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{"created":"2022-01-31T14:52:54.147263+00:00","id":"lit20854","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Arthur Weil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 109: 289-297","fulltext":[{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche \u00fcber das Wesen der Anaphylaxie.\nVon\nEmil Abderhalden und Arthnr Weil.\nMit 1 Tafel.\n(Aus dem Physiologischen Institut der Universit\u00e4t Halle a. S.\n(Der Redaktion zngegangen am 9. M\u00e4rz 1920.)\nIrotz ungez\u00e4hlter Versuche ist die Ursache der Anaphylaxie und des anaphylaktischen Shockes bis heute nicht so aufgekl\u00e4rt, da\u00df eine bestimmte Ansicht an die Stelle zahlreicher verschiedener Anschauungen treten k\u00f6nnte. Auf der einen Seite vertritt Friedberger mit seinen Sch\u00fclern und Anh\u00e4ngern die au\u00dferordentlich bestechende Ansicht, da\u00df die Anaphylaxie bzw. der anaphylaktische Shock auf die Bildung eines besonderen K\u00f6rpers, genannt Anaphylatoxin, zur\u00fcckzu-t\u00fchren sei. Er stellt sich vor, da\u00df nach Einspritzung von blutfremdem Eiwei\u00df ein Abbau einsetzt, der zu Abbaustufen f\u00fchrt, die durch ganz spezifische, eigenartige Eigenschaften ausgezeichnet sind. Diese Anschauung schien eine m\u00e4chtige \u25bast\u00fctze durch die Entdeckung der Abwehrfermente zu erhalten, und der eine von uns hat sofort das Studium der Anaphylaxie von den erw\u00e4hnten Gesichtspunkten aus aufgenommen in. der Hoffnung, zeigen zu k\u00f6nnen, da\u00df die Entstehung der Abwehrfermente und ihre Wirkung mit der Anaphylaxie in bestimmtem Zusammenhang stehen1). Die betreffenden, vielfach wieder-\nVgl, die Literatur bei Emil Abderhalden, Abwehr fermente. 4. Auflage. J. Springer (1914). \u2014 Vgl. insbesondere Emil Abderhalden, Diese Zeitschr. Bd. 82, S. 109 (1912).","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nEmil Abderhalden und Arthur Weil,\nholten Untersuchungen ergaben jedoch keinen Anhaltspunkt f\u00fcr die Entstehung des Shockes. Es zeigte sich, da\u00df bereits am 2. bis 3. Tage nach der Einspritzung des Eiwei\u00dfes Abwehrfermente im Blute anzutreffen sind, und trotzdem kommt es bei der Reinjektion derselben Eiwei\u00dfart, wie sie zur Vorbehandlung benutzt worden war, nicht zur Erscheinung des Shockes. Der Gehalt des Blutes an Abwehrferraenten wurde verfolgt bis zu dem Tage, an dem der Shock sich ausl\u00f6sen lie\u00df. Es zeigte sich kein bemerkenswerter Unterschied im Abbauverm\u00f6gen des Blutserums w\u00e4hrend dieser ganzen Zeit. Selbstverst\u00e4ndlich spricht dieser ganze Befund nicht unmittelbar gegen die Anschauung von Friedberger. Es konnte nur der Schlu\u00df gezogen werden, da\u00df eine St\u00fctze f\u00fcr die Annahme von Friedberger aus den erw\u00e4hnten Beobachtungen nicht gezogen werden kann.