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{"created":"2022-01-31T15:15:18.882399+00:00","id":"lit20855","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Fischer, Hans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 96: 292-295","fulltext":[{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"I\nZur Kenntnis des Phylloerythrins. (Bilipurpurins.)\nVon\nHans Fischer.\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t M\u00fcnchen )\n(Der Redaktion zugegangen am 17. November 1915.)\nL\u00f6bisch und Fischler1) gewannen aus Rindergalle insehr geringer Ausbeute einen sch\u00f6n krystallisierenden Farbstoff Bili-purpurin und ermittelten seine Zusammensetzung zu CMH3405N4. Wie schon aus dem gew\u00e4hlten Namen Bilipurpurin hervorgeht, hielten die Autoren ihren Farbstoff f\u00fcr einen Gallenfarbstoff, wof\u00fcr ja auch die Zusammensetzung zu sprechen schien.\nMarchlewski2) gelang es schon fr\u00fcher, aus Faeces von K\u00fchen einen sch\u00f6n krystallisierenden Farbstoff zu isolieren, dem er den Namen Phylloerythrin gab, und der in seinen Eigenschaften dem Bilipurpurin von L\u00f6bisch und Fischler au\u00dferordentlich \u00e4hnlich war. Durch direkten Vergleich der beiden Pr\u00e4parate konnte Marchlewski die Identit\u00e4t beider feststellen. Marchlewski hielt seinen Farbstoff f\u00fcr ein Chlorophyllderivat und bewies diese Annahme dadurch, da\u00df er die Galle eines -Gallenfistelschafes auf ihre Zusammensetzung je nach . der F\u00fctterung des Tieres untersuchte. Es stellte sich nun heraus, da\u00df die Galle frei von Phylloerythrin war, wenn das Schaf chlorophyllfrei ern\u00e4hrt wurde, da\u00df aber der Farbstoff nach Gr\u00fcnf\u00fctterung alsbald in der Galle erschien. Durch diesen Versuch war bewiesen, da\u00df Bilipurpurin ein Chlorophyllderivat sein mu\u00dfte.\nDurch das liebensw\u00fcrdige Entgegenkommen von Herrn Prof. Windaus, dem ich auch an dieser Stelle herzlichst danken m\u00f6chte, war ich nun in der Lage, das Originalpr\u00e4parat\n\u2018) Monatshefte f. Chemie, 1903, 159.\n*) Diese Zeitschr., Bd. 43 und 45.","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Phylloerythrins.\t293\nvon L\u00f6bisch und Fischler zu untersuchen. Der sch\u00f6n kry-stallisierte K\u00f6rper stimmt in allen Eigenschaften mit den von den Autoren angegebenen \u00fcberein; nur kann man unm\u00f6glich den Farbstoff als leichtl\u00f6slich in Chloroform bezeichnen. Indessen gibt Marchlewski f\u00fcr das Phylloerythrin an, da\u00df das Umkrystallisieren aus siedendem Chloroform geschieht, und das L\u00f6sen zweckm\u00e4\u00dfig im So xhl et sehen Extraktionsapparat geschieht. Die Angabe der oben erw\u00e4hnten Forscher wird daher wahrscheinlich auf einer Verwechslung beruhen. Bei der Mikroanalyse nach Pregl ergab sich nun folgendes Resultat.\n5,285 mg Substanz gaben 0,461 ccm N bei 19\u00ae und 718 mg Hg. 5,290 mg Substanz gaben 0,453 ccm N bei 18\u00ae und 718 mg Hg. 6,388 mg Substanz gaben 0,463 ccm N bei 19\u00ae und 718 mm Hg,\n4,107 mg Substanz gaben 10,26 mg Kohlens\u00e4ure und 2,19 mg Wasser. 