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{"created":"2022-01-31T14:17:15.543309+00:00","id":"lit20766","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Ewald, August","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 105: 115-134","fulltext":[{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Collagens.\nVon\nAugust Ewald.\n\u25a0Aus (lern Physiologischen Institut zu Heidelberg./\n(Der Redaktion zugegangen am 23. Marz 1919.)\nI. Iber die Quellung und Verk\u00fcrzung der leimgebenden Fibrillen des Bindegewebes in hei\u00dfem Wasser.\nEs ist wohl eine der charakteristischsten Eigenschaften der t ollagenen Fibrillen des Bindegewebes, da\u00df sie in kochendem Wasser unter bedeutender Verk\u00fcrzung pl\u00f6tzlich mit gro\u00dfer Kraft zusammenschnurren und dabei gleichzeitig dicker und glasig durchscheinend werden. Andere Gewebselemente, wie z. B. Muskelfasern, zeigen wohl auch eine Verk\u00fcrzung beim Kochen, doch ist diese nicht mit glasiger Quellung verbunden und nur sehr gering, in gar keinem Vergleich mit der starken Verk\u00fcrzung der Bindegewebsfibrillen, die sich bis auf >/4, in durch Verdauung gereinigtem Zustande sogar auf L/10 der urspr\u00fcnglichen L\u00e4nge verk\u00fcrzen k\u00f6nnen. Bekanntlich tritt dieses Schnurren schon ein, bevor der Siedepunkt des Wassers erreicht ist, nach Rollet1) schon bei Temperaturen zwischen \u00ab10\u201470\u00b0C. Hermann2) fand, da\u00df bis 65\u00b0 eine Sehne noch vollkommen unver\u00e4ndert bleibt, da\u00df fast genau bei 6$\u00b0 eine m\u00e4chtige Verk\u00fcrzung beginnt, die sich bis etwa 75\u00b0 vollendet.\nVielfache Versuche, die ich in dieser Beziehung angestellt habe, haben nun, wie die folgenden Untersuchungen zeigen werden, ergeben, da\u00df eine genaue Bestimmung der Temperatur-\n*) A. Rollet, Von den Bindesubstanzen, Strieker\u2019s Handbuch der hehre von den Geweben, Bd. I, S. 54 (1871).\n) L. Hermann, Ein Versuch \u00fcber die sog. Sehnen Verk\u00fcrzung, Arch. f. d. Ges. Physiologie, Bd. VII, S. 417.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CV.\tq .\nQl","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nAugust Ewald,\ngrenze, bei der das Schnurren eintritt, sehr schwer ist, da dabei auch ganz wesentlich die Zeit der Einwirkung der betreffenden Temperatur zu ber\u00fccksichtigen ist, denn auch schon bei etwas niederen Temperaturen treten bei l\u00e4ngerer Einwirkung Verk\u00fcrzungen ein. Es h\u00e4ngt deshalb, wenn man durch allm\u00e4hliches Erw\u00e4rmen des Wassers die Temperaturgrenze bestimmen will, auch sehr davon ab, mit welcher Geschwindigkeit das Erw\u00e4rmen vor sich geht. Um genaue Resultate zu erhalten, haupts\u00e4chlich wenn es sich darum handelt, etwa die Ver\u00e4nderungen, welche durch die vorherige Einwirkung verschiedener Reagentien gesetzt sind, zu untersuchen, wird man deshalb eine ganze Anzahl Beobachtungen machen m\u00fcssen, bei welchen das Wasser m\u00f6glichst konstant auf bestimmter Temperatur gehalten wird, und dabei auch die Zeiten bestimmen, in welchen das Schnurren in demselben erfolgt. Es ist auch bei vergleichenden Beobachtungen n\u00f6tig, zu ber\u00fccksichtigen, von welchen Tieren die Versuchsobjekte genommen sind, da sich auch bez\u00fcglich der Temperaturgrenzen bei verschiedenen Tierklassen Verschiedenheiten ergeben haben.\nVersuche mit frischen H\u00e4usesehnen.\nDie ersten Versuche, um die Temperaturgrenze zu bestimmen, bei welcher das Schnurren der Bindegewebsfibrillen erfolgt, hatte auch ich so angestellt, da\u00df ich frische Sehnen in Wasser versenkte, dessen Temperatur allm\u00e4hlich gesteigert wurde. Als Versuchsmaterial dienten die haarfeinen Sehnen des M\u00e4useschwanzes, ein Objekt, das zuerst von Ran vier empfohlen wurde. Solche sind leicht jederzeit in gr\u00f6\u00dferen Mengen zu haben und sind auch f\u00fcr messende Versuche lang genug. Deshalb sind auch alle vergleichenden Versuche \u00fcber den Einflu\u00df von Reagentien mit M\u00e4usesehnen ausgef\u00fchrt1).\n*) L. Kau vier s technisches Lehrbuch der Histologie, \u00fcbersotzt von Nicati und Wyss, Leipzig: F. C. W. Vogel 1877, S. 330. ,Der Schwanz einer Maus oder einer Ratte, nahe an seiner Basis durchschnitten, wird von der Haut entbl\u00f6\u00dft. (Die Haut l\u00e4\u00dft sich wie ein Handschuhfinger abstreifen. Ew.) Dann kneift man mit den Fingern\u00e4geln das Ende dieses Schwanzes im Zwischenraum zwischen zwei Wirbeln durch, so da\u00df die weichen Ge*","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Collagens.\n117\nBei m\u00e4\u00dfig langsamem Erw\u00e4rmen des Wassers begann bei etwa ()5\" die Sehne sich langsam unter leichten Kr\u00fcmmungen etwas zu verk\u00fcrzen, dann sich unter st\u00e4rkerer Kr\u00e4uselung weiter zusammenzuziehen, und schlie\u00dflich auf etwa V4 der urspr\u00fcnglichen L\u00e4nge zusammenzu-schnurren, wobei sie dicker wird und glasig aufquillt. Wurde das Erw\u00e4rmen des Wassers sehr langsam vorgenommen, so begann die langsame Verk\u00fcrzung mitunter auch schon fr\u00fcher, zwischen 63 und 64\u00b0. Es wurden deshalb, wie oben erw\u00e4hnt, die Versuche nun immer so angestellt, da\u00df das Waser auf bestimmte Temperatur erw\u00e4rmt und auf dieser m\u00f6glichst konstant erhalten wurde, was aber bei h\u00f6heren Temperaturen immer eine gewisse S( hwierigkeit hat, so da\u00df die angegebenen Temperaturen w\u00e4hrend \u00ables \\ ersuches manchmal um \u2019/, Grad auf- oder abw\u00e4rts geschwankt haben.\nWenn nun bei solchen Versuchen eine frische M\u00e4usesehne in Wasser von 65 \" gebracht wurde, so erfolgte direkt beim Eintauchen noch kein Schnurren, erst nach einiger Zeit kr\u00e4uselte sich die Sehne und schnurrte dann unter Aufqucllen und Glasigwerden auf */4 der L\u00e4n^-e zusammen. Auch in Wasser von 67\u00b0 schnurrte die Sehne nicht direkt, war aber doch schon nach 10 Minuten maximal, d. h. etwa auf */4 verk\u00fcrzt und glasig gequollen, ln Wasser von C\u00fc\u00b0 schnurrte sie fast sofort und in solchem von 70\u00b0 sofort bis zu maximaler Verk\u00fcrzung.