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Zur Kenntnis des Oxycholesterins (Cholesterindibromid-"Metacholesterin"-Oxycholesterin), (III. Mitteilung)

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{"created":"2022-01-31T15:04:08.006814+00:00","id":"lit20786","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Lifsch\u00fctz, I.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 106: 271-295","fulltext":[{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Oxycholesterins.\n(Chrilesterindibromid*\u201eMetacho)esterin\u2018-Oxycholesteriu.) III. Mitteilung1).\n^\tVon\nI. Lifscli\u00fctz in Hamburg.\ntlKT Redaktion zugegangen am 30. Mai\nDie Erkenntnis, da\u00df das Oxycliolesterin als zweiwertiger Alkohol (mit zwei OH-Gruppen) aufzufassen ist, legte die Frage nahe: welche r\u00e4umliche Stellung seine zweite neue OH-Gruppe im Cholesterinmolek\u00fcl einnimmt. Fa\u00dft man die viel h\u00f6here Reaktionsf\u00e4higkeit dieses neuen Alkohols gegen\u00fcber der des eigentlichen Cholesterins ins Auge, so liegt an sich schon die Annahme nicht fern, da\u00df die neue OH-Gruppe an einem der zwei im Cholesterinmolek\u00fcl durch eine doppelte Bindung zusammenh\u00e4ngenden C-Atome gelagert sein m\u00fc\u00dfte. Ein st\u00fctzendes Analogon w\u00fcrde diese Annahme finden in dem bereits in der zweiten Mitteilung (dieser Folge) angef\u00fchrten isomeren Ch oh* st er inox yd von Westphalen2), in dem das neue 0-Atom mit jenen zwei unges\u00e4ttigten C-Atomen zusammenh\u00e4ngt: zumal auch dieser K\u00f6rper \u2014 wie das Oxycliolesterin mit Benzoyisuperoxyd \u2014 mit einem analogen Oxydationsmittel, der Benzopers\u00e4ure, hergestellt ist.\nDie Richtigkeit dieser Anschauung sollen die nachstehenden Versuche dartun.\nBei der Wahl eines Versuchsobjektes zur experimentellen Behandlung jener Annahme, behufs Gewinnung eines festen\n\u2019i L.: Berichte Bd. 47, S. 14\u00f63ff. (1914). II.: Diese Zeitschr. Bd. 9G, S. 342 tf. (1916).\n-) Berichte Bd. 4s, S. 10G4 (1915).","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nI. Lifschtttz,\nGesichtspunktes f\u00fcr einen sicheren Einblick in das Oxychoie-sterinmolek\u00fcl, war naturgem\u00e4\u00df die H\u00f6he der Angriffsf\u00e4lnV keit (Reaktionsempfindlichkeit) des zu w\u00e4hlenden Cholesterin-derivates gerade an jenen zwei unges\u00e4ttigten C-Atomen von bestimmender Bedeutung. Als solches Objekt empfahl sieb bald das Cholesterindibromid, das sich ja au\u00dferdem auch leicht in reinem Zustande herstellen l\u00e4\u00dft.\nBei der Herstellung dieses Pr\u00e4parates bin ich von den bisher gebr\u00e4uchlichen Verfahren insofern abgewichen, als ich f\u00fcr beide Komponenten, liir das Cholesterin wie f\u00fcr das Brom, ein und dasselbe L\u00f6sungsmittel (\u00c4ther) in Anwendung brachte! da mir die Verwendung namentlich von Eisessig als Mittel f\u00fcr die eine der Komponenten als zu unbequem, kostspielig und, wie aus dein Verlauf dieser Arbeit ersichtlich, auch\nchemisch nicht unbedenklich erschien. Es wurde wie folut verfahren :\n20 g Cholesterin1) wurden in 200 ccm \u00c4ther gel\u00f6st und mit etwa 10 g (= 3,3 ccm) in 90 ccm \u00c4ther frisch unter t\u00fcchtigem Durchsch\u00fctteln gel\u00f6sten Broms vermischt. Die in wenigen Minuten hell r\u00f6tlichgelb gewordene klare L\u00f6sung wurde dann mit 2-27afachem Volumen 90\u00b0/oigen Weingeistes vei mischt. In kurzer Zeit erstarrte das Gemisch zu einem fast steifen Brei wei\u00dfer, gl\u00e4nzender Nadeln. Nach etwa 30 Minuten wurde er auf eine Filterplatte geworfen, gut abgesaugt und mit m\u00f6glichst kleinen Mengen 90\u00b0/0igen Weingeistes nachgewaschen, bis die Waschfl\u00fcssigkeit beim Verd\u00fcnnen mit anges\u00e4uertem Wasser keinen nennenswerten Niederschlag gab.\nDas Dibromid ist dann schneewei\u00df und einheitlich. Es wurde zerkleinert, erst an der Luft und dann im Vakuum \u00fcber Chlorcalcium vom L\u00f6sungsmittel und Feuchtigkeit vollst\u00e4ndig befreit.\nDiese Hauptmenge des reinen Dibromids betrug 21,1 g. Das \u00e4therisch-spiritu\u00f6se Filtrat ergab, nach freiem Verdunsten des \u00c4thers in einer flachen Schale, weitere 5,0 g des reinen K\u00f6rpers; also zusammen 20,1 g = 96,6 % der theoretischen\n') Mit 1 Molek\u00fcl HaO mul vom Schmelzpunkt 145\u2014146\u00b0 C.","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Keuntuis des Oxycholeaterins 111.\n273\nAusbeute. Die Brombestimmung des so gewonnenen K\u00f6rpers stimmte fast genau zur Formel C27H46Br20.\nDie Bestimmung wurde wie folgt ausgef\u00fchrt :\n0,2944 g des Dibromids wurden in 75 ccm 95%igen Alkohols kochend gel\u00f6st, die hei\u00dfe L\u00f6sung mit einigen Tropfen verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure versetzt und mit Silbernitratl\u00f6sung gefallt. Der Niederschlag setzte sich in der W\u00e4rme gut ab, lie\u00df sich leicht und v\u00f6llig klar filtrieren und bis zum Ag-freien Filtrat mit hei\u00dfem Weingeist auswaschen. In \u00fcblicher Weise getrocknet, ergaben sich 0,1981 g AgBr, woraus sich 28,04% vom ange wendeten Dibromid berechnet (Theorie: 29,20% Br). Das Filtrat war Br-frei..\nV orweg bezeichnend ist, da\u00df das Filtrat, ausge\u00e4thert, einen hellgelben amorphen R\u00fcckstand lieferte, der sich genau wie Ox y choies ter in verhielt und auch eine intensive und farbensch\u00f6ne Ox y cholesterin -Reaktion mit Essigschwefels\u00e4ure gab. (Diese besteht aus 10 Vol. Essigs\u00e4ure und 1 Vol. H2S04.)\nDie Reaktionen des Cholesterindibromids sind denen des Cholesterins teils \u00e4hnlich und teils mit ihnen identisch. Es i\u00e4llt nicht mit Digit on in und reagiert nicht mit Essigschwefels\u00e4ure auf Oxycholesterin. Es l\u00e4\u00dft sich nur in einer v\u00f6llig wasserfreien Atmosph\u00e4re aufbewahren, da es sich sonst allm\u00e4hlich unter HBr-Entwicklung zersetzt, und zu einem schwarzen und amorphen Pech zusammensintert.\nDas Verhalten des Cholesterindibromids zu Wasser und den verschiedensten Reagenzien liefert eine solche F\u00fclle, von Erscheinungen und Reaktionsprodukten, da\u00df momentan von finer ersch\u00f6pfenden Er\u00f6rterung derselben Abstand genommen werden mu\u00df, zumaj der gegenw\u00e4rtig herrschende Mangel an reinen Chemikalien und L\u00f6sungsmitteln diese komplizierten Untersuchungen au\u00dferordentlich erschwert. Demnach sollen hier vorderhand nur diejenigen bis zu einer gewissen Klarheit bereits gediehenen Punkte herausgegriften und besprochen werden, an denen sich das Cholesterindibromid mit dem Oxy-cholesterin unmittelbar ber\u00fchrt und die so zu einer befriedigenden Kl\u00e4rung der eingangs aufgeworfenen konstitutiven Frage Wesentliches beizutragen verm\u00f6gen.","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nI. Lifach\u00fctz.\nI.\nEinwirkung von Eisessig auf Choiesterindibromid.\n(F\u00e4rb* und Spektralreaktionen.)