Open Access
{"created":"2022-01-31T14:51:04.514540+00:00","id":"lit20871","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Salkowski, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 110: 158-166","fulltext":[{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Kohlehydrate von Lichen islandicns.\nVon\n\u00a3. Salkowski.\n< Aus der chemischen Abteilung des Pathologischen Instituts der Universit\u00e4t Berlin.)\n(Der Redaktion zugegangen am 14. April 1920.)\n\u00dcber die Kohlehydrate der Flechten, speziell des sog. isl\u00e4ndischen Mooses (Cetraria islandica sive Lichen islandicus) herrscht, wie ich *) gelegentlich meiner Arbeit \u00fcber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse der Zuckerbildung aus denselben feststellen konnte, keine Einigkeit; das kann bei der amorphen Beschaffenheit derselben nicht gerade wundernehmen; sehr auff\u00e4llig ist aber, da\u00df von manchen Autoren behauptet wird, da\u00df die Kohlehydrate Jodreaktion geben, von anderen bestritten. Man sollte meinen, da\u00df eine so einfache Frage sich doch leicht entscheiden lassen m\u00fc\u00dfte. Da das aber anscheinend nicht der Fall ist, kann man daraus wohl schlie\u00dfen, da\u00df be- * z\u00fcglich der Jodreaktion ungew\u00f6hnliche Komplikationen bestehen m\u00fcssen. Diese Sachlage hat mich zu einigen Versuchen hier\u00fcber veranla\u00dft.\nEhe ieh \u00fcber meine Ergebnisse berichte, m\u00f6chte ich zwei Belege f\u00fcr die Verschiedenheit der Ansichten mitteilen.\nIn dem vonTollens verfa\u00dften Artikel \u201eLichenin* in Ladenburgs Handw\u00f6rterbuch der Chemie Bd. 6, S. 123\u2014124 hei\u00dft es w\u00f6rtlich:\n\u201eDas sog. isl\u00e4ndische Moos, jene medizinisch gebrauchte Flechte, welche mit Wasser gekocht gallertig gestehende Fl\u00fcssigkeiten liefert, gibt beim Extrahieren mit konzentrierter Salzs\u00e4ure und schleunigem F\u00e4llen des Extrakts mit Alkohol farbloses oder schwach gelbliches Lichenin C, H18 08 als spr\u00f6de, in kaltem Wasser quellende, in kochendem sich l\u00f6sende Masse, letztere L\u00f6sung gelatiniert beim Erkalten.\nOder man kocht isl\u00e4ndisches Moos, welches vorher durch Digerieren mit alkalischen Fl\u00fcssigkeiten, Kalk oder Chlorkalk von Bitterstoffen be*\n') Diese Zeitschr. Bd. 104, S. 105 (1919).","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Kohlehydrate von Lichen islandicns.\n159\nfreit ist, mehrfach mit Wasser aus, worauf sich unreines Lichenin aus den Extrakten absetzt, welches durch Kochen mit Wasser und F\u00e4llen mit Alkohol gereinigt wird. In den Ausz\u00fcgen soll Isolichenin gel\u00fcst bleiben. Nach H\u00f6nig und Schubert ist neben Lichenin St\u00e4rke in amor-pher Form vorhanden, welche man als Lichenin- oder Flechtenst\u00e4rke bezeichnen soll; Jod bringt in dem Rohprodukt Bl\u00e4uung hervor, besonders bl\u00e4ut es die abgeschiedene mit Wasser gewaschene Gallerte, aber sehr viel weniger als St\u00e4rke, und es ist Licheninst\u00e4rke hiervon die Ursache/\nNach dieser Beschreibung, die sich nicht durch Klarheit auszeichnet, m\u00f6chte man annehmen, da\u00df vorwiegend die Gallerte Jodreaktion gibt\u00bb was mit der Angabe, da\u00df Licheninst\u00e4rke in den L\u00f6sungen bleibt, offenbar in Widerspruch steht.