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Über die Hefenucleinsäure

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{"created":"2022-01-31T15:10:30.216376+00:00","id":"lit20846","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Thannhauser, S. J.","role":"author"},{"name":"P. Sachs","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 109: 177-182","fulltext":[{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Hefenucleins\u00e4nre.\n(Zur Mitteilung von H. Steudel und E. Peiser, Diese Zeitschrift\nBd. 108, S. 72.)\nVon\nS. J. Thannhauser und P. Sachs.\n(Ans der II. med. Klinik (F. Maller), M\u00fcnchen.)\n(Der Redaktion zugegangen am 27. Januar 1920.)\nNach den analytischen Resultaten der unter der Leitung von H. Steudel ausgef\u00fchrten Arbeit von Kowalewsky1) soll die Hefenucleins\u00e4nre ein Trinucleotid sein, das aus drei Mono-nucleotiden, die Guanin, Adenin und Cystosin enthalten, aufgebaut ist. Das Urazil soll kein prim\u00e4res Spalt9t\u00fcek der Hefenucleins\u00e4ure sein, da es sekund\u00e4r durch saure Hydrolyse aus Cytosin entsteht. Durch die Untersuchungen von Levene und Jakobs2) wurde zweifelsfrei erwiesen, da\u00df das Urazil* neben dem Cytosin in der Hefenucleins\u00e4ure vorgebildet ist. Levene konnte durch alkalische Hydrolyse der Hefenuclein-.s\u00e4ure mit Ammoniak unter Druck ein Urazilglykosid, das Uridin, kristallisiert isolieren. Ferner beschrieben Levenei und Jakobs eine Hydrolyse der Hefenucleins\u00e4ure mit 20/oiger Schwefels\u00e4ure, wobei ein Gemisch von Uridin- und Cytidin-phosphors\u00e4me entsteht. Es gelang jedoch diesen Forschern nicht die beiden Mononucleotide zu trennen und kristallisierte Derivate derselben zu isolieren. Nach der Auffassung von Levene und Jakobs ist die Hefenucleins\u00e4ure ein Tetra-niicleotid. das aus vier Monocleotiden, die Guanin, Adenin, Cytosin und Urazil enthalten, besteht. Das Molek\u00fcl der Hefenucleins\u00e4ure sei derartig aufgebaut, da\u00df die vier Mononucleotide nur durch Phosphors\u00e4ureanhydritbindungen zusammengehalten werden.\n') Kowalewsky, Diese Zeitschrift Bd. \u00ab0, S: 2t0 (1910).\n\u25a0) P. A. Levene und Jakobs. Bericht der deutsch, cbem. Gesellschaft Bd 42, 8. 1198. 2m, 2474, 2703 (1909); ebenda Bd 43, *S. 3162 (1010); Bd. 44, S 740 (1911)\nH-\u00bb|ip\u00ab-S yler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CIX.\n12","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nS. J. Thannhauser und P. Sachs,\nOH\n\u00b07P\nN\n\u00b071\u2019\n\u00b0\\\n\u00b07P\n<\n\u00b07P\nOH\nZucker\nZucker\nZucker\nZucker\nGuanin\nAdenin\nCytosin\nUrazil\nIm Verlauf einer Reihe von Untersuchungen, die den Zweck hatten, hochmolekulare Spaltst\u00fccke der Hefenuclein-s\u00e4ure zu isolieren und die Aufspaltung der Nucleins\u00e4uren im menschlichen Darmkanal aufzukl\u00e4ren, konnte der eine von uns und G. Dorfm\u00fcller1) sowohl durch milde ammoniaka-lische Hydrolyse als auch durch Verdauung mit menschlichem Duodenalsaft ein hochmolekulares Spaltst\u00fcck gewinnen, das mit Brucin ein kristalisiertes