e4ure war nur sehr unvollkommene L\u00f6sung zu erzielen. Auch das Verfahren von E. Winterstein1) mit Verwendung der Dialyse ergab ein v\u00f6llig negatives Resultat, wohl ebenfalls aus dem oben angegebenen Grunde.\nDie aufgefundene Menge Glukosamin-Chlorhydrat ist sehr gering (im obigen Versuch 0,15% von der Trockensubstanz der urspr\u00fcnglich verwendeten Hefe). Nun wird man ja allerdings annehmen m\u00fcssen, da\u00df bei dem erforderlichen langen Kochen mit Salzs\u00e4ure der gr\u00f6\u00dfte Teil des vorhandenen Glukosamins zerst\u00f6rt wird. Bei der Autolyse scheint Glukosamin nicht in L\u00f6sung zu gehen, denn die am l\u00e4ngsten verdauten stickstoff\u00e4rmsten Zellr\u00fcckst\u00e4nde des Versuchs V lieferten die besten Ausbeuten an Glukosamin. Diese Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Verdauungsenzyme spricht daf\u00fcr, da\u00df die Muttersubstanz des Glukosamins in der Hefe, wie in so vielen anderen Pilzen, auch das Chitin ist, und der negative Ausfall der Versuche von van Wisselingh erkl\u00e4rt sich durch die au\u00dferordentlich geringe Menge. Als zweites Spaltprodukt des Chitins tritt bekanntlich Essigs\u00e4ure2) auf; auch diese konnte hier nachgewiesen werden (vgl. unten). Da indessen die in den Organismen ebenfalls sehr h\u00e4ufig aufgefundenen Mucine in allen oben angef\u00fchrten Eigenschaften dem Chitin gleichen (vgl. C. Oppenheimer, Handb. der Bioch. des Menschen und der Tiere, I, 320), so k\u00f6nnte sehr wohl auch ein solches Mucin die Muttersubstanz des Glukosamins in der Hefe darstellen. Das Verhalten gegen S\u00e4uren und Alkalien steht mit dieser Annahme in besserem Einklang.\nUm ein ungef\u00e4hres Bild von der Natur der insgesamt in den Zellr\u00fcckst\u00e4nden verbleibenden stickstoffhaltigen Substanzen zu bekommen, wurde eine gr\u00f6\u00dfere Portion der Hydrolyse unterworfen:\t<\n178 g Zellr\u00fcckst\u00e4ndfr mit 3,97 g Stickstoff (Versuch III) wurden mit konzentrierter Salzs\u00e4ure wie oben aufgeschlossen.\n*) Diese Zeitschrift Bd. 21 S. 137 (1895).\n2) F. Hoppe-Seyler, Ber. d. d. chem. Ges. 27, 3329 (1894); T. Araki, Diese Zeitschrift Bd. 20 S. 498 (1895).","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hofe.\n237\nKs schieden sich 84,9 g Huminsubstanz (bei 100\u00b0 C. getrocknet) ab mit 0,67 g Stickstoff (17% vom Gesamtstickstoff). Nach dem Einengen des Filtrats im Vakuum kristallisierten allm\u00e4hlich 1,13 g Glukosamin-Chlorhydrat (mit 0,07 g Stickstoff) aus, die in einzelnen Fraktionen abgesaugt wurden.\nDas Vakuumdestillat der Hydrolysenfl\u00fcssigkeit wurde durch Sch\u00fctteln mit Bleioxyd von der Hauptmenge Salzs\u00e4ure und durch Schwefelwasser-.\"t jfl vom gel\u00fcsten Blei befreit. Der Rest der Salzs\u00e4ure sollte mit Silberoxyd bin weggenommen werden. Bei Zusatz des Silberoxyds trat' aber Marke Abscheidung von metallischem Silber auf, welche nur durch Ameisens\u00e4ure :) veranla\u00dft sein konnte. Es wurde daher zun\u00e4chst zur Zerst\u00f6ruug u- r Ameisens\u00e4ure mit Schwefelchroms\u00e4uregemisch auf dem Wasserbade erw\u00e4rmt, bis die gelbrote Farbe der Chroms\u00e4ure stehen blieb und die fl\u00fcchtige Saure alsdann von neuem \u00fcbergetrieben. Etwas Salzs\u00e4ure wurde' noch mit Silberoxyd entfernt; aus dem Filtrat davon kristallisierte das essig-~auro Silber in den charakteristischen farblosen Nadeln.\n0,l\u00f465 g Substanz verbrauchten 9,30 ccm n/l0-Salzs\u00e4ure\nC2H302Ag. Her.: Ag 64.65\u00b0/0; gef.: 64,14%.\nAls auch bei sehr langem Stehen kein Glukosaminchlorhydrat mehr sich abschied, wurde mit Wasser verd\u00fcnnt und zuerst mit Bariumkarbonat, nachher, als dabei fast .kein Ammoniak \u00fcberging, mit Magnesia destilliert. Das Destillat enthielt 0,31 g Stickstoff in Form von Ammoniak. \u2014 Beim Abtreiben des Ammoniaks war versehentlich viel zu viel Bariumkarbonat und Magnesia verwendet (Gesamtmenge nach dem Auswaschen und Trocknen 105g\u00ee); das Gemisch erhielt daher sehr viel Stickstoff adsorbiert zur\u00fcck, n\u00e4mlich 0,28 g.\nDas Filtrat vom Bariumkarbonat-Magnesiumoxyd (1150 ccm) wurde mit 150 ccm 30%iger Schwefels\u00e4ure stark anges\u00e4uert und zur Ausf\u00fcllung der Alloxurbasen hei\u00df mit Silbersulfat versetzt, solange noch ein Niederschlag erfolgte; selbstverst\u00e4ndlich fiel auch sehr viel Chlorsilber mit. Der Niederschlag enthielt nach sehr sorgf\u00e4ltigem Auswaschen mit hei\u00dfer verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure 0,18 g Stickstoff (Alloxurbasen-stickstoff).\n') Kiltstauden beim Kochen der Kohlenhydrate der Zellr\u00fcckst\u00e4nde\nmit Salzs\u00e4ure.\nH.'ppc-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. CIY.\n17","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nJakob Meisenheimer,\nIn dem Silbersulfat noch in reichlicher Menge enthaltenden Filtrat wurde in bekannter Weisel) die Arginin-Histidin-Fraktion durch Zusatz von festem gepulvertem Baryt abgeschieden. Gefunden: 0,52 g Arginin-Histidin-Stickstoff.\nNach Entfernung des \u00fcbersch\u00fcssigen Baryts mit Schwefels\u00e4ure (das ausfallende Bariumsulfat [300 g] ri\u00df wieder 0,10 g Stickstoff mit nieder) wurde aus der stark eingeengten Fl\u00fcssigkeit das Lysin und Cholin mit Phosphorwolframs\u00e4ure gef\u00e4llt ; es fielen 5,4 g Phosphorwolframat mit 0,08 g Stickstoff.\nDas Filtrat davon enthielt noch 1,20 g Stickstoff (Mon-aminos\u00e4urestickstoff).\nAddiert man die im Verlauf des eben beschriebenen Versuchs gefundenen Stickstoffmengen, so ergibt sich als Summe 3,47 g Stickstoff, mithin ein Verlust von 0,50 g, d\u00e9lais Arbeitsverlust zu betrachten ist. Ohne erheblichen Fehler kann man annehmen, da\u00df dieser Verlust wesentlich bei dem Absaugen der Glukosaminfraktion, also zu Beginn der Operation eingetreten ist, und sich daher gleichm\u00e4\u00dfig auf den gesamten vorhandenen Stickstoff verteilt. Das gleiche gilt von dem Stickstoff der Huminsubstanz, der hier wegen der gro\u00dfen Menge der vorhandenen Kohlenhydrate sehr hoch ist. L\u00e4\u00dft man diese Stickstoffanteile au\u00dfer Betracht, so ergibt sich sch\u00e4tzungsweise nachstehende Verteilung des Stickstoffs in den Zellr\u00fcckst\u00e4nden (abgesehen vom Glukosamin); dabei ist der in dem Bariumkarbonat-Magnesiumoxyd-Gemisch und im Bariumsulfat zur\u00fcckgehaltene Stickstoff in sinngem\u00e4\u00dfer Umrechnung bei den einzelnen Stickstoffraktionen in Rechnung gesetzt: Auf Ammoniak entfallen 11% des Gesamtstickstoffs, auf Alloxurbasen 7 %, auf die Arginin-Histidinfraktion 22%, auf die Lysin-Cholinfraktion 4% und auf Monaminos\u00e4uren 56%. Diese Zahlen entsprechen im gro\u00dfen und ganzen den bei der allgemeinen Hydrolyse des Hefeeiwei\u00dfes gefundenen Werten, nur in der Lysin-Cholinfraktion ist sonst stets mehr Stickstoff gefunden. Die in den \u201eZellr\u00fcckst\u00e4nden\u201c hinterbleibende stickstoffhaltige Substanz hat demnach (abgesehen vom\n:) F. Wei\u00df, Diese Zeitschrift Bd. 52 S. 107 (1907).","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\t239\nGlukosamin) die gleiche Zusammensetzung wie das \u00fcbrige Hefeeiwei\u00df.\nDie weitere Darstellung der Untersuchungsergebnisse erfolgt am besten an Hand eines vollst\u00e4ndig durchgef\u00fchrten Versuchs; die bei anderen Versuchen gemachten Erfahrungen sind an passender Stelle eingef\u00fcgt.\n3850 g Hefe (Versuch V der Zusammenstellung \u00fcber den Autolysenverlauf S. 233) mit 87,7 g Stickstoff wurden unter den bereits angegebenen Bedingungen der Autolyse \u00fcberlassen. Beim Abbrechen des Versuchs hatte sich das\nTyrosin\nin dichten kugeligen Anh\u00e4ufungen am Boden des Gef\u00e4\u00dfes abgeschieden, w\u00e4hrend die leichteren Zellr\u00fcckst\u00e4nde in der dunkelgef\u00e4rbten Fl\u00fcssigkeit suspendiert waren. Ohne mit Wasser zu verd\u00fcnnen, wurde die dickfl\u00fcssige Masse zentrifugiert; auf diese Weise lie\u00df sich das Tyrosin von den Zell-r\u00fcekst\u00e4ndon gut trennen, da sich das Tyrosin am Boden der Zentrifugiergef\u00e4\u00dfe, die Zellr\u00fcckst\u00e4nde dagegen an der Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit absetzten. Nach nochmaligem Waschen mit Wasser und Trocknen hinterblieben 15 g (enthaltend 1,16 g Stickstoff) fast farbloser Kristalle von Tyrosin. Sie schmolzen roh bei 303\" C. (Zersetzung), nach einmaligem Umkristallisieren aus Wasser bei 311\u2014312\u00b0 C. und waren frei von Asche und Schwefel. Beim Auskochen der feingepulverten Substanz mit einem Gemisch von Eisessig und Alkohol (1:1) !) gingen nur Spuren in L\u00f6sung; also war auch kein Leucin beigemischt. Es lag vielmehr fast reines Tyrosin vor. Die hier gefundene Menge Tyrosin ist zweifellos zu niedrig, da in der abzentrifugierten Mutterlauge und in den Waschw\u00e4ssern eine nicht unerhebliche Menge gel\u00f6st blieb. Wir haben bei der Unterliefe diese Menge bestimmt (siehe dort); danach kann man sch\u00e4tzen, da\u00df hier die gesamte Tyrosinmenge etwa 20\u201425 g betragen hat.\n0 J. Habermann und R. Ehrenfeld, Diese Zeitschrift Bd. 37 S. 18 (1902/03).","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\nJakob Meisenheiraer.\nVerarbeitung der Zellr\u00fcckst\u00e4nde.\nDie von dem Tyrosin abgetrennte Autolysenfl\u00fcssigkeit (nebst Waschw\u00e4ssern), in der noch die Zellr\u00fcckst\u00e4nde suspendiert wraren, wurde mit Wasser auf das Doppelte des urspr\u00fcnglichen Volumens gebracht, aufgekocht und nach dem Erkalten die nunmehr untersinkenden Zellr\u00fcckst\u00e4nde abzentrifugiert. Nachdem diese noch dreimal in je ca. 8 1 Wasser und dann zweimal in je 4 1 Alkohol aufgeschlemmt und wieder abzentrifugiert bzw. zuletzt abgesaugt und mit \u00c4ther gewaschen waren, stellten sie ein graues trockenes Pulver (05 g) dar, das noch 6,8 % Wasser und 1,32 g (= 1,4 %) Stickstoff enthielt. \u00dcber die Natur der in diesen R\u00fcckst\u00e4nden vorhandenen stickstoffhaltigen Substanz ist oben ausf\u00fchrlich berichtet. Der Alkohol, mit dem die Zellr\u00fcckst\u00e4nde behandelt worden waren, hinterlie\u00df beim Eindampfen ein in Wasser nicht klar l\u00f6sliches rotbraunes \u00d6l. Es wurde mit \u00c4ther behandelt, wobei es teilweise in L\u00f6sung ging. Diese \u00e4therische L\u00f6sung, vereinigt mit dem Wasch\u00e4ther der Zellr\u00fcckst\u00e4nde, erwies sich jedoch als fast stickstoffrei; sie enthielt nur 0,03 g Stickstoff und wurde nicht weiter untersucht. Der in \u00c4ther unl\u00f6sliche Teil des aus dem alkoholischen Extrakt erhaltenen R\u00fcckstandes wurde wieder in Alkohol gel\u00f6st und auf seinen Stickstoffgehalt analysiert. Er enthielt 0,51 g Stickstoff. In dem gesamten alkoholischen Extrakt waren also 0,54 g Stickstoff vorhanden, die, soweit sie nicht f\u00fcr die Analysen verbraucht waren, mit der Autolysenfl\u00fcssigkeit vereinigt weiter verarbeitet wurden (0,3 g Stickstoff).\nVeresterung nach Emil Fischer.\nDie vom Tyrosin und den Zellr\u00fcckst\u00e4nden befreite w\u00e4sserige Autolysenfl\u00fcssigkeit wurde mit allen Waschw\u00e4ssern der Zellr\u00fcckst\u00e4nde und des Tyrosins vereinigt im Vakuum eingedampft, nachdem vorher eine Probe zur Stickstoffanalyse abgenommen worden war. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung enthielt 83,6 g Stickstoff. Da urspr\u00fcnglich 87,7 g Stickstoff in Arbeit genommen waren und bisher 1,16 g mit dem Tyrosin. 1,32 g","page":240},{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\t241\nmit den Zellr\u00fcckst\u00e4nden abgetrennt und ferner 0,24 g zu Analysen verbraucht sind, so sollten eigentlich noch 85,0 g Stickstoff vorhanden sein; es sind mithin bei den zahlreichen Operationen 1,4 g Stickstoff verloren gegangen. Der beim Eindampfen hinterbleibende braune Sirup wurde mit 21 absolutem Alkohol \u00fcbergossen und nach der Methode von E. Fischer, durch Einleiten von gasf\u00f6rmiger Salzs\u00e4ure, verestert, der Alkohol abgedampft, in 3 1 frischem Alkohol aufgenommen und von neuem mit Chlorwasserstoff ges\u00e4ttigt. Es hinterblieb ein betr\u00e4chtlicher unl\u00f6slicher R\u00fcckstand, der nach l\u00e4ngerem Stehen im Eisschrank abgesaugt, mit Alkohol gewaschen und bei 40\u00fc C. getrocknet wurde (95 g). Die alkoholische Wasch-\u00dc\u00fcssigkeit wurde mit der alkoholisch-salzsauren Esterl\u00f6sung vereinigt, im Vakuum eingedampft und die Veresterung nach dem Aufnehmen in 3 1 absolutem Alkohol nochmals in derselben Weise durchgef\u00fchrt. Wieder blieb ein Teil, wenn auch nur noch wenig, ungel\u00f6st und wurde in derselben Weise wie bei der ersten Veresterung behandelt. Im ganzen betrug der unl\u00f6sliche Veresterungsr\u00fcckstand 99 g und enthielt 9,8 g Stickstoff, wovon 2,5 g als Ammoniakstickstoff vorhanden waren1). Soweit der Stickstoff nicht als Ammoniak vorlag, konnte er als Alloxurbasenstickstoff vollst\u00e4ndig aufgekl\u00e4rt werden.