\nEine andere Ansicht vertritt D\u00f6rr. Ihm hat sich in neuerer Zeit Paul Schmidt1) angeschlossen. Diese Forscher sind der Ansicht, da\u00df die eigenartigen Erscheinungen, die der Reinjektion des blutfremden Eiwei\u00dfes folgen, auf physikalischen Zustands\u00e4nderungen von kolloiden Produkten des Blutplasmas beruhen. Sie sollen auch die Ursache der in den Blutkapillaren festgestellten Gerinnungserscheinungen sein. Auch diese Annahme vermag uns jedoch nicht zu erkl\u00e4ren, weshalb erst nach einer bestimmten Zeit der Zustand des Shockes ausgel\u00f6st werden kann. Es ist nicht unsere Absicht, auf das so au\u00dferordentlich mannigfaltige Forschungsgebiet der Anaphylaxie hier einzugehen. Es liegen eine gro\u00dfe Anzahl der verschiedensten Beobachtungen vor, die zeigen, da\u00df das ganze Problem vielfach gar zu einseitig betrachtet worden ist. Die Ausl\u00f6sung des Shockes kann durch allerlei Ma\u00dfnahmen verhindert werden. Schon dieser Umstand zeigt, da\u00df es sich nicht nur um die Bildung eines bestimmten Stoffes handeln kann, vielmehr\nl) P. Schmidt, Archiv f. Hygiene u. Infektionskr. Bd.83, S.89 (1916); P. Schmidt und W. Sch\u00fcrmann ebenda Bd. 86, S. 195 (1919). \u2014 Vgl. zum ganzen Problem auch Hermann Bold, Archiv f. Hygiene Bd. 89 S. 101 (1919).","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche \u00fcber \u00abJas Wesen der Anaphylaxie.\n291\nm\u00fcssen noch andere Bedingungen erf\u00fcllt sein, um die schweren Erscheinungen des Shockes herbeizuf\u00fchren. Es ist selbstverst\u00e4ndlich nicht ausgeschlossen, da\u00df chemische und physikalisch chemische Momente Zusammenwirken. Besonders bedeutungsvoll ist die Beobachtung von Paul Schmidt1), wonach die M\u00f6glichkeit besteht, auch dann die typische Erscheinung des Shockes hervorzurufen, wenn nicht Eiwei\u00df, sondern vollst\u00e4ndig eiwei\u00dffreie St\u00e4rke in die Blutbahn eingef\u00fchrt wird. Es besteht n\u00e4mlich auch hier die M\u00f6glichkeit der Bildung eines Abbauproduktes, das seinerseits wieder auf den Zustand von kolloiden Substanzen im Blut einwirken k\u00f6nnte. Es mu\u00df aber auch die M\u00f6glichkeit zugegeben werden, da\u00df eine direkte Zustands\u00e4nderung durch die reinjizierte St\u00e4rke statt hat.\nWir stellten uns folgende Aufgabe: Es sollte eine Aminos\u00e4urekette durch immer weitere Anlagerung eines neuen Eiwei\u00dfbausteines vergr\u00f6\u00dfert werden. Wir bezweckten damit die Herstellung immer h\u00f6her molekularer Polypeptide von ganz bestimmter Struktur. Wir begannen unsere Versuche mit der Aminos\u00e4ure Glykokoll und bauten mit diesem Bausteine die Polypeptide Glycyl-glycin, Diglycyl-glycin, Trigly-cyl*glycin, letra-, Penta-, Hexa- und Heptaglycyl-glycin auf. Die Fragestellung war die folgende: Gelingt es, mit einem dieser Produkte Anaphylaxie und speziell den Shockzustand hervorzurufen?\nUnsere Absicht war, sobald nach der Injektion und der Reinjektion eines bestimmten Polypeptides der Shockzustand auftiat, festzustellen, in welchem Zustand das betreffende Produkt im Blutplasma vorhanden war. Ferner beabsichtigten wir, ganz genaue physikalisch-chemische Studien \u00fcber das Verhalten des betreffenden Produktes zu den Piasma-eiwei\u00dfk\u00f6rpern und auch den Blutk\u00f6rperchen zu machen, um mit allen Methoden der physikalisch-chemischen Technik heraus-zutinden, welcher Art der Einflu\u00df des betreffenden Polypeptides auf den Gesamtinhalt des Blutes war. Der eine von\n\u2019) Siehe die Anmerkung auf voriger Seite. Hoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CIX.\n20","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nEmil Abderhalden und Arthur Weil,\nuns1) hat bereits fr\u00fcher mit hochmolekularen Polypeptiden vorl\u00e4ufige Versuche dieser Art durchgef\u00fchrt. Das Ergebnis war kein ganz eindeutiges. Aus Mangel an Material konnten die Versuche damals nicht wiederholt werden.