\nL\u00f6st man das Dibromid bei gelinder W\u00e4rme in Ei&essu so scheidet es sich beim Erkalten in seinen unver\u00e4nderten feinen wei\u00dfen Nadeln wieder aus. Erhitzt man aber die L\u00f6sung st\u00e4rker, so f\u00e4rbt sie sich zun\u00e4chst rotgelb und wird beim anhaltenden Kochen intensiv blutrot mit gr\u00fcnlich-gelber Fluoreszenz. Die L\u00f6sung zeigt dann folgendes ziemlich komplizierte Absorptionsspektrum, bestehend\n1. aus einem schmalen, durchsichtigen Streifen zwischen\nOrange und Gelb,\n-\u2022 aus einem tiefdunklen, breiten Band in Gr\u00fcn, dicht an.\nGelb, das sich bis zur Mitte des Gr\u00fcn ausdehnt, und \u2022 \u00bb. aus schw\u00e4cheren Absorptionen im Blau und Violett.\nDie L\u00f6sung wird beim Stehen der Reihe nach: rotviolett, violettrot, blauviolett und schlie\u00dflich blau. Absorption I verst\u00e4rkt sich dabei, wird breiter, scharf begrenzt und l\u00f6scht da? Gelb g\u00e4nzlich aus. w\u00e4hrend Absorption II schwindet, und im Rot (nahe dem Orange) eine schwache Linie auftaucht, di* anscheinend mit der des Oxycholesterins nicht zusammenf\u00e4lli.\nDa\u00df diese intensive und farbenreiche Reaktion eine Ver\u00e4nderung des Dibromids anzeigen mu\u00df, geht daraus hervor. da\u00df nach dem Verd\u00fcnnen des Reaktionsgemisches mit W asser, selbst in den ersten Phasen der Reaktion, das vom testen Niederschlag abfiltrierte Wasser mit Silbernitratl\u00f6sunu eine reichliche F\u00e4llung von AgBr liefert. Die eigenartigen Wandlungen der Farben und Spektren aber lie\u00dfen ihrerseits annehmen, da\u00df die verschiedenen Reaktionsphasen auf das Entstehen entsprechend verschiedener Reaktionsprodukte im Gemische hindeuten. Diese Annahme best\u00e4tigt sich auch, wenn man den Verlauf der Reaktion an der Hand des Spektroskop? verfolgt.\nVersetzt man n\u00e4mlich eine Probe des Reaktionsgemische? im ersten blutroten Stadium der Reaktion mit etwas Chloro-","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Oxyeliolesterins III.\n275\nform und einigen Tropfen konz. Schwefels\u00e4ure, so ver\u00e4ndern sieh zwar Farbe und Spektrum des Gemisches, aber nicht, wie zu erwarten w\u00e4re, im Sinne der bekannten Essigschwefels\u00e4ure-Reaktion des Oxyeliolesterins, die ihre Spektralabsorptionen im Gelb und hierauf im Rot entstehen zu lassen pflegt. Vielmehr bleiben hier diese Spektralfelder klar und die Hauptabsorption erscheint bei passender Verd\u00fcnnung als dunkles Band im Gr\u00fcn, dicht am Blau. Kocht man dagegen die blutrote Eisessigl\u00f6sung, bis sie eine ausgesprochene violettrote Farbe (mit einer mehr blauvioletten Nuance) angenommen hat, und setzt dann zur abgek\u00fchlten L\u00f6sung etwas Chloroform und konz. Schwefels\u00e4ure zu (ca. 8 Tropfen auf 3 ccm L\u00f6sung), so f\u00e4rbt sie sich bald kirschrot. Die obige Absorption 1 (im ( hange) dehnt sich (\u00fcber das Gelb bis in das Gr\u00fcn) zum breiten, tiefdunklen Band aus, w\u00e4hrend Band 2 (des obigen blutroten Stadiums) immer schw\u00e4cher wird, sich nach der Mitte des Gr\u00fcn bewegend. 1 Tropfen 2%iger Eisenchloridl\u00f6sung (in Eisessig) verwandelt die Farbe in ein echtes und sch\u00f6nes Satt-griin. die starke Absorption im Gelb verschwindet bis auf einen schmalen und sehr schwachen Streifen, w\u00e4hrend zwischen C und d (im Rot) ein starker und tiefdunkler Streifen entsteht, der bei passender Verd\u00fcnnung der L\u00f6sung von beiden Seiten fast scharf ger\u00e4ndert ist. Diese Farben- und Spektralerscheinungen charakterisieren die Reaktion \u2014 wie ersichtlich \u2014 scharf als die bekannte Essigschwefels\u00e4ure-Reaktion des Oxyeliolesterins1).\nZu beachten ist dabei, dal) das Gemisch nicht \u00fcber den erw\u00e4hnten Funkt gekocht werden darf, da es sonst mi\u00dffarbig wird, wobei weitere Reaktionsprodukte zu entstehen pflegen, die die Oxycholesterinreaktion nicht mehr geben. Um dies zu umgehen, empfiehlt es sich, wenn es auf rasche Abwicklung des Reakt ions Vorganges nicht ankommt, das Gemisch nur bis zur ziemlich starken Rotf\u00e4rbung zu kochen. Die weitere Entwicklung der Reaktion geht beim Erkalten des Gemisches\n\\> Vergl. Diese Zeitschr. Bd. 53, 8. 144 (19071: Berichte Bd. 41, s: 252 (1908). ff. u. a. 0.","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\nI. Lifsch\u00fctz,\nlangsam auch ohne weitere Erw\u00e4rmung gut vonstatten. Hei der Langsamkeit des Keaktionsverlaufs lassen sich die Wandlungen der Farben und der Spektra viel besser verfolgen. Setzt man nun zur blauviolett oder blau gewordenen L\u00f6sung etwas Chloroform und auf etwa 3 ccm L\u00f6sung 8\u201410 Tropfen II2S04 zu, so f\u00e4rbt sie sich kirschrot usw. und gibt die oben geschilderte Essigschwefels\u00e4ure-Reaktion des Oxycholesterins mit allen ihren charakteristischen Farben und Spektralabsorii-tionen.\t'\t1\nWesentlich beschleunigen l\u00e4\u00dft sich die obige Cholesterin-dibromid-Reaktion, wenn man zu etwa 3 ccm seiner Essigl\u00f6sung vor ihrer Kochung 1-2 Tropfen Wasser zusetzt. *\nSucht man nun des eigentlichen Reaktionsproduktes durch l\u00e4llung mit Wasser habhaft zu werden, so gelingt es nur schwer und selten zu einer Substanz mit befriedigend starker Oxycholesterin-Reaktion zu gelangen ; da aber, wie oben nachgewiesen, bei der Einwirkung des Eisessigs auf das Dibromid reichlich Bromwasserstoffs\u00e4ure entsteht, so erschien es als sehr wahrscheinlich, da\u00df diese in der stark reaktiven Essigs\u00e4ure die Oxycholesterinbildung ung\u00fcnstig beeinflu\u00dft. Tats\u00e4chlich best\u00e4tigt sich diese Anschauung, wenn man die Kochung des Cholesterinbromids mit Eisessig in Gegenwart eines HBr-bindenden Mittels .vornimmt. L\u00f6st man n\u00e4mlich den Bromk\u00f6rper in der S\u00e4ure bei nur gelinder W\u00e4rme, setzt dann zur noch farblosen L\u00f6sung eine gen\u00fcgende Menge kristallisierten Natriumacetats zu und kocht nunmehr das Gemisch einige Male auf1), so f\u00e4rbt es sich nicht rot, sondern gi \u00fcnlichgelb, ohne irgendwelche Spektralabsorption zu zeigen. Wird nun zur kalten L\u00f6sung (auf 3 ccm) 8\u201410 Tropfen H2S04 und darauf etwas Chloroform zugesetzt, so nimmt das Gemisch eine intensiv kirschrote Farbe an, die bald blauviolett und beim weiteren Stehen (oder auf Zusatz eines Tropfens Eisenchloridl\u00f6sung auch sofort) echt gr\u00fcn wird. Die sehr\n) Ls daif nicht zu lange gekocht werden, da sonst teerige Produkte entstehen, die die Isolierung des Reaktionsproduktes durch F\u00e4llung mit Wasser usw. sehr erschweren und seine Farbreaktionen beeintr\u00e4chtigen. Etwa zwei- bis dreimaliges Aufkochen des Gemisches gen\u00fcgt.","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Oxycholesterins III.\t277\nstarken und scharf gezeichneten Spektralabsorptionen des farbigen Gemisches sind die. des reinen Oxycholesterins. Au\u00dferdem erscheint mitunter im Blau ein starkes Band, das den Raum von der Mitte dieses Spektralfeldes bis an die Grenze des Violett einnimmt. Diese letztere Absorption, die dem eigentlichen Mono-Oxycholesterin, wie man es durch direkte Oxydation des reinen Cholesterins erh\u00e4lt1), nicht zukommt, kann nicht weiter auffallen, wenn man ber\u00fccksichtigt, da\u00df aus dem Dibromid daneben auch ein Dioxy-cliloesterin entstehen kann, dessen zweiter OH-Gruppe, wie weiter unten dargetan wird, anderweitige Spektralabsorp-tionen entsprechen. Solche Nebenabsorptionen habe ich \u00fcbrigens h\u00e4ufig auch im Spektrum der Essigschwefels\u00e4ure-i ( )xycho!esterin-)Reaktion der Blutfettalkohole beobachtet und beschrieben2), eine Erscheinung, die erst durch diese neueren Beobachtungen ihre befriedigende Aufkl\u00e4rung finden d\u00fcrfte. Aus der in Gegenwart von Natriumacetat abgekochten Eisessigl\u00f6sung l\u00e4\u00dft sich nunmehr mit Wasser ein auf OxyCholesterin mit Essigschwefels\u00e4ure stark reagierendes Pulver ab-seheiden.