\nBei einer weiteren Versuchsreihe wurden, um die Ver-k\u00fcizungsgr\u00f6\u00dfe genauer zu bestimmen, die Sehnen vorher und nachher gemessen. Um mit anderen \u00e4hnlichen Versuchen einen leichteren Vergleich zu haben, gebe ich in folgenden und \u00fcberhaupt bei allen anderen messendenVersuchen nicht die wirkliche L\u00e4nge an, sondern diese umgerechnet auf eine urspr\u00fcngliche L\u00e4nge von 100 mm; also die Verk\u00fcrzungen direkt in Prozenten der urspr\u00fcnglichen L\u00e4nge.\nIn Wasser von 60\u00b0 war die Sehne auch nach 5 Minuten noch unver\u00e4ndert. In solchem von 68\u00b0 war sie nach \u00bb/, Minute noch unver\u00e4ndert, nach 1 Minute war sie wellig geknickt und von 100 mm auf etwa b0 verk\u00fcrzt, aber noch vollkommen opak. Nach 3 Minuten war sie\nwebe zerrei\u00dfen. Die Sehnen leisten Widerstand und, wenn man an dem abgel\u00f6sten St\u00fcck einen sanften kontinuierlichen Zug anwendet, erh\u00e4lt man wei\u00dfliche, mehrere Zentimeter lange F\u00e4den, die aus einigen vereinigten Sehnen bestehen.\u201c \u2014 Ara besten leitet man die Sehnen direkt in physio* logische Kochsalzl\u00f6sung oder die Fixierungsfl\u00fcssigkeiten. Da man immer wieder neue Wirbel abkneifen kann und man bei jedem Abkneifen etwa 4 haarfeine Sehnen erh\u00e4lt, so kann man leicht 50\u201460 solcher Sehnen aus einem Schwanz bekommen. Die l\u00e4ngsten k\u00f6nnen bei der Maus bis H cm, bei den beiden Rattenarten (Mus rattus und decumanus) bis etwa 17 cm betragen. (Ew.)","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nAugust Ewald,\netwas durchsichtiger geworden und auf 34 verk\u00fcrzt. In Wasser von 65\u00b0 bleibt eine Sehne !/4 Minute unver\u00e4ndert, nach */, Minute ist su* wellig geknickt und nach 1 Minute auf 26 verk\u00fcrzt, dabei glasig gequollen. In solchem von 68\u00b0 ist sie in etwa 15 Sekunden maximal, d. h. auf 26 geschnurrt und in solchem von 70\u00b0 geht sie sofort unter schnellem Kr\u00e4useln in etwa 2 Sekunden auf 26 zusammen. Dasselbe tritt ein bei allen h\u00f6heren Temperaturen bis zum Siedepunkt.\nDie maximale Verk\u00fcrzung, die erreicht wird, ist also 26% der urspr\u00fcnglichen L\u00e4nge, also fast genau V4 derselben. Die A erk\u00fcrzung erfolgt unter raschem Zusammenschnurren sofort bei Temperaturen von 69\u00b0 und h\u00f6her, aber auch bei etwas niedrigeren Temperaturen bis zu 65\u00b0 herab wird die maximale Verk\u00fcrzung noch erreicht, wenn die Erw\u00e4rmung l\u00e4nger dauert.\nVersuche mit reinem Collagen.\nWenn auch die frischen Sehnen des M\u00e4useschwanzes zum gr\u00f6\u00dften Teil aus collagenen Fibrillen bestehen und im allgemeinen zu Versuchen \u00fcber die Reaktionen des Collagens verwendet werden k\u00f6nnen, so ist doch zu bedenken, da\u00df au\u00dferdem noch elastische Fasern darin vorhanden sind, da\u00df ferner Zellstr\u00e4nge zwischen den Fibrillenb\u00fcndeln liegen, und endlich die Fibrillen durch mucinogene Kittsubstanz verbunden sind und, da sich alle diese Einlagerungen bei h\u00f6herer Temperatur doch ganz anders verhalten als das Collagen, besonders das Zellprotoplasma doch jedenfalls bei h\u00f6heren Temperaturen gerinnt, so ist fast sicher vorauszusehen, da\u00df diese Zwischenlagerungen st\u00f6rend auf die Zusammenziehung einwirken werden. Ls ist ja schon lange bekannt und von Rollet1) schon genauer beschrieben, da\u00df die mit dem Zusammenschnurren verbundene Hei\u00dfwasserquellung der collagenen Fibrillen durch mechanisches Gestreckthalten verhindert werden kann. Es mu\u00dften deshalb die Versuche auch an reinem Collagen, wie wir es durch. Trypsinverdauung erhalten k\u00f6nnen, kontrolliert werden. Die ersten Versuche derart, waren gemacht mit M\u00e4usesehnen, die in thy-molisierter, schwach alkalischer Trypsinl\u00f6sung verdaut und dann in Thymolwasser aufgehoben waren. Es schien daraus hervor-\n*) Rollet, loc. cit. S. 54.","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Collagens.\n119\nzugehen, da\u00df das Collagen nach der Verdauung eher etwas schwerer bei der Erw\u00e4rmung schnurre als das frische. Beobachtungen bei Quellungsversuchen in verschiedenen S\u00e4uren hatten mir aber gezeigt, da\u00df Thymol und \u00e4hnliche K\u00f6rper die Quellungsf\u00e4higkeit in S\u00e4uren deutlich vermindert hatte. Es wurde deshalb auch hier zun\u00e4chst dessen Einflu\u00df allein bez\u00fcglich der Quellungstemperatur untersucht. Es wurden deshalb M\u00e4usesehnen in mit Thymol versetzter halbprozentiger Kochsalzl\u00f6sung 24 Stunden bei 40\u00b0 gehalten und dann noch einige Tage in thymolisierter halbprozentiger Kochsalzl\u00f6sung aufgehoben. Solche zeigten auch eine, wenn auch geringe Erh\u00f6hung der Temperaturgrenze. \u2014 Um den Einflu\u00df des Thymols aus-zuschlie\u00dfen, wurden deshalb M\u00e4usesehnen, um die Verdauung m\u00f6glichst schnell ausf\u00fchren zu k\u00f6nnen, in ganz frisch und zwar ohne Thymol bereiteter Trypsinl\u00f6sung 24 Stunden verdaut, da iu den ersten 24 Stunden die Trypsinl\u00f6sungen immer ganz wesentlich wirksamer sind als schon am zweiten Tage. Die hier verwendete Trypsinl\u00f6sung brachte eine vorher auf 40\u00b0 erw\u00e4rmte Fibrinflocke in einer Minute vollkommen zum Zerfall und batte sie bis auf Spuren gel\u00f6st.\nAuf solche Weise vereinigtes Collagen schnurrte nun entschieden schon bei niederen Temperaturen und die Verk\u00fcrzung war ganz wesentlich st\u00e4rker als bei unverdauten frischen Sehnen.\nW\u00e4hrend letztere in Wasser von 60\u00b0 auch bei l\u00e4ngerem Erw\u00e4rmen keine Ver\u00e4nderung zeigten, so erfolgte bei dieser Temperatur bei einer verdauten Sehne schon eine langsame Verk\u00fcrzung, so da\u00df sie nach einer Minute auf 87 und nach 2 Minuten auf 62% verk\u00fcrzt war. \u2022 Frische Sehnen zeigten bei 63\u00b0zwar Verk\u00fcrzung, aber keine maximale, eine verdaute zieht sich dabei, und zwar ohne Kr\u00e4useln, zusammen und ist nach 25\u201430 Sekunden auf ein ganz kleines dickes glasiges St\u00fcmpfchen zusammen* geschnurrt. Eine genaue Messung ergibt, da\u00df sich die Sehne dabei auf '\u2022Mi%, also auf weniger als Vio zusammengezogen hat, eine Verk\u00fcrzung, wie sie niemals bei frischen Sehnen erreicht wird. In Wasser von 65\u00b0 langt die verdaute Sehne schon nach 2 Sekunden an sich langsam zusamineuzuziehen und ist nach 20 Sekunden auf 9,6 zusammengeschnurrt. l>ei einer lemperatur von 70\u00b0 ist schon in wenigen Sekunden eine maxi* male \\erk\u00fcrzung, und zwar von 9,3%,erreicht. In Wasser von 56\u00b0 konnten auch die verdauten Sehnen mehrere Minuten erw\u00e4rmt werden ohne zu schnurren, und in solchem von 54\u00b0 zeigten sie selbst nach */4 Stunde","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nAugust Ewald.