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{"created":"2022-01-31T15:01:34.314645+00:00","id":"lit20827","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Sieburg, Ernst","role":"author"},{"name":"Karl Vietense","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 108: 207-229","fulltext":[{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das biochemische Verhalten ron GlykolsSnre nnd Oxals\u00e4ure, inebeeondere gegen isolierte menschliche Organnellen.\nVon\nErnst Siebnrg und Karl Vietenie.\n(Aus dein Institut f\u00fcr Pharmakologie und physiologische Cnemie der Universit\u00e4t\nz\u00bb Ros ock.)\n(Der Redaktion zugegangen am 4. Oktober 1919.)\nDas Verh\u00e4ltnis der Glykols\u00e4ure zum lebenden Protoplasma erf\u00e4hrt insofern schon eine gewisse Beleuchtung, als ihr Vorkommen in der Natur zu einem der interessantesten Kapitel der Pflanzenphysiologie hinf\u00fchrt, in welchem freilich vieles noch hypothetisch ist. Man hat sie in gr\u00f6\u00dferen Mengen aus Bl\u00e4ttern und unreifen Fr\u00fcchten, wie aus den Bl\u00e4ttern des wilden Weins, aus unreifen Weintrauben, aus dem Saft des Zuckerrohrs isoliert und ist vielfach geneigt, sie als wichtiges Zwischenprodukt des Assimilationsprozesses aufzufassen und in ihr den wichtigsten Baustein f\u00fcr den Aufbau der Pflanzen-s\u00e4uren und weiterer Pflanzenprodukte, vor allem der Kohlenhydrate, zu erblicken. Zu dieser Annahme glaubt man sich u. a. deswegen berechtigt, weil die Glykols\u00e4ure in einem System steht, dessen Glieder sich durch oxydative bzw. reduktive Prozesse aufs leichteste ineinander \u00fcberf\u00fchren lassen *\nCH,OH\nCH,OH Glykol\nCH,OH\n\u00ab----\u25ba I \u00ab\nCHO\nGlykolaldehyd\nA\nT\nCHO \u25c4\n> i CHO\nGlyoxal\nCH,OH\tCHO\nI \u00ab--------\u25ba |\nCOOH\tCOOH\nGlykoU&ure Glyoxylsiure\n> HCOH ------\u25ba HCOOH\nFormaldebyd Ameisens\u00e4ure\nCO,\n*\n/\n/\nCOOH\n\u25c4---\u25ba |\nCOOH\nOxals\u00e4ure","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\tErnst Siebarg and Karl Vietense,\nDie alte Bay er sehe Formaldehydhypothese f\u00fcr die Assimilation erfreute sich in der letzten Zeit nicht mehr der allgemeinen Zustimmung. Nach Willst\u00e4tter und Stoll1 *) gibt es zwischen Kohlens\u00e4ure und Kohlehydrat, wenn man nur die einfachsten M\u00f6glichkeiten in Betracht zieht, mindestens drei Zwischenstufen: 1. Oxals\u00e4ure, 2. Ameisens\u00e4ure, 3. Gly-oxal und Glykols\u00e4ure. Sich f\u00fcr die eine oder andere schon entscheiden zu wollen, ist noch verfr\u00fcht, wenn dies z. B. auch schon f\u00fcr Oxals\u00e4ure8) oder f\u00fcr den Aldehyd der Glykols\u00e4ure3) mehr oder weniger geschehen ist ; die Beweise hierf\u00fcr stehen noch aus. Es hat aber nicht an Versuchen gefehlt, au\u00dferhalb der Pflanzenzelle unter Bedingungen, die sich denen in der Pflanze m\u00f6glicherweise n\u00e4hern, sowohl zum Aufbau der Glykols\u00e4ure selbst und ihrer Verwandten aus noch einfacheren Komponenten zu gelangen, als auch aus ihnen komplizierter zusammengesetzte Stoffe aufzubauen, wie auch von letzteren aus wieder zur Glykols\u00e4ure zur\u00fcckzugelangen, und diese wiederum noch weiter zu zerlegen. Wie man im Reagenzglas durch Anlagerung von Blaus\u00e4ure von Zuckerarten mit niederem Kohlenstoffgehalt zu solchen mit einer h\u00f6heren Anzahl von C-Atomen gelangen kann, so entsteht unter geeigneten Bedingungen durch Einwirkung von Cyankalium auf w\u00e4\u00dfrigen Formaldehyd Glykols\u00e4ure4); durch Einwirkung von ultraviolettem Licht allein bildet sich neben Ameisens\u00e4ure Glykolaldehyd5). Durch Belichtung unter Luftabschlu\u00df bei Gegenwart von Eisenchlorid liefert Formaldehyd Glyoxal; unter denselben Bedingungen entsteht aus \u00c4thylalkohol bei Gegenwart von Ferrinitrat Formaldehyd, Glyoxal und Glyoxyls\u00e4ure6 *). Beim Sch\u00fctteln von Glykols\u00e4ure in ges\u00e4ttigtem hei\u00dfen Barytwasser bei Gegen-\n*) R Willst\u00e4tter und R. Stoll, Ber. Bd. 50, S. 1777 (1917).\n*) E. Baur, Ber. Bd. 46, S. 852 (1913).\n*) H. Fincke, Zeitschr. f. Unters, v. Nahrungs* u. Genu\u00dfm. Bd. 27, S. 8 (1913); Biochem. Zeitschr. Bd. 61, S. 157 (1914). \u2014 W. L\u00f6b, Biochenv Ztschr. Bd. 63, S. 93 (1914).\n4) H. Fransen, Journ. prakt. Chem. [2] Bd. 86, S. 133 (1912).\n*) R. Pribram und A. Franke, Monatsh. f. Chem. Bd. 33, S. 415\n(1912).\n\u00ae) A. Benrath, Journ. prakt. Chem. [2] Bd. 86, S. 336 (1912).","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber das biochemische Verhalten von Glykolsfture nsw. 209\nwart von Kupfersulfat erfolgt in einer Sauers toffatmosph\u00e4re fast v\u00f6llige Oxydierung zu Oxals\u00e4ure, daneben l\u00e4\u00dft sich nur noch eine Spur Ameisens\u00e4ure nachweisen *). Als Kondensationsprodukte der Glykols\u00e4ure k\u00f6nnen jedoch auch, wenn man ihr Calciumsalz l\u00e4ngere Zeit hindurch mit der Quarzlampe belichtet, Apfels\u00e4ure und Zitronens\u00e4ure auftreten*). Aber auch umgekehrt kann reine w\u00e4\u00dfrige \u00c4pfels\u00e4ure nach Bestrahlung mit Sonnenlicht oder mit der Quecksilberbogenlampe bei Luftdurchleitung neben Kohlens\u00e4ure, Acetaldehyd, Essigs\u00e4ure, 1ormaldehyd, Ameisens\u00e4ure,. Glykols\u00e4ure und Oxals\u00e4ure liefern8), unter anderen Umst\u00e4nden4) Glyoxal und Kohlens\u00e4ure; Weins\u00e4ure gibt Glyoxal, Kohlens\u00e4ure und Oxals\u00e4ure, wenn Ferrinitrit zugegen ist4), bei abge\u00e4nderten Versuchsbedingungen tritt statt Kohlens\u00e4ure und Oxals\u00e4ure Formaldehyd und Gly-oxyls\u00e4ure auf5). Wenn man Oxals\u00e4ure und Ameisens\u00e4ure einige Tage unter Einwirkung eines Katalysators \u2014 Platin, Rhodium \u2014 bei 40\u00b0 bel\u00e4\u00dft, so werden sie zu Glyoxyls\u00e4ure und Glykols\u00e4ure reduziert. Selbst Pentosen liefern als Abbauprodukte Glykols\u00e4ure6). Aus 50 g 1-Arabinose lie\u00dfen sich durch Oxydation mit Luft in alkalischer L\u00f6sung neben anderen Produkten 3,7 g Glykols\u00e4ure und 15,35 g Ameisens\u00e4ure als Calciumsalze darstellen, aus 50 g 1-Xylose 5,0 g Glykols\u00e4ure und 13,2 g Ameisens\u00e4ure. Wurde statt der Luft Cupri-hydroxyd bei einer Temperatur von 1000 verwandt, so erhielt man aus 100 g 1-Arabinose 3,0 g Glykols\u00e4ure und 1,4 g Oxals\u00e4ure, aus 1-Xylose 1,7 g Glykols\u00e4ure und 0,7 g Oxals\u00e4ure.