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{"created":"2022-01-31T14:49:37.382286+00:00","id":"lit20907","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Feigl, Joh.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 111: 280-286","fulltext":[{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"Nene Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der anorganischen Stoffe\ndes Blutes.\nI.\nKationen und Hyperphosphat\u00e4mie bei Morbus BrightiL\nVon\nJoh. Feigl.\n(Aus der chem. physiol. Abteilung des Allgem. Krankenhauses Hamburg-Barnibeek.)\n(Der Redaktion zugegangen am 14. Oktober 1020.)\nIn mehreren fr\u00fcheren Mitteilungen1)2)3) hat Verfasser an Hand geeigneten Belegmateriales darauf hingewiesen, da\u00df die Hyperphosphat\u00e4mie bei Morbus Brightii nunmehr an sich, wie ihren Beziehungen nach3) als gesicherte und pathologisch zur Ausbeutung in der Frage der Salzausscheidung durch die Niere bedeutungsvolle Erscheinung wohl gen\u00fcgend beschrieben, aber weiterhin mit Seitenbefunden auszustatten sei2). Von diesen soll nunmehr berichtet werden.\nVorweg ist darauf hinzuweisen, da\u00df die Hyperphosphat\u00e4mie bisher nicht in Parallele zur Hyperazot\u00e4mie zu stellen gewesen ist, da\u00df vielmehr beide Erscheinungen \u2014 sie entsprechen der Nierenarbeit am harnf\u00e4higen N einerseits, am harnf\u00e4higen \u201eSalze\u201c anderseits \u2014 im Prinzip voneinander unabh\u00e4ngig sein m\u00fcssen8). Sehr achtbare Hyperphosphat-\u00e4miewerte konnten ohne (belanglich) erh\u00f6hten RN einhergehen und umgekehrt, anderseits \u2014 in der alten \u201echronischen Nephritis\u201c (Mischformen) \u2014 gelegentlich bis zum gewissen Grade vergesellschaftet sein. Auf das einschl\u00e4gige pathologischklinische Material ist auch heute noch hinzu weisen.\n') Joh. Feigl (Phosphate I), Biochem. Zeitschr. Bd. 81, S. 380 (1917).\n-) Derselbe ebd. (Phosphate IV) Bd. 84, S. 231 (1918).\n3) Derselbe (Phosphate XI) ebd. (1920).\ni","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der anorganischen Stoffe des Blutes. 281\nAn dieser Stelle handelt es sich um pathochemische Beobachtungen1). Sie kn\u00fcpfen an die Tatsache an, da\u00df hochT gradige Hyperphosphat\u00e4mie fast ausnahmslos mit Hyper-ammoniak\u00e4mie einhergeht, ja da\u00df in gr\u00f6\u00dferen Reihen diese Parallelit\u00e4t als prinzipielle Erscheinung anzusprechen ist2). Es war fr\u00fcher betont worden, da\u00df man im gro\u00dfen ganzen bei Morbus Brightii berechtigt ist, mit dem komplexen Begriff des s\u00e4urel\u00f6slichen P zu arbeiten, w\u00e4hrend da, wo extrarenale Faktoren an der Erreichung h\u00f6herer Werte urs\u00e4chlich wirken*), das Vorgehen selten zum Erfolge f\u00fchrt, mithin die Gliederung herangezogen werden mu\u00df. Hinzuzusetzen bleibt noch, da\u00df das Schwergewicht hyperphosphat\u00e4mischer Sera ganz auf den Morbus Brightii entf\u00e4llt.