\nnoch keine Ver\u00e4nderung. Die untere Temperaturgrenze liegt also lur das durch Verdauung gereinigte Collagen etwas unter \u00ab0\u00b0 und \u00fcber 56\u00b0.\nDie Annahme, da\u00df das Collagen durch die Trypsinverdauung selbst eine \u00c4nderung erfahren habe, worauf das leichtere und st\u00e4rkere Schnurren beim Erw\u00e4rmen zur\u00fcckzuf\u00fchren w\u00e4re, hat kaum eine Wahrscheinlichkeit f\u00fcr sich, da dasselbe alle sonstigen Reaktionen auch nach der Verdauung behalten hat, deshalb sind die \u00c4nderungen, die es nach Verdauung in seinem Verhalten gegen hei\u00dfes Wasser zeigt, doch wohl darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df durch die Verdauung Elemente entfernt wurden, die hemmend auf das Schnurren einwirkten. Dabei w\u00fcrden zun\u00e4chst die zelligen Elemente in Frage kommen, dann die elastischen Fasern, doch ist der Gehalt an diesen in den M\u00e4usesehnen verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gering.\nUm das Protoplasma der Sehnenzellen zu entfernen, wurden M\u00e4usesehnen 24 Sunden mit lOprozentiger Kochsalzl\u00f6sung behandelt und dann 2 Tage in Wasser ausgewaschen.\nSolche Sehnen blieben bei .\u2019\u00bb6\u00b0 noch unver\u00e4ndert. Bei GU\" beganucn sie sich aber nach '/3 Minute schon zu kr\u00fcmmen, dann zogen sie sich unter Kr\u00e4useln zusammen auf 62,5%. Sie sind dabei noch opak. In Wasser von 6d\u00b0 haben sie sich unter Kr\u00e4useln in 1 % Minuten auf 29 verk\u00fcrzt und sind dabei ziemlich glasig gequollen. Bei 05\u00b0 beginnt sich schon nach 5 Sekunden die Sehne zu kr\u00e4useln und in 1 Minute ist das Maximum der Kontraktion erreicht; sie ist glasig, dick und auf 25% verk\u00fcrzt. Bei 70\u00b0 ist bereits nach 4 Sekunden dieses Maximum erreicht. Diese Sehnen zeigten also ebenso wie die durch Verdauung gereinigten schon bei 60\u00b0 den Beginn der Kontraktion, doch war der Grad der Verk\u00fcrzung nie so bedeutend wie bei diesen. Bei Sehnen, die jedoch % Jahr m lOprozentiger Kochsalzl\u00f6sung gelegen hatten, zeigte sich neben der Herabsetzung der Quellungstemperaturgreuze auch st\u00e4rkere Verk\u00fcrzung. Es wurde dabei bei einer Temperatur von 65\u00b0 schon eine Verk\u00fcrzung auf weniger als 20% gefunden.\n^ \u00aetm auch bei dieser Behandlung die kolossale Verk\u00fcrzung wie bei den verdauten Sehnen nicht erreicht wurde, so zeigen diese Versuche doch, da\u00df die reichlich eingelagerten Zellen gewi\u00df mit eine der Ursachen sind, wodurch die frische Sehne sich weniger leicht kontrahiert als die vollkommen ausgedaute.","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Collagens.\n121\nVerhalten der Sehnen Anderer Tiere.\nDa sich sowohl im Verhalten gegen verd\u00fcnnte S\u00e4uren als auch bez\u00fcglich der Verdaulichkeit Verschiedenheiten bei Bindegeweben verschiedener Tierklassen gefunden hatten *), so war zu untersuchen, ob nicht auch Unterschiede beim Erw\u00e4rmen vorhanden seien. Haupts\u00e4chlich das Froschcollagen hatte sich vom S\u00e4ugetiercollagen dadurch unterschieden, da\u00df es der Trypsinverdauung nicht widerstand.\nVom Frosch kann man in den Beugesehnen der Hinterpfoten ziemlich lange Sehnen erhalten, die sich auch f\u00fcr messende Versuche eignen. Man zieht von den Hinterbeinen die Haut ab und entfernt noch allenfalls an den Zehen haftende kleine Hautreste. Man schneidet dann im Hohlfu\u00df die Sehnen durch, kneift das \u00e4u\u00dferste Zehenglied mit den Fingern\u00e4geln durch und kann dann mit leichtem Zug daran die Sehnen herausziehen.\nSolche Froschsehnen zeigten nun auch eine Herabsetzung der tjuellungstemperatur. In Wasser von 50\" waren sie nach 10 Minuten noch unver\u00e4ndert, dagegen schon in solchem von 54\u00b0 waren sie nach 3 Meuten etwas gekr\u00fcmmt, nach 6 Minuten st\u00e4rker gerollt und nach 10 Minuten auf f>8,5\u00b0/0 verk\u00fcrzt. Dabei ist die Sehne noch im ganzen opak. Bei 60\" ist die Sehne in i/i Minute gekr\u00e4uselt, nach 1 Minute auf 33,3 verk\u00fcrzt und dick glasig gequollen. In Wasser von 65\u00b0 schnurren\ndie .Sehnen in 4-5 Sekunden auf 24, in solchem von 67\u00b0 in 3 Sekunden auf 20%.\nNach diesen Versuchen schien das Froschcollagen schon bei wesentlich niedrigeren Temperaturen zu schnurren als das der Maus, doch waren diese Versuche nicht ganz beweisend, da die dazu benutzten feehnen einem in der vorhergehenden Nacht gestorbenen, leicht totenstarren Frosch entnommen waren und die M\u00f6glichkeit nicht ausgeschlossen war, da\u00df die Unterschiede nur durch die dabei eintretende schwache S\u00e4urewirkung bedingt sein k\u00f6nnten. Die Versuche wurden deshalb nochmals mit vollkommen lebensfrischen Froschsehnen wiederholt.\nIn Wasser von 55\u00b0 bleibt eine solche Sehne 3 Minuten unver\u00e4ndert, nach 4 Minuten war sie etwas gekr\u00fcmmt, nach 10 Minuten hat sie sich\n) August Lwald, Zur Histologie und Chemie der elastischen ! asern und des Bindegewebes, Zeitschr. f. Biologie, Bd. 26. N. F. 8 (1890). S. 51 \u201454.","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nAugust Ewald,\nauf 83 verk\u00fcrzt, ist dabei zum gr\u00f6\u00dften Teile noch opak. Bei 60\u00b0 zieht sich eine Sehne nach 20 Sekunden unter Knickungen langsam zusammen und erreicht nach 2 Minuten 31,8 \u00b0/0 als maximale Verk\u00fcrzung. Bei 62\u00b0 ist das gleiche Maximum schon nach 1 Minute, bei 65\u00b0 in % Miuute eine Verk\u00fcrzung von 27% unter vollkommen glasiger Quellung und in Wasser von 68\u00b0 ist in 9 Sekunden eine Verk\u00fcrzung auf 22,4% erreicht.