\nDie Glykols\u00e4ure selbst l\u00e4\u00dft sich nun weiter abbauen. Bei der Oxydation mittels Wasserstoffsuperoxyd in alkalischer L\u00f6sung bilden sich Kohlens\u00e4ure, Ameisens\u00e4ure und Glyoxyls\u00e4ure, die letztere geht in alkalischen Medien schon ohne Zu-\n0 W. Traube, Ber. Bd.44, S.3141 (1911).\n*) E. Baur, 1. c.\t,\n3)\tH. A. Spoehr, Biochem. Zeitachr. Bd. 57, S. 95 (1913).\n4)\tA. Benrath, Journ. prakt. Chem. [2] Bd. 86, 8.336 (1912).\n4) A. Benrath, Journ. prakt Chem. [2] Bd. 96, 8.190 (1918).\n*) J. U. Nef, O. F. Hedenberg, J. W. E. Glattfeld, Jonm. A meric. Chem, Soc. Bd. 39, S. 1638 (1917).","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\tErnst Sieburg und Karl Vietense,\nsatz von Wasserstoffsuperoxyd in Oxals\u00e4ure \u00fcber, w\u00e4hrend Glykolaldehyd und Glyoxal unter diesen Bedingungen nicht zu Glykols\u00e4ure und Glyoxyls\u00e4ure, sondern direkt, ohne intermedi\u00e4re Bildung von Formaldohyd, zu Ameisens\u00e4ure oxydiert werden *). Bei der Bestrahlung mit Sonnenlicht* oder mit der Quecksilberbogenlampe lie\u00dfen sich, wenn Luft durch die Glykols\u00e4urel\u00f6sung geleitet wurde, Formaldehyd und Ameisens\u00e4ure, aber keine Oxals\u00e4ure nach weisen* 2 *). Es ist bekannt, da\u00df Oxals\u00e4ure im Lichte rasch in Ameisens\u00e4ure und Kohlens\u00e4ure zerf\u00e4llt; die Photolyse bei Anwesenheit farbiger Metallsalze liefert dagegen im Quecksilberlicht nur Formaldehyd und Ameisens\u00e4ure8). Bei einer viele Monate hindurch dauernden Belichtung hatte sich fast quantitativ Kohlens\u00e4ure und lormaldehyd gebildet4 *), bei anderer Versuchsanordnuug wurde neben Formaldehyd auch Glykols\u00e4ure nachgewiesen6).\nAuch bei Hefeg\u00e4rungen kann die Glykols\u00e4ure eine Rolle spielen. Gewisse Hef\u00e9rassen bauen Betain zu Glykols\u00e4ure ab: (CH3)3 j N-CHjCOO + H20 = N(CH3)3 + CH2OH.COOH;\nletztere bildet aber nur eine Zwischenstufe bei Abbau des Betains; denn bietet man der Hefe als N^hrsubstrat Harnstoff + Glykols\u00e4ure, so verschwindet diese beim Wachsen der Hefe v\u00f6llig aus der L\u00f6sung6). Durch die Neubergsche Carboxylase wird Oxybrenztraubens\u00e4ure CHtOH \u2022 CO \u2022 COOH zu Kohlens\u00e4\u00fcre und Glykolaldehyd abgebr.ut7). Glyoxyls\u00e4ure wird durch besonders pr\u00e4parierte Hefe, wie auch durch deren Mazerationssaft zu Kohlens\u00e4ure und Acetaldehyd vergoren8).\nInwieweit derartige Reaktionen der Glykols\u00e4ure und ihrer\n*) G. W. Heimrod und P. A. T. Levene, Biochem. Zeitschr. Bd.24, $. 158 (1910).\n. *) H. A. Spoehr, 1. c.\n\u2022) E. Baur, 1. c.\n4) G. Ciamician und P. Silber, Ber. Bd. 47, S. 640 (1914).\n\u2022) A. Benrath, Journ. prakt. Chem. (2) Bd. 96, S. 190 (1918).\n\u2022) F. Ehrlich und F. Lange, Ber Bd. 46, S. 2746 (1918).\nT) C. Neuberg und P. Rosenthal, Biochem. Zeitschr. Bd. 61. S. 171 (1914).\n\u2022) A. Lebedew, Biochem. Journ. Bd. 12, S. 81 (1918).","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das biochemische Verhalten von \u00dclykols\u00e4ure usw. gj i\nchemischen Verwandten f\u00fcr Vorg\u00e4nge in der Pflanzenzelle, insbesondere bei der Assimilation wirklich in Betracht kommen, mu\u00df einstweilen noch dahingestellt bleiben.\nF\u00fcr die M\u00f6glichkeit eines Aufbaus von Kohlenstoffverbindungen auch im tierischen Organismus aus Gliedern der Glykolreihe und ihrer verschiedenen Oxydationsstufen liegen bisher nur vereinzelte Beobachtungen vor. Aus Glykolaldehyd l\u00fcdet sich bei der Durchstr\u00f6mung von Hundelebern, aus denen durch Phlorrhizinvergiftung das Glykogen ausgeschwemmt ist, Zucker *), und bei Durchstr\u00f6mung von Schildkr\u00f6tenlebern lie\u00df sich nicht nur die Bildung von Glukose, sondern sogar von Glykogen aus Glykolaldehyd nach weisen*).\nDa\u00df als Abbauprodukte im animalischen Stoffwechsel in gleicher Weise Verwandte der Glykols\u00e4ure auftreten k\u00f6nnen, ist kaum mehr zu bezweifeln. Wenn die Nachweismethodik einwandfrei ist, tritt bei der Mehrzahl der Schwangeren im ersten Drittel der Schwangerschaft und gegen Ende derselben Glyoxyls\u00e4ure im Harn auf3). Besonders studiert hat man den Zusammenhang zwischen \u00dcberschwemmung des Organismus mit Glukose und einer Oxalurie. Dabei bat man meist auf das Auftreten der Vorstufen der Oxals\u00e4ure, die uns hier gerade besonders interessieren, weniger geachtet, sondern sich wohl aus klinischen Gr\u00fcnden mit der Feststellung der Oxal-ausscheidung begn\u00fcgt. So ruft langandauerndes F\u00fcttern des Hundes mit gro\u00dfen Mengen Traubenzucker schlie\u00dflich das Bild der Oxalurie hervor4). Auch f\u00fcr das Kaninchen glaubt P. Mayer6) den experimentellen Beweis erbracht zu haben, da\u00df aus gro\u00dfen Mengen Glukose Oxals\u00e4ure entstehen kann. Freilich war die Mehrausscheidung von Oxals\u00e4ure gegen die Norm selbst nach Gaben von 20 g Glukose per os und gleichzeitig von 20 g subcutan nur winzig, sie \u00fcberstieg 3\u20144 mg nicht. Mehr Oxals\u00e4ure \u2014 gegen 50\u2014100 mg \u2014 fand\n*) H. E. Barrenscheen, Biochem. Zeitschr. Bd. 58, 8.277(1913).\n*) J. Parnas und J. Baer, Biochem. Zeitschr. Bd 41, S. 386 (1912),\n*) J. Hofbauer, Diese Zeitschr. Bd. 52, 8. 425 (1907)\n4) H. Baldwin, Journ. of exp. Med. Bd. 5, S. 27 (1900).\n*) P. Mayer, Zeitschr. f. kl in. Med. Bd. 47, S. 68 (1902).","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nErnst Sieburg und Karl Vietense\nH. Hildebrandt1) beim Kaninchen infolge unvollst\u00e4ndiger Verbrennung des Traubenzuckers. In Verfolgung seiner Theorie von der unvollkommenen Oxydation der Glukose fand dann P. Mayer auch nach \u00dcberschwemmung des K\u00f6rpers mit Kohlehydrats\u00e4uren, den n\u00e4chsten Oxydationsstufen der Hexosen: Glukurons\u00e4ure und Zuckers&ure, die Oxals\u00e4ureausfuhr im Kaninchenharn um wenige Milligramme vermehrt, wobei auch die Leber 15\u201480 mg Oxals\u00e4ure enthielt.\nEs fragt sich nun, wie sich Glykolalkobol, Glykolaldehyd, Glykols\u00e4ure und Glyoxyls\u00e4ure bei ihrer Einf\u00fchrung in den Organismus gegen\u00fcber einem etwaigen \u00dcbergang in Oxals\u00e4ure\nverhalten.