\nWar nun einerseits letztere Feststellung durchaus erh\u00e4rtet und damit ein bisher unerreichter (serochemischer) Indikator f\u00fcr die Funktion der Niere dem \u201eSalze\u201c gegen\u00fcber gewonnen, anderseits die gesteigerte Ammoniak\u00e4mie als Begleiterscheinung festgestellt, so ergab sich die Aufgabe, an der Aufkl\u00e4rung beider, und erst recht ihrer Wechselbeziehungen, zu arbeiten. An sich konnte es naheliegen, sich mit chemischen oder physikochemischen Wertausdr\u00fccken f\u00fcr die Ver\u00e4nderung der \u201eAlkaleszenz\u201c und nahestehender Kriterien zu begn\u00fcgen. Auch der Weg, andere Ursachen f\u00fcr die Hyperammoniak\u00e4mie auszuschlie\u00dfen, hier also eine hyperphosphat\u00e4mische Acidose aufzufinden und zu belegen, mu\u00dfte sich empfehlen und \u2014 jedenfalls nebenher \u2014 mit beschritten werden. Er allein konnte dem Ziele nicht n\u00e4herr\u00fccken, da ja eine (spezielle) Retention von Ammoniaksalzen nicht a priori auszuschlie\u00dfen ist, die Hyperammoniak\u00e4mie mithin mehrdeutig bleiben k\u00f6nnte.\nDie Arbeit mu\u00dfte der Frage dienen, ob der gesteigerten 0-Phosphors\u00e4ure auch gesteigerte Kationen (Alkalimetalle, Erdalkalimetalle) entsprechen. Feststellungen hier\u00fcber w\u00fcrden\n') Joh. Feigl (Phosphate XII, System) Biochem. Ztschr. (1920). \u2014 Dass. Lit. (J. Greewald, W. Mc Kim Marriott, W. R. Bloor, E. B. Meigs u. a.).\n2) Derselbe ebd. (Phosphate IV) Bd. 84, S. 231 (1918).","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nJ oh. Feigl,\nwiederum nierenpathochemisch von Interesse sein, da sie weiteren Einblick in die Arbeit an den \u201e Salzen\u201c gew\u00e4hren.\nVon einer Besprechung der \u00e4lteren Literatur1), die sich unter verschiedenen Gesichtspunkten an Hand differenter Methoden, bruchst\u00fccksweise, darbietet, sei abgesehen, da sie vom Verfasser bereits2)1) herangezogen wurde. Die hier gegebenen Befunde konzentrieren sich auf K, Na, Ca, Mg, s\u00e4urel\u00f6slichen P, o-phosphatischen P, NH3-N und die notwendigen Nebenfragen (s. u.). Wir greifen damit in ein seit l\u00e4ngerem nicht systematisch bearbeitetes, methodisch gewandeltes Gebiet ein, das in Hinsicht auf die Strenge seiner Ergebnisse unabh\u00e4ngig von obiger Frage dringend der Revision und Bereicherung bedarf. Diese Mitteilung bedient sich einschl\u00e4giger Kenntnisse, die Verfasser und seine Mitarbeiter zum Selbstzweck geschaffen haben und sp\u00e4terhin als solche vorlegen werden.\nAls Normalien sehen wir nach obigem und der einschl\u00e4gigen Literatur2)3)4) folgende Werte an f\u00fcr das normale (auch nicht spurenweise h\u00e4molytische) Serum gesunder, erwachsener M\u00e4nner, guten Ern\u00e4hrungszustandes mittlerer Jahre bei stabiler, einheitlicher (Standard) Ern\u00e4hrung im n\u00fcchternen Zustande (morgens entnommen). Ebenfalls im n\u00fcchternen, ausgeruhten Zustande entnommen, aber bei wahlfreier Ern\u00e4hrung k\u00f6nnen die Extreme sich ein wenig verschieben, desgleichen in Abh\u00e4ngigkeit vom^allgemeinen Kr\u00e4ftezustande. F\u00fcr Ca und Mg sind allgemeine H\u00f6chstgrenzen alles Vorkommens gegeben.\nS\u00e4urel\u00f6slicher P 1,5 mg bis <5,0 mg Feigl (1916\u20141918) mit Bloor (1918) und Marriott (1917) \u00fcbereinstimmend.\nK 16,0 mg bis 22,0 mg 1 \u00e4ltere Analysen, im Einkl\u00e4nge mit B.\nNa 270,0 mg bis 310,0 mg [ Kramer (192\u00b0) und den Ergebnissen _\tb J des Verfassers (F)6).\n*) doli. Feigl (Phosphate XII, System) Biochem. Ztschr. (1920).\u2014 Dass. Lit. (J. Greewald, W. Mc Kim Marriott, \\V. R. Bloor, E. B. Meigs u. a.).