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{"created":"2022-01-31T15:31:24.008685+00:00","id":"lit20889","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Mertz, Albrecht","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 111: 43-48","fulltext":[{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Bemerkungen zur Mikrobestimmung des Traubenzuckers nach dem Verfahren von J. Bang.\n.\tVon\nAlbrecht Mertz.\n(Aus der Univ.-Kinderklinik Freiburg i. Br., Dir. Prof. C. T. Noeggerath.) (Der Redaktion zugegangen am 8. September 1920.)\nDie Bestimmung des Traubenzuckers nach der letzten Modifikation, die Bang1) f\u00fcr seine bekannte Mikromethode angegeben hat, f\u00fchrte in den beiden k\u00fcrzlich in dieser Zeitschrift ver\u00f6ffentlichten Nachuntersuchungen durch Oppler2) und Cohen Tervaert8) zu sehr ung\u00fcnstigen Ergebnissen. Der Reduktionsfaktor, der nach Bang unter Zugrundelegung einer n/100 Jodl\u00f6sung bei den verschiedensten Dextrosemengen ganz gleichm\u00e4\u00dfig 2,8 f\u00fcr 0,01 mg Dextrose betragen soll, nahm bei der Nachpr\u00fcfung durch Oppler mit der angewandten (ilukosemenge ebenfalls ab, aber nicht einmal proportional, so da\u00df sich auch keine empirische Reduktionstabelle aufstellen lie\u00df. Davon abgesehen, waren Dauer und Intensit\u00e4t des Kochens von gro\u00dfem Einflu\u00df auf das Ergebnis, genau wie hei dem \u00e4lteren Verfahren4), das Bang doch besonders aus diesen Gr\u00fcnden der Umarbeitung unterzogen hatte5).\nZu \u00e4hnlichen Ergebnissen gelangte Cohen Tervaert. Auch bei seinen Versuchen zeigte sich der wesentliche Einflu\u00df von Dauer und Intensit\u00e4t auch des indirekten Kochens\n0 Biochem. Zeitschr. Bd. 92, S. 344 (1918).\n*) Diese Zeitschr. Bd. 109, S. 57 (1920).\n8) Diese Zeitschr. Bd. 110, S. 41 (1920).\n4)\tBang, Mikromethoden zur Bestimmung einiger Blutbestandteile. Bergmann, Wiesbaden 1916.\n5)\tBiochem: Zeitschr. Bd. 87, S. 264 (1918).","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nAlbrecht Mertz,\nmit Wasserdampf; den Reduktionsfaktor fand er gleichfalls recht wechselnd und im Mittelwert mit 2,2 geringer als 2,8.\nNach den Protokollen der genannten Autoren mu\u00df also in der Tat die letzte Modifikation der Methode, welche die saure Jodatl\u00f6sung benutzt, als auch f\u00fcr klinische Zwecke nicht mehr genau genug bezeichnet werden.\nDas \u00e4ltere Ban g sehe Verfahren, mit der direkten Titration mittels n/100 \u00f6der n/200 Jodl\u00f6sung, ist nun freilich hinreichend nachgepr\u00fcft und zumal nach Einf\u00fchrung der Uranylenteiwei-\u00dfung besonders auch von Feigl1) in den Grenzen einer lleduktionsmethode im Gesamtblut als ein Pr\u00e4zisionsverfahren wiederholt ger\u00fchmt worden. Um eine f\u00fcr den Kliniker brauchbare Mikromethode sind wir also nicht verlegen. Die Gr\u00fcnde aber, die Bang zur Umarbeitung auf die neue Modifikation mit indirektem Titrieren und Erhitzen bewogen haben, insbesondere der wechselnde