\nEigene Untersuchungen hat Tollens1) in Gemeinschaft mit Ulander \u00fcber die Kohlehydrate vieler Flechten, u. a. auch Lichen islandieus, unbestellt. Er sagt dar\u00fcber 1. c.:\n\u201eDas aus den mit Kaliumcarbonat gereinigten Flechten durch Auskochen mit Wasser, F\u00e4llen mit Alkohol usw. gewonnene Lichenin zeigte nach mehrmaligem Aufl\u00f6sen in hei\u00dfem Wasser und Wiederf\u00e4llen mit Alkohol keine blaue oder gr\u00fcnliche F\u00e4rbung mit Jod.*\nEbenso ist der Wortlaut in dem Handbuch \u00fcber Kohlehydrate1). Pr\u00e4ziser sind die Angaben in Beilstein, 3. Aufl., S. 1098 u. 1099, die ich der Raumersparnis halber nur insoweit wiedergebe, als sie die vorliegende Frage betreffen. Es hei\u00dft daselbst im. wesentlichen nach den Angaben der oben angef\u00fchrten Autoren und einer Dissertation von Errera aus dem Jahr 1882, die mir nicht im Original zug\u00e4nglich war:\n1.\tLichenin CaH10O5. \u2014 Neben wenig Licheninst\u00e4rke (Flechtenst\u00e4rke, eine in Wasser l\u00f6sliche St\u00e4rke) in den Flechtenarten, besonders in Cetraria islandica . . . Die hei\u00dfe L\u00f6sung*) wird kollert und das4) ausgeschiedene Lichenin durch wiederholtes L\u00f6sen in hei\u00dfem Wasser und Ausfrieren der filtrierten L\u00f6sung gereinigt. Quillt in kaltem Wasser, l\u00f6st sich vollst\u00e4ndig in hei\u00dfem. Wird nicht gebl\u00e4ut durch Jod.\n2.\tIsolichenin. Aus dem w\u00e4\u00dfrigen Auszug scheidet sich Lichenin aus. Nach 24 Stunden wird filtriert, das Filtrat durch Abdampfen kon\nzentriert, mit Alkohol gef\u00e4llt. ^L\u00f6slich in Wasser, wird durch Jod gebl\u00e4ut.\nDabei ist meiner Meinung nach nicht abzusehen, wie bei diesem Verfahren die l\u00f6sliche Flechtenst\u00e4rke von H\u00f6nig und Schubert ausgeschlossen ist, wenn man nicht, was das wahrscheinlichste ist, annimmt\u00bb da\u00df die Ausdr\u00fccke .Flechtenst\u00e4rke* und .Isolichenin* Synonyma sind.\n*) Berichte d. deutsch. Chemischen Gesellschaft Bd. 39, S. 404.\n3)\t3. Aufl. 1914 S. 539 und 540.\n*) N\u00e4mlich die Abkochung der Flechte. E. S.\n4)\tAugenscheinlich nach dem Erkalten. E. 8.","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nE. Salkowski,\nMeine eigenen Beobachtungen haben nun folgendes ergeben:\nDampft man eine hei\u00df filtrierte Abkochung von Licheil \u2018 islandicus auf dem Wasserbad ein, so scheiden sich bald an der Oberfl\u00e4che H\u00e4ute aus, die bei vorsichtigem Abgie\u00dfen des fl\u00fcssigen Anteils in der Schale haften bleiben. Bringt man nun in die Schale nach dem Erkalten Jodl\u00f6sung von der \u00fcblichen Zusammensetzung (10 g Jod, 20 g Jodkalium im Liter) und verteilt sie durch Umschwenken, so f\u00e4rben sich die H\u00e4ute mehr oder weniger sch\u00f6n blau, manchmal ganz ebenso sch\u00f6n, wie gleich behandelter St\u00e4rkekleister. L\u00e4\u00dft man die Schale stehen, so findet man am n\u00e4chsten Tage die F\u00e4rbung ganz verschwunden oder bis auf Reste, wenn zuf\u00e4llig kompaktere Klumpen vorhanden waren. Beim \u00dcbergie\u00dfen mit Wasser stellt sich die F\u00e4rbung nicht wieder her. Die Jodst\u00e4rke verh\u00e4lt sich ganz anders. Sie trocknet unter denselben Verh\u00e4ltnissen zu einem schw\u00e4rzlichen oder braunroten \u00dcberzug, oft mit Metallglanz, ein, der auf Zusatz von Wasser sofort wieder eine tiefblaue F\u00e4rbung annimmt. Hier besteht also ein wesentlicher Unterschied: augenscheinlich ist das Jod in der Jodst\u00e4rke weit fester gebunden, als in der in Rede stehenden Jod Verbindung.