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{"created":"2022-01-31T15:01:19.149306+00:00","id":"lit20802","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Waentig, P.","role":"author"},{"name":"W. Giersch","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 107: 213-224","fulltext":[{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber ZellnloMmdanong in ritro nun Zwecke der Feststellung der Verdaulichkeit sellulosehsltiger Futtermittel.\nVon\nP. Waentig and W. Gierisch.\n\u00abMitteilung aas dem physiologischen Institut der tier\u00e4rztlichen Hochschule za Dresden,\nDirektor: Geh. Rat Professor Ellenberger.)\n(Der Redaktion zagegangen am 23. Jali 1919.)\nDurch die Erfahrung der letzten Jahre ist erwiesen, da\u00df gewisse unverdauliche, zellstoffreiche Pflanzenfasern durch bestimmte Behandlung in verdauliches Material \u00fcbergef\u00fchrt werden k\u00f6nnen, und diesen Materialien auch ein f\u00fcr den Pflanzenfresser erheblicher N\u00e4hrwert zukommt. Deshalb ist die Feststellung der Verdaulichkeit eines in der Hauptsache aus Pflanzenfasern bestehenden Futtermittels erneut in den Vordergrund des Interesses getreten. Den sichersten Aufschlu\u00df hier\u00fcber gew\u00e4hrt der mit allen Kautelen durchgef\u00fchrte Ausniit-zungsversuch am lebenden Tier; solche Versuche sind aber, besonders wenn sie an gr\u00f6\u00dferen Haustieren durchgef\u00fchrt werden m\u00fcssen, stets langwierig und kostspielig und erfordern zuverl\u00e4ssige und geschulte Hilfskr\u00e4fte. H\u00e4ufig ist es jedoch w\u00fcnschenswert, ehe man den umst\u00e4ndlichen Apparat des Tierversuches in Bewegung setzt, eine vorl\u00e4ufige Orientierung \u00fcber die Beschaffenheit des \u00fcntersuch\u00fcngsobjektes vorzunehmen. Die chemisch-analytischen Methoden sind nur unter bestimmten Bedingungen imstande, etwas Endg\u00fcltiges \u00fcber die Ver-au ichkeit eines zellulosehaltigen Futtermittels auszusagen1). Dagegen ist es eine durch viele Versuche erh\u00e4rtete Tatsache, da\u00df der Inhalt verschiedener Abschnitte des Verdauung^ scMauches von Pflanzenfressern und Allesfressern auch in vitro\n\u2018) Vgl. P. Waentig, Diese Zeitschr. Bd. 103, Heft 2/4 (1918).\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CVII.\t1c","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\tP. Waentig und W. Gierisch,\nZellulose aufzul\u00f6sen imstande ist1). Insbesondere hat im hiesigen Institut vor einigen Jahren A. Scheunert2) die Versuche mit reiner Rohfaser durchgef\u00fchrt zu dem Zweck, um die nicht v\u00f6llig feststehende Tatsache zu erh\u00e4rten, da\u00df es sich um einen bakteriellen Vorgang handelt.\nEs lag nahe, solche Verdauungsversuche in vitro in der Richtung zu verwerten, ein vorl\u00e4ufiges Urteil \u00fcber die Verdaulichkeit der Rohfasern eines Pflanzenmaterials in \u00e4hnlicher Weise zu gewinnen, wie es beispielsweise f\u00fcr eiwei\u00dfhaltige K\u00f6rper durch den Fermentversuch m\u00f6glich ist. Im folgenden soll \u00fcber einige diesbez\u00fcgliche Versuche berichtet werden, deren Ver\u00f6ffentlichung infolge der Zensur w\u00e4hrend des Krieges unterbleiben mu\u00dfte.