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{"created":"2022-01-31T14:57:26.194374+00:00","id":"lit20785","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kertess, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 106: 258-270","fulltext":[{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage des Entstehungsortes und der Entstehungsart\nder Acetonk\u00f6rper.\nVou\nErnst Kertess f.\nDie nachfolgende Arbeit wurde von Ernst Kertess im Winter 1913/14 ausgeffthrt und war Juli 1914 bis auf kleine Korrekturen fertigt gestellt; sie sollte seine Dissertation werden. Das Schicksal bestimmte anders. Kertess fiel im September 1915 in treuester und begeistertster Pflichterf\u00fcllung als Truppenarzt in der Champagne. Die Zur\u00fcckgebliebenen halten es f\u00fcr eine Ehrenpflicht, seinen Absichten m\u00f6glichst zu entsprechen und den Hoffnungen, welche die \u00e4rztliche Wissenschaft auf Kertess setzen durfte, sowie seinem Andenken durch Ver\u00f6ffentlichung der Arbeit ein\nDenkmal zu setzen.\n(Aus der Medizinischen Klinik Heidelberg.'*\n(Der Kednktion angegangen am \u00bb. Mai 1<>1\u00bb.)\nNachdem Embden und F. Kalberlali') beim Durchbluten der k\u00fcnstlich \u00fcberlebend gehaltenen Leber Aceton gefunden hatten, wiesen Embden, Salomon und Schmidt2) sowie Embden und Marx nach, da\u00df f\u00fcr die Acetonbildung Leucin am geeignetsten war.\nDie Ergebnisse der Untersuchungen \u00fcber ketogene Wirkung von Fetts\u00e4uren f\u00fchrten zu dem Gedanken, da\u00df aus den Aminos\u00e4uren unter Desamidierung um 1 C-Atom \u00e4rmere Fetts\u00e4uren wurden und diesen der Einflu\u00df auf die Acetonbildung\n*) Embden und Kalberlah. \u00dcber die Acetonbildung in der Leber I. Hofmeister Beitr. 8. S. 121 (1906).\n*) Embden. Salomon und Schmidt, \u00fcber Acetonbildung in der Leber. Hofmeister Beitr. 8 (1906).","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage des Entstehungsortes usw. der Acctonk\u00f6rper. 259\nunmittelbar zukomme, im Sinne der Knoopschen1) [3-Oxydation der Fetts\u00e4uren.\nBei Selbstversuchen, die Borchardt2) und Lange3) mit Aminos\u00e4uren Vornahmen, um ihren Einflu\u00df auf die Ausscheidung der Acetonk\u00f6rper zu verfolgen, ergaben sich \u00e4hnliche liesultate wie bei den Versuchen Embdens. Glykokoll f\u00fchrte nicht zur Acetonbildung. Im Durchblutungsversuche an der Leber fanden Embden, Salomon und Schmidt ebenfalls keine gesteigerten Acetonwerte. Alanin und Asparagin, bei der Embden sehen Anordnung keine Ver\u00e4nderung der Acetonwerte gebend, bewirkten bei Borchardt und Lange eine \\ erminderung der Acetonausscheidung. Bei einer Versuchsreihe, in der Leucin in zwei aufeinander folgenden Tagen, 28 g am ersten und 30 g am zweiten Tage, gegeben wurde, fanden auch die Letztgenannten eine erhebliche Mehrausscheidung der Acetonk\u00f6rper.\nWeiterhin untersuchten Baer4) und Blum6) bei ihrer Arbeit \u00fcber den Abbau von Fetts\u00e4uren beim Diabetes mellitus au\u00dfer den Fetts\u00e4uren auch Eiwei\u00dfspaltungsprodukte. Einem Diabetiker gaben sie 33,7 g Leucin per os und gewahrten deutliche Steigerung der Oxybutters\u00e4urebildung.\nAus allen Versuchen, die hier nicht im einzelnen auf-gezahlt werden k\u00f6nnen \u2014 auf die Arbeit von Magnus-Levy\u00ae), die alle Untersuchungen der aliphatischen Fetts\u00e4ure und der\n*) Knoop. Der Abbau aromatischer Fetts\u00e4uren im Tierk\u00f6rper. Hal'it.