\n\u2022\u2022\n\u00dcbereinstimmend wird berichtet, da\u00df nach Zufuhr von Glykolalkobol bei Hund und Kaninchen relativ erhebliche Mengen von Oxals\u00e4ure sur Ausscheidung gelangen. So kommen nach den Angaben Pohls* *) beim Hunde nach Darreichung von\n4\tccm Glykol per os innerhalb 3 Tagen 135 mg und bei 5 ccm 180 mg Oxals\u00e4ure mehr als die Norm zur Ausfuhr im Harn. P. Mayer1) fand, da\u00df beim Kaninchen nach Darreichung von\n5\tg Glykol die Oxalatausscheidung in den n\u00e4chsten 48 Stunden allerdings nur um etwa 30 mg vermehrt ist, da\u00df aber bei 5 g Glykol subcutan oder 10 g per os daneben noch Glykols\u00e4ure im Harn auftritt, w\u00e4hrend Dakin4) nach 2,5 g per os eine Mehrausscheidung von Oxals\u00e4ure innerhalb 72 Stunden um 70 mg angibt; Glyoxyls\u00e4ure konnte neben Oxals\u00e4ure im Harn nach Glykoldarreichung von anderer Seite6) nicht nachgewiesen werden.\nGlykolaldehyd scheint insofern glatt zu verbrennen, als es nicht gelang, von intermedi\u00e4ren Produkten Glykols\u00e4ure und Glyoxyls\u00e4ure nachzu weisen, auf Oxals\u00e4ure wurde nicht gepr\u00fcft6).\n*) B. Hildebrandt, Diese Zeitschr. Bd. 35, S. 141 (1902).\n*> J- Pohl, Arch exp. Path. n. Pharm. Bd. 37, 8. 418 (1896).\n*) P. Mayer, Diese Zeitschr. Bd. 38. 8. 139 (1903).\n*) H. D. Dakin, Jonrn. Biol. them. Bd. 3, 8. 57 (1907).\n\u2022) E. Schloss, Beitrlge s. ehern. Physiol u. Path. Bd. 8, 8. 445 (1906).\n\u2022) P. Mayer, (1. c.).","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das bioehemische Verhalten von Glykolsfture nsw. 213\nVon der Glykols\u00e4ure wird einerseits behauptet1), da\u00df sie vom Hunde vollkommen verbrennbar ist, dies wird auch f\u00fcr Gaben von 2 g des Calciumsalzes von anderer Seite1) best\u00e4tigt. Andererseits wird von letzterer Stelle aber auch angegeben, da\u00df beim Hunde nach 2 g der freien S\u00e4ure innerhalb 24 Stun-den eine Mehrausfuhr von 2,5\u20145 mg Oxals\u00e4ure erfolgt. Des weiteren ist noch festgestellt\u00bb), da\u00df in solchen F\u00e4llen die Indol-Schwefels\u00e4urereaktion auf Glyoxyls\u00e4ure im Harn positiv ist.\nF\u00fcr die Glyoxyls\u00e4ure nimmt Pohl eine restlose Verbrennung im Organismus an, ohne da\u00df von ihr ein Teil unver\u00e4ndert oder zu Oxals\u00e4ure oxydiert im Harn erscheint. Zu anderen Resultaten kommt Eppinger\u00bb), der an gro\u00dfe kr\u00e4ftige Hunde 4\u20147 g des Calciumsalzes der Glyoxyls\u00e4ure verf\u00fctterte und in den n\u00e4chsten drei Tagen darauf ein Ansteigen der Oxals\u00e4ureausfuhr um t\u00e4glich etwa 30 mg sah. Daneben wurde aber auch noch eine t\u00e4gliche Mehrausfuhr von 100 bis 200 mg Allantoin beobachtet, was darauf hindeuten kann, d\u00e4\u00df ein Teil der eingef\u00fchrten Glyoxyls\u00e4ure dadurch einer Oxydation entgeht, da\u00df er sich mit Harnstoff zu Allantoin paart. Dieser Befund wurde von Adler4) sowohl hinsichtlich Oxals\u00e4ure als auch Allantoin auch f\u00fcr das Kaninchen best\u00e4tigt; denn nach subcutaner Einf\u00fchrung von 0,65 g Glyoxyls\u00e4ure stieg die Oxals\u00e4uremenge im Harn um 150 mg, die Allantoin-menge um etwa 100 mg; bei der doppelten Menge von Glyoxyls\u00e4ure betrug die Qxals\u00e4ureausscheidung aber nur 100 mg. Daneben wurde aber in allen F\u00e4llen der wichtige Sektionsbefund erhoben, da\u00df die Nieren der Tiere ganz dicht mit oxalsaurem Kalk impr\u00e4gniert waren. Die aus Glyoxyls\u00e4ure intra corpus gebildete Oxals\u00e4ure wird also hiernach gar nicht quantitativ im Harn ausgeschieden, und die im Harn gefundenen Werte f\u00fcr Oxals\u00e4ure k\u00f6nnen auch wohl f\u00fcr die anderen\n*) J. Pohl, 0- c.).\n*) H. I). Dakin, (L c).\n*) H. Eppinger, Beitrige z. chem. Phyaiol. u. Path. Bd. 6, S. 492 (1905).\n*) O. Adler, Arch exp. Path. n. Pharm, Bd. 56, S. 207 (1907).\nHoppe-Seyler\u20198 Zeitschrift f. physiol. Chemie. CV1II.\tig","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nErnst Sieburg und Karl Vietense,\n1\nOxalbildner gar nicht als Ma\u00df f\u00fcr die wirklich gebildeten Mengen betrachtet werden.\nAber selbst wenn man die in den Organen in Form von Calciumoxalat retinierten Mengen von Oxals\u00e4ure den im Harn ausgeschiedenen hinzurechnet, kommen doch nur Quantit\u00e4ten heraus, die in keinem entsprechenden Verh\u00e4ltnis zu den meist ungeheuer gro\u00dfen Mengen der eingef\u00fchrten Muttersubstanzen stehen, oder, von praktisch toxikologischen Gesichtspunkten aus gesprochen: die nach Einbringung von mehreren Gramm, etwa von Glykols\u00e4ure, im K\u00f6rper gebildeten und analytisch ermittelten Milligramme Oxals\u00e4ure d\u00fcrften es sicherlich nicht rechtfertigen, wenn man eine Giftwirkung dieser Substanzen lediglich in ihrer F\u00e4higkeit, in Oxals\u00e4ure \u00fcberzugehen, erblicken wollte.\nNun w\u00e4re es ja m\u00f6glich, da\u00df in der Tat viel mehr Oxals\u00e4ure aus diesen Substanzen gebildet wird, als analytisch sich ermitteln l\u00e4\u00dft, d. h. da\u00df intermedi\u00e4r Oxals\u00e4ure auftritt, Wirkungen als Stoffwechselgift entfaltet, und dann verbrannt wird.\nDie Entscheidung w\u00e4re damit auf die viel diskutierte Frage zur\u00fcckgef\u00fchrt, ob in den K\u00f6rper eingef\u00fchrte Oxals\u00e4ure \u00fcberhaupt, oder bis zu welchem Grade verbrennbar ist. Die einen halten sie f\u00fcr im Organismus v\u00f6llig unangreifbar und tun sogar ihre quantitative Wiederausscheidung im Harn dar1): nach anderen dagegen wird sie restlos zerst\u00f6rt1), eine dritte Ansicht8) geht dahin, da\u00df die Oxals\u00e4ure zwar eine gewisse\n') Z. B. G. Gaglio, Arch. exp. Path. u. Pharm. Bd. 22, S. 246 (1887). \u2014 M. Abeies, Wien. klin. Wochenschr. 1892 Nr. 19/20. \u2014 J. Pohl, Arch. exp. Path. u. Pharm. Bd. 37, S. 413 (1896), und Zeitschr. exp. Path. u. Ther. Bd. 8, S. 308 (1910). \u2014 H. Wiener, Arch. exp. Path. u. Pharm. Bd. 42, S. 379 (1899). \u2014 E. S. Faust, Arch. exp. Path, u. Pharm. Bd. 44, 8. 233 (1900).\n\u2022) W. Anthenrieth und H. Barth, Diese Zeitschr. Bd. 35, S. 327 (1902).\n\u2022) U. a. P. Marfori, Ann. Chim. Farmacol. Bd. 12, S. 250 (1890); Bd. 23, S. 183 (1896); Bd. 25, 8. 