Open Access
{"created":"2022-01-31T14:58:45.513187+00:00","id":"lit20865","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Cohen Tervaert, D. G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 110: 41-54","fulltext":[{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Mikroreduktionsbestimmung.\nVon\nDr. D. G. Cohen Terraert.\n(Aus dem Physiologisch-chemischen Laboratorium der Universit\u00e4t Utrecht, Direktor Professor Dr. W. E. Ringer.)\n(Der Redaktion zagegangen am 20. K\u00fcrz 1920.)\nI. Die Kupfermethode Bange.\nIvar Bang hat kurz vor seinem Tode einige Ab\u00e4nderungen seiner bekannten Mikromethode zur Bestimmung der Reduktion des Blutes ver\u00f6ffentlicht1). Die fr\u00fchere direkte Titrierung des entstandenen Kuprosalzes ist von einer indirekten ersetzt worden, indem nach Zugabe von Jodat und Schwefels\u00e4ure ein Teil der ersteren vom Kuprosalze reduziert wird und der Rest jodometrisch (nach Zusetzen von Kaliumjodid) zur\u00fccktitriert wird*). Es wird so der Einflu\u00df des Luftsauerstoffes ausgeschaltet, der fr\u00fcher bei der alkalischen Reaktion das Kuprosalz zum Teile wieder oxydierte; das ziemlich umst\u00e4ndliche Einleiten von Kohlens\u00e4ure ist also jetzt \u00fcberfl\u00fcssig. Zweitens w\u00fcrde aber jetzt nach Bang die Dauer des Kochens, wenn sie nur nicht zu kurz genommen\n\u2019) \u00dfiochem. Zeitschr. Bd. 87, S. 248 und Bd. 92, S. 344 (1918). Ivar Bang und R. Hatlehoel, ebenda Bd. 87, S. 264 (1918).\n*) Bang sagt nicht, da\u00df Mc. Lean als erster die Jodsiure zu diesem Zwecke empfohlen hat. Vor kurzem hat Mc. Lean eine genau \u00e4usgear-heitete Methode zur Mikrobestimmung des Blutzuckers beschrieben, die auf diesem Prinzip beruht und sich in unserem Laboratorium ausgezeichnet bewahrte. \u2014 Siehe Hugh Me. Lean, The Biochemical Journal Bd. 13, S. 135 (1919); R. Bahlmann, Nederlandsch Tijdschrift voor Geneeskunde 1920 (I).\nIloppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CX.\n4","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"43\nD. 6. Cohen Tervaert,\nwird, ohne Einflu\u00df sein. Das regelm\u00e4\u00dfige Kochen wurde mittels Dampfdurchieitung gef\u00f6rdert.\nIch habe nun diese abge\u00e4nderte Methode gepr\u00fcft und bin zu folgenden Schlossen gekommen:\nNur mit Innehaltung einer bestimmten Erhitzungszeit bekommt man brauchbare Resultate. Es sind weiter noch einige kleinere Ab\u00e4nderungen zu empfehlen.\nIn der Methodik und der Herstellung der L\u00f6sungen folgte ich den Angaben Bangs genau nach, wie er es in der letzten Mitteilung vorschreibt. Das Jodat wurde der Kupfersulfatl\u00f6sung zugesetzt und nicht zusammen mit der Schwefels\u00e4ure am Ende der Erhitzung zugef\u00fcgt, weil die genaue Abmessung dann etwas schwierig ist. Statt Schwefels\u00e4ure setzte ich aber Salzs\u00e4ure zu. Man bekommt dann keinen Niederschlag (wahrscheinlich Uranylsulfat), der die Titration erschwert.\nDie L\u00f6sungen waren also folgende:\nI.\tExtraktionsl\u00f6sung:\tKaliumchlorid (Kahlbaum oder\nMerck) ...................... 160 g,\nUranylacetat......................1,5\tg,\n25%ig\u00ae Salzs\u00e4ure.................0,75\tccm,\nWasser bis suf...................1000\tccm.\nII.