\nEs wurden nun zun\u00e4chst 2 Lichenpr\u00e4parate dargestellt.\n1.\tVerreiben von Lichen mit rauchender Salzs\u00e4ure zu einem Brei, Verd\u00fcnnen mit Wasser nach kurzem Stehen, Filtrieren in Alkohol hinein, Auswaschen damit, Entw\u00e4ssern durch\n\u2022i\t_ 7\nAlkohol und \u00c4ther, Trockenreiben. Wei\u00dfes Pulver, das sich in hei\u00dfem Wasser in einer Konzentration von 1 : 100 mit leichter Tr\u00fcbung l\u00f6st.\n2.\tAuskochen von Lichen, hei\u00df Filtrieren, F\u00e4llen mit Al-\n\u2022\u2022\nkohol, Behandeln mit Alkohol absol. und \u00c4ther usw. Wei\u00dfes Pulver mit einem leichten Stich ins Gelbliche. L\u00f6sung in hei\u00dfem Wasser 1 : 100 nicht ganz vollst\u00e4ndig. Die L\u00f6sung mu\u00dfte filtriert werden, die Konzentration ist also etwas geringer als 1 %ig. Beide Pr\u00e4parate f\u00e4rben sich in trockenem Zustand beim \u00dcbergie\u00dfen mit Jodl\u00f6sung blauschwarz, ebenso wie Amylum.","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Kohlehydrate von Lichen islandicus. 161\nToll ens scheint diesen Versuch nicht angestellt zu haben, sonst w\u00fcrde er ihn wohl erw\u00e4hnt haben1).\nAn der L\u00f6sung der beiden Pr\u00e4parate wurde das Verhalten zu Jodl\u00f6sung untersucht, und zwar einerseits zu solcher von der \u00fcblichen Znsammensetzung (10 g Jod, 20 g Jodkalium auf 1 Liter), anderseits zu 20fach verd\u00fcnnter. Beide wurden tropfenweise zugesetzt.\nDas erste Pr\u00e4parat zeigte bei Zusatz von einem Tropfen der starken Jodl\u00f6sung eine schwache r\u00f6tlich-blaue F\u00e4rbung \u2014 augenscheinlich infolge von Dextrinbildung durch die rauchende Salzs\u00e4ure, die bei weiterem Zusatz verschwand1); mit der schwachen Jodl\u00f6sung eine schwache lichtblaue F\u00e4rbung, die beim Erw\u00e4rmen verschwand. Beim Erkalten stellte sich eine leichte gr\u00fcnliche F\u00e4rbung her.\nDas zweite Pr\u00e4parat gab mit der st\u00e4rkeren Jodl\u00f6sung intensive Blauf\u00e4rbung, beim Erw\u00e4rmen verschwindend, beim Erkalten sich wiederherstellend. Ebenso verh\u00e4lt sich die schw\u00e4chere Jodl\u00f6sung bei gen\u00fcgendem Zusatz.\nZur Kontrolle wurden dieselben Versuche mit einer l\u00b0/0igen L\u00f6sung von l\u00f6slicher St\u00e4rke angestellt. Die Erscheinungen waren dieselben, die F\u00e4rbungen jedoch unvergleichlich st\u00e4rker. Eine L\u00f6sung von 1 \u00b0/\u00abo l\u00f6slichem Amylum gab noch eine st\u00e4rkere Reaktion wie eine 1 \u00b0/o ig\u00a9 des in Rede stehenden Pr\u00e4parates.\nEs ist nicht recht verst\u00e4ndlich, warum Tollens an seinem Pr\u00e4parat die Blauf\u00e4rbung mit Jod nicht beobachtet hat, 9a es doch ebenso dargestellt war, wie das meinige, abgesehen von der vorhergehenden Behandlung des Lichen mit 2%iger Kaliumcarbonatl\u00f6sung, die ich absichtlich unterlassen habe, um nicht m\u00f6glicherweise leicht l\u00f6sliche Kohlehydrate zu verlieren. Es ist m\u00f6glich, da\u00df Tollens mit dem Zusatz von Jodl\u00f6sung nicht vorsichtig genug gewesen ist, indessen doch wenig wahrscheinlich, da Errera ja die Reaktion erhalten hat und nicht anzunehmen ist, da\u00df dieser bei Anstellung der Jodreaktion be-\n*) \u00dcber die Bedeutung dieser Erscheinung siehe weiter unten.