\nSind bei dieser Versuchsreihe die Unterschiede mit M\u00e4usesehnen auch nicht ganz so gro\u00df wie die mit den Sehnen des totenstarren Frosches, so zeigen sie doch auch, da\u00df das Froschcollagen schon bei wesentlich niedrigeren Temperaturen zu schnurren beginnt wie das der M\u00e4usesehnen. W\u00e4hrend bei letzteren Temperaturen von 60\u00b0 noch ohne Einflu\u00df waren, wurden Froschsehnen schon durch 550 ver\u00e4ndert. Auch wurden viel st\u00e4rkere Verk\u00fcrzungen erreicht.\nNoch leichter angreifbar wie das Froschcollagen ist das der Fische, das schon in verd\u00fcnnten S\u00e4uren in der K\u00e4lte rasch l\u00f6slich ist*). Leider ist geeignetes Material zu genauen Versuchen schwer zu finden, da so lange, d\u00fcnne, parallelfasrige Sehnen wie bei M\u00e4usen und Fr\u00f6schen da nicht Vorkommen. Doch fand ich unter den Wangenmuskeln der Barbe einen, der in eine freilich ziemlich dicke, aber doch etwa 12 mm lange Sehne ausl\u00e4uft, die sich durch Zerzupfen in einzelne d\u00fcnnere, etwa ebensolange Sehnenstreifen zerlegen lie\u00df. Das Zerzupfen geht zwar nicht ganz leicht und nicht ohne Zerrei\u00dfungen, da die Sehne nicht ganz parallelfasrig ist, sondern die B\u00fcndel etwas verflochten zu sein scheinen, aber es lie\u00dfen sich doch gen\u00fcgend regelm\u00e4\u00dfige Streifen erhalten, um eine Versuchsreihe damit anzustellen.\nEin feines solches Sehnenstreifchen ist in Wasser von 51\u00b0 nach 2 Minuten noch unver\u00e4ndert, aber in solchem von 53\u00b0 ist es nach 1 Minute schon etwa auf die H\u00e4lfte verk\u00fcrzt, dabei aber noch etwas opak, noch nicht vollkommen glasig gequollen. In Wasser von 55\u00b0 geht ein B\u00fcnde! in etwa 40 Sekunden langsam zusammen, in solchem von 60\u00b0 ist es in 6 bekunden, bei 62\u00b0 schon nach 3 Sekunden vollkommen glasig geschnurrt. Alle h\u00f6heren Temperaturen zeigen das gleiche Verhalten.\nEs liegt also bei Fischsehnen die Temperaturgrenze eher noch tiefer als bei den Froschsehnen, da schon bei 5o\u00b0 die Kontraktion beginnt und bei 62\u00b0 eine maximale glasige\n0 August Ewald, loc. cit. S. 51.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Collagens.\n123\nVerk\u00fcrzung erreicht ist. Die maximale Verk\u00fcrzung war aber selbst bei h\u00f6heren Temperaturen nicht so gro\u00df wie bei Frosch-und M\u00e4usesehnen, sie erreichte nur 30%. Dies ist wohl dadurch erkl\u00e4rlich, da\u00df einmal die Sehne nicht vollkommen parallelfasrig ist und aus verflochtenen B\u00fcndeln besteht, und andererseits die mikroskopische Untersuchung ergab, da\u00df sie sehr reich an Zellen ist, ganz auffallend viel reicher als die Frosch- und M\u00e4usesehnen.\nVorbehandlung: mit S\u00e4uren.\nDie Versuche mit den Sehnen des totenstarren Frosches (voriger Abschnitt) hatten es nahegelegt, da\u00df schon sehr geringe S\u00e4uremengen von Einflu\u00df auf die Temperaturgrenze sein k\u00f6nnten. Es wurden deshalb M\u00e4usesehnen in Salzs\u00e4ure von 1.jooow/o eingelegt, bis sie gerade angequollen waren, was etwa in 10 Minuten erreicht war. Hierauf kamen sie in ein gr\u00f6\u00dferes Gef\u00e4\u00df mit Wasser, um die S\u00e4ure wieder zu entfernen. Sie waren trotzdem nach 24 Stunden noch nicht vollkommen abgequollen, denn sie waren immer noch etwas dicker als normal und etwas durchscheinender.\nSolche S\u00f6hnen zeigten bei 46\u00b0 noch kaum eine Ver\u00e4nderung, d\u00f6cli waren sie nach 3 Minuten schwach gekr\u00e4uselt und ein ganz klein wenig .iuf 95%, verk\u00fcrzt, aber schon in Wasser von 51\u00b0 zogen sie sich langsam zusammen und erreichten nach 1 Minute eine Verk\u00fcrzung auf 54%. In Wasser vou 55\u00b0 verk\u00fcrzten sie sich in 30\u201440 Sekunden auf 38,7%, \u00fcnd in solchem von 58\u00b0 in 25-30 Sekunden auf 33,3%. Bei einer Temperatur von 00\" zieht sich eine solche Sehne unter Kr\u00e4uselung sofort zusammen und hat in 20 Sekunden eine Verk\u00fcrzung von 28%, hei 63\u00b0 dieselbe Verk\u00fcrzung in 10 Sekunden und bei 65\u00b0 schon nach 6 Sekunden erreicht. In Wasser von 70\u00b0 schnurrt sie in 3 Sekunden auf 26%. Bei den starken Kontraktionen sind die Sehnen dann auch glasig aufgequollen.\nDiese Versuchsreihe zeigt also, da\u00df schon sehr schwache S\u00e4urewirkungen, wenn dadurch einmal Quellung erzielt war, die Temperaturgrenze ganz wesentlich herabsetzen, denn w\u00e4hlend fiische M\u00e4usesehnen bei 60\u00b0 noch ganz unver\u00e4ndert fdieben, wurden hier schon bei 46\u00b0 die ersten Ver\u00e4nderungen beobachtet, was also einer Herabsetzung der Temperaturgrenze um 14\u201415\u00b0 entspricht.","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nAugust Ewald,\n\\ ersuche \u00fcber die Wirkung von S\u00e4uren st\u00e4rkerer Konzentration habe ich nicht angestellt. Hier\u00fcber liegen aber schon \u00e4ltere Versuche von Engelmann1) vor, die ergeben, da\u00df, wenn man Sehnen in den S\u00e4uren erw\u00e4rmt, die Verk\u00fcrzung schon bei wesentlich niedrigeren Temperaturen beginnt und auch fr\u00fcher ihr Maximum erreicht. Er verwendete Essigs\u00e4ure von 7% und Salzs\u00e4ure von 1%.\nEs war nun von Interesse zu wissen, wie sich Sehnen verhalten, die zwar mit S\u00e4ure behandelt wurden, wobei aber die Quellung durch den n\u00f6tigen Gehalt der L\u00f6sung an Kochsalz verhindert wurde. Es wurden deshalb M\u00e4usesehnen in eine l%ige Essigs\u00e4ure, die gleichzeitig 5% Kochsalz enthielt, 24 Stunden eingelegt. Dann wurden sie mit 5% Kochsalzl\u00f6sung ausgewaschen. Die Sehnen waren nicht gequollen, doch quollen Probest\u00fcckchen davon nach \u00dcbertragen in Wasser noch auf. Selbst weitere 24 st\u00e4ndige Einlage in 10 %ige Kochsalzl\u00f6sung erzielte noch nicht, da\u00df sie in Wasser nicht mehr quollen. Sie wurden deshalb nochmals in 5%iger Kochsalzl\u00f6sung ausgewaschen, die 0,25% Soda enthielt. Nun trat keine Quellung mehr im Wasser ein.