Open Access
{"created":"2022-01-31T14:54:30.437538+00:00","id":"lit20763","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Valentin, Franz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 105: 33-57","fulltext":[{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"Ober die fett\u00e4hnlichen Substanzen im Glask\u00f6rper des\nPferdeauges.\nVon\nDr. Franz Valentin.\n(An\u00ab dem Laboratorium f\u00fcr medizinische Chemie der Tier\u00e4rztlichen Hochechnle in Wien.)\n(Der Redaktion zugeg&ngen am 16. August 1918.)\nIm Glask\u00f6rper des Pferdeauges finden sich nicht selten i l \u00dcbungen, welche durch Kryst\u00e4llchen von verschiedener Form bedingt sind. Diese Tr\u00fcbungen sind zwar h\u00e4ufig eine Begleiterscheinung von Erkrankungen des Auges, insbesonders der als Mondblindheit bezeichnten Iridocyclochorioiditis, scheinen aber auch in normalen Augen als Alterserscheinungen vorzukommen. Ihr Auftreten geht h\u00e4ufig mit der Verfl\u00fcssigung des Glask\u00f6rpers einher, jedoch ist dies nicht immer der Fall. \u00dcber die Natur dieser Krystalle liegt zwar eine Reihe von Untersuchungen vor, doch sind die Ergebnisse nicht derart, da\u00df eine einwandfreie Charakterisierung der Kryst\u00e4llchen m\u00f6glich ist.\nNach den Untersuchungen Steinbecks(1) u. Kirstens(2) sollen rund 25\u00b0/o der Pferde mit Glask\u00f6rpertr\u00fcbungen behaftet sein und diese Tr\u00fcbungen auch in ganz gesunden Augen zu linden sein. Ebenso steht es mit der Synchisis corporis vitrei, der Verfl\u00fcssigung des Glask\u00f6rpers, von der auch Bayer(s) schreibt, da\u00df er nicht jeden Fall von Synchisis als pathologisch erkl\u00e4ren k\u00f6nne, er weist darauf hin, da\u00df der Glask\u00f6rper des Pferdes wasserreicher sei, als der der Menschen und der \u00fcbrigen Tiere, die Verfl\u00fcssigung d\u00fcrfte ein physiologischer Vorgang beim Altern der Pferde sein. Letztere Ansicht best\u00e4tigt auch die Angabe Kirstens (I. c.), da\u00df der Prozentsatz der Tr\u00fcbungen bei alten Pferden h\u00f6her ist, w\u00e4hrend Steinbeck (I. c.) fast Hoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CV.\t3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nFranz Valentin,\nzum gegenteiligen Resultat gelangt. Steinbeck beschreibt die gefundenen Tr\u00fcbungen als mehr oder weniger durchsichtige, bewegliche K\u00f6rper verschiedener Gr\u00f6\u00dfe und mannigfaltiger Form. Gleichzeitig bestand Verfl\u00fcssigung des Glask\u00f6rpers. Die Tr\u00fcbungen waren entweder sehr zahlreich, fein und staubf\u00f6rmig, in anderen F\u00e4llen stellten sie einzelne, kleine, schillernde K\u00f6rper, wei\u00dfe Flocken verschiedener Gr\u00f6\u00dfe vor oder auch d\u00fcnne, verschlungene F\u00e4den, mehrmals zarte, wei\u00dfe netz- oder schleierartige Gebilde. Bei schwachem Lichte aus der N\u00e4he glitzernde Punkte auf dunklem Grunde.\nDa\u00df eine Erscheinung, wie das Glitzern, schon sehr lange die Aufmerksamkeit der Ophthalmologen auf sich gezogen und zu mancherlei Erkl\u00e4rungen Anla\u00df gegeben hatte, ist nicht zu verwundern, zumal, da diese Erscheinung auch iin Auge des Menschen vorkommt. Die folgenden Literaturangaben beziehen sich auf das menschliche Auge.\nDesmarres(4) nannte diese Erscheinung zuerst Synchisis \u00e9tincellant und erkl\u00e4rte sie in der Weise, da\u00df infolge Verfl\u00fcssigung die Zellen nicht gen\u00fcgend gespannt seien und so, infolge Faltenbildung, das Licht zur\u00fcckwerfen. Die Erkl\u00e4rung, die Erscheinung sei durch bewegliche K\u00f6rper bedingt, weist er zur\u00fcck, da diese ja in die vordere Augenkemmer dringen m\u00fc\u00dften, wenn sich der Patient auf den Bauch legte. SieheK5) erkl\u00e4rt sie als durch metallisch-gl\u00e4nzende, goldgelbe Bl\u00e4ttchen hervorgerufen, infolge Reflexion des Lichtes, w\u00e4hrend Stout (fi) das Leuchten als eine Refraktion des Lichtes bezeichnet. Als Entstehungsursache vermutet er, da\u00df sich infolge zu hoher Salzkonzentration des Glask\u00f6rpers Krystalle ausscheiden. Blasius(7) vergleicht die Krystalle mit den Cholesterin-Kry-stallen, wie sie in der Fl\u00fcssigkeit einer Hydrocele Vorkommen. Er glaubt, aus dieser \u00c4hnlichkeit auf Cholesterin schlie\u00dfen zu d\u00fcrfen, um so mehr als in den exsudativen Ausscheidungen der Linsenkapsel Cholesterin nachgewiesen worden war und das Funkeln nur mit gleichzeitigem entz\u00fcndlichem Exsudat zu finden war. Durch einen originellen Versuch suchte Hervier(8) die Anwesenheit von Cholesterin plausibel zu machen, indem er in eine Glaskugel Augenfl\u00fcssigkeit f\u00fcllte, Cholesterin zusetzte","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"I ber die fett\u00e4hnlichen Substanzen im Glask\u00f6rper des Pferdeauges \u2022 35\nund dann durch Bewegen der Kugel von unten nach oben dieselbe Leuchterscheinung hervorbringen wollte. Bouisson (9) glaubt, da\u00df im Glask\u00f6rper gel\u00f6stes oder fein verteiltes Fett unter pathologischen Verh\u00e4ltnissen sich teilweise krystallinisch ausscheidet. Erw\u00e4hnen m\u00f6chte ich noch die Angabe von Sch\u00fcler (10), da\u00df man bei genauem Studium, kleine, wei\u00dfe Tyrosinkrystalle und gr\u00f6\u00dfere, gelbliche Cholesterinkrystalle unterscheiden k\u00f6nne, von denen sich letztere oft zu Drusen zusammenballen. Leider fehlen in seiner Ver\u00f6ffentlichung die Grundlagen, die ihn zu seiner Diagnose Cholesterin und Tyrosin gef\u00fchrt haben. Schlie\u00dflich beschreibt auch Westphal^1) einen Fall, bei dem er auf chemischem und mikrochemischem Wege Cholesterin nachgewiesen hat; leider verschweigt auch er, welche Reaktionen er angestellt hat. Einen interessanten Befund von FL M\u00fcller(12) glaube ich hier nicht \u00fcbergehen zu d\u00fcrfen, da ich auch in f\u00fcnf F\u00e4llen den gleichen mikroskopischen Befund erhoben halte. Es handelt sich um einen Fall von morbus Brightii. Das eine Auge war normal, im anderen Auge fanden sich Tr\u00fcbungen, bestehend aus Glask\u00f6rperzellen und St\u00e4bchen von 0,001 mm Dicke und sehr wechselnder L\u00e4nge (0,005\u20140,006 mm). Er unterscheidet zwischen k\u00fcrzeren und l\u00e4ngeren St\u00e4bchen. Die kurzen St\u00e4bchen hatten eine betr\u00e4chtlichere, aber gleichm\u00e4\u00dfigere Dicke, die langen waren scharf zugespitzt. Die langen waren dabei etwas gekr\u00fcmmt und konnten durch Verschieben in einen dichten Kn\u00e4uel verwirrt werden. Mehrst\u00fcndige Behandlung mit \u00c4ther l\u00f6ste nicht, Essigs\u00e4ure ver\u00e4nderte nicht, in Kalilauge nach l\u00e4ngerer Einwirkung schwanden sie.\nZusammensetzung des Glask\u00f6rpers.