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{"created":"2022-01-31T14:56:28.847191+00:00","id":"lit20850","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Ellinger, A.","role":"author"},{"name":"Z. Matsuoka","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 109: 259-271","fulltext":[{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Entstehung von Kynurens\u00e4ure aus Tryptophan\nim Tierk\u00f6rper1).\nVon\nA. Eilinger und Z. Matsnoka.\nAus don pharmakologischen Instituten der Universit\u00e4ten K\u00f6nigsberg i. Pr. und\nFrankfurt a. M.)\n(Der Redaktion zugegangen am 22. Februar 1920.)\n1. Verhalten der Indolbrenztraubens\u00e4ure im Tierk\u00f6rper.\nIn einer fr\u00fcheren Mitteilung2) haben wir darauf hingewiesen, da\u00df der Weg, auf dem sich die Umwandlung von Tryptophan in Kynurens\u00e4ure im Tierk\u00f6rper vollzieht, noch, der Aufkl\u00e4rung bedarf. Wir hatten versucht, hierzu dadurch beizutragen, da\u00df wir das Verhalten des von uns synthetisch dargestellten Pr-2-Methyltryptophans im Tierk\u00f6rper pr\u00fcften. Da aber die Bildung einer methylierten Kynurens\u00e4ure ausblieb, so konnten diese Versuche die fr\u00fcher er\u00f6rterte Annahme der Ringerweiterung nach Analogie der Bildung von \u00df-Chlorchinolin durch Einwirkung von Chloroform und Kalilauge auf Indol nicht st\u00fctzen. Diese Annahme war ohnedies hinf\u00e4llig geworden durch den Nachweis, da\u00df die Kynurens\u00e4ure die Carboxyl-gruppe nicht in \u00df-, sondern in a-Stellung zum Stickstoff tr\u00e4gt, wie er inzwischen durch A. Homer3) erbracht worden ist.\nEine Arbeit von Barger und Ewins4) aus deni Jahre 1917, die, wie Herr Barger mitteilte, ohne Kenntnis\n') Die experimentellen Untersuchungen waren bereits vor Ausbruch des Krieges abgeschlossen. Im theoretischen Teil ist die inzwischen erschienene Literatur, soweit sie mir zug\u00e4nglich war, ber\u00fccksichtigt.\nEilinger.\n2)\tDiese Zeitschr. Bd. 91, S. 45 (1914).\n3)\tJourn. of biolog. chemistry Bd. 17, S. 509 (1914).\n4)\tBiochemical Journ. Bd. 11, S. 58 (1917).\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. C1X.\n18","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nA. Ellinger and Z. M&tsuoka,\nunserer Ver\u00f6ffentlichung ausgef\u00fchrt wurde, brachte eine Best\u00e4tigung unserer Erfahrungen \u00fcber das Verhalten des Methyl -tryptophans im Tierk\u00f6rper.\nBarger und Ewins diskutieren ebenso wie wir die zweite M\u00f6glichkeit der Chinolinringbildung aus dem Tryptophan unter Abspaltung des Pyrrolstickstoffes und Beteiligung des Amino-stickstoffs an der Ringschlie\u00dfung nach dem Schema:\nNH, CHCOOH\n>\nN C\u2022COOH\n0/\n/\n/\nHCi\nHC|\nC C \u2022 OH CH\nH\nDurch die Versuche mit Pr-2-Methyltryptophan lie\u00df sich die Berechtigung der zweiten Annahme weder beweisen noch widerlegen. Dagegen konnte sie gepr\u00fcft weiden durch Verabreichung der Pr-2-Indolbrenztraubens\u00e4ure, der das Amino-stickstoffatom in der Seitenkette fehlt. Wenn diese Verbindung, die nach der geltenden Anschauung als erstes Abbauprodukt des Tryptophans zu erwarten ist, Kynurens\u00e4ure im Organismus liefert, so ist die zur Diskussion gestellte Entstehungsweise zwar noch nicht endg\u00fcltig widerlegt, \u2014 denn es k\u00f6nnte eine R\u00fcckverwandlung der Brenztraubens\u00e4ure in das Alanin [Embden1), Knoop2)] und sekund\u00e4r die Chinolinringbildung in der fraglichen Weise erfolgen \u2014 aber sie w\u00e4re dann doch recht wenig wahrscheinlich.