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{"created":"2022-01-31T16:40:38.823569+00:00","id":"lit20857","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Fischer, Hans","role":"author"},{"name":"G. A. v. Kemnitz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 96: 309-313","fulltext":[{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"I\nOber die Einwirkung einiger Porphyrine auf Paramaecien.\nVon\nHans Fischer und 6. A. v. Kemnitz.\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t M\u00fcnchen.)\n(Der Redaktion zugegangen am 6. Dezember 1915.)\nNachdem H. Fischer1) Urin- und Kotporphyrin aus Harn bezw. Stuhl eines Patienten in krystallisiertem Zustand isoliert hatte, war es von besonderem Interesse zu untersuchen, ob auch diese Porphyrine sensibilisierende Wirkung auf Paramaecien aus\u00fcben. Von Hausmann2) ist ja bekanntlich gezeigt worden, da\u00df die am besten studierten Porphyrine des Blutfarbstoffs, Meso- und H\u00e4matoporphyrin, intensiv sensibilisierend auf diese Tiere wirken. Es war zu erwarten, da\u00df Urin- und Kotporphyrin gleichfalls sensibilisierende Wirkung zeigen w\u00fcrden, waren doch bei dem Patienten selbst deutliche Lichtsymptome bemerkbar und hatte allerdings noch unreines Urmporphyrin bei einem Meerschweinchen Lichtkrankheit3) erzeugt. Um so erstaunter waren wir, als wir sahen, da\u00df Urin- und Kotporphyrin unter den der Untersuchung zugrunde liegenden. Bedingungen keinerlei Einwirkung auf Paramaecien aus\u00fcbte. Bei dieser Gelegenheit untersuchten wir auch H\u00e4mato- und Mesoporphyrin vergleichend quantitativ in ihrer Wirkung auf Paramaecien und es stellte sich heraus, da\u00df\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 95, S, 34- und Bd. 96, S. 148.\n*) W. Hausmann, Biochem. Zeitschr., Bd. 30, S. 276 und Bd. 67, S, 309 u. a. 0.\ns) Selbstverst\u00e4ndlich sollen diese Sensibilisierungsversuche auch am h\u00f6heren Tier, sowie an Erythrocyten ausgef\u00fchrt werden. Das Verhalten der letzteren ist von gro\u00dfem Interesse, weil ich neuerdings bei Untersuchung des frischen Urins meines Porphyrinpatienten gefunden habe, da\u00df hier nebenbei noch ein h\u00e4matin\u00e4hnlicher Farbstoff ausgeschieden wird.\nH. Fischerr","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nHans Fischer und G. A. v. Kemnitz,\nMesoporph\u00ffrin weitst\u00e4rker sensibilisierend aufParamaecien wirkt wie H\u00e4matoporphyrin. Bei einer Konzentration von 1:500000 war bei H\u00e4matoporphyrin keinerlei Wirkung mehr zu konstatieren, w\u00e4hrend Mesoporphyrin in einer Verd\u00fcnnung von 1:8 Millionen noch starke Wirkung aus\u00fcbte. Von F\u00e4rbung ist nat\u00fcrlich in einer derartigen L\u00f6sung nichts mehr zu erkennen.\nEs unterliegt also keinem Zweifel, da\u00df auf Paramaecien Mesoporphyrin intensivere Lichtwirkung ausl\u00f6st wie H\u00e4matoporphyrin, und dies ist besonders bemerkenswert, weil H. Fischer1) und seine Mitarbeiter beim h\u00f6heren Tier das umgekehrte Resultat gefunden haben. Die damaligen Versuche waren alle \u2018mit dem Natronsalz des Mesoporphyrins angesetzt worden und es war die M\u00f6glichkeit vorhanden, da\u00df dieses, weil nahezu unl\u00f6slich, unter der Haut bei der subcutanen Einspritzung an Ort und Stelle liegen bliebe und deshalb beim Mesoporphyrin keine Wirkung zu beobachten sei. Aus diesem Grunde wurden die damaligen Versuche mit dem relativ leicht l\u00f6slichen Kalisalz an wei\u00dfen M\u00e4usen wiederholt, dabei aber nur die alten Resultate besl\u00e4tigt. Nur in vereinzelten F\u00e4llen gelang eine leichte Sensibilisierung, und diese Tiere zeigten dann nach 8\u201410 Tagen sehr sch\u00f6n das Bild der chronischen Lichterkrankung, wie es von Hausmann (l.c.) bei H\u00e4matoporphyrin-M\u00e4usen beschrieben worden ist. W\u00e4hrend jedoch wegen der gro\u00dfen Giftigkeit des H\u00e4matoporphyrins die chronische Form hier nur schwierig zu erzeugen ist, gelingt dies beim Mesoporphyrin sehr leicht.