\n.Nat\u00fcrlich ist nicht zu erwarten, da\u00df diese Methode \u00e4hnlich exakte Resultate liefern wird, wie die proteolytischen Verdauungsversuche, bei denen man mit extrazellularen Fermenten von ziemlich definierter Aktivit\u00e4t arbeiten kann, das verbietet schon die Tatsache, da\u00df es sich hier um bakterielle Vorg\u00e4nge handelt*). Immerhin lie\u00df die verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gute Reproduzierbarkeit und Konstanz der Versuchsergebnisse, die man unter gleichen Versuchsbedingungen beim Tierversuch mit einem bestimmten Material erh\u00e4lt, vermuten, da\u00df die verdauende Kraft des Inhalts eines bestimmten Darmabschnitts unter normalen F\u00fctterungsbedingungen und unter konstanten Versuchsbedingungen auch in vitro wenigstens qualitativ immer die gleiche sein w\u00fcrde, so da\u00df man aus einem positiven oder negativen Ausfall eines derartigen Versuches Schl\u00fcsse auf das Verhalten des betreffenden Materials beim Tierversuch ziehen k\u00f6nnte. Da uns infolge anderweiter Arbeiten zahlreiches, verschiedenartiges Material, das im Tierversuch \u2014 speziell an Pferden \u2014 gepr\u00fcft war, zu Gebote stand, so war eine Gelegen-\n0 Vgl. z. B. H. Lohrisch, Zeitschr. f. exper. Path. u. Therapie Bd. 5 (1908).\n8) Diese Zeitschr. Bd. 48, S. 10 (1906). Betr. einer ziemlich vollst\u00e4ndigen \u00dcbersicht \u00fcber die einschl\u00e4gige Literatur vgl. A. Scheunert, \u00dcber die Zelluloseverdauung bei den Haustieren I, Berl. tier\u00e4rztl. Wochenschrift Nr. 45 (1909).\n*) Vgl. A. Scheunert a. a. 0.","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber Zelluloseverdauung in vitro usw.\n215\nheit gegeben, in weitgehenderem Ma\u00dfe die erforderlichen Vergleiche zwischen Tierversuch und Verdauungsversuch in vitro anzustellen.\nDa die Ausn\u00fctzungsversuche am lebenden Tier ausschlie\u00dflich an Pferden durchgef\u00fchrt waren, so arbeiteten Wir zun\u00e4chst auch haupts\u00e4chlich mit Darmfl\u00fcssigkeit vom Pferde, und zwar mit dem Inhalt derjenigen Teile, die als Hauptsitz der Rohfaserverdauung beim Pferde angesehen werden, dem Caekum und Colon1).\nDer Caekal- bzw. Colon-Inhalt wurde auf dem Schlachthof den frisch geschlachteten Tieren entnommen und unter Vermeidung einer Abk\u00fchlung nach geeigneter Vorbehandlung mit dem zu untersuchenden Substrat bei Brutschranktemperatur digeriert. Die Vorbehandlung geschah in der Weise, da\u00df die breiige, noch k\u00f6rperwarme Masse durch ein m\u00f6glichst feines Haarsieb hindurchgepre\u00dft und die ablaufende tr\u00fcbe Fl\u00fcssigkeit in diesem Zustand ohne weitere Filtration verwendet wurde. Die Einwirkungsdauer betrug gew\u00f6hnlich 4 Tage, d. i. ann\u00e4hernd die Zeit, welohe in der Regel die aufgenommene Nahrung im Pferdedarm verbleibt, ehe die Entleerung erfolgt. Da es sich zun\u00e4chst fast nur um vergleichende Versuche mit sehr rohfaserreichen, fast wasserunl\u00f6slichen Materialien handelte, bei denen eine stattgefundene L\u00f6sung durch bakterielle Vorg\u00e4nge in der Hauptsache auf Kosten der L\u00f6sung von Rohfasern gesetzt werden mu\u00dfte, so wurde zur Feststellung der stattfindenden Verdauung einfach der Gewichtsverlust festgestellt, den das Material durch die Behandlung mit der Verdauungsfl\u00fcssigkeit