\tKupfersulfat-Jodl\u00f6sung : Kupfersulfat...................2,5\tg,\nKslramjod\u00e4t .................... 0,360 g,\n20% \u00bb8\u00ab Schwefels\u00e4ure (oder Salzs\u00e4ure) ............................10\tccm1)\nWasser bis auf.................. 1000\tccm.\nIII.\tAlkali-L\u00f6sung:\tKaliumkarbonat..................75 g,\nSeignettesalz .....................20\tg,\nWssser bis auf.................. 1000\tccm.\nIV.\tSalzs\u00e4ure 16 %\u2022\nV.\tKaliumjodidlosung 5%* *),\nVI.\tN/100-Natriumthiosulfat.\nDie Bestimmung geschah dann in folgender Weise. Ein Papientflckchen wurde mittels der Hartmann- und Braun-\n*) Zur Erh\u00f6hung der Haltbarkeit.\n*) Mittels Quecksilber jodfrei gehalten.","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Mikroreduktionsbeetimmung.\n43\nsehen Mikrotorsionswage gewogen1), mit Zuckerl\u00f6sung oder Blut getr\u00e4nkt, wiederum gewogen und in einem weiten kurzen Reagenzrohr mit 6,5 ccm der L\u00f6sung I w\u00e4hrend 30 Minuten extrahiert. Die Fl\u00fcssigkeit wurde dann in einen Erlenmeyer-Kolben abgegossen, es wurde mit 6,5 ccm der Losung I nachgesp\u00fclt und s\u00e4mtliche 13 ccm zur Bestimmung benutzt. In den Blindversuchen wurden ohne Extraktion sofort 13 ccm der L\u00f6sung I genommen, weil es sich wiederholt zeigte, da\u00df die Papierchen keine reduzierenden Stoffe enthielten.\nZu den 13 ccm wurden dann 2 ccm der L\u00f6sung U und 2 ccm der L\u00f6sung III zugesetzt und mittels der von Bang angegebenen Vorrichtung durch dieses Gemisch Dampf durchgeleitet. Nach bestimmter Zeit wurden dann 2 ccm Salzs\u00e4ure hinzupipettiert, der Kolben gesenkt, das Dampfrohr abgesp\u00fclt w\u00e4hrend noch Dampf hinauskam, und der Kolben unter dem Dampfrohr fortgenommen. 5 Minuten nach der AmAnornng wurde in Wasser gek\u00fchlt, 25 ccm destilliertes Wasser und 1 ccm Kaliumjodidl\u00f6sung zugesetzt und das entstandene Jodium mittels Thiosulfat und St\u00e4rke* *) titriert.\nZur Erhaltung guter Resultate soll man f\u00fcr Blindversuche ohne Zucker immer den gleichen Wert finden. Dies gelang mir nun anfangs nicht. Nach langem Suchen fand ich, dafi genau wie fr\u00fcher die Erhitzungszeit die Werte beeinflu\u00dft. Nur wenn ich den Anfang der Dampfdurchleitung mittels einer Kontrolluhr markierte und eine bestimmte Zeit sp\u00e4ter ans\u00e4uerte, waren f\u00fcr dieselbe Erhitzungszeit die Werte gleich. Auch das Kochen des Wassers im Kochkolben sollte gleich stark sein. Die Werte stiegen an mit der Dauer der Erhitzung, wie es Tabelle I zeigt. Als ich den Anfang des Kochens statt der Erhitzung markierte, waren die Werte wechselnd, wahrscheinlich wegen der Unm\u00f6glichkeit, den Anfang des Kochens scharf festzustellen.\n*) Ich habe hierzu die Papierchen durchbohrt und sie an einen Aluminiumhaken an der Wage aufgehingt Dies gebt schneller als der Gebrauch der Stahlklemme.\n*) Die Starke war eine L\u00f6sung von Amylum solubile und Kalium* chlorid, wie Bang empfiehlt.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nD. G. Coh\u00e8n Tervaert,\nTabelle I (Einflu\u00df der Erhitzungszeit).