\nWas die Versuchstechnik anbetrifft, so sei erw\u00e4hnt, da\u00df wir die einzelnen Produkte in Dosen von 0,1 g subkutan oder intraperitoneal zugef\u00fchrt haben. Die intraven\u00f6se Injektion ist zu derail igen Versuchen nicht geeignet, weil die M\u00f6glichkeit physikalischer Zustands\u00e4nderungen im Blut und dadurch bedingte Thrombenbildung in den feinsten Kapillaren vorliegt. Nur das bei der erw\u00e4hnten Art der Zuf\u00fchrung eintretende klassische Bild des Shockzustandes mit Temperatursturz und Lungenbl\u00e4hung darf als Anaphylaxie angesprochen werden.\nNach der erw\u00e4hnten Ver\u00f6ffentlichung \u00fcber den Plan, in systemal ischer W eise die M\u00f6glichkeit der Erzeugung von Anaphylaxie durch peritoneale Einf\u00fchlung von Polypeptiden von bekannter Zusammensetzung und Struktur zu untersuchen, hat Zunz2) in der gleichen Dichtung Versuche angestellt. Wir konnten leider seine Versuchsanordnung nicht einseh\u00e9n, weil die Zeitschrift, in der er seine Arbeit mitgeteilt hat, uns trotz aller Bem\u00fchungen nicht zug\u00e4nglich war. Er gibt an, da\u00df schon nach Einspritzung von Triglycyl-glycin anapliy-laxie\u00e4hnliche Erscheinungen aufgetreten seien. Wir fanden hingegen bei der Einspritzung aller Polypeptide bis herauf zum Octapeptid, abgesehen von geringer Temperaturschwan-kung (0,8\u20141,3\u00b0), keine Erscheinungen, die an den anuphvlak-tischen Shock erinnerten. Die Reinjektion wurde jedesmal nach 20 Tagen vorgenommen, und zwar wurden Mengen von 0,006-0,1 g Polypeptid zugef\u00fchrt,\nInteressanterweise beobachteten wir, da\u00df vom Hepta-peptid an nach der ersten Injektion eine charakteristische Hauterkrankung eintrat, die wir mit demselben Pr\u00e4parat immer wieder an derselben Stelle hervorrufen konnten. Drei\n\u2019) Abderhalden, Riese Zeitschr. Bd. 81, S. 315 (1912).\n*) Journal de Physiolog. et de Pathol, g\u00eaner. Bd. 18, S. 449 (1918).","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche \u00fcber dns Wesen der Anaphylaxie.\t2H3\nTn-*' nach der mtraperitonealen Injektion un 0,1 g Hexa-^lycyl-giycin becuun sich die Haut zu beiden Seiten der Wirbels\u00e4ule in der H\u00f6he der Kreuzwirbel stark zu r\u00f6ten, gegen die Umgebung zu erw\u00e4rmen und Haarausfall zu zei -en' Nach weiteren 2 Tagen hatte die Epidermis sich in trockenen Borken abzul\u00f6sen begonnen; unter den Schoifbildungen sah man einzelne dunkelrote nekrotische Herde. Die Erkrankung trat symmetrisch zu beiden Seiten der Wirbels\u00e4ule auf, und zwar in zwei parallelen Streifen von 4 \u20145 cm L\u00e4nge und 2,5\u20143 cm Breite (Tafel 1). Das K\u00f6rpergewicht nahm im Vergleich zu den Kontrollieren um etwa 15\u00b0 0 im Durchschnitt ab. Nach etwa 4 Wochen waren die Borken abge-sto\u00dfen; die Haut an der erkrankten Stelle war haarlos und mit einem mattseidegl\u00e4nzenden H\u00e4utchen bedeckt, in das einzelne dunkelnde Flecke von Erbsengr\u00f6\u00dfe eingelagert waren (Tafel 2). Nach weiteren 2\t3 Wochen begann wieder\ndie Haarbildung die kahlen Stellen zu bedecken (Tafel 3). Mikroskopische Uautschnitte, die 8 Tage nach der Injektion angefer igt wmen. zeigten, da\u00df an d**n erkrankten Stellen die Epidermis in der \u00e4u\u00dfersten Schicht, dem Stratum corneum. verschwunden und das Bindegewebe des Coriums im Vergleich zu normalen Pr\u00e4paraten vermehrt war.