erlitt. Um die Wirkung .nichtbakterieller bzw. nicht fermentativer Aufl\u00f6sung in Rechnung zu bringen, mu\u00dfte nat\u00fcrlich stets eine Behandlung des Substrates mit der Verdauungsfl\u00fcssigkait vorgenommen werden, bei der bakterielle bzw. fermentative Vorg\u00e4nge ausgeschlossen waren. Wir arbeiteten schlie\u00dflich in der Weise, da\u00df wir f\u00fcr die Kontroll-proben die Verdauungsfl\u00fcssigkeit eine Zeitlang kochten, von dem abgeschiedenen festen K\u00f6rper abfiltrierten und die ge-\n') Ellenberger und A. Scheunert, Arch. f. wiagennch. u. prakt. Tierheilkunde Bd. 5 u. 7\u201412.","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\tP. Waentig and W. Gierisch,\nkochte Fl\u00fcssigkeit unter Beif\u00fcgung alkoholischer Thymol-L\u00f6sung oder von Toluol mit dem Substrat in gleicher Weise wie bei dem eigentlichen Verdauungsversuch digerierten1). Zun\u00e4chst lie\u00dfen wir immer 50 ccm Verdauungsfl\u00fcssigkeit auf 1 g des Substrates wirken, filtrierten nach beendeter Digestion ab und wuschen den R\u00fcckstand aus, der dann nach dem Trocknen bei 1050 zur W\u00e4gung gebracht wurde. Da die Filtration und das nachfolgende Auswaschen, namentlich im Falle einer eintretenden Verdauung, sehr zeitraubend und m\u00fchsam ist, so nahmen wir sp\u00e4ter die Digestion in Zentrifugengl\u00e4sern von 300 ccm Inhalt vor, nachdem diese mit dem trockenen Substrat in Mengen von 10 g tariert worden waren. Nach beendeter Verdauung wurden die Gl\u00e4ser zentrifugiert, die Verdauungsfl\u00fcssigkeit abgehebert und dies so lange wiederholt, bis der R\u00fcckstand m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig von der Verdauungsfl\u00fcssigkeit befreit war. Je nach der Beschaffenheit der Verdauungsfl\u00fcssigkeit bleiben hierbei wechselnde geringe Mengen fester Bestandteile zur\u00fcck, die entweder w\u00e4hrend des Verdauungsvorganges zur Abscheidung gelangen oder schon bei der Trennung der Darmfl\u00fcssigkeit von der Hauptmenge der in ihr enthaltenen festen Bestandteile in dieser verblieben waren. Abgesehen davon, da\u00df diese Bestandteile nur wenige Prozent der angewandten Substanz betragen, ist dies f\u00fcr den Versuch nicht von Bedeutung, wenn man nur den verdauten Anteil in den Weise ermittelt, da\u00df man die Differenz der\nR\u00fcckstandsmengen in der gekochten und nichtgekochten Probe feststellt.\nZun\u00e4chst wurden zwei Versuchsreihen mit Caekalfl\u00fcssig-keit, die aus dem Inhalt des Caekums eines frisch geschlachteten Pferdes hergestellt war, zur Durchf\u00fchrung gebracht. In der ersten Versuchsreihe wurden untersucht , ein mit Salzs\u00e4ure aufgeschlossenes Holzmehl, Sulfitzellulose, also mit Calciumsulfitlauge aufgeschlossenes Nadelholz, und mit Natron aufgeschlossener Strohstoff, in der zweiten Versuchsreihe kam\nJ) Gegen die \u00fcblichen Antiseptika allein erweisen sich die cytolytischen Bakterien auffallend resistent (vgl. auch H. Pringsheim, Diese Zeitschr. Bd. 78, S. 270 (1912).","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Zellnloeevetdawmg in vitro nsw.