\nEs gelang in der Tat aus dem Harn von Kaninchen, denen die von uns synthetisch dargestellte Indolbrenztraubens\u00e4ure als Natriumsatz subkutan eingespritzt war. Kynurens\u00e4ure zu gewinnen.\nDie Menge der isolierten Kynurens\u00e4ure ist gering, sie betr\u00e4gt im g\u00fcnstigsten Falle nur knapp 12% bei einem Tiere.\n0 Biochem. Zeitschr. Bd. 29, S. 423 (1910) und Bd. 38, S. 393 u. 407 ; 1912).\n*) Diese Zeitschr. Bd. 67, S. 489 (1910) und Bd. 71, S. 251 (1911)","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Entstehung von Kynurens\u00e4nre usw.\n261\ndas nach Tryptophaninjektion mehr als die doppelte Menge Kynurens\u00e4ure ausschied. Aber es erscheint nicht gerechtfertigt daraus zu schlie\u00dfen, da\u00df der Weg zur Kynurens\u00e4ure nicht \u00fcber die Ketos\u00e4ure f\u00fchre, zumal die angewandten Dosen' bereits toxische Wirkung aus\u00fcbten.\nAngesichts unserer positiven Befunde d\u00fcrfte das folgende Schema der Umwandlung von Tryptophan in Kynurens\u00e4ure den beobachteten Tatsachen am besten gerecht werden.\ndH)\n\u2022V)\nC \u2022 CH\u00ab - CH \u2022 NH,\u2014COOH CH\t* -> (II)\nCO \u2022 CI I,. CO- COOH\nNH-COOH CO\nV. CIL C \u2022 COOH\nC \u2022 CH,\u2014CO\u2014COOH CH\nNH\nCO\n\u25ba (IV)\n\\/\\\nCH,\nCO-COOH\nNH,\n(VI)\nC-OH\n/ \\/\\ CH\n/\nC-COOH\nDas Schema \u00e4hnelt in den ersten Stufen dem von Dakin1) unter der Annahme der \u00df-Stellung des Carboxyls in der Kynurens\u00e4ure diskutierten und ist weiterer experimenteller Pr\u00fcfung zug\u00e4nglich, falls es gelingt, die o-Aminobenzoylbrenz-traubens\u00e4ure (IV) synthetisch daizustellen und ihre Umwand-lungsprodukte aus dem Harn zu isolieren.\nExperimenteller Teil.\nI. Darstellung der Indolbrenztraubens\u00e4ure.\nKondensation von Indolaldehyd mit Hippurs\u00e4ure, Essigs\u00e4ureanhydrid und Natriumacetat zum azetylierten Azlakton.\n10 g Indolaldehyd, 14 g wasserfreie Hippurs\u00e4ure und \u00f4,5 g frisch geschmolzenes Natriumazetat wurden gut mit-\n\u2019) H. D. Dakin, Oxidations and reductions in the animal body S. \"3 (1912).","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nA. Ellingor und Z. Matsuoka,\neinander verrieben, mit 25 ccm Essigs\u00e4ureanhydrid \u00fcbergossen und 1 Stunde lang im kochenden Wasserbade erhitzt. Die Mischung schmolz in 15 Minuten zu einer dunkelroten Fl\u00fcssigkeit zusammen und erstarrte allm\u00e4hlich zu einer kristallisierten Masse. Diese wurde zun\u00e4chst nach dem Erkalten mit Wasser gewaschen, dann mit Wasser wiederholt ausgekocht, bis das Waschwasser nicht mehr sauer reagierte.\nDas dunkelbraune Rohprodukt, das 19 g wog, wurde im Trockenschrank bei 90\u00b0 C. getrocknet und ,aus siedendem Chloroform umkristallisiert. Es kristallisierte ohne Chloroform in hellgelben rhombischen oder schiefrhombischen Tafeln oder S\u00e4ulen und schmolz bei 205\u2014206\u00b0 C.