-.Sdir. Freiburg (1904).\n*) Borchardt. Eiweihstoffwechsel UDd Acetonk\u00fcrperausscheidung.\nArch. f. exp. Path. 53, S. 388 (1905).\n3) borchardt und Lange. Aminos\u00e4uren und Acetonk\u00f6rperausscheidung. Hofra. Beitr. 9. S. 116 (1907).\t\u2022\n\u2018) Baer. Die Acidose heim Phlorizindiabetes des Hundes. Arch. f. exp. Path. 51. 8.271 (1904). Abbau von Fettsfturen beim Diabetes mellitus II. Arch. f. exp. Path. 56, 8.92 (1907). Einwirkung chem. Substanzen auf Zuckerausscheidung und Acidosis 1 und II. Hofmeister Beitr. I\u00df, S. 80 und 11. 8. 101 (1907).\nBaer und Blum. Abbau von Fetts\u00e4uren beim Diabetes mellitus I. Arch. f. exp. Path. 56, S. 89 (1907).\nc) Magnus-Levy. Die Acetonk\u00f6rper. Ergebnisse der inneren Medizin I. S. 352 (1908).","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nErnst Kertcss,\naliphatischen wie aromatischen Aminos\u00e4uren bis zum Jahre 1908 enth\u00e4lt, sei hingewiesen \u2014, geht hervor, da\u00df ganz bestimmte l etts\u00e4uren sowie ganz bestimmte Aminos\u00e4uren die Ausscheidung der Acetonk\u00f6rper steigern k\u00f6nnen. Auf die Theorien jener Umbildungsvorg\u00e4nge \u2014 so interessant sie sind \u2014 einzugehen, w\u00fcrde hier gleichfalls zu weit f\u00fchren. Zu den genannten Autoren sei nur noch die Abhandlung F. Fittipaldis1) sowie die Arbeit von Ringer, Fr\u00e4nkel und Jonas2) hinzugef\u00fcgt.\nBei den von Embden mitgeteilten Ergebnissen interessiert uns besonders, da\u00df die Durchblutung anderer Organe, wie Lunge, Niere und Muskeln keine Acetessigs\u00e4ure und kein Aceton finden lie\u00df. Nachdem die sonstigen Versuchsresultate weitgehende Best\u00e4tigung auch auf anderem Wege gefunden hatten, lag die Annahme nahe, da\u00df die Leber es ist, die das Auftreten der Acetonk\u00f6rper verursacht.\nIm Durchblutungsversuche sprach die F\u00e4higkeit, aus bestimmten Substanzen Aceton und Acetessigs\u00e4ure zu bilden, andeie chemisch nahestehende Stoffe dazu nicht zu verwerten, f\u00fcr eine besondere, der Leber eigene Funktion. Der Schlu\u00df abei, da\u00df sich die Vorg\u00e4nge im K\u00f6rper ebenso abspielen und da\u00df auch dabei ganz bestimmte Aminos\u00e4uren f\u00fcr die Entstehung der Acetonk\u00f6rper verantwortlich zu machen sind, bedarf einer Erg\u00e4nzung der Hypothese unter physiologischen Bedingungen. Untersuchungen an Hunden, denen man die Ecksche Fistel und die umgekehrte Eck sehe Fistel (d. h. das gesamte Cavablut in die Porta \u00fcbergeleitet) angelegt hat, schienen hierf\u00fcr besonders geeignet.\nBei Eck-Fistel-Hunden, bei denen der Blutstrom bis auf den Rest der*Arteria hepatica die Leber nicht mehr passiert, ist bei experimenteller Hervorrufung von Ketonurie die Ausscheidung von \u00df-Oxy butters\u00e4ure, Acetessigs\u00e4ure und Aceton viel niedriger als bei normalen Hunden. Bei Tieren mit um-\n!) Fittipaldi, Der Entstehungsmechanismus der Aceton Verbindung aus dem Proteinmolek\u00fcl. Zentralbl. f. gesamte Physiol, u. Pathol, d. Stoffwechsels 5, S. 161 (1910).\n) Finger. Fi\u00e4nkel und Jonas, Chemistry ol* (\u00bbIvkogenesis. 