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{"created":"2022-01-31T14:55:02.866589+00:00","id":"lit20848","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Fritsch, R.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 109: 186-188","fulltext":[{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"Findet sich Selen im pflanzlichen und tierischen Organismus?\nErwiderung\nvon\nK. Fritsch.\nAu? dem agrikultnrchemisohen Laboratorium der Eidgen\u00f6ssischen technischen Horh.\nschule in Z\u00fcrich.)\n(Der Redaktion zugegaugen am 14. November 1910.)\nMit R\u00fccksicht auf verschiedene an uns gelangte Anfragen \u00fcber das Vorkommen und die Redeutung des Selens f\u00fcr den pflanzlichen Organis ums haben wir seinerzeit die Untersuchungen von Th. Ga\u00dfmann\u2019). die im Universit\u00e4tslaboratorium Z\u00fcrich ausgef\u00fchrt wurden, nachgepr\u00fcft.\nWir sahen uns zu einer Richtigstellung der Angaben von Ga\u00dfmann auch deshalb veranla\u00dft, weil von dem Genannten in dem ersten Heft dei neu erschienenen Zeitschrift \u201eHelvetica Chimica Acta\u201c*) eine Publikation \u00fcber Vorkommen von Selen im Regen und Schnee gemacht wurde, wonach sich die allgemeine Verbreitung des Selens ergeben sollte.\nDie Angaben von Ga\u00dfmann erschienen uns von vornherein recht zweifelhaft, ln dieser Zeitschrift3) haben wir die Ergebnisse unserei Untersuchung ver\u00f6ffentlicht, wonach Selen in Pflanzen mit den bekannten Methoden nicht nachzuweisen ist und auch im Harn als Stoffwechselprodukt, entgegen den Behauptungen von G a\u00dfmann, nicht aufzu finden war.\nUnter Ben\u00fctzung einiger Reaktionen, wie mit Veratrin, Codein und Lolchicin, konnten wir noch Mengen von weniger als 0,01\u20140,02 mg Selen, falls wir dieses in horm einer Selenverbindung zusetzten4), wieder auf-flnden.\n\u2019) Diese Zeitschrift Bd. 97, S. 307 (1916); Bd. 98, S. 182 (1916); Bd. 100, S. 209 (1917).\n*) Helvetica Chimica Acta. Volumen I. Fasciculus Primus (1918), S. 52. '1 h. Ga\u00dfmann, \u00dcber das Vorkommen von Selenwaaserstoff im Regen und Schnee.\n8) Diese Zeitschrift Bd. 104, S. 59 (1919).\n4) Diese Zeitschrift Bd. 104. S. 62 (1919).","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"Findet sich Selen im pflanzlichen und tierischen Organismus. 187\nFs gelang uns aber nicht, mit einer dieser \u00e4u\u00dferst empfindlichen Reaktionen, z. B. in einem Liter Harn, Selen nachzuweisen, w\u00e4hrend nach Ga\u00dfmann in 200 cm3 Harn 2 mg Selen enthalten sein sollen.\nAuch in seiner neuen Arbeit1 *) bringt G a\u00df mann nicht einen einzigen Beweis, da\u00df die von ihm erhaltenen braunen Niederschl\u00e4ge Selen ein-schlossen.\nUnverst\u00e4ndlich sind folgende S\u00e4tze*):\n1.\t\u00abDie L\u00f6slichkeit des Selens bzw. des oxydischen Selenkomplexes in Alkohol.\u201c\n2.\t\u201eDer sirupartige, br\u00e4unlichgelbe R\u00fcckstand entspricht Vorg\u00e4ngen.\u201c\nWas die Selendioxydoxals\u00e4ure3) anbelangt, ist meine Angabe wohl auf eine experimentelle Untersuchung zur\u00fcckzuf\u00fchren, abgesehen davon, da\u00df man \u00fcberall lesen kann, da\u00df Oxals\u00e4ure in Alkohol l\u00f6slich ist und \u00dca\u00dfniann aber deren Unl\u00f6slichkeit zur analytischen Trennung benutzt !\nln dem von Ga\u00dfmann angef\u00fchrten Zitat im Gmelin-Kraut4 5) ist nichts \u00fcber das Verhalten des Silberselenats angegeben; wir haben daher erst selber durch Versuche festgestellt, da\u00df Silberselenat durch Gl\u00fchen \u00bbich zersetzt: es entweichen Selend\u00e4mpfe, w\u00e4hrend sich an den Tiegelwandungen ein Spiegel bildet.