\n0,1692 g Substanz, bei 105\u00b0 C. getrocknet, gaben 0.4495 g CO\u00ab und\n0,0686 H20.\n0,1528 g Substanz, bei 105 \u00b0 C. getrocknet, gaben 11,6 ccm N bei 21\u00b0 (..\nund 755 inm Druck.\nH\nC\tN\n/\\\nHC\nHC\nC\nic\nC \u2014 CH - C C \u2022 C#H5\nC N-CO-CH, H\nt 20 R11 h'2 Cj Mol.-Gew.: 830.1)\nBer. C 72,70\tH = 4,27\tN = 8,49\nGef. C = 72,45\tII = 4,54\tN = 8,54\nEs war also bei dem l\u00e4ngeren Erhitzen im Wasserbad nicht das Azlakton entstanden, wie es Ellinger und Flamand1) fr\u00fcher beschrieben haben, sondern dessen Acetylprodukt.\nSpaltung des acetylierten Azlaktons zur Indolbrenztraubens\u00e4ure.\n4 g des acetylierten Azlaktons wurden in einem Halbliterkolben mit 60 ccm 40 % iger Natronlauge am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler so lange erhitzt, bis eine einheitliche, gelbliche, klare Fl\u00fcssigkeit entstanden und nur noch schwache Ammoniakentwicklung bemerkbar war; das Erhitzen dauerte 4\u20145 Stunden.\n\u2019) Diese Zeitschr. Bd. 55 S. 16 (1908).","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Entstehung von Kynurens\u00e4ore usw. 263\nNach Vollendung der Reaktion wurde der Kolben schnell mit Wasser abgek\u00fchlt und der Inhalt in die 10 fache Menge Wasser eingegossen. Bei kurzem Stehen schied sich ein geringer nach Indol riechender Niederschlag aus, von dem abfiltriert wurde; die klare Fl\u00fcssigkeit wurde mit Eis gut gek\u00fchlt, mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert und mehrmals mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt.\nDer \u00c4ther wurde abdestilliert, der \u00c4therr\u00fcckstand im Luftstrom gut getrocknet, wiederholt mit Petroleum\u00e4ther ausgekocht, um ihn von Benzoes\u00e4ure zu befreien, und der stark dunkel gef\u00e4rbte trockene R\u00fcckstand wurde abermals mit \u00c4ther aufgenommen, wobei eine stark gef\u00e4rbte Verunreinigung unl\u00f6slich zur\u00fcckblieb. Von der filtrierten \u00e4therischen L\u00f6sung wurde der \u00c4ther abdestilliert. Der \u00c4therr\u00fcckstand betrug 2,2 g, das sind etwa 90% der theoretischen Menge. Die S\u00e4ure kristallisiert aus Eisessig mit einem Molek\u00fcl Essigs\u00e4ure. Bei der Wiederholung des Umkristallisierens verliert man erhebliche Mengen der S\u00e4ure, und die Substanz ist nicht leicht farblos zu erhalten. Es ist zweckm\u00e4\u00dfig, vor dem Umkristallisieren die S\u00e4ure nochmals in \u00c4ther zu l\u00f6sen, von der in \u00c4ther unl\u00f6slichen Verunreinigung zu befreien, und dann aus Eisessig umzukristallisieren. Die in dieser Weise gewonnene S\u00e4ure ist etwas gelblich gef\u00e4rbt, aber wenn die S\u00e4ure Essigs\u00e4ure verliert, erscheint sie fast farblos. Die Kristallessigs\u00e4ure geht im Vakuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure und \u00c4tzkali im Laufe eines Monats vollst\u00e4ndig weg, bei 100\u00b0 im Vakuum \u00fcber \u00c4tzkali in 24 Stunden.\nI.\t0,1865 g lufttrockene Substanz verlieren im Vakuum \u00fcber \u00c4tzkali und bei Wasserdampftemperatur 0,0421 g Gewicht.\nII.\t0,2108 g lufttrockene Substanz verlieren im Vakuum \u00fcber \u00c4tzkali und bei Wasserdampftemperatur 0,0487 g Gewicht.