Open Access
{"created":"2022-01-31T12:29:15.324374+00:00","id":"lit20760","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Winterstein, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 105: 20-24","fulltext":[{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Konstitution des Surinamins.\nVon\nE. Winterstein.\n(Aus dem ii'JcrikuUitrcliemiselien Laboratorium der IL T. II. in Z\u00fcrich.) (Der Redaktion zugegangen am 2. Februar l\u2018.*10.)\nDie Rinde von Geoffroya surinamensis ist fr\u00fcher als Wurmmittel gebraucht worden. In den pharmazeutischen Lehr-und Handb\u00fcchern, z. B. von Dr. Heinrich Zornig, II. Teil, Leipzig 1911, Seite 94, wird als der wirksame Bestandteil das Andirin, Geoffroyin oder Surinamin bezeichnet. Mit der Konstitution des Surinamins hat sich auf meine Veranlassung hin zuerst H. Blau1) besch\u00e4ftigt. Er fand, da\u00df bei der Kalischmelze Paraoxybenzo\u00f6s\u00e4ure und bei vorsichtigem Erhitzen der Substanz eine Base entsteht, die ein bei 205 \"C. schmelzendes, in gelben Nadeln kristallisierendes Platindoppelsalz gibt. Der Platingehalt von 27,50% stimmt ziemlich gut auf Oxy-phenyl\u00e4thylmethylamin. Da das Surinamin mit Milionschein Reagens eine Rotf\u00e4rbung gibt, batte schon Blau die Ansicht ausgesprochen, da\u00df das Surinamin ein Tyrosinderivat ist. Die Bildung einer Base unter Kohlens\u00e4ureentwicklung beim Erw\u00e4rmen sprach daf\u00fcr, da\u00df es eine a-Aminos\u00e4ure ist. In zwei Arbeiten hat sich G. Goldschmiedt mit der gleichen Substanz besch\u00e4ftigt2). Die Ergebnisse der Untersuchungen Blaus\n*) Ein Beitrag zur Kenntnis des Surinamins. Diese Zeitschrift. Bd. 58, S. 153 (19U8).\n2) Die Struktur des Ratankins, Monatshefte f\u00fcr Chemie 33, 1379\n(1912).","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"Ober die Konstitution des Surinamins.\n21\nwerden erst in der zweiten Arbeit als Fu\u00dfnote am Ende angebracht. Es besteht nach diesen Arbeiten jetzt kein Zweifel mehr, da\u00df das Surinamin ein N-Methyltyrosin ist. Hierzu liefert auch folgende kurze Mitteilung einen Beitrag.\nUm zu pr\u00fcfen, ob das Methyltyrosin irgendwelche physiologische Wirkung besitzt oder wurm treibend wirkt, wurde diese Verbindung nach der sch\u00f6nen Synthese von E. Friedmann und S. (tutmann1) ausgehend von Anisaldehyd dargestellt. Dieser gibt mit Malons\u00e4ure kondensiert Anisalmalons\u00e4ure I, diese bei der Reduktion Hydroanisalmalons\u00e4ure II, welche mit Brom in das Bromderivat \u00fcbergeht. Die bromierte S\u00e4ure III verliert schon bei 130\u00b0 C. ein Molek\u00fcl Kohlendioxyd und die daraus entstehende p-Methoxy-phenyl-a-Brompropions\u00e4ure IV gibt mit konzentriertem Methylamin die zugeh\u00f6rige Aminos\u00e4ure V, welche bei der Verseifung N-Methyltyrosin VI liefert.\nOCH,\nOCH.,\nOH,\nII\nIII\n\\/\n!\nCH=C(\nCOOH\n\\/\ni\nCH,\u2014CH\n\nCOOH\nY\u2019ooh\nY\u00fcoh\n! /\nCH,CBr<\nCOOII\n\"COOH\nCHjC'HBrCOOH\tCH. CH NH-COOH\tCH., CH-NH COOH\n\u2018I\tV\nCIIa\nWir haben uns genau nach den Angaben der genannten Autoren gehalten, 14 g Methyltyrosin hergestellt und dessen physiologisches Verhalten gepr\u00fcft, Dosen von 0,5 g beim Kaninchen, eine t\u00e4gliche Dosis von 1 g beim Hund lie\u00dfen keine Wirkung erkennen.\n0 Biochemisch\u00a9 Zeitschrift, Bd. 27, S. 491 (1910).","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nE. Winterstein,\nNach langen Bem\u00fchungen war es uns durch Freundlichkeit eines Bekannten m\u00f6glich, eine kleine Menge von Cortex Geoffroyae, an deren inneren Seite sich wei\u00dfe Kristalle ausgeschieden hatten, zu beschaffen. Aus dieser Rinde wurde das Surinamin in folgender Weise dargestellt. Die fein zerriebene Rinde wurde mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure in der W\u00e4rme ausgezogen. Die braune L\u00f6sung mit Bleiessig gereinigt, das Filtrat vom Bleiniederschlag mit Schwefelwasserstoff zerlegt und die bleifreie L\u00f6sung auf ein kleines Volumen eingedunstet, und dann mit Natronlauge neutralisiert. Die schwach gelb gef\u00e4rbte Ausscheidung wurde von der Fl\u00fcssigkeit auf Tonplatten befreit und aus Wasser umkristallisiert. Es wurden feine, wollartig aussehende Kristalle erhalten. Je nach der Art des Erhitzens begann eine Zersetzung oberhalb 260\u00fc C.. mit Millonschem Reagens trat allm\u00e4hlich Rotf\u00e4rbung ein. L\u00f6st man die Substanz in