\nMeine Behauptung bleibt somit bestehen, da\u00df das Selen in pflanzlichen Organismen nicht vorkommt und auch f\u00fcr die Vorg\u00e4nge des tierischen Stoffwechsels nicht in Betracht kommt.\nEs ist selbstverst\u00e4ndlich, da\u00df die von Ga\u00df mann angegebenen Methoden zur quantitativen Bestimmung unbrauchbar sind.\nNach der neueren Ansicht w\u00e4re es nach Ga\u00dfmann6) m\u00f6glich, da\u00df der Selenkomplex mit dem Lecithin verbunden ist. Wir haben uns mit der Darstellung der Phosphatide8) aus einer gro\u00dfen Anzahl von Pflanzen besch\u00e4ftigt, niemals konnten wir aber bei der Untersuchung dieser Pr\u00e4parate auch nur Anzeichen \u00fcber das Vorhandensein von Selen beobachten, abgesehen davon, da\u00df bei den vielen fr\u00fcheren Untersuchungen \u00fcber Phosphatide aus Pflanzen niemals derartige Beobachtungen gemacht worden sind.\nEs sei bemerkt, da\u00df wir in einem unserer Phosphatide Eisen nachgewiesen haben, welches in der Tat bei der quantitativen Bestimmung des Phosphors\tals rotbrauner\tNiederschlag auftrat.\nl)\tDiese\tZeitschrift\tBd.\t108,\tS.\t38\t(1919).\n!)\tDiese\tZeitschrift\tBd.\t108,\tS.\t40\t(1919).\n*)\tDiese\tZeitschrift\tBd.\t104,\tS.\t64\t(1919).\n4)\tGmelin-Kraut\u2019s Handbuch der anorg. Chemie Bd. 1, Abt. I, 8. 780 (1907).\n5)\tDiese Zeitschrift Bd. 108, S. 38 (1919)\n6)\tDiese Zeitschrift Bd. 97, S. 307 (1916).","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188 flitsch, Findet sich Selen im pflanz], u. tierischen Organismus\nDa Ga\u00dfmann in dieser Zeitschrift auf meine Arbeit eingetreten ist mu\u00dfte ich auch oine kurze Erwiderung folgen lassen, trotzdem die Fra^ schon l\u00e4ngst als erledigt zu betrachten ist.\t\u2019\nProf. P. Karrer (Z\u00fcrich) schreibt in der Zeitschrift Helvetica Chimie\u00bb Acta, Volumen I, Fasciculus Quintus (1918), w\u00f6rtlich folgendes:\n\"Auf besonderen Wunsch der tit. Redaktion der .Helvetica Chimie\u00bb Acta machte ich folgende Richtigstellung:\nUnter obenstehendem Titel \u201e\u00dcber das Vorkommen von Selen-Wasserstoff im Regen und Schnee\u201c hat Th. Ga\u00dfmann vor kurzem eine Mitteilung in dieser Zeitschrift ver\u00f6ffentlicht, in welcher ausgef\u00fchrt wird, da\u00df Seien im Regenwasser und Schnee vorhanden ist.\nAnl\u00e4\u00dflich eines Vortrags von Herrn Dr. Ga\u00dfmann in der Z\u00fcrcher ehern. Gesellschaft bezweifelt Prof. Winterstein auf Grund eigener Nachpr\u00fcfung die Angaben, da\u00df Selen im Wasser und in Pflanzen vor-kommt.\nAuch ich habe hierauf die Angaben von Th. Ga\u00dfinan\u00bb genau nach den von ihm angegebenen Vorschriften kontrolliert. Dabei hat sich ergeben, da\u00df Th. Ga\u00dfmann einem bedauerlichen Irrtum zum Opfer gefallen ist. Die von ihm in sehr kleiner Menge erhaltenen .Niederschl\u00e4ge* enthalten kein Selen. Es ist also nicht fraglich, da\u00df Selen weder im Schnee noch Regenwasser vorkommt.\nAuf eine weitere Diskussion werden wir uns nicht mehr einlassen, da es nicht m\u00f6glich ist, Th. Ga\u00dfmann von der Unrichtigkeit seiner Arbeiten und der Unbrauchbarkeit seiner sogenannten Analytischen Methoden zu \u00fcberzeugen.\u201c\nDruckfehlerberichtigung.\nBand 108, Seite 308, Zeile 12 statt \u201eArien\u201c ist zu setzen \u201etrien\u201c.","page":188}],"identifier":"lit20848","issued":"1920","language":"de","pages":"186-188","startpages":"186","title":"Findet sich Selen im pflanzlichen und tierischen Organismus? Erwiderung","type":"Journal Article","volume":"109"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:55:02.866595+00:00"}