\nIII.\t0,1386 g essigs\u00e4urefreie S\u00e4ure: 0,3323 g C02 0,0587 g H,\u00f6.\nIV.\t0.1621 g \u201e\t\u201e\t0,3865 g CO, 0,0653 g H\u201e0.\nV.\t0,1252 g ' \u201e\t\u201e\t\u201e\t7,9 ccm N bei 22\u00b0 u. 756 mm Hg.\nCnH9N03, C2H402\tBer. CjH.O, 22,80\n(Mol.-Gew.: 263,1)\tGef. C2H40, (I) 22,63 (II) 23,10","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\n\u00c0. Ellinger and Z. M\u00bbtsuoka,\nCH\nC*CH\u00abCOCOOH\nCH\nH\nCu H0NOa\tBer.\tC =\t65,00\tH\t=\t4,47\tN\n(Mol.-Gew.: 203,1)\tGef.\tC =\t65,39\t(III)\tH\t~\t4,75 (III)\n\u201e\tC =\t65,16\t(IV)\tH\t=\t4,51 (IV)\tN\n6,90 7.07 (V)\nZur Identifizierung der synthetischen S\u00e4ure mit der Keto-s\u00e4ure stellten wir eine para-Nitrophenylhydrazinverbindung dar.\np ar a-Nitrophenylhydrazin verbin dung der Indolbrenzt rauben\ns\u00e4ure.\n- CH, \u2022 C \u2022 COOH N\nnii.c;h4.no,\n0,52 g Indolbrenztraubens\u00e4ure mit 0,3 g para-Nitrophenyl-bydrazin und wenig Eisessig wurden in einem kleinen Kolben auf freier Flamme kurze Zeit im Sieden gehalten, die dunkelrote Reaktionsfl\u00fcssigkeit wurde in ein kleines Becherglas gegossen; sie erstarrte \u00fcber Nacht in der K\u00e4lte kristallinisch. Die Masse wurde auf Ton gestrichen und im Exsikkator getrocknet; die Ausbeute betrug 0,6 g.\nDas Rohprodukt wurde mit siedendem Benzol wiederholt ausgezogen. Aus der vereinigten Benzoll\u00f6sung schied sich eine gelbe kristallinische Substanz aus, das abfiltrierte Benzol wurde mit Petrol\u00e4ther versetzt; der flockige gelbe Niederschlag wurde \u00fcber Nacht ebenfalls kristallinisch. Die Gesamtausbeute an kristallinischer Substanz betrug 0,4 g. Die Substanz kristallisiert in gelben Tafeln, die sich in Rosetten gruppieren, sie schmilzt bei 153\u2014154\u00b0.\n0,1084 g Substanz im Vakuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet:\nN = 15,8 ccm bei 20\u00b0 u. 761 mm Druck CJfHt4N404\tGef. N = 16,58\n(Mol.-Gew.: 338,1)\tBer. N = 16.57.","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Entstehung von Kynurens\u00e4ure usw.\n265\nII. Verhalten der Indolbrenztraubens\u00e4ure im Kaninchenorganismus.\nEinem Kaninchen von 2,5 kg K\u00f6rpergewicht, welches nur mit Hafer und Wasser gef\u00fcttert war, wurden zun\u00e4chst 0,7 g Tryptophan als Na-Salz subkutan eingespritzt und aus dem. Harn, der w\u00e4hrend 24 Stunden nach der Injektion gesammelt war, wurden 0,1712 g (28 \u00b0/0) Kynurens\u00e4ure gewonnen. Die Kynurens\u00e4urebestimmung wurde nach Jaffes Methode ausgef\u00fchrt; der Harn wurde auf dem Wasserbade zur Trockne eingedampft, mit Alkohol wiederholt ausgezogen, und die s\u00e4mtlichen alkoholischen Ausz\u00fcge wurden nach Absitzen \u00fcber Nacht \u00eeiltriert und eingedampft.\nDer Alkoholr\u00fcckstand wurde mit wenig Wasser aufgenommen, mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert und mit \u00c4ther \u00fcberschichtet, die ausgeschiedene Kynurens\u00e4ure wurde nach mehrt\u00e4gigem Stehen auf ein gewogenes Filter gebracht, getrocknet und gewogen.