Salz gibt. Dieser K\u00f6rper erwies sich durch Analyse und vollst\u00e4ndige Hydrolyse als ein Trinucleotid, das aus den Mononucleotiden Guanosin-Adenosin-und Cytidinphosphors\u00e4ure besteht und mit 6 Molek\u00fclen Brucin kristallisiert. Diese Substanz nannten wir Triphosphonuclein-s\u00e4ure. Neben der Triphosphonucleins\u00e4ure konnten wir bei den gleichen chemischen und fermentativen Hydrolysen ein Mononucleotid, die Uridinphosphors\u00e4ure als kristallisiertes \u00dfrucinsalz isolieren und durch vollst\u00e4ndige Hydrolyse. Analyse und optische Aktivit\u00e4t charakterisieren. Auf Grund dieser analytischen Resultate, insbesondere aus der Tatsache, da\u00df die Triphosphonucleins\u00e4ure mit 6 Mol. Brucin ein kristalisiertes Salz bildet, nahmen wir an, da\u00df die vier Mononucleotide im Hefenucleins\u00e4uremolek\u00fcl nicht nur durch Phosphors\u00e4ureanhydritbr\u00fccken verbunden sind, sondern da\u00df drei Mononucleotide, und zwar die das Molek\u00fcl der. Tiiphosphonuclein-''iiure aut bauenden Guanin-Adenosin- und Cytidinphosplior-'\u2022\u00e4uren noch durch intramolekulare Bindungen, wahrscheinlich\n*) 8. J. Thannhauser und G. Dorfm\u00fcller, Diese Zeitschrift 8d. 91, S. 329; Bd. 95, S 259; Bd. 100, S. 121. \u2014 S. J. Thannhauser, Habilitationsschrift, M\u00fcnchen (1917).","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Hefenucleins\u00e4ure.\n179\ndurch \u00e4therartige Sauerstoffbr\u00fccken von Kohlehydrat zu Kohlehydrat, zusammengehalten werden. Durch die milde, ammo* niakalische Hydrolyse und durch die fermentative Hydrolyse im menschlichen D\u00fcnndarm werden nur die Phosphors\u00e4ureanhydridbindungen gel\u00f6st, so da\u00df die mit 6 Mol. Brucin ein Salz bildende Triphosphonucleins\u00e4ure und die mit 2 Mol. Brucin kristallisierende Uridinphosphors\u00e4ure entstehen. Die Uridinphosphors\u00e4ure d\u00fcrfte somit lediglich durch eine Phosphors\u00e4ureanhydritbindung im Molek\u00fcl der Hefenucleins\u00e4ure verankert sein, w\u00e4hrend die drei anderen Mononucleotide noch durch intermolekulare Bindungen aneinandergef\u00fcgt sind. Die durch die Isolierung der Triphosphonucleins\u00e4ure begr\u00fcndete Annahme, da\u00df im Hefenucleins\u00e4uremolek\u00fcl au\u00dfer den Phosphors\u00e4ureanhydritbindungen noch intermolekulare Verkettungen der Kohlehydrate bestehen, wurde, zun\u00e4chst ohne experimentelle Beweise, von Feulgen1) auch f\u00fcr die tierischen Nuclein-s\u00e4uren postuliert. In einem Schema k\u00f6nnen wir uns den Aufbau der Hefenueleins\u00e4ure auf nebenstehende Weise veranschaulichen. Die punktierten Linien zeigen den Verlauf der milden ammouiakalischen und fermentativen Hydrolyse an.\nOH\n0 ,\n\u00b0\\\n<)->\not\n<\n0\u201cP\n,/\nKohlehydrat * Guanin\n\u00bb\ni\nKohlehydrat \u2014 Adenin\nj\nKohlehydrat \u2014 Cytosin\nKohlehydrat \u2014 Urazil\nTriphosphonucleins\u00e4ure\nUridinphospboi s\u00e4ure\n1 > 'P \u2014 Kohlehydrat \u2014 Guanin\n< . i\nO\u2014P \u2014 Kohlehydrat \u2014 Adenin\n\u00ab/ |\nO P \u2014 Kohlehydrat \u2014 Cytosin OH7\nTriphosphonucleins\u00e4iu.