\nIndes, so wohlgeeignet diese Art der Manipulation als Reaktion auf Oholesterindibromid auch ist, so eignet sie sich doch weniger als pr\u00e4parative Ma\u00dfnahme zur Herstellung der Br-freien Reaktionsprodukte. F\u00e4llt man n\u00e4mlich das f\u00fcr sich auf Oxycholesterin mit Schwefels\u00e4ure usw. reagierende Eisessiggemisch mit Wasser, so erh\u00e4lt man zwar nach t\u00fcchtigem Durchsch\u00fctteln desselben einen hellflockigen, gut filtrierbaren Niederschlag, der (trocken), wie gesagt, auch intensiv auf Oxycholesterin reagiert; der aber noch bedeutende Mengen Brom enth\u00e4lt. Bei einem quantitativ durchgef\u00fchrten Versuch ergab das gesammelte w\u00e4\u00dfrige Filtrat einen Bromgehalt, der nur der H\u00e4lfte des Bromgehaltes des angewendeten Dibromids entspricht. Es ist also hier nur die H\u00e4lfte des Broms eliminiert worden.\n') Berichte Bd. 47, S. 1453 ff. (1914). s) Diese Zeitschr. S. 144 ff (1907) u. a. a. 0.","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nI. Lifsch\u00fctz,\nWesentlich glatter und vollst\u00e4ndiger vollzieht sich die Eliminierung des Broms aus dem Cholesterindibromid unter Bildung von Oxycholesterin durch folgende Einwirkungen.\nII.\nEinwirkung von Waster auf Cholesterindibromid.\n1. Amorpher Teil des Reaktionsprodnktes.\nKocht man das reine Dibromid l\u00e4ngere Zeit mit Wasser, so ballt es sich allm\u00e4hlich zu gelben Klumpen zusammen, die zu einem spr\u00f6den K\u00f6rper eintrocknen, der jedoch noch unver\u00e4ndertes Dibromid enth\u00e4lt. In etwas Chloroform gel\u00f6st, gibt er mit Essigschwefels\u00e4ure eine intensive und farbensch\u00f6ne Reaktion, die in allen ihren Farben- und Spektralerscheinungen mit der gleichen Reaktion des Oxycholesterins \u00fcbereinstimmt. Durch Behandlung mit Alkohol, in dem das letztere Cholesterinderivat leichter l\u00f6slich ist als das Dibromid, l\u00e4\u00dft sich dieses, nach dem Aus-kristallisieren, abfiltrieren und aus dem Filtrat \u2014 nach Beseitigung des Alkohols \u2014 auch erhebliche Mengen des Oxy-k\u00f6rpers erhalten1). Selbst durch anhaltendes Kochen des Bromids mit \\\\ asser l\u00e4\u00dft sich das Brom nicht vollst\u00e4ndig aus dem K\u00f6rper entfernen; offenbar, weil das vermittelnde L\u00f6sungsmittel zwischen der Festsubstanz und dem Wasser fehlt. Andererseits wirkt, wie oben bereits angedeutet, die bei der Reaktion entstehende Bromwasserstoffs\u00e4ure auf das gebildete Oxycholesterin weiter oxydierend. Es empfahl sich demnach, um die Reaktion m\u00f6glichst einheitlich zu gestalten, das Dibromid in einem hierf\u00fcr indifferenten wasserl\u00f6slichen L\u00f6sungsmittel zu l\u00f6sen und die Kochung in Gegenwart von Wasser und eines die Bromwasserstoffs\u00e4ure unwirksam machenden K\u00f6rpers vor sich gehen zu lassen.\nIn der Tat gelingt es, in einer L\u00f6sung des Dibromids in 90%igem Spiritus in Gegenwart einer entsprechenden Menge Natriumacetats schon nach relativ kurzer Kochung\n) Noch besser l\u00e4\u00dft sich diese Trennung durch F\u00fcllung des Oxycholesterins mit Digitonin aus verd\u00fcnnter alkoholischer L\u00f6sung bewirken, wobei der Brorak\u00f6rper in L\u00f6sung bleibt und abfiltriert werden kann.","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Oxycholesterins III.\n279\nnahezu das gesamte Brom aus dem Dibromid zu eliminieren und es fast vollst\u00e4ndig in die Oxyverbindung \u00fcberzuf\u00fchren.\nBehufs Ermittlung g\u00fcnstiger Reaktionsbedingungen wurden nach dieser Richtung hin 9 Versuche ausgef\u00fchrt. Als recht g\u00fcnstig f\u00fcr die \u00dcberf\u00fchrung des Cholesterindibromids in Oxycholesterin haben sich schlie\u00dflich folgende Mengenverh\u00e4ltnisse resp. Kochdauer ergeben.\n1,0 g reinen Cholesterindibromids wurde zusammen mit 4,0 g kristallisierten Natriumacetats in 50 ccm 90\u00b0/0igen Spiritus gel\u00f6st und 2 Stunden am R\u00fcckflu\u00dfrohr gekocht. Das Gemisch wurde dann mit etwa dem gleichen Volumen Wasser \\erd\u00fcnnt, mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt und das \u00c4therextrakt mit alkoholhaltigem Wasser gut ausgewaschen. Die Waschfl\u00fcssigkeit wurde mit der ersten Unterlauge vereinigt, eingedampft, die Salzmasse mit reinem Wasser wieder aufgenommen und im Ma\u00dfkolben genau auf 250 ccm verd\u00fcnnt. In je 50 ccm der klaren L\u00f6sung wurde das Brom titrimetrisch bestimmt und dann n\u00f6tigenfalls auch gewichtsanalytisch durch F\u00e4llung mit AgNO;j kontrolliert\u00ab Die Analysen ergaben \u00fcbereinstimmend 27,0% Brom vom angewendeten Dibromid, gegen\u00fcber 29,26 % des theoretischen Bromgehaltes.\nDas \u00c4therextrakt ergab nach Beseitigung des \u00c4thers o.7:318 g = 73,48% Trockensubstanz. (Theorie: 73,6% Oxy-cholesterin.)\nDie so erhaltene fast bromfreie Substanz konnte auf dem Wasserbade gut getrocknet werden, ohne merklich nachzudunkeln, was bei erheblichem Bromgehalt nicht der Fall zu sein pflegt. Sie ist hellgelb, fest, spr\u00f6de und bernsteinartig durchsichtig, also ganz vom Habitus des wiederholt beschriebenen amorphen Oxycholesterins1). Nach etwa 24 Stunden konnten in dem selbst nach \u00d6 Stunden noch v\u00f6llig durchsichtigen K\u00f6rper schwache W\u00f6lkchen einer Opaleszenz wahrgenommen werden, was von kleinen Beimengungen kristallinischer Substanz herzur\u00fchren pflegt. Ein kleines Splitterchen der Substanz, in etwas Chloroform gel\u00f6st, gab auf Zusatz von\n) Siehe obige Zitate auf S. 277 Anm. 1.","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nI. Lifsch\u00fctz.\netwa 1 ccm Essigschwefels\u00e4ure (10:1) eine sehr intensive und farbensch\u00f6ne Oxycholesterin-Reaktion, deren Empfindlichkeit schon in diesem rohen Zustande der Substanz \u2014 nach der Bestimmung der minimalen Spektralabsorption \u20141:3630:5 betrugl). Das Spektrum der Reaktion (im Gelb resp. im Rot) stimmte vollkommen mit dem des Oxycholesterins \u00fcberein. Andere Absorptionen traten hier nicht auf. Die Umwandlung des Dibromids in Oxycholesterin geht also hier wesentlich einheitlicher vor sich, als beim Operieren mit Eisessigl\u00f6sung.