\nDas Filtrat wurde weiter mit \u00c4ther ersch\u00f6pft und mit Phosphorwolframs\u00e4ure versetzt; der Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlag wurde mit Barytwasser gekocht und filtriert, das Filtrat durch Kohlens\u00e4ure vom \u00fcbersch\u00fcssigen Baryum-hydroxyd befreit. Das ausgeschiedene Baryumcarbonat wurde nach halbst\u00fcndigem Kochen abfiltriert und das Filtrat auf ein ganz geringes Volumen auf dem Wasserbade eingedampft.\nKynurens\u00e4ure, die sich der Ausscheidung entzogen hatte, sollte bei dieser Behandlung sich als Bariumsalz ausscheiden. Aber der R\u00fcckstand der eingedampften L\u00f6sung ergab keine Kynurens\u00e4urereaktion.\nDemselben Kaninchen wurden 5 Tage nach der Tryptophaninjektion 0,5 g essigs\u00e4urehaltiger Indolbrenztraubens\u00e4ure 2 mal als Na-Salz im Laufe von 3 Stunden unter die Haut gespritzt. Aus dem w\u00e4hrend 24 Stunden gesammelten Harn wurden 0,0824 (11,7%) Kynurens\u00e4ure gewonnen, die S\u00e4ure wurde in das charakteristische Bariumsalz \u00fcbergef\u00fchrt. Der Alkoholr\u00fcckstand aus dem Harn nach der Injektion der Indol-brenztraubens\u00e4ure war zum gr\u00f6\u00dften Teil eine in Wasser oder \u00c4ther unl\u00f6sliche, in Alkohol leicht l\u00f6sliche Substanz, die sich","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nA. Ellinger und Z. Matsuoka,\nbeim Uberschichten mit \u00c4ther als harzige Masse zusammenballte und die Kynurens\u00e4ureausscheidung erschwerte. Es ist deshalb zweckm\u00e4\u00dfig, die in Wasser unl\u00f6sliche Substanz vor dem Ans\u00e4uern mit Schwefels\u00e4ure abzufiltrieren. Die Kynurens\u00e4ure scheidet sich in einigen Tagen nach dem Ans\u00e4uern vollst\u00e4ndig ab. Die in Wasser unl\u00f6sliche Substanz scheint ein anderes wahrscheinlich den Indolkern enthaltendes Stoffwechselprodukt der Indolbrenztraubens\u00e4ure zu sein, dessen Reindarstellung nicht gelang.\nIm Harn des Kaninchens war nach der Injektion \u00fcber 2 Wochen lang Eiwei\u00df nachweisbar.\nNachdem das Tier nach 1 Monat sich vollkommen erholt hatte, wurden ihm 0,5 g der Indolbrenztraubens\u00e4ure als Na-Salz 2 mal im Laufe von 5 Stunden eingespritzt.' Aus dem Harn wurden diesmal 0,06 g Kynurens\u00e4ure gewonnen. Die aus-geschiedene gef\u00e4rbte S\u00e4ure schied sich so einheitlich kristallinisch und wenig gef\u00e4rbt aus, da\u00df der Schmelzpunkt genommen wurde. Die S\u00e4ure schmolz bei 267\u00b0 C.\nUm vielleicht eine bessere Ausbeute an Kynurens\u00e4ure zu erhalten, wurde einem zweiten Kaninchen von 3350 g 1 g essigs\u00e4urehaltige Indolbrenztraubens\u00e4ure als Na-Salz auf einmal ohne vorherige Probeinjektion von Tryptophan eingespritzt. Aus dem Harn wurden indessen nur 0,014 g Kynurens\u00e4ure gewonnen. Der Harn enthielt reichlich Eiwei\u00df und Zylinder, das Tier magerte stark ab und erholte sich erst im Laufe von 4 Wochen allm\u00e4hlich.\nEinem dritten Kaninchen (1600 g), welches nach Einspritzung von 0,5 g Tryptophan nur 0,03 g (7%) Kynurens\u00e4ure im Harn ausschied, wurden eine Woche sp\u00e4ter 0,5 g Indolbrenztraubens\u00e4ure 2 mal im Laufe von 3 Stunden unter die Haut gespritzt. Aus dem Harn, der w\u00e4hrend 24 Stunden gesammelt war, wurden nur 0,011 g Kynurens\u00e4ure gewonnen. Der Harn war an den drei folgenden Tagen frei von Eiwei\u00df.