\nNach gr\u00fcndlichem Waschen in Wasser zeigte eine solche Sehne bei \u2022r\u00bb6\u00b0 keine Ver\u00e4nderung, in solchem von 59\u00b0 war sie auch nach 2 Minuten kaum ver\u00e4ndert, nach 4 Minuten hatte sie sich ein ganz klein wenig verk\u00fcrzt auf etwa 90 %\u2022 Bei einer Temperatur von 63\u00b0 wurde sie nach 4*> Sekunden gekr\u00e4uselt und nach 2 Minuten schien das Maximum der Zusammenziehung erreicht; sie war dabei glasig durchsichtig und auf 28,8\u00b0/0 verk\u00fcrzt, ln Wasser von 65\u00b0 geht eine Sehne in 30 Sekunden auf 26%\u00bb >n solchem von 68\u00b0 sofort auf 22,6% zusammen.\nSolche Sehnen, bei denen also die S\u00e4urequellung durch Kochsalz verhindert war, zeigten demnach mit frischen verglichen kaum eine Ver\u00e4nderung, denn die geringe Herabsetzung der Temperaturgrenze und die etwas st\u00e4rkere Kontraktion k\u00f6nnen nicht auf die S\u00e4urewirkung bezogen werden, da gleiche Ver\u00e4nderungen ja auch schon durch 10%ige Kochsalzl\u00f6sung allein erzielt wurden.\n*) Th. W. Engel mann, Bemerkungen zur Theorie der Sehuen-und Muskelverk\u00fcrzung, Arch. f. d. ges. Physiol., Bd. 8, S. 95 (1874).","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Collagens.\n125\nIch m\u00f6chte hier noch einige Versuche anf\u00fchren, bei denen die Sehnen in S\u00e4uren h\u00f6herer Konzentration eingelegt waren, und zwar in solche Konzentrationen, bei welchen nach fr\u00fcheren Versuchen auch ohne Kochsalz keine Quellung eintrat. Es sind dies die st\u00e4rkeren S\u00e4uregrade der Salzs\u00e4ure und Salpeters\u00e4ure. Es wurden zwar bei diesen Versuchen keine genauen Messungen angestellt, doch waren direkt Parallelversuche mit. Irischen Sehnen gemacht, so da\u00df sie doch verwertet werden k\u00f6nnen.\nFrische Sehnen der Maus wurden 2 Tage in Salzs\u00e4ure von 2 /() gelegt, in der keine Quellung erfolgte. Dann wurden sic 2 Tage lang in vielfach erneuter 10%iger Kochsalzl\u00f6sung ausgewaschen, bis keine Quellung mehr erfolgte, wenn sie dann in Wasser \u00fcbergef\u00fchrt wurden. In gleicher Weise wurden Sehnen mit Salpeters\u00e4ure von 4 \u00b0/0 behandelt.\nHeide verhielten sich bei Temperaturen von 65\u00b0 und 67\u00b0 genau wie frische Sehnen. Hei 67\u00b0 wurde bei allen dreien in etwa 10 Sekunden die maximale Kontraktion erreicht. W\u00e4hrend aber die frischen Sehnen hei 60\u00b0 fast sofort schnurrten, so erfolgte dies bei den beiden mit S\u00e4uren behandelten etwas langsamer. Bei 70\u00b0 schnurrten alle drei sofort maximal zusammen.\nAlso trotz der zwei Tage lang dauernden Einwirkung der starken S\u00e4uren sind hier, wo Quellung \u00fcberhaupt nicht eingetreten war, kaum bemerkbare Unterschiede mit frischen Sehnen vorhanden, ja wo solche gefunden wurden, trat die W\u00e4rmewirkung eher etwas weniger schnell ein.\nVorbehandlnng mit Alkalien.\nEs kam dazu eine ganz verd\u00fcnnte Natronlauge zur Verwendung mit einem Gehalt an NaOH von V50 \u00b0/0. Es war dies die niedrigste Konzentration, bei der gerade noch Quellung erfolgte. In solcher Lauge quollen M\u00e4usesehnen in etwa 2 Minuten gerade bis zum Durchsichtigwerden an. Sie kamen dann sofort in Wasser, in dem sie schnell wieder abquollen. Nachdem sie 24 Stunden in Wasser gelegen hatten und wieder vollkommen opak wie frische aussahen, wurden sie zu den Versuchen benutzt.\nEine solche Sehne bleibt in Wasser von 58\u00b0 auch nach 2 Minuten langem Erw\u00e4rmen vollkommen unver\u00e4ndert. In Wasser von 60\u00b0 zeigt","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nAugust Ewald,\nsie w\u00e4hrend */s Minute keine Ver\u00e4nderung, dann beginnt sie sich zu kr\u00e4useln und zieht sich zusammen. Nach 2 Minuten ist sie stark gekr\u00e4uselt, zusammengekn\u00e4uelt, aber noch opak, und ergibt eine Verk\u00fcrzung von 62,8 \u00b0/o* In Wasser von 63\u00b0 zieht sie sich rasch unter Kr\u00e4useln zusammen und ist nach 1 Minute auf 29,4 % verk\u00fcrzt, aber noch opak. Bei 65\u00b0 zieht sie sich sofort zusammen und hat in 20\u201430 Sekunden eine Verk\u00fcrzung auf 22,8 % erreicht. Dabei ist sie glasig gequollen und etwas klebrig, ln Wasser von 70\u00b0 ist die maximale Verk\u00fcrzung schon nach\n3\tSekunden erreicht.\nEs ergibt sich also, da\u00df auch geringe Alkalimengen, welche gerade noch Quellung erzeugt hatten, auch wenn die Quellung sofort wieder r\u00fcckg\u00e4ngig gemacht wurde, das Quellen und Schnurren in hei\u00dfem Wasser etwas bef\u00f6rderten.\nF\u00fcr st\u00e4rkere Alkalil\u00f6sungen hat Engel mann schon gezeigt1), dal\u00bb wenn man Sehnen darin erw\u00e4rmt, schon bei verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig niederen Temperaturen starke Verk\u00fcrzung eintritt. So erhielt er in Kalil\u00f6sung von 15 % schon bei 38\u00b0 eine maximale Verk\u00fcrzung auf 35 \u00b0)0 (die Engel-mann sehen Zahlen habe ich, um sie mit meinen vergleichen zu k\u00f6nnen, auch auf Prozente der urspr\u00fcnglichen L\u00e4nge umgerechnet), ln -Kalil\u00f6suna; von 5 \u00b0/o laud er bei 45\u00b0 Verk\u00fcrzung auf 55 \u00b0/0, bei 55\u00b0 auf 19,5 \u00b0/n. Dock ist bei diesen Versuchen zu ber\u00fccksichtigen, da\u00df in den starken Kalilaugen auch bei Zimmertemperatur starke Quellung erfolgt, bei de\u00bb auch schon Verk\u00fcrzungen auf 90\u201480 % zu beobachten sind.\nEs fragte sich nun weiter, ob eine Vorbehandlung mit Mitteln, die wir gew\u00f6hnlich zum H\u00e4rten oder Fixieren der Gewebe verwenden, die also meistens koagulierend auf die Eiwei\u00dfk\u00f6rper des Protoplasma wirken, auch auf das Collagen bez\u00fcglich der Quellungstemperatur einen Einflu\u00df haben.\nVorbehandlung mit Alkohol.\nM\u00e4usesehnen, die 2 Jahre in Alkohol absolut, gelegen\nhatten, wurden 1 Stunde in Wasser ausgewaschen.\nSie zeigten dann in Wasser von 580 keine Ver\u00e4nderung, In solchem von 60\u00b0 war auch nach 3 Minuten noch keine Zusammenziehung zu bemerken, die Sehne war nur etwas gekr\u00fcmmt. Nach 6 Minuten war sic jedoch stark zum Kn\u00e4uel zusammengewellt; nach 12 Minuten ist das Aussehen ebenso und die Messung ergibt eine Verk\u00fcrzung auf 43 %; nacli\n4\tMinuten weiterer Erw\u00e4rmung hat sie sich noch weiter verk\u00fcrzt aut 32,7 %. In Wasser von 65\u00b0 ist die Sehne nach 1 Minute gekr\u00e4uselt.\nl) Th. W. Engelmann, Bemerkungen zur Theorie der Sehnen- und Muskelverk\u00fcrzung, Arch. f. d. Ges. Physiologie 1874, Bd. 8, S. 95.