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{"created":"2022-01-31T12:32:03.791418+00:00","id":"lit20825","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Balling, Erich","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 108: 186-194","fulltext":[{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"Ober Katar&ktlineen des menschlichen Anges.\nVon\nErich Bailing1).\n(Aus dom mediz.-chem. Institut der Pr\u00e4ger deutschen Universit\u00e4t.; (Der Reduktion zugegangen um 15. September 1919.)\nDie vorgelegten Untersuchungen sind als Beginn einer gr\u00f6\u00dferen Untersuchungsreihe gedacht, bei welcher ein m\u00f6glichst gro\u00dfes Material an menschlichen Augenlinsen der chemischen Untersuchung nach verschiedensten Richtungen unterzogen werden soll. Es ist doch auffallend, da\u00df nur wenige chemische Untersuchungen *) \u00fcber die normale und die patho-\nAnmerkung. Die hier mitgeteilte Studie ist im Jahre 1912 abgeschlossen worden, als der Autor Demonstrator am hiesigen deutschen mediz.-chem. Institute war. Die Untersuchungen sollten nach seinem Doktorate fortgesetzt werden. Dr. Balling ist aber im Alter von 24 Jahren, im August 1914, als Arzt auf dem serbischen Kriegsschaupl\u00e4tze schwer verwundet worden und kurz nachher in serbischer Gefangenschaft am 16. August 1914 gestorben.\nDa aus \u00e4u\u00dferen Gr\u00fcnden die projektierte Fortsetzung dieser Arbeiten hier gegenw\u00e4rtig nicht m\u00f6glich ist, da ferner inzwischen auch von anderer Seite (W. Reis, Arch. f. Ophthalm. Bd. 80, S. 588; A. Jess, Zeitschr. f. Biol. Bd. 61, S. 93; Bur don-Cooper, JB. f. Tiercheraie 323 (1914);\nHoffmann, M\u00fcnchn. Med. Wochenschr. Bd. 61, S. 584 (1914); M. Goldschmidt, ebenda Bd. 61, S. 657) chemische Studien fiber die pathologisch ver\u00e4nderte Augenlinse ver\u00f6ffentlicht worden sind, sei es gestattet, die Studie des zu einer sch\u00f6nen Zukunft berechtigt gewesenen Kriegsopfers kurz mitzuteilen.\tZeynek.\n*) 0. Jacobsen (Klin. Monatsbl\u00e4tter f. Augenheilk. Bd. XVII S. 307 (1879), Cholesterinbestimmungen von normalen und von katarakt\u00f6sen","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Kataraktlinsen des menschlichen Anges.\nlogisch ver\u00e4nderte Augenlinse vorliegen, wenn von den Studien serologischer Natur abgesehen wird.\nDie grundlegenden, chemischen Untersuchungen Ober die Augenlinse sind von C. Th. M\u00f6rner1^ an Rinderlinsen durch-gef\u00fchrt. Auf die Verschiedenheiten der Kristallinsen bei verschiedenen Tieren weist aber schon Berzelius1) hin.\nAllerdings bieten die menschlichen Augenlinsen im Vergleich zu den Rinderlinsen wegen ihrer Kleinheit ein weniger g\u00fcnstiges Untersuchungsmaterial. Auch ist schon von Jacobsen (1. c. S. 309) darauf hingewiesen worden, da\u00df bei der Untersuchung von pathologisch ver\u00e4nderten menschlichen Linsen, welche durch Extraktion erhalten worden sind, ein Fehler unterl\u00e4uft, da \u201eausnahmslos eine gewisse, mitunter betr\u00e4chtliche, mitunter freilich nur sehr geringe, Quantit\u00e4t corticaler Linsensubstanz abgestreift oder durch das Kammerwasser weggeschwemmt wird*, weshalb quantitative Bestimmungen keine genauen Werte ergeben k\u00f6nnen.