\nSo wie die Entstehung der llarnsedimente und -konkre-mente aufs innigste mit der Zusammensetzung des Harns .zusammenh\u00e4ngt, so wird auch bei der Beurteilung von Ausscheidungen aus dem Glask\u00f6rper die Zusammensetzung des Glask\u00f6rpers zu ber\u00fccksichtigen sein. In dieser Beziehung liegen Untersuchungen von Lohmeyer(13), Pautz(u) und M\u00f6rner(15) vor, welche mit Rinderaugen gearbeitet haben.","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nFranz Valentin,\nLohmeyer zerlegt den Glask\u00f6rper durch Filtration in einen fl\u00fcssigen Anteil und in einen festen, welch letzteren er als \u00abMembranen\u00bb bezeichnet. Nach seinen Analysen besteht der\ngesamte Glask\u00f6rper in Prozenten aus:\nWasser................................... 98,6400\nMembranen..................................0,0210\nNatrium-Albuminat .........................0,1360\nFett. .....................................0,0016\nKochsalz (NaCl)............................ 0,7757\nKaliumchlorid (KCl)........................ 0,0605\nKaliumsulphat (K,S04)......................0,0148\nCalciumphosphat (Caa[P04]4)................0,0101\nMagnesiumphosphat (Mg3[P04]4).............. 0,0032\nEisenphosphat (Fe4[P04L)................... 0,0026\nCalciumcarbonat (CaCO,)..............\u2022 . 0,0133\nExtraktivstoffe ........................... 0,3208\nDie Reaktion ist alkalisch. Au\u00dferdem enth\u00e4lt die Glask\u00f6rperfl\u00fcssigkeit Zucker, Harnstoff und Rechtsmilchs\u00e4ure.\nDie Membranen bestehen nach M\u00f6rner aus einer glutinliefernden Substanz (durch Erhitzen auf 105\u2014108\u00b0 im geschlossenen Rohr geben sie eine gelatinierende Fl\u00fcssigkeit). In der Fl\u00fcssigkeit selbst befindet sich ein Hyalomucoid, das nach M\u00f6rner folgende Reaktionen gibt : Koaguliert nicht beim Kochen, wird durch S\u00e4uren, auch Gerbs\u00e4ure, gef\u00e4llt, im \u00dcberschu\u00df der S\u00e4ure wieder l\u00f6slich; Kochsalz, Natriumacetat, gelbes Blutlaugensalz hindern die F\u00e4llung durch S\u00e4ure, daher erh\u00e4lt man auch beim Versetzen des Glask\u00f6rpers mit Essigs\u00e4ure keinen Niederschlag, sondern erst nach Verd\u00fcnnen desselben mit destilliertem Wasser. Das freie Mucoid zeigt saure Reaktion, ist in Wasser unl\u00f6slich, dagegen leicht l\u00f6slich in sehr verd\u00fcnnten Alkalien. Zinnchlor\u00fcr, Platinchlorid, Mercurinitrat, Kupfersulfat, bas. Bleiacetat, Eisenchiorid und Alaun f\u00e4llen, positiv fallen ferner aus: die Reaktionen nach Millon Adamkiewicz, Liebermann und die Xanthoproteins\u00e4urereaktion. Nebstbei soll nach verschiedenen Autoren (zitiert nach M\u00f6rner 1. q.) koagulierbares Eiwei\u00df in Mengen von 0,07 bis 0,17 Prozent Vorkommen.\nBei meinen orientierenden Untersuchungen \u00fcber die Zusammensetzung des Glask\u00f6rpers habe ich auf Traubenzucker","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"\u00ee ber tlie fett\u00e4hnlichen Substanzen im Glask\u00f6rper ties Ffeitleauges. 37\nin der Weise gepr\u00fcft, da\u00df ich die durch Filtration aus dem Glask\u00f6rper erhaltene Fl\u00fcssigkeit mit Bleizucker ausf\u00e4llte und mit Fehlingscher L\u00f6sung pr\u00fcfte. Sie zeigte mit ganz vereinzelten Ausnahmen Reduktion, auch dann, wenn das Auge ein bis zwei Tage gelegen war. Das Filtrat des Glask\u00f6rpers zeigte auch immer beim Erhitzen Tr\u00fcbungen, freilich manchmal nur spurenweise, in anderen F\u00e4llen aber sehr deutlich. Auch Milchs\u00e4ure konnte ich in .jedem Falle nachweisen. Sie wurde durch Extraktion mit \u00c4ther isoliert, an der sauren Reaktion, Reaktion gegen Eisenchlorid und der optischen Aktivit\u00e4t erkannt. Sieht man von dem Mucoid ab, so sind die aufgez\u00e4hlten Bestandteile des Glask\u00f6rpers ihrer Natur nach solche, da\u00df sie im Wasser l\u00f6slich bleiben, auch dann, wenn die Fl\u00fcssigkeit ihre Reaktion \u00e4ndert. Es ist daher von vorne-herein wenig wahrscheinlich, da\u00df diese Stoffe in analoger Weise, wie etwa die Harns\u00e4ure oder die Erdphosphate im Harn Bestandteile von tr\u00fcbenden Partikelchen werden k\u00f6nnen.\nAbgesehen von den fr\u00fcher erw\u00e4hnten, krystalliniscben Ausscheidungen kommen im Glask\u00f6rper auch wei\u00dfe, strukturlose Flocken vor; sie l\u00f6sen sich, wie ich konstatieren konnte, in warmer Lauge auf und d\u00fcrften vermutlich aus geronnenem Eiwei\u00df bestehen. Es ist jedoch kaum anzunehmen, da\u00df sie aus normalen Bestandteilen des Glask\u00f6rpers stammen, sie d\u00fcrften vielmehr mit einer Exsudatbildung Zusammenh\u00e4ngen\nIn den vorgedachten Untersuchungen des Glask\u00f6rpers wurde einer Gruppe von Stoffen bis jetzt nur sehr geringe Aufmerksamkeit geschenkt, n\u00e4mlich den fett\u00e4hnlichen Substanzen. Die bei Synchisis scintillans vorkommenden Krystalle werden zwar in allen Lehrb\u00fcchern als Krystalle von Cholesterin und Tyrosin bezeichnet; leider fehlt aber in allen F\u00e4llen der. chemische Nachweis dieser beiden Substanzen.\nWas nun die letztere Substanz betrifft, die allerdings mit den Lipoiden in keinem Zusammenh\u00e4nge steht, so habe ich sie zun\u00e4chst ohne R\u00fccksicht auf Ausscheidungen in der Glas-u\u00f6rperfl\u00fcssigkeit gesucht. Die filtrierte Glask\u00f6rperfl\u00fcssigkeit gibt keine, oder in einzelnen F\u00e4llen beim Erw\u00e4rmen mit Millon-schem Reagens nur eine schwache Rotf\u00e4rbung. Tyrosin l\u00f6st","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nFranz Valentin.\nsich, obwohl es in reinem Wasser sehr schwer l\u00f6slich ist, in alkalischen Fl\u00fcssigkeiten leicht auf. Soll demnach Tyrosin aus der Glask\u00f6rperfl\u00fcssigkeit zur Ausscheidung gelangen, so m\u00fc\u00dfte bei der alkalischen Reaktion des Glask\u00f6rpers dieTyrosin-menge relativ gro\u00df sein. Trotzdem versuchte ich, in einer Anzahl von F\u00e4llen, in welchen die Glask\u00f6rperfl\u00fcssigkeit wenn auch nur schwache, so doch positive Mil Ion sehe Reaktion gab, Tyrosin nachzuweisen. Der gesamte Glask\u00f6rper samt seinen festen Gebilden wurde mit hei\u00dfem ammoniakbaltigem Wasser ausgekocht und die Fl\u00fcssigkeit hei\u00df filtriert; \u00b0das Filtrat auf dem Wasserbade verdampft, wobei sich geringe Mengen von Eiwei\u00df und anorganischen Salzen ausschieden. Der Abdampfr\u00fcckstand wurde mit Ammoniak aufgenommen, die L\u00f6sung filtriert und das Filtrat vorsichtig mit Essigs\u00e4ure neutralisiert. Es bildete sich keine Tr\u00fcbung. Mit Milions Reagens gepr\u00fcft, blieb die Fl\u00fcssigkeit ohne die geringste Spur einer Rotf\u00e4rbung. Die positive Millonsche Reaktion im Glask\u00f6rper bei den vorgedachten F\u00e4llen kann demnach nicht von freiem Tyrosin stammen, sondern r\u00fchrt von anderen Verbindungen her, vermutlich von Eiwei\u00df. Nun w\u00e4re es an sieh denkbar, da\u00df durch Spaltung dieser Eiwei\u00dfstoffe Tyrosin zur Ausscheidung gelangt. Die schwache Millonsche Reaktion, die bestenfalls erzielt werden konnte, lie\u00df aber darauf schlie\u00dfen, da\u00df auch die Mengen an gebundenem Tyrosin im Glask\u00f6rper so gering sind, da\u00df Ausscheidung von Tyrosin a priori in Zweifel gezogen werden mu\u00df.