\nDie alkoholisch-salzsaure Esterl\u00f6sung wurde auf 4000 ccm gebracht und analysiert. Sie enthielt 71,0 g Gesamtstickstoff, w\u00e4hrend 73,8 g (83,6 g\u20149,8 g im Veresterungsr\u00fcckstand) zu erwarten gewesen w\u00e4ren, also auch hier wieder ein Arbeitsverlust von 2,8 g Stickstoff. Verschiedene Proben wurden ferner nach Abstumpfung der Salzs\u00e4ure mit Natronlauge zur Bestimmung des Ammoniaks mit Magnesia, Natriumkarbonat und Bariumkarbonat destilliert. Mit Soda und Magnesia wurden (auf die 4000 ccm berechnet) \u00fcbereinstimmend 6,8 g Stickstoff als Ammoniak \u00fcbergetrieben, mit Bariumkarbonat etwas weniger. Addiert man dazu den Ammoniakstickstoff des Ver-\n0 Von diesem Verestcrungsr\u00fcckstand wird in einer sp\u00e4teren Mitteilung ausf\u00fchrlich die Rede sein.","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"242\nJakob Meisenheimer,\nesterungsr\u00fcckstandes und ber\u00fccksichtigt auch die Arbeitsverluste, so ergibt sich, da\u00df im ganzen nach der Veresterung \u00d6,8 g des Hefestickstoffs (11 %) in Form von Ammoniak vorhanden sind. Es besteht kein Zweifel, da\u00df die Bildung des Ammoniaks zum weitaus gr\u00f6\u00dften Teil erst bei der Veresterung und nicht bei der Autolyse vor sich geht. Denn in einem analogen Versuch (IV) wurde bei Verwendung von o9G0 g Hefe mit 87,5 g Stickstoff direkt nach beendeter Autolyse der Ammoniakstickstoffgehalt ermittelt und selbst beim Destillieren mit Bariumhydroxyd nur 4.1 g Ammoniakstickstoff gefunden, wobei sicherlich bereits Zersetzung komplizierter stickstoffhaltiger Substanzen eingetreten war. Mit Magnesiumhydroxyd wurden n\u00e4mlich nur 2,8 g, mit Bariumkarbonat gar nur 0.0 g Stickstoff \u00fcbergetrieben. Indessen ist Bariumkarbonat zur Bestimmung von Ammoniak in Autolyses\u00e4ften, wie wir uns \u00fcberzeugten, ungeeignet, denn auch der Ammoniakgehalt im Phosphorsalz oder im Zinkammoniumsulfat wird, wenn man diese Substanzen dem Autolysensaft zusetzt, nur sehr langsam und unvollst\u00e4ndig \u00fcbergetrieben, w\u00e4hrend dieselben Salze beim Kochen mit Bariumkarbonat f\u00fcr sich ohne Schwierigkeit richtige Amraoniakzahlen lieferten. \u2014 Merkw\u00fcrdigerweise ergab indessen auch die nachtr\u00e4gliche Hydrolyse des llefeautolysensaftes nach 7 st\u00fcndigem Kochen mit 25 % iger w\u00e4sseriger Schwefels\u00e4ure nicht soviel Ammoniak, als die ja allerdings sehr viel l\u00e4ngere Behandlung mit alkoholischer Salzs\u00e4ure bei der Veresterung. Unter diesen Bedingungen gingen nur 7,5% vom Stickstoff des Autolysensaftes derselben Hefe in Ammoniak \u00fcber.\n^ on den 4000 ccm der alkoholischen Esterl\u00f6sung wurden 150 ccm mit 2,7 g Stickstoff f\u00fcr Analysen verbraucht, so da\u00df 8850 ccm mit 68,3 g Stickstoff f\u00fcr die weitere Verarbeitung zur Verf\u00fcgung standen. Diese hinterlie\u00dfen beim Eindampfen im Vakuum einen braunen Sirup, aus dem die Ester nach bekanntem \\ erfahren mit Kalilauge und Kaliumkarbonat in Freiheit gesetzt und mit \u00c4ther aufgenommen wurden. Nach dem Trocknen und Abdestillieren eines gro\u00dfen Teils des \u00c4thers betrug der Stickstoffgehalt der auf 1 1 konzentrierten Ester-","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\t243\ni\t\u2022\nl\u00fcsung 20,0 g, wovon nach Abzug von Anatysensubstanz f\u00fcr die Esterdestillation selbst noch 19,7 g \u00fcbrig blieben.\nDer \u00c4ther wurde nunmehr anfangs bei gew\u00f6hnlichem Druck, schlie\u00dflich im Vakuum (60 mm, bis 30\u00b0 Badtemperatur) weiter abdestilliert; dabei gingen geringe Mengen von Estern in das Destillat mit \u00fcber (siehe sp\u00e4ter). Die Esterdestillation erfolgte dann in \u00fcblicher Weise, f\u00fcr die ersten drei Fraktionen bei 12\u201414 mm Druck, f\u00fcr die \u00fcbrigen im hohen Vakuum. Die einzelnen Fraktionen wurden dann getrennt nochmals destilliert; das endg\u00fcltige Ergebnis ist aus folgender Tabelle ersichtlich:\nFraktion\tSiedetemperatur\tDruck\tAusbeute\nI\tbis 55\u00b0 C.\t14 mm\t36 g (mit viel Alkohol und \u00c4ther)\nII\t55 * 85\u00b0 C.\t14 \u201e\t39 g\n111\t85 , 95\u00b0 C.\t14 ,\t51 ,\nIV\t90 \u201e 135\u00b0 ('. (Hauptmenge lUU bis\t0 \u201e\t56 \u201e\n\t101\u00b0 0.)\t\t\nDie h\u00f6her siedenden Anteile und der Destillationsr\u00fcck-.-tand (etwa 100 g) gingen infolge Zerspringens des Kolbens verloren.\nDie Verseifung der Ester und die Aufarbeitung der Aminos\u00e4urefraktionen soll sp\u00e4ter besprochen werden.\nDie beim Infreiheitsetzen der Ester erhaltene breiige Masse wurde zwecks vollst\u00e4ndiger Gewinnung der Ester noch ein zweites Mal der Veresterung unterworfen. Sie wurde deshalb mit einem \u00dcberschu\u00df von konzentrierter Salzs\u00e4ure verhetzt; wegen des sehr starken Sch\u00e4umens mu\u00df der Salzs\u00e4urezusatz sehr langsam in kleinen Portionen1) erfolgen. Durch mehr-\nr) Leider ging an dieser Stelle knapp ein Viertel der Fl\u00fcssigkeit durch Zerbrechen eines Kolbens verloren; da der Stickstoffgehalt vor dem Verlust genau bekannt war und sofort nachher von neuem bestimmt wurde, lie\u00df sich die Gr\u00f6\u00dfe dieses Verlustes mit Genauigkeit bestimmen. Im folgenden sind der Einfachheit und \u00dcbersichtlichkeit halber die gefundenen Mengen so umgereehnet, als ob ein Verlust nicht eingetreten w\u00e4re.","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"244\nJakob Meiscnheimcr.\nfachen Alkoholzusatz und Einengen im Vakuum wurde die Hauptmenge des Kaliumchlorids entfernt, bis schlie\u00dflich beim Eindampfen ein brauner Sirup \u00fcbrig blieb. Dieser braune Sirup wurde mit Alkohol \u00fcbergossen und durch gasf\u00f6rmige Salzs\u00e4ure zweimal verestert. Hierbei schied sich nochmals eine geringe Menge Kaliumchlorid ab, welche durch beigemischte Huminsubstanzen braun gef\u00e4rbt war. Die ganze Menge des ausgeschiedenen, mit Alkohol sorgf\u00e4ltig ausgewaschenen Kaliumchlorids, ca. 2450 g, enthielt 3,2 g wohl gr\u00f6\u00dftenteils als Huminsubstanzen vorhandenen Stickstoff; n\u00e4here Untersuchung erschien aussichtslos. Die Analyse der veresterten alkoholischen L\u00f6sung \u2014 sie war auf 2000 ccm gebracht worden, wovon 30 ccm zu Stickstoflbestimmungen nach Kjeldahl und Pr\u00fcfung auf Ammoniak verbraucht wurden \u2014 ergab einen Gesamtstickstoffgehalt von 38,5 g Stickstoff, wovon nur noch wenig (0,7 g) in Form von Ammoniak vorlag. Die weitere Verarbeitung erfolgte wie oben nach der Methode von E. Fischer. Die \u00e4therische L\u00f6sung der freien Ester engten wir auf 400 ccm ein und entnahmen davon zweimal 5 ccm f\u00fcr Stickstoffbestimmungen; sie enthielt noch 8.4 g Stickstoff1). Dann erfolgte wie fr\u00fcher die Destillation. Die Verteilung der Fraktionen nach zweimaliger Destillation der ersten drei war folgende:\nFraktion\tSiedepunkt\tDruck\tAusbeute\nI\tbis 55\u00b0 C.\t12 mm\t21 g\n11\t55 , 80\u00b0 C.\t12 ,\t11 ,\nIII\t80 \u201e 105\u00b0 C.\t14 \u201e\t13 \u201e\nTV\t100 \u201e 145\u00b0 C. (Hauptmenge 103bisl05\u00b0C.)\t0 ,\t28 .\nV\t145 bis 165\u00b0 C.\t0 ,\t10 ,\nDer Destillationsr\u00fcckstand betrug 27 g und enthielt 1,76 g Stickstoff; er wurde nicht untersucht. Die weitere Verarbeitung des \u00e4therunl\u00f6slichen w\u00e4sserig-alkalischen Veresterungsr\u00fcckstandes ist unten (S. 256) ausf\u00fchrlich beschrieben.\n0 Beim Abdestillieren des \u00c4thers gingen auch hier geringe Mengen von Estern mit \u00fcber. N\u00e4heres hier\u00fcber siehe sp\u00e4ter unter Fraktion I.","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\t245\nNach beendeter Destillation wurden die einzelnen Fraktionen der ersten wie der zweiten Veresterung sofort weiter verarbeitet. Die Fraktionen I\u2014III beider Veresterungen waren iin Wasser klar l\u00f6slich und wurden durch 6\u20148 st\u00e4ndiges Kochen mit etwa der 5\u201410 fachen Menge Wasser bis zum Verschwinden der alkalischen Reaktion verseift. Die Ester der h\u00f6her siedenden Fraktionen wurden dagegen, nachdem vorher die in Wasser unl\u00f6sliche Phenylalanin-Fraktion in sp\u00e4ter genauer beschriebener Weise abgetrennt war, durch etwa 2st\u00fcndiges Kochen mit ungef\u00e4hr der doppelten Gewichtsmenge Baryt verseift. Die Aufarbeitung der einander entsprechenden Fraktionen aus beiden Veresterungen erfolgte dann gemeinsam, wie es im folgenden beschrieben wird.\nVerarbeitung der einzelnen Fraktionen.\nWie schon erw\u00e4hnt, gingen beim Eindampfen der \u00e4therischen Esterl\u00f6sungen geringe Mengen von Estern in' das Destillat \u00fcber. Durch Aussch\u00fctteln des \u00c4thers beider Esterdestillationen mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure und Eindampfen der salzsauren L\u00f6sung wurden im ganzen 3,1 g Chlorhydrate erhalten. Beim Aufnehmen mit absolutem Alkohol blieben 0,3 g Ammoniumchlorid unl\u00f6slich zur\u00fcck. Die alkoholische L\u00f6sung wurde nun durch Einleiten gasf\u00f6rmiger Salzs\u00e4ure von neuem verestert und gab eine Kristallisation von 0,1 g Gly-kokollesterchlorhydrat (F. 139\u2014140\u00b0 C.). Die Mutterlauge von Glykokollesterchlorhydrat hinterlie\u00df nach dem Verseifen und nach Entfernung der Salzs\u00e4ure mit Bleioxyd noch \u00cf,1 g Aminos\u00e4ure, welche im wesentlichen als Alanin angesprochen werden mu\u00df.\nFraktion I. Siedepunkt 25\u201455\u00b0 C. bei 14 mm Druck; 57 g. Nach dem Verseifen und Eindampfen im Vakuum hinterblieb ein farbloser R\u00fcckstand, von dem beim Auskochen mit Alkohol fast nichts in L\u00f6sung' ging; Prolin war in dieser Fraktion also so gut wie nicht enthalten. Der Auszug wurde mit dem der Fraktion II vereinigt. Es hinterblieben nicht mehr als 11,6 g Substanz, woraus zu schlie\u00dfen ist, da\u00df die urspr\u00fcngliche Fraktion noch sehr erhebliche Mengen Alkohol","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"246\nJakob Meisenheimer,\nenthielt. Die farblose pulvrige Masse hatte einen Stickstoffgehalt von 15,23 \u00b0/0 (also 1,77 g Gesamtstickstoff), bestand mithin aus fast reinem Alanin (mit 15,7% Stickstoff), doch war auch etwas Glykokoll beigemischt, wie der folgende Versuch zeigt: 4 g obiger Substanz wurden in 20 ccm absolutem Alkohol suspendiert und durch trockenes Salzs\u00e4uregas ver-estert. Nachdem ein Impfkristall von Glykokollesterchlor-hydrat hinzugef\u00fcgt worden war, blieb die L\u00f6sung \u00fcber Nacht in Eis stehen. Es wurden so 0,6 g Glykokollesterchlorhydrat in fast farblosen Kristallen erhalten, die bei 137\u2014130\u00b0 C. schmolzen und nach einmaligem Umkristallisieren aus Alkohol (0,45 g) den richtigen Schmelzpunkt 144\u00b0 C. zeigten. Aus der Mutterlauge vom Glykokollesterchlorhydrat wurden nach dem\nVerseifen, Entfernen der Salzs\u00e4ure mit Bleioxvd und Aus-\n\u00ab\nf\u00e4llen des Bleis mit Schwefelwasserstoff 3,3 g Alanin zur\u00fcckerhalten.\nFraktion II. Siedepunkt 55\u201480\u00b0 0. bei 14 mm Druck; 50 g. Von dem nach dem Verseifen und Eindampfen verbleibenden Aminos\u00e4uregemisch gingen beim Auskochen mit Alkohol nicht eben betr\u00e4chtliche Mengen in L\u00f6sung. Es hinterblieben schlie\u00dflich 34,1 g farbloser Substanz. Ein Versuch, in einem Teil dieser Fraktion durch fraktionierte Kristallisation eine Trennung der Aminos\u00e4uren zu erreichen, brachte keinen wesentlichen Erfolg; wenigstens wichen die Schmelzpunkte der einzelnen Fraktionen von dem der urspr\u00fcnglichen Substanz (272\u00b0 C.) nicht bedeutend ab. Daher wurde alles wieder mit dieser vereinigt in der Absicht, durch nochmalige Veresterung und fraktionierte Destillation eine Trennung der Aminos\u00e4uren dieser Fraktion zu versuchen. Diese Versuche sind indessen noch nicht zum Abschlu\u00df gekommen; es soll sp\u00e4ter dar\u00fcber berichtet werden.\nDie 34,1 g enthielten 13,06%, also 4,45 g Stickstoff. Die Stickstoffanalyse entspricht etwa der Zusammensetzung der Aminobutters\u00e4ure, die 13,6 % Stickstoff enth\u00e4lt. Wie unten beschriebene Versuche mit Unterhefe zeigen, ist Aminobutters\u00e4ure, die bisher in Eiwei\u00dfstoffen nicht mit Sicherheit gefunden ist, auch in der Hefe h\u00f6chstens in geringer Menge","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\n247\nenthalten. Die hier erhaltene Fraktion Aminos\u00e4ure d\u00fcrfte demnach der Hauptsache nach (zu etwa 60%) aus Alanin bestehen, dem wenig Aminobutters\u00e4ure und viel (rund 40%) ^ alin beigemischt ist. Die einzelnen Bestandteile dieser Fraktion sind genauer in Versuch III (siehe S. 260) untersucht.\nFraktion III. Siedepunkt 80\u2014100\u00b0 C. bei 14 mm Druck; 64 g. Hier schieden sich nach beendeter Verseifung bereits beim Erkalten reichliche Kristallmassen aus, die abfiltriert und mit kaltem Wasser gewaschen wurden (lila). Mutterlaugen und Waschw\u00e4sser wurden vereinigt zur Trockne verdampft (Illb). Die Ausbeute betrug nach dem Auskochen mit Alkohol f\u00fcr\nlila: 11.9 g mit in\u21220' 111h: 23,8 \u201e \u201e\nilso 1,3 g Stickstoff. , 2-7 ,\nw\u00e4hrend einschlie\u00dflich der geringen Mengen aus Fraktion I und II 12,5 g Aminos\u00e4uren sich in dem Alkohol aufl\u00f6sten (siehe unter Prolin).\nDie Aufarbeitung der beiden alkoholunl\u00f6slichen Fraktionen erfolgte getrennt nach dem von P. A. Lev en e und D. D. van Slyke1) angegebenen Verfahren \u00fcber die Bleisalze.