\nSo berechtigt dieser Einwand ist, entschlo\u00df ich mich doch, ebenso wie Jacobsen trotzdem seine Daten mitgeteilt und rechnerisch ben\u00fctzt hat, eine Reihe von orientierenden quantitativen Untersuchungen an Kataraktlinsen auszuf\u00fchren, in'der Annahme, da\u00df einerseits bei den vorliegenden Ver\u00e4nderungen betr\u00e4chtliche Differenzen gegen\u00fcber normalen menschlichen Augenlinsen vorhanden sein m\u00fcssen, und anderseits, da die pathologischen Ver\u00e4nderungen meist zuerst am Linsenkern auff\u00e4llig werden. Daher glaube ich, da\u00df die erhaltenen Daten doch einen Vergleichswert besitzen und da\u00df einige Anhaltspunkte f\u00fcr ein weiteres Arbeiten gewonnen sind.\nDie zur Untersuchung verwendeten Kataraktlinsen wurden\nLinsen, ferner Bestimmung des durchschnittlichen Trockengewichts von einer gr\u00f6\u00dferen Zahl Augenlinsen verschiedenen Alters.\n0. Gross, Arch. f. Augenheilk. Bd. 58, S. 40 (1907), Aschenbestiminungen von der Trockensubstanz einer gr\u00f6\u00dferen Zahl von menschlichen Linsen: 1,533 g Trockensubstanz gaben 0,047 g einer fast vollkommen wasserl\u00f6slichen Asche.\n\u2019) Diese Zeitschr. Bd. 18, 8.60 (1894).\n*) Lehrbuch, deutsch von Woehler, 4. Aufl. Bd. 9, S. 526 (1840).","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nErich Balling,\ndurch Lanzen- oder Lappeneztrakiion aus der Kapsel entbunden, m\u00f6glichst rasch, soweit es die R\u00fccksicht auf die Operation zulie\u00df, in ein exsikkatortrockenes W\u00e4gegl\u00e4schen mit eingeschliffenem Glasst\u00f6psel gebracht und darin gewogen. Hierauf wurde die Linse in dem W\u00e4gegl\u00e4schen bei 110\u00b0 getrocknet, wobei ihre Farbe stets dunkler wurde. Nach der W\u00e4gung zum konstanten Gewicht wurde die Linse in einen gewogenen Platintiegel \u00fcbertragen, was fast stets ohne Schwierigkeit gelang. In dem Platintiegel wurde die Linse vorsichtig verascht. Nur ein einziges Mal war nach der Veraschung die Form der Linse erhalten geblieben, in den andern F\u00e4llen fand sich die Asche als ein geringer wei\u00dflicher Belag am Boden des Tiegels vor.\nDie Asche wurde mit hei\u00dfem Wasser aufgenommen. Eine gr\u00f6\u00dfere Menge solcher Aschenr\u00fcckst\u00e4nde wurde vereinigt, ihre Analyse ergab das Vorhandensein von Chlor, Schwefels\u00e4ure, Phosphors\u00e4ure, Natrium, Calcium, Magnesium, Eisen, sehr geringen Mengen von Kalium.\nZur W\u00e4gung der frischen Linse sei bemerkt, da\u00df sich schon beim langsamen W\u00e4gen in einem offenen Gef\u00e4\u00df eine Gewichtsabnahme bemerkbar macht. In einigen F\u00e4llen habe ich den Grad der Austrocknung bei Zimmertemperatur bestimmt. In 6 Stunden betrug der Wasserverlust bei Zimmertemperatur etwa 0,002 g, wesentliche Differenzen habe ich bei verschiedenartig ver\u00e4nderten Linsen nicht finden k\u00f6nnen.\nMit R\u00fccksicht auf diese Empfindlichkeit der frischen Linsen habe ich nur solche Linsen in der mitzuteilenden tabellarischen \u00dcbersicht aufgenommen, deren Wassergehalt nicht w\u00e4hrend der Operation in irgend einer Weise, sei es durch l\u00e4ngeres Verweilen auf dem sterilen Operationstuche, sei es durch Hinzutritt von Fl\u00fcssigkeiten, ver\u00e4ndert sein konnte. Von 55 untersuchten Linsen waren 34 sicher frei von solchen accessorischen Fehlern.