kochendem Wasser auf und f\u00fcgt allm\u00e4hlich Kupferhydroxyd hinzu, so entsteht eine pfirsichrot gef\u00e4rbte Ausscheidung des Kupfersalzes, welches auch erhalten wird, wenn man einen \u00dcberschu\u00df des Surinamins mit Kupferacetat l\u00e4ngere Zeit erw\u00e4rmt. Das Salz schmolz unter Zersetzung gegen 270\u00b0 C. Es besa\u00df einen Kupfergehalt von 14,25%, berechnet f\u00fcr (C10HiaNO3)aCu 14,07%. Der etwas h\u00f6here Kupfergehalt ist vielleicht darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df dem Salz noch etwas Kupferhydroxyd beigemischt war. Genau dasselbe Verhalten zeigte das von uns dargestellte N-Methyl-tyrosin und auch eine kleine Probe des uns von Herrn Kollegen Friedmann im Jahre1) 1912 zugesandten Pr\u00e4parates, welches mit Kupferhydroxyd das gleiche Kupfersalz ergab. Es besa\u00df einen Kupfergehalt von 14,19 g. Eine Spur von Methyltyrosin oder Surinamin gibt mit Kupferhydroxyd erw\u00e4rmt das charakteristisch pfirsichrot gef\u00e4rbte Kupfersalz, welches sich von .den Kupfersalzen anderer Aminos\u00e4uren, die alle blau gef\u00e4rbt sind, deutlich unterscheidet. Das von uns dargestellte Methyltyrosin schmolz bei raschem Erhitzen gegen\n9 Diese Untersuchung war schon 1913 beendigt, die Publikation aber aus \u00e4u\u00dferen Gr\u00fcnden verschoben.","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Konstitution des Surinamins.\n23\n;i000 C. Das Surinamin hingegen zersetzte sich schon bei 280\u00b0 C. Friedmann und Gutmann geben den Zersetzungspunkt ihres Pr\u00e4parates auf 318\u00b0 C. an. Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, da\u00df Surinamin identisch mit N-Methyl-tyrosin ist, denn das synthetisch dargestellte Pr\u00e4parat war optisch inaktiv, das Surinamin (Ratanliin) zeigt nach Gold-sclimiedt (a)D = \u201418,6\u00b0. Eine Spaltung des Surinamins mit Hilfe von P\u00e9nicillium war ohne Erfolg, aber es gelang bei der l\u00e4ulnis in passender N\u00e4hrl\u00f6sung auf Zusatz von wenig gefaultem Pankreas eine Base darzustellen, welche ebenfalls in einer Ausbeute von nahezu \u00b0/0 der Theorie erhalten wurde, als man N-Methyltyrosin vorsichtig in kleinen Portionen auf zirka 250\u00b0 C. erhitzte. Die Base wurde in das Chlorplatinat \u00fcbergef\u00fchrt, dasselbe schmolz bei 205\u00b0 C. Den gleichen Schmelzpunkt fand auch H. Blau1) f\u00fcr das in gleicher Weise aus Surinamin dargestellte Platindoppelsalz. Behufs Kontrolle wurde nochmals eine kleine Menge Surinamin durch Erhitzen zersetzt. Ein Gemisch der beiden dargestellten Platindoppelsalze schmolz bei 205\u00b0 C. Der Platingehalt, bestimmt durch direktes Verbrennen im Porzellantiegel, ergab 27,35%, berechnet f\u00fcr (C\u201e H13ON)2H2PtCl6 27,40% Pt. Das von uns aus synthetischem Methyltyrosin erhaltene Chlorplatindoppelsalz stimmt im Verhalten vollst\u00e4ndig mit dem Platindoppelsalz des von II. Blau und G. St. Walpole2) synthetisch dargestellten I'araoxyphenyl\u00e4thylmethylamins \u00fcberein, ebenso das Chlorhydrat. Das Platindoppelsalz wurde mit Schwefelwasserstoff zersetzt und das Filtrat vom Platinsulfid konzentriert und \u00fcber Natronkalk aufbewahrt. Dann wurde in absolutem Alkohol gel\u00f6st, mit absolutem \u00c4ther versetzt und stehen gelassen. Es schieden sich allm\u00e4hlich feine Kristalle aus, welche bei 147\u00b0 C-schmolzen. Das Chlorhydrat der Base von Walpole zersetzt sich bei 148,5\u00b0 C. Gefunden 18,81% CI, berechnet f\u00fcr (%H13NO)HCl 18,9%. Somit bringt diese Untersuchung einen weiteren Beweis daf\u00fcr, da\u00df das Surinamin identisch mit N-Methyltyrosin\n\u2019) loc. cit. (\n*) Journ. of the ehern. Soe. Transactions 97. 1. 945 (1910).","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24 E. Winterstein, \u00dcber die Konstitution des Surinamins.\nCOII\nhc^Nch\nHC\nCH\nVC1\nC\u2014CH, CH NH \u2022 COOII\nCIL\nist. Die im pharmakologischen Laboratorium der Firma F. Holtmann La Roche & Cie. in Basel von Herrn Dr. M. Guggenheim angestellten Versuche ergaben, da\u00df das Paraoxyphenyl-\u00e4thylmethylamin weniger physiologisch wirksam ist, als das Paraoxyphenyl\u00e4thy lamin.","page":24}],"identifier":"lit20760","issued":"1919","language":"de","pages":"20-24","startpages":"20","title":"\u00dcber die Konstitution des Surinamins","type":"Journal Article","volume":"105"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:29:15.324379+00:00"}