\nlila\nDie Elementaranalyse dieser bei 285\u00b0 C. noch nicht schmelzenden Fraktion ergab folgende Werte:\nC\tll\nGefunden: 54,12\t10,15\nBerechnet f\u00fcr Leucin: 54,9\t10,0\n\u201e\t\u00bb Valin: 51,3\t9,5.\nInter der Annahme, da\u00df die Substanz aus einem Gemisch von Leucin und Valin bestand, lie\u00df sich aus dem gefundenen Werte f\u00fcr Kohlenstoff auf einen Gehalt von 78% Leucin schlie\u00dfen. Aus dieser \u00dcberlegung heraus ergab sich folgende Arbeitsweise:\n10 g gut gepulverter Substanz wurden mit 70 ccm Wasser anger\u00fchrt und auf dem Wasserbade erw\u00e4rmt; nach Zugabe\nl) Journ. of Biolog. Chern. 6, 391 (1909).","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\nJakob Meisenheimer,\nvon 15 ccm 25 %igem Ammoniak trat nach kurzer Zeit vollst\u00e4ndige L\u00f6sung ein. Nun wurden 27 ccm Bleiacetatl\u00f6sum' vom spez. Gewicht 1,255 unter Umsch\u00fctteln tropfenweise hinzugef\u00fcgt; sie erzeugten eine feinpulverige F\u00e4llung, die nach lst\u00fcndigem Stehen in Eiswasser abgesaugt, mit Alkohol und \u00c4ther gewaschen und dann getrocknet wurde. F\u00e4llung I: Ausbeute 13,5 g Bleisalz. (Unter der Voraussetzung, da\u00df da** angewandte Gemisch 78% Leucin enthielt, berechnen sich 13,9g Leucinblei.) Die Mutterlauge ergab bei Zugabe von weiteren 9 ccm derselben Bleiacetatl\u00f6sung abermals eine, wenn auch bedeutend schw\u00e4chere F\u00e4llung, die ebenso wie die F\u00e4llung I behandelt wurde. Ein weiterer Zusatz von Bleiacetatl\u00f6sung erzeugte keine F\u00e4llung mehr. F\u00e4llung II: Ausbeute 1,0 g. Die Analyse beider F\u00e4llungen ergab folgende Werte:\nF\u00e4llung I: Gel\u2019.: 44,21% Pb; f\u00fcr Leucinblei berechnet 44,32% Pb.\n*\tII: ,\t40,76% \u201e\t, Valinblei \u201e\t47,12% .\nF\u00e4llung I war also reines Leucinblei, F\u00e4llung II fast reines Valinblei.\nZur weiteren Bekr\u00e4ftigung des oben gewonnenen Resultates wurden 13 g Bleisalz der F\u00e4llung I in viel Wasser suspendiert und mit Schwefelwasserstoff zerlegt; das Filtrat vom Schwefelblei ergab dann beim Einengen 6,5 g einer sch\u00f6n kristallisierten farblosen Substanz, die alle Eigenschaften des Leucins zeigte. Auch die Stickstoffbestimmung gab auf Leucin gutstimmende Werte:\nGesamtstickstoff nach Kjeldahi\t10,63%,\n\u00c0minostickstoff nach van Slyke1) 10,98%. f\u00fcr Leucin berechneter Stickstoff\t10,68%.\nDie F\u00e4llung I bestand also nach dieser Analyse aus reinem Leucin-Isoleucinblei. Die aus 10 g der Fraktion lila erhaltenen 13,5 g Bleisalz entsprachen mithin 7,5 g Leucin. Auf Isoleucih wurde nicht gepr\u00fcft, da dieses schon von F. Ehrlich und A. Wendel2) in der Hefe nachgewiesen ist. Das\n\u2019) D. D. van Slyke, Bcr. d. d. chcm. Ges. 43, 3170 (1910): 44. 1684 (1911).\n*) Bioch. Zeitschr. 8, 431 (1908).","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\n249\nDrehungsverm\u00f6gen einer L\u00f6sung von 1,5858 g Substanz in 100 ccm Wasser betrug im 2 dm-Rohr \u2014 0,14\u00b0 C. Man kann daraus mit Vorbehalt schlie\u00dfen, da\u00df das Pr\u00e4parat etwa zii % aus 1-Leucin, zu V4 aus d-Isoleucin bestand.\nDie Bleisalzf\u00e4llung II wurde (von der bereits angegebenen Analyse abgesehen) nicht weiter untersucht, sondern, soweit sie nicht f\u00fcr analytische Zwecke verbraucht war, wieder mit der Mutterlauge vereinigt und mit Schwefelwasserstoff vom Blei befreit. Das Filtrat vom Schwefelblei ergab dann beim Einengen 1,85 g Aminos\u00e4ure, also (bei Hinzurechnung der als Analysensubstanz verbrauchten 0,5 g Bleisalz) nahezu die sich berechnende Menge, welche wrohl ganz als \\alin1) zu betrachten ist. Die Fraktion lila bestand demnach zu 75% aus Leucin, der Rest aus Valin. Daraus ergibt sich, da\u00df in diesen 11,9 g 8,9 g Leucin und 3 g Valin enthalten waren.\nIII b.\nDie Trennung von Leucin und Valin erfolgte in dieser Fraktion, welche 23,8 g vom Schmelzpunkt 275\u00b0 C. betrug und ll,3\u00b0/o Stickstoff enthielt, ganz analog wie bei Fraktion lila. Eine Elementaranalyse ergab:\nc\tII\nGefunden:\t52,06\t9,60\nBerechnet f\u00fcr Leucin: 54,9\t10,0\nj\t\u201e\tr Valin:\t51,3\t9,5.\nAus dem gefundenen Werte f\u00fcV Kohlenstoff war auf einen Gehalt von etwa 22% Leucin in dem Gemisch zu schlie\u00dfen. Dementsprechend wurde wie folgt verfahren:\n10 g der Fraktion wurden, wie oben beschrieben, mit Ammoniak in L\u00f6sung gebracht und tropfenweise 10 ccm Bleiacetatl\u00f6sung (spezifisches Gewicht 1,255) zugegeben. Nachdem der Niederschlag (I) entfernt war, wurden durch Zusatz voii noch zweimal je 4 ccm derselben Bleiacetatl\u00f6sung zwei weitere 1 \u00e4llungen (II und III) erhalten, welche s\u00e4mtlich auf ihren\n9 Valinblei ist in Wasser ziemlich l\u00f6slich und die Mutterlauge der F\u00e4llung II enthielt mit gr\u00f6\u00dfter Wahrscheinlichkeit im wesentlichen auch nur Valinblei.","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\nJakob Mcisenheimer,\nBleigehalt gepr\u00fcft wurden. Die Analysen lassen erkennen, da\u00df die erste F\u00e4llung aus Leucinblei, die beiden folgenden aus Valinblei bestanden.\nI. 4,5 g Bleisalz mit 44,45% Blei,\nH- 1.65 \u201e\t\u201e\t\u201e 46,70% \u201e\nHI- I-7 \u25a0\t\u00ab\t\u00ab 46,60% \u201e\nBerechnet f\u00fcr Leucinblei 44,32%, f\u00fcr Valinblei 47,12%.\nBei weiterem Zusatz von Bleiacetat entstanden immer geringere F\u00e4llungen. Die drei F\u00e4llungen, soweit sie nicht f\u00fcr analytische Zwecke verbraucht waren, und auch die Mutterlauge wurden getrennt mittels Schwefelwasserstoff vom Blei befreit und weiter untersucht: F\u00e4llung I ergab 2 g sch\u00f6nkristallisierender Substanz mit allen Eigenschaften des Leucins. Auch die Stickstoffbestimmung gab einen auf Leucin stimmenden Wert: Gefunden 10,84% Stickstoff, berechnet f\u00fcr Leucin 10,08%.\nDie F\u00e4llungen II und III wurden vereinigt und ergaben nach Entfernung des Bleies beim Einengen eine gut kristallisierte Substanz vom Schmelzpunkt 2870 C. Eine Stickstoffbestimmung gab einen auf Valin stimmenden Wert: Gefunden 11,77%, berechnet f\u00fcr Valin 11,96% Stickstoff.\nAus der Mutterlauge der Bleif\u00e4llungen, welche mit Bleiacetat keine weitere F\u00e4llung mehr ergeben batte, wurden in der \u00fcblichen Weise 3,8 g Aminos\u00e4ure zur\u00fcckerhalten.\nAus 10 g des Gemisches wurden also 4,5 g Leucinblei, entsprechend 2,5 g Leucin, gewonnen. Das \u00fcbrige, 7,5 g, ist nach der Elementaranalyse des urspr\u00fcnglichen Gemisches und nach Blei- und Stickstoffbestimmung der Fraktionen als allerdings wohl nicht ganz reines, n\u00e4mlich durch Alanin (und Aminobutters\u00e4ure?) verunreinigtes Valin in Rechnung zu setzen.\nDaraus ergibt sich f\u00fcr die urspr\u00fcnglich vorhandenen\n23.8\tg der Fraktion III b ein Gehalt von 6,0 g Leucin und\n17.8\tg Valin.\nProlinfraktion.\nWie schon erw\u00e4hnt, waren die drei ersten Esterfraktionen nach dem Verseifen s\u00e4mtlich mit Alkohol ausgekocht","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\n251\nworden. Die vereinigten alkoholischen Ertrakte wurden in bekannter Weise durch mehrmaliges Eindampfen und Auf-nelimen des R\u00fcckstandes mit Alkohol von Spuren anderer alkoholunl\u00f6slicher Aminos\u00e4uren befreit. Es hinterblieben schlie\u00dflich 12,5 g eines gelben Sirups. Er enthielt 1,15 g Gesamtstickstoff, davon nach van Slykc 0,42 g als Amino-stickstoff; f\u00fcr Prolinstickstoff bleibt also 0,73 g, woraus sich ein Gehalt von 0,0 g Prolin ergibt.\nDer Sirup, welcher nach Abzug von Analysensubstanz noch O,<S0 g Stickstoff enthielt, wurde mit Wasser aufgenom-nien und durch Kochen mit frischgef\u00e4lltem Kupferoxyd in das Kupfersalz verwandelt. Der aus der tiefblau gef\u00e4rbten w\u00e4sserigen L\u00f6sung erhaltene Eindampfr\u00fcckstand hinterlie\u00df beim Auskochen mit Alkohol 3,5 g unl\u00f6sliches Kupfersalz. Diese \u2022 >,o g enthielten au\u00dfer racemischem Prolin auch noch andere Aminos\u00e4uren, denn nach dom /erlogen von 3,2 g hiervon und Eindampfen zur Trockne ging mit Alkohol nur ein Teil in L\u00f6sung. 0,8 g blieben unl\u00f6slich; sie wurden nicht n\u00e4her untersucht. In der alkoholischen L\u00f6sung entstand auf Zusatz von \u00c4ther eine F\u00e4llung, zun\u00e4chst ziemlich schmierig (0,35 g); nachdem diese abgetrennt war, fiel mit mehr \u00c4ther ein kristallisierter Niederschlag (0,8 g) vom Zersetzungspunkt 170\u00b0 C. (von 150 C. ab Sintern1). Beim Erhitzen trat der charakteristische Pyrrolidingeruch auf; dies war wohl ziemlich reines iacemisches Prolin (n\u00e4here Charakterisierung siehe unten). Die Mutterlauge davon lieferte wieder ein unreines Produkt.\nDas Kupfersalz des 1-Prolins war in dem oben erw\u00e4hnten alkoholischen Extrakt enthalten und blieb beim Eindampfen desselben als tiefblaue amorphe Masse zur\u00fcck. Es wurde mit Schwefelwasserstoff vom Kupfer befreit und das Filtrat vom Kupfersulfid in Vakuum eingedampft; es hinterblieben 5,7 g fester Substanz, die in Alkohol so gut wie v\u00f6llig l\u00f6slich war, aber nur zum geringen Teil Neigung zum Kristallisieren zeigte.\n0 Wasserfreies rac.-Prolin schmilzt wesentlich h\u00f6her, zwischen 205 und 210\u00b0 C. (vgl. dar\u00fcber bei C. Neuberg, Der Ham, Berlin 1911, 729); zu den Schmelzpunktbestimmungen wurden hier lufttrockene, also kristallwasserhaltige Pr\u00e4parate verwendet.","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"252\nJakob Meisenheimcr,\nDaher wurde die Gesamtmenge zwecks Identifizierung nach E. Fischer1) durch 16st\u00fcndiges Erhitzen mit 12 g Barythydrat und 120 ccm Wasser auf 160\u00b0 C. indie inaktive Form \u00fcbergef\u00fchrt. Nachdem das Barium mit Schwefels\u00e4ure quantitativ entfernt und die Substanz wieder in das Kupfersalz verwandelt worden war, ging beim Extrahieren mit Alkohol zwar noch ein Teil in L\u00f6sung, aber dieser l\u00f6sliche Teil hinterlie\u00df nach Entfernung des Kupfers nur Schmieren, die nicht weiter untersucht wurden.\nIn Alkohol unl\u00f6slich waren 2,9 g Kupfersalz, aus dem nach Entfernung des Kupfers, Eindampfen und erneutem Aufnehmen mit Alkohol neben 0,6 g in Alkohol unl\u00f6slicher Produkte 1,1 g Prolin vom Schmelzpunkt 173\u00ae C.2) erhalten wurden. Die Mutterlauge davon enthielt geringe Mengen weniger reinen Materials.\nDie 1,1 g wurden, mit den fr\u00fcher erhaltenen 0,8 g Prohn vereinigt, dazu benutzt, um den Nachweis des Prolins einwandfrei zu f\u00fchren, indem daraus noch das Phenylisocyanat bzw. dessen Anhydrid nach der Vorschrift von E. Fischer3) hergestellt wurde: Aus 0,5 g Substanz erhielten wir 0,8 g Isocyanat vom Schmelzpunkt 166\u00b0 C. (Zersetzung; rac. Prolin-phenylisocyanat soll sich nicht ganz konstant gegen 170\u00b0 C. zersetzen). Zur Verwandlung in das Hydantoin wurden nun die Kristalle sofort mit 25 ccm 25\u00b0/0iger Salzs\u00e4ure auf dem Wasserbade zur Trockne verdampft und der Trockenr\u00fcckstand aus Wasser umkristallisiert. Ausbeute 0,55 g. Die Substanz schmolz bei 115\u2014116\u00b0 C. (unkorrigiert), nachdem sie bei 113* C. zusammengesintert war. E. Fischer gibt als Schmelzpunkt 118\u00b0 C. (korrigiert) an.\nDa die Reindarstellung des Prolins stets mit sehr gro\u00dfen Verlusten verbunden ist, wird man zweckm\u00e4\u00dfig das Resultat der \\ an Slykeschen Methode als f\u00fcr die Ausbeutebestimmung ma\u00dfgebend betrachten. Demnach sind im ganzen 6 g Prolin gefunden mit 0,73 g Stickstoff. Der Rest der Prolinfraktion\n*) Diese Zeitschrift Bd. 33 S. 167 (1901).\n2)\t\\ gl. die Anmerkung oben.\n3)\tBer. d. d. chem. Ges. 34. 460 (1901).","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\n253\nwird neben stickstoffreien Substanzen haupts\u00e4chlich aus Valin und Leucin gebildet sein, da bei weitem die Hauptmasse der Prolinfraktion der dritten Esterfraktion entstammte.\nFraktion IV und V: Siedepunkt 95\u2014165\u00b0 C. bei Omm. Die Ester der Fraktionen IV und V waren in Wasser nicht klar l\u00f6slich, sondern hinterlie\u00dfen beim Sch\u00fctteln mit Wasser betr\u00e4chtliche Mengen von unl\u00f6slichem \u00d6l (wesentlich Phenylalaninester). Diese in Wasser unl\u00f6slichen Anteile wurden nach E. Fischer und E. Abderhalden1) im Scheidetrichter mit \u00c4ther aufgenommen, die \u00e4therischen L\u00f6sungen noch dreimal mit Wasser durchgesch\u00fcttelt und der \u00c4ther abdestilliert.\nVon der ersten Veresterung gingen von der Fraktion IV 20 g (also fast die H\u00e4lfte), von der zweiten nur 8,7 g (weniger als ein Drittel) mit \u00c4ther in L\u00f6sung. Aus der Esterfraktion V der zweiten Veresterung wurden 1,7 g (noch nicht ein Viertel der Gesamtfraktion) in \u00c4ther l\u00f6sliche Ester erhalten, im ganzen also 30,4 g. Die entsprechende hochsiedende Esterfraktion der ersten Veresterung ging, wie schon erw\u00e4hnt, verloren; daher sind die im folgenden als Ausbeute angegebenen Zahlen sowohl f\u00fcr Phenylalanin als auch f\u00fcr Asparagins\u00e4ure und Glutamins\u00e4ure als zu niedrig anzusehen. F\u00fcr Phenylalanin ist dieser Verlust allerdings wohl zu vernachl\u00e4ssigen, da anzunehmen ist, da\u00df fast alles in der bei 100\u2014105\u00b0 C. siedenden Hauptmenge enthalten ist. Die erhaltenen 36,4 g rohen Phenylalaninesters entsprechen einer Ausbeute von 31,1 g Phenylalanin mit 2,65 g Stickstoff.