\nEigene Untersuchungen der Tr\u00fcbungen. Methodik.\nIn Untersuchung gezogen wurden mehr als zweihundert Pferdeaugen, die teils aus dem Wiener Pferdeschlachthaus, teils aus dem pathologischen Institute der Hochschule stammten. Zur Gewinnung des Glask\u00f6rpers w'urden die Aug\u00e4pfel zun\u00e4chst durch Pr\u00e4paration mit Pinzette und Messer von dem \u00e4u\u00dferlich anhaftenden Muskel- und Bindegewebe gereinigt, hierauf mit einem reinen Tuche abgetrocknet und sodann wurde mit einem spitzen Messer ungef\u00e4hr in der Mitte zwischen Cornealrand und Eintrittsteile des Sehnerven die Sklera durchstochen und die","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die fett\u00e4hnlichen Substanzen im Glask\u00f6rper des Pferd eaugcs. 39\n\u00d6ffnung mit einem Scherenschlag im Verlaufe des halben \u00c4quators erweitert. Bestand eine Verfl\u00fcssigung des Glask\u00f6rpers, so flo\u00df der fl\u00fcssige Teil rasch aus, w\u00e4hrend der noch intakte Glask\u00f6rper im Bulbus zur\u00fcckblieb und sodann leicht mit einer Pinzette oder durch ganz geringen Druck aus der Kapsel herausgebracht werden konnte. Leider blieb aber immer ein Teil der Retina am Glask\u00f6rper haften, der dann so vollst\u00e4ndig als m\u00f6glich mit Pinzette und Schere entfernt wurde. Diese unangenehme Eigenschaft war es auch, weshalb alle bisherigen Untersuchungen an Rinderaugen angestellt worden waren. Enthielt die zuerst abflie\u00dfende Fl\u00fcssigkeil gr\u00f6\u00dfere Mengen von Tr\u00fcbungen, so wurde sie gesondert 'aufgelangen. Zur chemischen Identifizierung der tr\u00fcbenden Partikel wurde teils der mikrochemische Weg eingeschlagen, zum anderen Teile wurde die Identifizierung auf makrochemischem Wege versucht. In letztem Sinne gelang es nicht immer die tr\u00fcbenden Partikel von der Fl\u00fcssigkeit, bezw. der Gallerte zu isolieren. War dies m\u00f6glich, dann war die anzuwendende Methode bereits gegeben, im anderen Falle jedocli mu\u00dfte indirekt aus der chemischen Untersuchung des gesamten Glask\u00f6rpers auf die Natur der Tr\u00fcbungen geschlossen werden.\nVon ausschlaggebender Bedeutung erschien in manchen F\u00e4llen die Untersuchung der tr\u00fcbenden Partikel auf Phosphor und Stickstoff. Trotz der an sich empfindlichen Methoden, die f\u00fcr diesen Zweck gew\u00e4hlt wurden, konnte doch aus dem Grunde, weil nur sehr kleine Substanzmengen f\u00fcr diese Untersuchung gewidmet werden konnten, nur einem positiven Ausfall der bez\u00fcglichen Probe Bedeutung beigemessen werden w\u00e4hrend ein negativer Ausfall der Annahme einer Phosphpr-bezw. stickstoffhaltigen Substanz nicht widersprechen konnte. Zum Nachweise der Phosphors\u00e4ure wurde eine stecknadelkopfgro\u00dfe Substanzmenge mit Hilfe eines d\u00fcnnen Glasst\u00e4bchens entnommen, mit einem Tr\u00f6pfchen Salpeters\u00e4ure in einem kleinen Porzellantiegel versetzt und zur Trockene gedampft; hierauf mit kleiner Flamme vorsichtig verascht. Die Asche wurde mit Salpeters\u00e4ure aufgenommen und in einer kleinen Eprouvette die Molybd\u00e4ns\u00e4urereaktion angestellt. Hatte sich","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nFranz Valentin,\nein Niederschlag gebildet, so wurde er auf einem kleinen Filterchen gesammelt, in verd\u00fcnntem Ammoniak gel\u00f6st und sowohl unter dem Mikroskop als auch in der Eprouvette der f\u00fcr Phosphors\u00e4ure charakteristische Niederschlag mit Magnesia-rnixtur hervorgerufen. Der Stickstoffnachweis geschah nach der Methode von Lassaigne. Ein etwa doppelt stecknadelkopfgro\u00dfes St\u00fcckchen Substanz wurde mit der ungef\u00e4hr vier-bis f\u00fcnfmal so gro\u00dfen Menge metallischen Kaliums in einer kleinen Eprouvette geschmolzen, die Schmelze sodann in Wasser gebracht und, nachdem die Reaktion vor\u00fcber war, zerrieben und filtriert. Mit der L\u00f6sung wurde in bekannter Weise die Berlinerblaureaktion angestellt.\nZur mikroskopischen Untersuchung der tr\u00fcbenden Partikel wurde aus dem verfl\u00fcssigten Teil ein Tropfen mit Hilfe einer weiten Kapillare oder, falls sich die Tr\u00fcbung im normalen Glask\u00f6rperanteil befand, mit Hilfe von Schere und Pinzette auf den Objekttr\u00e4ger gehracht.\nEinen wichtigen Anhaltspunkt ergab die Untersuchung der tr\u00fcbenden Partikel im polarisierten Licht. Zu diesem Zwecke wurden zuerst die zu pr\u00fcfenden Gebilde bei parallel gestellten Nikols scharf eingestellt, hierauf bei gekreuzten Nikols weiter beobachtet. Sodann wurde das Pr\u00e4parat langsam um 90\u00b0 gedreht, um das Erl\u00f6schen bezw. Wiederaufleuchten der anisotropen Substanz festzustellen. Konnte anisotrope Substanz festgestellt werden, so wurde das Pr\u00e4parat \u00fcber einer kleinen Flamme erw\u00e4rmt und wieder beobachtet, ob die Doppelbrechung verschwunden war oder nicht.\nIm weiteren wurde zur Charakterisierung der Tr\u00fcbungen ihre L\u00f6slichkeit in verschiedenen L\u00f6sungsmitteln gepr\u00fcft. Als solche wurden verwendet: Natronlauge, Ammoniak, Salzs\u00e4ure, Essigs\u00e4ure, Alkohol, Aceton, Chloroform und \u00c4ther. In einzelnen F\u00e4llen konnten auch unter dem Mikroskope andere chemische Reaktionen angestellt werden, wie die F\u00e4llung von lettsauren Salzen durch Zusatz von Chlorbaryum, Chlorcalcium und schwefelsaurem Magnesium.\nEndlich wurde noch das Verhalten der tr\u00fcbenden Substanz gegen gewisse Farbstoffe gepr\u00fcft, in dem Sinne, wie","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"b her die fctt\u00e4hnlichen Subst\u00e4czeu im Glask\u00f6rper des Pferdeauges. 4]\ndies Kawamura(18) in seiner Monographie \u00abCholesterinester-yerfettung\u00bb angegeben hat. Insbesondere soll auf die Untersuchung Kawamuras zur\u00fcckgegriffen werden, welche er'\u00fcber das Verhalten der drei Farbstoffe, Sudan III (S. III), Neutralrot (Nr.) und Nilblausulfat (Nb.), gegen\u00fcber verschiedenen fett-artigen und fett\u00e4hnlichen Substanzen angestellt hat. Bez\u00fcglich der h\u00e4utig in Betracht kommenden Substanzen gibt Kawamuru folgendes an:\n\tSudan 111\tNeutralrot\tNilbiausulf&t\nGlycerinester . . .\trot\tungef\u00e4rbt\trot\nOls\u00e4ure\t\t\u00bb\trot\tblau\nStearins\u00e4ure . . .\tgelblichr\u00f6tlich\ttiefrot\tleicht r\u00f6tlicii od. bl\u00e4ulich\nSeifen\t\tgelbrot\trot\tblau\nLecithin\t\tgelblichr\u00f6tlich\tr\u00f6tlich\tbl\u00e4ulich\nCholesterinester. .\tgelblichrot\tungef\u00e4rbt\tleicht r\u00f6tl. u. ungef\u00e4rbt\nCholesterin ....