4,491 mg Substanz gaben 11,175 mg Kohlens\u00e4ure und 2,42 mg Wasser.\nMgw. 596,33.\tBer.:C\t68,42\tH6,09\tN 9,40\nC3aHMN406. *\t584,33.\tc :\tC\t67,77\tH 6,21\tN 9,59\nGef.:\t68,13\t5,97\t9,63 9,49 9,49\n\u00bb :\t67,86\t6,03.\nHiernach ist die von L\u00f6bisch und Fischler angegebene Zusammensetzung ausgeschlossen und die mit 34 C-Atomen die wahrscheinlichste.\nDie an zweiter Stelle angegebenen Zahlen stimmen \u00fcberein mit denen des Mesobilirubinogens,1) eines Reduktionsproduktes des Bilirubins. Da der Gallenfarbstoff und seine Derivate zur Komplexsalzbildung mit Schwermetallen nicht bef\u00e4higt sind, habe ich das Bilipurpurin hierauf untersucht und ein sch\u00f6n kristallisierendes Kupfersalz isolieren k\u00f6nnen, eine Best\u00e4tigung daf\u00fcr, da\u00df kein Gallenfarbstoff \u2014 sondern ein Chlorophyllderivat vorliegt. Da das Bilipurpurin in allen gebr\u00e4uchlichen L\u00f6sungsmitteln, auch in Eisessig, nahezu unl\u00f6slich ist, mu\u00dfte ich als L\u00f6sungsmittel leider Pyridin anwenden. Zu der Pyridinl\u00f6sung wurde eine L\u00f6sung von essigsaurem Kupfer in Eisessig hei\u00df zugegeben und alsbald erfolgte Krystallisation in konzentrisch vereinigten nadelf\u00f6rmigen Prismen. Durch Umkrystallisieren aus Pyridineisessig erh\u00e4lt man eine absolut\n*) H* Fischer, Zeitschr. f. Biol., Bd. 65, S. 164.","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"Hans Fischer,\neinheitliche Krystallisation. Zur Analyse wurde bei 100\u00b0 im Vakuum zur Gewichtskonstanz getrocknet. Eine Gewichtsabnahme erfolgte nicht.\n5,547 mg Substanz gaben 0,479 ccm N bei 16\u00b0 urid 720 mm Hg. 4,366 mg Substanz gaben 0,379 ccm N bei 19\u00b0 und 719 mm Hg. 5,286 mg Substanz gaben 0,636 mg CuO. 4,833 mg Substanz gaben 0,583 mg CuO. 11,785 mg C0, und 2,38 mg Wasser. 4,307 mg Substanz gaben 0,525 mg CuO, 10,515 mg CO, und 2,09 mg Wasser.\nC3\u00ab\u00bb6H34,6N4,6CuO,.6. Mgw. 655,38. Ber.: C 66,83 H 5,31 N 9,62 Cu 9,70\nGef. :\t66,50\t5,51\t9,66\t9,61\n66,58\t5,43\t9,60\t9,74\nAus diesem Analysenresultat, besonders auch den hohen Stickstoffwerten geht hervor, da\u00df ein halbes Molek\u00fcl Krystall-pyridin eingetreten ist und wenn man dies abzieht, so ergibt sich die b ormel (G3lH32N4Cu03,5)2 und es sind also, nur nach der empirischen Formel betrachtet, drei Molek\u00fcle Wasser ausgetreten und ll2 Sauerstoffatom hinzugekommen. Besonders bemerkenswert ist die Herabminderung im Sauerstoff und dies R\u00e9sultat best\u00e4tigt durchaus die Ansicht Marchlewskis, da\u00df das Bilipurpurin ein Chlorophyllderivat ist. Wie der Sauerstoffaustritt zustande kommt, ist schwer zu sagen, da das Bilipurpurin schon selbst keine freie Carbons\u00e4ure mehr ist, da es in Alkali sich nicj\u00ff l\u00f6st. Ein Ester ist es auch nicht, denn die Methoxylbestimmung verlief negativ. Leider hat das mir zur Verf\u00fcgung stehende Material zur weiteren Untersuchung nicht ausgereicht.