\nIdentifizierung des Phenylalanins.\nAus dem Phenylalaninesteranteil der ersten Veresterung \u2014 er betrug 26 g Ester \u2014 wurden nach dem Verseifen, mit Salzs\u00e4ure (ein nicht sehr betr\u00e4chtlicher Teil war auch in Salzs\u00e4ure unl\u00f6slich und wurde durch Aus\u00e4thern entfernt) zuerst 8 g Phenylalaninchlorhydrat (entsprechend 6,6 g Phenylalanin) abgeschieden. Die Mutterlauge wurde eingedampft, kristallisierte aber auch nach wochenlangem Stehen im Exsikkator\n*) Diese Zeitschrift Bd. 36 S. 273 (1902). lloppe-Seyler\u2019a Zeitschrift f. physiol. Chemie. CIV.\t|g","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"254\nJakob Meisenheimer,\nnur zum Teil. Es hinterblieben 11g, die vorsichtig mit Ammoniak versetzt wurden. Dabei schieden sich noch 2,2 g freies Phenylalanin (zusammen also 8,8 g) ab. Die entsprechenden Anteile der zweiten Veresterung (10,4 g) lieferten im ganzen nur 1,6 g freies Phenylalanin, wovon fast\u2019alles (1,3 g) der niedriger siedenden Fraktion entstammt. Die Gesamtausbeute an ziemlich reinem Phenylalanin betrug demnach 10,4 g. Nach dem Umkristallisieren aus Wasser mit Tierkohle schmolz die Substanz, welche in sch\u00f6nen, farblosen pei -muttergl\u00e4nzenden Bl\u00e4ttchen kristallisierte, bei 270\u00b0 C. Dieser Schmelzpunkt stimmt auf d, 1-Phenylalanin *) und eine Bestimmung des Drehungsverm\u00f6gens zeigte, da\u00df in der Tat >\u00bb gut wie reine Racemform vorlag. Beim Erhitzen der Substanz mit Chroms\u00e4ure2) trat starker Geruch nach Phenv!-acetaldehyd auf.\nDie Mutterlauge obiger 10,4 g enthielt viel in Wasser \u00e4u\u00dferst l\u00f6sliche Produkte, die nicht zum Kristallisieren zu bringen waren; der Hauptsache nach d\u00fcrften sie aus dem, wie auch sonst beobachtet, nur schwierig kristallisierenden unreinen aktiven Phenylalanin bestanden haben.\nAsparagins\u00e4urefraktion.\nDer Teil der Ester, welche sich im Wasser klar gel\u00fcst hatte, wurde mit Baryt auf dem Wasserbade verseift. Nach kurzer Zeit begann die Abscheidung eines kristallinischen Barytsalzes, dessen Menge sich bei mehrt\u00e4gigem Stehen bedeutend vermehrte. Es bestand, au\u00dfer geringen Mengt\u00bb Bariumkarbonat, aus dem Bariumsalz der racemischen Aspa-ragins\u00e4ure. Nach der quantitativen Entfernung des Bariums mit Schwefels\u00e4ure etc. wurden daraus 7,7 g Asparagins\u00e4ure erhalten. Die Mutterlauge hinterlie\u00df beim v\u00f6lligen Eindampfen noch etwas mehr als 2 g nur sehr langsam kristallisierender, also ziemlich unreiner Substanz. Die Ausbeute an racemischer Asparagins\u00e4ure kann also zu 10 g angenommen werden.\n4) S. P. L. S\u00f6rensen, C. 1903, II, 33 gibt f\u00fcr <1, 1-Phenylaianiu 271-273\u00b0 C. (korr.) an.\n*) E. Fischer, diese Zeitschrift Bd. 33 S. 174 (1901).","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\t255\nGlutamins\u00e4ure.\nAus dem Filtrat vom asparaginsauren Baryt wurden nach Entfernung des Bariums mit Schwefels\u00e4ure durch langsames Eindampfen und schlie\u00dflich Zusatz von Alkohol betr\u00e4chtliche Mengen von Glutamins\u00e4ure erhalten (15,5 g). Eine Stickstoffbestimmung gab einen auf Glutamins\u00e4ure gut stimmenden Wert :\nGefunden: 9,37%, berechnet: 9,52% Stickstoff.\nEine Probe wurde durch Erw\u00e4rmen in konzentrierter Salzs\u00e4ure gel\u00f6st und darauf in den charakteristischen sch\u00f6nen Kristallen des Glutamins\u00e4urechlorhydrats erhalten. Schmelzpunkt 190\u00b0 C. (statt 193\u00b0 C.).\nDie Mutterlauge der Glutamins\u00e4ure, welche keine Kristallabscheidung mehr gab, enthielt noch 1,35 g Stickstoff; durch S\u00e4ttigung mit gasf\u00f6rmiger Salzs\u00e4ure konnte daraus noch eine nicht unbedeutende Kristallisation von Glutamins\u00e4ure-Chlorhydrat erhalten werden, n\u00e4mlich 3,1 g, entsprechend 2,5 g freier Aminos\u00e4ure.\nDie Gesamtausbeute an Glutamins\u00e4ure betrug demnach 18 g. Es mu\u00df hervorgehoben werden, da\u00df die Fraktion V der zweiten Veresterung so gut wie vollst\u00e4ndig aus Glutamins\u00e4ure bestand (es wurden fast 5 g Kristalle daraus isoliert, die oben mitgerechnet sind). Da diese Fraktion bei der ersten Veresterung infolge Unfalls verloren ging, so ist die hier angegebene Zahl ohne Zweifel viel zu niedrig-, der Verlust mu\u00df auf mindestens 10\u201415 g gesch\u00e4tzt werden.\nPr\u00fcfung auf Serin.\nBeim weiteren Einengen der Glutamins\u00e4ure-Mutterlauge und nochmaligem S\u00e4ttigen mit Salzs\u00e4uregas erfolgte keine Kristallabscheidung mehr. Daher wurde nun mit Wasser verd\u00fcnnt und die L\u00f6sung im Vakuum stark eingeengt, um die Hauptmenge der Salzs\u00e4ure zu entfernen ; der Rest wurde durch Sch\u00fctteln mit Bleioxyd gebunden. Vom Bleichlorid und \u00fcbersch\u00fcssigem Bleioxyd wurde abfiltriert und das Filtrat mittels Schwefelwasserstoff vom Blei befreit. Beim Eindampfen hinterblieben 5 g einer in Wasser leicht l\u00f6slichen Substanz,","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\nJakob Meisenheimer,\nmit eigent\u00fcmlich an Fleischextrakt erinnerndem Geruch. Ein Versuch, das Serin aus dieser Masse als \u00df-Naphthalin-Sulfo-derivat nach Angaben von E. Fischer und P. Bergeil1) abzuscheiden, ergab nur schmierige Produkte, die auch nach l\u00e4ngerem Stehen nicht kristallisierten.\nDer Rest der Substanz (3,3 g) wurde durch Kochen mit Kupferoxyd in das Kupfersalz verwandelt, und das sich beim Erkalten abscheidende schwer l\u00f6sliche Kupfersalz der aktiven Asparagins\u00e4ure abfiltriert; daraus wurde etwa 0,5 g kristallisierte Asparagins\u00e4ure gewonnen. Die vom Kupfer mit Schwefelwasserstoff befreite Mutterlauge von asparaginsaurem Kupfer gab beim Eindampfen eine Kristallabscheidung von 1,4 g mit dem Schmelzpunkt 155\u00b0 C. Nach mehrmaligem Umkristallisieren mit Tierkohle stieg der Schmelzpunkt auf 200-201 0 C. (Aufsch\u00e4umen); es lag darum ohne Zweifel weiter nichts als blo\u00df Glutamins\u00e4ure vor, die Mutterlauge davon gab mit Naph-thalinsulfochlorid nur Schmieren. Bei einem anderen \u00e4hnlichen Versuch wurde zwar an dieser Stelle ein h\u00f6her schmelzendes Produkt erhalten, dessen Schmelzpunkt (235\u00b0 C.) sogar dem des Serins (245\u00b0 C.) recht nahe lag, aber das daraus dargestellte Napbthalinsulfoderivat zeigte einen bedeutend niedrigeren Schmelzpunkt (175\u00b0 C. statt 210\u00b0 C.). Ebensowenig Erfolg hatte der Versuch, das Serin mit Hilfe der Unl\u00f6slichkeit seines Esters in Petrol\u00e4ther2) abzutrennen. Es ist also nicht gelungen, Serin mit Sicherheit in der Hefe nachzuweisen.\nVerarbeitung des \u00e4therunl\u00f6slichen R\u00fcckstandes.\nDer nach der zweiten Veresterung und Abtrennung des \u00c4thers hinterbleibende, mit festem Kaliumkarbonat durchsetzte w\u00e4sserige Brei sollte neben Hexonbasen, Resten von Tyrosin und vielem anderen auch das Oxyprolin enthalten. Der Nachweis ist uns allerdings nicht gelungen, was verst\u00e4ndlich erscheint, wenn man bedenkt, da\u00df sich in diesem Teil der Autolysenfl\u00fcssigkeit die ganzen \u00fcbrigen Zersetzungsprodukte der\n0 Ber. d. d. chem. Ges. 35, 3784 (1902).\n2) E. Fischer, Ber. d. d. chem. Ges. 39 S. 586 (1906).","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\n257\nHefezelle, also vor allem auch die Kohlenhydratspaltprodukte, ansamineln und naturgem\u00e4\u00df jede Reindarstellung aufs \u00e4u\u00dferste erschweren m\u00fcssen. Wenn wir trotzdem unsere Versuchsresultate beschreiben, so geschieht es deshalb, weil wir in anderer Hinsicht \u00fcber die Bindung des in diesem Rest noch vorhandenen Stickstoffs einige positive Ergebnisse gewinnen konnten.\nNach dem bereits fr\u00fcher erw\u00e4hnten, nach der ersten \\ eresterung eingetretenen \"V erlust verblieben zur zweiten Veresterung noch 29,7 g Stickstoff, wovon 6,5 g nachher als Aminos\u00e4ureester in die \u00e4therische L\u00f6sung gingen. Der R\u00fcckstand wurde genau wie fr\u00fcher (S. 243) angegeben verarbeitet. Es hinterblieben 2,4 kg Kaliumchlorid, welche 0,6 g Stickstoff einschlossen, wohl als Huminsubstanz. \u2019 Der alkoholische Auszug vom Chlorkaliuni hinterlie\u00df beim Eindampfen einen braunen R\u00fcckstand, der sich im Wasser nicht v\u00f6llig l\u00f6ste; der in Wasser unl\u00f6sliche Teil (40 g) enthielt neben viel Calcium und Phosphors\u00e4ure auch 1,1g Stickstoff (wohl Huminstickstoff) und wurde nicht weiter untersucht. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung wurde zum Liter aufgef\u00fcllt; in ihr waren noch 19,3 g Stickstoff vorhanden (mithin Arbeitsverlust 2,2 g)davon nur wenig mehr als 0,3 g als Ammoniak.\nVon der w\u00e4sserigen L\u00f6sung wurden 265 ccm (= 5,1 g Stickstoff) zur Pr\u00fcfung auf Oxyprolin verwendet. Zun\u00e4chst wurden in bekannter Weise mit Phosphor wolframs\u00e4ure \u25a0 die Hexonbasen ausgef\u00e4llt: Erhalten 220 g Niederschlag mit 2,75 g Stickstoff. Aus dem Filtrat wurde die Phosphorwolframs\u00e4ure mit Baryt abgeschieden, der \u00fcbersch\u00fcssige Baryt mit Schwefels\u00e4ure und eine geringe Menge Salzs\u00e4ure mit Silbersulfat, \u00fcbersch\u00fcssiges Silber mit Schwefelwasserstoff entfernt, und schlie\u00dflich auch die Schwefels\u00e4ure quantitativ mit Baryt gef\u00e4llt. Die s\u00e4mtlichen dabei erhaltenen sehr gut ausgewaschenen Niederschl\u00e4ge schlossen noch nicht ganz 0,1 g Stickstoff mit ein, und das zum Liter aufgef\u00fcllte Filtrat enthielt daher, einer Kjeldahlbestimmung zufolge, noch 2,35 g Stickstoff (berechnet\n\u2019) Ein Teil davon d\u00fcrfte indessen als Ammoniak entwichen sein.","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\nJakob Meisenheimer.\n2*25 g). Von diesem Gesamtstickstoff waren Aminstickstoff im Sinne von van~Slyke 1,28 g (55% vom Gesamtstickstoff). Der nach der Methode von van Slyke gefundene Stickstoffwert war allerdings nicht ganz konstant, sondern stieg langsam an, binnen einer Stunde auf 1,33 g, nach weiteren zwei Stunden auf 1,37 g. Diese L\u00f6sung hinterlie\u00df beim Eindampfen einen br\u00e4unlichen Sirup, der nicht kristallisierte, sich beim Anreiben mit Alkohol aber in ein amorphes festes Pulver (18 g) mit 8,2% Stickstoff verwandelte. Es gelang auf keine Weise, weder durch Behandlung mit Naphthalinsulfochlorid, noch durch \u00dcberf\u00fchrung in das Kupfer- oder Blei- oder Quecksilberchloriddoppelsalz, aus diesem Pulver etwas Kristallisierbares zu isolieren. Es tauchte nun die Vermutung auf, da\u00df die geringe Neigung zum Kristallisieren darauf beruhte, da\u00df nicht v\u00f6llig abgebaute Eiwei\u00dfstoffe noch darin enthalten seien. Achtst\u00fcndiges Kochen mit starker Salzs\u00e4ure zeigte jedoch, da\u00df durch Hydrolyse das Verh\u00e4ltnis von Aminstickstoff (nach van Slyke) zum Gesamtstickstoff keine Ver\u00e4nderung erleidet.\nDer oben beschriebene Versuch ist am genauesten und vollst\u00e4ndigsten durchgef\u00fchrt worden; im folgenden seien im Anschlu\u00df daran die Ergebnisse noch eines zweiten Veresterungsversuchs ganz kurz mitgeteilt, soweit sie daneben noch von Interesse sind:\nAngewandt wurden 4,200 kg Hefe (Versuch III von S. 233) mit 94,5 g Stickstoff, zur Veresterung kamen 87 g Stickstoff: 140 g Salze usw. blieben bei der Veresterung ungel\u00f6st zur\u00fcck mit 11,0g Stickstoff, wovon 3,7 g Ammoniakstickstoff, der Rest Alloxurbasenstickstoff (vgl. S. 241). Es wurden folgende - Esterfraktionen erhalten :\nFraktion\tSiedepunkt\tDruck\tAusbeute\nI\t25 bis 58\u00b0 C.\t11 mm\t24 g\nII\t58 \u201e\t84\u00b0 C.\tH M\t04 \u201e\nIII\t84 , 110\u00b0 C.\t11 ,\t54,5 \u201e\nIV\t100 , 125\u00b0 C. (Hauptmenge 103 bis 106\u00b0 C.)\t0 ,\t03 \u201e\nV\t125 bis 134\u00b0 C.\t0 \u201e\t17 \u201e","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\n259\nDer Destillationsr\u00fcckstand betrug ca. 75 g und enthielt 7,7 g Stickstoff; er bildete den Gegenstand einer besonderen Untersuchung. Der gesamte Destillationsr\u00fcckstand wurde drei Stunden mit konzentrierter Salzs\u00e4ure gekocht, die L\u00f6sung im \\ akuum eingedampft, mit Alkohol und Salzs\u00e4ure nochmals verestert, die Ester in bekannter Weise in Freiheit gesetzt und destilliert. Bei 12 mm Druck ging bis zu einer Bad-temperatur von 100\u00b0 C. fast nichts \u00fcber. Bei Erh\u00f6hung der Badtemperatur und Erniedrigung des Drucks trat dann, lebhafte Destillation ein und es ergaben sich folgende Fraktionen:\nI: Siedepunkt 50\u2014 870 C. bei 0 mm: 10,5 g1)\nH:\t-\t87\u2014120\u00b0 C. \u201e 0 \u201e : 3,0,\nHl:\t-\t120\u2014146\u00b0 C. , 0 , : 7.0,\nIm Destillationskolben hinterblieb ein dunkelbrauner dickfl\u00fcssiger R\u00fcckstand, der nunmehr nicht weiter untersucht wirde.\nDie drei Fraktionen wurden in der \u00fcblichen Weise verseift. Die Fraktion 1 ergab so ein Aminos\u00e4urengemisch, das melir als zur H\u00e4lfte in Alkohol l\u00f6slich war; eine genaue Identifizierung im einzelnen wurde nicht durchgef\u00fchrt. Dagegen konnten aus Fraktion II 0,9 g Glutamins\u00e4ure isoliert werden und aus Fraktion III, die beim Abk\u00fchlen zum Teil erstarrt war2), 3,0 g Glutamins\u00e4ure und 0,5 g Phenylalanin. Die gewonnenen Resultate bedeuten insofern keinen wesentlichen Erfolg, als die damit erzielte Verbesserung der Ausbeute an Glutamins\u00e4ure und Phenylalanin wohl auch erreicht worden w\u00e4re, wrenn man bei der urspr\u00fcnglichen Destillation die Temperatur noch weiter erh\u00f6ht h\u00e4tte.