Gasdruck resp. Gasbeschaffenheit und die Schwierigkeit der Titration unter C02, bestehen unvermindert fort. . Ich selbst mu\u00dfte aus eben diesen Gr\u00fcnden von dem \u00e4lteren Verfahren wieder abgehen und habe zum Zwecke klinischer Blutzuckeruntersuchungen von Romingcr und mir, deren Ergebnisse demn\u00e4chst ver\u00f6ffentlicht werden, die Jodatmethode mit dem indirekten Kochen aufgegriffen. Allerdings habe ich noch nicht die allerletzte Modifikation angewandt; bei dieser schlug ja Bang statt der alkalischen eine saure Jodl\u00f6sung vor, weil die alkalische L\u00f6sung mit der Zeit auf ihm selbst unerkl\u00e4rliche Weise ihre Reaktionsf\u00e4higkeit allm\u00e4hlich einb\u00fc\u00dfte. Doch stellt diese letzte auch von 0pp 1er und Cohen Tervaert ihren Nachpr\u00fcfungen zugrunde gelegte Ab\u00e4nderung prinzipiell und in ihrem theoretischen Reaktionsverlaufe den fr\u00fcheren Angaben gegen\u00fcber kein Novum dar.\nUm so mehr m\u00fcssen die unbefriedigenden und wechselnden Ergebnisse dieser Autoren erstaunen im Gegensatz zu meinen sehr guten Erfahrungen, die ich in der folgenden Tabelle vorlegen m\u00f6chte. Die Tabelle umfa\u00dft die s\u00e4mtlichen Einzelbestimmungen mit reiner Dextrosel\u00f6sung, die als Kontrollen zu verschiedener Zeit ausgef\u00fchrt wurden.\n*) Zentralblatt f\u00fcr innere Medizin Bd. 41, S. 17 (1920).","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Bemerkungen zur Mikrobestimmung des Traubenzuckers usw. 45\nVerwandte Dextrose (in 0.4\u00b0, 00'ge O-L\u00f6- Sllllg) mg\tTiter der Thiosulfat* l\u00f6sung, gemessen am Verbrauch f\u00fcr 1 ccm n/100 Jod-Lg\tVerbrauch an Thiosulfat-l\u00f6sung in ccm/100\tAusgangswert = durchschnitt-licher Verbrauch der Leerprobe von Thiosulfat-l\u00f6sung in ccm/100\tReduktions-faktor, entsprechend dem Faktor 2,8 f\u00fcr 0,01 mg Dextrose bei n/100 Jod, auf den Titer der Thiosulfat-l\u00f6sung umgerechnet\tGefun- dene Dex- trose mg\n0,06\t2,09\t372\t407\t5,85\t0,059\n0.0\u00ab\t2,09\t373\t407\t5,85\t0,058\n. 0.08\t2,09\t360\t407\t5,85\t0,080\no.\"8\t2,09\t358\t407\t5,85\t0,083\n0,1\t2,09\t341\t400\t5,85\t0400\n0.1\t2,09\t342-\t400\t5,85\t0,099\n0,1\t2.28\t380\t444\t6,30\t0,101\n0,1\t2,28\t3\"1\t444\t6,30\t0,100\n0.1\t2,34\t392\t456\t6,50\t0,098\n0,14\t2.09\t324\t407\t. 5,85\t0,141\n0.14\t2.09\t325\t407\t5,85\t0440\n0.10\t2.09\t315\t407\t5,85\t0,157\n0,10\t2,09\t314\t407\t5,85\t0,159\n0.2\t2,09\t288\t407\t5,85\t0,203\n0,2\t2,09\t282\t400\t5,85\t0,201\n0.2\t2,09\t286\t400\t5,85\t0,194\n0.2\t2,28\t316\t444\t6,30\t0,203\n0,2\t2,28\t320\t444\t6,30\t0,196\n0,24\t2,09\t269\t407\t5,85\t0,236\n0.24\t2,09\t266\t407\t5,85\t0,241\n0,24\t2,09\t265\t407\t5,85\t0,242\n0,24\t2,09\t267\t407\t5,85\t0.239\n0,3\t2,09\t225\t400\t5,8o\t0,299\n0,3\t2,09\t222\t400\t5,85\t0,304\n0,3\t2,28\t255\t444\t6,30\t0,300\n0,4\t2,09\t174\t407\t5,85\t0,398\n0,4\t2,09\t175\t407\t5,85\t0,396","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nAlbrecht Mertz,\nZur