\nBei den Belichtungsversuchen mit Urin- und Kotporphyrin8) bemerkten wir noch eine interessante Verschiedenheit der beiden Farbstoffe. Kotporphyrin ist n\u00e4mlich bedeutend lichtempfindlicher wie Urinporphyrin, indem seine L\u00f6sungen bei\n*) H. Fischer und Meyer-Betz, Diese Zeitschr., Bd. 82, S. 96, Fischer, Bartholom\u00e4us und Rose, Diese Zeitschr., Bd. 84, S. 269.\n*) In der zweiten Mitteilung \u00fcber Kotporphyrin habe ich angegeben, da\u00df 0. Sch\u00fcmm im Falle G\u00fcnther im Stuhle des Patienten das Porphyrin spektroskopisch nachgewiesen habe. Dies ist ein Mi\u00dfverst\u00e4ndnis. 0. Sch\u00fcmm hat im Stuhl eines Sulfonal-Porphyrinpatienten die Spektralerscheinung der Porphyrine erkannt (vgl. diese Zeitschr., Bd. 96, S. 194, Anmerkung).\tH. Fischer.","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Einwirkung einiger Porphyrine auf Paramaecien. 311\nc\t\u2022\nBelichtung nach vorhergehendem Umschlag in Gr\u00fcn schnell ausbleichen, w\u00e4hrend das Urinporphyrin relativ lichtecht ist. Diese Verschiedenheit ist offenbar, bedingt durch die verschiedene Anzahl der Carboxylgruppen. Das 7 Carboxylgruppen enthaltende Urinporphyrin ist lichtechter wie das nur 3 Carboxylgruppen enthaltende Kotporphyrin. \u00c4hnliche Erscheinungen findet man auch auf dem Gebiet der Teerfarbstoffe, wo der Eintritt von Carboxylgruppen in vielen F\u00e4llen erh\u00f6hend auf die Lichtechtheit der betreffenden Farbstoffe wirkt.\nExperimentelles.\nZun\u00e4chst wurden von den zu untersuchenden Farbstoffen Stamml\u00f6sungen angefertigt, die dann zu den weiteren Verd\u00fcnnungen benutzt wurden. Hierzu wurde destilliertes1) Wasser verwandt, nachdem wir uns vorher \u00fcberzeugt hatten, da\u00df dieses innerhalb einiger Stunden keinen sch\u00e4digenden Einflu\u00df auf Paramaecien aus\u00fcbte, au\u00dferdem wurde bei allen Versuchen zur Sicherheit au\u00dfer der Dunkelkontrolle nQch eine Lichtkontrolle mit destilliertem Wasser ohne Farbstoffe mitbeobachtet.\nI.\tH\u00e4matoporphyrin 1:10000. 0,1g krystallisiertes salzsaures H\u00e4matoporphyrin wurden in Wasser gel\u00f6st, 20 ccm ^lo-Natronlauge zugegeben, und auf 1000 aufgef\u00fcllt.\nII.\tMesoporphyrin 1:10000. 0,1g salzsaures Mesoporphyrin wurden mit 20 ccm ^\u00eeo-Normalnatronlauge in einer Reibschale zu einem gleichm\u00e4\u00dfigen Brei zerrieben, und die Suspension dann mit Wasser in eine Literme\u00dfflasche \u00fcbergesp\u00fclt und auf 1000 ccm aufgef\u00fcilt.\n*) Destilliertes Wasser nahmen wir mit R\u00fccksicht auf das Mesoporphyrin, das bei Zusatz von Leitungswasser als Kalksalz ausf\u00e4llt. Dies war auch seinerzeit die Ursache, da\u00df bei den bakteriologischen Versuchen H. K\u00e4mmerers (vgl. Verhandlungen des Kongresses f\u00fcr innere Med., 1914) anfangs kein Resultat erzielt werden konnte, weil eben das Mesoporphyrin mit den N\u00e4hrb\u00f6den stets ausflockte. Um diese Klippe zu vermeiden, gab ich das komplexe Eisensalz des Mesoporphyrins, das Mesoh\u00e4min, H. K\u00e4mmerer in L\u00f6sung, worauf er dann die selektive Einwirkung dieses K\u00f6rpers auf die grampositiven Bakterien entdeckte.\nH. Fischer.","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nHans Fischer und G. A. v. Kemnitz,\nHI>und IV. Die Stamml\u00f6sungen Urin- und Kotporphyrin wurden durch L\u00f6sen von je 0,1 g Farbstoff in 10 ccm Vio-Normalnatronlauge und Auff\u00fcllen auf 1000 ccm gewonnen.\nVersuchsergebnisse.