\nErhitzimga- zeit in Minuten\tccm Thio-sulfat 0,00563 N\tGeschwindigkeit der Durchleitung\n0\t3,754\t-\n0\t3,758\t\u2014\n1\t3,294\tschnell\n1\t3,316\t\n1\t3,383\tm\u00e4\u00dfig schnell\n1\t3,426\tlangsam\n2\t3,347\tm\u00e4\u00dfig schnell\n2\t3,385\t\n3\t3,399\t\u2022\u2022 ,,\n3\t3,418\t,, \u201e\n4\t3,442\t\u201e\n4\t3,442\t\u2022\u2022 \"\n4\t3,424\t*\tM\t\u2022\u00ab\n4\t3,430\t\n4\t3,450\t..\n4\t3,454\t\n4\t3,457\t\u2022\u2022 \u2022\u00bb\n5\t3,465\t\nh\t3,470\t,,\n6\t3,495\t\u201e \u201e\n6\t3,499\t..\nEs folgt aus dieser Tabelle, da\u00df man sich eine bestimmte Erbitzungszeit w\u00e4hlen soll. Bang selber ist hier\u00fcber eigentlich nicht klar. Z. B. sagt er S. 267l):\t. die Re-\nduktionswirkung war bei Schwankungen der Koch zeit von 2\u20146 Minuten ganz unver\u00e4ndert14, und S. 271l): \u201eMan markiert mittels einer Sanduhr den Anfang der Erhitzung . . . Wenn 4 Minuten vergangen sind, l\u00e4\u00dft man aus einer Pipette 2 ccm 20\u00b0/0ige Schwefels\u00e4ure in die Fl\u00fcssigkeit einlaufen ..\nIch w\u00e4hlte mir dann ebenfalls eine Erhitzungszeit von 4 Minuten und machte eine Reihe Bestimmungen zur Erhaltung des Reduktionswertes von Glukose unter den gegebenen Bedingungen. Die Glukosel\u00f6sungen waren 0,lo/oige. Wiederholte Bestimmungen mittels Bertrands vorz\u00fcglicher Methode\n9 Bd. 87.","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Mikroreduktionsbestimmung.\t45\nergaben einen Gehalt der gebrauchten Glukose zu 96,5 %\u2022 Folgende Tabelle gibt die Resultate:\nTabelle II (Bestimmung des Reduktionswertes von Glukose).\nNr.\tAusgangsmenge in mg Glukose\tccmn/100-Thiosulfat f\u00fcr 1 mg Glukose\n1\t0,117\t2,12\n2\t0,128\t2,30\n4\t0,069\t2,20\n4\t0,134\t2,19 -\nh\t0,129\t2,37\n<>\t0,109\t2,36\nr* 4\t0,077\t2,27\nX\t0,080\t2,27\n9\t0,135\t2,00\n10\t0,068\t2,29\n11\t0,139\t2,17\n12\t0,099\t2,15\n\t\tMittel 2,22\nDieser Mittelwert ist also der Faktor zur Berechnung einer unbekannten Glukosemenge. Zur n\u00e4heren Pr\u00fcfung desselben wurde folgende Versuchsreihe angestellt:\nTabelle 111 (n\u00e4here Pr\u00fcfung des Faktors 2,22).\nNr.\tAusgangsmenge in mg Glukose\tMittels Faktor 2,22 gefunden mg Glukose\tccm n/100-Thiosulfat f\u00fcr 1 mg Glukose\n1\t0,38\t0,40\t2,32\n2\t0,63\t0,73\t2,59\n:i\t0,45\t0,49\t2,43\n4\t0,52\t0,57\t2,39\n5\t0,33\t0,38\t2,52\n6\t0,29\t0,33\t2,49\n4\t0,49\t0,47\t2,14\n8\t0,27\t0,26\t2,09\n9\t0,47\t0,47\t2,28\n10\t0,27\t0,26\t2,11\n11\t0,30\t0,29\t2,12","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nD. G. Cohen Tervaert,\nDer Mittelwert 2,22 ccm n/100-Thiosulfat oder Jod f\u00fcr 1 mg Glukose stimmt \u00fcberein mit einer fr\u00fcheren Angabe Bangs *). In einer, soviel ich wei\u00df nicht offiziell publizierten, Reduktionstabelle steigt der Faktor aber umgekehrt mit der Glukosemenge von 2,24\u20143,00 an; 1918 aber*) sagt er: \u201eDer Faktor 2,8 entspricht der Reduktion f\u00fcr 0,01 mg Glukose, die, wie ersichtlich, \u00fcberall ganz konstant ist.\u201c\nWeiter wurde die Brauchbarkeit der Methode f\u00fcr Blut untersucht. Es wurde hierzu der Reduktionswert des mit Oxalat versetzten Blutes vor und nach Zugabe einer bestimmten Glukosemenge festgestellt.\nTabelle IV (Pr\u00fcfung f\u00fcr Blut).\nReduktionswert des Blutes\t\tReduktionswert des Blutes\t\n,n 7oo vor Gluk\tGlukose\tin %.\tGlukose\n\tosezugabe:\tnach Glukosezugabe:\t\n\t\tGefunden:\tBerechnet:\n!..