\n217\nstatt des S\u00e4ureholzmehles unver\u00e4ndertes Roggenstroh zur Verwendung. Im ersten Falle betrug die Einwirkungszeit 48 Stunden, im zweiten 90 Stunden; die Vorbereitung der Verdauungs-fl\u00fcssigkeit wurde so beschleunigt, da\u00df sich die Verdauungsfl\u00fcs-sigkeit unterdessen nicht unter 280 abgek\u00fchlt hatte. Die Versuche sind in Tabelle I und II wiedergegeben, die in Spalte 3 angegebenen Substanzverluste erkl\u00e4ren sich zum Teil aus einem geringen Wassergehalt der lufttrockenen Materialien, sie sind aber nicht mit diesen identisch, weil bei der Digerierung mit der sterilen Verdauungsfl\u00fcssigkeit au\u00dferdem eine gewisse Auslaugung des Materials stattfindet, welche anderseits durch die erw\u00e4hnten geringen Mengen sich w\u00e4hrend der Verdauung aus der Fl\u00fcssigkeit. abscheidender fester Substanzen kompensiert wird. Den durch die bakterielle Verdauung erzielten Substanzverlust erh\u00e4lt man nat\u00fcrlich erst (Spalte 4), indem man diese Betr\u00e4ge von dem scheinbaren Verlust bei der G\u00e4rung (Spalte 1) abzieht. Aus dieser Darlegung erkl\u00e4rt sich ohne weiteres die auf den ersteh Blick unerkl\u00e4rlich scheinenden hohen Verlust-werte f\u00fcr das mit Salzs\u00e4ure aufgeschlossene Holz. Dieses Holz enth\u00e4lt n\u00e4mlich 21,8% Wasser und einen w\u00e4\u00dfrigen Ex-\ntrakt von 11,7%. Es ist klar, da\u00df ein Teil des letzteren bei der Digerierung mit der Verdauungsfl\u00fcssigkeit in L\u00f6sung gehen mu\u00dfte.\nVergleicht man nun die durch bakterielle Zersetzung entstehenden Verluste mit den Rohfaserverlusten, die betreffende Material beim Durchgang durch den Verdauungsschlauch des lebenden Tieres erf\u00e4hrt, so ergibt sich zun\u00e4chst, da\u00df eine relative Obereinstimmung zwischen beiden Verdauungsgr\u00f6\u00dfen besteht. In den F\u00e4llen, in denen beim Tierversuch betr\u00e4chtliche Mengen von Rohfaser im ^erdwunngBflfhlaufih verschwinden, ist auch in vitro eine merkliche Verdauung festzustellen. Die H\u00f6hen der absoluten Betr\u00e4ge weichen da-gegen in dem Sinne stark voneinander ab, als die im Verdauungsschlauch gel\u00f6sten Mengen erheblich gr\u00f6\u00dfer sind. Dies ist aber ganz erkl\u00e4rlich, denn bei der relativ rohen Versuchsanordnung, deren wir uns bedienten, fallen alle die Bedingungen fort, welche im lebenden Organismus die Verdauung der Roh-","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\tP. Waentig und W. Gierisck,\nfaser regulatorisch g\u00fcnstig beeinflussen. Eins dieser regulatorischen Momente liegt sicher in der durch die Darmt\u00e4tigkeit im Organismus hervorgerufenen fortw\u00e4hrenden Durchmischung des Substrates, ein anderes in der Konstanz der Alkalit\u00e4t des Substrates. Letztere \u00e4ndert sich durch die w\u00e4hrend der Verdauung in vitro eintretenden Verg\u00e4rung offensichtlich, indem die Fl\u00fcssigkeit allm\u00e4hlich eine sauere Reaktion annimmt.\nEin Vergleich der Wirkung in Versuchsreihe 1 und 2 ergibt ferner, da\u00df nat\u00fcrlich die Dauer der Einwirkung f\u00fcr die Gr\u00f6\u00dfe des Verdauungsverlustes von Bedeutung ist. Es l\u00e4ge nahe, die Versuche \u00fcber noch l\u00e4ngere Zeit hin auszudehnen, um noch gr\u00f6\u00dfere Ausschl\u00e4ge zu erhalten. Es ist dies absichtlich vermieden worden, damit man sich nicht auch in dieser\nBeziehung von den Bedingungen im Organismus allzuweit entfernt.