\nBehufs weiterer Reinigung wurde die Substanz in hei\u00dfem Methylalkohol klar gel\u00f6st. Beim Stehen in der K\u00e4lte schied sich eine unbedeutende Menge Substanz zun\u00e4chst als \u00d6ltr\u00f6pfchen aus, die mit der Zeit kristallinisch erstarrten. Nach etwa 20 Stunden war die dar\u00fcberstehende L\u00f6sung v\u00f6llig klar, so da\u00df sie abgegossen und die an der Gef\u00e4\u00dfwandung harzartig haftende Festsubstanz gut abgesp\u00fclt werden konnte. Die L\u00f6sung wurde hei\u00df bis zur schwachen Opaleszenz mit Wassoi versetzt, worauf sie beim Stehen wieder eine geringe Menge Festsubstanz abschied. Sie wurde abfiltriert und eingedampft. Die obige Oxycholesterin-Reaktion der Substanz hatte nunmehr eine Empfindlichkeit von 1:454542) und konnte somit als fast reines Oxycholesterin betrachtet werden. Da die Verluste des Rohproduktes bei seiner Reinigung nur gering waren, so konnte die Ausbeute an reinem Material auf mindestens 90% vom bromfreien Teil des Cholesterindibromids gesch\u00e4tzt werden.\nBei den zahlreichen Versuchen nach dieser Richtung hin konnte deutlich in Erfahrung gebracht werden, da\u00df die Bildung der bromfreien Oxyverbindung haupts\u00e4chlich abh\u00e4ngig ist von der Menge des Bromwasserstoff bindenden Mittels. Bei Anwendung von nur 1\u20142 Teilen Natriumacetats auf 1 Teil des Dibromids erh\u00e4lt man nur 40\u201450% an dem amorphen Oxyk\u00f6rper, w\u00e4hrend der Rest ein wei\u00dfer, gleichfalls bromfreier Kristallk\u00f6rper ist, von dem weiter unten die\n\u2019) Berichte Bd. 47, S. 1454 ff. (1914).\n*) Vergl. Berichte Bd. 47, S. 1454 ff. (1914).","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Oxy cholesterins III.\n981\nRede sein wird1). Vorderhand sei nur bemerkt, da\u00df er alle Reaktionen des Cholesterins gibt, aber nicht die Essigschwefels\u00e4ure-Reaktion des Oxycholesterins, er enth\u00e4lt somit kein Oxycholesterin. In den \u00fcblichen L\u00f6sungsmitteln l\u00f6st er sich wesentlich leichter als Cholesterin und weicht auch in seiner Kristallform von diesem ab. Auch sein Schmelzpunkt,- wie der seines Acetats, sind von denen des eigentlichen Cholesterins verschieden (s. weiter unten S. 285).\nWie ersichtlich, stimmt das auf diesem Wege gewonnene Oxycholesterin in seinen Eigenschaften mit dem durch Oxydation des Cholesterins gewonnenen Oxyk\u00f6rper v\u00f6llig \u00fcberein. Wie dieser, f\u00e4llt auch jenes aus alkoholischer L\u00f6sung mit Digitonin in wei\u00dfen silbergl\u00e4nzenden kleinen Bl\u00e4ttchen, die v\u00f6llig Br-frei sind und in Eisessigl\u00f6sung mit H2S04 eine intensive und reine Oxycholesterin-Reaktion geben.\nDa das auf diesem Wege gewonnene Oxycholesterin infolge der leichten L\u00f6slichkeit des kristallinischen Nebenproduktes von diesem sich nur schwer trennen l\u00e4\u00dft, so w'urde seine Digitoninverbindung, die sich gut Umkristallisieren l\u00e4\u00dft, zu seiner Reinigung ben\u00fctzt. Zu diesem Ende wurde der Oxyk\u00f6rper aus einer 2 %igen L\u00f6sung in 95 %igem Weingeist mit einer Digitoninl\u00f6sung in 90 % Spiritus gef\u00e4llt und mit 90\u00b0/0igem Spiritus gut ausgewaschen. Das wei\u00dfe gl\u00e4nzende Digitonid wurde nach dem Trocknen im Vakuum in wenig Eisessig bei gelinder W\u00e4rme gel\u00f6st und mit 90 %igem Spiritus so lange versetzt, bis das Digitonid anfing auszufallen. Die geringe F\u00e4llung wurde in der W\u00e4rme durch einige Tropfen Eisessig wieder aufgel\u00f6st und die L\u00f6sung langsam erkalten gelassen. Nach einigen Stunden schied sich das Digi-touid bis auf eine kleine Menge in gl\u00e4nzenden Bl\u00e4ttchen wieder aus. Es wurde abgesaugt, mit Spiritus vom Eisessig gut ausgewaschen und getrocknet.\nAus dem so gereinigten Digitonid konnte seine Oxy-cholesterinkomponente nach dem. von mir hierf\u00fcr ausgearbeiteten\n0 H\u00f6here Ausbeuten am kristallinischen Teil des Reaktionsproduktes zu erzielen, oder gar die Oxycholesterinbildung ganz auszuschalten, scheint unter diesen Reaktionsbedingungen nicht m\u00f6glich zu sein.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. CYI.\n20","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nI. Lifsch\u00fctz,\n4\nVerfahren') restlos quantitativ in reiner Form erhalten und sicher identifiziert werden.\nEin wichtiges Merkmal bei der Identifizierung des auf obigem Wege erhaltenen Oxycholesterins mit der durch direkte Oxydation des Cholesterins mit Benzoylsuperoxyd gewonnenen Oxyverbindung ist ferner das Jodadditfonsvermogen de\"\nfraglichen K\u00f6rpers2). Aber auch dieses Datum konnte hier mit positivem Erfolge ermittelt werden. Die Jodadditionszahl am neu gewonnehen und durch das Digitonid etc gereinigten Oxycholesterin wurde nachdem HttblschenVerfahren festgestellt. Danach nehmen 100 Teile dieses Oxyk\u00f6rpers\n61f \u2019/rTeile. JT\u00b0d aUf- Xach der Formel H<.i 02 berechnen sich (fur - Jodatome): 03,18 Teile Jod auf 100 Teile der\nVerbindung. Ein weiteres Kriterium des Oxycholesterins ist\nseine optische Aktivit\u00e4t. Sie ist, wie die des Cholesterins\nnegntiv; betr\u00e4gt aber nur (*D) = -13,5\u00bb (links drehend). Sie\nsoll demn\u00e4chst auch am neu gewonnenen Oxyk\u00f6rper ermittelt werden.\nAus dem oben Festgestellten folgt, da\u00df die Wirkung von\nWasser auf Cholesterindibromid nach folgender Gleichung verl\u00e4uft:\t\u00b0\nBr.-f H20 = Ci7 H4602 4-2 HBr.\nDaraus ergeben sich folgende f\u00fcr die konstitutive Erkenntnis der r\u00e4umlichen (OH)-Stellung der neuen OH-Gruppe im Cholesterinmolek\u00fcl bedeutsame Schlu\u00dffolgerungen:\n1. da\u00df die doppelte Bindung des Cholesterinmolek\u00fcls, die durch Bromaddition aufgehoben war, bei der Eliminierung\ndes Broms durch die Einwirkung von Wasser wiederhergestellt ist:\nJ Die Einzelheiten dieses theoretisch ausf\u00fchrlich er\u00f6rterten und experimentell begr\u00fcndeten Verfahrens siehe rZur Analyse des Cholesterins\u201c, Diese Zeitschr. Bd. 101, S. 89 (1918). Das Verfahren hat sich seither gut\newahrt und leistete mir auch bei diesen Untersuchungen vortreffliche, ja entscheidende Dienste.\n) Da\u00df der aus reinem Cholesterin erhaltene Oxyk\u00f6rper eine unges\u00e4ttigte, Jod stark addierende Verbindung ist, wurde wiederholt von mir hervorgehoben (vgl. u. a. Diese Zeitschr. Bd. 96, S. 250 (1916).","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Oxycholesterins III.\n283\n2.\tda\u00df durch den Eintritt des Sauerstoffatoms des Wassers an einem der unges\u00e4ttigten Kohlenstoffatome eine (OH)-Gruppe (in terti\u00e4rer Form) entstanden ist1); und\n3.\tda\u00df diese (OH)-Gruppe nichts anderes ist als die des Oxycholesterins, wie es durch direkte Oxydation des Cholesterins mit milden Oxydationsmitteln, z. B. mit Benzoyl-guperoxyd2) oder \u2014 im tierischen Blut \u2014 durch das Oxyh\u00e4moglobin, entsteht3).\nDemnach und angesichts des glatten Verlaufs der Oxy-(liolesterinbildung aus dem Cholesterindibromid unter so einfachen und milden Reaktionsbedingungen, beschr\u00e4nkt sich die Ortsbestimmung der neuen (OH)-Gruppe in dem kohlenstoffreichen Cliolesterinmolek\u00fcl nunmehr auf nur 2 Kohlenstoffatome, an denen (im Dibromid) die 2 Bromatome haften. Die n\u00e4here Bestimmung desjenigen dieser 2 C-Atome, an welchem die neue (OH)-Gruppe h\u00e4ngt, mu\u00df vorl\u00e4ufig dem weiteren Fortgang dieser Untersuchungen Vorbehalten bleiben. L\u00e4\u00dft sich z. B. unter den Nebenprodukten dieser Reaktion etwa ein anderer (OH)-K\u00f6rper ermitteln, dessen (OH)-Stellung an einem der unges\u00e4ttigten C-Atome vielleicht schon bekannt, und der mit obigem Oxycholesterin nicht identisch ist, so w\u00fcrde die (OH)-Stellung des letzteren ohne weiteres fixiert sein. Aber wie dem auch sei, so ist es vorderhand zu begr\u00fc\u00dfen, da\u00df der Suchende auf eine ganz bestimmte Stelle hingewiesen werden kann.