\tf 0,69\t/ 2,36\t2,44\n\t10,81\t12,31\t\n\tj 0.64\tf 1,04\t1,17\n11.\t{ 0,67\t\\0,95\t\n\t10,59\t\t\n\tj 0,64 0,67 \u00bb 0,59\tf 1.31\t1.48\nIII.\t\t11,30\t\u00ab\nWie gesagt, ist neuerdings eine bequemere Methode von H. Mc. Lean beschrieben worden. Vielleicht kann das Mitgeteilte anderen n\u00fctzlich sein.\nII. KalhmbtchronutiMtlMd\u00ab.\n1916 ist von Bang*) ein Verfahren zur Mikrobestimmung des Blutfettes angegeben. Er hat aber dieses Verfahren verlassen und 1918 ein anderes mitgeteilt* * * 4). Die neue Methode\n*) Biochem. Zeitschr. Bd. 49, S. 25 (1913).\n*) Biochem. Zeitschr. Bd. 87, 8. 268 (1918).\ns) Methoden zur Mikrobestimmung einiger Blutbestandteile (Bergmanns Verlag 1916, 8. 48).\n4) Biochem. Zeitschr. Bd. 91, 8. 86 (1918). Die weitere Reihenfolge","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Mikroreduktionsbestimmung.\n47\nberuht auf dem Befunde, da\u00df ein Gemisch von Kaliumbichro-mat und Schwefels\u00e4ure, wie es zur Entfettung des Glasgeschirres benutzt wird, zu Fettbestimmungen brauchbar ist, da die Oxydation regelm\u00e4\u00dfig verl\u00e4uft. Schon sagt Bang, da\u00df auch andere Stoffe wie Glukose in derselben Weise bestimmt werden k\u00f6nnen, und da\u00df 0,1 mg Traubenzucker 0,143 ccm nlO-Chroms\u00e4ure braucht.\nIm Anschlu\u00df an die vorige Arbeit habe ich die Brauchbarkeit der Chroms\u00e4ure f\u00fcr Glukosebestimmungen gepr\u00fcft, da sie vielleicht die Technik vereinfachen k\u00f6nnte. Ich habe mich dabei soviel als m\u00f6glich an Bangs Vorschrift zur Fettbestimmung gehalten. Sie ist aber nicht genau pr\u00e4zisiert. Dem isolierten Fette wird 1 ccm n/10-Kaliumbichromat und 5 ccm konzentrierte Schwefels\u00e4ure zugegeben. Schl\u00e4gt die Farbe in Gr\u00fcn um, so soll mehr Bichromat und, falls mehr als 2 ccm desselben gebraucht sind, auch mehr Schwefels\u00e4ure zugesetzt werden. */4 Stunde oder l\u00e4nger wird die Mischung, die nicht erw\u00e4rmt oder abgek\u00fchlt werden soll, sich selbst \u00fcberlassen, dann aus dem mit Wasser angef\u00fcllten \u201eProber\u00f6hrchen\u201c in ein Becherglas \u00fcbergef\u00fchrt, mit Wasser bis zu 100\u2014150 ccm angef\u00fcllt und nach Zugabe von Kaliumjodid das entstandene Jodium titriert. Mittels einer empirisch gefundenen Zahl berechnet man die Menge des Fettes. Ich habe nun diese Anordnung auf Glukose \u00fcbertragen, indem ich statt des Fettes 0,2\u20140,4 ccm 1 %0ige Glukosel\u00f6sung zusetzte. Das n/10-Thio-sulfat befand sich in einer Mikrob\u00fcrette mit Hebereinrichtung. Immer war von 0,4 ccm Zuckerl\u00f6sung 2 mal soviel Chroms\u00e4ure als von 0,2 ccm reduziert worden. Es stieg aber nach l\u00e4ngerem Stehen die von derselben Glukoaemenge reduzierte Chroms\u00e4uremenge an. So hatte Q,2 ccm Glukosel\u00f6sung verbraucht:\nNach 15 Minuten 0,166 ccm n/10-Chromsiure,\n, 20 , 0,208 ,\n. 30\t,\t0,225 ;\n_______. 18 Stunden 0,262 \u201e\t,\nder betreffenden Mitte\u00fcungen sollte sein: Ebenda Bd. 21, S. 235; aber Lipsmie 1 Bd. 90, S. 383; Il u. III Bd. 91, S. 104 u. Ill; IV Bd. 91, S. 224; aber Cholesterinimie Bd. 91, S. 122.","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nD. G. Cohen Tervaert,\nAuch Sch\u00fctteln des Kolbens (ich verwendete Erlenmeyerkolben von 1\u00d60 150 ccm) hatte Einflu\u00df auf die Reduktions-zahl.