\t\u00bb\t*\tleicht r\u00f6tlich\nBei meinen Untersuchungen verwendete ich von Neulral-10t und Nilblausulfat ges\u00e4ttigte w\u00e4sserige L\u00f6sungen, w\u00e4hrend von Sudan III eine ges\u00e4ttigte L\u00f6sung in 70\u00b0/oigem Alkohol zur Verwendung kommen mu\u00dfte. Bei der Verwendung der w\u00e4sserigen Farbstoffl\u00f6sungen von Neutralrot und Nilblausulfat wurde unter dem Deckglas gef\u00e4rbt, indem an den Rand des Deckglases ein Tropfen Farbstoffl\u00f6sung gesetzt wurde, welcher durch Ansetzen von Filtrierpapier am gegen\u00fcberliegenden Rande des Deckglases durch das Pr\u00e4parat gezogen wurde. Bei der f\u00e4rbung mit alkoholischer Sudanl\u00f6sung mu\u00dfte das Pr\u00e4parat vor dem Auflegen des Deckglases mit der Farbstoffl\u00f6sung vermengt werden, worauf, sofort das Deckglas aufgesetzt wurde. Beobachtet wurde nach 15\u201420 Minuten dauernder Einwirkung, bei Sudan III, nach 5 \u2014 10 Minuten dauernder Einwirkung bei Neutralrot und Nilblausulfat. Bei Neutralrot und Nilblausulfat wurde kurz vor der Beobachtung die Farbsloffl\u00f6sung weggewaschen, indem ein Tropfen Wasser durch das Pr\u00e4parat gesaugt wurde.\nDie eigent\u00fcmlichen Verh\u00e4ltnisse des Glask\u00f6rpers und der Glask\u00f6rperfl\u00fcssigkeit versprachen einerseits noch weitere Auf-","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nFranz Valentin,\nSchl\u00fcsse \u00fcber die Natur der tr\u00fcbenden Partikel, als aus den Versuchen Kawamuras zu erwarten war, anderseits machte sie weitere Untersuchungen notwendig.\nDer Farbstoff Sudan III ist ein Aminoazobenzol diaz. -\u00df-Naphthol, also eine Base, welche sich in Alkohol mit bernsteingelber Farbe l\u00f6st. Auf Zusatz von Alkali nimmt die F\u00e4rbung eine hellere Nuance an, w\u00e4hrend sie durch Zusatz einer S\u00e4ure in Rot \u00fcbergeht.\nNeutralrot, Dimethylamino-tolu-phenazin-chlorhydrat ist ein Salz, welches sich im Wasser mit dunkelroter Farbe l\u00f6st. Zusatz von S\u00e4ure ver\u00e4ndert die Farbe nicht, Basen erzeugen einen Niederschlag, bestehend aus der freien Farbbase.\nNilblausulfat ist ein Salz, in neutraler oder saurer L\u00f6sung tiefblau. Auf Zusatz von Ammoniak- oder Natronlauge wird die Fl\u00fcssigkeit rot, auf Zusatz von Soda violett. Nach l\u00e4ngerem Stehen scheidet die mit Alkalien versetzte Fl\u00fcssigkeit einen aus der Farbbase bestehenden Niederschlag aus.\nDie chemische Konstitution der drei genannten Farbstoffe sowie das eben erw\u00e4hnte Verhalten gegen S\u00e4uren und Basen l\u00e4\u00dft von vornherein erwarten, da\u00df diese drei Farbstoffe au\u00dfer den von Kawamura angegebenen Reaktionen noch R\u00fcckschl\u00fcsse darauf gestatten, ob die zu f\u00e4rbende Substanz sauren oder basischen Charakter besitzt. Um dar\u00fcber noch n\u00e4here Aufschl\u00fcsse zu erhalten, habe ich mit einer Reihe von organischen S\u00e4uren F\u00e4rbeversuche angestellt. Sie ergaben folgende Reaktion:\nCaprons\u00e4ure:\tmit Nr.\t\tdunkelrot,\n\t\u00bb\tNb.\tblau, die kleinen Tropfen dunkelblau.\nPalmitins\u00e4ure :\t\u00bb\tS III\tgelb, bei hoher Einstellung mit r\u00f6tl. Schimmer, wie Caprons\u00e4ure.\nStearins\u00e4ure :\t>\tS III\tetwas mehr gelb als Caprons\u00e4ure,\n\u2022\t\u00bb\tNb.\tblau oder blauviolett,\n\u00d6ls\u00e4ure : t\t>\tS III\tgelb mit r\u00f6tlichem Stich, die kleinen Tropfen dunkelrot,\n\t\u00bb\tNb.\tviolett.\n\t>\tNr.\trot,\nBenzoes\u00e4ure :\t>\tSill\tan einzelnen Punkten rot,\n\tNb.\tu. Nr.\tnahm es nicht an.","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die fett\u00e4hnlichen Substanzen im Glask\u00f6rper des Pferdeauges. 43\nSalycyls\u00e4ure : mit S III wie Benzoes\u00e4ure,\n*\tNr.\tfallen rote wetzstein&hnliche Krystalle aus, teil-\nweise zu Drusen gruppiert,\n> Nb.\tdunkelblau.\nDie Versuche ergaben, da\u00df in dieser Hinsicht der Charakter der drei Farbstoffe nicht ganz eindeutig ist. Es mu\u00df daher, sollen n\u00e4here Schl\u00fcsse auf die Natur einer Substanz gezogen werden k\u00f6nnen, das Verhalten zu der in Frage kommenden Substanz bekannt sein. In erster Linie interessierte mich in dieser Hinsicht das Verhalten der Farbstoffe gegen\u00fcber einem Fetts\u00e4uregemisch, wie es aus nat\u00fcrlichen Fetten erhalten werden kann, sowie das Verhalten zu den zugeh\u00f6rigen Seifen. Um dies zu erkennen, wurde Schweinefett mit alkoholischer Kalilauge verseift, nach dem Verdampfen des Alkohols die Seifenl\u00f6sung mit Schwefels\u00e4ure zerlegt und die so gewonnenen Fetts\u00e4uren wiederholt mit Wasser gewaschen. Um sie vollst\u00e4ndig frei von Cholesterin und anderen Alkoholen zu bekommen, wurden diese Fetts\u00e4uren in verd\u00fcnnter Lauge gel\u00f6st, die L\u00f6sung wiederholt mit Benzin ausgesch\u00fcttelt. Ein Teil der Seifenl\u00f6sung wurde mit Schwefels\u00e4ure zerlegt und das so gewonnene Fetts\u00e4uregemenge mit den Farbstoffen gepr\u00fcft, der andere Teil der Seifenl\u00f6sung wurde mit Kochsalz ausgesalzen, die ausgeschiedenen Seifen abgepre\u00dft und nochmals gef\u00e4llt.\nDas Verhalten dieser Fetts\u00e4uren, sowie der Seifen, war folgendes:\nFetts\u00e4ure:\tmit\tS III\tgelb bis r\u00f6tlichgelb,\n>\tNb.\tblau und bl\u00e4ulichviolelt,\n\u00bb\tNr.\tdunkelrol.\nSeifen:\t>\tS III\tlichtgelb,\n*\tNb.\tblau bis lichtblau,\n\u00bb\tNr.\tdunkelrot, Ausscheidung der freien Farbbase.\nIch lasse nun die kurz gefa\u00dften Versuchsprolokolle folgen.\nVersuchsprotokolle.\nVersuchsreihe I.\nAus einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl von Augen (70\u201480) wurden zun\u00e4chst diejenigen ausgesucht, deren bulbus die weichste Konsistenz besa\u00df, also eine Verfl\u00fcssigung vermuten lie\u00df.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nFranz Valentin,\nI.\tEin Auge, Glask\u00f6rper vollst\u00e4ndig verfl\u00fcssigt und von gelblicher Farbe. Beim Stehen setzt sich ein feinsandiger Niederschlag ab. Au\u00dferdem sind noch Flocken vorhanden. Unter dem Mikroskop erschien der Niederschlag aus zelligen Gebilden zu bestehen, die in ihrer Mitte einen hellen, doppelbrechenden Tropfen eingeschlossen hatten' Au\u00dferdem fanden sich vereinzelte Krystalle von rhomboedrischer Form. Nach dem Sch\u00fctteln der Fl\u00fcssigkeit mit \u00c4ther konnten die Tropfen nicht mehr gefunden werden. Aus dem \u00c4ther krystallisiei ten die tafelf\u00f6rmigen Krystalle wieder aus, au\u00dferdem blieben nach dem Abdunsten des \u00c4thers Tropfen zur\u00fcck, welche teilweise Doppelbrechung zeigten. Der R\u00fcckstand gab, in Chloroform gel\u00f6st, sowohl die Reaktion nach Salkowski auf Cholesterin, als auch die Liebermannsche Cholestolreaktion.\nII.