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{"created":"2022-01-31T16:21:06.740716+00:00","id":"lit20780","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 106: 178-180","fulltext":[{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"Ein Pall von Porphyrinurie.\nVon\nEmil Abderhalden.\n_______ i\ni\n(Ans dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Halle a. S.) (Der Redaktion zugegangen am 23. Mai 1919.)\nHerr Prof. Dr. Grund1) in Halle \u00fcbergab mir am 16. Juni 1917 einen Harn zur Untersuchung, der durch seine eigenartige rote Farbe auffiel. Der im Jahre 1890 geborene Patient, von dem er stammte, wurde im Februar 1916 im Felde auf Grund der Diagnose \u201eBlinddarmentz\u00fcndung\u201c operiert. Etwa 10 Tage darnach zeigten sich L\u00e4hmungserscheinungen in den Armen und sp\u00e4ter in den Beinen, Im Dezember 1916 wurde der Patient in die Heilanstalt Weidenplan in Halle aufgenommen. Die Untersuchung ergab periphere atrophische L\u00e4hmung mit Entartungsreaktion in den Armen (vorwiegend Ulnarisgebiet). Im Februar 1917 trat ein akuter Schmerzanfall vom Charakter einer Nierenkolik auf. Der Urin enthielt Eiwei\u00df, Leukocyten, Erythrocyten und Zylinder. Die Anf\u00e4lle wiederholten sich. Seit Juni 1917 rasche Zunahme der L\u00e4hmungen. Im Anschlu\u00df an einen erneuten Anfall Schluck- und Atemst\u00f6rungen. Exitus 26. Juni 1917.\nDer Harn des Patienten fiel durch seine eigenartige burgunderrote F\u00e4rbung auf. Die spektroskopische Untersuchung ergab, da\u00df die Farbe nicht von unver\u00e4ndertem Blutfarbstoff herr\u00fchren konnte. Die Lage der Absorptionsb\u00e4nder sprach f\u00fcr die M\u00f6glichkeit des Yorliegens von Porphyrin. Zu seiner\n9 Der Fall wird von Prof. Grund im Zentialblatt f\u00fcr innere Medizin ausf\u00fchrlich ver\u00f6ffentlicht.","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"Ein Fall von Porphyrinurie.\n179\nIsolierung wurde die Methode von Hans Fischer1) angewandt. Leider standen nur 5 Liter Harn f\u00fcr die Isolierung des Porphyrins zur Verf\u00fcgung. Der eiwei\u00dffreie Harn wurde filtriert und das Filtrat mit einem \u00dcberschu\u00df von Eisessig versetzt. Es*zeigte sich bald eine flockige F\u00e4llung, die bei weiterem Stehen zunahm. Der Niederschlag wurde auf einer mit Asbest bedeckten Nutsche abgesaugt und der R\u00fcckstand wiederholt mit Wasser ausgewaschen. Der noch feuchte 1 ilterr\u00fcckstand wurde dann in verd\u00fcnnter Natronlauge gel\u00f6st, die L\u00f6sung wieder mit Essigs\u00e4ure versetzt und der Niederschlag wieder abfiltriert.\nZur Identifizierung des Pr\u00e4parates wurde nach den An. gaben von Hans Fischer der Methylester dargestellt. Der Niederschlag wurde in Methylalkohol suspendiert und unter Eisk\u00fchlung trockene, gasf\u00f6rmige Salzs\u00e4ure eingeleitet. Die salzsaure methylalkoholische L\u00f6sung wurde dann mit Wasser verd\u00fcnnt und unter Eisk\u00fchlung mit Sodal\u00f6sung alkalisch gemacht. Dann wurde die L\u00f6sung mit Chloroform ausgezogen und der Chloroformauszug nach erfolgtem Trocknen mit Natriumsulfat unter vermindertem Druck zur Trockne verdampft. Zur Reinigung wurde der R\u00fcckstand in Chloroform gel\u00f6st und zu der warmen L\u00f6sung kochendhei\u00dfer Methylalkohol zugegossen. Es zeigten sich die von Hans Fischer beschriebenen Nadeln des Methylesters des Porphyrins.\nLeider war die Menge des isolierten Produktes so gering, da\u00df weitere Untersuchungen nicht m\u00f6glich waren. Dagegen konnte mit einer Probe des rohen, mit Eisessig gef\u00e4llten 1 roduktes an M\u00e4usen eine typische Sensibilisierung bewirkt werden. Es unterliegt daher kaum einem Zweifel, da\u00df der im Harn ausgeschiedene Farbstoff zum Teil wenigstens das von Hans Fischer beschriebene Porphyrin war. Daneben waren sicherlich noch andere Farbstoffe vorhanden, denn es gelang nicht, mit Eisessig den Harn zu entf\u00e4rben. Es verblieb vielmehr trotz der Niederschlagsbildung eine r\u00f6tliche\n*) Vgl. Hans bischer, tber Urinporphyrin, DieseZeitschr.Bd.95, s- M <1915); Bd. 96, S. 148 (1915); Bd. 97, S. 148 (1916).","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180 kniil Abderhalden. Ein Fall von Porphyrinurie.\nFarbe. Leider starb der Patient wenige Tage, nachdem mir der Urin zur Verf\u00fcgung gestellt worden war. Von gr\u00f6\u00dftem Interesse ist, da\u00df die Diagnose auf Nierensteine lautete, weil der Patient \u00fcber Schmerzen in der Nierengegend geklagt batte. Bei der Sektion fand sich jedoch weder ein Stein, noch waren sonstige besondere Ver\u00e4nderungen an der Niere zu finden. Dagegen zeigte der Patient in ausgedehntem Ma\u00dfe schwere Degenerationserscheinungen im peripheren Nervensystem, und zwar speziell an den Armnerven. Leider war es nicht m\u00f6glich, festzustellen, ob das Befinden des Patienten von der Lichteinwirkung abh\u00e4ngig war. Er wurde kurz vor seinem Tode noch im verdunkelten Raum gehalten und soll sich etwas besser befunden haben. Es w\u00e4re von gr\u00f6\u00dfter Bedeutung, bei \u00e4hnlichen F\u00e4llen \\ ersuche nach dieser Richtung hin auszu-fiihren.","page":180}],"identifier":"lit20780","issued":"1919","language":"de","pages":"178-180","startpages":"178","title":"Ein Fall von Porphyrinurie","type":"Journal Article","volume":"106"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:21:06.740721+00:00"}