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Collagens.\n127\nauf 43 % verk\u00fcrzt, nach 2 Minuten auf 31 %, nach 3 Minuten auf 24 % /usammengezogen; sie ist dabei trotz starker Verk\u00fcrzung zwar etwas dicker, aber nicht wesentlich durchsichtiger geworden. Weiter erw\u00e4rmt, li\u00e2t sie sich nach im ganzen 5 Minuten Erw\u00e4rmung noch etwa weiter bis auf 20,7 % verk\u00fcrzt, ln Wasser von 70\u00b0 schnurren die Sehnen schnell auf 24 %. Sehnen des Rattenschwanzes, die ebenfalls 2 Jahre in Alkohol absolut, lagen, schnurren in Wasser von 70* sofort auf 30%, nach 1 Minute auf 26 \u00ae 0. Dabei sind sie ebenfalls zwar verdickt, aber nicht v\u00f6llig gequollen, sondern noch recht stark wei\u00dflich. '\nWir sehen also aus diesen Versuchen, da\u00df die lange Alkoholbehandlung zwar die Temperaturgrenze nicht wesentlich ver\u00e4ndert hat. Dieselbe ist sogar eher etwas niedriger geworden, da schon bei 60\u00b0 bei l\u00e4ngerem Erw\u00e4rmen Verk\u00fcrzung eintritt, auch sind die Verk\u00fcrzungen schon bei 65\u00b0 sehr bedeutend. Wodurch sich aber die Alkoholsehnen von frischen unterscheiden, ist, da\u00df z. B. bei der f\u00fcr frische Sehnen kritischen Temperatur von 65\u00b0 die Zusammenziehung langsam erfolgt, da\u00df aber bei l\u00e4ngerem Erw\u00e4rmen die Verk\u00fcrzung doch schlie\u00dflich noch gr\u00f6\u00dfer wird als bei frischen. Dabei sind aber die Sehnen trotz der starken Verk\u00fcrzung zwar verdickt, aber nicht v\u00f6llig glasig gequollen, sondern sie behalten immer noch ein etwas opakes Aussehen.\nVorbehandlung mit Osmiums\u00e4ure.\nSehnen der Maus wurden 1 Minute in Osmiums\u00e4ure von Va 7o g\u00f4legtt dann 1 Stunde in Wasser ausgewaschen und in Wasser erw\u00e4rmt.\nErst bei 84\u00b0 begann das Zusammenschnurren und war bei 85\u00b0 vollendet. Die Sehnen waren dabei auf etwa */4 der L\u00e4nge verk\u00fcrzt, gequollen und hatten sich dabei stark gebr\u00e4unt. Sehnen, die */, Jahr lang in Vs %iger Osmiums\u00e4ure gelegen hatten, sahen dunkelschwarz aus. Nachdem sie 4 Stunden in Wasser ausgewaschen waren, schnurrten sie bei *4\u00b0 schnell auf die H\u00e4lfte der L\u00e4nge, bei 86\u00b0 auf l/t zusammen. Eine st\u00e4rkere K\u00fcrzung trat nicht ein, auch nicht bei h\u00f6herer Temperatur.\nWenn nun diese Versuche auch schon zweifellos ein starkes Hinaufr\u00fccken der Temperaturgrenze ergeben hatten, so war doch noch eine Versuchsreihe erforderlich, um diese Grenze und den Grad der Kontraktion zu bestimmen. Es wurden deshalb M\u00e4usesehnen 24 Stunden mit l/t %iger Os-","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nAugust Ewald,\nmiums\u00e4ure behandelt, dann, *um die Osmiums\u00e4ure m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig zu entfernen, mit mehrfach gewechseltem Wasser ausgewaschen. So lagen sie etwa 4 Wochen in mehrfach erneuertem Wasser, bis sie zu den Versuchen verwendet wurden. F\u00e4ulnis oder Bakterienentwicklung war nicht eingetreten. Sie sahen fast ganz wie frische Sehnen aus, waren nur ganz leicht grau gef\u00e4rbt, reflektierten aber so viel wei\u00dfes Licht, da\u00df sie ganz den wei\u00dfen Atlasglanz wie frische hatten.\nEine solche Sehne bleibt in Wasser von 720 unver\u00e4ndert. In solchem von 88\u00b0 schnurrt sie sofort auf 24 %, wird dabei durchsichtiger und stark gebr\u00e4unt. In Wasser von 85\u00b0 geht sie langsam unter Kr\u00e4useln zusammen und hat sich in 1 % Minuten auf 20% verk\u00fcrzt. Bei 84\u00b0 zeigt sie nach 5 Sekunden noch keine Ver\u00e4nderung; nach 10 Sekunden beginnt sie knickig zu werden und zieht sich in 1 Minute auf 26 \u00b0/o, in 2 Minuten auf 18,5 % zusammen. Die Sehne ist d\u00fcbei verdickt, durchscheinend und gebr\u00e4unt. In Wasser von 78\u00b0 war nach 1 Minute noch keine Ver\u00e4nderung, nach 5 Minuten hatte sie sich aber etwas knickig zusammengezogen, nach 10 Minuten war sie stark knickig gekr\u00e4uselt und war dabei auf 55,5 % verk\u00fcrzt, aber nicht gequollen, sondern noch v\u00f6llig opak.\nDiese Versuche zeigten mithin, da\u00df durch Osmiums\u00e4ure, selbst nach langem Auswaschen derselben, die Temperaturgrenze wenigstens um 15\u00b0 hinaufger\u00fcckt war, da\u00df aber dabei ebenso starke, ja noch st\u00e4rkere Verk\u00fcrzungen unter Quellung beobachtet wurden. Mall1) hat auch schon gefunden, da\u00df durch Osmiums\u00e4ure die Temperaturgrenze hinaufger\u00fcckt ist.\nVorbehandlung mit Chromverbindung im Dunkeln und Hellen.\nNach Vorbehandlung mit Kaliumbichromat (3 %) und mit Chroms\u00e4ure (l/30 %) ist* wenn die Behandlung und das nachfolgende Auswaschen mit Wasser im Dunkeln vorgenommen wurde, die Quellbarkeit des Collagen in verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure fast gar nicht ver\u00e4ndert, standen aber die Sehnen w\u00e4hrend der Behandlung und w\u00e4hrend des Auswaschens im Hellen, so war die Quellungsfahigkeit nach Kaliumbichromat\n*) F. Mall, Das retikulierte Gewebe und seine Beziehungen zu den Bindesubstanzen, Abhandlungen der mathem.-phys. Klasse d. Kgl. S\u00e4chs. Gesellsch. d. Wissenschaften, Bd. XVII (XXIX) Nr. IV, S. 318. Leipzig, S. Hirzel, 1891.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"129\nBeitr\u00e4ge zur Kenntnis des Collagens.\nstark herabgesetzt; in Salzs\u00e4uren von >/500\u00bb/\u201e, bei der frische Sehnen gerade noch anquollen, ganz aufgehoben und in solchen von Va-Vioo % stark vermindert. Nach Chroms\u00e4urebehandlung im Hellen war die Quellbarkeit in Salzs\u00e4uren \\on ^ /0\t/4000 Io vollkommen aufgehoben. Auch in ver-\nd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure wurden solche Sehnen nicht mehr ver\u00e4ndert, und wie ich schon fr\u00fcher beschrieben habe *), war Collagen nach Chroms\u00e4urebehandlung und Belichtung f\u00fcr Pepsin un-\\ erdaulich geworden. Auch bez\u00fcglich der Quellungstemperatur hat sich der gleiche Einflu\u00df der Belichtung geltend gemacht.