\nDer Hergang der Bildung des Oxycholesterins aus dem Dibromid l\u00e4\u00dft sich durch folgendes Schema darstellen:\nCH\tCH Br\tCH\nCK H\u201e (OH)< II\tH\u201e (OH}< I \u2014>C\u201e Hu(OH\u00ab\ni\tCH\ti.\tCHBr\t* C(OH)\n6\to\to\nCholesterin\tCholesterindibromid\tOxycholesterin\n:) Uber die alkoholartige Natur dieser (OH)-Gruppe siehe die zweite Mitteilung dieser Folge: Diese Zeitschr. Bd. 96, S. 342ff. (1916).\n2)\tBerichte Bd. 41, S. 252 ff. (1908).\n3)\tDiese Zeitschr. Bd. 53, S. 142ff. (1907) und Bd. 93, S. 211ff.*(1914) u. a. a. 0.","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nI. Lifach\u00fctz,\nDiese terti\u00e4re Stellung der neuen (OH)-Gruppe erkl\u00e4rt auch hinreichend die wesentlich h\u00f6here Reaktionsf\u00e4higkeit des Oxvcholesterins gegen\u00fcber der des Cholesterins.\nSo weit der amorphe Teil des Reaktionsproduktes.\n2. Der kristallinische Teil des Reaktionsprodnktes.\nDali dieser Teil einen Cholesterink\u00f6rper darstellt, zeigt schon seine intensive Cholestolreaktion. Es ist ja auch bekannt, da\u00df man durch Einwirkung von Natriumamalgam auf Cholesterindibromid in Abwesenheit von Wasser wieder zum Cholesterin gelangen kann. Angesichts jedoch der vorliegenden total verschiedenen und viel milderen Reaktionsbedingungen konnte immerhin hier dieser Effekt mindestens zweifelhaft erscheinen. Wie berechtigt aber dieser Zweifel war, m\u00f6gen die folgenden Versuche dartun.\nDas nach dem Verfahren 1, aber mit nur 1 Teil Natriumacetat auf 1 Teil Cholesterindibromid in Form des \u00c4therextraktes erhaltene, teils amorphe und teils kristallinische Reaktionsprodukt wurde in etwa dem 10 fachen hei\u00dfen Methylalkohols gel\u00f6st und mit wenig Wasser (bis zur schwachen Tr\u00fcbung) versetzt. Wie dort oben, schied sich auch hier der Kristallk\u00f6rper, aber in viel gr\u00f6\u00dferer Menge ab. Er wurde abfiltriert, mit wenig w\u00e4\u00dfrigem Methylalkohol nachgewaschen und (mit dem Filter) auf por\u00f6sem Ton abgesaugt. Der K\u00f6rper enth\u00e4lt noch eine erhebliche Menge des amorphen Oxychol-esterins, von welchem er, infolge*seiner leichten L\u00f6slichkeit, mit L\u00f6sungsmitteln nur sehr schwer und unter gro\u00dfem Verlust an Substanz getrennt werden kann. Er wurde daher, wie oben der amorphe Teil, durch F\u00e4llung mit Digitonin und Umkristallisieren der so schon schneewei\u00dfen und silbergl\u00e4nzenden Doppelverbindung bis zur v\u00f6lligen Oxycholesterin- resp. Bromfreiheit gereinigt. Das so gereinigte Digitonid wurde dann nach dem oben auf S. 281 unten zitierten Verfahren acetyliert, und aus dem entstandenen (nunmehr mechanischen) Gemenge der Acetylverbindungen, des kristallinischen Cholesterink\u00f6rpers und des Digitonins, das erstere Acetat durch partielle Verseifung usw. vom verseiften Digitonink\u00f6rper getrennt.","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Oxy cholesterins III.\t285\nDie so erhaltene Acetylverbindung des fraglichen Cholesterink\u00f6rpers, die so schon eine hohe Stufe der Reinheit zeigt, kristallisiert aus verd\u00fcnntem Alkohol, je nach dessen Wassergehalt, in gl\u00e4nzenden N\u00e4delchen oder Bl\u00e4ttchen, die bei 109 bis 110\u00b0 C. schmelzen. (Das Acetat des eigentlichen Cholesterins schmilzt bei 114\u00b0 C.) Der Schmelzpunkt \u00e4ndert sich auch nicht nach mehrfach wiederholtem Umkristallisieren, abwechselnd aus Methyl- resp. \u00c4thylalkohol.\nDurch Verseifung dieses Acetates und Aus\u00e4therung des Saponifikats scheidet sich der Cholesterink\u00f6rper beim Verjagen des \u00c4thers in wei\u00dfen, silbergl\u00e4nzenden Schuppen aus, die zwar \u00e4u\u00dferlich wie Cholesterin aussehen, die aber unter dem Mikroskop bei starker Vergr\u00f6\u00dferung in ihrer Form wesentlich davon abweichen. Aus Weingeist umkristallisiert zeigen sie n\u00e4mlich nicht die strengen, starren und gradlinigen R\u00e4nder der rhombischen Cholesterintafeln. Vielmehr sind hier die K\u00e4nder oval (elliptisch), meist in flachem Bogen nach au\u00dfen gebogen, nach oben und unten in einen spitzen, mitunter auch stumpfen Winkel zusammenlaufend. Die Kristalle erscheinen h\u00e4ufig vielfach verzwillingt oder in zackigen Formen, wo aber die einzelnen Zacken die ovalen Linien deutlich erkennen lassen. Nach wiederholtem Umkristallisieren aus Alkohol schmelzen die Kristalle bei 139\u2014141\u00b0 C., also etwa 50 tiefer als das f\u00fcr die Herstellung des obigen Dibro-mids verwendete eigentliche Cholesterin. Wie oben bereits angedeutet verh\u00e4lt sich dieser Cholesterink\u00f6rper, der mit dem dort oben unter 1. erw\u00e4hnten Kristallk\u00f6rper identisch ist, auch zu L\u00f6sungsmitteln wesentlich abweichend; namentlich in Methyl- oder \u00c4thylalkohol l\u00f6st er sich leichter als das eigentliche (rhombische) Cholesterin, ist daher aus dem urspr\u00fcnglichen Rohprodukt selbst durch diese f\u00fcr ihn geeignetsten Mittel nur unter Wasserzusatz und nach l\u00e4ngerem Stehen von der Hauptmenge des Oxycholesterins zu trennen und erst, wie der obige amorphe Teil, \u00fcber sein Digitonid und Acetat rein zu erhalten.\nAus den oben geschilderten Abweichungen geht deutlich hervor, da\u00df bei der Eliminierung des Broms durch Wasser","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nI. Lifsch\u00fctz,\nneben Oxycholesterin ein Cholesterin entsteht, das zum mindesten in seinem molekularen Bau \u2014 etwa durch eine bei der Eliminierung des Broms sich vollziehende Umlagerung \u2014 eine Ver\u00e4nderung erlitten hat.\n3. Herstellung des Kristallk\u00f6rpers aus reinem Cholesterin.\nDie Erw\u00e4gung, da\u00df neben der Eliminierung des Broms durch die obigen Ma\u00dfnahmen eine Art Oxydationsproze\u00df vor sich geht, lie\u00df es nicht ausgeschlossen erscheinen, da\u00df auch bei der direkten Oxydation des Cholesterins eine \u00e4hnliche Ver\u00e4nderung desselben (bevor es in Oxycholesterin \u00fcbergeht) stattfinden k\u00f6nnte. Folgender Versuch best\u00e4tigt es:\n1,0 g Cholesterin wurde mit 1,0 g Benzoylsuperoxyd in 50 ccm 95%igen Alkohols am R\u00fcckflu\u00dfrohr so lange gekocht, bis eine Probe nach Verdunsten des Alkohols, mit etwas Chloroform aufgenommen, beim Verd\u00fcnnen der L\u00f6sung mit Eisessigschwefels\u00e4ure (10 : 1) eine deutliche Oxycholesterin-Reaktion gab, was nach einer Stunde der Fall war. Hierauf wurde 1 ccm 50 \u00b0/0iger Kalilauge zugesetzt, das Gemisch ca. 10 Minuten weitergekocht, mit etwa dem gleichen Volumen Wasser verd\u00fcnnt und das alkalisch reagierende Gemisch mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt. Das \u00c4therextrakt hinterlie\u00df \u2014- nach dem Abdestillieren des \u00c4thers \u2014 eine bla\u00dfgelbliche, gl\u00e4nzende Kristallmasse, die nur wenig auf Oxycholesterin reagiert. Der kristallinische Teil des Reaktionsproduktes betr\u00e4gt hier \u00fcber 80% vom wasserfreien Cholesterin.