11. of Biol. Chem. 14. S. 525 (1913).","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage des Entstehungsortes usw. der Acetonk\u00f6rper. 261\ngekehrter Eck-Fistel aber \u00fcbertreffen unter denselben experimentellen Bedingungen die Acetonk\u00f6rperzahlen bei weitem die des nicht operierten Hundes. Das geht aus den Kurven der Untersuchungen von Fischler und Kossow1) hervor.\nEs folgen sich also mit steigenden Werten der Acetonk\u00f6rper: der Hund mit partiell ausgeschalteter Leber \u2014 der normale Hund \u2014 und der umgekehrte Eck-Fistel-Hund, bei dem alles Blut der Cava inferior mit durch die Leber geht.\nEs kann aus dieser Tatsache mit Sicherheit geschlossen werden, da\u00df die Ausscheidung der 3 Ketonk\u00f6rper in erster Linie von der Funktion der Leber abh\u00e4ngig ist. Aber es ist damit noch nicht bewiesen, da\u00df Aminos\u00e4uren diese Wirkung haben. Nur die Bildungsst\u00e4tte ist \\festgelegt und es gilt jetzt, die Bedingungen, von denen wir das Auftreten der Acetonk\u00f6rper sonst noch abh\u00e4ngig machen m\u00fcssen, an Hand dieser Versuchsanordnung zu pr\u00fcfen.\nWie, auf welchem Wege und mit welchem Resultat ist die Acetonk\u00f6rperausscheidung des Tieres mit Eck- und umgekehrter Eck-Fistel nun beeinflu\u00dfbar? .\nIm Verfolgen der von Fischler eingeschlagenen Wege wurde den Hunden Butter, Speck, Fett und Leucin \u2014 letzteres per os und intraven\u00f6s \u2014 gegeben.\nDie Versuche mit Butter, Fett und Speck, die an den Eck-Fistel-Hunden sowohl, wie an Hunden mit umgekehrter Eck-Fistel vorgenommen wurden, f\u00fchrten noch nicht zu klaren Ergebnissen.\nUnter Injektion von I g Phlorizin in Oliven\u00f6l suspendiert, subkutan gegeben, gelingt es, in einer Reihe von Tagen Werte f\u00fcr die Ausscheidung von Acetonk\u00f6rpern zu bekommen, die einen einigerma\u00dfen regelm\u00e4\u00dfigen Verlauf haben. Sie f\u00e4ngt mit ganz niederen Zahlen an, erreicht am 3.-4. Tag ihr Maximum \u2014 bei sehr gro\u00dfer Urinmenge \u2014 und f\u00e4llt.' dann\n*) Fischler und Kossow, Vorl\u00e4ufige Mitteilung \u00fcber den Ort der Aietonk\u00f6rperbildung. Arch. f. klin. Med. Bd. Ill, S. 479 (1913). Ferner: Kossow. Leber und Acetonk\u00f6rperbildung. Deutsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 112,\nS. 539 (1913).","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nErnst Kertess.\nrecht verschieden schnell wieder ab; die ganze Dauer der Ausscheidung betr\u00e4gt gew\u00f6hnlich 6\u20147 Tage1).\nIch beschr\u00e4nke mich im folgenden auf die Mitteilung derjenigen Tatsachen, die bis jetzt zu einem klaren Resultat gef\u00fchrt haben, und das sind die Ausf\u00e4lle der Versuche mit intraven\u00f6ser Injektion von Leucin. Die anderen Versuche m\u00fcssen einer sp\u00e4teren Weiterpr\u00fcfung Vorbehalten bleiben.\nAuch per os wurde Leucin gereicht. Die Ergebnisse sind in Tabelle V und VI niedergelegt. Eine entscheidende Bedeutung kann diesen Versuchen aber wegen anderweitiger, st\u00f6render Einfl\u00fcsse vorerst nicht beigelegt werden.