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{"created":"2022-01-31T14:57:19.645733+00:00","id":"lit20778","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 106: 130-132","fulltext":[{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"Ein Fall von Bence-Jonesscher Albuminurie.\nVon\nEmil Abderhalden.\n(Ans dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Hallo a. S.>\n(Der Redaktion zugegangen am 23. Mai 1919.1\nAm 4. April 1918 \u00fcbergab mir Herr Prof. Dr. Winternitz in Halle einen Harn, der beim Erhitzen die typischen Eigent\u00fcmlichkeiten zeigte, wie sie dem Bence-Joncsschen Eiwei\u00dfk\u00f6rper zukommen. Er hatte selbst die Diagnose schon gestellt, die ich durch weitere Untersuchungen nur best\u00e4tigen konnte. Es handelte sich nicht um eine reine Bence-Jones-sche Albuminurie, vielmehr war daneben noch eine Nephritis vorhanden. Dieser Umstand erschwerte das Auflinden des Bence-Jonesschen Eiwei\u00dfk\u00f6rpers insofern, als eine vollst\u00e4ndig* Aufl\u00f6sung des Eiwei\u00dfes im Ham beim Erhitzen nicht erfolgte. Wurde jedoch der erhitzte Harn hei\u00df filtriert, dann tr\u00fcbte sich das vollst\u00e4ndig klare Filtrat nach kurzer Zeit mehr und mehr. Wurde das Filtrat wieder erw\u00e4rmt, dann ging das ausgefallene Eiwei\u00df wieder in L\u00f6sung. Es empfiehlt sich, in allen zweifelhaften F\u00e4llen diese Probe durchzuf\u00fchren, d. h. es soll der erhitzte Harn filtriert und dann abgek\u00fchlt werden. Tritt eine F\u00e4llung auf, dann ist der Versuch zu machen, sie durch Erhitzen wieder in L\u00f6sung zu bringen. Bemerken m\u00f6chte ich noch, da\u00df der heim Abk\u00fchlen des Harns ausgefallene Eiwei\u00dfk\u00f6rper offenbar physikalische Ver\u00e4nderungen erleidet, denn es gelingt nicht immer, den gesamten Niederschlag heim Erhitzen wieder in L\u00f6sung zu bringen.\nVon besonderem Interesse war die M\u00f6glichkeit, das Blut des Patienten auf den Gehalt an Bence-.lonesschem","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Kin Kall von Bence-Jonesscher Albuminurie.\n131\nEiwei\u00dfk\u00f6rper zu untersuchen. Es standen 100 ccm Blut zur Verf\u00fcgung. Es wurde der Gerinnung \u00fcberlassen. Das ausgepre\u00dfte Serum wurde mit der zehnfachen Menge Wasser verd\u00fcnnt und nach Zugabe von 10 % Kochsalz auf- . gekocht. Die hei\u00dfe L\u00f6sung wurde vom entstehenden Eiwei\u00dfniederschlag abfiltriert, und zwar durch einen erw\u00e4rmten Trichter. Das Auffangegef\u00e4\u00df \u2014 ein kleines Erlenmeyer-K\u00f6lb-chen \u2014 war gleichfalls vorgew\u00e4rmt. Es erwies sich am geeignetsten, in das Erlenmeyer-Iv\u00f6lbchen etwas Wasser zu geben und dieses w\u00e4hrend des Filtrierens im Sieden zu erhalten. Nur so war es m\u00f6glich, ein vollst\u00e4ndig klares Filtrat zu ge-. winnen. Beim Abk\u00fchlen auf etwa 60\u00b0 trat eine Opaleszenz . auf. Bei weiterem Abk\u00fchlen tr\u00fcbte sich die ganze Fl\u00fcssigkeit und schlie\u00dflich entstand flockige Abscheidung. Es wurde versucht, sie durch Erw\u00e4rmen der Fl\u00fcssigkeit wieder in L\u00f6sung zu bringen. Es gelang dies nicht vollst\u00e4ndig. Vom Ungel\u00f6sten wurde abfiltriert. Das Filtrat tr\u00fcbte sich dann wieder. Der Versuch, die Ausf\u00fcllung wieder in L\u00f6sung zu bringen, wurde wiederholt. Auch hier blieb ein ungel\u00f6ster R\u00fcckstand.\nNun wurde mit dem aus dem Serum gewonnenen Bence-lonesschen Eiwei\u00dfk\u00f6rper ein Anaphylaxieversuch durcli-gef\u00fchrt. Der Eiwei\u00dfk\u00f6rper wurde in hei\u00dfem Wasser auf-genommen und von der auf etwa 40\" abgek\u00fchlten, tr\u00fcben L\u00f6sung einem Meerschweinchen etwas in die Bauchh\u00f6hle ge-/ spritzt. Die Menge des so einverleibten Eiwei\u00dfes betrug etwa 0,1 g. Ein zweites Meerschweinchen erhielt dieselbe Menge .'Serumeiwei\u00df, vom Menschen. Nach 21 Tagen erfolgte die Re-injektion, und zwar wurde in beiden F\u00e4llen Bence-Jonesscher Eiwei\u00dfk\u00f6rper dazu verwandt. Das Meerschweinchen, das mit dem Bence-Jonesschen Eiwei\u00dfk\u00f6rper vorgespritzt worden war, zeigte die typischen Erscheinungen des Schokes. Die Temperatur fiel auf 30 V Es trat nach wenigen Minuten Kotentleerung auf. Das Tier war sehr unruhig, zeigte Kr\u00e4mpfe und starb. Bei der Sektion wurde die typische Lungenbl\u00e4hung gefunden. Das andere Meerschweinchen, das mit Serumeiwei\u00dfk\u00f6rpern gespritzt war, zeigte nur ganz unerhebliche Erscheinungen. Es war etwas unruhig. Die Temperatur fiel um","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132 Emil Abderhalden, Ein Fall von Bence-Jonesscher Albuminurie\netwa 1\u00ae. Das Tier blieb am Leben. Der Versuch wurde in derselben Weise noch einmal wiederholt, jedoch wurde diese* Mal die Reinjektion mit Serumeiwei\u00df durchgef\u00fchrt. Das Tier, das mit dem Bence-Jonesschen Eiwei\u00dfk\u00f6rper gespritzt worden war, blieb gesund, w\u00e4hrend das andere typische Scliok-erscheinungen zeigte. Es unterliegt somit keinem Zweifel, da\u00df der Bence-Jonessche Eiwei\u00dfk\u00f6rper im Serum vorhanden war. Ich teile den Fall als weiteres Material zur Frage der Bence-Jonesschen Albuminurie mit. Erst k\u00fcrzlich haben A. E. Taylor, C. W. Miller und J. E. Sweet1) gleichfalls \u00fcber die Bence-Jonessche Albuminurie berichtet und ebenfalls An-aphylaxieversuche ausgef\u00fchrt.\nBemeikt sei noch, da\u00df bei der Sektion des Patienten in mehreren Wirbeln und einer Rippe myelomverd\u00e4chtige kleine Geschw\u00fclste gefunden wurden.\n*) tournai of biolog. Chemistry Bd. 29. S. 425 (1917).","page":132}],"identifier":"lit20778","issued":"1919","language":"de","pages":"130-132","startpages":"130","title":"Ein Fall von Bence-Jonesscher Albuminurie","type":"Journal Article","volume":"106"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:57:19.645739+00:00"}