\nDiese eigenai tige, eng umschriebene Hauterkrankung kann als eine vor\u00fcbergehende Ern\u00e4hrungsst\u00f6rung gedeutet werden, die durch Ver\u00e4nderungen im kapillaren Kreislauf an den erkrankten Stellen bedingt ist. Der Angriffspunkt f\u00fcr die toxische Wirkung des Polypeptides mu\u00df inneihalb der Bauchh\u00f6hle gelegen sein, da die subkutane Injektion keine Ver\u00e4nderungen bewirkt. In Analogie mit besser studierten Verh\u00e4ltnissen am menschlichen K\u00f6rper kann man annehmen, da\u00df auch beim Meerschweinchen das in Frage kommende Hautgebiet durch die Rami sacrales der Arteria sacralis media versorgt wird. Diese beiden paarigen \u00c4ste werden von Nerven innerviert, die von den Bauchgeflechten des Sympathicus ausgehen. Es besteht die M\u00f6glichkeit, da\u00df bei intraperitonealer Injektion eine direkte Sch\u00e4digung dieser Zentren durch das Heptapeptid erfolgt ist. Unerkl\u00e4rt bleibt allerdings, weshalb","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nEmil Abderhalden und Arthur Weil.\nnicht auch andere Gef\u00e4\u00dfgebiete, z. B. die des Darinkanals, in Mitleidenschaft gezogen worden sind.\nHollande beschreibt nach intraperitonealer Injektion von Glykokollkupfer anaphylaktische Erscheinungen bei Meerschweinchen. Sie gingen nach der dritten oder vierten Injektion im Shock zugrunde, w\u00e4hrend bei intrakardialer Einspritzung keine Sch\u00e4digungen auftraten Da\u00df es sich hierbei nicht, wie er annimmt, um toxische Wirkungen, die durch mehr als eine Aminogruppe im Molek\u00fcl bedingt sind, handelt, sondern um charakteristische Kupfer Vergiftungen, konnten wir durch die intraperitoneale Injektion von Glykokollkupfer und Kupferacetat in Mengen, die 3,1 mg Kupfer enthielten, beweisen. 11,4 mg Glykokollkupfer einem Meerschweinchen von 623 g und 9,9 mg Kupferacetat einem Tiere von 638 g Gewicht intraperitoneal injiziert, riefen die gleichen Erscheinungen hervor: Etwa 5 Minuten nach der Einspritzung zeigen die Tiere leichte Unruhe ; es treten starke klonische Kr\u00e4mpfe der Rumpfmuskulatur auf, die etwa 20 Minuten andauern und von einem Stadium der Ersch\u00f6pfung gefolgt werden; unter zunehmender Atemnot tritt nach 4 Stunden der Tod ein. Die K\u00f6rpertemperatur ist nach 1 Stunde um 4,5\u00b0 gesunken und betr\u00e4gt vor dem Exitus nur noch 31\" -32\u00b0. Die Sektion ergab in beiden F\u00e4llen starke Hyper\u00e4mie des Bauchfelles und der D\u00e4rme, die aufgetrieben sind; die Lungen sind nicht retrahiert, dagegen hepatisiert. Das Volumen betr\u00e4gt im ersten Falle 12 ccm, nach Kupferacetat 11 ccm gegen 8\u20149 ccm bei einem normalen Meerschweinchen.\nExperimenteller Teil.\n1. Darstellung der Glykokoll enthaltenden Polypeptide.\nDie Derivate der Glycylreihe sind bis zum Hexapeptid bereits von Emil Fischer und seinen Mitarbeitern dargestellt worden. Abweichend von den angef\u00fchrten Methoden2)\n*) U. r. de biologie Bd. 81, S. 58 (1918); vgl. Chem. Zentralbl. Bd. I. S. 250 (1919).\n*) Vgl. Untersuchungen \u00fcber Aminos\u00e4uren. Polypeptide und Proteine. Berlin 1906.","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche \u00fcber das Wesen der Anaphylaxie.