\nDes weiteren wurden 3 Versuchsreihen mit Colonfl\u00fcssigkeit vom Pferde durchgef\u00fchrt. Dabei ergab sich, da\u00df die \u00e4u\u00dfere Beschaffenheit des Coloninhalts infolge seiner breiigen Konsistenz sich als ungeeigneter erwies, eine f\u00fcr die Versuche geeignete Verdauungsfl\u00fcssigkeit zu gewinnen. Die Folge davon war n\u00e4mlich, da\u00df mehr feste Teilchen in die Fl\u00fcssigkeit mit \u00fcbergingen, was sich in den von den fr\u00fcheren abweichenden Werten (Spalte 3) kenntlich macht. Auch das Auftreten scheinbar negativer Verdauungswerte erkl\u00e4rt sich daraus, indem die hierbei erheblich ins Gewicht fallenden Abscheidungen fester K\u00f6rper in diesen Fl\u00fcssigkeiten nicht immer gleichm\u00e4\u00dfig zu erfolgen scheinen. Auch die Wirksamkeit der Fl\u00fcssigkeit scheint verschieden zu sein. Bei dem ersten Versuch lag offenbar eine wirksamere Verdauungsfl\u00fcssigkeit vor als bei den folgenden. Es wurden bei diesen Versuchen au\u00dfer den genannten Pflanzenmaterialien noch eine Reihe weiterer gepr\u00fcft, und zwar durch chemische und mechanische Eingriffe ver\u00e4nderte Holzmehle. Von allen diesen Pr\u00e4paraten zeigt nur ein mit Chlor und Natronlauge nach einem besonderen Verfahren behandeltes Fichtenholzmehl ein positives Resultat. Alle anderen sind, ganz entsprechend der Geringf\u00fcgigkeit ihrer Verdaulichkeit im Tierversuch, nicht angreifbar.","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber Zelluloseverdauung in vitio usw.\n219\nI. Versuchsreihe mit Caekalflttssigkeit vom Pferd.\n1 g Substanz mit 50 ccm Caekalflttssigkeit 48 Std. bei Brutschranktemper\u00e4tur. (Die Caekalfl\u00fc8sigkeit reagierte bei Beginn der Versuche schwach alkalisch\nund hatte eine Temperatur von 29\u00b0 C.)\nUntersuchungs- material\tSubstanzve der urspr\u00fcn nach Einw frischer Caekal- flttssigkeit\trlust in \u00b0/o gl. Substanz irkung von gekochter Caekal- flttssigkeit\tVerdauter Anteil in \u00b0/o der ursprttngl Substanz\tVerdaute Rohfaser im Ausnutzungsversuch am leben-den Tier in \u00b0/o der lufttr\u00f6ck. Substanz\nUnver\u00e4ndertes Fichtenholzmehl\t9,08\t9,59\t- 0,51\t\u2022\nMit HCl aufgeschlossenes Kiefernholz-raekl\t\t28,94\t! j 30,73 I\t\u2014 1,79\t\nSulfitzellulose . .\t11,80\t:\t5,07 !\t+ 6,73\t60,15 (3) \u00bb)\nStrohstoff aus Roggenstroh . .\t19,34\t1 1 1\t8,24 1 1\t+ 11,10\t53,13 (3)\nII. Versuchsreihe mit Caekalflttssigkeit vom Pferd.\n1 g Substanz mit 50 ccm Caekalflttssigkeit 90 Std. bei Brutschranktemperatur (Caekalflttssigkeit schwach sauer, Temp. 28\u00b0).\nUntersuchungs- material\tSubstanzve der ursprflnj nach Einw: frischer Caekal- flttssigkeit\trlust in \u00b0/o gl. Substanz irkung von gekochter Caekal- flttssigkeit\tVerdauter Anteil in % der ursprttngl. Substanz\tVerdaute Rohfaser im Ausnutzungsversuch am leben-den Tier in.-*/\u00bb der lufttr\u00f6ck. Substanz\nUnver\u00e4ndertes Fichtenholzmehl\t9,13\t10,39 1\t- 1,26\t\u2022\nSulfitzellulose . .\t19,84\to,38\t+ 14,46\t60,15 (3)\nRoggenstrohmehl .\t25,44\t20,20\tt + 5,24\t8,83 (2)\nStrohstoff aus Roggenstroh . .\t26,57\t8,90\t+ 17,67\t53,13 (3)\n*) Anzahl der angestellten Tierversuche.