\nF isc h 1 er2) hat die prinzipielle Bedeutung der intraven\u00f6sen Applikationsart bei Hunden mit Eck- und umgekehrter Eck-bistel zuerst erkannt. Es ist klar, da\u00df die intraven\u00f6se Injektion in die Venen des Hinterbeines bei Hunden mit um-gekehrtei Lckscher bistel einer Injektion in die Vena portae nahezu gleichkommt, also die Pr\u00fcfung der Einwirkung von Substanzen direkt auf die Leber gestattet, und zwar unter physiologischen Bedingungen, die beim \u00fcberlebenden Organ nicht erreicht werden. Beim Eck-Fistel-Hund bedeutet eine Injektion in die Venen des Hinterfu\u00dfes dagegen nahezu eine Ausschaltung der Leber, da die so injizierte Substanz nur langsam, wenn \u00fcberhaupt, und partiell in die Leber gelangen kann. Diese Verschiedenheit der Operationsfolgen setzt uns also instand, auf eine sehr verschiedene Weise auf die Leber zu wirken und damit ihren Funktionen n\u00e4her zu kommen.\nDrei umgekehrten Eck-Fistel-Hunden \u2014 im Gewichte von 6800 und 7720 g, das Gewicht des dritten ist uns leider abhanden gekommen \u2014 wurden, den ersten beiden mit bekanntem Gewicht 5 g Leucin und dem dritten 21'., g Leucin\n*) Es ist noch zu bemerken, da\u00df wir bei dieser Art der Applikation des I hlorizin nur ganz selten Abzesse beobachteten, ein Umstand, der nicht bedeutungslos ist, da der Einflu\u00df einer derartigen St\u00f6rung im Organismus auf die Acidose a priori nicht auszuschlie\u00dfen ist.\n~) Anmeikung des horrektors: N\u00e4heres bei I ischler, Physiologie und Pathologie der Leber. Springer 1916.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage ties Entstellungsortes usw. der Acetonk\u00f6rper. 263\ninjeciert. Ein Eck-Fistel-Hund erhielt gleichfalls 2*/f g. Die Injektion fand bei allen Tieren in eine Vene des Hinterfu\u00dfes statt.\nEs ergab sich folgendes: Die umgekehrten Eck-Fistel-Hunde zeigten eine ganz sicher auf die Leucin-Injektion zur\u00fcckzuf\u00fchrende Steigerung sowohl des Acetons und der Acet\u00ab essigs\u00e4ure, als auch der \u00df-Oxybutters\u00e4ure.\nAm besten H;raf es sich bei dem Hunde Nr. 92 (Tab. I). Zuf\u00e4llig waren am Tage der Injektion die Werte der drei K\u00f6rper schon im Sinken begriffen. Aceton und Acetessig-s\u00e4ure hatten einen Gesamtwert von 54,6 mg, der der Oxy-butters\u00e4ure betrug 15,1 mg. Nach der Injektion (vergl. hierzu die labelle) betrug Aceton und Acetessigs\u00e4ure als Tages-\nmenge 142,8 mg und die Gesamtmenge der \u00df-Oxybutters\u00e4ure 315,6 mg.\nAuch beim llund Nr. 171 ist am Tage der Injektion eine deutliche Steigerung festgestellt worden, ebenso gingen beim umgekehrten Eck-Fistel-Hund \u201eD\u201c die Werte von 209,3 auf 235 mg und von 44,2 auf 577,3 mg herauf; und waren von unmittelbarem Absinken gefolgt, nachdem am Tag vor der Injektion das Absinken schon eingesetzt hatte. In der Zuckerausscheidung erfolgte eine ganz parallel verlaufende Schwankung.\nGanz anders aber der Eck-Fistel-Hund. Leider konnte bisher bei diesen nur ein Versuch ausgef\u00fchrt werden. Das Resultat ist jedoch bei beibehaltener Versuchsanordriung dei \u201eumgekehrten Eck-Fistel-Hunde\u201c \u2014 also ebenfalls Injektion des Leucin in die Hinterpfote \u2014 ohne Zweifel eindeutig. Die Werte der Acetonk\u00f6rperausscheidung verliefen so, als ob keine Beeinflussung unternommen worden w\u00e4re. Die Leucin-Injektion blieb wirkungslos.\nDie ersten beiden umgekehrten Eck-Fistel-Hunde gingen am 3. Tage nach der Leucin-Injektion unter zerebralen Erscheinungen ein. An einem Tier konnten wir die Erscheinung selbst beobachten; sie machte nach der Ansicht von Herrn Prof. Fischler den Eindruck, als ob das Tier sich unter Fleischintoxikation befinde. Die Injektion von 21/, g hingegen","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nErnst Kertess,\nvertrugen sowohl der Eck-Fistel-Hund, als auch der dritte umgekehrte Eck-Fistel-Hund ohne irgendwelche St\u00f6rung.