\nEine 5%ige L\u00f6sung, die kalt etwas gelatin\u00f6s war, wurde bei Zusatz der Vjo Jodl\u00f6sung rot; das \u00dcarstellungsverf\u00e4hren ist also zu verwerfen.","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162\nE. Salkowski,\nsondere Vorsicht hat walten lassen. Man mu\u00df wohl noch an eine andere Erkl\u00e4rung denken. Kylin1) hat durch seine Untersuchungen an Algen, speziell Laminaria digitata festgestellt, da\u00df das in ihnen vorhandene Kohlehydrat Laminarin einen Reservestoff f\u00fcr den Winter darstellt, in den das Wachstum dieser Algen f\u00e4llt. Kylin fand im Herbst 21,4\u201435% Laminarin, dagegen Ende M\u00e4rz nur 0,4\u20142,0 %\u2022 Es ist denkbar \u2014 ob Untersuchungen dar\u00fcber vorliegen, ist mir nicht bekannt \u2014, da\u00df das gleiche auch f\u00fcr Lichen gilt und das Material von Tolle ns zuf\u00e4llig aus einer ung\u00fcnstigen Periode stammte.\nEs fragte sich nun, ob sich die von Errera und andern gemachte Angabe best\u00e4tigen l\u00e4\u00dft, da\u00df die Jodreaktion nur dem sog. Isolichenin, nicht dem Lichenin zukommt. Zur Untersuchung dieser Frage wurde eine hei\u00df filtrierte und sterilisierte Abkochung von Lichen wochenlang stehengelassen, der Brei mit der Sch\u00fcttelmaschine zersch\u00fcttelt, dann unter weiterem Wasserzusatz aufs Filter gebracht und lange Zeit gewaschen, bis man annehmen konnte, da\u00df dem unl\u00f6slichen Anteil nichts mehr vom l\u00f6slichen anhaftete, dann in Alkohol gebracht usw. \u201eA\u201c, das Filtrat ohne das Waschwasser, wurde eingedampft und in Alkohol gegossen usw. B und A wurde dann noch einmal in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st, das Verfahren wiederholt. In trockenem Zustand stellt B ein lichtbr\u00e4unliches Pulver dar, das sich beim Kochen mit 100 Teilen Wasser nur teilweise l\u00f6st. A l\u00f6ste sich vollkommen klar; die L\u00f6sung blieb beim Stehen bis zum n\u00e4chsten Tag vollkommen fl\u00fcssig, war jedoch ziemlich stark gelb gef\u00e4rbt. Die L\u00f6sung gab mit der gew\u00f6hnlich gebrauchten Jodl\u00f6sung nur eine undeutliche Reaktion, mit der schwachen dagegen sch\u00f6ne Blauf\u00e4rbung. Die Ursache der mangelhaften Reaktion mit Jodl\u00f6sung ist die Eigenf\u00e4rbung derselben. Setzt man zu der sch\u00f6n ausgefallenen Reaktion aufs neue starke Jodl\u00f6sung, so wird sie undeutlich. Denselben Effekt hat ein Zusatz von Karamel (L\u00f6sung aus sog. \u201eZuckercouleur\u201c) odei\n*) Kylin, Diese Zeitschr. Bd. 94, S. 397.","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Kohlehydrate von Lichen islandicns.