\nEs zeigte sich also die Notwendigkeit, die Reaktionsbedingungen genauer festzustellen, zu gleicher Zeit aber doch auch die Brauchbarkeit der Methode. Ich pr\u00fcfte also den Einflu\u00df der Reaktionsdauer, der Temperatur, des Volums und der S\u00e4uremenge. Letztere drei Faktoren h\u00e4ngen miteinander zusammen, indem in der Bangschen Anordnung die Erhitzung von der Schwefels\u00e4urezugabe gef\u00f6rdert wird und also auch vom Volum abh\u00e4ngt. Wenn man dann das Gef\u00e4\u00df bei Zimmertemperatur l/4 Stunde oder l\u00e4nger sich selbst \u00fcberl\u00e4\u00dft, wird der Verlauf der Temperatur des Gemisches schwanken je nach Form und Gr\u00f6\u00dfe des Gef\u00e4\u00dfes und der Temperatur der Umgebung.\nIch habe also die Temperatur konstant gehalten mittels eines Wasserbades und nachgegangen, bei welcher Temperatur und welchem S\u00e4uregrad die Reduktion der Erwartung am besten entsprach. Ich fand dann schon bei einer Schwefels\u00e4urezugabe von 2 ccm auf einem Totalvolum von 8 ccm nach V* Stunde eine konstante Reduktionszahl f\u00fcr l mg Glukose. Als ich aber die Schwefels\u00e4uremenge bis auf 4 ccm erh\u00f6hte, war die Reduktionszahl ein wenig h\u00f6her und den theoretischen Verh\u00e4ltnissen am n\u00e4chsten. Eine weitere Erh\u00f6hung der Schwefels\u00e4uremenge erh\u00f6hte die Reduktionszahl nicht mehr. Aus der Annahme, da\u00df der Zucker von der Chroms\u00e4ure zu Kohlens\u00e4ure und Wasser oxydiert wird, folgt, da\u00df 0,1 mg Zucker von 0,133 ccm n 10-Chroms\u00e4ure angezeigt wird und die Angabe Bangs, nach welcher 0,1 mg Glukose 0,143 ccm n/10-Chroms\u00e4ure braucht, kann kaum genau sein1).\nEine Temperatur von 900 war f\u00fcr die Reaktion gen\u00fcgend. Bine h\u00f6here Temperatur \u00e4nderte die Zahlen nicht mehr, bei einer niedrigeren Temperatur aber waren die Zahlen niedriger.\n') Biochem. Zeitachr. Bd 91, S. 103 (1918).","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Mikroreduktionsbestimmung.\t49\nUntenstehende Tabellen zeigen den Einflu\u00df der Schwefel-b\u00e4uremenge und der Temperatur.\nTabelle V (Einflu\u00df der Schwefels\u00e4ureraenge).\nSchwefels\u00e4ure ccm\tccm tt/10-Chroms\u00e4ure fttr 0,1 rag Glukose\tTemperatur Grad\n2\t0,107\t87-93\n2\t0,lOl\t87-93\n3\t0,114\t87-93\n4\t0.124\t87-93\n5\t0,11\u00ab\t87-93\nTabelle VI (Einflu\u00df der Temperatur).\nTemperatur Grad\tccm n/10-Chroms\u00e4ure f\u00fcr 0,1 mg Glukose\tccm Schwefels\u00e4ure\n80\t0,085\t2\n80\t0,061\t2\n85\u201490\t0,100\t2\n85-90\t0,092\t2\n87\u201493\t0,124\t4\n87-98\t0,122\t4\n87-93\t0,120\t4\n98\t0,123\t. 4\n98\t0,121\t4\nIch f\u00fchrte demnach die Bestimmung wie folgt aus: ln einen 100 ccm-Erlenmeyer-Kolben wurde die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit mit einer bestimmten Menge n/20-Kalium-bichromatl\u00f6sung und Wasser bis zu 6 ccm gemischt. Dann wurden 4 ccm Schwefels\u00e4ure zugesetzt und der Kolben im Wasserbade von 90\u00b0 C. w\u00e4hrend genau 30 Minuten erhitzt. Dann wurde in Wasser abgek\u00fchlt, 50 ccm destilliertes Wasser und 1 ccm 5 %ige Kaliumjodidl\u00f6sung zugesetzt und 1 Minute sp\u00e4ter mittels Thiosulfat titriert. Es wurden daneben meistens","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nD. G. Cohen Terraert,\nzwei Blindversuche angestellt. Die Differenz der Titrationszahlen gab den Reduktionswert der untersuchten Fl\u00fcssigkeit.