\nDer obige rohe Atherr\u00fcckstand wurde zun\u00e4chst aus Methylalkohol umkristallisiert und ergab eine sehr wei\u00dfe, silbergl\u00e4nzende Kristallmasse, die auf Oxycholesterin nicht mehr reagierte, und deren weitere Reinigung viel leichter und vollst\u00e4ndiger ist als bei dem aus dem Dibromid erhaltenen Kristallk\u00f6rper.\nAus Methyl- bzw. aus \u00c4thylalkohol wiederholt umkristallisiert, ergab der K\u00f6rper den konstanten Schmelzpunkt 139\u2014141\u00b0 C. Sein Acetat schmilzt bei 109\u2014110\u00b0 C, also waren dieselben Schmelzpunkte vorhanden, wie sie an dem aus dem Dibromid erhaltenen Kristallk\u00f6rper resp. an dessen","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des OxyCholesterins III.\n287\nAcetat festgestellt wurden. Auch in der Kristallform stimmen die beiden K\u00f6rper \u00fcberein, wenn sie aus den gleichen Mitteln kristallisiert sind.\nUm jeden Zweifel an der Reinheit dieses Cholesterink\u00f6rpers auszuschlie\u00dfen, wurde er auch durch sein Digitonid, Acetat usw., wie S. 284 angegeben, gereinigt. Aber auch aus diesen komplizierten Reinigungsmanipulationen ging er mit seinen obigen Eigenschaften unver\u00e4ndert hervor.\nDiese Befunde sind um so bemerkenswerter, als ich diese Cliolesterinform wiederholt auch im unverseifbaren Anteil der Fette der tierischen Organe und Gewebe feststellen und isolieren konnte1). So ist, um zwei Extreme zu nennen, das Cholesterin der menschlichen Gallensteine, die, nebenbei bemerkt, kein Oxycholesterin enthalten, durchweg als eigentliches rhombisches Cholesterin befunden worden; dagegen enth\u00e4lt das Blutfett neben erheblichen Mengen Oxycholesterin sehr h\u00e4utig \u2014 vermutlich je nach der H\u00f6he der Verdauung zur Zeit der Blutentnahme \u2014 fast durchweg das obige elliptische Cholesterin, das auch in den genannten Schmelzpunkten, L\u00f6slichkeit usw. mit jenem \u00fcbereinstimnit2). In dieser Form scheint der Cholesterink\u00f6rper auch wesentlich oxydabeler (reaktionsf\u00e4higer) als das eigentliche Cholesterin (z. B. der Gallensteine) zu sein. Jedenfalls ist diese Cholesterinform sicherlich nicht ohne biologische Bedeutung f\u00fcr die Rolle des Cholesterins in den tierischen Organen.\n\u00dcber das Jodadditionsverm\u00f6gen des K\u00f6rpers sowie \u00fcber seine optische Aktivit\u00e4t und sein Molekulargewicht soll in einer der n\u00e4chsten Mitteilungen berichtet werden.\nDer K\u00fcrze wegen sei f\u00fcr diesen K\u00f6rper der Name \u201eMetacholesterin\u201c3) vorgeschlagen.\nIII.\nEinwirkung von Minerals\u00e4ure auf Cholesterindibromid.\nAus der oben er\u00f6rterten Wirkung der Essigs\u00e4ure auf das Dibromid ergibt sich zwar auch die Richtung der Wirkung\n\u2018) Siehe Biocheni. Zeitschr. Bd. 83, S. 19 ff. (1917). *) Vergl. daselbst.\n#) Im Sinne einer \u201eMetamorphose des Cholesterins\u201c.","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nI. Lifschtttz,\nvon S\u00e4uren \u00fcberhaupt; es war indessen von Interesse, die Reaktion auch unter anderweitigen und verschiedenartigen Bedingungen zu studieren, um auch auf diese Weise zu sehen, inwiefern -- namentlich hinsichtlich der Oxycholesterinbildung 7 jeweiligen Effekte die oben gezogenen Schl\u00fcsse und die sich daraus ergebenden Anschauungen rechtfertigen. Da\u00df Minerals\u00e4uren auf das Dibromid wesentlich intensiver wirken m\u00fc\u00dften als Wasser, war vorauszusehen, zumal hier geeignete Bindungsmittel f\u00fcr die frei werdende Bromwasserstoffs\u00e4ure, wie es beispielsweise bei den obigen Versuchen geschah, nicht in Anwendung gebracht werden konnten. Indessen konnte bei Anwendung von Salzs\u00e4ure die Reaktion so weit geregelt werden, da\u00df die Reaktionsprodukte gut isoliert und einem n\u00e4heren Studium unterzogen werden konnten. Dabei hat sicli nach einer Reihe von Versuchen folgendes Verfahren als recht zweckm\u00e4\u00dfig erwiesen:\n1,0 g des reinen Dibromids wird in 50 ccm 90\u201495%igen kochenden Alkohols gel\u00f6st, zur hei\u00dfen L\u00f6sung 1 ccm konzentrierte Salzs\u00e4ure zugesetzt und das Gemisch nur 4 Minuten lang gekocht, wobei sich die farblos gewesene L\u00f6sung gr\u00fcnlichgelb f\u00e4rbt. Ein l\u00e4ngeres Kochen empfiehlt sich nicht, weil dabei eine tiefergehende Oxydation Platz greift, als es dem beabsichtigten Zweck dienlich ist. Das Gemisch wird dann rasch abgek\u00fchlt und in viel Wasser gegossen. Xach t\u00fcchtigem Umr\u00fchren erh\u00e4lt man ein hellgelbes kristallinisches Pulver, das gut und flott filtriert. Gut gewaschen, abgesaugt und im Vakuum von Feuchtigkeit vollst\u00e4ndig befreit, l\u00e4\u00dft sich das noch bromhaltige Pulver l\u00e4ngere Zeit auf be wahren.\nDas Pulver enth\u00e4lt noch 23\u201425% unver\u00e4nderten Dibro-mids. Es wird zu etwa 5% in 90%igem Alkohol gel\u00f6st, aus welchem sich der Bromk\u00f6rper beim Stehen in der K\u00e4lte fast vollst\u00e4ndig ausscheidet und abfiltriert werden kann. Das Filtrat, eingedampft, hinterl\u00e4\u00dft einen gelben, teils amorphen und teils kristallinischen R\u00fcckstand, der zu etwa gleichen Teilen aus Oxycholesterin und dem oben erw\u00e4hnten Kristallk\u00f6rper besteht. Dei R\u00fcckstand wurde genau so behandelt, wie die im vorhergehend^! Abschnitt ( unter II1 u. 2) erhaltenen Reaktionsprodukte","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Oxycholesterms III.\n289\n\u2022\ti\nund ergab dieselben Bestandteile, d. h. Oxycholesterin und ,Metacholesterin\u201c. Demnach wirken auch Minerals\u00e4uren in demselben Sinne \u2014 wenn auch st\u00fcrmischer \u2014 wie W\u00e4sser.\nIV.\nEinwirkung von Alkalien auf Cholesterindibromid.\nViel rascher und vollst\u00e4ndiger als mit S\u00e4uren vollzieht sich die Entbromung des Dibromids mit Alkalien. Da hier freie Bromwasserstoffs\u00e4ure \u00fcberhaupt nicht entstehen kann, und der dabei entstehende Br-freie K\u00f6rper gegen Alkalien wesentlich widerstandsf\u00e4higer ist als gegen S\u00e4uren, so verlauft hier die Reaktion glatter und liefert auch ein einheitlicheres Reaktionsprodukt, als die vorhergehenden Operationen. Kocht man daher das Dibromid nur wenige Minuten mit alkoholischem Kali, so scheidet sich aus der zun\u00e4chst klaren L\u00f6sung sehr bald \u2014 neben klaren, hellgelben \u00d6ltr\u00f6pfchen1) \u2014 Bromkalium in bedeutender Menge ab. Verd\u00fcnnt man dann das Gemisch mit etwa dem gleichen Volumen Wasser und sch\u00fcttelt es mit \u00c4ther aus, so findet man in der Unterlauge fast das gesamte Brom als Bromkalium wieder, w\u00e4hrend das gut gewaschene \u00c4therextrakt das bromfreie Reaktionsprodukt enth\u00e4lt. Ja selbst nach einei^ Kochdauer von nur - Minuten, wo das Gemisch noch fast v\u00f6llig klar ist, erh\u00e4lt man einen fast bromfreien und sehr hellen Atherextraktr\u00fcck-\u2018dand mit sehr sch\u00f6nen und pr\u00e4gnanten F\u00e4rb- und Spektralreaktionen2).