\nDie Verseifung der Esterfraktionen erfolgte in bekannter eise, die Trennung wurde im allgemeinen durch fraktionierte Kristallisation versucht, was meist ganz brauchbare Ergebnisse zeitigte.\nFraktion I: 24 g Ester, Siedepunkt 25-58\u00b0 C. bei 11 mm\n9 Davon unter 80\u00b0 C. nur etwa 2 g.\n-) Zu Pyrrolidoncarbons'\u00e4ureestcr vom Schmelzpunkt 54\u00b0 Ck vgl. E. I isolier und R. Boehner, Ber. d. d ehern. Bes. 41, 1334 (1911) und E. Abderhalden und A. Weil, Diese Zeitschrift \u00dfd. 74 S. 452 (1911).","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nJakob Meisenheimer,\nDruck. Die Gesamtausbeute an freiem Aminos\u00e4uregemisch betrug nach dem Auskochen mit Alkohol 11g. Durch mehrfaches Umkristallisieren aus Wasser wurden daraus vier schwerer l\u00f6sliche Fraktionen von im ganzen 8,7 g erhalten, deren Schmelzpunkte s\u00e4mtlich zwischen 265 und 280\u00b0 C. lagen und ohne Zweifel als ein Gemisch von d- und dl-Alanin zu betrachten sind (vgl. auch die Untersuchung des Alanins der Fraktion II). Die Mutterlaugen dieser Kristallisationen winden mit der salzsauren L\u00f6sung, mit welcher der abdestilliertt* \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt worden war, vereinigt, eingedampft und mit Alkohol und Salzs\u00e4uregas nochmals verestert. Nach einigem Stehen schieden sich 1,0 g Glykokollesterchlorhydrat ah, dessen Schmelzpunkt roh bei 135\u2014137\u00b0 C. und nach einmaligem Umkristallisieren richtig bei 143\u00b0 C. lag.\nFraktion II: 64 g Ester vom Siedepunkt 58\u2014 84 \u00b0C. hei 11 mm Druck. Die Gesamtausbeute an freier Aminos\u00e4ure betrug 43 g, wovon nach dem Auskochen mit Alkohol 38.5 a unl\u00f6slich zur\u00fcckblieben. Der in Alkohol unl\u00f6sliche Teil der Aminos\u00e4uren wurde durch fraktionierte Kristallisation in eine gro\u00dfe Zahl von Fraktionen zerlegt, von denen die Schmelzpunkte der am schwersten l\u00f6slichen \u00fcbereinstimmend zwischen 284 und 290\u00b0 C. lagen; sie wurden vereinigt und betrugen zusammen 29 g (Leucin-Valin-Fraktion). Die Mischprobe zeigte mit Alanin deutliche, mit Valin keine Schmelzpunktsdepression.\nFerner ergaben sich mehrere leichter l\u00f6sliche Fraktionen, deren Schmelzpunkte zwischen 272\u00b0 C. und 278\u00b0 C. lagen, im ganzen 4,0 g. Die Elementaranalyse lieferte einen nahezu auf Alanin stimmenden Wert:\nGefunden: C 41,8; H 8,3 Berechnet f\u00fcr Alanin: C 40,4; H 7,9 \u201e\t\u201e Valin: C 51.3; H 9,5.\nDie Identifizierung erfolgte als Benzoylderivat : 2 g des Gemisches ergaben nach der Methode von E. Fischer1) neben niedriger schmelzenden Fraktionen 2,3 g Benzoylderivat vom\n\u2019) Ber. d. d. ehern. Ges. 32 S. 2454 (1899).","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\n261\nSchmelzpunkt 151\u00b0 C., der nach einmaligem Umkristallisieren aus Wasser auf 153\u00b0 C. stieg.\n0.1471g .Substanz gaben 0,3841 g C03 und 0.0773 g IDO.\nC10HnN03 (193,1).\nGefunden: C 61,95: H 5,84%.\nBerechnet: C 62,14: 11 5,74%.\nDem Drehungsverm\u00f6gen zufolge liegt ein Gemisch von d- und dl-Alanin vor:\n0,4883 g Substanz mit 2,55 ccm n/l-Kalilauge in Wasser zu 5 ccm gel\u00f6st, 2-dm-Rohr. a = - 1,35\u00b0 C.; [a]D = + 6,9\u00b0 C. E. Fischer gibt f\u00fcr reines 1-Benzoyl-Alanin \u2014 37,4\u00b0 C. an1).\nDie Schmelzpunkte der leichtest l\u00f6slichen Fraktionen lagen bedeutend tiefer. Durch noch mehrfach wiederholtes Umkristallisieren aus verd\u00fcnntem Alkohol wurden schlie\u00dflich im ganzen 2,0g vom Schmelzpunkte zwischen 242\u2014245\u00b0 C. erhalten. Die Untersuchung dieser Substanz ist noch nicht abgeschlossen; es wird vermutet, da\u00df sie zum Teil aus Amino-butters\u00e4ure bestellt. Die Mutterlaugen davon ergaben noch mehrere Iraktionen, 3,0 g, deren Schmelzpunkte zwischen 230 und 236\u00b0C. lagen; daraus lie\u00dfen sich 1,1 g Glykokollester-chlorhydrat isolieren.\nFraktion III: 54,5 g Ester (vom Siedepunkt 80\u2014110\u00b0 C. bei 11 mm Druck) lieferten nach dem Verseifen mit Wasser beim Einengen und schlie\u00dflich v\u00f6lligem Verdampfen der u \u00e4sserigen L\u00f6sung in vielen Einzelfraktionen insgesamt 34 g Aminos\u00e4uren; davon gingen beim Auskochen mit Alkohol 6 g (Prolin) in L\u00f6sung. Die unl\u00f6slich zur\u00fcckbleibenden 28 g wurden mit der bei der \\erarbeitung der Esterfraktion II gewonnenen Leucin-Valin-Fraktion \u2014 sie betrug 29,0 g __________\nvereinigt. Die gesamte Leucin-Valin-Fraktion betrug also o7g. Die weitere Verarbeitung erfolgte nach Levene und van Slyke2).\nZwei Elementaranalysen des innig vermengten Gemisches ergaben folgende Werte:\n') a. a. O. 2456.\n-) a. a. O.","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nJakob Moiscnheimer,\nGefunden: C 52,30; 52,56 H 9,79; 9,82 Berechnet f\u00fcr Leucin: C 54,9\tII 10,0\nr \u00bb \"V alin: (J 51,3\tH 9,5.\nIn der Annahme, da\u00df in der Substanz ein Gemisch von lediglich Leucin und Valin vorlag, ergab sich aus dem gefundenen Wert f\u00fcr Kohlenstoff ein Gehalt von etwa 35% Leucin. 10 g des Gemisches wurden also in 70 ccm Wasser und 15 ccm 25%igem Ammoniak in L\u00f6sung gebracht und mit der nach obigem berechneten Menge Bleiacetatl\u00f6sung vom spezifischen Gewicht 1,254 (14 ccm) versetzt:\nI.\t6,4 gBleisalz mit 44,17 % Pb (f\u00fcr 3,5 g Leucin berechnet 6,2 g).\nII.\tWeitere 8 ccm gaben 3,0 g Bleisalz mit 46,00% Pb.\nIII.\t\u201e\t10 ccm \u201e\t2,5 g \u201e\t\u201e 45,94% Pb.\nBerechnet f\u00fcr Leucin: 44,32%, f\u00fcr Valin: 47,12% Pb.\nEin weiterer Zusatz von Bleiacetat erzeugte keine F\u00e4llung mehr.\nDie Analysen der Bleisalze lie\u00dfen also erkennen, da\u00df die F\u00e4llung I aus reinem Leucinblei, F\u00e4llung II und III aus einem Gemisch von 45% Leucin- mit 55% Valinblei bestanden, und zwrar entsprechen\n6,4 g Bleisalz der F\u00e4llung I\t3,6 g Leucin\n5>5 8 v r \u201eII und III 1,4 g__\u201e und 1,7 g Valin also aus 10 g in Summa . . .\t5,0 g Leucin,\t1,7 g Valin.\nDer Gehalt des Gemisches an Leucin war mithin h\u00f6her, als die Elementaranalyse erwarten lie\u00df. Dieser Widerspruch kl\u00e4rte sich jedoch bei der Untersuchung der Mutterlauge der F\u00e4llung III, welche mit Bleiacetatl\u00f6sung keinen Niederschlag mehr ergeben hatte, auf. Die daraus zur\u00fcckgewonnene Aminos\u00e4ure (Schmelzpunkt 282\u00b0 C.) enthielt au\u00dfer Valin auch noch Alanin (und Aminobutters\u00e4ureV). 2,5 g gaben beim Umkristallisieren aus Wasser neben 1,0 g Valin (bei 303\u2014305\u00b0 C. sublimierend) zwei Kristallfraktionen von 0,5 und 0,3 g, die bei 286 bzw. 270\u00b0 O. schmolzen. Schon die bei 286\u00b0 C. schmelzende Fraktion enthielt, wie eine Elementaranalyse zeigte, kohlenstoff\u00e4rmere Aminos\u00e4uren:\nGefunden: C 48,0; H 9,2 Berechnet f\u00fcr Valin: C 51,3; II 9,5 ,\t, Alanin: C 40,4; 117,8.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\n263\nDie Fraktion besteht demnach aus 50% Leucin und aus (sch\u00e4tzungsweise) 45% Valin und 5% Alanin, womit auch die urspr\u00fcngliche Elementaranalyse v\u00f6llig in Einklang steht, i^ie liage nach dem \\orhandensein von Aminobutters\u00e4ure ist dabei unber\u00fccksichtigt.\nDie Prolinfraktion entsprach nach Menge (11 g) und Verhalten den beim vorigen Versuch gemachten Angaben.\nFraktion IV und V: Die 63 g Ester vom Siedepunkt D)i>\u2014125*C. bei 0\u20141 mm Druck wurden zun\u00e4chst mit 11 Petrol\u00e4ther (30-500 C.) durchgesch\u00fcttelt. Dabei blieben 15 g ungel\u00f6st, aus welchen sich aber bei weiterer Verarbeitung kein Serin, sondern neben ganz wenig Phenylalanin und 0,3 g Asparagins\u00e4ure (Schmelzpunkt \u00fcber 3050 C.) wesentlich nur Glutamins\u00e4ure isolieren lie\u00df; die letzten Mutterlaugen enthielten viel ziemlich niedrig schmelzende Produkte unbekannter Zusammensetzung. An Phenylalanin wurden (teils als Chlorhydrat, teils in freiem Zustande) 10,4 g in kristallisiertem Zustande isoliert, ferner 5 g d, 1-Asparagins\u00e4ure und aus der Mutterlauge davon noch wenig Glutamins\u00e4ure. Fraktion V 1 < g, 12.\u00bb 135\u00b0 C. bei 0 mm Druck) lieferte 2 g Phenylalanin und 4 g Glutamins\u00e4ure.\nSpezielle Methoden zum Nachweis von Monaminos\u00e4uren.\nCystin.\nZur Verwendung kam die Hefe, Versuch IV (S. 233). Es wurde zun\u00e4chst nach K. A. II. M\u00f6rner1) der Gesamtschwefel in 25 ccm Autolysefl\u00fcssigkeit bestimmt (gef. 0,0218 g) und ebenso in 200 ccm der \u201ebleischw\u00e4rzende\u201c Schwefel (gef. 0,0371 g), d. h.\nsind 21% des Schwefels in Form von bleischw\u00e4rzendem Schwefel vorhanden. 100 ccm der Autolysefl\u00fcssigkeit enthielten l.sb g Stickstoff und nach obigem 0,0872 g Gesamt- und 0,0186 g bleischw\u00e4rzenden Schwefel. Macht man die der Wahrheit wohl ziemlich nahekommende Annahme, da\u00df in der schwefelhaltigen Substanz des Hefeeiwei\u00dfes auf 1 Atom Schwefel\n*) Diese Zeitschrift Bd. 34 S. 209 (1901/02).","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nJakob Meisenhcimer,\n1 Atom Stickstoff entfallt, so ergibt sich, da\u00df rund 2 \u00b0/0 des Stickstoffs in Form schwefelhaltiger Substanz vorhanden ist. Die gefundene Menge des bleischw\u00e4rzenden Schwefels l\u00e4\u00dft weiterhin vermuten, da\u00df etwa 0,5% des Stickstoffs als Cystinstickstoff in der Hefe vorhanden ist. Die Isolierung des Cystins in reinem Zustande ist uns bisher nicht gelungen.\nNachweis und Bestimmung des Tryptophans1).\n2,8 kg Oberhefe wurden 8 Tage lang bei 37\u00b0 <J. der Selbstverdauung \u00fcberlassen, mit Wasser verd\u00fcnnt und aufgekocht. Nach dem Abzentrifugieren des Tyrosins und der Zellr\u00fcckst\u00e4nde wurde die Autolysefl\u00fcssigkeit auf 3,3 1 konzentriert, mit 700 ccm 30 \u00b0/0iger Schwefels\u00e4ure stark anges\u00e4uert und mit 130 g Quecksilbersulfat, gel\u00f6st in 1300 ccm 5%iger Schwefels\u00e4ure, gef\u00e4llt. Es fiel ein schleimiger Niederschlag, der abgesaugt, ausgewaschen und dann durch tagelanges Einleiten von Schwefelwasserstoff in der W\u00e4rme unter wiederholter Abstumpfung der dabei freiwerdenden Schwefels\u00e4ure mit Barytliydrat zerlegt wurde. Das Filtrat nebst Waschw\u00e4ssern (1200 ccm) gab starke Tryptophanreaktion : es wurde eingeengt und zur Entfernung der Alloxurbasen mit Silbersulfat in 5%iger schwefelsaurer L\u00f6sung gef\u00e4llt. Die von dem Silberniederschlag abgesaugte Fl\u00fcssigkeit wurde erneut mit Quecksilbersulfat gef\u00e4llt und die entstehende F\u00e4llung nunmehr mit gr\u00f6\u00dfter Sorgfalt tagelang ausgewaschen, doch gelang es nicht, die Millonsche Reaktion zum Verschwinden zu bringen. Der Niederschlag wurde wiederum mit Schwefelwasserstoff zerlegt und die erhaltene Fl\u00fcssigkeit im Vakuum eingeengt. Dabei kristallisierte zun\u00e4chst ein Pulver aus. das starke Tyrosinreaktion gab; das Filtrat wurde bei 40\u00b0 C. zur Trockne verdampft. Der R\u00fcckstand l\u00f6ste sich in 50\u00b0/0igem Alkohol zum gr\u00f6\u00dften Teil auf. Die braune L\u00f6sung wurde\n0 F. G. Hopkins und S. W. Cole. Journ. of Physiol. 27, 41^ (1901); 29, 451 (1903). \u2014 C. Ncuberg und N. Popovsky, Bioch. Zeitschrift 2, 366 (1906). \u2014 E. Abderhalden und M. Kerape, Diese Zeitschrift Bd. 52 S. 208 (1907).","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\n265\nmit Tierkohle gekocht und dann in Eis gek\u00fchlt, worauf Kristallabscheidung (1.2 g) eintrat. Die Kristalle zeigten sowohl die typische Brom- wie die Glyoxyls\u00e4urereaktion sehr stark, erwiesen sich unter dem Mikroskop als sehr lange d\u00fcnne Nadeln und schmolzen bei 220\u00b0 C. unter Zersetzung; die Millonsche Probe zeigte, da\u00df sie noch sehr viel Tyrosin enthielten. \u00c4hnlich verhielten sich einige kleinere nachfolgende Kristallfraktionen. Die letzte Mutterlauge wurde mit Alkohol versetzt, bis ein weiterer Zusatz keine F\u00e4llung mehr gab, und dann noch etwas \u00c4ther zugegeben. Bei'wochenlangem Stehen schieden sich nun in geringer Menge farblose Kristallnadeln ab, die bei 260\u00b0 (. unter Gelbf\u00e4rbung sich zersetzten. Diese Kristalle gaben ein in konzentrierter Salzs\u00e4ure schwer l\u00f6sliches Chlorhydrat (vom Schmelzpunkt 255\u00b0 C.), das sehr kr\u00e4ftige\nI\tryptophanreaktion zeigte und nach A. El linger und C. Flamand1) behandelt, ein bei 180\u00b0 C. (statt 185\u00b0 C.) schmelzendes Benzolsulfoderivat lieferte.\nHierdurch ist der Nachw\u2019eis f\u00fcr das Vorhandensein des Tryptophans in der Hefe einwandfrei erbracht; um auch seine Menge w enigstcns ann\u00e4hernd zu bestimmen, bedienten wir uns des kolorimetrischen Verfahrens von H. Fasal2).