\nIch habe deshalb versucht, aus Kot von Pflanzenfressern weiteres Material zu gewinnen, aber die Ausbeute ist, wie schon Marchlewski angibt, minimal. Indessen gelang es, aus Schafkot das Phylloerythrin zu isolieren und in das krystallisierte Kupfersalz \u00fcberzuf\u00fchren, das im spektroskopischen Befund mit dem oben beschriebenen Pr\u00e4parat \u00fcbereinstimmt. (In Pyridinl\u00f6sung untersucht, Konzentration 1 zu 1000, Schichtdicke 1 mm, zwei Streifen, I 605-587, II 565-545. I intensiver wie II). Die Ausbeute war auch hier so gering, da\u00df ich die weitere Arbeit aufgegeben habe.\nBei dieser Gelegenheit fahndete ich auch auf die gelben Begleiter des Chlorophylls und zwar haupts\u00e4chlich auf Xanthophyll. Das Verfahren","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"J\nZur Kenntnis des Phylloerythrins.\t29\u00bb>\nwar folgendes: Schafkot wurde mit Alkohol verr\u00fchrt auf Faltenfiltem abfiltriert (Absaugen ist unm\u00f6glich) und mehrmals mit \u00c4ther ausgedeckt. Diese Operationen dauern einen ganzen Tag. Das intensiv gr\u00fcn gef\u00e4rbte Filtrat, das die \u00abPhasenprobe\u00bb \u2019) in charakteristischer Weise zeigt, wurde drei Stunden lang mit alkoholischem Kali stehen gelassen. Nach dieser Zeit wurde mit Wasser entmischt, der \u00c4ther noch einige Male mit Wasser ausgewaschen und dann im Vakuum auf ein geringes Volumen gebracht. Die Krystallisation wurde abgesaugt, mit Schwefelkohlenstoff dreimal gewaschen, dann aus Methylalkohol umkrystallisiert. Aus diesem L\u00f6sungsmittel krystallisiert ein gelber Farbstoff in pr\u00e4chtig gl\u00e4nzenden - eingekerbten Pl\u00e4ttchen. F. P. 192\u2014193\u00ae. Zur Analyse wurde nochmals in Chloroform gel\u00f6st und mit Petrol\u00e4ther gef\u00e4llt. Der Schmelzpunkt blieb unver\u00e4ndert. Hiernach kann kein unver\u00e4ndertes Xanthophyll vorliegen, falls nicht der K\u00f6rper trotz seiner sch\u00f6nen Krystallisation doch noch Verunreinigungen enth\u00e4lt. Zur Analyse wurde bei 100\u00ae im Vakuum \u00fcber Phosphorpcntoxyd getrocknet.\n4,202 mg Substanz gaben 12,345 mg Kohlens\u00e4ure und 3,57 mg Wasser. 2,540 mg gaben 7,60 mg Kohlens\u00e4ure und 2,22 mg Wasser.\n(C,4H8\u00abOj.) Mgw. 354,27. Ber.:C81,30 H 9.67\nGef.: 81,42\t9,51\n81,60\t9,78.\nDa die Formel des Xanthophylls C40HMO8 ist und f\u00fcr meinen K\u00f6rper hiermit keine \u00dcbereinstimmung statthat, so halle ich es f\u00fcr das wahrscheinlichste, da\u00df noch irgend eine schwer entfernbare Verunreinigung in dem gelben Farbstoff des Kots enthalten ist, der im \u00fcbrigen in seinen L\u00f6slichkeitsbedingungen und dem spektroskopischen Verhalten dem Xanthophyll v\u00f6llig gleicht.\nAuch kann nat\u00fcrlich bei der langsamen Verarbeitung eine sekund\u00e4re Ver\u00e4nderung eingetreten sein.\nDie hier angef\u00fchrten Mikrokohlenwasserstoffbestimmungen verdanke\nich Herrn Dr. H. Lieb in Graz.\n*\n') H. Molisch, Ber. d. D. Bot. Ges., S. 1416; Willst\u00e4tter u. Stoll, Untersuchungen \u00fcber Chlorophyll, S. 144.","page":295}],"identifier":"lit20855","issued":"1915-16","language":"de","pages":"292-295","startpages":"292","title":"Zur Kenntnis des Phylloerythrins (Bilipurpurins)","type":"Journal Article","volume":"96"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:15:18.882404+00:00"}