\nDie Konsistenz aller Linsen war eine weich-klebrige. Die Gr\u00f6\u00dfe der einzelnen Linsen zeigte betr\u00e4chtliche Schwankungen.\nDie \u00e4u\u00dfersten Differenzen in den erhaltenen Werten sind folgende:","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Kataraktlinsen des menschlichen Anges.\n189\nGewicht der frischen Linse:\tMax.\t0,2567,\tMin.\t0,0761,\n\u2022\t\u00bb\ttrockenen \u201e\t\u201e\t0,0915,\t,\t0,0200,\n\u00bb\t\u00bb\tLinsena^che:\t\u201e\t0,0039,\t,\t0,0006.\nAuf Prozente berechnet ergeben sich folgende Grenzwerte:\nTrockensubstanz, Max. 46,54%, Min. 19,29\u00b0/0,\nAsche, bezogen auf die frische Linse, Max. 2,66%, Min. 0,77%,\nAsche, bezogen auf den Trockenr\u00fcckstand, Max. 8,77 %, Min. 2,08%.\nEs sind dies m\u00e4chtige Schwankungen, welche die Annahme nahelegen, da\u00df wesentliche St\u00f6rungen der osmotischen Verh\u00e4ltnisse und des Stoffwechsels hier vorhanden sind.\nUnter Beziehung auf die folgende tabellarische Obersicht sei das Folgende hervorgehoben.\nZwischen dem Alter des Patienten und den absoluten Gewichten der frischen, getrockneten und veraschten Kataraktlinsen, ebenso in den Relationen von Trockensubstanz und Asche, war keine wie immer geartete Beziehung zu ersehen. Ein abschlie\u00dfendes Urteil dar\u00fcber wird jedoch erst m\u00f6glich sein, wenn eine ausgedehntere Versuchsreihe mit normalen Augenlinse! von verschiedenem Alter aufgekl\u00e4rt haben wird \u00fcber die physiologischen Verh\u00e4ltnisse des Linsengewichts.\nAuffallend ist, da\u00df die quellenden, wei\u00dflichen (immaturen) Linsen relativ wenig Trockenr\u00fcckstand und Asche auf weisen. Inzipiente Katarakten mit relativ viel klarer Rinde weisen hingegen sehr hohe Trockensubstanz- und Aschenwerte auf. Die peripher hellgelb durchsichtigen, zentral aber undurchsichtig braunen Linsen repr\u00e4sentieren die mittleren Werte, so da\u00df eine Zunahme des Wassergehalts bei Progredienz des Kataraktprozesses anzunehmen ist.\nBei f\u00fcnf Linsen habe ich auf die Veraschung verzichtet und mit der Trockensubstanz zur eigenen Orientierung Stickstoffbestimmungen nach Kjeldahl ausgef\u00fchrt. Wenn auch diese Werte in Anbetracht der geringen Substanzmenge nicht sonderlich genau sind, so erscheint es mir doch erw&hnenswert, da\u00df die Schwankungen um einen gefundenen Mittelwert von 16\u00b0/0 Stickstoff, bezogen auf das Trockengewicht, recht geringe waren. Werden diese Werte (willk\u00fcrlich, nur zur Orientierung) mit dem von","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nErich Belling,\nMftrner gefundenen Mittelwert des Linseneiwei\u00dfstickstoffs vom Rind (16,62*/#) auf Eiwei\u00df umgerechnet, so w\u00fcrde sich ergeben, da\u00df keine betrftchtlichen Mengen von etickstofTreien Substanzen au\u00dfer den Aschen be8tandteilen auch in den Kataraktlinsen vorhanden sind. \u2022\nEine qualitative Untersuchung verschiedener Kataraktlinsen ergab negative Reaktionen bei den Proben auf Harnstoff, Harns\u00e4ure und Zucker. Cholesterin war in geringen Mengen nachweisbar.