\n163\nEisenchlorid. Dasselbe gilt \u00fcbrigens auch f\u00fcr sehr schwache Amyluml\u00f6sungen, z. B. in der Konzentration 1:10000. Es empfiehlt sich daher, die Reaktion auf Amylurn und Glykogen nicht allein mit der \u00fcblichen Jodl\u00f6sung anzustellen, sondern bei zweifelhaftem Ausfall auch mit 20fach verd\u00fcnnter. Gleichzeitig geht daraus hervor, da\u00df bei gelbgef\u00e4rbten L\u00f6sungen der negative Ausfall der Reaktion Spuren von Amylurn bzw. Glykogen nicht ausschlie\u00dft. Wendet man eine 5%ige L\u00f6sung von A an, so bekommt man auch mit der st\u00e4rken Jodl\u00f6sung, wenn man nicht gar zuviel von derselben hinzusetzt, intensive Blauf\u00e4rbung. Die L\u00f6sung von B gab unter keinen Umst\u00e4nden eine positive Reaktion. Trotzdem f\u00e4rbt sich das Trockenpr\u00e4parat B beim \u00dcbergie\u00dfen mit der starken Jodl\u00f6sung fast schwarz. Diese Farbenerscheinung ist, wie sich bald ergab, nicht als positive Jodreaktion aufzufassen. Sie tritt ebenso ein, wenn man statt des Lichnins ein H\u00e4ufchen von zerriebenem Filtrierpapier anwendet oder entfettete Watte \u2014 ja selbst Glykogen verh\u00e4lt sich fast ebenso. Die verd\u00fcnnte Jodl\u00f6sung wirkt auf das trockene Pulver nicht anders, wie irgend eine gelblich gef\u00e4rbte Fl\u00fcssigkeit.\n\u00c4hnliche Erscheinungen beobachtet man bekanntlich auch an Filtrierpapier1). Tropft man die starke L\u00f6sung auf, so entsteht ein dunkelbrauner Fleck mit lichtblauen R\u00e4ndern. Eine 5 fach verd\u00fcnnte gibt gleichfalls einen br\u00e4unlichen Fleck mit bl\u00e4ulichen R\u00e4ndern, allm\u00e4hlich verbreitert sich die blaue Zone, die ihrerseits (um nichts aus der Beschreibung fehlen zu lassen) von einem schwach violetten Rand umgeben ist, auf Kosten der Braunf\u00e4rbung. Wendet man dagegen eine 20 fach verd\u00fcnnte L\u00f6sung an, entweder indem man die Jodl\u00f6sung aufgie\u00dft oder das Papier in dieselbe eintaucht, so entsteht sofort eine mehr oder weniger blaue F\u00e4rbung, die allm\u00e4hlich verbla\u00dft und am n\u00e4chsten Tage v\u00f6llig oder bis auf einen leichten violetten Schimmer bei der Betrachtung bei durcb-fallendem Licht verschwunden ist.\nIn der Regel werden die F\u00e4rbungen von Filtrierpapier\n\u2019) Verwendet wurde zun\u00e4chst Papier von Schleicher und Schall Nr. 697 und 604.","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\nE. Salkowski,\nmit Jod auf einen Amylumgehalt desselben bezogen. Diese Erkl\u00e4rung ist aber sicher, wenn \u00fcberhaupt, nur zum Teil zutreffend. Wenn man ein etwa 1 qcm gro\u00dfes, in St\u00fccke geschnittenes St\u00fcck Filtrierpapier gr\u00fcndlich mit Wasser auskocht, ohne da\u00df indessen das Papier seine Form verliert, das Wasser abgie\u00dft, event, filtriert, und auf etwa 3\u20144 ccm eindampft, so nimmt diese L\u00f6sung auf vorsichtigen Zusatz der auf 1/20 verd\u00fcnnten Jodl\u00f6sung eine sehr schwache lichtblaue F\u00e4rbung an (bei Zusatz der starken Jodl\u00f6sung ist keine F\u00e4rbung zu bemerken). Der zweite und dritte Auszug, ebenso behandelt, gibt keine Reaktion. L\u00e4\u00dft man das Papier an der Luft trocknen, so gibt es am n\u00e4chsten Tage wiederum Blauf\u00e4rbung mit der ^-L\u00f6sung, anscheinend schw\u00e4cher. Taucht man das blaugef\u00e4rbte Papier statt dessen in Alkohol absolutus, so verschwindet die blaue F\u00e4rbung zusehends. Es ist zuzugeben, da\u00df der Alkohol eine so geringe Quantit\u00e4t der Jodamylum-verbindung in so d\u00fcnner Schicht schnell zersetzen k\u00f6nnte \u2014 hat doch v. Feilenberg1) sogar auf die Zersetzbarkeit der JodamylumVerbindung durch