\n) R. Reuigen, Diese Zeitschrift Bd. 101, S. 288 (1918).","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"S. J. Thaimliauser und P. Sachs,\nISO\nSteudel und \u00cb. Peiser suchen nun in einer neuerlichen Untersuchung \u00fcber die Hefenucleins\u00e4ure *) die divergierenden Befunde der Beteiligurg der Uridinphosphors\u00e4ure an dem Aufbau der Hefenucleins\u00e4ure von Levene und Jakobs und von dem einen von uns und G. Dorfm\u00fcller einerseits und der aus dem S teudeIschen Laboratorium stammenden Untersuchung von Kowalewsky anderseits aufzukl\u00e4ren. Steudel glaubt, da\u00df das Ausgangsmaterial f\u00fcr die Untersuchungen, die von B\u00f6hringer und S\u00f6hne gelieferte Hefenucleins\u00e4ure\u2019 durch den Darstellungsproze\u00df in der Fabrik derartig ver\u00e4ndert sein k\u00f6nnte, da\u00df bereits die Uridinphosphors\u00e4ure in dem gelieferten Pr\u00e4parat nicht mehr in molekularer Bindung mit den drei anderen Mononucleotiden vorhanden sei und eventuell durch einen hydrolytischen Proze\u00df der an Fermenten reichen Hefe aus der Cytidinphosphors\u00e4ure sekund\u00e4r hervorgegangen sein k\u00f6nnte. Als experimentellen Beweis dieser nicht direkt von der Hand zu weisenden Voraussetzung verwandelte Steudel zuerst die von B\u00f6hringer gelieferte Hefenuclein-s\u00e4ure \u00fcber das Bleisalz in die freie Nucleins\u00e4ure und f\u00e4llte dann die schwach essigsaure L\u00f6sung der freien Nucleins\u00e4ure fraktioniert mit Baryumacetat und Alkohol. Die in den Fraktionen entstandenen Niederschl\u00e4ge wurden in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st und wieder mit Alkohol gef\u00e4llt. Beim L\u00f6sen in hei\u00dfem Wasser blieb bei jeder Fraktion ein unl\u00f6slicher R\u00fcckstand. Diese unl\u00f6slichen R\u00fcckst\u00e4nde wurden vereint, mit Natronlauge gel\u00f6st, mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert und mit Alkohol gef\u00e4llt. Beim L\u00f6sen in verd\u00fcnnter Natronlauge blieb ein kleiner unl\u00f6slicher R\u00fcckstand.\nVon allen Fraktionen (5) wurde das Verh\u00e4ltnis P:N untersucht. Es wurden nat\u00fcrlich gro\u00dfe Schwankungen (1:2,09 bis 1 : 0,87) gefunden, da die auf diese Art gewonnenen Pr\u00e4parate keine analysenreifen K\u00f6rper sein k\u00f6nnen.\nDie in verd\u00fcnnter Natronlauge unl\u00f6sliche Baryumf\u00e4llung zeigt ein Verh\u00e4ltnis von P : N von 1: 0,87, das dem Verh\u00e4ltnis P : N der Uridinphosphors\u00e4ure entsprechen w\u00fcrde. Steu-\n') H. Steudel und E. Peiser, Diese Zeitschrift Pd. 108, S. 42.","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Hefcnucleins\u00e4ure.