\nSo ergab 1,0 g Cholesterindibromid mit 25 ccm %-alko-holischer Kalilauge, nach 5 Minuten Kochdauer, Aus\u00e4therung und Waschung des Extraktes mit Wasser, in den vereinigten w\u00e4sserig-spiritu\u00f6sen Fl\u00fcssigkeiten 27,6 % Brom vom angewendeten Dibromid (gegen 29,2 % des theoretischen Bromgehalts). Das \u00c4therextrakt hinterl\u00e4\u00dft \u2014 nach Beseitigung des \u00c4thers \u2014 ein hellgelbes, dickfl\u00fcssiges, stark klebriges und fadenziehendes\n*) Die Ausscheidung findet nicht statt, wenn dem Gemisch ca. 10% Benzol zugesetzt werden. Die Reaktion geht dann noch glatter und einheitlicher vonstatten.\n-) Siehe diese weiter unten S. 290.","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nI. Lifsch\u00fctz,\n\u00d6l, das beim Erkalten zu einer hellgelblichen, glasig durchsichtigen, amorphen, festen und spr\u00f6den Masse erstarrt. Sie betrug 72,6 \u00fc/0 vom Dibromid. Soweit sieht die Substanz genau wie Oxy Cholesterin aus; sie ist aber \u2014 im Gegensatz zu diesem fast unl\u00f6slich selbst in kochendem Methylalkohol und nur sehr schwer und anscheinend nicht restlos l\u00f6slich in hei\u00dfem \u00c4thylalkohol, aus dem sie sich in amorphen runden K\u00fcgelchen beim Erkalten gr\u00f6\u00dftenteils wieder ausscheidet. L\u00f6st man wenige Milligramme des K\u00f6rpers in etwas Chloroform, verd\u00fcnnt die L\u00f6sung mit dem doppelten Volumen Eisessig und setzt dann 8-10 Tropfen H2S04 zu, so f\u00e4rbt sich das Gemisch nach und tiach stark blutrot. Diese Reaktion ist aber nicht zu verwechseln mit der unter den gleichen Bedingungen ausgel\u00f6sten Farbreaktion des Oxycholesterins. Denn w\u00e4hrend bei diesem die so hervorgerufene rote Farbe beim Stehen, durch blau und violett, schlie\u00dflich echt gr\u00fcn wird und dabei ein den Farbenwandlurtgen entsprechend wandelbares Absorptionsspektrum zun\u00e4chst im Gelb (auf Linie D) und dann im Rot (zwischen C und d) des Spektrums zeigt, ist die Reaktionsfarbe der neuen Substanz unver\u00e4nderlich blut- bis karmoisinrot mit einem konstanten (unver\u00e4nderlichen) Absorptionsspektrum haupts\u00e4chlich in Gr\u00fcn, Blau und Violett, also in der jenem Oxycholesterinspektrum entgegengesetzten H\u00e4lfte des kontinuierlichen Spektralbandes. Und zwrar besteht dieses Absorptionsspektrum aus 1. einem breiten und tiefdunkeln, von etwras verschwommenen R\u00e4ndern gut begrenztem Band in der Mitte des Gr\u00fcns, 2. einem schwachen, schmalen Band zwischen Gr\u00fcn und Blau, und 3. einem breiteren und etwas st\u00e4rkeren Band im Blau (am \\ iolett). Im Gelb zeigt sich ein nur schwacher und schmaler Schatten, der anscheinend von einer kleinen Beimengung von eigentlichem Oxycholesterin herr\u00fchrt. Auf Zusatz von 1 Tropfen Eisenchloridl\u00f6sung \u00e4ndern sich \u2014 im Gegensatz zur Essigschwefels\u00e4ure-Reaktion des Oxycholesterins \u2014 weder die Farbe noch das Spektrum in merklicher Weise, sondern sie verst\u00e4rken sich nur.\n.\t**\tst es, da\u00df die Hauptmenge der\nobigen mit \u00c4ther ausgezogenen organischen Substanz \u2014 wieder-","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Oxycliolesterins III.\n291\num im Gegensatz zum Oxycholesterin \u2014 keineDoppelvor-bindung mit Digitonin gibt. Zu 1 bis 2% in 95%igem Alkohol gel\u00f6st und mit alkoholischer Digitoninl\u00f6sung in der W\u00e4rme vermischt, f\u00e4llt nach dem Erkalten und l\u00e4ngeren Stehen eine nur geringe Menge Substanz aus, die aus dem Digitonid eines Nebenproduktes besteht, neben kleineren Mengen unver\u00e4nderter Substanz, die mit \u00c4ther weggewaschen werden k\u00f6nnen. 0.62 g des obigen \u00c4therr\u00fcckstandes gaben 0,1339 g Digitonid, entsprechend ca. 0,0336 g = 5,4 % des neuen K\u00f6rpers an mit Digitonin f\u00e4llbarer Substanz. Engt man das Filtrat der F\u00e4llung stark ein, verd\u00fcnnt es stark mit Wasser und sch\u00fcttelt das milchigtr\u00fcbe Gemisch mit \u00c4ther aus, so findet man im \u00c4therextrakt \u2014 nach Verjagen des \u00c4thers \u2014 die Ilauptmenge (gegen 95 \u00b0,0) des zur F\u00e4llung verwendeten neuen Cholesterinderivats in der oben geschilderten unver\u00e4nderten aber reineren Form wieder.\nDie neue Substanz gibt alle Reaktionen des Cholesterins; aber nicht die von mir seinerzeit bekannt gegebene \u201eReaktion auf Cholesterin durch Oxydation\u201c !) desselben mit Benzoylsuper-oxyd; das hei\u00dft: die Substanz gibt bei dieser Oxydation kein Oxycholesterin. Sie ist eine unges\u00e4ttigte Verbindung, denn sie addiert schon in Form des rohen \u00c4therr\u00fcckstandes bedeutende Mengen Brom. Einige damit ausgef\u00fchrte Jodzahlbestimmungen nach H\u00fc bl ergaben Jodadditionen von 44 bis 49 % der angewendeten Substanzmengen. Oxycholesterin (oder ein etwaiges hier vermutetes Isooxycholesterin) w\u00fcrde', wie oben (unter II S. 282) angegeben, 68,18 % Jod addieren.\nIndes handelt es sich hier ja um eine nur 5 Minuten lange Einwirkung von alkoholischem Kali auf das Dibromid, wo im Reaktionsprodukt noch etwa 2 % Brom verblieben sind. Aber auch dieser Bromrest l\u00e4\u00dft sich durch eine l\u00e4ngere Kochdauer des Reaktionsgemisches aus dem K\u00f6rper entfernen. So ergaben einige Versuche bei einer Kochdauer von 20 bis 30 Minuten in den ausge\u00e4therten Unterlaugen 28,9 \u00b0/0 Brom vom angewandten Dibromid (Theorie: 29.2 % Brom). Ein noch l\u00e4ngeres\n>) Berichte Bd. 41. S. 252 (1908).","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nI. Lifsch\u00fctz,\nKochen scheint das Produkt in merklichem Grade nicht zu ver\u00e4ndern, erh\u00f6ht aber das Jodadditionsverm\u00f6gen ganz bedeutend. So gab ein Reaktionsprodukt nach zweist\u00fcndigem Kochen des Dibromids mit alkoholischem Kali eine Jodzahl von 59,8 %, was wahrscheinlich auch schon nach einst\u00fcndigem Kochen der Fall ist. Ein zweiter Versuch ergab die Jodzahl 61,76 % Jod. Eine andere mit Digitonin, wie oben angegeben, gereinigte Substanz ergab die Jodzahl 64,2, also eine der Theorie f\u00fcr C27H460.2Ja noch n\u00e4her kommende Zahl.\nKocht man dagegen das Dibromid mit verd\u00fcnnter w\u00e4\u00dfriger Kalilauge, bis es sich zu gelben Kl\u00fcmpchen zusammenballt, was wesentlich rascher geschieht, als mit reinem Wasser, so enth\u00e4lt der K\u00f6rper neben unver\u00e4ndertem Dibromid bedeutende Mengen des eigentlichen Oxy Cholesterins mit allen seinen charakteristischen F\u00e4rb- und Spektralreaktionen.\nDie Untersuchungen \u00fcber die Natur des durch die Einwirkung von alkoholischem Kali auf das Cholesterindibromid entstandenen bromfreien Reaktionsproduktes, das, wie ersichtlich, mit keinem der oben er\u00f6rterten Produkte identisch ist, sind noch nicht abgeschlossen und k\u00f6nnen daher zurzeit nicht ersch\u00f6pfend er\u00f6rtert werden. Aus den obigen Eigenschaften des K\u00f6rpers lassen sich jedoch jetzt schon einige Schl\u00fcsse ziehen, die zur Aufkl\u00e4rung seiner chemischen Natur beitragen d\u00fcrften.