\tF\u00fcnf Augen, Katarakt, Irisatrophie, Glask\u00f6rper wasserhell, teilweise verfl\u00fcssigt, der nicht ver\u00e4nderte Teil bildete kleine, in der klaren Fl\u00fcssigkeit schwebende Klumpen. Diese Teile hielten lange, sehr feine, weiche Nadeln von seidenartigem Glanze umschlossen. Unter dem Mikroskope zeigten sich die Nadeln als F\u00e4den von verschiedener L\u00e4nge, teils weich und schmiegsam, teils starr und steif, die Enden meist fein zugespitzt. Sie fanden sich nur in den nichtverfl\u00fcssigten Partien und waren untereinander mehr oder weniger verflochten. Im polarisierten Lichte erwiesen sich die Nadeln als doppelbrechend, sie ergl\u00e4nzten bei gekreuzten Nikols in den verschiedensten Farben, die sich beim Drehen des Pr\u00e4parates \u00e4nderten, um nach je 90\u00b0 zu verschwinden. Wurden die Krystalle mit starker Lauge oder Essigs\u00e4ure versetzt, so schwand augenblicklich die Doppelbrechung, dem sonstigen \u00e4u\u00dferen Ansehen nach wirkte weder S\u00e4ure, noch Lauge ein. Nach l\u00e4ngerem Linwirken blieb das mit Essigs\u00e4ure behandelte Pr\u00e4parat auch weiterhin scheinbar unver\u00e4ndert, w\u00e4hrend die mit Lauge behandelten Nadeln quollen, indem sie eine rosenkranz\u00e4hntiche F orm annahmen, und ihre \u00e4u\u00dferen Konturen doppelt erschienen. Nach ungef\u00e4hr einer halben Stunde waren an Stelle der Nadeln eine Menge feinster Tr\u00f6pfchen getreten. Die Nadeln selbst l\u00f6sten sich nicht beim Behandeln des Pr\u00e4parates mit Ghloro-","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die fett\u00e4hnlichen Substanzen im Glask\u00f6rper des Pferdeauges. 45\nform, Alkohol und \u00c4ther; vermutlich deshalb, weil die gallertige Umh\u00fcllung die Krystalle vor der Einwirkung des L\u00f6sungsmittels sch\u00fctzte.\nBeim Anblick dieser feinen, seidengl\u00e4nzenden Nadeln dachte ich zuerst an Tyrosin, das ja in solchen Formen aus-krystallisiert. Eine Probe der Gebilde, mit Milions Reagens gekocht, gab jedoch keine F\u00e4rbung.\nNun wurden die Glask\u00f6rper \u2014 ihre Menge betrug ca. 200 ccm \u2014 \u00fcber Kieselgur abgenutscht und der R\u00fcckstand auf dem Filter mit physiologischer Kochsalzl\u00f6sung einigemal nacligewaschen. Das Waschwasser wurde gesondert aufgefangen. Sodann wurde der Kieselgur mit den Krystallen bei 105\u00b0 getrocknet, in der Reibschale fein verrieben und im Soxhletschen Extraktionsapparat mit \u00c4ther extrahiert. Im Extrakt versuchte ich durch Behandlung mit hei\u00dfem Aceton eine Scheidung zwischen Cholesterin und Cholesterinestem.(n) Leider mi\u00dflang durch einen ungl\u00fccklichen Zufall dieser Versuch und die Hauptmenge der Substanz ging verloren. Der geringe mir verbliebene Rest zeigte unter dem Mikroskop Doppelbrechung und gab sehr starke Cholestolreaktion. Da nun nach Kawamura die Doppelbrechung nur Eigenschaft der Cholesterinester bezw. von Cholesterin-Fetts\u00e4uregemischen ist, nicht aber des reinen Cholesterins, so darf ich annehmen, da\u00df es sich um eine derartige Verbindung gehandelt hat. Die Entstehung der kleinen Tropfen w\u00e4re entweder als 0uellung (Myelinbildung) oder als VerseifungsVorgang aufzufassen.\nDas Filtrat wurde in einen' Schacherl-Extraktionsapparat gebracht und mit \u00c4ther extrahiert. Auch hier lie\u00df sich durch die Cholestolreaktion Cholesterin nachweisen.\nIII. Vier Augen. Vollst\u00e4ndige Synchisis. Glask\u00f6rper eine gelbliche Fl\u00fcssigkeit, in der sich zahlreiche Flocken und Krystalle befanden. Au\u00dferdem vereinzelte doppelbrechende Tr\u00f6pfchen. Die gesamte Fl\u00fcssigkeit wurde im Extraktionsapparat mit \u00c4ther durch vier Tage extrahiert. Der \u00c4ther wurde zun\u00e4chst mit ammoniakhaltigem Wasser gesch\u00fcttelt; die abgelassene w\u00e4sserige Schicht sch\u00e4umte stark und gab mit Calciumchlorid, Magnesiumchlorid und Baryumchlorid Niederschl\u00e4ge. (Seifen.)","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"4G\nFranz Valentin,\nVon der \u00e4therischen L\u00f6sung wurde der \u00c4ther abdunsten gelassen, der R\u00fcckstand mit Alkohol aufgenommen und mit einigen Tropfen alkoholischer Digitoninl\u00f6sung versetzt. Es bildete sich ein wei\u00dfer Niederschlag aus Digitonincholesterid. (Freies Cholesterin.)\nDie von diesem R\u00fcckstand abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit wurde mit Wasser verd\u00fcnnt und mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt, der \u00c4ther mit Wasser gewaschen. Der nach Abdunsten des \u00c4thers verbleibende R\u00fcckstand gab deutlich die Cholestolreaktion, nach Salkowski reagierte die Substanz nicht. (Cholesterinester.)\nIV. Eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl von Glask\u00f6rpern mit Kieselgur verrieben und auf dem Wasserbade, sodann im Trockenschrank bei 105\u00b0 getrocknet und mit \u00c4ther extrahiert. Weitere Behandlung wie III.\nDie w\u00e4sserige alkalische L\u00f6sung gibt nur schwache Tr\u00fcbung mit Magnesiumsuifat und Calciurachlorid. Beim Sch\u00fctteln geringe Schaumbildung.\nDie \u00c4therl\u00f6sung gab Cholestolreaktion.\nEin Teil davon wurde mit Salpeterschwefels\u00e4ure verascht und mit Molybd\u00e4n auf Phosphors\u00e4ure gepr\u00fcft. Es fiel eine bedeutende Menge eines gelben Niederschlages aus, der in Ammoniak sich leicht l\u00f6ste und mit Magnesiamixtur F\u00e4llung gab.\nStickstofTbestimmung nach Lassagne fiel fraglich aus. (Seifen, Cholesterin, Phosphatide).\nVersuchsreihe II.\nA. 25 Augen.\n1. Zw^ei davon mit Synchisis mit staubf\u00f6rmiger Tr\u00fcbung, bestehend aus kugeligen, stark lichtbrechenden Gebilden, von denen einige Doppelbrechung zeigten. Au\u00dferdem einige nadel-f\u00f6rmige Krystalle; sie waren in Aceton l\u00f6slich. Mit S lil nahmen sie r\u00f6tlich-gelbe Farbe an.\nDie Glask\u00f6rpermasse wurde mit doppeltem Volumen Aceton versetzt und filtriert. Der Acetonextrakt nach Abdunsten des Acetons mit \u00c4ther gesch\u00fcttelt, gab in Wasser Tropfen, die sich mit S III gelbrot f\u00e4rbten, mit Nb hellblau, einige nur au\u00dfen blau, w\u00e4hrend sie innen ungef\u00e4rbt blieben (konzentrische","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die fett\u00fchnliehen Substanzen im Glask\u00f6rper des Pferdeauges. 47\nSchichtung im Sinne Kawamuras?). Doppelbrechung nicht taehr vorhanden. (Unklares Resultat, vermutlich Cholesterinester).\n2.\tZwei Glask\u00f6rper von Pferden mit \u00ab Mondblindheit Im Glask\u00f6rper eine geringe Blutung. Doppelbrechende Tropfen neben isotropen Tropfen.\nSudan III f\u00e4rbt die anisotropen Tropfen nicht, die anderen rot (Neutralfett).\nMit Aceton gef\u00e4llt zu gleichen Teilen. Im Niederschlag keine ltopfen mehr. Chloroformauszug des Niederschlags gibt keine Cholestolreaktion.\nNachdem aus der klaren Acetonl\u00f6sung das Aceton vertrieben worden war, wurde die entstandene Tr\u00fcbung untersucht.\nS III gelb, einzelne rot,\nNr.\thellrot und dunkelrot,\nNb.\tdunkelhlaue Tropfen mit violetter Ums\u00e4umung,\n(Glycerinester und Phosphatide).