\t\t\t\t","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\tP* Waentig und W. Gierisch,\nIII. Versuchsreihe mit Colonflttssigkeit v\u00f6m Pferd.\n1 g Substanz mit 50 ccm Colonflttssigkeit dOStd. bei \u00dfrutschranktemperatur digeriert. (Colonflttssigkeit schwach sauer, Temp. 30\u00ae.)\nUntersuchungs- material\t** , ; Substanz ve der urspr\u00dcLj nach Einw: frischer Colon- flttssigkeit\trlust in % $1. Substanz irkung von gekochter Colon- flttssigkeit\tVerdauter Anteil in \u00b0/o der urspr\u00fcngl. Substanz\tVerdaute Rohfaser im Ausnutzungsversuch am leben-denTier in \u00b0/& der lufttrock. Substanz\nUnver\u00e4ndertes\t1 !\t\t\t-,\nFichtenholzmehl.\t2,76 j\t[: :\t-r 1,38\t\u2014\nSulfitzellulose . .\t40,32 1\t2,84 I\t+ 37,48\t60,15 (3)\nRoggenstrohmehl .\t\u25a0 7,17\t\u2022\t1 . . 8,25\t- 1,08\t8,83 (2)\nStrohstoff aus\t\t\t\t\nRoggenstroh . .\t38,30 %\t13,00 !\t+ 25,30\t53,13 (3)\nIV. Versuchsreihe mit Colonflttssigkeit vom Pferd.\n10 g Substanz mit 200ccm Colonflttssigkeit 90 Std. bei Brutschranktemperatur digeriert. (Colonflttssigkeit alkalisch, Temp. 34 \u00b0.)\nUntersuchungs- material\tSubstanzve der ursprttnj nach Einwj frischer Colon- flttssigkeit\trlust in \u00b0/0 gl. Substanz irkung von gekochter Colon- flttssigkeit\tVerdauter Anteil in \u00b0/o der urspr\u00fcngl. Substanz\tVerdaute Rohfaser im Ausnutzungsversuch am leben-denTier in \u00b0/\u00bb der lufttrock. Substanz\nSulfitzellulose ,\\ .\t15,2\tU\t+ 14,1\t60,15 (3)\nMit NaOH aufgeschlossenes Holz\t6,0\t4,0\t+ 2,0\t6,26 (6)\nMit NaOH und CI, aufgeschlossener\t\tSIS.\t\t\nHolzschliff. . .\t12,6\t6,6\t+ 6,0.\t13,83 (3)\nStrohstoff aus Roggenstroh . .\t20,4\t12,4\t+ 8,0\t58,18 (8)","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Zelluloseverdauung in vitro usw.\n221\nV. Versuchsreihe mit Colonfl\u00fcssigkeit vom Pferd.\n10 g Subst. mit 200 ccm Colonfl\u00fcssigkeit 120 Std. bei Brntschrsnktemperstnr digeriert (ColonflOssigkeit schwach saner, Temp. 81\u00b0).\nUntersuchungs- material\tSubstanzverlust in % der ursprflngl. Substanz nach Einwirkung von unver\u00e4ndert.| gekochter Colon- ! Colonfl\u00fcssigkeit j fl\u00fcssigkeit\t\tVerdauter Anteil in \u00b0/o der urspr\u00fcngl. Substanz\tVerdaute Rohfaser im Ausnutzungsversuch am leben-den Tier in % der dufttrock. Substanz\nUnver\u00e4ndertes Fichtenholzmehl\t- 6,7\t) 1 \u2014 5,6 !\t~ M\t\nMit NaOH und CI, aufgeschlossenes Kiefernholzmehl .\t4- 8,1\t) 1 r i -h 7,7 !\t4- 0,4\t1,01 (3)\nMit Sftnre aufgeschl. Holzmehl . . .\t4- 11,1\ti 1 4- 8,9\t4- 2,2\t7,50 (1)\nHolzmehl \u201eSt.\u2018 . .\t+ 18,5\t4- 19,2\t- 0,7\t8.36 (2)\nSulfitzellulose . .\tr 18.0 1\t! - 2,6 1\t4* 20,6 \u2022\t# 60.15 (3)\nWenn also durch diese Versuche erwiesen scheint, da\u00df selbst bei dieser einfachen Versuchsanordnung es m\u00f6glich ist, ein vorl\u00e4ufiges Urteil \u00fcber die Verdaulichkeit (1er Bestandteile eines zellulosehaltigen Pflanzenmaterials zu gewinnen, so w\u00e4re es doch w\u00fcnschenswert, die Gleichm\u00e4\u00dfigkeit und die Gr\u00f6\u00dfe der Ausschl\u00e4ge zu steigern.