\nIn den beiden letzten Versuchen wurde nur so wenig Kynurens\u00e4ure gewonnen, da\u00df zur Identifikation nur die F\u00e4rb-","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Entstehung von Kynurens\u00e4ure usw.\n267\nreaktionen nach Jaffe und nach Kretschy (Rotf\u00e4rbung beim Erhitzen mit Essigs\u00e4ureanhydrid) benutzt wurde.\n\u00dcbersicht \u00fcber die Injektionsversuche.\nDat.\tNr. des Versuchstieres\tGewicht\tEingespritzt\tAusgeschiedene Kynurens\u00e4ure\tBemer- kungen\n1 7.\tI.\t2500 g\t0.7 g Tryptophan\t0,172\tEiwei\u00df \u2014\n7,7.\t\t\t1 g Brenztraub.\t0,0824\t4~\n4. 8.\t\t\t1 g\t0,060\t\u00bb +\n12. 7.\t11.\t3350 g\t1 g\t-\t0,0142\tr 4\"\n22./7.\t111.\t16u0 g\t0,5 g Tryptophan\t0,02\u2018J\tV\n28,7.\t\t\t1 g Brenztraub.\t0.011\t\u201e \u2014\nEine Betrachtung der Versuchsresultate zeigt als wichtigstes Ergebnis, da\u00df in allen F\u00e4llen aus Indolbrenztrauben-s\u00e4ure Kynurens\u00e4ure entstanden ist. Die Mengen der ausgeschiedenen Kynurens\u00e4ure sind gering, sie schwanken zwischen 1,2 und 11,7% der theoretisch m\u00f6glichen. Individuelle' Verschiedenheiten zeigen sich sowohl in der F\u00e4higkeit, aus Tryptophan wie aus der Brenztraubens\u00e4ure Kynurens\u00e4ure zu bilden. Kaninchen I, das etwa 28% der theoretischen Menge aus Tryptophan bildet, liefert 11,7% bzw. 6,8% aus Indolbrenztraubens\u00e4ure; im Harn von Kaninchen III, das nur 7% nach Tryptophan ausscheidet, finden sich nach der Brenztraubens\u00e4ure nur 1,2% der theoretischen Menge. Es wird also nur ein Bruchteil (etwa V5\u2014V3) der Menge Kynurens\u00e4ure ausgeschieden, die im Harn nach Tryptophan erscheint.\n2. Verhalten der a-Chinolincarbons\u00e4ure im Tierk\u00e4rper.\nAus zwei Gr\u00fcnden war es von Interesse, das Verhalten der a-Chinolincarbons\u00e4ure zu pr\u00fcfen : einmal um zu sehen, ob die Oxydation in der Y-Stellung zum Stickstoff auch am bereits fertig dargebotenen Chinolinring stattfindet, ferner um","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nA. Ellinger und Z. Matsuoka,\ndurch einen etwaigen \u00dcbergang in Kynurens\u00e4ure ein neues Argument f\u00fcr die von Homer aufgestellte Kynurens\u00e4urcfomiel beizubringen.\nEs sei vorausgeschickt, da\u00df, bevor die Homersehen Arbeiten erschienen waren, bereits Herr Dr. Flamand auf Veranlassung des einen von uns (E.) eine Versuchsreihe \u00fcber das Verhalten der \u00df-Chinolincarbons\u00e4ure im Tierk\u00f6rper angestellt hatte, die die unver\u00e4nderte Ausscheidung ergab und deren Einzelheiten hier nicht wiedergegeben werden sollen.\nAuch die Versuche mit a-S\u00e4ure ergaben, da\u00df eine Oxydation am Pyridinkern des Chinolins nicht ein-tritt. Die S\u00e4ure wird vielmehr zum gr\u00f6\u00dferen Teil mit Glv-kokoll gepaart, zum kleineren unver\u00e4ndert ausgeschieden.