202 (1897). - H. Giunti, ibidem Bd. 26, S. 387 (1897). \u2014 F. Lommel, Dtsch. Arch. klin. Med. Bd. 63, S. 599 (1899). \u2014 H. Hildebrandt. Diese Zeitschr. Bd. 35, S. 141 (1902).","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das biochemische Verhalten von Glykols\u00e4ure usw. 215\nResistenz dem Gesamtorganismus gegen\u00fcber zeigt, zum gr\u00f6\u00dferen Teil aber verbrannt oder sonstwie umgewandelt wird, so da\u00df im Harn im Durchschnitt kaum mehr wie gegen 10% der eingef\u00fchrten Mengen wiederzufinden sind. Aus diesen zun\u00e4chst sich zu widersprechen scheinenden Befunden ist so viel zu entnehmen, da\u00df au\u00dfer der Tierspezies die Art der Einf\u00fchrung der Oxals\u00e4ure, ob oral, subcutan, intraven\u00f6s, ferner die Art der Oxalverbindung, ob freie S\u00e4ure, oder welche Salzform, und vor allem die Menge eine bestimmende Rolle spielt. So fand z. B. ein und derselbe Autor (G. Klemperer), da\u00df kleine Mengen von 10 mg oxalsauren Natriums, dem Menschen eingespritzt, quantitativ im Harn wieder erscheinen, w\u00e4hrend gro\u00dfe Mengen des Kalium- oder Calciumsalzes mit menschlichen F\u00e4ces vermischt auch au\u00dferhalb des K\u00f6rpers bis auf 10\u201415% zerst\u00f6rt werden. Es erweckt durchaus den Anschein, da\u00df au\u00dfer diesen Faktoren beim Verhalten der Oxals\u00e4ure im Organismus Verh\u00e4ltnisse in Betracht kommen, die sich bisher in ihren Einzelheiten nicht v\u00f6llig \u00fcbersehen lassen, so da\u00df es einstweilen noch nicht m\u00f6glich ist, \u00fcber die Frage\nder Verbrennbarkeit der Oxals\u00e4ure generell etwas Sicheres auszusagen.\nDas Problem des Oxals\u00e4ureabbaues im Gesamtstoffwechsel gestaltet sich u. a. aus dem Grunde so wenig \u00fcbersichtlich, als es sicher ist, da\u00df mit der Nahrung manchmal mehr oder weniger gro\u00dfe Mengen von Oxalaten eingef\u00fchrt werden und zudem verschiedene Beobachtungen darauf hinweisen, da\u00df die im Harn normalerweise zur Ausscheidung gelangende Oxals\u00e4ure als Stoffwechselprodukt im Organismus selbst gebildet werden kann. Man hat als Quelle f\u00fcr letztere Art au\u00dfer an die Kohlehydrate besonders an die Purineiwei\u00dfstoffe gedacht und den normalen Oxals\u00e4urestoffwechsel auch mit dem Harn-s\u00e4urestoffwechsel in Beziehungen zu bringen versucht.\nVersuche, welche auf diese komplizierten Verh\u00e4ltnis\u00f6e einiges Licht werfen, sind vorzugsweise an isolierten Organzellen angestellt. Sie sollen hier nur insoweit interessieren, ~ \u2022\n\u2014 G. Klemperer, Internat. Beitr. z. inn. Med. (v. Leyden-Festschrift) ftd. 2, S. 195 (1902). \u2014 H. Dakin, Journ. Biol. Chem. Bd. 8, S. 57 (1907).","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"S\u00e4l6\tErnst Siebarg and Kerl Vietense,\nI\nals sie sich mit dem Abbau der Oxals\u00e4ure und mit der Bildung letzterer aus ihren Vorstufen der Glykolreihe befassen. Sie sind insofern besser geeignet zur Aufkl\u00e4rung beizutragen, wie Versuche am Gesamtorganismus, als bei letzterem nur der \u00a3nde\u00a3fekt des Stoffwechsels festgestellt werden kann. Es ist hierbei, wie erw\u00e4hnt, gar nicht zu sagen, ob die im Harn zur Ausscheidung gelangte Oxals\u00e4ure wirklich die Gesamtmenge der der Oxydation entgangenen darstellt, und ob nicht ein gro\u00dfer Teil sich in Organen abgelagert hat oder durch bestimmte Darmabschnitte ausgeschieden wird und im Darminhalt eine Zerst\u00f6rung erleidet. Ganz dasselbe gilt von den Vorstufen der Oxals\u00e4ure, der Glykolreihe mit ihren verschiedenen Oxydationsstufen. Bei Versuchen mit isolierten Organzellen liegt einmal die M\u00f6glichkeit vor, \u00fcber den Ort der Vorg\u00e4nge etwas zu erfahren, dann aber auch in verschiedenen Phasen und du**ch Variation der Versuchsbedingungen Zwischenprodukte zu erfassen.\nF\u00fcr die Oxals\u00e4ure und die meisten \u00fcbrigen Oxydationsstufen der Glykolreihe liegen solche Versuche nur vereinzelt vor. F\u00fcr die Oxals\u00e4ure wissen wir durch G. Klemperer, da\u00df frisches menschliches Aderla\u00dfblut sie zu 19\u201464?/0 binnen kurzem zu zerst\u00f6ren vermag; dabei konnte das Serum nur h\u00f6chstens 19 70 zum Verschwinden bringen, so da\u00df das aktive Prinzip, die \u201eOxalase\u201c, wohl in den Blutk\u00f6rperchen zu suchen ist. Wenn dabei aber das Blut auch dann noch eine zersetzende Wirkung aus\u00fcbt, wenn man es in eine siedende Oxals\u00e4ure-l\u00f6sug einlaufen l\u00e4\u00dft, so spricht das zum mindesten f\u00fcr eine gro\u00dfe Hitzebest\u00e4ndigkeit der hypothetischen Oxalase.\nDas \u00c4thylenglykol, das im Gesamtstofifwechsel nach allen Untersuchern eine relativ erhebliche Oxalurie hervorruft, kounte von P. Mayer durch Digerieren mit Leberbrei von Kaninchen nicht in Oxals\u00e4ure \u00fcbergef\u00fchrt werden.\nVon Glykolaldehyd wurde bez\u00fcglich seiner Abbauprodukte auch nur festgestellt, da\u00df es, Leberbrei zugesetzt, alsbald verschwindet1).\n*) J. Smedley, Journ. of Physiol. Bd. 44, S. 203 (1912).","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"Ober das biochemische Verhalten von Glykols\u00c4ure usw. 217\nHecht eingehend und systematisch ist dagegen das Verhalten von Glyoxyls\u00e4ure zu Organbrei im Laboratorium von F. Hofmeister studiert worden. Versetzt man nach Schlo\u00df1) die isolierten Organzellen vom Pferd und Kaninchen mit einer Glyoxyls\u00e4urel\u00f6sung 1:1000 oder 1:500, so ist bei Leber die Substanz in 1\u20142 Stunden nahezu vollst\u00e4ndig verschwunden, nach 2 \u2018/2 Stunden l\u00e4\u00dft sich gar nichts mehr nacli-weisen. Der St\u00e4rke des Zersetzungsvermdgens nach folgt dann die menschliche Placenta*), die sich reaktionsf\u00e4higer erweist als Gehirn-, Nieren- und Muskelsubstanz von Tieren. Nur noch ganz geringe Wirkung entfalten Lunge und Milz, w\u00e4hrend Blut gar keine Wirkung mehr zeigt. In Erg\u00e4nzung dieser Versuche wurde weiter festgestellt8), da\u00df Rinderleber jJyoxylsaures Natrium auch noch in einer Verd\u00fcnnung 1:260 bei 37\u00b0 innerhalb 4 Stunden vollst\u00e4ndig zerst\u00f6rt, und da\u00df dabei Zutritt von Sauerstoff nicht notwendig ist. Bei allen diesen Versuchen lie\u00df sich in keinem Fall die Bildung von Oxals\u00e4ure nach weisen. Durch Erhitzen des Leberbreis auf \u00ab0\u00b0 wird die Wirkung v\u00f6llig aufgehoben. Bei Versuchen, diese \u201eGlyoxalase\u201c aus dem Lebermazerationssaft zu isolieren, wurden zwar noch wirksame Pr\u00e4parate erhalten, sie waren aber in ihrer Wirksamkeit 4\u20148mal geringer als die frische lieber. Das Schicksal der Glyoxyls\u00e4ure bei derartigen Versuchen wurde am weitgehendsten durch Haas4) aufgekl\u00e4rt. Er w\u00e4hlte bei seiner Versuchsanordnung die h\u00f6here Konzentration der Giftl\u00f6sung von 1:100, von der anzunehmen war, da\u00df sie w\u00e4hrend der Versuchsdauer von den Lebern von Kaninchen, Rind und Schwein nicht v\u00f6llig aufgearbeitet wurde. Dabei konnte nun wieder weder das n\u00e4chste Reduktionsprodukt, Glykols\u00e4ure, noch das n\u00e4chste Oxydationsprodukt, Oxals\u00e4ure, aufgefunden werden. Wohl aber wurde die Bildung von Ameisens\u00e4ure nachgewiesen, und zwar konnte aus 0,8 g Glyoxyls\u00e4ure in 50 g Leberbrei bei Durchleiten von Sauer-\n') E. Schloss, Beitr. s. chem. Physiol n. Path. Bd. 8, 8. 