Erhitzen mit Alkohol ein Verfahren zur quantitativen Bestimmung des Amylums nach ang\u00e4ngiger F\u00e4llung als Jod Verbindung gegr\u00fcndet \u2014, es ist aber doch nicht abzusehen, wie eine so kleine Quantit\u00e4t St\u00e4rke, wie sie der Blauf\u00e4rbung entspricht, dem ersch\u00f6pfenden Auskochen mit Wasser widerstehen k\u00f6nnte. Man wird also die Blauf\u00e4rbung, die sich \u00fcbrigens auch an Leinwand zeigen l\u00e4\u00dft, als Eigenf\u00e4rbung des Jods auffassen m\u00fcssen. An dieser Deutung machte mich nun aber das Verhalten des sonst in der Regel von mir benutzten quantitativen, mit Salzs\u00e4ure und Flu\u00dfs\u00e4ure ausgezogenen Filtrierpapiers Nr. 590 von Schleicher und Sch\u00fcll irre, denn dieses f\u00e4rbte sich mit derselben Jodl\u00f6sung nicht blau. Zuf\u00e4llig war ich in der Lage, die aus derselben Quelle stammenden, mit Salzs\u00e4ure und Flu\u00dfs\u00e4ure extrahierten Filtrierpapiere Nr. 589 (1\u20144), und zwar mehrere aus verschiedenen Probesendungen stammende Exemplare und das geh\u00e4rtete Filter 575 zu pr\u00fcfen. Alle gaben mit der schwachen Jod-\nJ) v. Feilenberg, Referat im Zentralbl. f. Bioch. u. Biophysik Bd. 19 Nr. 17, S. 516 (1917/19).","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Kohlehydrate von Lichen islandicus. Jgg\nl\u00f6sung recht ausgesprochene Blauf\u00e4rbung, ebenso \u2014 schw\u00e4cher - - mit Wasser, dem einige Tropfen alkoholische Jodl\u00f6sung hinzugesetzt waren, die beim Eintauchen in Alkohol zusehends verschwand. Dagegen zeigte Schreibpapier keine Blauf\u00e4rbung mit der Jodl\u00f6sung. Dies best\u00e4rkt mich in der Deutung, da\u00df die Absorption des KJ und eine bestimmte Beschaffenheit der Oberfl\u00e4che an der Erscheinung beteiligt ist.\nDie Jodst\u00e4rke wird jetzt wohl allgemein nach den Untersuchungen von Mylius1) als eine Verbindung angesehen, die au\u00dfer an die St\u00e4rke selbst gebundenem Jod noch Jodwasserstoff bzw. Jodalkali enth\u00e4lt. Ob die Jod Verbindung des l\u00f6slichen Kohlehydrats von Lichen dieselbe, d. h. eine analoge Zusammensetzung besitzt, ist wohl recht zweifelhaft. Abgesehen davon, da\u00df es mir nicht gelungen ist, nach dem Verfahren, das Mylius bei der l\u00f6slichen St\u00e4rke angewendet hat, n\u00e4mlich durch starkes Ans\u00e4uern der Reaktionsmischung mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure eine Ausflockung zu erzielen --auch Zusatz konzentrierter Kochsalzl\u00f6sung blieb wirkungslos \u2014, spricht gegen eine Analogie der Umstand, da\u00df sich das Jod bei der in Rede stehenden Verbindung beim Eintrocknen mehr oder weniger vollst\u00e4ndig verfl\u00fcchtigt, sicher vollst\u00e4ndig, wenn man etwa 8 ccm der mit 5%iger L\u00f6sung des l\u00f6slichen Kohlehydrats (also des Isolichenins, um diese Bezeichnung zu gebrauchen) angestellten Jodreaktion in einem flachen Sch\u00e4lchen stehen l\u00e4\u00dft. Man findet dann nach 24 Stunden einen leicht gelblich gef\u00e4rbten R\u00fcckstand, der seine Farbe beim I bergie\u00dfen mit Wasser nicht \u00e4ndert, dagegen bemerkenswerterweise aufquillt und sich erst beim Erw\u00e4rmen l\u00f6st. Die Erscheinung des gallertigen Aufquellens zeigt sich nat\u00fcrlich auch beim Eintrocknen einer