\nZur Darstellung der a-Chinolincarbons\u00e4ure wurde zuerst nach D\u00f6bner und W. v. Miller1) das Chinaldin mit Chrom-s\u00e4ure und Schwefels\u00e4ure oxydiert. Da aber so nur 2 g S\u00e4ure aus 20 g Chinaldin gewonnen wurden, wurde sp\u00e4ter nach K\u00f6nigs Methode2) gearbeitet. Durch Kondensation von Chinaldin mit Formaldehyd im Einschmelzrohr wurde a-Ohinolyl-propandiol dargestellt und diese Verbindung durch konzentrierte Salpeters\u00e4ure zu Chinolincarbons\u00e4ure oxydiert. Nach diesem Vorgehen wurden 15 g oc-Chinolincarbons\u00e4ure aus 20 g Chinaldin gewonnen. Die S\u00e4ure schmolz bei 1560 C., entsprechend dei Angabe von K\u00f6nigs. Sie gibt mit Essigs\u00e4ureanhydrid erhitzt eine intensive Rotf\u00e4rbung, wie die Kynurens\u00e4ure (Kretschys Farbreaktion).\nDie S\u00e4ure ist f\u00fcr Kaninchen ziemlich giftig. 0,5 g wurden als Natriumsalz einem Kaninchen von 2490 g Gewicht zweimal hintereinander im Laufe von 3 Stunden subkutan injiziert. Das Tiei war auffallend ruhig, zeigte nach 24 Stunden intensive H\u00e4moglobinurie und wurde sehr matt. Am n\u00e4chsten Tage ging es zugrunde, in der Blase fand sich noch stark blutiger Harn. Das Ergebnis der Sektion best\u00e4tigte das Vorhandensein einer h\u00e4morrhagischen Nephritis.\n9 Ber- d. chem. Ges. Bd. 16, S. 2472 (1883).\n*) Ebenda Bd. 32, S. 223 (1899).","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Entstehung von Kynurens\u00e4ure usw. 269\nDem zweiten Kaninchen von 2,5 kg Gewicht wurden 0,3 g der S\u00e4ure als Natriumsalz zweimal im Lauf von 3 Stunden injiziert, das Tier entleerte eiwei\u00dffreien Urin, wurde etwas matt, erholte sich aber nach und nach; nach 10 Tagen wurde ihm 1 g der S\u00e4ure als Natriumsalz im Lauf von G Stunden eingespritzt. Das Tier wurde ebensowenig gesch\u00e4digt wie fr\u00fcher, der Urin blieb auch diesmal eiwei\u00dffrei; das Tier erholte sich schnell. In dieser Weise wurde die Substanz immer in kleinen Mengen mehreren Kaninchen injiziert, aber die Tiere entleerten nicht immer blut- oder eiwei\u00dffreien Harn. Im ganzen wurde 6 Kaninchen je 1 g der S\u00e4ure injiziert, und nur 2 Kaninchen erholten sich.\nDer Harn, der 24 Stunden nach der Injektion gesammelt war, wurde von Eiwei\u00df befreit, dann auf dem Wasserbad bis zur Trockne eingedampft und mit hei\u00dfem Alkohol mehrmals ausgezogen; die alkoholischen Ausz\u00fcge wurden auf dem Wasserbade eingedampft. Der R\u00fcckstand wurde mit 5 \u00b0/0iger Schwefels\u00e4ure in einen kleinen Kolben hineingebracht und nach Zusatz von \u00c4ther stehen gelassen. Da eine nennenswerte Ausscheidung wie bei Anwesenheit von Kynurens\u00e4ure nicht bemerkbar war, wurde die ganze Fl\u00fcssigkeit in einen Scheidetrichter gebracht. und mit \u00c4ther wiederholt ausgesch\u00fcttelt. Beim Abdestillieren der \u00e4therischen Ausz\u00fcge schieden sich feine Kristalle aus, und nach l\u00e4ngerem Stehen wurde der R\u00fcckstand durchgehends kristallinisch. Die Kristalle bestanden aus kleinen dicken Pl\u00e4ttchen. Die kristallinische Masse wurde mit wenig \u00c4ther einmal gewaschen und in kochendem Wasser gel\u00f6st; aus der von wenig harziger Substanz abtiltrierten L\u00f6sung schieden sich bald etwas gef\u00e4rbte Kristalle, zugespitzte schmale T\u00e4felchen aus. Nach zweimaliger Umkristallisation schmolz die Substanz bei 188\u00b0 C. Beim Erhitzen der Substanz trat ( hinolingeruch auf.\n0.1822 g Substanz bei 105\u00b0 getrocknet: 19,2 ccm N bei 14\u00b0 u. 750 mm Hg. 0.1387 g Substanz bei 105\u00b0 getrocknet: 0,319 g CO, u. 0,0593 g H,().