445 (1906).\n*) M. Savar\u00e8, ebenda Bd. 9, S. 141 (1907).\n*) E. Granstr\u00f6m, ebenda Bd. 11, 8. 214 (1908).\n4) G. Haas, Biochem. Zeitschr. Bd. 46, 8. 296 (1913).","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\tErnst Siebsirg und Earl Vietense,\nstoff 23 mg Ameisens\u00e4ure erfa\u00dft werden, das sind unter Annahme, da\u00df die H\u00e4lfte des Glyoxyls\u00e4uremolek\u00fcls Kohlens\u00e4ure liefert, rund 5\u00b0/0 der theoretisch m\u00f6glichen Menge.\nUnsere Versuche mit Glykols\u00e4ure und Organbrei wurden in der Absicht unternommen, um \u00fcber die Phasen des Abbaus einiges zu erfahren und speziell die Umwandlung in Oxals\u00e4ure zu studieren. Dabei ergaben sich Parallelversuche mit Oxals\u00e4ure von selbst, da festgestellt werden mu\u00dfte, inwieweit sich diese Substanz unter denselben Verh\u00e4ltnissen selbst ver\u00e4nderte. Einige Male wurden die Versuche dahin modifiziert, da\u00df von Halbstunde zu Halbstunde 10 Minuten lang ein lebhafter Luftstrom durch die Digestionsgemische geleitet wurde, um auf diese Weise eine \u00c4nderung der Resultate zu erzielen. Dies konnte aber, wenigstens in qualitativer Beziehung, niemals fest gestellt werden.\nAus der Literatur und hier nicht mitzuteilenden eigenen Versuchen ging hervor, da\u00df Oxals\u00e4ure, bzw. deren Natriumsalz, sich mittels der \u00fcblichen analytischen Methoden aus keinem Organbrei bei einer Reaktionsdauer von l\u00e4nger als oO Minuten ann\u00e4hernd quantitativ wiedergewinnen lie\u00df. Die erhaltenen Zahlen stimmten f\u00fcr dasselbe Organ bei anscheinend gleichartig angesetzten Proben manchmal so wenig \u00fcberein, da\u00df auf solche quantitativen Ermittelungen der nicht zerst\u00f6rten Oxals\u00e4ure, weil nur von h\u00f6chst problematischem Wert, verzichtet wurde. Dagegen konnten auf folgende Weise brauchbare Vergleichsijesultate gewonnen werden. Es wurde festgestellt, da\u00df sich oxalsaures Natrium in einer Verd\u00fcnnung von 1:20000 in einem Organbrei-Kochsalzl\u00f6sungsgemisch immer eindeutig nachweisen lie\u00df. S\u00e4mtliche untersuchten .Zellaufschwemmungen, die oxalsaures Natrium im Verh\u00e4ltnis 1:1000 enthielten, zeigten noch nach 24 Stunden positive Oxals\u00e4urereaktion, nur D\u00fcnndarmzellen waren imstande, Oxals\u00e4ure so vollkommen zum Verschwinden zu bringen, da\u00df sie sich dem Nachweis entzog, und zwar war in wiederholten Versuchen mit D\u00fcnndarmzellen verschiedener Individuen die Oxals\u00e4ure auch noch in einer Konzentration 1 :500 bei einer Einwirkungszeit von 4 Stunden v\u00f6llig unnachweisbar gewor-","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das biochemische Verhalten von Glykolsfture usw. 219\nden. Bei h\u00f6heren Konzentrationen oder k\u00fcrzeren Reaktionszeiten waren immer noch mehr oder weniger gro\u00dfe Mengen Oxalat nachweisbar. Dies Abbauverm\u00f6gen ist nun tats\u00e4chlich an die lebenden Zellen gebunden; denn erhitzt man diese bis 100\u00b0, so verlieren sie ihre F\u00e4higkeit, auf Oxals\u00e4ure einzu-wirken. Uber die Abbauprodukte der Oxals\u00e4ure wurde dabei nur so viel ermittelt, da\u00df sich unter ihnen keine durch reduktive Prozesse entstandenen, wie Glyoxyls\u00e4ure, Formaldehyd, befanden ; das N\u00e4chstliegcndste ist ja auch, eine glatte \u00dcberf\u00fchrung in Kohlens\u00e4ure und Wasser anzunehmen.\nBei den Abbauversuchen der Glykols\u00e4ure durch die verschiedenen Organzellen ist zun\u00e4chst bemerkenswert, da\u00df in keinem Falle die Entstehung von Oxals\u00e4ure nachgewiesen werden konnte. Nun ist es ja nicht unwahrscheinlich, da\u00df auch die in dem einen oder anderen Gewebebrei gebildete Oxals\u00e4ure in statu nascendi oder auch nur bei l\u00e4ngerem Kontakt mit den Gewebsfermenten sofort weiter verbrannt wird. Da bekannt ist, da\u00df Calciumoxalat zum mindesten \u00e4u\u00dferst schwer, wenn \u00fcberhaupt, verbrennbar ist, wurde zu Beginn einzelner Versuche den Keaktionsgemischen etwas frisch gef\u00e4llter kohlensaurer Kalk hinzugegeben, um die ev. gebildete Oxals\u00e4ure sofort als Calciumsalz zu binden und weiteren Eingriffen zu entziehen. Aber auch auf diese Weise lie\u00df sich aus den Calciumsalzen niemals Oxals\u00e4ure isolieren.\nDagegen konnte in den Reaktionsgemischen mit Glykols\u00e4ure \u00f6fters \u2014 bei Placenta und Lunge betr\u00e4chtlich, bei Magenschleimhaut, Leber, Niere, Milz und Blut weniger ausgepr\u00e4gt \u2014 Glyoxyls\u00e4ure, und bei allen zur Untersuchung gelangten Organen, mit Ausnahme des D\u00fcnndarms, Formaldehyd nachgewiesen werden. Da letzterer kaum als endg\u00fcltiges Abbauprodukt in lebenden Zellen aufgefa\u00dft werden kann, so liegt <*s nahe, nach weiteren Derivaten des Formaldehyds zu suchen. In der Tat erf\u00fcllte denn auch der Versuch, die n\u00e4chste Oxy-drttionsstufe, Ameisens\u00e4ure, zu ermitteln, die Erwartungen.\nBei Ameisens\u00e4ure als Produkt des Stoffwechsels liegt die Sache \u00e4hnlich wie bei der Oxals\u00e4ure: sie kann als solches auftreten, \u00fcber die Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten aber, bis zu welchem","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"990\nErnst Sieburg und Ksrl Vietense,\nGrade sie weiter verbrennbar ist, fehlen uns noch feste Vorstellungen. Als Intermedi\u00e4rk\u00f6rper im Gesamtstoffwechsel sehen wir nach gro\u00dfen Dosen von Glyoxyls\u00e4ure immer nur einige Milligramme Ameisens\u00e4ure auftreten und bei der Einwirkung von Lebersubstanz allein auf Glyoxyls\u00e4ure auch nur wenige Prozente der theoretisch m\u00f6glichen Mengen. Daneben ist nun sowohl nach Glyoxyls\u00e4ure wie auch nach Glykols\u00e4ure in Versuchen am Gesamtorganismus auch das Auftreten von kleinsten Mengeu von Oxals\u00e4ure beobachtet. Es fragt sich, ob siel\u00bb nicht beide, Ameisens\u00e4ure sowohl wie Oxals\u00e4ure, auf eine gemeinsame intermedi\u00e4re Bildung, wie sie der Formaldehyd darstellt, zur\u00fcckf\u00fchren lassen. Bis vor kurzem war man der Ansicht, da\u00df sich Aldehyde im Organismus unter Zutritt von Sauerstoff zur zugeh\u00f6rigen S\u00e4ure oxydierten. Heute wissen wir, da\u00df diese Umwandlung nach dem Vorg\u00e4nge einer Caniz-zaroschen Reaktion verlaufen kann1), indem sich zwei Molek\u00fcle Aldehyd zum Ester kondensieren, der durch Hydrolyse dann in S\u00e4ure und Alkohol weiter zerlegt werden kann, so da\u00df, ohne da\u00df Sauerstoff sich an dieser Reaktion direkt beteiligt, sich der Proze\u00df in seinem Endergebnis als gleichzeitige Oxidation und Reduktion darstellt. Der Formaldehyd w\u00fcrde hiernach in Ameis\u00e4uremethylester \u00fcbergehen:\n0 H\nund letzterer wenigstens zum Teil Ameisens\u00e4ure und Methylalkohol liefern. Weiter w\u00e4re ja auch die Entstehung von Oxals\u00e4ure durch teilweise Oxydation dieser Zweikohlenstoff-verbindung m\u00f6glich:\nHCO\nI\nO \u2014CH,\nCOOH\n- H.0 + 3 0 = |\nCOOH\n*) J. Parnae, Biocbem. Zeitechr. Bd. 28, 8. 