\nDie beschriebene Methode hat ferner noch den Nachteil, da\u00df die Beschaffung der Verdauungsfl\u00fcs\u00e9igkeit an solchen Orten mit Schwierigkeiten verbunden sein d\u00fcrfte, wo'kein gr\u00f6\u00dferer Schlachthof vorhanden ist, in welchem die regelm\u00e4\u00dfige und h\u00e4ufige Schlachtung von Pferden stattfindet. Mit R\u00fccksicht hierauf d\u00fcrfte im allgemeinen die Verwendung von Rinder-panseninhalt zur Herstellung der Verdauungsfl\u00fcssigkeit zweckm\u00e4\u00dfiger sein als Pferdedarminhalt. Wir haben daher mit den erw\u00e4hnten Holz- und Strohmaterialien auch Versuche unter Verwendung von Rinderpanseninhalt durchgef\u00fchrt. Es ergaben sich hierbei ungef\u00e4hr gleich gro\u00dfe Ausschl\u00e4ge wie mit Caekal-","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nP. Waentig und W. Gieriscb,\nfl\u00fcssigkeit vom Pferde, so da\u00df also dieses Material f\u00fcr den vorliegenden Fall ebenfalls verwertbar erscheint.\nEs lag ferner nahe, die Beschaffung einer geeigneten Verdauungsfl\u00fcssigkeit dadurch zu erleichtern, da\u00df man den Darminhalt in dem Zustand, wie er den Darm verl\u00e4\u00dft, also die frischen Exkremente der die Zellulose verdauenden Tiere zur Gewinnung der Verdauungsfl\u00fcssigkeit benutzt. Frischer Pferdektot d\u00fcrfte am leichtesten zu beschaffen sein.\nSolcher Kot wurde k\u00f6rperwarm mit physiologischer Kochsalzl\u00f6sung im Brutschrank einige Stunden digeriert, der erhaltene Brei darauf in gleicher Weise wie der Darminhalt von den festen Bestandteilen befreit und die erhaltene Fl\u00fcssigkeit darauf in der beschriebenen Weise mit dem Substrat zusammengebracht. Die mit einer solchen Verdauungsfl\u00fcssigkeit erhaltenen Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle wiedergegeben. Ein Versuch wurde auch mit Kuhkot durchgef\u00fchrt; er hat sich infolge seiner feinbreiigen, schleimigen Beschaffenheit als weniger geeignet erwiesen. Die damit erzielte Wirkung aber ist eine \u00e4hnliche wie mit Pferdekot.\nWie man aus der Zusammenstellung der Versuche erkennt, ist die Wirkung eine geringere als mit Darminhalt. Dies ist auch erkl\u00e4rlich. Jedenfalls ist ein gro\u00dfer Teil der wirksamen, nur in bestimmten Darmabschnitten zur vollen Wirkung gelangenden zellulosel\u00f6senden Bakterien schon abgestorben. Auch bildet vielleicht die Kotzusammensetzung kein g\u00fcnstiges N\u00e4hrsubstrat mehr.\nWas den geringen Effekt der Zellulose Verdauung in vitro gegen\u00fcber dem Versuch am lebenden Tier anlangt, so wurde schon anfangs darauf hingewiesen, da\u00df die \u00c4nderung der Alkalit\u00e4t des Substrates w\u00e4hrend des Verdauungsvorganges den Ablauf der bakteriellen Zersetzungsvorg\u00e4nge st\u00f6rend beeinflussen k\u00f6nnte. Wie die folgende Zusammenstellung zeigt (vgl. Tab. 7), ist der Einflu\u00df von Zus\u00e4tzen kleiner Alkalimengen zu dem Verdauungsgemisch recht deutlich. Es ist also vorteilhaft, die Verdauungsfl\u00fcssigkeit vor dem Beginn dep Versuches durch Zusatz geringer Mengen Alkali deutlich alkalisch zu machen. Bei welcher Hydroxylionenkonzentration\n1","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Zelluloseverdauung in vitro usw.\n223\nVI. Versuchsreihe mit Irischem Kot vom Pferd.\n10 g Substanz mit 150 ccm filtrierter Kotaufschwemmung 96 Std. bei Brut-schranktemperatur digeriert. (Die Kotaufschwemmungen zeigten schwach\nsaure Reaktion.)