\nBer. (C12Hl0O3N.) C = 62,58\tH = 4,38\tN = 12,18\nGif. (230,1)\tC = 62,72\tH == 4,78\tN = 12,17.","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nA. Ellinger und Z. Matsuoka,\nDie Analysenzahlen stimmen also auf die Formel CH\n/\\ CH\nC*H\\ 1 C\u2022 CO\u2022 NH\u2022 CH2\u2022 COOH,\nN\ndes a-Chinolincarbonylglykokoll.\nDie s\u00e4mtlichen Mutterlaugen und das \u00e4therische Filtrat wurden vereinigt und eingeengt, einmal mit Tierkohle entf\u00e4rbt und dann auf dem Wasserbade eingedampft. Der noch gef\u00e4rbte sirup\u00f6se R\u00fcckstand wurde nach dem Zusatz von einigen Tropfen Wasser nach mehrt\u00e4gigem Stehen kristallinisch, die Menge der Kristalle betrug 0,13 g bei dem ersten Versuch nach Einspritzung von 1 g S\u00e4ure. Der Schmelzpunkt der wiederholt umkristallisierten Substanz lag bei 156 und sie erwies sich hierdurch wie durch die Analyse (s. u. als unver\u00e4nderte a-Chinolincarbons\u00e4ure.\nDie mit \u00c4ther ersch\u00f6pfte urspr\u00fcngliche Fl\u00fcssigkeit unges\u00e4uertes mit Wasser aufgenommenes Extrakt) wurde filtriert und mit Phosphorwolframs\u00e4ure gef\u00e4llt, um noch gel\u00f6ste S\u00e4ure zu isolieren. Der Niederschlag wurde abgesaugt, mehrmal-mit b\u00b0/0iger Schwefels\u00e4ure gewaschen, mit Barytwasser zerlegt, auf freier Flamme gekocht und hei\u00df filtriert.\nDas \u00fcbersch\u00fcssige Baryum wurde mit Schwefels\u00e4ure ue-nau neutralisiert, das BaS04 abfiltriert und das Filtrat zum Sirup eingedampft. Der mit Wasser aufgenommene R\u00fcckstand wurde mit Essigs\u00e4ure neutralisiert und Bleiazetatl\u00f6sung zugesetzt ; der Niederschlag des Bleisalzes wurde abfiltriert, in Wasser aufgeschwemmt, mit Schwefelwasserstoff von Blei befreit und das klare Filtrat vom Schwefelblei auf dem Wasserbad eingedampft. Bei langem Stehen schieden sich wei\u00dfe nadelf\u00f6rmige Kristalle aus, die ebenfalls bei 156\u00b0\nschmolzen. So wurden noch 0,05 g der unver\u00e4nderten S\u00e4ure erhalten.\nZur Analyse wurde die S\u00e4ure im Vakuumexsikkator getrocknet.\n0,1072 g Substanz gaben N: 7,8 ccm bei 19\u00b0 u. 764 mm Druck 0,1103 g Substanz: 0,2802 g C02 u. 0,0435 H20","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Entstehung von Kynurens\u00e4ure usw.\n271\n(01#H7NOs)\t13er. C = 69,34\tH = 4,08\tN = 8,10 \u2022\n(Mol.-Gew.: 173,1)\tGef. C = 69,20\tH \u2014 4,41\tN = 8,36.\nZusammenfassung.\n1.\tNach Einspritzung von Indolbrenztraubens\u00e4ure, deren Synthese beschrieben wird, tritt im Harn Kynurens\u00e4ure auf.\n2.\ta-Chinolincarbons\u00e4ure wird teils mit Glykokoll gepaart, teils unver\u00e4ndert vom Kaninchen ausgeschieden, sie wird nicht zu Kynurens\u00e4ure vom Kaninchen oxydiert.\n:3. Der Weg vom Tryptophan zur Kynurens\u00e4ure f\u00fchrt am wahrscheinlichsten \u00fcber Indolbrenztraubens\u00e4ure und Aminobenzoylbrenztraubens\u00e4ure.","page":271}],"identifier":"lit20850","issued":"1920","language":"de","pages":"259-271","startpages":"259","title":"Zur Frage der Entstehung von Kynurens\u00e4ure aus Tryptophan im Tierk\u00f6rper","type":"Journal Article","volume":"109"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:56:28.847197+00:00"}