\nIn einer Konzentration von 1:50000 war zwischen H\u00e4mato-und Me\u00e0oporphyrin kein Unterschied festzustellen. Beide Farbstoffe t\u00f6teten bei Belichtung innerhalb 13 Minuten s\u00e4mtliche Tiere, w\u00e4hrend bei den Dunkelkontrollen auch nach 3 Stunden keinerlei Einwirkung zu bemerken war. Es wurde selbstverst\u00e4ndlich bei s\u00e4mtlichen Versuchen daf\u00fcr Sorge getragen, da\u00df die Menge der zugesetzlen Tiere soweit m\u00f6glich die gleiche war.\nIn einer Konzentration von 1:200000 waren deutliche Unterschiede zu konstatieren. Beim H\u00e4matoporphyrin war nach 8 Minuten dauernder Bestrahlung durch die Sonne keine deutliche Wirkung zu konstatieren, nach 19 Minuten intensive Wirkung, nach 1 Stunde alles tot. Dunkelkontrollen ohne Sch\u00e4digung. Ganz anders beim Mesoporphyrin. Schon nach 5 Minuten war intensive Wirkung sichtbar, nach 8 Minuten waren alle Paramaecien tot, nur einige kleinere Infusorien lebten noch, die nach 1 Stunde ebenfalls tot waren. \u2014 Diese Infusorien waren als Verunreinigung in der Kultur vorhanden und es wurde stets beobachtet, da\u00df diese viel langsamer auf das Licht reagierten wie die Paramaecien.1) Um welche Art es sich hierbei handelt, wurde nicht ermittelt. \u2014 Die angegebenen Versuche wurden stets f\u00fcnffach angesetzt und verschiedentlich wiederholt. Der hier beschriebene Versuch wurde am 19. 10. ausgef\u00fchrt, zwischen 12 und 1 Uhr. Es ist leicht m\u00f6glich, da\u00df im Hochsommer noch k\u00fcrzere Lichteinwirkung bereits denselben Effekt aus\u00fcbt, wie auch daraus hervorgeht, da\u00df zum Zustandekommen einer Lichtwirkung immer ein gewisses Lichtminimum notwendig ist. So konnten wir z. B. an einem sehr tr\u00fcben Oktobertage weder durch Methylenblau noch durch Eosin auch nach vielen Stunden irgendeine Einwirkung auf\n\u2018) Ob sich durch diese verschiedene Empfindlichkeit gegen Licht Gattungs- und ArlVerschiedenheiten feststellen lassen, m\u00fcssen weitere Untersuchungen zeigen.\tv. Kemnitz.","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Einwirkung einiger Porphyrine auf Paramaecien. 313\nParamaecien aus\u00fcben, w\u00e4hrend bei st\u00e4rkerer Belichtung dann prompt die Wirkung eintrat.\nDie nun folgenden Angaben beziehen sich auf Beobachtungen am 21. 10. 15 bei hellem Sonnenschein zwischen 10 . und 1 Uhr Vormittag. Die Belichtungszeit war gleichm\u00e4\u00dfig 20 bis 25 Minuten. H\u00e4matoporphyrin 1:500 000: keinerlei Einwirkung, H\u00e4matoporphy rin 1:1 Million: keine Einwirkung, Mesoporphyrin 1:500000: alles tot, auch die kleinen Infusorien, Mesoporphyrin 1 :1 Million: alles tot, kleine Infusorien leben, Mesoporphyrin 1:2 Millionen: der gleiche Befund, Mesoporphyrin 1:4 Millionen: der gleiche Befund, Mesoporphyrin 1:8 Millionen:- nach 25 Minuten starke Sch\u00e4digung, nach 3/* Stunden die meisten Tiere tot. \u00c4hnliche Wirkung, nur etwas abgeschw\u00e4cht, war noch in einer Konzentration von 1:16 Millionen zu konstatieren, und erst bei 1:32 Millionen war keine Einwirkung mehr vorhanden.\nUrin- und Kotporphyrin untersuchten wir in einer Konzentration von 1:80000 bis 10000, ohne da\u00df irgendwelche Wirkung zu konstatieren war. Auch das komplexe Eisensalz des freien Urinporphyr ins \u00fcbte keinerlei Wirkung aus, ebenso war beim komplexen Kupfersalz des Mesoporphyrins keine deutliche Einwirkung zu erkennen. Letzteres ist um so bemerkenswerter, als Mesoh\u00e4min, das komplexe Eisensalz des Mesoporphyrins, intensive Giftwirkung auf Paramaecien aus\u00fcbt, wie wir uns in Best\u00e4tigung der Versuche von H. K\u00e4mmerer \u00fcberzeugten.","page":313}],"identifier":"lit20857","issued":"1915-16","language":"de","pages":"309-313","startpages":"309","title":"\u00dcber die Einwirkung einiger Porphyrine auf Paramaecien","type":"Journal Article","volume":"96"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:40:38.823575+00:00"}