\nEs unterliegt zun\u00e4chst keinem Zweifel, da\u00df die Einwirkung des Alkalis auf das Dibromid sich an den beiden unges\u00e4ttigt gewesenen, mit Brom aber ges\u00e4ttigten C-Atomen abspielt, an denen die zwei Br-Atome h\u00e4ngen. Fest steht sodann nach den obigen Darlegungen, da\u00df Wasser, w\u00e4\u00dfriges Alkali und verd\u00fcnnte S\u00e4uren das Brom entfernen unter Bildung eines bromfreien, bereits bekannten unges\u00e4ttigten Hydro-xylderivates des Cholesterins, (des Oxycholesterins C27H4602). Au\u00dfer Zweifel steht ferner, da\u00df die in Rede stehende Einwirkung von alkoholischem Kali auf den Bromk\u00f6rper einen in allen seinen Eigenschaften vom bekannten Oxychol-esterin v\u00f6llig abweichenden, aber gleichfalls unges\u00e4ttigten und Br-freien K\u00f6rper entstehen l\u00e4\u00dft, dessen Jodadditions-","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Oxycliolesterins III.\n293\nverm\u00f6gen dem des Oxycholesterins gleichkommt. Den Eigenschaften des neuen K\u00f6rpers sowie dem Wesen der Reaktion nach, bei der er entsteht, ist es auch wohl kaum zu bezweifeln, da\u00df auch hier ein Hydroxylderivat des Cholesterins vorliegt. Da es aber mit dem bekannten Oxycholesterin, wie gesagt, nicht identisch ist, so bleibt f\u00fcr die neue OH-Gruppe nur die Stelle an demjenigen der zwei unges\u00e4ttigten C-Atome. des Molek\u00fcls, das im eigentlichen Oxycholesterin-Molek\u00fcl sauerstoffrei zu bleiben pflegt.\nDie alkoholische Natur dieser neuen OH-Gruppe des neuen Cholesterinderivates, das mit dem Namen \u201eIsoox y Cholesterin\u201c zu bezeichnen w\u00e4re, soll demn\u00e4chst durch Herstellung seiner Ester usw. ermittelt werden. Aufzukl\u00e4ren bleibt auch die Nichtf\u00e4llbarkeit des K\u00f6rpers mit Digitonin. Bekanntlich pflegt diese negative Eigenschaft nur den Cholesterinestern zuzukommen. Ist hier das Entstehen eines Oxycholesterinesters ausgeschlossen, so w\u00e4re doch hier die Bildung eines Oxychol-esterin\u00e4thyl\u00e4thers nicht unm\u00f6glich, der analogerweise sich zu Digitonin ebenso verhielte wie die Ester. Auch das eigent\u00fcmliche Verhalten zu Methyl- und \u00c4thylalkohol als L\u00f6sungsmitteln w\u00fcrde daf\u00fcr sprechen.\nDa\u00df die obige Auffassung von der Stellung der neuen dritten OH-Gruppe im Cholesterinmolek\u00fcl zutreffend ist, folgt aus dem oben geschilderten Absorptionsspektrum des neuen K\u00f6rpers in Verbindung mit den weiter unten niedergelegten Beobachtungen.\nV.\nHerstellung des Oxycholesterinbromids.\nWie oben (S. 282) dargetan, vermag das Oxycholesterin zwei Atome Brom zu addieren. Die daraus resultierende Verbindung ist aber so empfindlich, da\u00df ihre Isolierung zun\u00e4chst erhebliche Schwierigkeiten bereitete. Eine Reihe von Versuchen f\u00fchrte indes zu folgenden noch recht handlichen Verfahren:\nZu einer \u00e4therischen L\u00f6sung von reinem Oxycholesterin wird eine frisch bereitete \u00e4therische Broml\u00f6sung so lange","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nI. Lifsch\u00fctz,\nzugesetzt, bis das Gemisch sich nicht mehr entf\u00e4rbt, sondern r\u00f6tlichgelb bleibt, d. h. eben noch etwas \u00fcbersch\u00fcssiges Brom enth\u00e4lt. Es wird sofort \u00fcber Wasser gegossen und die oben schwimmende \u00e4therische L\u00f6sung am Gebl\u00e4se rasch abgeblasen. Ist so der \u00c4ther beseitigt, so sinkt das Bromid in orangeroten Tropfen zu Boden, wobei es teilweise an den Gef\u00e4\u00dfwandungen haften bleibt. Das gelbe Wasser wird abgegossen, oder n\u00f6tigenfalls filtriert, und das im Becherglase verbliebene Bromid mit Wasser gut ausgeknetet und abgesp\u00fclt, wobei es immer fester und starrer wird. Man l\u00e4\u00dft das Wasser m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig abtropfen und gibt die auf dem Filter etwa noch verbliebene Substanz zur Hauptmenge in das Becherglas. Hier wird die Gesamtsubstanz in wenig kochendem absolutem Alkohol gel\u00f6st, abgek\u00fchlt, und die nunmehr vom \u00fcbersch\u00fcssigen Brom durch den Alkohol befreite (entf\u00e4rbte) L\u00f6sung in kaltes Wasser eingetragen. Nach t\u00fcchtigem Durchr\u00fchren, unter Zusatz von etwas verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure, scheidet sich die Substanz in wei\u00dfen Flocken ab, die leicht und rasch filtrieren und sich gut auswaschen lassen. Sie trocknet dann mit dem Filter auf por\u00f6ses Porzellan gebracht \u2014 zu einem bla\u00dfgelben Pulver ein. Die Substanz mu\u00df in wasserfreiem, vor Licht gesch\u00fctzem Raum aufbewahrt werden.\nDas so erhaltene Oxycholesterinbromid gibt nicht die Essigschwefels\u00e4urereaktion des Oxycholesterins. Mit Eisessig gekocht, gibt es nicht die oben beim Cholesterindibromid geschilderte F\u00e4rb- und Spektralreaktionen und gibt auch keine Doppelverbindung mit Digitonin. Zu alkoholischem Kali verh\u00e4lt es sich wie das Cholesterinbromid und liefert dabei wie dieses einen amorphen, harzartigen, fast bromfreien K\u00f6rper. Er ist eine unges\u00e4ttigte Verbindung, denn die durch Verseifung des Bromids und Aus\u00e4therung desselben gewonnene Substanz gab schon in diesem Zustande eine Jodzahl von 57,6 (Theor. : C27H4603 fordert f\u00fcr zwei Jodatome 60,7 % Jod). L\u00f6st man eine kleine Menge davon in etwas Chloroform, vermischt die L\u00f6sung mit etwa dem doppelten Volumen Eisessig, und setzt 8 bis 10 Tropfen H2S04 hinzu, so f\u00e4rbt sich das Gemisch blut- bis karmoisinrot und liefert dabei ein sehr charakteristisches f\u00fcnf-","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Oxycholesterins III.\n295\nb\u00e4nderiges Absorptionsspektrum. Zwei von diesen Absorptionen (im Gelb und im Rot) geh\u00f6ren dem Spektrum des eigentlichen Oxycholesterins an, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen drei B\u00e4nder das oben geschilderte Absorptionsspektrum des neuen Cholesterinderivats, des \u201eIsooxycholesterins\u201c, ausmachen. Nach Zusatz eines Tropfens Eisenchloridl\u00f6sung verschwindet \u2014 wie beim Oxycholesterin \u2014 die Absorption im Gelb unter Verst\u00e4rkung der Absorption im Rot. Es mu\u00dfte also demnach hier, da das eine der zwei unges\u00e4ttigten C-Atome von vornherein mit dem Oxycholesterinsauerstoff bereits besetzt war, in das Oxycholesterindibromid, unter Eliminierung des Broms, ein zweites O-Atom an der zweiten Bromstellung eingetreten sdn, unter Bildung eines Dioxycholesterins, das die beiden genannten Absorptionsspektra, des Oxy- und des Isooxychole-sterins, in Erscheinung treten l\u00e4\u00dft.\nC,); Hu(OH)2Br. 4- 2 KOH = C.- H13(OH)3 + 2 KBr -f- H20.\nHieraus ergibt sich die Richtigkeit der am Schl\u00fcsse des vorhergehenden Abschnittes dargelegten Auffassung von der OH-Stellung in dem aus dem Cholesterindibromid mit alkoholischem Kali erhaltenen neuen K\u00f6rper.\nHamburg, im April 1919.","page":295}],"identifier":"lit20786","issued":"1919","language":"de","pages":"271-295","startpages":"271","title":"Zur Kenntnis des Oxycholesterins (Cholesterindibromid-\"Metacholesterin\"-Oxycholesterin), (III. Mitteilung)","type":"Journal Article","volume":"106"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:04:08.006819+00:00"}

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