\nIn \u00dcbereinstimmung mit den Angaben Fasals erhielten wir bei Verwendung von reinem Tryptophan violette F\u00e4rbungen, deren St\u00e4rke der Tryptophankonzentration entsprach. Die ersten \\ ersuche mit Hete zeigten, da\u00df brauchbare Farbtone nur bei Anwendung von sehr wenig Substanz (0,03 g feuchter Hefe oder 0,01 g Trockenhefe) zu erhalten waren. Da feuchte Hefe in so geringen Mengen sich auf der Mikrowage nur schwierig abw\u00e4gen l\u00e4\u00dft, so verwandelten wir die zu untersuchende Hefe zuerst nach bekannten Methoden3) in\nII\tockenpr\u00e4parate und verfuhren dann folgenderma\u00dfen :\nEtwa 10 mg Acetondauerhefe wrurdcn auf der Mikrowage\nV Diese Zeitschrifi Bd. 55 S. 22 (1908).\n5) Bioch. Zeitschrift 44, 394 fl912).\n) E. und H. Buchner, Die Zymaseg\u00e4rung, M\u00fcnchen und Berlin\n1903,265.","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nJakob Meiseniieimer,\ngenau abgewogen, in ein Reagensgl\u00e4schen mit flachem Boden gebracht und mit 1 ccm Wasser und 2 ccm Glyoxyls\u00e4ure-l\u00f6sung1) sorgf\u00e4ltig anger\u00fchrt. Zu der Emulsion wurde nun 1 ccm konzentrierter Schwefels\u00e4ure zugef\u00fcgt, mit Eiswasser abgek\u00fchlt und noch 1 ccm Schwefels\u00e4ure eingetropft. Dabei ging die Hefe meist klar und farblos in L\u00f6sung. Es wurde nun wieder mit Eis gek\u00fchlt und dann weitere 4 ccm Schwefels\u00e4ure ohne K\u00fchlung auf einmal unter gutem R\u00fchren zugegeben. Nach einer Stunde wurde der entstandene Farbton mit aus reinem Tryptophan hergesteilt\u00e8n, genau ebenso behandelten L\u00f6sungen verschiedener Konzentration (verwendet je 1 ccm Tryptophanl\u00f6sung 1: 20000, 1 : 30000, 1: 40000) verglichen. Manchmal entstanden bei der gleichen Arbeitsweise gr\u00fcne oder graue F\u00e4rbungen; derartige Versuche wurden verworfen und zur Bestimmung nur solche L\u00f6sungen benutzt, deren t arbton m\u00f6glichst nahe an die reinen Tryptophanl\u00f6sungen herankam. Wir fanden im Mittel 0,3% Tryptophan (berechnet auf Hefetrockensubstanz), und zwar sowohl in Ober- wie in Unterhefe. Es ergaben z. B. 0,00916 g Oberhefe (mit 6,6\u00b0 Stickstoff und 92,4% Trockensubstanz) einen Farbton, der 1 ccm einer Tryptophanl\u00f6sung 1:40000 entsprach; daraus berechnet sich, auf Trockensubstanz bezogen, 0,30 % Tryptophan. Derselben Tryptophanmenge waren 0,00868 g Unterliefe (mit 6,7% Stickstoff und 83,4% Trockensubstanz) gleichwertig; Tryptophangehalt hiernach 0,34%.\nihach M. Schenck8) enth\u00e4lt Kahmhefe kein Tryptophan. Wir haben diese Angabe nach der Methode von Fasal nachgepr\u00fcft und k\u00f6nnen sie nicht best\u00e4tigen. Eine vom Institut f\u00fcr G\u00e4rungsgewerbe in Berlin zur Verf\u00fcgung gestellte Reinkultur von Kahmhefe gab mit Glyoxyls\u00e4urel\u00f6sung und Schwefels\u00e4ure deutliche Violettf\u00e4rbung, doch war die Intensit\u00e4t der F\u00e4rbung nur etwa ein Drittel so stark wie bei Ober- und Unterhefe.\nJ) F. Hoppe-Seyler und H. Thierfelder. Handbuch der phys.\u00bb und path.-chem. Analyse, Berlin 1909, 786.\ns) Wochenschr. f. Brauerei 22, 227 (1905).","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\n267\nII. Unterhefe.\nAutolyse der Hefe.\nUnsere Versuche mit Unterliefe sind nicht so zahlreich wie mit Oberhefe; wir verf\u00fcgen nur \u00fcber zwei Versuche. In einem Falle trat die Selbstg\u00e4rung auch bei Zimmertemperatur bei Gegenwart von Toluol so st\u00fcrmisch ein, da\u00df ein \u00dcbersch\u00e4umen sich nicht vermeiden lie\u00df, im zweiten Falle war der Verlauf ruhiger. Der Endotryptasegehalt der Unterhefe war deutlich geringer als bei der Oberhefe, denn im Versuch I war nach f\u00fcnfw\u00f6chentlichem Stehen bei .\u201817\u00b0 C. die Biuret-reaktion noch schwach vorhanden, die Menge des unverdauten Stickstoffs war in beiden Versuchen relativ gro\u00df.\nVersuch I: 4700 g Hefe mit 1280 g Trockensubstanz und 112 g Stickstoff, 3 Tage bei Zimmertemperatur, 36 Tage bei \u00bb7\u00b0C., dann noch einige Tage bei Zimmertemperatur, hinterlie\u00dfen 270 g R\u00fcckstand (Tyrosin mit einberechnet, vgl. unten) mit 10,1 g Stickstoff.\nVersuch II: 1000 g Hefe mit 262 g Trockensubstanz und 2.),9 g Stickstolf; nach etwa siebenw\u00f6chentlichem Stehen bei 27\u00b0 C. blieben 61 g ungel\u00f6st mit 2,71 g Stickstoff.\nEs folgt zun\u00e4chst die Beschreibung des allein ganz durchgef\u00fchrten Versuchs I.\nTyrosin.\nBei der unterg\u00e4rigen Hefe war die Menge des Tyrosins stets geringer als bei Oberhefe. Es schied sich in sehr kleinen Krist\u00e4llchen ab, die sich nur unvollkommen von den Zellr\u00fcckst\u00e4nden durch Zentrifugieren trennen lie\u00dfen. Das Rohtyrosin war deshalb sehr unrein, vermischt mit Zellr\u00fcckst\u00e4nden, anorganischen Salzen und vor allem mit Hopfenharzen. Es wurden erhalten 39,5 g mit 5,38% (2,13 g) Stickstoff und 11,6% Asche (wesentlich Calcium- und Magnesiumphosphat). Beim Auskochen mit viel Wasser blieben davon 25 g ungel\u00f6st mit 3,7% (0,9 g) Stickstoff; die w\u00e4sserige L\u00f6sung schied beim Einengen 8,2 g Kristalle in mehreren Fraktionen ab, die Mutterlauge davon hinterlie\u00df bei v\u00f6lligem Eindampfen eine","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nJakob Meisenheimer\nschellackartige harte Masse (etwa 5 g mit 7,5% Stickstoff). Obige 8,2 g wurden durch nochmaliges Kristallisieren aus Wasser und Tierkohle gereinigt; Schmelzpunkt 305\u2014310\u00b0 C., Stickstoffgehalt: gefunden 7,66 %, berechnet auf Tyrosin Es lag also reines Tyrosin vor, was durch die \u00fcblichen Tyrosinreaktionen weiterhin best\u00e4tigt wurde. Die urspr\u00fcnglichen 39,5 g waren in Alkohol-Eisessig so gut wie unl\u00f6slich, enthielten also kein Leucin, dagegen war etwas organisch gebundener Schwefel nachweisbar.\nBei der Autolyse von 4,7 kg Hefe sind demnach direkt auskristallisiert 8,2 g Tyrosin; ein F\u00fcnftel der Autolysefl\u00fcssigkeit wurde im Vakuum stark eingeengt und lieferte dann nach wochenlangem Stehen 2,4 g einer wie Tyrosin kristallisierenden Kristallfraktion, die sehr kr\u00e4ftige Tyrosinreaktion gab.\nln der f\u00fcr den zweiten Versuch benutzten Hefe konnte in dem bei der Autolyse unl\u00f6slich bleibenden R\u00fcckstand \u00fcberhaupt kein Tyrosin aufgefunden werden, obwohl die Isolierung wiederholt versucht wurde. Wohl aber fand sich Tyrosin in der Autolysefl\u00fcssigkeit: die Autolysefl\u00fcssigkeit aus 2 kg Hefe wurde nach Abfiltrieren der Zellr\u00fcckst\u00e4nde mit Phosphor-wolframs\u00e4ure gef\u00e4llt und nach quantitativer Entfernung der 1 hosphorwolframs\u00e4ure das bariuni- und schwefels\u00e4urefreie Filtrat eingeengt: es kristallisierten 3,5 g Tyrosin. \u2014 Man darf demnach wohl annehmen, da\u00df in den 4,7 kg Hefe von A ersuch I im ganzen etwa 16 g Tyrosin enthalten waren.\nZellr\u00fcckst\u00e4nde.\nDie Abtrennung der Hauptmenge der Zellr\u00fcckst\u00e4nde von der Rohtyrosinfraktion gelang, wie bei der Oberhefe, durch Abzentrifugieren der unverd\u00fcnnten Autolysefl\u00fcssigkeit, da die Zellr\u00fcckst\u00e4nde sich dabei auch an der Oberfl\u00e4che ansammeln, obwohl sie an sich gro\u00dfe Neigung haben, zu Boden zu sinken. Nach der Abtrennung des Tyrosins wurde die Autolysefl\u00fcssigkeit mit Wasser verd\u00fcnnt und genau wie oben weiter verfahren. Es hinterblieben schlie\u00dflich 230 g durch die anwesenden Hopfenharze dunkelbraun gef\u00e4rbtes Pulver mit 5,5 %","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\t269\nFeuchtigkeit und 8,0g Stickstoff; dazu kommen noch etwa 25 g (Nichttyrosin aus der Rohtyrosinfraktion) mit 0,9 g Stickstoff (vgl. oben). Die stark wasserhaltige alkoholische Waschfl\u00fcssigkeit der Zellr\u00fcckst\u00e4nde hatte betr\u00e4chtliche Mengen Substanz mit 1,9 g Stickstoff mit in L\u00f6sung genommen; davon war ein Teil in \u00c4ther l\u00f6slich und konnte aus dem \u00c4ther in gl\u00e4nzenden Bl\u00e4ttchen (0,3 g vom Schmelzpunkt 157\u2014158\u00b0 C.) gewonnen werden: Phytosterin, welches der Mischprobe zufolge mit dem aus Oberhefe identisch war. \u2014 Es ist bisher nicht gelungen, durch Hydrolyse mit Salzs\u00e4ure Glukosamin aus den Zellr\u00fcckst\u00e4nden aus Unterliefe zu gewinnen. Ob das an dei Unreinheit der Zellr\u00fcckst\u00e4nde oder an ihrem geringen Glukosamingehalt liegt, l\u00e4\u00dft sich vorl\u00e4ufig nicht entscheiden.\nVeresterung nach E. Fischer.\nDie Autolysefl\u00fcssigkeit nebst Waschw\u00e4ssern wurde im Vakuum auf 5 1 eingeengt und ihr Stickstoffgehalt nach Kjeldahl (gefunden 99,1g Gesamtstickstoff) und nach van Slyke (gefunden 58,7g Aminostickstoff) bestimmt. VierF\u00fcnftel davon, also 4 1, mit 79,2 g Stickstoff wurden im Vakuum eingedampft und in bekannter Weise auf Monaminos\u00e4ureester ' erarbeitet. In der absolut alkoholischen salzsauren Fl\u00fcssigkeit blieben 104,5 g (neben Ammoniumchlorid und anderen anorganischen Salzen die Chlorhydrate der Alloxurbasen enthaltend) ungel\u00f6st mit im ganzen 7,9 g Stickstoff. Das Filtrat davon wurde auf 4800 ccm eingeengt, wovon 100 ccm zu Analysen verbraucht wurden. Es ergab sich Ammoniakstickstoff 7,4 g (sowohl mit Magnesiumoxyd wie mit Natriumkarbonat bestimmt), Gesamtstickstoff 71,8 g (statt der berechneten 71,3 g; die -Nicht\u00fcbereinstimmung erkl\u00e4rt sich leicht aus den Ana-lysenfehlern). Der Rest wurde eingedampft; f\u00fcr die Esterdestillation wurden indessen nur wenig mehr als zwei Drittel des Ganzen, genau 50 g Stickstoff (mit 5,1 g Ammoniakstickstoff) verwendet. Davon fanden sich nachher 16,5 g Stickstoff in Form von Aminos\u00e4ureestern in der \u00e4therischen L\u00f6sung (Vso F\u00fcr Analysen); die Fraktionierung der Ester ist unten beschrieben. \u2014 Die w\u00e4sserige Fl\u00fcssigkeit wurde mit konzen-\nHoppe-Seylt r's Zeitschrift f. physiol. Chemie. CIV.\tiq","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nI\nJakob Meisenheimer,\ntrierter Salzs\u00e4ure anges\u00e4uent, das Kaliumchlorid, dem viel schwarze Huminsubstanz beigemengt war, mit konzentrierter Salzs\u00e4ure und Alkohol gewaschen, weiter eingedampft, nochmals abgesaugt und auf 2 1 gebracht. Es fanden sich noch 26,9 g Stickstoff in der L\u00f6sung (l/100 verbraucht), davon 1,15 g als Ammoniakstickstoff (VJ0 verbraucht); das ergibt einen Verlust von 2,7 g organisch gebundenem Stickstoff, der wesentlich auf die Huminsubstanz im Chlorkalium entfallen d\u00fcrfte. Beim Eindampfen zur Trockne und Aufnehmen mit absolutem Alkohol hinterblieben nochmals 660 g schwarzbraunes Kaliumchlorid mit 1,1 g Stickstoff. Bei erneuter Anwendung der Estermethode gingen wieder betr\u00e4chtliche Mengen Aminos\u00e4ureester (mit 4,8 g Stickstoff) in den \u00c4ther (siehe unten), w\u00e4hrend in der nicht weiter untersuchten w\u00e4sserig-alkalischen L\u00f6sung 17,1g Stickstoff verblieben.\nBeim Abdestillieren des \u00c4thers von dieser Esterl\u00f6sung kam sie mit etwas verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure in Ber\u00fchrung; obwohl sie davon sofort wieder abgehoben wurde, hatte das doch zur Folge, da\u00df sich beim Destillieren im Vakuum bei weitem der Hauptteil der Ester zersetzte und im R\u00fcckstand blieb: Von den 4,8 g Stickstoff, welche die L\u00f6sung urspr\u00fcnglich enthielt, gingen nur etwa 1,5 g in das Destillat.\nDestillation der Ester.\nNach der ersten Veresterung ergaben sich folgende Fraktionen :\nFraktion\tSiedepunkt\tDruck\tAusbeute\nI\tbis 62 \u00b0C. (Hauptmenge 57 bis 590 C.)\t13 mm\t20 g\nII\t62 bis 80\u00b0 C.\t13 \u201e\t24,\n\u2022 III\t60 ,\t90\u00b0 C.\t1 ,\t38,\nIV\t90 , 135\u00b0 C.\t1 \u00bb\t41 \u201e\nV \u00ab\t\u00fcber 135\u00b0 C.\t1 \u00bb\t13,\nDer Stickstoffgehalt des Destillationsr\u00fcckstandes betrug 3,2 g.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"271\nDie stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\nEster der zweiten Veresterung.\nFraktion\tSiedepunkt\tDruck\tAusbeute\nI\tbis 500 C.\t' 20 mm\t21 g1)\nII\t50 \u201e\t80\u00b0 C.\t20 ,\t6 \u00ab\n\t(Hauptmenge bei 720 C.)\t\t\nIII u. IV\t80 bis 135\u00b0 C.\t1 *\t8 ,\n\t(fast alles bei 125\u00b0 C.)\t\t\nV\t\u00fcber 135\u00b0 C.\t1 .\t4 5\nWie bereits erw\u00e4hnt, erlitt bei dieser Destillation der weitaus gr\u00f6\u00dfte Teil der Ester Ver\u00e4nderung und blieb im R\u00fcckstand.\nDie Verseifung und Aufarbeitung der Ester erfolgte, soweit nicht ausdr\u00fccklich anders bemerkt, wie im Oberhefe-Hauptversuch.\nFraktion 11) : \\ erseifungsr\u00fcckstand nach dem Auskochen mit Alkohol 10,6 g (9 g von der ersten und 1,6 g von. der zweiten Veresterung). Dem Stickstoffgehalt zufolge (gefunden 1,66 g Stickstoff = 16,1%) bestanden die Kristalle wesentlich aus Alanin (berechnet 15,7% Stickstoff), dem etwas Glyko-koll und, wie unten gezeigt wird, auch Spuren von Valin beigemischt waren; isolieren lie\u00dfen sich in bekannterWeise 2,8 g Glykokollesterchlorhydrat (entsprechend 1,5 g Glykokoll). Von den nach Abtrennung des Glykokolls wiedergewonnenen Aminos\u00e4uren wurde ein Teil durch Kristallisieren aus Wasser in drei 1 raktionen zerlegt und so erhalten : 3,3 g Schmelzpunkt 274\u00b0 0., 0,8 g Schmelzpunkt 267\u00b0 C. und 0,5 g Schmelzpunkt 285\u00b0 C. Die Hauptfraktion wurde racemisiert und in das Benzoylderivat verwandelt: sie lieferte ohne weiteres in nahezu quantitativer Ausbeute d, 1-Benzoylalanin (Schmelzpunkt nach einmaliger Kristallisation aus Wasser 162-163\u00b0 C.). Die dritte Kristallisation wurde in das Kupfersalz umgewandelt; der wenigst l\u00f6sliche Anteil davon enthielt 20,6% Cu (auf Valinkupfer berechnet 21,50%).