\nDie Fl\u00fcssigkeit mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt :\nNr. teils lichtrot, teils ungef\u00e4rbt,\nNb. \u00bb rot, teils lichtblau,\nCholestolreaktion positiv,\nReaktion nach Salkowski negativ, Phosphors\u00e4ure positiv.\n(Phosphatide, Cholesterin. Neutralfett.)\n3.\tDrei unver\u00e4nderte Augen. Feine Membran. Wie oben behandelt eine sehr schwache Cholestrolreaktion. Phosphor?\ni. Ein Glask\u00f6rper gelblich, vollkommen fl\u00fcssig mit zahlreichen Tr\u00f6pfchen, von denen ein Teil Doppelbrechung aufwies. Nach Erw\u00e4rmen traten Krystallb\u00fcndel auf. Die Tr\u00f6pfchen f\u00e4rbten sich:\n-re\nS UI teils gelb, teils rot,\nNr. Ausscheidung der Farbbase,\nNb. gro\u00dfe, violette Tropfen, hellblaue und tiefblaue Tr\u00f6pfchen.\nMit Aceton gef\u00e4llt. Das Unl\u00f6sliche enth\u00e4lt kein Cholesterin. Mil \u00c4ther gesch\u00fcttelt. \u00c4therextrakt f\u00e4rbt sich mit:\nS III teils gelb, teils rot,\nNr. rot, einige Tropfen farblos,\nNb. blau; daneben r\u00f6tliche und rote Tropfen. Phosphors\u00e4ure positiv.\n(Phosphatide, Neutralfett.)","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"Franz Valentin\n. 48\n5.\tSieben Augen, in Formalin konserviert. Wenig Tr\u00f6pfchen.\nS HI gelb und rot,\nNr. Ausscheidung der Farbbase,\nNb. blau und r\u00f6tlich.\n(Neutralfett.)\n6.\tEin Auge, Katarakt, Irisatrophie. Tr\u00f6pfchen in Essigs\u00e4ure unl\u00f6slich.\nS III hellgelb oder r\u00f6tlichgelb,\nNr. Ausscheidung der Farbbase,\nNb blau und r\u00f6tlich.\nMit Alkohol gef\u00e4llt. L\u00f6sung mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttolt. \u00c4therextrakt gibt:\nCholestolreaktion sehr stark,\nPhosphors\u00e4ure positiv,\nFetts\u00e4ure negativ,\tl\n(Phosphatide, Cholesterin).\nB. Aus einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl Augen (70\u201480) wurden gefunden :\n1.\tTeilweise Synchisis und geringe Blutung in den Glask\u00f6rpern. Au\u00dferdem eine Anzahl kugeliger Gebilde. Auf Essigs\u00e4urezusatz l\u00f6ste sich ein Teil.\nS III teils rot, teils gelb,\nNr. Ausscheidung der Farbbase,\nNb. blau und ein Teil der Kugeln gelb.\n(Ncutralfttt.)\n2.\tAugen mit kleinen Tropfen und kurzen st\u00e4bchenf\u00f6rmigen Gebilden, deren Umrisse unscharf waren. Milions Reaktion gaben sie nicht. Nach Behandlung mit warmer Lauge schwanden sie. F\u00e4rbungen konnte ich wegen der Feinheit der Gebilde nicht deutlich wahrnehmen.\n(Fetts\u00e4ure, Phosphatide?)\n3.\tZwei Glask\u00f6rper wie oben 2.\nS III gelb,\nNr. Ausscheidung der freien Base,\nNb. Tropfen blau und violett, St\u00e4bchen blau.\n(Phosphatide?)\n4.\tAuge mit Tropfen, auf Behandlung mit warmer Lauge l\u00f6sten sie sich, nach dem Erkalten bildeten sich gro\u00dfe Tropfen. Diese Tropfen f\u00e4rbten sich mit:","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die fettiiliulicben Substanzen im Glask\u00f6rper des Pferdeauges.\nS III gelb, gelbr\u00f6tlich,\nin den gelben, gro\u00dfen Tropfen rote eingestreut (Emulsion von Neutralfett in Seife?)\nDie unbehandelten Tropfen f\u00e4rbten sich:\nS III gelb, r\u00f6tlichgelb, rot,\nNr. Ausscheidung der Farbbase,\nNb. blau, rot.\n(Neutralfett.)\n5.\tEin Auge wie oben. Doppelbrechung undeutlich. Mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt. Cholestolreaktion positiv. (Freies Cholesterin.)\n6.\t15 Augen. Aussehen und F\u00e4rbung der Tropfen wie oben.\nMit Alkohol gef\u00e4llt und Niederschlag mit zwei Teilen\nAlkohol und einem Teil Wasser gewaschen. Es blieb eine geringe Zahl von Tropfen im Niederschlag zur\u00fcck. Durch\nS III gelbrot,\nNb. rot\nNr. nicht gef\u00e4rbt.\nDoppelbrechung nicht vorhanden.\nMit Chloroform extrahiert gaben sie positive Reaktionen nach Liebermann und Salkowski.\nDie alkoholische L\u00f6sung wurde auf dem Wasserbade bei ca. 70\u00b0 vom Alkohol gr\u00f6\u00dftenteils befreit und sodann mit \u00c4ther dreimal ausgesch\u00fcttelt. Die w\u00e4sserige Fl\u00fcssigkeit wurde mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert und abermals ausgesch\u00fcttelt.\nDie alkalische Aussch\u00fcttelung stellte eine durchscheinende, krystallinische Masse dar; in Wasser gebracht wurde sie undurchsichtig, quoll auf und bildete Tropfen. Es f\u00e4rbten:\nS III gelb bis r\u00f6tlichgelb,\nNr. dunkelrot,\nNb. bl\u00e4ulich und blau.\nAmmoniak und Salzs\u00e4ure wirkten auf die Tropfen nicht ein.\nAuch Baryumchlorid und Calciumchlorid riefen keine \u00c4nderung hervor.\nSaure Aussch\u00fcttelung: Der R\u00fcckstand bildete Krystalle von Bl\u00e4ttchenform und Nadeln in b\u00fcschelf\u00f6rmiger Anordnung. Es f\u00e4rbten:\nS Hl gelb bis gelbrot,\nNr. dunkelrot,\nNb. blau und bl\u00e4ulich.\nHoppe-Scyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CV.\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nFranz Valentin,\nIn Salzs\u00e4ure unver\u00e4ndert, in Ammoniak gr\u00f6\u00dftenteils l\u00f6slieh.\n(Cholesterinester, Seifen, Phosphatide ?)\nC. 85 Augen.\n1.\tSieben Augen mit vollst\u00e4ndiger Verfl\u00fcssigung, r\u00f6tlichgelb; zahlreiche Schalten roter Blutk\u00f6rperchen. Sonst keine auff\u00e4lligen Bestandteile.\n2.\tZehn Augen mit \u00fcberstandener Jridicyklochorioidiiis, vier davon mit teilweise verfl\u00fcssigten Glask\u00f6rpern; Tr\u00f6pfchen und St\u00e4bchen wie sub B. 2. beschrieben. Es f\u00e4rbten:\nS III gelb, r\u00f6tlichgelb und gelbr\u00f6tlich,\nNr. Ausscheidung der freien Farbbase.\nNb. Tropfen blau, bl\u00e4ulich, violleit, St\u00e4bchen blau.\nVerd\u00fcnnt man mit Wasser und erw\u00e4rmt, so geht ein Teil der tropfen in L\u00f6sung, die St\u00e4bchen schwinden (Tropfenbildung?).\nNach Zusatz von Salzs\u00e4ure und Erw\u00e4rmen nehmen die Tropfen krystallinische Struktur an. Die weitere Behandlung wie oben sub B. (3.\nChlorolormextrakt (wenig) der Alkoholf\u00e4llung enthielt noch stark lichtbrechende Tropfen.\nCholestolreaklion positiv.\nAlkalische Ausseh\u00fcttelung:\nWei\u00dfer, fester R\u00fcckstand. Im Wasser Tropfen, deutliche Quellung, am Rand Doppelbrechung, auf Erw\u00e4rmen verschwindend. Die Krystallbl\u00e4ttchen bleiben dabei unver\u00e4ndert.\nS III lichlgelb, r\u00f6tlichgelb, die Bl\u00e4ttchen teilweise nicht,\nNr. dunkelrot und r\u00f6tlich,\nNb. rot, r\u00f6tlich, blau, die Bl\u00e4ttchen teilweise nicht.\nCholestolreaktion sehr stark.\nPhosphors\u00e4ure positiv.\nSaure Ausseh\u00fcttelung:\nDer R\u00fcckstand bildet einige Tropfen mit festen Bestandteilen. Die Tropfen erweisen sich als Milchs\u00e4ure. Die festen Gebilde f\u00e4rbten sich mit:\nS III gelb und r\u00f6tlichgelb,\nXi. nur ein kleiner teil in der K\u00e4lte rot; nach Erw\u00e4rmen dunkelrot, meist aber hellrot,\nNb. blau, lichtblau.","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die fett\u00e4hnlichen Substanzen im Glask\u00f6rper des Pferdeauges. 