L\u00f6sung ohne Jodzusatz. Das von dem gallertig Gequollenen abgegossene Wasser gibt mit der schwachen Jodl\u00f6sung eine r\u00f6tlich-violette F\u00e4rbung (bei der\n\u2019) Mylius, Diese Zeitschr. Bd. 11, S. 306 (1887) und Ber. d. deutsch, chem. Gesellsch. Bd. 20, S. 306 (1887). \u2014 Die Formeln stimmen \u00fcbrigens nicht ganz \u00fcberein. In dieser Zeitschrift lautet sie 1. c. S. 344 05nJ)4HJ, in den Berichten dagegen (C,4H40\tEs ist also\nhier n = 4 gesetzt. Von dieser Annahme h\u00e4ngt aber augenscheinlich das Zahlenverh\u00e4ltnis von Jod zur St\u00e4rke ab.","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166 Salkowski, Zur Kenntnis der Kohlehydrate.von-Xichen islandicus.\nmit Jodzusatz oingetrockneten anscheinend etwas st\u00e4rker); es findet also schon bei der Einwirkung von Wasser allein Dextrinbildung statt. In einigen Beziehungen stimmt die Jodreaktion des Isolichenins <5\u00b0/0ige L\u00f6sung) mit der St\u00e4rkereaktion \u00fcberein: die blaue Farbe bleibt bei Alkoholzusatz bestehen und beim Sch\u00fctteln der Reaktionsmischung mit Chloroform oder Benzol, geht nur sehr wenig Jod in diese L\u00f6sungsmittel \u00fcber \u2014 nat\u00fcrlich, wenn man nicht zuviel Jod hinzugesetzt hat \u2014 nicht mehr wie bei der St\u00e4rke \u2014 in einer andern Beziehung aber besteht, abgesehen von dem Verhalten beim spontanen Eintrocknen, ein sehr wesentlicher Unterschied. Natriumcarbonatl\u00f6sung (ges\u00e4ttigt) bringt die Reaktion sehr bald zum Verschwinden, auf die Amylumreaktion wirkt sie dagegen nicht merklich ein. Beim Ans\u00e4uern stellt sie sich wieder her.\nF\u00fcr die Frage der Jodreaktion ergibt sich aus den vorstehenden Ausf\u00fchrungen eine \u00dcbereinstimmung mit der Angabe von Errera und andern, da\u00df Lichen islandicus zwei Kohlehydrate enth\u00e4lt, ein beim Erkalten der hei\u00dfen L\u00f6sung gelatinierendes, das Lichenin, das keine Jodreaktion gibt, und ein l\u00f6sliches, das im Widerspruch mit Tollens und Ul and er mit Jodl\u00f6sung bei vorsichtigem Zusatz derselben eine sehr sch\u00f6ne und reine Blauf\u00e4rbung gibt. Immerhin ist diese F\u00e4rbung bedeutend schw\u00e4cher als mit Amylum und es bleibt die M\u00f6glichkeit offen, da\u00df das Isolichenin nicht einheitlicher Natur ist, die Jodreaktion vielmehr von einem dem Isolichenin in geringer Menge beigemischten dritten Kohlehydrat abh\u00e4ngt.\nBeil\u00e4ufig sei noch folgendes erw\u00e4hnt, Die physikalische Beschaffenheit des Lichenins in feuchtem Zustand legte den Gedanken nahe, da\u00df dasselbe zu den Pectinstoffen geh\u00f6ren oder solche enthalten m\u00f6chte. Nach v. Fellenberg spalten die Pectinstoffe bei der Einwirkung von Natronlauge Methylalkohol ab. v. Fellenberg1) gibt zur Feststellung von Pectin ein auf dieses Verhalten gegr\u00fcndetes Verfahren genau an. Die Ausf\u00fchrung desselben an 1 g trockenem Lichenin gab mir ein negatives Resultat.\nJ) Biochem. Zeitschr. Bd. 85, S. 69.","page":166}],"identifier":"lit20871","issued":"1920","language":"de","pages":"158-166","startpages":"158","title":"Zur Kenntnis von Kohlenhydraten von Lichen islandicus","type":"Journal Article","volume":"110"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:51:04.514546+00:00"}