\n*) Zumeist aus Alkohol bestehend.\n2) Die mit dem \u00c4ther sich verfl\u00fcchtigenden Esteranteile wurden durch Aussch\u00fctteln mit Salzs\u00e4ure gewonnen; es waren etwa 2g. .Nach fr\u00fcherem bestehen sie aus viel Alanin neben wenig Glykokoll.","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nJakob Meisenlieiraer,\nFraktion II: 30 g Ester lieferten 18,5 (16,75 + 1,75) g alkoholunl\u00f6sliche Aminos\u00e4uren mit 2,52 g =13,6% Stickstoff. Die Bestimmung des Leucingehalts sollte nach Levene und van Slyke erfolgen. Da eine Elementaranalyse hier (wegen des Alaningehalts) keine Auskunft geben konnte, wurde zun\u00e4chst in einem Vorversuch mit Hilfe der Bleisalzf\u00e4llung aufs Geratewohl der Gehalt an Leucin ungef\u00e4hr bestimmt:\n5 g Substanz wurden aufs feinste gepulvert, mit 35 ccm Wasser erhitzt, mit 8 ccm 25%igen Ammoniaks in L\u00f6sung gebracht und dann mit 5 ccm Bleiacetatl\u00f6sung (spezifisches Gewicht 1,255) versetzt. Bald erfolgte Tr\u00fcbung und beim\ni\nStehen Kristallabscheidung. Schon das langsame Eintreten der F\u00e4llung deutet auf geringen Leucingehalt hin. Nach einer Stunde wurde abgesaugt (1,2 g); die Mutterlauge gab mit 6 ccm Bleiacetatl\u00f6sung \u00fcber Nacht noch 1,5 g F\u00e4llung, weiterer Zusatz hatte keine Wirkung mehr. Die erste F\u00e4llung enthielt 45,08 %, die zweite 47,30% Blei ; berechnet auf Leucinblei 44,32%, auf Valinblei 47,12% Blei. Der erste Bleiniederschlag bestand demnach etwa zu % aus Leucinblei. Daraus ergab sich folgende Arbeitsweise:\n12,8 g wurden in entsprechender Weise mit 8 ccm der Bleil\u00f6sung gef\u00e4llt; nach einst\u00fcndigem Stehen 2,2g glitzernde Kristalle (I). Zur Mutterlauge 2 ccm Bleil\u00f6sung: 0,4 g Ab-sclieidung (II). Mit weiteren 20 ccm Bleil\u00f6sung nach Stehen \u00fcber Nacht: 4,4 g (III); die Mutterlauge davon wurde durch Bleiacetatl\u00f6sung nicht mehr gef\u00e4llt. \u2014 Die Niederschl\u00e4ge 1 und II waren reines Leucinblei (gefunden 44,42 und 44,35% Blei), III Valinblei (gefunden 47,06% Blei). \u2014 Aus diesen Zahlen berechnet sich, da\u00df die 18,5 g Aminos\u00e4uren der Gesamtfraktion 2,1 g Leucin enthielten. Ber\u00fccksichtigt man ferner die obige Stickstoffbestimmung, so ergibt sich weiter, da\u00df der \u00fcbrige Teil der Fraktion etwas mehr als zur H\u00e4lfte (55%,) aus Alanin, der Rest aus Valin besteht, vorausgesetzt, da\u00df nicht gr\u00f6\u00dfere Mengen von Aminobutters\u00e4ure vorhanden sind.\nWenn in der Hefe \u00fcberhaupt Aminobutters\u00e4ure zu findtn ist, so mu\u00dfte sich diese in der vorliegenden Fraktion befinden.","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\n273\nEs wurde deshalb das nach Abtrennung der schwer l\u00f6slichen Bleisalze verbleibende Aminos\u00e4uregemisch mit gro\u00dfer Sorgfalt durch fraktionierte Kristallisation der Kupfersalze auf diese S\u00e4ure gepr\u00fcft; mit nicht ganz sicherem Erfolg:\nDie aus dem Vor- und Hauptversuche gesammelten Blei-salztiltrate wurden mit Schwefelwasserstoff entbleit und eingedampft, der R\u00fcckstand zur Entfernung von Essigs\u00e4ure und Ammoniak mit Alkohol\u00e4ther (3:1) wiederholt angerieben' und so lange auf dem Wasserbade erw\u00e4rmt, bis der Geruch nach Essigs\u00e4ure ganz verschwunden war und der R\u00fcckstand keine Ammoniakreaktion mehr gab. Nun wurde mit Wasser aufgenommen, mit Tierkohle entf\u00e4rbt und durch Kochen mit Kupferoxyd in das Kupfersalz verwandelt. Durch allm\u00e4hliches Eindampfen der w\u00e4sserigen L\u00f6sung wurden folgende Fraktionen erhalten :\na.\t0,6 g bla\u00dfblaue Kristalle. Fast unl\u00f6slich in Methylalkohol; nach nochmaligem Kristallisieren aus Wasser enthielten sie (0,24 g) 20,14% Cu.\nb.\t1,2 g, etwas dunkler blau. Beim Auskochen mit Methylalkohol gingen 0,12 g in L\u00f6sung, Rest aus Wasser kristallisiert (0,45 g) und bei 120\u00b0 C. getrocknet: 20.21% Cu.\nc.\t1,78 g; bei 120\u00b0 C. getrocknet und direkt analysiert: 23,26% Cu; die Fraktionen a bis c enthielten kein Kristallwasser.\nd.\t4g, tief dunkelblau: die lufttrockne Substanz verlor bei 120\u00b0 C. 2,21% Kristallwasser und enthielt wasserfrei 23,88 % Kupfer.\ne.\t2,5 g, tief dunkelblau; 5,34% Wasser, 23,52% Kupfer.\nDie analysierten Anteile der Fraktionen a und b bestanden sonach aus einem Gemisch von Valinkupfer (darauf berechnet: 21,50% Cu) und Leucinkupfer (19,64% Cu); die Mutterlaugen davon wurden eingedampft und ebenso wie die Kristallisationen c\u2014e im Extraktionsapparat 8\u201410 Tage lang mit Methylalkohol ersch\u00f6pfend ausgezogen, bis keine Blauf\u00e4rbung des Extraktes mehr eintrat. Es blieb nur bei c ein geringer R\u00fcckstand (0,15 g ohne Kristallwasser mit 26,04% Kupfer: Alaninkupfer; darauf berechnet 26,52% Cu). Die","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nJakob Meisenheimer,\n\u00ab gesamten methylalkoholischen Ausz\u00fcge wurden vereinigt und allm\u00e4hlich eingedampft; die dabei erhaltenen Kristallisationen wurden nochmals aus Methylalkohol umkristallisiert. Es ergaben sich folgende Fraktionen:\ti\nar 0,90g, kein Kristallwasser,\t\t25,23 % Kupfer\nV 1,80 g, ,\tw\t25,47 %\t,\nCi- 1,40 g, \u201e\tV\t25,38\"/,,\t,\nd,. 1,35 g, 1,61 %\t\u00bb\t22,16% \u201e\ne,.>)l,50g, 6,06%\tn\t13,89%\t.\nDie letzte Fraktion war sehr stark verunreinigt, gelb-gr\u00fcn und etwas klebrig, abgesehen von dem beigemischten Harz in Wasser sehr leicht l\u00f6slich. Genau weiter untersucht wurden nur die Fraktionen a\u2014c, die der Analyse zufolge aus einem Gemisch der Kupfersalze des Alanins (26,52% Cu) und der Aminobutters\u00e4ure (23,75 % Cu) bestanden. Zun\u00e4chst wurde nun, d. h. nach Abtrennung des Valinkupfers durch seine Leicht-l\u00f6sliclikeit in Methylalkohol, versucht, die Trennung durch erneutes Umkristallisieren aus Wasser zu erreichen.\n0,/bg der Fraktion aj l\u00f6sten sich in 50 ccm Wasser zu einer klaren dunkelblauen Fl\u00fcssigkeit; diese wurde bis zur beginnenden Kristallisation eingeengt und erkalten gelassen (a* 0,11 g mit 22,82 % Kupfer), weiterkonzentriert (a3 0,11 g mit 23,48% Kupfer) und zur Trockne verdampft (a4 0,52 g mit 26,07% Kupfer). b4 und c, wurden vereinigt (2,95 g) und wie behandelt; erhalten drei Fraktionen:\nb2. 0,18 g mit 22,95% Kupfer l>3. 0,90 g \u201e 24,88%\t\u201e\nb4. 1,50 g \u201e 25,54%\t\u201e\nalle Salze w^aren wasserfrei.\nDie L\u00f6slichkeit der Kupfersalze in Methylalkohol und die Tatsache, da\u00df auch das Alaninkupfer wasserfrei kristallisiert, beweisen, da\u00df lediglich die Kupfersalze der aktiven Aminos\u00e4uren Vorlagen. Durch das erstmalige Umkristallisieren\n*) Zur Trockne verdampft.","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\n275\naus Wasser wurden noch beigemischtes Isoleucin und etwas Valin als schwerl\u00f6sliche Kupfersalze (a und b) entfernt. Beim darauffolgenden Kristallisieren aus Methylalkohol blieb umgekehrt gerade das Valinkupfer in deh Mutterlaugen (d,). Das erneute Umkristallisieren aus Wasser zeigt, da\u00df die wenigst l\u00f6slichen Fraktionen immer noch etwas Valin enthalten (a2 und b2). Die Trennung von Aminobutters\u00e4ure und Alanin \u00fcber die Kupfersalze scheint bei den aktiven S\u00e4uren nicht so gut zu gelingen wie bei den inaktiven1); die Fraktion a3 gibt zwar einen gut auf aminobuttersaures Kupfer stimmenden Wort, b3 und b4 indessen deuten auf Mischung von Alanin und Aminobutters\u00e4ure. Wir entschlossen uns daher, den nun noch bleibenden Rest zun\u00e4chst nach Umwandlung in die Amino-\"\u00fcure zu racemisieren und dann erneut die Kupfersalze zu fraktionieren. Wir verwendeten die Fraktion b3 (0,79 g); wogen der uns zu Gebote stehenden geringen Substanzmenge gingen wir gleichzeitig zur Mikroanalyse \u00fcber, mit der wir ausgezeichnet \u00fcbereinstimmende Resultate erhielten.\nDie Racemisierung erfolgte durch 24st\u00fcndiges Erhitzen mit Baryt im Autoklaven auf 170\u2014175 0 C. Die L\u00f6sung war nach quantitativer Entfernung des Baryts v\u00f6llig inaktiv. Die hei\u00dfe w\u00e4sserige L\u00f6sung des daraus wieder dargestellten Kupfer-\n\u2019) Raccmisches Alanin und Aminobutters\u00e4ure k\u00f6nnen \u00fcber die Kupfersalze sehr gut voneinander getrennt werden. Aminobuttersaures Kupfer kristallisiert aus Wasser in hellblauen Nadeln wasserfrei (0,1933 g Substanz lufttrocken verloren bei 120\u00b0 C. nicht an Gewicht undgaben 0.0571 g Kupferoxyd. [C4 H\u201e O\u00bb N] \u00bbCu. Berechnet 23,75%. gefunden 23,60% Gu) und ist in Wasser schwer l\u00f6slich, in hei\u00dfem und kaltem Methylalkohol unl\u00f6slich. Alaninkupfer ist sehr viel leichter l\u00f6slich (1 g etwa in 15ccm kaltem Wasser) und bildet dunkelblaue N\u00fcdelchen, dje ein Molek\u00fcl Kristallwasser enthalten (A. Strecker, Liebigs Ann. 75, 36 [1850]): 0,5322 g Substanz lufttrocken verloren bei 120\u00b0 C. 0,0364 g H20. \u2014 0,2864 g Substanz lufttrocken gaben 0,0882 g Cu O. [C8 H, 02 N] 2Cu -j-H^O. Berechnet H2 O 6,99, Cu 24,67 \u00b0/o, Gefunden H2 O 6,84, Cu 24,60 \u00b0/o). In kochendem Methylalkohol ist es etwas l\u00f6slich, in kaltem so gut wie unl\u00f6slich. Als ein Gemisch von gleichen Teilen Alaninkupfer und aminobutter.saurem Kupfer (je 0,5 g), zusammen aus Wasser fraktioniert kristallisiert wurde, war bereits nach zweimaliger Kristallisation der schwerst l\u00f6sliche Anteil reines aminobuttersaures Kupfer.","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\nJakob Meisenheimer,\nsalzes gab beim allm\u00e4hlichen Einengen zwei Kristallfraktionen (I und II) und wurde schlie\u00dflich zur Trockne gebracht (III). Die letzte Fraktion III (0,35 g) war reines racemisches Alaninkupfer. Gefunden: 6,83% Wasser und 24,29% Kupfer, berechnet auf (C3 H\u00c4 0,N)aCu + Ha 0 : 6,99% Ha0 und 24,67 % Cu. \u2014 Fraktion II (0,14 g) enthielt 25,65% Cu; das deutet auf ein Geriiisch von d, 1-aminobuttersaurem und d, 1-Alaninkupfer, aber das Salz war \u00fcberraschenderweise wasserfrei! Die schwerst l\u00f6sliche Fraktion I (0,3 g) wurde durch erneutes Kristallisieren aus Wasser in drei Fraktionen zerlegt (0,10 g, 0,05 g und 0,06 g), welche s\u00e4mtlich wasserfrei waren und 23,01%, 23,65% und 27,55% Kupfer enthielten.\nDa die beiden ersten Kristallisationen aus Fraktion I den gleichen Kupfergehalt aufweisen, wird man sie als reine Substanzen betrachten m\u00fcssen; es liegt hier mit gro\u00dfer Wahrscheinlichkeit d, 1-aminobuttersaures Kupfer vor. Zur genaueren Charakterisierung reichte unser Material nicht; wir gedenken aber unsere Versuche fortzusetzen und vor allem durch Isolierung der aktiven Form sicherzustellen.\nFraktion III: 38 g Ester wurden durch Kochen mit 250 ccm Wasser verseift. Beim Erkalten kristallisierten 0 g (lila) aus; beim v\u00f6lligen Verdampfen der Mutterlauge und nach Auskochen des R\u00fcckstandes mit Alkohol verblieben 13,8 g (Illb) Aminos\u00e4uren, w\u00e4hrend 11 g (Prolin) in die alkoholische L\u00f6sung gingen. lila enthielt 10,6%, Ulb 11,0% Stickstoff. \u2014 lila wurde durch Umkristallisieren aus Wasser in drei ann\u00e4hernd gleich gro\u00dfe Fraktionen zerlegt (Schmelzpunkt 296\" C., 298\" C. und 2920 C.), doch erwies sich auch die erste bei der Elementaranalyse als noch nicht ganz reines Leucin; Gefunden: C 54,34%, H 10,14%; berechnet f\u00fcr Leucin: C 54,9%, H 10,0%. Auch eine F\u00e4llung des Bleisalzes nach Levene und van Slyke best\u00e4tigte den Valingehalt des Pr\u00e4parates. Die beiden anderen Fraktionen wurden daher mit HIb vereinigt (zusammen 17,2 g) und analysiert. Gefunden: 51,1% und 50,93% C, 9,72% und 9,46% H. Daraus l\u00e4\u00dft sich ein Schlu\u00df aus dem Leucingehalt nicht ziehen. Es wurde daher zun\u00e4chst wie oben in einem Vorversuch durch allm\u00e4h-","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\n277\nliches F\u00e4llen mit Bleiacetatl\u00f6sung der ungef\u00e4hre Leucingehalt festgestellt und dann wie folgt verfahren:\n6,9 g wurden in 60 ccm Wasser unter Zusatz von konzentriertem Ammoniak gel\u00f6st und mit 11,4 ccm Bleiacetatl\u00f6sung (spezifisches Gewicht 1,255) gef\u00e4llt. Nach einst\u00fcndigem Stehen in Eiswasser waren 4,8 g reines Leucinblei abgeschieden (44,45% Pb; berechnet: 44,32%), entsprechend 2,7 g Leucin. Die Mutterlaugen gaben mit Bleil\u00f6sung nur noch geringe Niederschl\u00e4ge. Sie wurden in die Kupfersalze umgewandelt und die letzteren fraktioniert kristallisiert. Aus der L\u00f6slichkeit des Kupfersalzes (es war zum gr\u00f6\u00dften Teil leicht l\u00f6slich in Methylalkohol) und aus den vielen Kupferbestimmungen, die hier nicht aufgef\u00fchrt sein sollen, ergab sich, da\u00df darin au\u00dfer etwas Leucin (oder richtiger wohl Isoleucin) haupts\u00e4chlich Valin und geringe Mengen (etwa % der Gesamtmenge) von Alanin vorhanden waren, womit auch die oben angef\u00fchrten Elementaranalysen sich in Einklang bringen lassen. Man kann sonach die urspr\u00fcngliche Gesamtfraktion (fast 20 g) betrachten als bestehend aus: 10 g Leucin, 7,5 g Valin und 2,5 g Alanin*).