274 (1910). \u2014 F. Ba-tclli and L. Stern, ebenda Bd. 29, 8.130 (1910).","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das biochemische Verhalten von Glykolskure usw. 2\u00ceI \u2022\u2022\nWenn diese \u00dcberlegung richtig ist, so mOttte sieb Methylformiat unter geeigneten Bedingungen als Oxals\u00e4urebildner erweisen\nDies konnten wir in der Tat bei der Durchstr\u00f6mung einer Katzenleber zeigen.\nWenn wir bei dem Versuch, den Abbau der Glykols\u00e4ure durch lebendes Gewebe in seinen einzelnen Phasen zu verfolgen, das Auftreten von Glyoxyls\u00e4ure, Formaldehyd und Ameisens\u00e4ure beobachten und dabei das von anderer Seite festgestellte Auftreten von Oxals\u00e4ure ber\u00fccksichtigen, so wird bei Annahme einer Bildung von Methylformiat als Zwischenprodukt das gleichzeitige Auftreten der kleinen Mengen von Ameisens\u00e4ure und Oxals\u00e4ure verst\u00e4ndlich:\nHCOOH\nf\n>;HCOOCH,'n\nCOOH\n^ I COOH\nBei der hiage, ob die auffindbaren Mengen beider S\u00e4uren quantitativ den wirklich entstandenen Mengen entsprechen, wird man zun\u00e4chst \u00fcber ein non liquet noch nicht hinauskommen k\u00f6nnen. Sehr wahrscheinlich ist dies nicht; denn das f\u00fcr die Zellen der D\u00fcnndarmschleimhaut im ausgesprochensten Ma\u00dfe vorhandene Zerst\u00f6rungsverm\u00f6gen wenigstens f\u00fcr Oxals\u00e4ure spricht nicht f\u00fcr eine solche Annahme.\nMan hat bei derartigen Abbauversuchen manchmal von einer \u201eGlyoxalase\u201c, \u201eOxalase* und dergl. geredet. Abgesehen davon, da\u00df es sich hierbei in erster Linie vielleicht gar nicht um oxydative Vorg\u00e4nge handelt, sondern um synthetische Prozesse, so erwecken derartige Ausdr\u00fccke zu sehr spezifische Begriffe. Eine Wirkung solcher spezifischer Fermente ist aber durch nichts bewiesen und ihre Annahme erscheint selbst auch als Arbeitshypothese entbehrlich.\nDie Tatsache oder die M\u00f6glichkeit, da\u00df Glykols\u00e4ure im Organismus in Oxals\u00e4ure \u00fcbergeht, gewisserma\u00dfen als Indikator daf\u00fcr aufzufassen, da\u00df sie a priori Giftwirkungen entfalten k\u00f6nnte, scheint uns zu weit zu gehen. Denn wenn neben\nCH,OII 2 I\nCOOH\n0\nCOli 2 I\neoo h\nHCOH\nHCOH","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"282\tErnst Siebarg und Karl Vietense,\nSubstanzen, wie Essigs\u00e4ure und Glykokoll, die als Oxals\u00e4urebildner angegeben werden, beispielsweise auch Glykol, das als pbarmakodynamisch ziemlich indifferent gilt1), in viel erheblicherem Ma\u00dfe zur Oxalatausscheidung Veranlassung gibt als Glykols\u00e4ure, so ist nicht anzunehmen, da\u00df die Eigenschaft, innerhalb des Organismus zum geringen Teil in Oxals\u00e4ure \u00fcberzugehen, eine ev. Giftigkeit solcher Substanzen erkl\u00e4rt. Beim Menschen fehlen \u00fcbrigens Versuche mit Glykols\u00e4urt\nnoch v\u00f6llig, die vorliegenden sollen als Vorversuche betrachtet werden.\nBei unsern Versuchen kamen menschliche, nicht l\u00e4nger als 24 Stunden post mortem entnommene Organe aus dem pathologischen Institut znr Verwendung, bei denen kein Krankheitsbefund erhoben war. Die durch Schaben mit dem Messer erhaltenen isolierten Zellen wurden durch mehrmaliges Waschen mit physiologischer Kochsalzl\u00f6sung m\u00f6glichst von Blut befreit, dann in Kochsalzl\u00f6sung suspendiert und zusammen mit der L\u00f6sung von glykolsaurem bzw. oxalsaurem Natrium unter Zusatz von einigen Tropfen Toluol als Antiseptikum bei 35-40\u2019 im Thermostaten gehalten. Es wurden jedesmal 10 ccm Zellenbrei in 10 ccm Kochsalzl\u00f6sung suspendiert und mit 10 ccm der betr. Giftl\u00f6sung, oder ein Vielfaches dieser Mengenverh\u00e4ltnisse angesetzt und immer nach 24 Stunden, au\u00dferdem in einigen F\u00e4llen auch schon fr\u00fcher zur Untersuchung auf die Abbauprodukte gebracht. Zu dem Zwecke filtrierten wir das Digestionsgemisch und entfernten aus dem Filtrat das Eiwei\u00df durch Erhitzen nach Zusatz von etwas Essigs\u00e4ure. Die L\u00f6sungen waren dann meist nur schwach gelblich gef\u00e4rbt und lie\u00dfen die Farbenreaktionen gut erkennen. Selbstverst\u00e4ndlich setzten wir bei jedem Organ gleichzeitig einen blinden Versuch unter Fortlassung der Zus\u00e4tze von Glykols\u00e4ure und Oxals\u00e4ure an. um uns zu \u00fcberzeugen, da\u00df die enteiwei\u00dften L\u00f6sungen der Organausz\u00fcge allein die in Betracht kommenden Reaktionen nicht gaben. \u00d6fter wurden auch in einem zweiten blinden Ver-\nl) !*\u2022 Bachem. Med. Klinik, I3d. 13. S. 7 (1917\u00bb.","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das biochemische Verhalten von Glykols\u00e4ure usw. 223\nsuch die Fermente der Organe durch vorheriges kurzes Erhitzen der Zellen auf 100\u00b0 inaktiviert. \u2014 Bei den Serien, bei denen die Reaktionsgemische einen Zusatz von einer kleinen Messerspitze frisch gef\u00e4llten und aufgeschl\u00e4mmten feuchten Calciumcarbonats erhalten hatten, s\u00e4uerten wir sie nach der Herausnahme aus dem Thermostaten mit Salzs\u00e4ure an, koagulierten vor der Filtration die Zellen und das in L\u00f6sung gegangene Eiwei\u00df durch vorsichtiges Erw\u00e4rmen, -entfernten im Filtrat die freie Salzs\u00e4ure durch Zusatz von Natriumacetat und stellten dann die Reaktionen an.\nEine einfache und scharfe Reaktion auf Glykols\u00e4ure, mit der man noch 0,01 mg nachweisen kann, ist von Denig\u00e8s1) angegeben. Sie beruht auf der \u00dcberf\u00fchrbarkeit der Glykol-b\u00e4ure i\u00df Formaldehyd, ist also nur bei Abwesenheit von letzterem brauchbar. Man erhitzt etwa 0,3 ccm der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit mit 2 ccm konz. Schwefels\u00e4ure, bis Blasen aufsteigen, und setzt nach dem Erkalten einige Tropfen einer alkoholischen Codeinl\u00f6sung oder eines anderen Phenols oder Phenol\u00e4thers zu, worauf eine sch\u00f6ne Violettf\u00e4rbung ein-tritt.