51\nMit Natronlauge versetzt und erw\u00e4rmt, nach dem Erkalten krystallinische, nadelf\u00f6rmige Ausscheidung. Die L\u00f6sung sch\u00e4umt, gesch\u00fcttelt, stark.\niCholesterinkrystalle, Phosphatide, Seifen.)\n3. 5 Augen. Nur geringe Tr\u00fcbungen aus Tr\u00f6pfchen und St\u00e4bchen bestehend.\nS III gelb, r\u00f6tlichgelb,\nNr. nach Essigs\u00e4urezusatz rot,\nNb. blau und bl\u00e4ulich.\nCalcium- und Baryumchlorid rufen keine Ver\u00e4nderung der Tropfen hervor. Salzs\u00e4ure und darauffolgendes Erw\u00e4rmen keine krystallinische Umbildung.\nMit \u00c4ther extrahiert; das vom \u00c4ther befreite Extrakt gibt mit Wasser Quellungstiguren in Form von Tr\u00f6pfchen und St\u00e4bchen, die den im Glask\u00f6rper beobachteten v\u00f6llig glichen.\n(Unklarer Befund.)\n1. fl Augen, teilweise Verfl\u00fcssigung. Tropfenf\u00f6rmige Gebilde f\u00e4rben sich mit:\nS III r\u00f6tlichgelb, gelb und rot,\nNr.\tnach Essigs\u00e4urezusatz rot und farblos,\nNb.\tblau, bl\u00e4ulich, vereinzelt rot.\nTropfen l\u00f6sen sich in Alkohol. Weitere Behandlung wie sub B. 6.\nAlkalische Aussch\u00fcttelung:\nGelbliche, \u00f6lige Masse. In Wasser zerf\u00e4llt sie in kleine Tr\u00f6pfchen unter Quellung und in st\u00e4bchen\u00e4hnliche Gebilde. Am Rande der quellenden Masse zeigten sich Doppelbrechung deutlich, die nach Erw\u00e4rmen verschwindet. Es f\u00e4rbte:\nS 111 lichtgelb und r\u00f6tlichgelb,\nNr. lichtrot, nach Erw\u00e4rmen kirschrot,\nNb. blau und r\u00f6tlichblau.\nPhosphors\u00e4ure positiv,\nStickstoff positiv.\nSaure Aussch\u00fcttelung:\nKrystallinische Massen, Milchs\u00e4ure. Es f\u00e4rbte:\nS III gelbr\u00f6tlich,\nNr. dunkelrot.\nNb. blau.","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nF v a n z V a 1 e n t i n.\nDie gebildeten Tropfen und Kryst\u00e4llchen l\u00f6sen sich in Ammoniak und Natronlauge.\nMit Baryumchlorid und Magnesiumsulfat entsteht ein Niederschlag, ebenso mit Calciumchlorid.\nChloroformextrakt: sehr wenig, keine Doppelbrechung.\nS III r\u00f6tlichgell),\nNr. r\u00f6tlich und farblos,\nNb. baulich und farblos.\n(Phosphatide, Seifen.)\n5. 7 Augen. Die erhaltene Fl\u00fcssigkeit betrug 500 ccm teilweise Verfl\u00fcssigung, Augen sonst normal. Tropfen. Es f\u00e4rbte:\nS III gelb, rotgelb, rot und ungef\u00e4rbt,\nNr.\tAusscheidung der Farbbase,\nNb.\tblau, bl\u00e4ulich und r\u00f6tlich.\nDie ganze Glask\u00f6rpermasse wurde mit Salzs\u00e4ure an-ges\u00e4uert und mit Alkohol gef\u00e4llt. Es trat nach Stehen \u00fcber Nacht Rotf\u00e4rbung ein. Nach dem Filtrieren wurde der Alkohol bei m\u00f6glichst niedriger Temperatur vertrieben und die \u00fcbrig gebliebene Fl\u00fcssigkeit mit \u00c4ther extrahiert. Der rote Farbstoff ging in den \u00c4ther \u00fcber. Der Niederschlag wurde mit verd\u00fcnntem Alkohol gewaschen und mit Chloroform extrahiert.\nChloroformextrakt :\nSchwach r\u00f6tlich gef\u00e4rbt. Unter dem Mikroskop sah man in einer r\u00f6tlichen Grundmasse kleine, anisotrope Tr\u00f6pfchen eingelagert, die mit S III r\u00f6tlichgelbe oder sehr schwache, gelbe Farbe annahmen ; Nb. nahmen sie nicht an. Cholestol-reaktion fiel sehr stark aus.\nDer \u00c4ther wurde zun\u00e4chst mit ammoniakhaltigem Wasser gesch\u00fcttelt. Die Fl\u00fcssigkeit bildete ein sehr dichtes Magma, das sich erst durch Eintr\u00e4gen von Kochsalz l\u00f6ste. Die abgelassene w\u00e4sserige Fl\u00fcssigkeit bildete nach kr\u00e4ftigem Sch\u00fctteln einen sehr best\u00e4ndigen Schaum und gab mit Calciumchlorid, Baryumchlorid und Magnesiumsulfat flockige Niederschl\u00e4ge. Nach Ans\u00e4uern mit Salzs\u00e4ure wurde sie abermals mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt.\nDer \u00c4ther der alkalischen Aussch\u00fcttelung enthielt den roten Farbstoff; nach dem Abdunsten des \u00c4thers blieb ein","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Lber die tett\u00e4hnlichcn Substanzen im Glask\u00f6rper des Pferdeaugcs. 53\ntropfenf\u00f6rmiger, roter R\u00fcckstand, der, wie unter dem Mikroskope sich zeigte, eine Menge kleinster, mehr oder weniger deutlich rhomboedrischer Krystalle enthielt. Diese f\u00e4rbten sich mit S III schwach gelblich, mit Nb. nicht oder leicht r\u00f6tlich, mit Nr. nicht. Die andere amorphe Masse bildete mit Wasser und Natronlauge rote Tropfen, \u00fcber ihr f\u00e4rberisches Verhalten konnte ich wegen der intensiven roten Farbe keinen Aufschlu\u00df erhalten. Die Cholestolprobe fiel sehr stark aus, die Phosphors\u00e4urereaktion dagegen negativ. Der Versuch, durch Umkry-stallisieren aus Eisessig das Cholesterin rein zu gewinnen, mi\u00dflang, da sich beim Erw\u00e4rmen die Krystalle mit der anderen Masse zu Tropfen vereinigten, die nach dem Erkalten sich nicht mehr trennten.\nDie saure \u00c4therausschiittelung hinterlie\u00df nach dem Abdunsten des L\u00f6sungsmittels nur eine Spur einer fl\u00fcssigen Substanz (Milchs\u00e4ure), hingegen eine bedeutende Menge von bl\u00e4ttchenf\u00f6rmigen und zu B\u00fcscheln vereinigten, nadelf\u00f6rmigen Kryslallen. Sie f\u00e4rbten sich mit:\nS III gelb' bis gelbrot,\nNr. dunkolrof,\nNb. blau, die Bl\u00e4ttchen violett. Bie Nadeln f\u00e4rbten sich sehr langsam blau.\nPhosphors\u00e4ure und Cholesterin waren in der sauren Aus-sch\u00fcttelung, wie vorauszusehen, nicht nachzuweisen.\n(Cholesterin, Cholesterinester, fetts\u00e4mchaltige Substanz.)\nUntersuchung von Glask\u00f6rpern ohne besondere Tr\u00fcbung auf fettartige und fett\u00e4hnliche Substanzen.\nAus den vorstehenden Versuchsprotokollen ergibt sich, da\u00df fettartige und fett\u00e4hnliche Substanzen in den Tr\u00fcbungen des Glask\u00f6rpers eine wichtige Rolle spielen. Es schien daher von Interesse zu wissen, ob soichc Stoffe auch in einem normalen, d. h. nicht getr\u00fcbten Glask\u00f6rper Vorkommen. Zu diesem Behufe wurden 50 Augen, an denen Tr\u00fcbungen nicht wahrg\u00e9-nommen werden konnten, wie sub B. 6 beschrieben, behandelt.\nChloroformextrakt :\nDoppelbrechende Tropfen und krystailinische Massen, in Wasser und Natronlauge keine Myelinbildung. Es f\u00e4rbte:","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nFranz Valentin,\nS III hellgelb, einige Schollen r\u00f6tlichgelb,\nNr.\tteils rot, teils nicht,\nNb. blau, bl\u00e4ulich oder nicht (Cholestolreaktion stark.)\nAlkalische \u00c4theraussch\u00fcttelung :\nIn Wasser und Natronlauge Myelinbildung und Bildung yon Tropfen; Doppelbrechung deutlich, nach Erw\u00e4rmung verschwindet sie. Es f\u00e4rbte :\nS III gelb und rotgelb,\nNr. dunkelrot und bla\u00dfrot,\nNb. lichtblau und dunkelblau.\nDie vorhandenen krystallinisehen Gebilde f\u00e4rbte S III nicht.