\nEs folgen die Tabellen:\nTabelle I.\nFox Nr. 92, mit umgekehrter Eck-Fistel, G\u00ab00 g.\nVersuchs- tage 1913\tGesamtmenge des Urins in voraus-gegangenen 24 Stunden cm;l\tAceton u. Acetessig-s\u00e4ure in i in %0 j IHg\t$ - Oxybutters\u00e4ure in\tin %j 1 mg\t\tllenierkim^t-i\n2. XII.\t\u2014\t1 ! \u2022\u2022 \u2022\ti _ \u25a0\t\u2014\tBeginn dur Nahrung.'\u00ab ! t-ziehung\n3. XII.\t\t1 . \u2022 1\t\t\t\t\t1.0 g Phloiiziu in 10.0 Ol.oliv.. suhkutan\n4. XII.\t220,0\t43,9\t96,6\t44,3\t97.5\t\n5. XII.\t310,0\t17.6\t|54,6 i\t4,9\t15,1\t1030 5 g I.eticiu intraven\u00f6s\nG. XII.\t1501 A\tsmbh\t74,51\tnwu tx6 203,8J31 \u20196\t\u2022\n\t230j3\u00f6O,O\t\t88,6b3\u20191\t\t5.XII.4:!0er>tK Urin zur Verarbeitung\n7. XII.\t175,0\t4.6\tj 8,1\t\u2014\t; \u2022\tTier f\nVom 2. XII. ab hungerte das Tier, am 3. XII. bekam es\n1.0\tg Phlorizin in 10,0 g Oliven\u00f6l. Am 5. XII. wurde um 10.30 Uhr\n5.0\tg Leucin, gel\u00f6st in 150 cm3 physiologischer NaCl-L\u00f6sung langsam eingespritzt. Nach 7 Stunden wurden in 100 cm3 Urin die Acetonk\u00f6rper bestimmt, schon da fand sich eine Zunahme von 32,2% Aceton und Acetessigs\u00e4ure und 69,6 % \u00df-Oxybutters\u00e4ure. Am n\u00e4chsten Tage wurden in weiteren 230 cm3 der 24st\u00fcndigen Urinmenge 29,6 \u00b0/00 der erstgenannten Stoffe und 88,6 \u00b0/00 der letzten gefunden. Am Abend des 6. XII. lag das Tier tot im K\u00e4fig. F\u00fcr die \u00df-Oxybutters\u00e4ure-","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage des Entstehungsortes usw. der Acetonk\u00f6rper. 265\nbestimmung reichte die der Blase entnommene Urinmenge nicht aus.\nTabelle II.\nBrauner Dachs, Nr. 171, mit umgekehrter Eck-Fistel, 7720 g Leucin intraven\u00f6s.\nVersuch s-tage 1913\tGesamtmenge des Urins in voraus-gegangeuen 24 Stunden cm*\tAceton u. s\u00e4t in #/oo\tAcetessig- jre . in mg\t\u00df-Oxybuttersfture in\t|\tin 7oo\tmg\t\tBemerkungen\n9. XII.\t-\t\t\u2014\t\u2014\ti\tBeginn der Nahrungsentziehung und 1.0 Phlorizin in 10,0 01. oliv , subkutan\n10. XI1.\t\u2014\t\u2014\t\t\u2014\t\u2014\t\n11. XU.\t450.0\t35.3\t158,5\t56.4\t253.8\t\n12. XII.\t320.0\t48.6 !\t155,5\t100.8\ti 322,6 : j\t5.0 g Leucin intraven\u00f6s\n13. XII.\t500,0\t79,9\t399,5\t\u2018 111,6\t558,0\t\n14. XII.\t410.0\t84,9\t347,9\t139,1\t570.4\tDurchfall\n15. XU.\t\t\"\t\t\u2014\ti, ~~ i !\ttot im K\u00e4fig vor-gefunden\nVom 9. XII. ab hungerte das Tier und bekam am gleichen Tag 1,0 g Phlorizin in 10,0 g Ol. oliv. 12. XII. 5,0 g Leucin in 150 cm3 physiol. NaCl-L\u00f6sung langsam in die Vene der Hinterpfote infundiert. Die absoluten Werte von Aceton und Acetessigs\u00e4ure stiegen von 155,5 auf 399,5 mg, die von \u00df-Oxy-butters\u00e4ure von 322,6 auf 558 mg. Am 14. XII. weiter hohe Werte gefunden. Am 15. XII. morgens wurde der Hund tot vorgefunden. In der Blase kein Urin. Das Gewicht der Leber betrug 610 g, also 7,9 % des Gesamtgewichts gegen ca. 3,3% des Norm.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CVI.\n12","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nErnst Kertess,\nTabelle UI.