\nUntersuchungs- material\t\tSubstanzve der ursprQn nach Einw unver\u00e4nderter Kot-Auf- schwemmung\trlust in % $1. Substanz irkung von gekochter Kot-Auf- schwemmung\tVerdauter Anteil in \u00b0/0 der ursprOngl. Substanz\tVerdaute Roh faser im Ausnutzungsversuch am leben-den Tier in v/\u00ab der lufttrock. Substanz\n\t[\t15,9\t8.0\t7,9\t53,13 (3)\nStrohstoff aus 1 Roggenstroh |\tb)\t14,1\t5,2\t8,9\t53,13 (3)\n\t[ c)\t14,9\t8,4\t6,5\t53,13 (3)\nRoggenstroh- 1 1 1\ts\t( \u25a0\u00bb\t9,5\t7,8\t1,7\t8,83 (2)\nmehl\tl b>\t12,7\t11,1\t1,6\t8,83 (2)\nSulfitzellulose\t\u2022 \u2022\t7,6\t3,6\t4,0\t60,15 (3)\nUnver\u00e4ndertes Fichtenholzmehl.\t\t4,9\t4.G 1\t0,3\t/\nVII. Versuchsreihe. Einflu\u00df des Zusatzes von Alkali.\nUnter- suchungen material\t\tVerdauungs-\tZu- gef\u00fcgtes\tSubstanzverlust in % der urspr\u00fcngl. Substanz\t\tDifferenz \u2022\n\t\tfl\u00fcssigkeit\tNa, CO, in g\tohne Zu8atzvon Alkali\tmit Zusatz von Alkali\t\n\tf\ta) Rinderpauseninhalt . . .\t0,5\t! 1 19,6\t|\t27,5\t7,9\nStrohstoff aus Roggen-\t\tb) Colon vom Pferd . . .\t0,5\t1 I 25,7 j 1 |\t29,0\t3,3\nStroh\t\tc) Pferdekot\t1,0\t14,9\ti 22,1\t7,2\n\t\td) Kuhkot . .\t1,0\t5.1\tj 14.6\t9,5\n\u00abSulfitzellulose\t\tPferdekot . .\t1,0\t7,6\t28.0\t20,4.","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224 Waentig n. Gierisch, \u00fcber Zelluloseverdaunng in Titro usw.\ndas Optimum der Wirkung liegt, m\u00fc\u00dften erst besondere Versuche ergeben.\nEs h\u00e4tte nun nahegelegen, die Verdauungsversuche mit Reinkulturen von aus dem Darminhalt vom Rind und Pferd isolierten zellulosel\u00f6senden Bakterien zu wiederholen, wie sie von Scheunert und Hopffe1) gewonnen worden sind. Vorl\u00e4ufige Versuche ergaben zwar sehr betr\u00e4chtliche und der tats\u00e4chlichen Verdaulichkeit entsprechende L\u00f6sungswerte, anderseits aber traten auch bei scheinbar v\u00f6llig gleichen Versuchsbedingungen mit \u00e4hnlichen Materialien so gro\u00dfe Verschiedenheiten in der Wirkung ein, da\u00df geschlossen werden mu\u00df, da\u00df man die Lebensbedingungen der zellulosel\u00f6senden Darmbakterien noch nicht gen\u00fcgend kennt, um solche Kulturen mit Vorteil f\u00fcr analytische Zwecke heranzuziehen.\nZusammenfassend l\u00e4\u00dft sich folgern, da\u00df die Methode in der vorgeschlagenen Form zwar einfach ist, aber wegen ihrer relativ geringen Empfindlichkeit und infolge unserer Unkenntnis \u00fcber die eigentlichen wirksamen Bakterien in den Verdauungs\u00bb fl\u00fcssigkeiten und \u00fcber ihre Lebensbedingungen vorl\u00e4ufig nur einen orientierenden Wert hat. Insofern aber d\u00fcrfte sie doch eine die Ausscheidung f\u00fcr langwierige Tierversuche \u00fcberhaupt nicht in Betracht kommender Pflanzenmaterialien bezweckende Vorpr\u00fcfung erm\u00f6glichen.\n*) Vergl. W. Ellenberger, Diese Zeitscbr. Bd. 96, S. 236 (1915).\ni","page":224}],"identifier":"lit20802","issued":"1919","language":"de","pages":"213-224","startpages":"213","title":"\u00dcber Zelluloseverdauung in vitro zum Zwecke der Feststellung der Verdaulichkeit zellulosehaltiger Futtermittel","type":"Journal Article","volume":"107"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:01:19.149311+00:00"}