praktischen Anwendung der Methode darf ich noch folgendes erw\u00e4hnen: Unbedingt ist es erforderlich, zur Berechnung der gefundenen Dextrosewerte die Eigenreduktion der verwandten L\u00f6sungen vorher in Leerproben jeweils zu bestimmen. Wie aus der Tabelle in Spalte 4 ersichtlich ist, schwankte diese Eigenreduktion bei verschiedenen L\u00f6sungen nicht ganz unerheblich und war immer etwas gr\u00f6\u00dfer, als Bang sie angibt. Bei den gleichen L\u00f6sungen hat sich aber dieser Wert bei dem Altern derselben auch jetzt im Sommer nicht ge\u00e4ndert (w\u00e4hrend dreier Monate). Der f\u00fcr die Leerprobe durchschnittlich gefundene Wert der verwandten L\u00f6sungen stellt nun den Ausgangswert dar f\u00fcr die Berechnung der gefundenen Dextrosemenge, indem von ihm der Thiosulfat-verbrauch der Analyse subtrahiert und die dadurch gefundene relative Jodzahl durch den entsprechenden Reduktionsfaktor dividiert wird. Da eine n/100 oder n/200 Thiosulfatl\u00f6sung auch bei Anwendung des Natronkalkrohres leicht einen sinkenden Titer aufweist, so erwies es sich als sehr zweckm\u00e4\u00dfig, von einer konzentrierteren Thiosulfatl\u00f6sung auszugehen und daraus f\u00fcr jede Analysenreihe die zur Mikrotitration bestimmte L\u00f6sung jedesmal frisch zu bereiten.\nSelbstverst\u00e4ndlich ist auch diese Stamml\u00f6sung vorher genauestem auszutitrieren; es betr\u00e4gt der Titer der z. Zt. von uns verwandten Thiosulfatl\u00f6sung von Merck z. B. n/10,45 statt n/10. Von der daraus hergestellten 20fach verd\u00fcnnten Arbeitsl\u00f6sung werden demgem\u00e4\u00df f\u00fcr die zugesetzten 2 ccm n/100 Jodatl\u00f6sung statt 4,00 ccm 4,18 ccm ben\u00f6tigt und der Reduktionsfaktor erh\u00f6ht sich von 2,8 bei einer n/100 Thiosulfatl\u00f6sung auf 5,85. Daher die scheinbar verschiedenen Werte f\u00fcr den Reduktionsfaktor in Spalte 5 der Tabelle. Unsere Thiosulfatstamml\u00f6sung hat sich bisher auf Eis in ihrem Titer w\u00e4hrend mehrerer Monate nicht ge\u00e4ndert.\nDie Kochzeit habe ich empirisch auf 5 Minuten festge-legt, w\u00e4hrend Bang nur 4 Minuten angibt. Schwankungen der Kochzeit um \u2019/\u00bb Minute mehr oder weniger \u00fcben noch keinen nennenswerten Einflu\u00df auf das Analysenergebnis aus. Was endlich die Kochintensit\u00e4t betrifft, so hat sie zwar","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Bemerkungen zur Mikrobestimmung des Traubenzuckers usw. 47\nausgiebig zu sein, kann dann aber sehr weitgehend schwanken, wie das z. B. bei unserem wechselnden Gasdruck st\u00e4ndig der Fall ist, ohne das Ergebnis merklich zu \u00e4ndern.