\nDie Bestimmung der Normalit\u00e4t des Thiosulfats geschah auf verschiedene Weise:\nI.\tMittels n/20-Jodl\u00f6sungen:\nA.\tAus einer bekannten S\u00e4uremenge und \u00dcberma\u00df Kaliumjodid1) hergestellt.\nB.\tMittels einer bekannten Menge Kaliumbichromat und \u00dcberma\u00df Jodid und Schwefels\u00e4ure. Man gebe hier zu einem Ge* samtvolum von 50 ccm 2 ccm konzentrierte Schwefels\u00e4ure hinzu.\nII.\tEbensogut und bequemer kann man ausgehen von der haltbaren n/2O-Bichromatl\u00f6sung. Man mischt 2 ccm derselben mit 0,1\u20140,2 ccm konzentrierter Schwefels\u00e4ure und 1 ccm 5\u00b0/0igom Kaliumjodid und f\u00e4llt nach 1 Minute mit 50 ccm Wasser an. Nur in dieser Anordnung ist die Bi-chromatl\u00f6sung f\u00fcr die Bestimmung der Normalit\u00e4t brauchbar. Wenn man aber 2 ccm n/20-Bichromat, 50 ccm Wasser und\n1\tccm 5 \u00b0/0 iges Jodid gleich am Anf\u00e4nge mischt, braucht man\n2\tccm Schwefels\u00e4ure, um nach I Minute die Jodentwicklung beendet zu haben. Man hat dann aber mehr Jod frei, als 2 ccm n/20 entspricht, z. B.:\nI.\tDie Menge Jod in letzterer Weise entwickelt! 2,349 ccm Thiosulfat\nentspricht .............................\\ 2,367 ..\nII.\tDie Menge Jod sus 2 ccm n/20-Bichromat,\n0,15 ccm Schwefels\u00e4ure, 1 ccm Jodid u. 50 ccm Wasser nach 1 Minute entspricht ....\nIII.\tDie Menge Jod aus 2 ccm n/20-Jodl\u00f6sung mittels | 2,318 \u00ab\nS\u00e4ure, Jodat und Jodid hergestellt, entspricht \\ 2,812 ..\nIV.\tDie Menge Jod aus 2 ccm n/20-Jodl\u00f6sung aus\nBichromat, Jodid und Schwefels\u00e4ure hergestellt, entspricht......................\nIm ersteren Falle ist also mehr Jod entwickelt. Es stammt dies zum Teile daher, da\u00df schon in einem Gemische von 2 ccm Schwefels\u00e4ure, 50 ccm Wasser und 1 ccm 5% igem Jodid ein\nl) Man achte darauf, da\u00df die Angabe Bangs (Methoden zur Mikrobestimmung 8.46, 1916) f\u00fcr das Jodat kaum zureichend ist und nur fflr eine n/2OO*L0sung gilt.\n( 2,308 _ 2,305 \u201e\n! 2.293 .. 2,309 .","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Mikroreduktionsbestimmung.\n51\nwenig Jod freikommt Ich konnte diesem weder durch Kohlens\u00e4ure\u00fcberleitung noch durch Auskochen des Wassers Vorbeugen. Dazu gab Schwefels\u00e4ure verschiedener Herkunft eine verschiedene Menge Jod. Ein Spezimen von Merck gab die geringste Jod\u00f6ntwicklung.\nWenn man zu einem gleichen Gemisch von Schwefels\u00e4ure, Wasser und Jodid noch Chromsfture zusetzt, ist der Mehrbetrag an Jodium \u00fcber der aus der Chroms\u00e4ure erwarteten Menge h\u00f6her, als dies der Schwefels\u00e4ure entspricht. \u2022 Man hat hier die Anordnung des Blindversuchs, allein ohne Erhitzung. Aus der Differenz zwischen diesem und einem Versuch mit Erhitzung berechnet man also die Reduktion der Reagentien in der Hitze, nicht aus der Differenz mit der Menge Jod, die der Normalit\u00e4t der Chroms\u00e4ure entspricht.