\nStickstoff positiv,\n\u2022 Phosphors\u00e4ure positiv,\nCholestolreaktion positiv,\nGlycerin (Acroleinprobe) positiv (mit Kaliumbisutfat erhitzt).\nSaure Aussch\u00fcttelung :\nViel Milchs\u00e4ure, in der eine krystallinische Ausscheidung verteilt war in Form feiner Nadelbtischel oder Bl\u00e4ttchen ; teilweise auch Tropfen. Es f\u00e4rbte:\nS III Tropfen gelbrot, Nadeln und Bl\u00e4ttchen mehr gelb,\nNr. dunkelrot,\nNb. blau und bl\u00e4ulichviolett.\nIn Lauge ist der R\u00fcckstand l\u00f6slich, bildet beim Sch\u00fctteln best\u00e4ndigen Schaum, mit Calcium- und Baryumchlorid, sowie mit Magnesiumsulfat Niederschlag.\nPhosphors\u00e4ure negativ,\nCholestolreaktion negativ.\ni\t'\t*\tr'*\nUm zu entscheiden, ob die phosphorhaltige Substanz Cholin enth\u00e4lt, wurde die Hauptmenge der alkalischen \u00c4theraussch\u00fcttelung mit Barytwasser zerlegt, vom Niederschlage, der aus phosphorsaurem und fettsaurem Baryum bestand, abfiltriert, die L\u00f6sung zum Sieden erhitzt und bis zur S\u00e4ttigung Kohlens\u00e4ure eingeleitet. Nach dem Abfiltrieren und Ans\u00e4uern mit Salzs\u00e4ure wurde die L\u00f6sung auf dem Wasserbade zur Trockne gedampft, mit Alkohol aufgenommen und ein Teil mit alkoholischer Sublimatl\u00f6sung gef\u00e4llt. Es fiel ein reichlicher Niederschlag aus. Der andere Teil wurde mit alkoholischer","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Uber die fett\u00e4hulichcn Substanzen im Glask\u00f6rper des Pferdeauges. 55\nPlatinchloridl\u00f6sung versetzt; es bildete sich ein reichlicher Niederschlag von gelber Farbe. Dieser wurde auf einer mehrfachen Lage von Filtrierpapier von der Mutterlauge befreit und in Wasser gel\u00f6st. Aus dem Wasser krystallisierte er wieder in oktoedrischen Krystallen aus. Zu diesen Krystallen ein Tropfen Jodjodkalium gebracht, rief lange schwarze Krystaile hervor, die nach einiger Zeit zerfielen. Es handelt sich also um Cholin.\nDa nach den Angaben von Flury(18) die Oxydations-produkte des Cholesterins eine stark h\u00e4molytische Wirkung besitzen, die sogar die der Gallens\u00e4ure \u00fcbertrifft \u2014 es handelt sich um die sauren Oxydationsprodukte \u2014, versuchte ich, ob der sauren Ausch\u00fcttelung eine derartige Wirkung zukomme. Zu diesem Zwecke wurde der R\u00fcckstand der sauren und alkalischen \u00c4theraussch\u00fcttelung von C 2, 5 und die aus den Glask\u00f6rpern ohne Tr\u00fcbung mit je 10 ccm sterilisierter physiologischer Kochsalzl\u00f6sung, die 0,004 \u00b0/o Lauge enthielt, aufgenommen und mit 0,1 ccm roter Blutk\u00f6rperchen versetzt und gleichzeitig mit einer Kontrollprobe drei Stunden in den Brutschrank gestellt. Die Kontrollproben, sowie die Proben der alkalischen und sauren Ausschiitlelung der ungetr\u00fcbten Glask\u00f6rper, ferner der alkalischen Aussch\u00fcttelungen von 2 und 5 zeigten keine H\u00e4molyse, w\u00e4hrend bei den Proben der sauren Aussch\u00fcttelung von 2 und 5 eine schwache H\u00e4molyse zu beobachten war. Ob man diese schwache Reaktion auf Anwesenheit eines Oxydationsproduktes von Cholesterin deuten darf, scheint mir immerhin gewagt.\nZusammenfassung.\nAus den beschriebenen Untersuchungen ergibt sich, da\u00df in der normalen Glask\u00f6rperfl\u00fcssigkeit Seifen enthalten sind, die verschiedene lipoide Substanzen in L\u00f6sung halten. Als solche konnten nachgewiesen werden:\nGlycerinester (Neutralfett), Cholesterinester, freies Cholesterin und cholinenthaltendes Phosphatid.\nUnter abnormen Verh\u00e4lnissen kommen diese Substanzen, welche normalerweise in L\u00f6sung gehalten werden, in Form von Tropfen bezw. krystalloiden Gebilden als Niederschl\u00e4ge","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"5\u00ab\nFranz Valentin,\nzur Ausscheidung. Au\u00dferdem kommen auch Ausscheidungen von Seifen als tr\u00fcbende Substanzen vor. Als Beweis hierf\u00fcr kann der Fall C 2 gelten. \u00dcbrigens kann die Sudan- und Neu-tralrotf\u00e4rbung nach Zusatz von Essigs\u00e4ure, wie sie in einzelnen anderen F\u00e4llen auftrat, sowie das sonstige Verhalten, gleichfalls in diesem Sinne gedeutet werden, ohne einen strikten Beweis f\u00fcr die Seifennatur der Gebilde zu liefern.\nIm \u00fcbrigen zeigt sich, da\u00df die Tr\u00fcbungen in der Regel nicht durch eine einheitliche Substanz verursacht werden, sondern durch ein Gemenge mehrerer Substanzen, unter denen bald die eine, bald die andere an Menge hervorragt. Alle diese tr\u00fcbenden Substanzen zeigen lipoide Natur, bald sind sie Neutralfett, bald freies Cholesterin, bald Cholesterinester, bald Phosphatid. Au\u00dfer den vorbezeichneten Flocken (Exsudatr\u00fcckst\u00e4nde) wurden au\u00dfer Substanzen lipoider Natur keinerlei andere Substanzen als Bestandteile von tr\u00fcbenden Partikeln gefunden, trotzdem eine gro\u00dfe Anzahl von Augen untersucht wurde, insbesondere wurde niemals eine Ausscheidung von Tyrosin beobachtet. Die Tr\u00fcbungen im Glask\u00f6rper scheinen demnach lediglich auf einer analogen Grundlage zu beruhen, wie die Ausscheidung der Gallensteine aus der Galle.\nAn dieser Stelle m\u00f6chte ich der angenehmen Pflicht nachkommen, meinem verehrten Chef, Herrn Professor Dr. 1 h. Panzer f\u00fcr seine trefflichen Ratschl\u00e4ge und wirksame Unterst\u00fctzung, die er mir bei allen meinen Arbeiten hatte zuteil werden lassen, meinen w\u00e4rmsten Dank auszusprechen.\nLiteraturverzeichnis.\n1.\tSteinbeck, Zeitschrift f\u00fcr Veterm\u00e4rkunde, Bd. 26, S. 366.\n2.\tKirsten, Zeitschrift f\u00fcr Veterin\u00e4rkunde, Bd. 21, S. -433.\n3.\tBayer, Augenheilkunde 1914, S. 458.\n4. Desmares \u00f6. Sichel nach Schmidts Jahrb\u00fcchern, Bd. 66.\n6.\tStout,\n7.\tBlasius, Deutsche Klinik 1, S. 1849.\n9. Hervier, nach Schmidts Jahrb\u00fcchern, Bd. 64.","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die fett\u00e4hnlichen Substanzen im Glask\u00f6rper des Pferdeauges. 57\n9.\tBouisson, nach Schmidts Jahrb\u00fcchern, Bd. 61.\n10.\tSch\u00fcler, Berliner klinische Wochenschrift, 1880, Nr. 29;\n11.\tWestphal, Archiv f\u00fcr Augenheilkunde, Bd. 78, S. 1.\n12.\tM\u00fcller, W\u00fcrzburger medizinische Zeitschrift, Bd. 1, S. 459.\n13.\tLohmeyer, Zeitschrift f\u00fcr rationelle Medizin. V, S. 56.\n14.\tPautz, Zeitschrift f\u00fcr Biologie, Bd. 31, S. 212.\n15.\tM\u00f6rner, Diese Zeitschr., Bd. 18, S. 244.\n16.\tKawamura, Die Lholesterinesterverfettung. Jena 1911.\n17.\tPanzer, Diese Zeitschr., Bd. 54, S. 240.\n18.\tFluiy, Archiv f\u00fcr experimentelle Pathologie und Pharmakologie, Bd. 66, ?. 221.","page":57}],"identifier":"lit20763","issued":"1919","language":"de","pages":"33-57","startpages":"33","title":"\u00dcber die fett\u00e4hnlichen Substanzen im Glask\u00f6rper des Pferdeauges","type":"Journal Article","volume":"105"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:54:30.437544+00:00"}