\nAuch in den Kataraktlinsen von zwei Diabetikern konnte ich weder direkt noch nach 2 st\u00e4ndigem Kochen mit Normalsalzs\u00e4ure in Kohlens\u00e4ureatmosph\u00e4re Zucker nachweisen.\nHerrn Prof. Dr. A. Elschnig und den Herren seiner Klinik bin ich f\u00fcr die \u00dcberlassung des Materials und f\u00fcr die Unter* St\u00fctzung zu besonderem Danke verpflichtet.","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"Zusammenstellung der Ergebnisse.\n\u00dcber Kataraktlinsen des menschlichen Anges.\n191\nn M\nna ca\nu ca\nto to","page":191},{"file":"p0192_0193.txt","language":"de","ocr_de":"192\nErich Balling,\nut c\nO Cl\n\u00ab >\ntO\nfl U\nCO o\n\u00dcber Kataraktlinsen des menschlichen Auges.\n193\nCi CO\t4,5\t4,6\tO i6\t5,3\t00 \u2022fc CO\tt\u20188\t7,0\tCI >\u00a9\n1.38\t1,52\t1,06\t1,72\t1,26\t0,97 I |\t* 1,07\t99*5\tS #fc\nCi 16 :o\t33.49\t37,76\t34,58\t23,81\t\u2018 iM \u2022a CO CM\t31,64\t38,00\tCO 4k CO 09\nh*\tCO\t\u00bb0\t\tiO\t\u00e0O\tCO\tCi\t01\nCI\tCl\tCI\tCI\t1-4\tCl\t\tCO\tH\nO O\t8\t8\t8\t8\t\u2022 8\t8\t8.\t8 #*\n\u2022h O\tO\tO\t\u2022* O\tO\t\u00a9\t\u00a9\tO\t\u00a9\ntO\nCi\nCO\nO\n\u00bb>\nc\nCO\nCi\nCl iO O #fc O\t!>\u2022 00 Q0 O \u2022 O\ti o \u2022* o\t8 Cl o o\t00 8 \u2022* O\t1 0,0470\t0,0657\t0,0232 \u2022\n00 O l- 1-4 \u2022% c\tCi CO (N #\u00bb O\tCO* 1- \u00e0O o\tCi H \u2022% o\t~Y*~ co \u00ee2 Cl \u2022* o\t| \u2022\u00bb O\tCO CO o\"\ti 0,0995\na\n\u00ab\n\u00ab\nU\nO\nfl\n*5\nU\nfl\n\u2022fl\nfl\n\"5\n:fl\ntD\ncl\nS\nS\t*\n\u2014\ts\n.2\t\u2666\n-'S\n.2 g\nZ 0\n65 *5^ U O\n*>is\n\u00ab .2 5. g \u00b0 S\nfl\n\u00ab\nco\no a.\nfl T\n: s.\n4\t\u00ab8\nO\t\u00fc\nin der gelb*\tU A 'fl fl \u2022\u2014\tM> 3 \u00bbi &\t\t\u00abT fl ^ -.S a 03 ,2\t1 fte 2\t\u2022b \u2022 H3 fl \u2022 44 \u00ab\tA \u00ab\u25a0o a a N G\nu *\tfl a\t\u25a0\u2022\u00bb\t\tSf\tH\t\u00a3\ta g 60 0)\nS,2 cfl c \u2022 U ^ A fl\tIn O NJ 2\u00c0 fl CO\t.2 *3 \u00abg\tg AJ\tIe- J; 'fl 2 0 \u25ba fl\t\u2022 44 s to fl *4\tII 3 *a\tseiden i\u00dfer K\nGG (g \u00ae\n\u2022> o\n\u00ab U e-> a J* T3\nc jr 3 S eu \u25ba\ng X\ns a\n\u00ab o 3\nS\ns\nT?\n*\nj Se\nA 'fl\n^ 0\n0\t<\t3\n1\t1\u201c\nfl a CQ g\no s\n2\t*\t\u00b1\n*\t-M\t\u00bbfl\na.\t.2\tg\n^\t\u00abs\t\u25ba\n\u00ab8\t\u00ab8\nO\t\u00fc\nSn .\nA\nP* G)\n- 'S\ng .5\nJ05\n^ a\n>* 2\n\u00ea\n2 \u2022= \u25ba J3\nS \u00ff -S \u25ba\nil !i II\n- S la -\u00ab2\n\u2019S S \u00ae v to . \u00c9 , \u0153\ni\nCl\nU\ncl\nO\nj\u00fb p\u00fb\n\u00bb\u20224\t\u00bb44\nO \u00ab \u25ba\t*\n\u00ab\n*\n\u00a3\n'S\n*\n\u00ab\n\u25ba\nS\na\nS\ns\n\u2022s\na\nS\na\nCO CO\ns \u00b0\nCO\nCO\nCO\nCO\nCO\nr-\nco","page":0},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"(Fortsetzung)\n194 Erich Balling, Ober Kataraktlinsen d. menschlichen Anges,","page":194}],"identifier":"lit20825","issued":"1919-20","language":"de","pages":"186-194","startpages":"186","title":"\u00dcber Kataraktlinsen des menschlichen Auges","type":"Journal Article","volume":"108"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:32:03.791424+00:00"}