\nDie Beschaffenheit der Luft beeinflu\u00dft die Werte erheblich. So fand ich z. B., da\u00df Tabakrauch die Blindwerte bedeutend verringert:\nTabelle VII (Einflu\u00df der Zusammenstellung der Lnft).\n1. Blindversuch ohne Rauch\nII.\nIII.\nIV.\nV.\nRauch am Kolben vorbeigeblasen . . Rauch in den Kolben hineingeblasen . Mit Gummist\u00f6peel geschlossen. . . Mit Gummist\u00f6peel geschlossen. . .\n2,292 ccm Thiosulfat 2,279 . \u00e9 2,180 .\n1,820 ,\n2,205 ,\n2,252 ,\nEs ist also unzweckm\u00e4\u00dfig, die Kolben mit St\u00f6psel zu schlie\u00dfen. Es fallen dann immer Partikel hinein, die mitreagieren.\nGerade wegen des Einflusses der Liiflanwunm^natiilliing stelle man immer neben den Bestimmungen Blindvenuche an.\nTabelle V\u00cf\u00cfI gibt die Anwendung der Methode auf L\u00f6sungen von Traubenzucker, Milchzucker und Malzzucker. Es wurden von jedem Zucker zwei L\u00f6sungen hergestellt, deren Gehalt nach Doppelbestimmungen mittels Bertrand\u00bb Verfahren festgestellt wurde. Die sechste Spalte zeigt die aus jeder Bestimmung berechnete Menge n/10-Chroms\u00e4ure fllr 0,1 mg des Zuckers:","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nD. G. Cohen Tervaert,\nTabelle VIII (Anwendung der Methode auf Zuckerl\u00f6sungen).\nArt des Zuckers\t\u00b0/oo Gehalt nach Bertrand\tBichromat-Methode\t\t\t\t\n\t\tGebra ccm- L\u00f6sung\tachte mg Zucker\tcmm Thiosulfat <\u2022 I ccm n/10-weniger als im Blind- 'chroms&ure versuch\t! f\u00fcr l mg | Normalit\u00e4t j Zucker\t\t\nGlukose\t10,987\t0,2\t0,198\t0,570 j\t0,04318\t0,124\n\t\\ 0,988\t0,4\t0,395\t1,118 '\t0,04318\t0,122\n\t\t0,6\t0,593\t1,646 !\t0,04318\t0,120\n\u20221\t1 1,9 >3\t0,1\tP\u00bb197\t0,566\t0,04271\t0,123\n\t11,968\t0,15\t0,295\t0,810 ;\t0,04271\t0,117\n\t\t0,8\t0,590\t1,737\t0,04318\t0,127\n\t\t0,5\t0,983\t2,866 |\t0,04318\t0,126\n\t\t0,8\t1,572\t4,463 ;\t0,04318\t0,123\n\t\t\t\t\tMittel\t0,123\nLaktose\tf 1,795\t0,1\t0,180\t0,577\t0,04301\t0,138\n\t11,806\t0,2\t0,360\t1,127\t0,04301\t0,135\n\t\t0,4\t0,720\t2,173\t0,04301\t0,130\n\u201e\t1 1,797\t0,6\t1,079\t3,338\t0,04271\t0,132\n\t\\ 1,799\t0,8\t1,438\t4,313\t0,04271\t0,128\n\t\t\t\t\\\tMittel\t0,133\nMaltose\t/1,713\t0,1\t0,172\t0,525\t0,04271\t0,130\n\t11,717\t0,2\t0,343\t1,079\t0,04271 -j\t0,134\na\tf 2,533\t0,4\t1,015\t3,227\t0,04271 \u2019\t0,136\n\t12,541\t0,6\t1,522\t4,759\t0,04271\t0.134\nMittel 0,134\nDie Werte f\u00fcr Laktose und Maltose entsprechen also der Annahme, da\u00df der Zucker bis zu Kohlens\u00e4ure und Wasser oxydiert wird; die Werte f\u00fcr Traubenzucker sind etwas niedriger.\nIch habe weiter die Brauchbarkeit der Methode zur Blut-reduktionsbestimmung untersucht. Zur Extraktion des Blutes eignet sich bei dieser Methodik die Bangsche Kaliumchloridl\u00f6sung nicht. Es kommt daraus nach Zusetzung der Schwefels\u00e4ure eine gro\u00dfe Menge Salzs\u00e4ure frei, die zum Teil von der Chroms\u00e4ure oxydiert wird. Da\u00df aber eine Menge Chlorionen, wie sie im Blute Vorkommen, nicht st\u00f6rt, beweist folgender Versuch:\nBlindversuch\t0,979 ccm Thiosulfat 0,0982 N,\n-+ 0,2 ccm 0,6% KCl 1,010 ,\t\u201e\t0,0982 N,\n\u25a0+\u20220,2 \u201e 0,6% KCl 1,008\t,\t0,0982 N.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Mikroreduktionsbestimmung.