\t295\nstellten wir das Pentaglycyl-glycin nicht aus dem Diglycyl-glycin-methylester durch Erhitzen auf 100\u00b0 dar, sondern aus dem Pentapeptid durch Anlagerung von Chloracetylchlorid. \u2014 Als Ausgangsmaterial benutzten wir Monochloressigs\u00e4ure, aus dem wir Glykokollesterchlorhydrat in gr\u00f6\u00dferen Mengen nach der folgenden Methode gewannen:\nGlykokollesterchlorhydrat.\n100 g Monochloressigs\u00e4ure in 400 ccm Wasser gel\u00f6st tropfen allm\u00e4hlich unter R\u00fchren und stetem Eiszusatz in P/4 Liter 25\u00b0/0iges Ammoniak; die L\u00f6sung wird 8 Tage bei Zimmertemperatur und hellem Tageslicht aufbewahrt. Hierauf wird sie im Vakuum auf etwa 500 ccm eingeengt und in einem Emailletopf zum Sieden erhitzt, dann so lange Calciumoxyd hinzugesetzt, bis die st\u00fcrmische Ammoniakentwicklung aufh\u00f6rt, hierauf Zusatz von verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure bis keine F\u00e4llung mehr eintritt, Einengen des Filtrats im Vakuum bis zur Trockne, Einleiten von trockenem Salzs\u00e4uregas unter Zusatz von 500 ccm absolutem Alkohol. Wieder bei 30\u00b0 im Vakuum zur Trockne einengen und die Veresterung mit 300 ccm unter schnellem Einleiten von HCl wiederholen; nach dem Absaugen der noch hei\u00dfen L\u00f6sung von dem R\u00fcckst\u00e4nde f\u00e4llt in der K\u00e4lte das Glykokollesterchlorhydrat aus. Ausbeute etwa 30\u201435\u00b0/0 der Theorie.\nAus dem Glykokollesterchlorhydrat wurde Glycinanhydrid durch Aufl\u00f6sen in wenig Wasser und Zusatz von 33%iger Natronlauge unter Turbinieren und starker K\u00fchlung im K\u00e4ltegemisch gewonnen. \u2014 Die Verarbeitung zu Diglycyl-glycin geschah nach den schon fr\u00fcher gegebenen Vorschriften1).\nBei der Darstellung des Triglycyl-glycins wichen wir von der Fischer sehen Methode ab, indem wir das Choracetyl-diglycyl-glycin nicht bei 100\u00b0, sondern bei Zimmertemperatur aminierten, wobei wir mit der 10 fachen Menge in Eis ges\u00e4ttigtem Ammoniakwasser in Druckflaschen 5 Tage lang aufbewahrten. Nach dieser Zeit waren etwa 80\u00b0/o des gesamten\n') E. Abderhalden und A. Fodor, Ber. d. deutsch, ehern. Gesellseh. Bd. 40, 8. 501 (1016).","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nEmil Abderhalden und Arthur Weil.\nChlors abgespalteii. \u2014 Oie Ausbeute an reinem Tetrapeptid beti\u00e4gt nach dieser Methode etwa 60% der Theorie, wenn man nicht mit Alkohol f\u00e4llt, sondern das Polypeptid durch Kinengen der ammoniakalisehen LBsung im Vakuum gewinnt Das hierbei erhaltene Produkt ist beim Trocknen im Vakuum-exikkator \u00fcber Schwefels\u00e4ure leicht wasserfrei zu erhalten und beh\u00e4lt keine 2 5% Wasser zur\u00fcck, wie es Fischer beschreibt ').\nDieselbe Methode wurde hei der Darstellung der folgenden Glieder angewandt : vom Chloracefyltriglycyl-glycin an ist es hierbei n\u00f6tig, zun\u00e4chst nach dem Zusatz des Ammoniaks 24 Stunden auf o7\u00b0 zu erw\u00e4rmen. Die maximal abge^paltene Menge U nimmt bei den h\u00f6heren Gliedern immer mehr al>: hei der Darstellung des Pentapeptides beti\u00e4gt sie etwa \u00f6o% der Theorie, beim Hexapeptid 40%, beim Hepiapeptid 20%\u00b0, beim Oktapeptid ca. 15%. Es ist bis jetzt nicht gegl\u00fcckt, aus den Mutterlaugen der beim Einengen ausgefallenen Polypeptide weitere Chloiacetylierungsprodukte