\nFrische M\u00e4usesehnen wurden in 3 %ige L\u00f6sung von Kaliumbichromat eingelegt und 8 Tage teils im Hellen, leils im Dunkeln gehalten. Dann kamen sie f\u00fcr 14 Tage in Wasser, welches mehrfach gewechselt wurde, und zwar wurden die dunkelgehallenen auch im Dunkeln ausgewaschen. Von den Belichteten wurde ein Teil im Hellen, ein Teil aber auch im Dunkeln ausgewaschen. Letzteres, um zu untersuchen, ob und wie weit die Belichtung schon in der doch stark gelb gef\u00e4rbten Chromatl\u00f6sung gewirkt habe, oder ob\nder Einflu\u00df des Lichtes durch die starke gelbe F\u00e4rbung gehindert war.\t^\nDie belichteten und am Lichte ausgewaschenen Sehnen bleiben in Wasser von 69\u00b0 50 Sekunden lang unver\u00e4ndert, dann gehen sie langsam unter leichten Kr\u00fcmmungen zusammen, erreichen aber auch nach 2 Minuten nur eine Verk\u00fcrzung auf 60 % und bleiben opak. In Wasser von -2\u00b0 schnurren sie in 15 Sekunden, in solchem von 75\u00b0 in 10 Sekunden auf 30 % und bei 85\u00bb sofort auf 27 %. Die belichteten, aber im Dunkeln ausgewaschenen bleiben in Wasser von 69\u00b0 nur etwa 20 Sekunden unver\u00e4ndert, ziehen sich dann langsam unter Kr\u00fcmmen zusammen und halben nach 2 Minuten eine Verk\u00fcrzung auf 30,6% erreicht, wobei sie schon ziemlich durchsichtig geworden sind. In Wasser von 72\u00b0 und \u2022solchem von 75\u00b0 sind sie in 10 Sekunden auf 25 % zusammengeschnurrt und bei 85\u00b0 schnurren sie sofort auf dieses Maximum der Verk\u00fcrzung, bn Duukeln gehaltene und im Dunkeln ausgewaschene Sehnen zeigep in Vasser von 60\u00b0 nach 5 Minuten noch keine Verk\u00fcrzung; in solchem von >4 sind sie nach 1 Minute noch kaum ver\u00e4ndert, uacn 2 Minuten sind\n0 A. Ewald, Zur Histologie und Chemie der elastischen Fasern und des Bindegewebes. Zeitschrift f\u00fcr Biologie, Bd. 26, N. F. 8, S. 42","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nAugust Ewald,\nsie nur auf 69 % verk\u00fcrzt und noch opak. Bei 69\u00b0 schnurren sie in 10 Sekunden, bei 72\u00b0 in 5 Minuten, bei 75\u00b0 sofort auf 25 % zusammen.\nEs zeigen mithin diese Versuche, da\u00df die Chromatbehandlung mit Belichtung einen ganz wesentlichen Einflu\u00df auf die Quellung in hei\u00dfem Wasser hat, denn die Temperaturgrenze ist wesentlich erh\u00f6ht, auch ist die maximale Verk\u00fcrzung geringer als bei frischen Sehnen. Es ergibt sich ferner, da\u00df die starke gelbe F\u00e4rbung der Chromatl\u00f6sungen die Einwirkung des Lichtes behindert, denn die nachtr\u00e4glich im Dunkeln ausgewaschenen, vorher nur in der Chromatl\u00f6sung belichteten Sehnen schnurren leichter und st\u00e4rker als die auch im Hellen ausgewaschenen. Die im Dunkeln mit Chromat behandelten und auch im Dunkeln ausgewaschenen Sehnen zeigten kaum Unterschiede mit frischen Sehnen und diese w\u00fcrden wohl ganz verschwinden, wenn man beim Auswaschen, beim Wasserwechsel z. B., auch jede Belichtung sorgf\u00e4ltig vermiede. Auch m\u00fc\u00dfte man die Quellungsversuche im Dunkeln vornehmen, denn da\u00df auch nach l\u00e4ngerem Auswaschen im Dunkeln das Licht noch nachtr\u00e4glich auf Chromatdunkelsehnen einwirken kann, ergab sich aus folgenden Versuchen.\nWurden solche Sehnen etwa 72 Stunde der Sonne ausgesetzt, so brauchten sie bei 70\u00b0 20 Sekunden, um auf 25 % zusammenzuschnurren, kamen sie direkt aus dem Dunkelzimmer, so hatten sie schon in 10 Sekunden das Maximum der Verk\u00fcrzung erreicht.\nNoch st\u00e4rker als nach Kaliumbichromat erwies sich der Einflu\u00df der Belichtung bez\u00fcglich der nachfolgenden Quellbarkeit in S\u00e4uren bei der Chroms\u00e4ure. Es war dadurch die F\u00e4higkeit, in S\u00e4uren zu quellen, g\u00e4nzlich geschwunden und es war deshalb zu erwarten, da\u00df sich auch in Bezug auf die Quellungstemperatur gr\u00f6\u00dfere Unterschiede ergeben w\u00fcrden.\nEin Teil M\u00e4usesehnen wurde deshalb 8 Tage in Chrom-s\u00e4ure von 730 % im Dunkeln, ein anderer ebensolange im Hellen gehalten, dann 14 Tage in mehrfach gewechseltem Wasser der eine im Dunkeln, der andere im Hellen ausgewaschen. Dabei war nun schon direkt ein gro\u00dfer Unterschied zu bemerken. Die Dunkelsehnen waren wei\u00df, die Hellsehnen br\u00e4un-","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Collagens.\n131\nlichgelb gef\u00e4rbt und die Versuche bei Erw\u00e4rmen ergaben nun auch sofort ganz wesentliche Unterschiede.\nDie Chroms\u00e4ure-Dunkel sehnen gehen schon bei 61\u00b0 langsam unter starkem Kr\u00e4useln etwas zusammen und erreichen eine Verk\u00fcrzung auf 53%. Bei 63\u00b0 sind sie in 1 Minute, bei G9\u00b0 in 15 Sekunden auf 31% verk\u00fcrzt. Bei 72\u00b0 schnurren sie schnell in 8 Sekunden auf 29%, bei 78\u00b0 in 4 Sekunden auf 2G,4% zusammen ; dabei sind sie durchsichtiger geworden, aber doch nicht gerade glasig gequollen. Bei den belichteten Sehnen beginnt die Einwirkung der Temperatur \u00fcberhaupt erst bei 1)8\u201469\u00b0, und auch da ist sie noch minimal. Selbst nach 3 Minuten langem Erw\u00e4rmen werden dabei die Sehnen nur schwach gekr\u00e4uselt und sehen tust wie nicht erw\u00e4rmte aus. (icnaue Messungen ergaben eine geringe Verk\u00fcrzung auf 94,1%. Auch bei 70\u00b0 wurde in 1 Minute keine st\u00e4rkere Verk\u00fcrzung erreicht. Selbst bei 75\u00b0 ist die Verk\u00fcrzung nach 1 Minute erst 82,3%. Bei 80\u00b0 wird eine solche Verk\u00fcrzung in 20 Sekunden \u00e8rreicht und auch bei l\u00e4ngerem Erw\u00e4rmen gehen die Sehnen nicht weiter zusammen. ln Wasser von 87\u201c geht die Sehne in 15 Sekunden auf 76,4% zusammen und in kochendem Wasser schnurren sie zwar sofort, aber auch da wird, selbst bei weiterem Kochen, nur eine Verk\u00fcrzung von 65% erreicht. Dabei werden aber die Sehnen nicht durchsichtig, sie bleiben opak, werden auch nicht dicker, sondern eher d\u00fcnner. Mikroskopisch untersucht sind sie tr\u00fcbe, stark streifig und bei leichtem Zerklopfen, aber auch schon ohne dieses, sind \u00fcberall die Fibrillen unge-quollen zu sehen.