\nZum Formaldehydnachweis ist ein Erw\u00e4rmen der L\u00f6sung mit Schwefels\u00e4ure \u00fcberfl\u00fcssig. Man unterschichtet am besten mit konz. Schwefels\u00e4ure, die etwas Codein enth\u00e4lt, und beobachtet die violette Zone, welche F\u00e4rbung sich beim Umsch\u00fctteln der ganzen Fl\u00fcssigkeit mitteilt.\nEine Glyoxyls\u00e4urereaktion ist zum Nachweis des Thrypto-phanrestes bzw. eines Indolkerns im Eiwei\u00df gel\u00e4ufig; sie l\u00e4\u00dft sich in reziproker Weise mit einer Empfindlichkeit von etwa 1:20000 f\u00fcr Glyoxyls\u00e4ure selbst benutzen, wenn man dem fraglichen Objekt einige Tropfen einer 0,l\u00b0/oigen w\u00e4\u00dfrigen Indoll\u00f6sung hinzufugt und dann mit konz. Schwefels\u00e4ure unterschichtet, worauf eine rote bis rotviolette Zone auftritt. Eine zweite Reaktion gibt Neuberg*) an. Man erhitzt\n*) O. 1)enig\u00e8s, Bull, de la feoc. de pliarm. de Bordeaux Bd. 49,\n103 (1009).\n*) C. Neuberg. Biochem. Zeitsclir. Bd. 23, S. 148 (1010) und Bd. 24, S 436 (1910).","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nErnst Sieburg und Karl Vietense,\n1\u20142 ccm der L\u00f6sung mit einer Messerspitze Naphtoresorcin und 5 ccm konz. Salzs\u00e4ure zum Sieden und sch\u00fcttelt den sich bei Gegenwart von Glyoxyls\u00e4ure bildenden tief dunkelviolett-roten Farbstoff mit \u00c4ther oder besser noch mit Benzol aus.\nZum Oxals\u00e4urenachweis diente die Bildung des in Essigs\u00e4ure unl\u00f6slichen Calciumsalzes: es wurde Oxals\u00e4ure als anwesend erachtet, wenn mit einigen Tropfen Calciumchlorid eine bleibende Tr\u00fcbung.entstand, die auf Zusatz von Essigs\u00e4ure nicht verschwaud. Hierbei st\u00f6rte die Gegenwart etwa noch vorhandener Glykols\u00e4ure nicht, denn deren Calciumsalz ist in neutralen Medien schon sehr betr\u00e4chtlich und in Essigs\u00e4ure \u00e4u\u00dferst leicht l\u00f6slich. Der Oxals\u00e4urenachweis gelang aus einem durch Hitze inaktivierten Organbrei immer noch einwandfrei, wenn dieser einen Oxals\u00e4urezusatz im Verh\u00e4ltnis 1:20000 erhalten hatte.\nEtwas umst\u00e4ndlicher mu\u00dfte der Ameisens\u00e4urenachweis gef\u00fchrt werden. Man bedient sich hierzu meist der Reduzier* barkeit von Quecksilbersalzen, in der Regel des Sublimats zu Calomel. Da in den Reaktionsgemischen an reduzierenden Substanzen Glyoxyls\u00e4ure und Formaldehyd nachgewiesen wurde, destillierten wir mittels Wasserd\u00e4mpfen nach Ans\u00e4uern mit Phosphors\u00e4ure die Ameisens\u00e4ure ab, konzentrierten das Destillat nach dem Neutralisieren mit Alkali auf ein sehr geringes Volumen und brachten dies mit Quecksilberchlorid zur Reaktion.\nDie Glykols\u00e4urestamml\u00f6sung enthielt 1 Molek\u00fcl = 76 g freie S\u00e4ure in 1 Liter physiologischer Kochsalzl\u00f6sung aufgel\u00f6st und war mit Natronlauge neutralisiert, so da\u00df 30 ccm des Organbreis immer 0,76 g Glykols\u00e4ure oder 2,533 . . */0 davon enthielten. Als Oxalatstamml\u00f6sung wurde neutrales oxal8aure8 Natrium 1:333, mithin in den Digestionsgemischen eine Konzentration 1:1000 benutzt. \u2014 Die in den Tabellen das Ergebnis der Reaktionen bezeichnenden Zeichen werden ohne weiteres verst\u00e4ndlich sein, fehlt ein solches, so bedeutet dies, da\u00df in dem Falle die Anstellung der Reaktion unterblieben ist.","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber das biochemische Verhalten von Glykols\u00e4ure usw. 225\nMagenschleimhaut.\nReaktion auf:\tGlykol- s\u00e4ure\tGlyoxyl* s\u00e4ure\tFormal- dehyd\tAmeisen- s\u00e4ure\tOxal- s\u00e4ure\nMit Glykol8iure\t\t+\t4-\t?\t\n, Oxals\u00e4ure\t\u2014\t\t\u2022\t\t++ +\n, phya. NaCl\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t\nDttnndarmschleimhaut (Duodenum -f Jejunum)\nReaktion auf:\tGlykol- s\u00e4ure\tGlyoxyl- s\u00e4uie\tFormal- dehyd\tAmeisen- s\u00e4ure\tOxal- . s\u00e4ure\nMit Glykols\u00e4ure\t\t\u2014\tschwach -f\t\t\nv Oxals\u00e4ure\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t.\t-(0\n, phys. NaCl\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t\nModifikationen des Versuchs:\n1.\tReaktionszeit 5 Stunden; Resultat: Die Glykols\u00e4urel\u00f6sung gibt st\u00e4rkere Formaldehydreaktion, auch ist Ameisens\u00e4ure nachweisbar. Die Oxals\u00e4ure ist auch jetzt v\u00f6llig aus der L\u00f6sung verschwunden.\n2.\tReaktionszeit 4 Stunden, Oxalatkonzentration 1:500; Ergebnis: Aus der Oxals\u00e4urel\u00f6sung ist die Oxals\u00e4ure v\u00f6llig verschwunden, dagegen ist die Formaldehydreaktion schwach positiv.\n3.\tReaktionszeit 1 */a Stunden, Oxalatkonzentration 1:500 : Formaldehydreaktion ziemlich stark, aber auch Oxals\u00e4ure noch nachweisbar.\n4.\tW\u00e4hrend der 4 st\u00e4ndigen Reaktionszeit wird durch das Glykols\u00e4ure- und Oxals\u00e4urereaktionsgemisch in Abst\u00e4nden von 30 Minuten je 10 Minuten lang ein lebhafter Luftstrom geleitet; Resultat: bei Glykols\u00e4ure sind die Reaktionen auf Formaldehyd und Ameisens\u00e4ure ziemlich stark positiv, aus der Oxals\u00e4urel\u00f6sung ist die Oxals\u00e4ure verschwunden und Abbauprodukte derselben nicht nachweisbar.","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\nErnst Sieburg und Karl Vietense,\n5. Versuchsanordnung wie bei 4 mit Zusatz von Calciumcarbonat zu beiden Proben. Resultat : Formaldehyd und Ameisens\u00e4ure ist im Glykols\u00e4uregemiscb. Oxals\u00e4ure im Oxalatgemisch nachzuweisen.\nDie Versuche mit den Schleimhautzellen des Duodenums und Jejunums gesondert angestellt ergaben keine Abweichungen.\nGesamtergebnis: D\u00fcnndarmzellen verm\u00f6gen Glykols\u00e4ure in Formaldehyd und Ameisens\u00e4ure \u00fcberzuf\u00fchren und oxalsaures Natrium aus 0,2\u00b0/0iger L\u00f6sung v\u00f6llig abzubauen, wobei sich\nin einer bestimmten Phase des Prozesses Formaldehyd nacli-weisen l\u00e4\u00dft.\nDickdarmschleimhaut.\nReaktion auf:\tGlykol- s\u00e4ure\tGlyoxyl- s\u00e4ure\tFormal- dehyd\tAmeisen- s\u00e4ure\tOxal- s\u00e4ure\nMit Glykols\u00e4ure\t\t\u2014\t4-\t\t\n, Oxals\u00e4ure\t\u2014\t\u2014\t\t\t4 4*\n. phys. NaCl\t\t- \u2014\t\u2014\t\t\n\t\tLeber.\t\t\t\nReaktion auf:\tGlykol-\tGlyoxyl-\tFormal-\tAmeisen-\tOxal-\n\ts\u00e4ure\ts\u00e4ure\tdehyd\ts\u00e4ure\ts\u00e4ure\nMit Glykols\u00e4ure\t++\tschwach -J-\t\u2014 m\t\t\n, Oxals\u00e4ure\t\u2014\t\u2014\t\t\t4 4-\n, phys. NaCJ .