\nProlinfraktion.\nDie gesamten alkoholischen Ausz\u00fcge der Fraktionen I bis III beider Veresterungen hinterlie\u00dfen 13,1 g leicht in Alkohol l\u00f6slichen R\u00fcckstand. Darin waren enthalten: 0,953 g Gesamt- und 0,491 g Aminostickstoff (nach van Slyke). Mithin berechnet sich 0,46 g Prolinstickstoff entsprechend 3,8 g Prolin. Behufs Identifizierung des Prolins wurde die noch \\oihandene Menge (von 100 ccm w\u00e4sseriger L\u00f6sung waren 12 ccm f\u00fcr Analysen verbraucht) mit Baryt racemisiert *), das Barium mit Kohlendioxyd entfernt und das Filtrat mit Kupfer-oxyd gekocht. Das beim Eindampfen der w\u00e4sserigen L\u00f6sung sich ausscheidende Kupfersalz war in Alkohol so gut wie unl\u00f6slich (9,8 g nach dem Auskochen mit Alkohol; Prolinkupfer [G6II8N02]2Cu -f 2 H20 berechnen sich nach obiger Bestimmung\nJ) Auf Aininobutters\u00e4ure ist nicht gepr\u00fcft.\n2) E. Fischer, a. a. O.","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nJakob Meisenheimer,\nnur 4,75 g). Beim Umkristallisieren aus Wasser ergaben sich zun\u00e4chst etwa 2 g einer wenig l\u00f6slichen Fraktion, die nach Entfernen des Kupfers mit Schwefelwasserstoff einen niclit-kristallisierten R\u00fcckstand hinterlie\u00dfen, der auch kein kristallisiertes Pikrat gab1 2). Dagegen gab die Mutterlauge davon nach der Entkupferung und Eindampfen zur Trockne ohne weiteres in Eisessigl\u00f6sung mit \u00c4ther ein kristallisiertes Pikrat, dessen Schmelzpunkt allerdings um einige Grad zu tief, n\u00e4mlich bei 128\u2014130\u00b0 C. statt 135\u2014137\u00b0 lag und auch durch Umkristallisieren mit Alkohol nicht in die H\u00f6he zu bringen war. Es zeigte sich indessen, da\u00df die aus dem Kupfersalz wiedergewonnene Aminos\u00e4ure nicht mehr glatt in Alkohol l\u00f6slich war. Die Behandlung mit Alkohol wurde daher mit dem noch vorhandenen Rest der Aminos\u00e4ure (etwa 4 g) wiederholt; es blieben 0,75 g (siehe unten) ungel\u00f6st. Der \u00f6lige R\u00fcckstand des alkoholischen Auszugs gab nunmehr ein sehr sch\u00f6n kristallisierendes Pikrat (Schmelzpunkt 132\u00b0 C.), das nach einmaligem Umkristallisieren aus Alkohol den richtigen Schmelzpunkt, 135\u00b0 C., des reinen d, 1-Prolinpikrats zeigte.\nF. W. F oremana) gibt an, da\u00df die schwerl\u00f6slichen Anteile der Prolinfraktion eine Aminobutters\u00e4ure enthielten. Dieser Angabe wegen haben wir die oben erw\u00e4hnten 0,75 g durch Umwandlung in das Kupfersalz genauer gepr\u00fcft. Das Kupfersalz war im Wasser ziemlich leicht l\u00f6slich, es wurde in zwei Fraktionen zerlegt und analysiert. Beide Fraktionen waren wasserfrei und enthielten 21,2% und 21,5% Kupfer, w\u00e4hrend sich auf Aminobutters\u00e4ure 23,7% Kupfer berechnen. Die Analysenzahl deutet auf Valinkupfer hin, doch schmolz die aus den Salzen gewonnene Aminos\u00e4ure bereits bei 235\u00b0 C., war also bestimmt kein Valin.\nFraktion IV; Von 49 g Ester (41 g von der ersten und 8 g von der zweiten Veresterung) waren in Wasser unl\u00f6slich 15 + 2 g; der wasserunl\u00f6sliche Esteranteil der Fraktion V (2 + 1 g) wurde damit vereinigt. Im ganzen waren also in\n1)\tNach D. Alexaudroff, Diese Zeitschrift Bd. 46 S. 17 (1905).\n2)\tBioch. Zeitschrift 56, 1 (1913).","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\t279\nbeiden Fraktionen 20 g roher Phenylalaninester entsprechend 17 g Phenylalanin. Durch Verseifen mit Salzs\u00e4ure1) wurden daraus 8,6 g Phenylalaninchlorhydrat gewonnen, aus der Mutterlauge mit Ammoniak noch 1 g freies Phenylalanin. Der nichtkristallisierende Rest durfte ebenfalls zur Hauptsache aus Phenylalanin (Gemisch der aktiven und racemischen Form) bestanden haben. Durch Umkristallisieren aus Wasser unter Zusatz von Tierkohle konnten aus obigen Kristallfraktionen leicht gro\u00dfe Mengen von' reinem Phenylalanin isoliert werden. Der Schmelzpunkt lag bei 268\u00b0 C., woraus zu schlie\u00dfen ist, da\u00df wesentlich Racemform vorlag.\nDie wasserl\u00f6slichen Ester wurden mit Baryt verseift, das unl\u00f6sliche Bariumsalz abfiltriert. Nach dem Zerlegen mit Schwefels\u00e4ure kristallisierten beim Einengen 3,8 g dl-Asparagin-siiure (Schmelzpunkt h\u00f6her als 270\u00b0 C.) aus; die letzte Mutterlauge enthielt ganz wenig braune in Alkohol l\u00f6sliche Substanz.\nDie Mutterlauge vom asparaginsauren Barium wurde nach Entfernung des Bariums mit Schwefels\u00e4ure eingedampft. Der R\u00fcckstand (etwa 15 g) wurde mit Kupferoxyd gekocht, die hei\u00dffiltrierte L\u00f6sung schied beim Erkalten und Einengen 7,7 g in Wasser schwer l\u00f6sliches asparaginsaures Kupfer ab;* die aus dem Kupfersalz gewonnene freie Asparagins\u00e4ure schmolz im offenen R\u00f6hrchen bei 290 \u00b0C. noch nicht, im zugeschmolzenen R\u00f6hrchen bei 265\" C. statt 270\u20142710 C. Die so gewonnene Asparagins\u00e4ure war frei von Glutamins\u00e4ure, denn ein schwerl\u00f6sliches Chlorhydrat konnte daraus nicht abgeschieden werden.\nDas Filtrat von asparaginsaurem Kupfer lieferte nach Entfernung des Kupfers 2,9 g Glutamins\u00e4ure-Chlorhydrat. Nach v\u00f6lliger Abscheidung der Glutamins\u00e4ure mit Salzs\u00e4ure verblieb in der L\u00f6sung noch etwa 0,6 g Stickstoff und dementsprechend also noch eine recht erhebliche Menge Substanz. Es gelang aqcli hier nicht, so wenig wie bei der Oberhefe, Serin nachzuweisen. Zwar konnte nach quantitativer Entfernung der Salzs\u00e4ure noch reichliche Kristallisation erzielt werden, und die Schmelzpunkte der einzelnen Fraktionen lagen\n\u2019) ^ ieder erwies sich ein Teil der Fraktion als unl\u00f6slich in Salzs\u00e4ure","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nJakob Meisenheimer,\nauch in der N\u00e4he des Serinschmelzpunktes, n\u00e4mlich zwischen 230\u00b0 C. und 250\u00b0 C., es gelang aber nicht in einem einzigen von zahlreichen Versuchen, diese Kristalle in das charakteristische Naphthalinsulfoderivat vom richtigen Schmelzpunkt umzuwandeln.\nFraktion V schied, wie wir h\u00e4ufig beobachtet haben, beim Erkalten Kristalle ab, die durch den Schmelzpunkt (54\u2014550 C.) und auch durch eine Elementaranalyse als Pyr-rolidonkarbons\u00e4ureester erwiesen wurden. Der wasserl\u00f6sliche Anteil der Ester (11 g + 3,5 g) lieferte nach der Verseifung mit Barythydrat auch bei tagelangem Stehen keine Kristalle, beim Absaugen des in geringer Menge abgeschiedenen Bariumkarbonats aber erfolgte pl\u00f6tzlich in der Saugflasche lebhafte Kristallabscheidung. Die aus dem Bariumsalz freigemachte S\u00e4ure (6 g) aber erwies sich nicht als Asparagins\u00e4ure, sondern nach dem Schmelzpunkt als reine Glutamins\u00e4ure. Aus dem Filtrat des Bariumsalzes wurden neben 0,5 g alkoholl\u00f6slichem \u00d6l noch 4 g weniger reine Glutamins\u00e4ure gewonnen, die sich aber durch Umwandlung in das Chlorhydrat (Schmelzpunkt 193\u00b0 C.) auch als solche erweisen lie\u00df.\nGlutamins\u00e4ure und Prolin (ohne Esterdestillation).\nEs wurde von 2 kg Hefe (vom Versuch II) mit 51,8 g Stickstoff ausgegangen. Bei der Selbstverdauung blieben 5,4 g Stickstoff ungel\u00f6st1); die mit dem Waschwasser auf 4300 ccm eingedampfte Autolysefl\u00fcssigkeit enthielt 46,1 g Stickstoff. Da^on wurden 4000 ccm mit 42,9 g Stickstoff in Arbeit genommen. Sie wurden in schwefelsaurer L\u00f6sung mit Phosphorwolframs\u00e4ure gef\u00e4llt und sehr sorgf\u00e4ltig mit 5%iger Schwefels\u00e4ure bis zum Verschwinden der Millonschen Reaktion ausgewaschen. Der Niederschlag wog nach dem Trocknen 1342 g und enthielt im ganzen 19,3 g Stickstoff. Das Filtrat (22 1) wurde mit \u00fcbersch\u00fcssigem Baryt von Schwefels\u00e4ure und Phosphorwolframs\u00e4ure befreit und nach dem Abfiltrieren des Niederschlags auch das Barium quantitativ mit Schwefels\u00e4ure\n9 Tyrosin war nicht abgeschieden (siehe oben).","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\t281\nausgof\u00e4llt. Trotz sehr sorgf\u00e4ltigen Auswaschens (bis nahezu zum Verschwinden der Triketohydrinden-Reaktion) hielten diese Niederschl\u00e4ge 2,5 g Stickstoff eingeschlossen. Das Filtrat wurde im Vakuum auf 4 1 eingeengt, die 22,2 g Stickstoff enthielten (Verlust 2,1 g : in Anbetracht der gro\u00dfen Mengen Fl\u00fcssigkeit und Niederschlag erkl\u00e4rlich). 3800 ccm davon lieferten bei weiterem Einengen zun\u00e4chst eine Kristallisation von Tyrosin (siehe oben S. 268), alsdann sehr erhebliche Mengen von tyrosinfreien Abscheidungen; bei v\u00f6lligem Eindampfen hinterblieb ein Sirup. S\u00e4mtliche Kristallisationen (au\u00dfer der Tyrosinfraktion) und der Sirup wurden ersch\u00f6pfend mit Alkohol ausgekocht (Prolinfraktion), der in Alkohol unl\u00f6sliche Teil auf\nGlutamins\u00e4ure\nverarbeitet. Die schwerer und die leichter in Wasser l\u00f6slichen Anteile wurden getrennt mit Chlorwasserstoffs\u00e4ure -behandelt, die Mutterlaugen dann vereinigt und erneut zur Kristallisation gestellt. Als sich auch nach langem Stehen kein Chlorhydrat mehr abschied, wurde die Salzs\u00e4ure mit Bleioxyd entfernt, das bleifreie Filtrat mit Tierkohle gekocht und dann erneut mit gasf\u00f6rmigem Chlorwasserstoff ges\u00e4ttigt, solange noch Kristallabscheidung zu erreichen war. So gelang es, im ganzen 25 g Glutamins\u00e4urechlorhydrat (Schmelzpunkt roh 182\" C., nach einmaliger Kristallisation 193\u00b0 C.) zu isolieren, d. i. eine sehr viel gr\u00f6\u00dfere Menge, als je bei der Esterdestillation gefunden war.\nProlin.\nDer nach dem \\ erdampfen der alkoholischen L\u00f6sung hinterbleibende Sirup wurde noch wiederholt mit Alkohol aufgenommen und jedesmal die unl\u00f6sliche Aminos\u00e4ure abfiltriert. Schlie\u00dflich wurde eine konzentrierte alkoholische L\u00f6sung erhalten, die nach wochenlangem Stehen 0,75 g Kristalle abschied. Diese wurden in das Kupfersalz umgewandelt und letzteres mit Alkohol extrahiert. Der alkoholunl\u00f6sliche Teil war eine undeutlich kristallisierende blaue Masse,* die trotz verschiedener Anl\u00e4ufe nicht zu identifizieren war. Das","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nJakob Meisenheimer,\nalkoholl\u00f6sliche Kupfersalz (0,2 g) enthielt, im Exsikkator \u00fcber Schwefels\u00e4ure ohne Vakuum zur Konstanz getrocknet, 23,470 Kupfer. Es war im Wasser sehr leicht, im Alkohol schwer l\u00f6slich. Der noch vorhandene Rest (etwa 0,1 g) wurde in viel (etwa Va 1) Alkohol gel\u00f6st und durch Eindampfen in zwei Fraktionen zerlegt; die erste (0,05 g) war dunkelblau, die zweite, durch Eindampfen bis fast zur Trockne gewonnene (0,01 g), etwas mehr gr\u00fcnlich. Beide Fraktionen gaben im Vakuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure vorgetrocknet, bei 105\u00b0 C. nur noch eine Spur Feuchtigkeit ab und enthielten 23,34 % bzw. 23,32% Kupfer. F\u00fcr aminobuttersaures Kupfer berechnen sich 23,75%. Die Konstanz der Werte macht es recht wahrscheinlich, da\u00df hier wirklich Aminobutters\u00e4ure vorlag.\nDie alkoholische L\u00f6sung wurde auf 600 ccm aufgef\u00fcllt und der Gesamtstickstoff bestimmt; gefunden: 4,00 g Stickstoff. Die \u00fcbrigbleibenden 550 ccm hinterlie\u00dfen, im Vakuum eingedampft und \u00fcber konzentrierter Schwefels\u00e4ure zur Konstanz getrocknet, 39,0 g braunen Sirup (mit 9,4% Stickstoff). Dieser R\u00fcckstand wurde nun nach Foreman1) noch achtmal mit je etwa 75\u2014100 ccm Chloroform ausgekocht, bis so gut wie nichts mehr in L\u00f6sung ging. Der Chloroformauszug enthielt etwa 5 g glasiger, klebriger Substanz; sie wurde in Wasser gel\u00f6st, von braunem Harz abfiltriert und auf 100 ccm gebracht. Gesamtstickstoff 0,53 g, Aminostickstoff nach van Slyke nur 0,01 g ; fast der gesamte Stickstoff war also als Prolinstickstoff vorhanden. Trotzdem gelang es nicht, durch Racemisieren mit Barytwasser und Herstellung des Kupfersalzes, letzteres in reiner Form zu gewinnen; der gr\u00f6\u00dfte Teil der Aminos\u00e4ure war nach der Rac\u00e9misation unl\u00f6slich in s Alkohol.\nDie in Chloroform unl\u00f6sliche Hauptmenge wurde ebenfalls in Wasser gel\u00f6st, filtriert und auf 250 ccm aufgef\u00fcllt. Gesamtstickstoff 3,2 g, Aminostickstoff nach van Slyke 0,8 g, also 2,4 g Prolinstickstoff, was etwa 20 g Prolin entsprechen w\u00fcrde. Die Aminos\u00e4uren wurden nun racemisiert, durch\n0 a. a. O.","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe.\n283\nKristallisation aus Alkohol in eine alkoholunl\u00f6sliche und mehrere alkoholl\u00f6sliche Fraktionen zerlegt, und jede von diesen f\u00fcr sich in das Kupfersalz umgewandelt, doch konnte aus keiner Prolinkupfer in sicher reinem Zustande isoliert werden. Auch ein Versuch, Oxyprolin in der \u00fcblichen Weise nachzuweisen, mi\u00dflang.\nBei der Ausf\u00fchrung der oben beschriebenen Versuche wurde ich von den Herren Dr. Paul Schulze und Dr. Kurt Bratring in trefflicher Weise unterst\u00fctzt.","page":283}],"identifier":"lit20757","issued":"1919","language":"de","pages":"229-283","startpages":"229","title":"Die stickstoffhaltigen Bestandteile der Hefe","type":"Journal Article","volume":"104"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:58:04.890315+00:00"}