\nDie eigent\u00fcmliche Erscheinung, da\u00df die alkalische Jodat-l\u00f6sung das Kupferoxydul nach und nach nicht mehr oxydieren soll, habe ich auch jetzt im Sommer, auf drei Monate hinaus wenigstens, nicht beachtet. Die ersten L\u00f6sungen allerdings, die wir uns hier bequemlichkeitshalber hatten anfertigen lassen, zeigten in der Tat eine ganz unzureichende Reduktionsfahig-keit, die vielleicht auch auf dem gleichen Fehler der Jodat-l\u00f6sung beruhte. Erst nach Selbstherstellung der L\u00f6sungen mit frisch umkristallisierten Reagentien und sp\u00e4ter mit von Merck direkt bezogenen L\u00f6sungen erfolgte die einwandfreie und gleichm\u00e4\u00dfige Reduktion ganz in dem Ma\u00dfe, wie es Bang angab, d. h. 0,28 ccm Verbrauch an n/100 Jod f\u00fcr 0,01 mg Zucker.\nAbschlie\u00dfend darf ich nur noch kurz anf\u00fchren, da\u00df bei unseren Blutzuckeruntersuchungen sich die verwandte Modifikation bestens bew\u00e4hrte. Als wohl unvermeidliche Folge wechselnder Zusammensetzung der auf die Filterpapierchen aufzusaugenden Blutstropfen ist die Fehlerquelle hier zwar h\u00f6her als bei Bestimmung reiner Glukosel\u00f6sung, bei Doppelbestimmung kann die Differenz bis, 10% der ermittelten Werte betragen, meist ist sie aber bedeutend geringer. Das gen\u00fcgt durchaus f\u00fcr praktische klinische Zwecke. \u00dcberdies w\u00e4re gerade f\u00fcr Serienuntersuchungen an S\u00e4uglingen eine Methode, die Blutmengen von 3 ccm verlangt, wie sie Richter-Quittner1) als allein ausreichend glaubt annehmen zu m\u00fcssen, v\u00f6llig ausgeschlossen.\nZusammenfassung.\nI. Die Bangsche Mikroreduktionsmethode zur Bestimmung des Trauben- (Blut-) Zuckers ergibt in der Modifikation, die bei indirektem Kochen eine alkalische Jodatl\u00f6sung verwendet*),\n\u2019) Biochem. Zeitachr. Bd. 96, S. 92 (1919).\n*) Biochem. Zeitschr. Bd. 87, S. 264 (1918).","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48 Albrecht Mertz, Bemerkungen zur Mikrobestimmung usw.\neinen durchaus gleichm\u00e4\u00dfigen Reduktionsfaktor, der bei der Nachpr\u00fcfung mit Dextrosemengen von 0,06 bis 0,4 mg genau dem von Bang angegebenen Wert entspricht. Die angewandten Dextrosemengen umfassen v\u00f6llig die n\u00f6tige Variationsbreite f\u00fcr klinische Blutzuckeruntersuchungen bei Verwendung von 130 bis 150 mg Blut.\nII.\tDie von Bang erstrebte Befreiung von der bei der \u00e4lteren Methode unumg\u00e4nglichen ganz genauen Kochdauer und -intensit\u00e4t ist mittels des indirekten Erhitzens und der Anwendung der alkalischen Jodatl\u00f6sung gelungen, und damit die praktische Anwendbarkeit des Verfahrens sehr gef\u00f6rdert.\nIII.\tBedenken gegen die Haltbarkeit der alkalischen Jodatl\u00f6sung sind bei Anwendung reinster Reagentien unbegr\u00fcndet.\nIV.\tDas von Oppler (1. c.) herbeigew\u00fcnschte Verfahren, \u201ewelches die quantitative Bestimmung kleinster Werte in zuverl\u00e4ssiger Weise erm\u00f6glicht\u201c, liegt in der verwandten und hiermit nochmals empfohlenen Form der Ban g sehen Mikromethode bereits vor.","page":48}],"identifier":"lit20889","issued":"1920","language":"de","pages":"43-48","startpages":"43","title":"Bemerkungen zur Mikrobestimmung des Traubenzuckers nach dem Verfahren von J. Bang","type":"Journal Article","volume":"111"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:31:24.008691+00:00"}