\tgg\nFolgende L\u00f6sung eignet och zu der Methodik und der Extraktion;\n0,5% Phosphorwolframs\u00e4ure (Merck),\n2 % Natriuraaulfat pro Analysin '),\n0,2 % Schwefels\u00e4ure.\nMischt man 24 ccm der L\u00f6sung mit 1 ccm Blut, so bekommt man nach Absetzung des Eiwei\u00dfniederschlags ein farbloses klares Filtrat, das eine fast negative Xanthoprotein-reaktion gibt. Zu der Bestimmung kann man dann 4\u20145 ccm des Filtrates benutzen. Man kann auch mit Blut getr\u00e4nkte Papierst\u00fcckchen mittels der L\u00f6sung extrahieren und bekommt dann ebenfalls ein klares Filtrat1), was mit der Bangschen L\u00f6sung, namentlich wenn das Blut fl\u00fcssig gehalten ist, nicht immer der Fall ist. Oxalat wird von Chroms\u00e4ure oxydiert und ist also zur Fl\u00fcssighaltung nicht geeignet. Harnstoff wird von Chroms\u00e4ure nicht weiter oxydiert:\nBlind versuch wie oben\t0,979\tccm\tThiosulfat\t0,0982 N,\n\u2022f 5 ccm l%oige Harnstoffl\u00f6sung 1,006 \u201e v 0,0982 N\n+ 5ccml\u00b0/00ige *\t0,997\t\u201e\t\u201e\t0,0982 N!\nFolgende Tabelle gibt die Resultate mit Blut erhalten vor und nach Zugabe von Glukose:\nTabelle IX (Anwendung auf Blut).\n\tReduktion ii vor Glukose-Zugabe\ti %0 Glukose nach Glukosezugabe\t\u2022 berechnet\nI. Defibriniertes Pferdeblut\tf 0,87\u00bb)\t\t\n\t10,92\t\u2014\t\u201e\nII. Dasselbe Blut nach 24 Std.\tf 1,50\u00ab)\t/ 2,33\t2,44\n\tl 1,50\tl 2,87\t\nIII. Defibriniertes Pferdeblut\t11,69\t/ 2,25\t2,03\n\t11,71\tl 2,21\t\nIV. Blut aus dem Finger . .\tr i,7o\t\t\n\t\t11,49\t\u2014\t\u2014 .\nO Das gew\u00f6hnliche Natriumsulfat enthielt viel reduzierende Stoffe. ) Man filtriere von etwaigen kleinen Blutgerinnsel ab.\n*) 2 ccm Schwefels\u00e4ure gebraucht.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"64 D. 0. Cohen Tervaert, Mikrorednktionabeatimmimg.\nIn dem vierten Verwiche wurde das Blut tropfenweise in ein mit 15 ccm der Extraktionsl\u00f6sung beschicktes Gef\u00e4\u00dfchen aufgefangen, das vorher und nachher gewogen wurde. Das Filtrat war vollkommen klar und farblos. Dieser Versuch wurde angestellt, weil die anderen mit altem Blute ausgef\u00fchrten Bestimmungen einen h\u00f6heren Reduktionswert zeigten, als den Kupfermethoden entspricht. Der zweite Versuch zeigte, da\u00df heim Stehen der Gehalt an reduzierenden Stoffen im Filtrat angestiegen war, was kaum einer Vermehrung des Glukosegehaltes zuzuschreiben ist. Im frischen Blute der v\u00f6llig normalen Versuchsperson waren die Verh\u00e4ltnisse aber dieselben.\nSchl\u00fcsse.\n1.\tDas abge\u00e4nderte Bangsche Verfahren zur Bestimmung des Blutzuckers ist nur bei einer bestimmten Erhitzungszeit brauchbar.\n2.\tZur Bestimmung von Glukose, Laktose und Maltose wird eine einfache Methode (Oxydation mittels Chroms\u00e4ure) beschrieben.\n3.\tDie Reduktion des Blutes ist nach diesem Verfahren h\u00f6her als mit den \u00fcblichen Kupfermethoden. Zugesetzten Zucker findet man im Blute quantitativ zur\u00fcck.","page":54}],"identifier":"lit20865","issued":"1920","language":"de","pages":"41-54","startpages":"41","title":"Mikroreduktionsbestimmung","type":"Journal Article","volume":"110"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:58:45.513192+00:00"}