\nHund \u201eD* mit umgekehrter Eck-Fistel, Gr\u00f6\u00dfe und Gewicht nicht wesentlich von den Tieren 91 und 171 verschieden, Leucin intraven\u00f6s.\nVer- suchs- tage 1914\tGesamt- menge des Crins in voraus-Rcgang. 24Stdn. cm3\tAceton und Acetessig-s\u00e4ure in\tin \u00b0,oo\trag\t\tg-Oxybutter- siiure in\tin %o j rag\t\tZucker in .\tin \"/\u00b0 i\tg\t\tN- Menge in g\tBemerkungen\n18. V.\t435,0\t1,25\t5,4\t\t\t\t_\t2.69\tHungerbeginn. 1.0 Phlorizin\n19. V.\t580,0\t11,75\t68,1\t11.6\t67,4\t2,0\t11,6\t5,02\t\n20. V.\t330,0\t8,25\t27,3\t43,6\t143,9\t7,4\t24,4\t4,43\t\n21. V.\t620,0\t33,75\t209,25\t7 1 'i*\t44,1\t1,4\t8.7\t8,55\t2,5 g Leucin intraven\u00f6s\n22. V.\t495,0\t65.0\t321,8\t116,6\t577,2\t4,7\t23,3\t8,88\t\n23. V.\t415,0\t2,5\t10,35\t35,0\t145,25\t1,8\t7,5\t7,82\t\n24. V.\t460,0\t2,5\t11,5\t4,6\t! 21,3\tFehling -(-\t\t2,47\t\nHunger beginnt am 18. V. Am gleichen Tage 1,0 g Phlorizin in 100,0 g physiol. NaCl-L\u00f6sung in die Vene der Hinterpfote injiziert. Die Acetonk\u00f6rper sind darauf von 209,25 bzw. 44,1 auf 321,8 bzw. 577,2 mg gestiegen. Schon am n\u00e4chsten Tage fallen die Werte wieder ab und zwar f\u00fcr g-Oxybutter-s\u00e4ure etwas langsamer. Die Leucin-Injektion wurde vom Tiere unbeschadet ertragen.\nTabelle IV.\nHund \u201eD. K.\u2018 mit Eck-Fistel. Gewicht 11,970 kg. Leucin intraven\u00f6s.\nVer-\nsuchs-'\ntage\n1914\n18.\tV.\n19.\tV.\nGesamt menge des Crins in voraus-\tAceton und Acetessig-siiure\t\t\u00df-Oxyhutter- s\u00e4ure\t\tZucker\tN- Menge\ngegang. 24 Stdn.\tin\tin\tin j\tin\tin i in\tin\ncm3\t\u2022/\u00bb\tmg\tXo 1\trag\t\u00b0A> | g\tg\n900,0\t1,25\t11,25\t I\t\u2014\t_ 1 _\t- .\n430,0\t3,9\t16,7\t15,1 i\t65,0\tt Fehling -f\t2,47\nBemerkungen\nHungerbeginn 1,0 Phlorizin subkutan","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage des Entstehungsortes usw. der Acetonk\u00f6rper.\nVer- suchs* tage 1014\t\u00abiesamt- raengc des Urins in voraus-gegang. 24 Stdn. cm3\tAceton und Acctessig-s\u00e4ure in\tin %0 ! \u00bb\u00bbg\t\ti^-Oxy butters\u00e4ure in\tin %o mg\t\tZucker in\tin 0/\t\u201e / 0\tb\t\tN- Menge in g\tBemerkungen\n20. V.\t500,0\tM\t{ 42,0\t40,9 204,5\t\t6,3\t31,5\t8,59\t\u25a0\n21. V.\t0.45,0\t13,0\t135,6\t42,0 417,0\t\t3,4\t33,3\t18,66\t\n*22. V.\t500,0\t4.3,H\t257,4\t47,6 280,9\t\t1,6\t9,4 1 .\t8,09\t2,5 g Leucin intraven\u00f6s\n23. V.\t345,0\t0,5\tMM A\t4,0\t13,8\tFehling\t\t1,71\t\n24 V.\t500.0\t1,4\t7,4\t7,4\t37,0\t!\t\t6,76\t*\nMit, dem Hunger wurde am 18. V. begonnen. Am folgenden Tage 1,0 g Phlorizin in 10,0g 01. oliv. Die Acetonk\u00fcrperausscheidung steigt an, wie wir es von anderen phlorizin vergifteten Tieren kennen. Auf der H\u00f6he der Erscheinungen wird 2,5 g in der \u00fcblichen Weise injiziert. Unbeeinflu\u00dft fallen die Aceton- und g-Oxybutters\u00e4urewerte am n\u00e4chsten und \u00fcbern\u00e4chsten lag zur Norm ab. Die Leucinmenge wurde schadlos ertragen.\nTabelle V.\nHund \u201eWolf* mit Eck-Fistel. Leucin per os.\nYersuchs- tage 1913\tt\u00eeesanU-niengc des Urins in voraus-gegangenen 24 Stunden em3\tAceton und Acetessig* s\u00e4ure in\tin \u00b0/oo | mg\t\t2-Oxy butters\u00e4ure in \u2018\tin 7*o\tmg\t\tZuck ei- in\tin 0/\t,r / o 1\t\u00bb\t\tt Bemerkungen\n2\u00f6. XL\t\u2014\t\u25a0\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t! i\tHungerbeginn, 1,0 Phlorizin subkutan\n27 XL\t400\t2,5\t10,0\t6,25\t25,0\t3,9\t1 15,6\t\n26. XI.