zu gewinnen; sie stellen neue, leicht wasserl\u00f6sliche Verbindungen dar. \u2014 Da die Loslichk. it mit der L\u00e4nge der Kette stark abnimmt, wird die IL inigung durch einfaches Umkristallisieren aus Wasser immer mehr erschwert. Wir mu\u00dften sie schlie\u00dflich durch Aufl\u00f6sen m Ammoniak oder verd\u00fcnnter Nationlauge und Neutralisieren nu verd\u00fcnnter S\u00e4ure bewerkstelligen. - Die physikalischen Konstanten der dargestellten Verbindungen sind in einer Tabelle (S. 9) zusammengestellt.\nAls analytische Belege f\u00fcr die neuen Polypeptide f\u00fchren wir an:\n1. Pentagiycyl-glyoiii : 0,0717 g Suintant geben 0,1053 g CO, und 0,0388 g H, O. 0,1020 g Substanz verbrauchen 16,8 ccm n/10 H.,S04.\nHer. f\u00fcr ClfH20N6O7 : C: 39,98 \u00b0/0 H: 5.61% N: 23,34%,\nOef. : C: 40,12% H: 6,06% N: 22,95%.\n2. Heptapeptid: 0,1656g Substanz geben 0,2268g C0o0 und 0,0801 g H O. Ber. f\u00fcr Cu \u00cf\u00cf2S N, Og : C : 40,26 % H : 5,56 %,\nCef: C: 39.75% H: 5,76 %.\n*) 1. c. S. 353.","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche. Aber das Wesen der Anaphylaxie,\t297\n\tF (unkorr.)\t\tL\u00f6slichkeit in Wasser\t\nSubstanz\tBr\u00e4unung\tZei Setzung\t15\u00b0\t100\u00b0\n\tBeginn\tgegen\t1 Teil iu\t\nDiglycyl-glycin . .\t215\t240\t20\tleicht\nTriglycyl-glycin . .\t220\t270 *)\t50\t4\nTetraglycyl-glycin .\t252\t270\t700\t60\nPentaglycyl-glycin .\t258\t280\t2000\t200\nHexaglycyl-glycin .\t2208)\t285 .\t. \u2014\t\u2014\n2. Anaphylaxie-Versuche.\nZur intraperitonealen Injektion wurden die Polypeptide in der berechneten n/5\u2014n/10-Natronlauge aufgel\u00f6st, wieder mit der \u00e4quinormalen Menge Schwefels\u00e4ure neutralisiert und mit einer gut ausgekochten 2 ccm-Spritze langsam eingespritzt. \u2014 Das Hexa- und Heptapeptid fielen beim Neutralisieren der alkalischen L\u00f6sung als gelatin\u00f6se Masse aus und wurden mit 2 \u2014 3 ccm Wasser wieder verrieben.\n\u2019) Die Glyeylderivate zeigen keine charakteristi>chen Schmelz*, oder Zerret zungspunkte. Die Br\u00e4unung beginnt unscharf nach leicbti r .Gelbf\u00e4rbung; e.. tritt daun allm\u00e4hlich dunkleie F\u00e4rbung ohne deutliche Zersetzung ein. Die Zahlen der zweiten Spalte bedeuten daher maximale Sehuarzf\u00e4rhung.\ns) Beginnende Gelbf\u00e4rbung.","page":297},{"file":"p0297s0002.txt","language":"de","ocr_de":"\u00ab\nX\nSC\n\u00ceS\n\u25a0/.\n-\tSS -L\n-\t\u00bb3 0\n\"\u00f6 c\n&\nri J) S\ncTO H\n-\t'\u2014' x 5 x\n> bi, \u2014 o\nSo\u201d .2 ^ \u00ab= \u2022E -t k-.* fci-,2,-c o\nCo1\u201d *\"\u2022 \u2022> e\ni. ?\t4)\n4 ,2 tJt-\nT3 3 S\nIjS\nc v o\n>i s\nftTc = Bf jl o\njS >* C X JiC* C\net sc e\nx\nti\nsc\no\n'S\nbt \u00a3\nC?\nc \u2022+ ^ r\n5\t\u00bb fct\nc ^ \u25a05^0) o \u00c6 \u00a3 's ^ *S\nv -w\nT \u2022 s\nu C \u00c4\n* -s *\n_ X \u00ab S\u00dff \u00ab J. *s c x \u00a3 o o\n6\t\u00ee^>\ni\u00df TV \u00c4\n\u00a3 *\nH x\nto \u2014\ne\u00f6\nX\nX\n\u00ab\no\no\nX\no\n>\nHoppe Seylers Zeitschrift, Band 109. Zu E. A b der li a I d en und A. Weil. Versuche Uber das Wesen tier Anaphylaxie-","page":0}],"identifier":"lit20854","issued":"1920","language":"de","pages":"289-297","startpages":"289","title":"Versuche \u00fcber das Wesen der Anaphylaxie","type":"Journal Article","volume":"109"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:52:54.147268+00:00"}