\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t\u2014\u25a0 ^\nNach 3st\u00fcndiger Reaktionszeit, nach Durchleiten von Luft und nach Zusatz von Calciumcarbonat ergeben sich dieselben Resultate; bei dem Glykols\u00e4uregemisch ist im zweiten Falle die Formaldehydreaktion angedeutet.\nErgebnis : Mit Leberzellen wurde ein teilweiser \u00dcbergang von Glykols\u00e4ure in Glvoxyls\u00e4ure und Formaldehyd beobachtet; f\u00fcr Oxals\u00e4ure ist das Abbauverm\u00f6gen dieses Organs jedenfalls sehr viel geringer wie beim D\u00fcnndarm; Produkte einer unvollkommenen Oxydation lie\u00dfen sich dabei nicht nachweisen.","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das biochemische Verhalten von Glykolsfture nsw. 227\nBl nt (frisches Aderlafiblut mit Hirudinzusats).\nReaktion auf:\tGlykol- s\u00e4ure\tGlyoxyl- sfture\tFormal- dehyd\tAmeisen- s\u00e4ure\tOxal-a&ure .*\nMit Glykolsfture\t\t\u2014\t+\t\t%\n, Oxalstture\t\u2014\t\u25a0 - \u2022\t- -\t\t+\nphys. NaCl\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t*\t\nBlutserum.\nReaktion auf:\tGlykol- s\u00e4ure\tGlyoxyl- s\u00e4uve\tFormal- dehyd\tAmeisen- s\u00e4ure\tOxal- s\u00e4ure\nMit Glykols\u00e4ure\t\t\u2014\t\u2014\t\t\u2022\n\u201e Oxals\u00e4ure\t\u2014\t\u2014\t\t*\t+\n\u201e phys. NaCl\t\u2014\t\t\u2014\t\t\u2014\nErgebnis: Da das Gesamtblut aus Glykols\u00e4ure Formaldehyd bilden kann, Blutserum sich aber indifferent verh\u00e4lt, so ist das Abbauverm\u00f6gen wohl in den geformten Elementen, den Blutk\u00f6rperchen, zu suchen.\nLunge.\nReaktion auf: G1*ko1' s\u00e4ure\t\tGlyoxyl- s\u00e4ure\tFormal- dehyd\tAmeisen- s\u00e4ure\tOxal- s\u00e4ure\nMit Glykols\u00e4ure M Oxals\u00e4ure , phys. NaCl\t\u2014\t+ +\u25a0\tI* t' schwach -f\t+ +\t+ d-\nErgebnis: Lungengewebe greift Glykols\u00e4ure energisch an;\nes lassen sich drei verschiedene Abbaustufen derselben nach-\n* %\nweisen. Auch Oxals\u00e4ure liefert spurweise Formaldehyd; bei einer Wiederholung des Versuchs mit einer Dauer von 6 Stunden bleibt Oxals\u00e4ure aber, trotz reichlicher Sauerstoffzufuhr, immer noch nachweisbar.\nQuergestreifte Muskulatur.\nReaktion auf:\tGlykol- s\u00e4ure\tGlyoxyl- s\u00e4ure\t/ Formal- dehyd\tAmeisen- s\u00e4ure\tOxal- s\u00e4ure\nMit Glykols\u00e4ure\t+ +\t\u2014\t+ (?)\t\t\u2014\n, Oxals\u00e4ure\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t+ + +\n, phys. NaCl\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t\u2014","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"m\nErnst Sieburg and Karl Vietcnsc.\nErgebnis: Bei quergestreifter Muskulatur ist eine Ein-\nWirkung auf Glykole\u00e4ure kaum, auf OzalsSure gar nicht fest-zustellen.\nMilz.\nReaktion auf:\tGlykol- sfture\tGlyoxy\u00ef- siuie\tFormal- dehyd\tAmeisen- s\u00e4ure\tOxal- s\u00e4ure\nVit Glykolsinre\t\t+\t4-\t\tm\n\u2022 Oxals\u00e4ure\t\u2014\t\t\t\t4.4.\n\u2022 phys. NaCl\t\u2014\t\u2014\t\t\tTT\nPankreas.\nReaktion auf:\tGlykol-\tGlyoxyl-\tFormal-\tAmeisen-\tOxal-\n\tsiuro\ts\u00e4ure\tdehyd\ts\u00e4ure\ts\u00e4ure\nMit Glykole\u00e4ure\t\tschwach +\t4-\t\t\n\u2022 Oxals\u00e4ure\t\u2014\t\t\t\t+4-\n\u2022 phys. NaCl\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t\nErgebnis: Milz und Pankreas' bauen Glykols\u00e4ure \u00fcber Glyoxyls\u00e4ure und Formaldehyd ab; von Oxals\u00e4ure sind hier direkte Abbauprodukte nicht nachweisbar.\nGro\u00dfhirnrinde.\nReaktion auf: ^lykol- s\u00e4ure\t\tGlyoxyl- s\u00e4ure\tFormal- dehyd\tAmeisen- s\u00e4ure\tOxal- s\u00e4ure\nMit Glykols\u00e4ure \u2022 Oxals\u00e4ure , phys. NaCl\t+ +\t\u2022\t+ (?)\t\u2014\t+ + +\nDas Ergebnis ist hier ein ganz \u00e4hnliches wie bei der quergestreiften Muskulatur, es l\u00e4\u00dft sich bei beiden S\u00e4uren nur eine minimale bzw. gar keine Einwirkung feststellen.\nNiere.\nReaktion auf:\tGlykol- s\u00e4ure\tGlyoxyl- s\u00e4ure\tFormal- debyd\tAmeisen- s\u00e4ure\tOxal- s\u00e4ure\nMit Glykols\u00e4ure\t\t4-\t4-\tschwach Sr\t\n. Oxals\u00e4ure\t\u2014\t\u2014\t\t\u2022\t4-4-\n, phys. NaCl\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber das biochemische Verhalten von Glykols\u00e4nre new. 229\nDie Wiederholung des Versuchs bei einer Dauer von 3 Stunden unter Durchleiten von Luft bei Gegenwart von Calciumcarbonat hat bei der Glykols\u00e4ure das Ergebnis, da\u00df die Reaktion auf Ameisens\u00e4ure sehr viel intensiver ausf\u00e4llt.\nPlacenta.\nReaktion auf:\tGlykol-\tGlyoxyl-\tFormal*\tAmeisen*\tOxal-\n\ts\u00e4ure\ts\u00e4ure\tdehyd\ts\u00e4ure\ts\u00e4ure\nMit Glykols\u00e4ure , Oxals\u00e4ure , phya. NaCl\t\u2014\t+ 4-\t++ +\t+4-\t+ -\nDieser Versuch, welcher ein intensives Abbauverm\u00f6gen der Placenta f\u00fcr Glykols\u00e4ure zeigt, wurde mit 3st\u00e4ndiger Durchl\u00fcftung wiederholt, ohne dafl das Ergebnis in qualitativer Hinsicht sich \u00e4nderte. Die Oxals\u00e4ure, die unter Formaldehyd* bildung angegriffen wird, konnte jedoch hierbei nicht zum v\u00f6lligen Verschwinden gebracht werden.\nKatzenleber und Uethylformiat.\nIn Ermangelung einer geeigneten menschlichen Leber wurde die in situ belassene, vorher blutleer gesp\u00fclte Leber einer 3,5 kg schweren, durch Entbluten get\u00f6teten Katze durchstr\u00f6mt. Als Durchstr\u00f6mungsfl\u00fcssigkeit dienten 2 Liter auf 37\" gehaltener, st\u00e4ndig von Luft durchperlter Thyrodel\u00f6sung mit 0,5% Methylformiat, die unter 100\u2014150 mm Hg-Druck in die Pfortader eingeleitet und nach dem Ausflie\u00dfen aus der Lebervene st\u00e4ndig wieder von neuem durchgeleitet wurde. W\u00e4hrend der 2'/|8t\u00fcndigen Dauer des Versuchs muflten von Zeit zu Zeit einige Kubikzentimeter einer frischen, 3% Natrium-bicarbonat enthaltenden Thyrodel\u00f6sung zugegeben werden, um die gebildete Ameisens\u00e4ure zu neutralisieren. Leber und Sp\u00fclfl\u00fcssigkeit wurden dann sofort gesondert auf Oxals\u00e4ure verarbeitet. Dabei wurden in der Sp\u00fclfl\u00fcssigkeit 18 mg und in der gesamten Leber 51 mg Oxals\u00e4ure gefunden.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CVIU.\n17","page":229}],"identifier":"lit20827","issued":"1919-20","language":"de","pages":"207-229","startpages":"207","title":"\u00dcber das biochemische Verhalten von Glykols\u00e4ure und Oxals\u00e4ure, insbesondere gegen isolierte menschliche Organzellen","type":"Journal Article","volume":"108"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:01:34.314651+00:00"}