\t870\t6,4\t55,4\t29,85\t25,99\t\u2019 4,7\tS 40,9\t\n20. XL\t580\t11,25\t65.2\t34,25\t198,65\t3,4\t19,7 1\tLeucin 20,0 per OS\n3n. XL\t11550 (Urin und Kot)\t1,4\t21,3\t15,9\t264,2\t1,0\t15,5j\tDurchfall\n1. XII.\t410\t2.6\t10.8\t7.5\t30,75\t1,3\t6,7\t\n2. XII.\t490\t1,6\t7.85\t7,3\t35,8 !\u2022 ;\tFehling + Polaris\u00e2t. \u2014\t\t\u2022","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"2H8\nErnst Kertcss\nAm Morgen des ersten Hungertages, am 20. XI. 1,0 g Phlorizin in 10,0 g Ol. oliv, subkutan. Am 29. XI. wurden mit Schlundsonde 20,0 g d-l-Leucin in 200,0 g physiol. NaCI-L\u00f6sung eingef\u00fchrt. Am 30. XI. bekam das Tier heftigen Durchfall. Kot und Urin wurden an diesem Tage zusammen verarbeitet, d. h. gemeinsam \u00fcber Kieselgur abfiltriert und dann nach der unten angegebenen Methode weiterbehandelt.\nEine \u00c4nderung im Verlauf der drei Aceton-K\u00f6rperaub-scheidungen ist gegen\u00fcber unbeeinflu\u00dften Phlorizinhunden nicht festzustellen.\nTabelle VI.\nFox Nr. 92 mit umgekehrter Eck-Fistel, Gewicht 6900 g. Leucin per o.s.\nVersuchs- tage 1913\tGesamtmenge des. Ui ins in voraus-gegangencn 24 Stunden cm3\tAceton u. Acetessigs\u00e4ure i in\tm %o\t; i\u00bbg\t\t\u00df-Oxybuttersiiure in\tin \u00ae/\t1\t]\u00bb<r / \u00ab\u00bb0\tj\tIH\u00a9\t\tBemeikttupn\n3. XI.\t_\t\t_\t_\t\tHungerbeginn.\n\t\t\t\t\t\t1.0 Phlori/i\u00bb\n4. XI.\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t\t\n5. XI.\t330\t8,4\t27,6\t6,75\t22,3\t\n6. XI.\t420\t38.1\t160,1\t61.0\t256.2\t20.0 Leucin [*\u2022\u2019.\n\t\t\t\t\t\tOS\n7. XI.\t440\t31.6\t139.1\t50.1\t220.5\t\n8. XI.\t\u2014\t\t\u2014\t\t\t\u2014\tohne Urin\n9. XI.\t290\t7,4\t21,4\t_ . /.4\t21.4\t\no. XI. Hungerbeginn und 1,0 g Phlorizin in 10,0 01. oliv. Am 6. XI. wurden 20,0 g Leucin in 200 cm3 physiol. NaCl-L\u00f6sung gegeben. Am Tag nach der Einverleibung sind Ausscheidungszahlen niederer als am Tage zuvor. Am 8. XI. kein Urin erhalten. Am 9. XI. sind die Werte so hoch, wie sie sonst in normalen Reihen gefunden werden.\nZur Methodik \u2019) sei bemerkt, Aceton und Acetessigs\u00e4ure wurden nach Messinger-Huppert bestimmt; ausgegangen wurde von 200 ccm Urin.\n*) Embden und Schmitz in Abderhaldens Handbuch d. hioch. Arbeitsmeth., Nachw., Bestimmung und Isolierung von Aceton etc. III. 2, S. 906.","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage \u00eeles Entsteliungsoites usw. der Acetonk\u00f6rper. 269\nIn einem Me\u00dfzylinder von 500 ccm wurden 10 ccm konzentrierte Ammoniakl\u00f6sung hinzugesetzt und Uleiessig in reichlichem \u00dcberschu\u00df, das Ganze auf 500 ccm mit destilliertem Wasser aufgef\u00fcllt. Dieses filtriert, vom Filtrat 200 ccm in einem Kjeldahl-Kolben und mit 15 ccm konzentrierter Schwefels\u00e4ure versetzt. Daraus wurde unter guter K\u00fchlung in eine Vorlage mit 100 ccm destilliertem Wasser 200 ccm \u00fcberdestiriiereu lassen, unter st\u00e4ndigem Zutropfen von destilliertem Wasser, um das Volumen im Kjcldahl auf gleicher H\u00f6he zu halten. Das so gewonnene Destillat, das das pr\u00e4fonnierte Aceton und das Aceton der Acetessigs\u00e4ure . nthielt, nach Messinger-Huppert titriert. Der Destillationsr\u00fcckstand wird einer zweiten Destillation unterworfen unter