\n181\ndel und Peiser halten daher diese F\u00e4llung f\u00fcr ein Baryumsalz der Uridinphosphors\u00e4ure und schlie\u00dfen, da\u00df in dem hefe-nucleinsauren Natrium B\u00f6hringer die Uridinphosphors\u00e4ure von dem Polynucleotidkomplex losgel\u00f6st sei. Dieser Befund w\u00fcrde nach Steudel die Resultate des einen von uns \u201ein einer neuen Beleuchtung\u201c zeigen. Dieser Ansicht Steudels k\u00f6nnen wir nicht beipflichten, selbst wenn die f\u00fcr Uridinphosphors\u00e4ure angesprochene Baryumf\u00e4llung tats\u00e4chlich ein Baryum-\u00bbalz der Uridinphosphors\u00e4ure w\u00e4re. Ein derartiger Befund w\u00fcrde nur sagen, da\u00df bei der \u00fcblichen pr\u00e4parativen Darstellung der Hefcnucleins\u00e4ure ein Teil der Uridinphosphors\u00e4ure aus dem Hefennucleins\u00e4uremolek\u00fcl losgel\u00f6st wird, wie dies in vollst\u00e4ndiger Weise durch die von uns ausgef\u00fchrte milde, chemische und fermentative Hydrolyse bewirkt wird. Der Befund Steudels w\u00fcrde eine St\u00fctze unserer experimentell begr\u00fcndeten Annahme sein, da\u00df die Uridinphosphors\u00e4ure im Hefenucleins\u00e4uremolek\u00fcl lockerer als die anderen Nucleotide verankert ist und jedenfalls nur durch die Phosphors\u00e4ureanhydritbildung im gro\u00dfen Molek\u00fcl gehalten wird.\nUm festzustellen, ob die von B\u00f6hringer bezogene Iiefe-nucleins\u00e4ure tats\u00e4chlich freie Uridinphosphors\u00e4ure enth\u00e4lt, suspendierten wir 30 g freie Hefenucleins\u00e4ure in 500 ccm Wasser und sch\u00fcttelten die Suspension 24 Stunden auf der Sch\u00fcttelmaschine. Die Uridinphosphors\u00e4ure ist in Wasser au\u00dferordentlich leicht l\u00f6slich. Vom ungel\u00f6sten R\u00fcckstand wurde abfiltriert und die Fl\u00fcssigkeit unter vermindertem Druck auf ca. 60 ccm eingeengt. Diese L\u00f6sung wurde zum Kochen erhitzt und 30 gr Brucin, in 60 ccm hei\u00dfem Alkohol gel\u00f6st, hinzugegeben. Nach vierw\u00f6chentlichem Stehen war kein Brucinsalz ausgefallen. Die Hauptmenge des Brucins konnte der L\u00f6sung durch Aussch\u00fctteln mit Chloroform wieder entzogen werden. W\u00e4re freie Uridinphosphors\u00e4ure in der L\u00f6sung der von B\u00f6hringer gelieferten Hefenucleins\u00e4ure zugegen, so w\u00fcrde das Brucinsalz dieser S\u00e4ure ausgefallen sein, da das Uridinphosphors\u00e4urebrucinsalz in Wasser und verd\u00fcnntem Alkohol au\u00dferordentlich schwer l\u00f6slich ist. Die Uridinphosphors\u00e4ure ist durch ihr kristallisiertes Brucinsalz vom","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182 8. J. Thannhauser und P. Sachs, \u00dcber die Hefenucleins\u00e4uro.\nS. P. 177/178 und durch ihre optische Aktivit\u00e4t aD == f 14 4. charakterisiert1). Die von Steudel und Peiser mit Baryum-acetat aus der Hefenucleins\u00e4ure fraktionierte Substanz ist bisher nicht gen\u00fcgend charakterisiert, um als Baryumsalz der Uridinphosphors\u00e4ure angesprochen zu werden. Die Hefenucleins\u00e4ure ist nach den bisherigen analytischen Daten als Tetra-nucleotid, das aus der Guanosin-Adenosin-Cyditin- und Uridinphosphors\u00e4ure aufgebaut ist, anzusprechen.\n') Diese Zeitschrift Iid. 100, S. 121.","page":182}],"identifier":"lit20846","issued":"1920","language":"de","pages":"177-182","startpages":"177","title":"\u00dcber die Hefenucleins\u00e4ure","type":"Journal Article","volume":"109"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:10:30.216382+00:00"}

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