\nAlso auch hier zeigen die dunkel gehaltenen Sehnen keine gro\u00dfen Unterschiede mit frischen Sehnen, denn die Temperaturgrenze ist nicht hinaufger\u00fcckt, nur erfolgen im allgemeinen die Zusammenziehungen etwas langsamer und sind nicht so stark, doch werden bei hohen Temperaturen doch auch solche Grade der Verk\u00fcrzung erreicht wie bei trischen Sehnen, und m\u00f6glicherweise beruhen auch hier die Unterschiede darauf, da\u00df eine Lichteinwirkung nicht vollkommen vermieden war. Denn da\u00df Belichtung bei Chroms\u00e4uresehnen eine ganz evidente Wirkung hat, ergeben diese Versuche, indem nicht allein die Grenztemperatur wesentlich h\u00f6her ist, sondern auch niemals, selbst beim Kochen nicht, gr\u00f6\u00dfere Verk\u00fcrzungen beobachtet wurden. W\u00e4hrend sich die dunkelgehaltenen Sehnen, wie frische, auf etwa */4 der L\u00e4nge verk\u00fcrzten, ging die Kontraktion der belichteten nie \u00fcber */* der urspr\u00fcnglichen L\u00e4nge hinaus.\nHoppe-Seyler's Zeit|chrift f. physiol. Chemie. CV.\n10","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nAugust Ewald,\nVorbehandlung: mit Tannin.\nDa\u00df solche Mittel, die zur Gerberei verwendet werden, auf die Quellbarkeit des Bindegewebes Einflu\u00df haben, war vorauszusehen. Durch Behandlung mit Tanninl\u00f6sungen von 5 und 10%'wird die Quellungsfahigkeit in verd\u00fcnnten S\u00e4uren stark beeintr\u00e4chtigt. So ist sie f\u00fcr Salzs\u00e4ure in allen Verd\u00fcnnungen von Vbo\u2014VmooVo aufgehoben. Dementsprechend ergibt sich auch bez\u00fcglich der Wirkung hei\u00dfen Wassers ein ganz wesentlicher Einflu\u00df.\nM\u00e4usesehnen, die 24 Stunden in frisch bereiteter 5%iger Tannin-l\u00fcsung gelegen hatten, dann 1 Stunde lang in mehrfach gewechseltem Wasser ausgewaschen waren, zeigten in Wasser erw\u00e4rmt bis zu Temperaturen von 80\u00b0 keinerlei Ver\u00e4nderungen. Erst in Wasser von 8J!\u00b0 begannen sie sich unter Kr\u00e4useln langsam zusammenzuziehen. Hei 80\u00b0 gehen sie langsam, bei 89\u00b0 schnurren sie schnell auf '/\u00ab der L\u00e4nge. Dabei werden sie aber kaum dicker, sind auch nicht glasig gequollen, sie nehmen dabei nur eine br\u00e4unliche Farbe an. Sehnen, die 24 Stunden in 10\u00b0 0iger Tanninl\u00f6sung lagen, verhielten sich ganz ebenso. Auch Sehnen, die erst 2 Tage in alkalischem Trypsin verdaut waren, also aus reinem Collagen bestanden, dann 24 Stunden in 10%igcni Tannin lagen, mehrere Stunden in Wasser ausgewaschen waren, zeigten erst bei gleich hohen Temperaturen die gleichen Ver\u00e4nderungen wie die unverdauten.\nVorbehandlung mit Tannin ergibt demnach eine ganz bedeutende Erh\u00f6hung der Grenztemperatur, von etwa 20\u00b0.\nUm einen \u00dcberblick \u00fcber die Resultate der vorbeschriebenen Versuche zu gewinnen, sind die Haupttatsachen nochmals in einer Tabelle zusammengestellt. In der ersten Spalte sind die niedrigsten Temperaturen aufgef\u00fchrt, bei denen, wenigstens bei etwas l\u00e4ngerer Erw\u00e4rmung, \u00fcberhaupt Verk\u00fcrzung beobachtet wurde. In der zweiten Spalte sind die Grenztemperaturen, bei welchen, wenn auch erst bei l\u00e4ngerer Erw\u00e4rmung, zuerst die maximale Verk\u00fcrzung erreicht wurde. Die dritte Spalte gibt die Temperaturen, bei denen sofort maximale Verk\u00fcrzung eintritt. Die vierte Spalte endlich gibt die L\u00e4nge der Sehnen nach der maximalen Verk\u00fcrzung, berechnet auf Prozente der urspr\u00fcnglichen L\u00e4nge.","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Collagens.\n133\nVorbehandlung (M\u00e4usesehnen, wenn nichts anderes bemerkt)\tNiedrigste Temperatur, bei der Verk\u00fcrzung eintritt\tGrenz- Temperatur, temperatur,! bei der bei \u00ab1er . sofort die zuerst ; maximale maximale Verk\u00fcizung Verk\u00fcrzung erreicht auftntt ; wird\t\tMaximale Verk\u00fcrzung in Prozenten der orspr\u00fcngl. L\u00e4nge\tBemer- kungen\nKeine (also frische Sehnen) .\t63\t65\t69\t26\t\nDurch Trypsinverdauung ge reinigt . . .\t1 56-60\t63\t. 65\t9,6\t\nFroschsehnen\t54\t\t68\t22,4\t\nFischsehnen (Barbe) . . .\t53\t60\t62\t30\tSehne nicht\nKochsalz 10% .\t60\t| \u25a0 1\tj 65\t20\tganz parallel fasrig\nUPI 1/\to, 11\t/lOOO ; o \u2022\t46\t60\t65\t26-28\t\nEssigs\u00e4ure 1% -h 5 % Na CI .\t59\t05 I\t1 68\t22,6\t\nHCl \u20182% (ohne Quellung) . .\t-\t65 I\t70 4\t\t( Nicht.genau\nSalpeters\u00e4ure 4% (ohneQuellung)\t_\t65\t70 i\t\t) gemessen, | etwa wie bei l. frischen\nNatronlauge von V*\u00ab, % Na OH .\t60\t65\t\t22,8\t\nAlkohol . . .\t60\t65\t70\t20,7\taber nicht\nOsmiums\u00e4ure 7.%. - \u2022 \u2022\t78\tH\t88\t20\tganz glasig gequollen\nKaliumbichromat 3%, dunkel, dunkel ausgewaschen . .\t64\t\u25a0 \u25a0 69\tm f <5\t25\t\nKaliumbichromat 3%, hell, dunkel ausgewaschen . .\t69\t1 72\t85\t25\t\nKaliumbichromat 3%, hell, hell ausgewaschen . .\t(auf 30% verk\u00fcrzt) 69\t75\t85\t27\t\nChroms\u00e4ure 7*0% dunkel . . .\t(auf 60 % verk\u00fcrzt) 61\t69\ti i \\ 78\t26,4\t\nChroms\u00e4ure1 ao% hell .\t.\t.\t.\t68\t(80)\t1\t87\t76,4\tbleiben opak\nTannin 5 u. 10%\t83 \u25a0\t86\t89\t25\t","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134 August Ewald, Beitr\u00e4ge zi^r Kenntnis des Collagens.\nBesonders bemerkenswert ist die kolossale Verk\u00fcrzung bei dem durch Trypsin gereinigten Collagen, und die bedeutende Erh\u00f6hung der Grenztemperaturen nach Vorbehandlung mit Osmiums\u00e4ure, Tannin und den Chromverbindungen, Kalium-bichromat und Chroms\u00e4ure, mit Belichtung, bei letzterer Behandlung auch die ganz wesentliche Abnahme der Verk\u00fcrzung, die anstatt der gew\u00f6hnlichen auf l/4 nur 3/4 (selbst bei l\u00e4ngerem Kochen nur 2/3) der urspr\u00fcnglichen L\u00e4nge erreicht.\nEs wird vielleicht auffallen, da\u00df ich bei dieser Besprechung des Einflusses der Vorbehandlung mit verschiedenen Fixationsmitteln das jetzt wohl am meisten gebrauchte, das Formol, nicht ber\u00fccksichtigt habe, aber meine Versuche damit haben so ganz eigent\u00fcmliche Resultate ergeben,; da\u00df ich diese in einer demn\u00e4chst erfolgenden speziellen Arbeit besprechen werde.","page":134}],"identifier":"lit20766","issued":"1919","language":"de","pages":"115-134","startpages":"115","title":"\u00dcber die Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Collagens","type":"Journal Article","volume":"105"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:17:15.543315+00:00"}