st\u00e4ndigem Zutropfen von 0,1\u20140,5\u00b0 0iger Kaliuinbichromatl\u00f6sung. An Tagen, wo die Zuckerwerte hoch waren, wurde die Kaliuinbichromatl\u00f6sung so stark gehalten, da\u00df die Farbe der Destillationsfl\u00fcssigkeit braun blieb. Vorgelegt waren wieder 100 ccm Wasser. \u00dcberdestillieren lie\u00df man 400 ccm. Diese gesamten 500 ccm wurden dann nach Shaffer einer nochmaligen Destillation unter Zusatz von 20 ccm 3\u00b00igem Wasserstoffsuperoxyd und 1 ccm Natronlauge unterzogen. Hier wurden 100 ccm Wasser vorgelegt, 300 ccm zur Destillation gebracht. Das so gewonnene Aceton aus der /1-Oxybutter-s\u00fcure nach Mess in ger-Huppert titriert. (Verwandt wurde yi0 normal .lod zur Titration.)\nFassen wir die Resultate nochmals zusammen: Die drei umgekehrten Eck-Fistel-Hunde zeigen nach intraven\u00f6ser, d. h. direkt die Leber passierender d-l-Leucin-Injektion eine ganz sicher auf diese zur\u00fcckzuf\u00fchrende Steigerung aller drei AcetQnk\u00f6rper. Der Eck-Fistel-Hund aber, der 21/2 g Leucin ebenfalls in die Vene des Hinterfu\u00dfes bekam, zeigte in der Ausscheidung der Acetonk\u00f6rpermenge durchaus keine Beein-ilussung durch die Injektion. Die Werte der Acetonk\u00f6rperausscheidung nahmen bei ihm, wie es bei Normalversuchen beobachtet wurde, am Tage nach der Injektion ab.\nDa die M\u00f6glichkeit der Ausscheidung von Aceton mit der Atemluft eine Fehlerquelle bedeuten k\u00f6nnte, und diese nicht ber\u00fccksichtigt ist, so k\u00f6nnte man einwenden, da\u00df der Auslall dieser Versuche nicht endg\u00fcltig beweisend w\u00e4re. Man kann dem entgegenhalten, da\u00df die Werte der \u00df-Oxybutter-s\u00fcureausscheidung stets in ganz gleicher Weise eine Erh\u00f6hung oder Nichtbeeinflussung erfahren wie die Acetonwerte, und da diese S\u00e4ure nicht mit der Atemluft, sondern nur mit dem F rin ausgeschieden wird, im \u00fcbrigen aber der Bildung von","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270 Kertess, Zur Frage des Entstellungsortes usw. der Acetonk\u00f6rper.\nAceton und Acetessigs\u00e4ure parallel verl\u00e4uft, so darf man daraus h\u00f6chstens schlie\u00dfen, da\u00df die gefundenen Acetonwerte als Ausdruck f\u00fcr die Acetonbildung zu nieder und im Sinne unserer Auslegung eher zugunsten unserer Schlu\u00dffolgerungen gemacht werden m\u00fcssen, keineswegs aber gegen sie sprechen.\nSomit lassen die Versuche die Folgerung zu, da\u00df di\u00ab* Leber aus Leucin die Acetonk\u00f6rper entstehen l\u00e4\u00dft, wenn e> durch sie hindurchgeht.\nBei partiell ausgeschalteter Leber tritt keine Mehrbildun-nach Leucin ein.\nEs w\u00e4re somit ein weiterer Beweis daf\u00fcr gewonnen, da\u00df die Bildung der Acetonk\u00f6rper in der Leber zu lokalisieren ist, und da\u00df sie in ihr unter Wahrung m\u00f6glichst physiologischer Bedingungen au-\nLeucin entstehen k\u00f6nnen. Ob eine so bedeutende \u2022\u2022\n\u00dcberschwemmung der Leber mit Leucin in vivo vorkommt, m\u00fcssen anderweitige Untersuchungen ergeben.","page":270}],"identifier":"lit20785","issued":"1919","language":"de","pages":"258-270","startpages":"258","title":"Zur Frage des Entstehungsortes und der Entstehungsart der Acetonk\u00f6rper","type":"Journal Article","volume":"106"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:57:26.194379+00:00"}