\ns) Derselbe (Phosphate I), Biochem. Zeitschr. Bd. 81, S. 380 (1917).\n8) Derselbe ebd. ^Phosphate IV) Bd. 84, S. 231 (1918).\n4)\tDerselbe (Phosphate XI) ebd. (1920).\n5)\tB. Kramer, Journ. of Biol. Chem. Bd. 61, S. 263 (1920). \u2014 H. J. Hamburger, Biochem. Zeitschr. Bd. 71, S. 415 (1915). \u2014 S. W. Clausen, Journ. of Biol. Chem. Bd. 37, S. 479 (1918).","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"None Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der anorganischen Stoffe des Blutes. 283\nCa i,0 mg bis 12,8 mg eigene sowie Denis\u2019 Befunde nach Lyman*) bzw. .Jan\u00dfen (bzw. deWaard) bzw. Kramer.\nMg 0,8 mg bis 3,8 mg Denis (1920), eigene Befunde etwa entsprechend, Fu\u00dfpunkt h\u00f6her*).\nNHS\u2014N. 0,27 (Mittel von Henriqnez & Christiansen8) 0,4 (desgl. P. Iversen4)).\n0,20\n0,35 (Verfasser F.)\nDichte, Farbstoffe und Chromogene, Rest-N-Gebiet, Zucker, Lip\u00e4miekomplex, Acetonk\u00f6rper u. a. sind in gegebenen Zusammenh\u00e4ngen vom Verfasser bearbeitet worden und daher hier vorauszusetzen.\nDie untersuchten F\u00e4lle sind nur vom chemischen\nStandpunkte aus gegeben und naturgem\u00e4\u00df einer eingehenden Harnanalyse unterworfen worden, auf deren streng einschl\u00e4gige Befunde mit Wert zu legen ist.\nUber die in umstehender Tabelle niedergelegten Befunde ist folgendes zu sagen:\nA) Es ist gezeigt worden, da\u00df mit steigendem \u201es\u00e4urel\u00f6slichemP, der weit oberhalb der Norm und sonstiger pathologischer M\u00f6glichkeit, typisch dem Brightischen Bereiche angeh\u00f6rt (Lit.), weder die Alkalimetalle (K, Na) noch die Erdalkalimetalle (Ca, Mg) in irgend entsprechendem Grade dem Anwachsen folgen. Sie f\u00fcllen vielmehr deren pathologischen, oft sogar nur deren physiologischen Gesamtbereich aus. Dagegen ist gezeigt worden, da\u00df Ammoniak zu achtbaren Graden die Norm verl\u00e4\u00dft. Sonstige Faktoren der Acidose sind durch Harn- und Blutanalyse nicht ersichtlich zu machen gewesen. Trotzdem wird man deren M\u00f6glichkeit nicht a priori bestreiten k\u00f6nnen.\nH. Lyman, Journ. of Biol. Chem. Bd. 29, S. 169 (1917). \u2014 W. II. Jan\u00dfen, Diese Zeitschr. Bd. 101, S. 176 (1917). \u2014 De Waard, Bio-chem. Zeitschr. (1919 . \u2014 W. Denis und A. S. Minot, Journ. of Biol. Chem. Bd. 61, S. 357 (1920). B. Kramer & J. Stolte, Journ. of Biol Chem. 1920, XLII1, 35.\n\u2022i W. Denis, Journ. of Biol. Chem. Bd. 61, S. 363 (1920). \u2014 Siehe dazu H. Kleinmann, Biochem. Zeitschr. Bd. 99, 1/6(1919); Diss. Berlin.\n3)\tV. Henriquez und E. Christiansen, Biochem. Zeitschr. Bd. 78 (1916), Bd. 80 (1917).\n4)\tP. Iversen nach J. Bang, Mikromethoden, 2. Aufl., Minden 1920.","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"Hyperphosphat\u00e4mie bei Morbus Brightii in Beziehung zu Alkali- und Erdalkalimetallen und Ammoniak mg S-P, K, Na, Ca, Mg, NHa-N f\u00fcr 100,0 ccm Serum. Nebenbefunde.\n284\nJoh. Feigl,\n\n82\u201495\n.2 Co\n\u00abO a\n,33\nSO \u2014*\n\u00ab\u25a0\u2022'S \u00b0\n\u00ab eu euso\nS\noj C\ncs E","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Neoe Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der anorganischen Stoffe des Blutes. 285\nB)\tAm ehesten wird die Tatsache der hyperphosphat-\u00e4mischen Acidose nach den Befunden ersichtlich, wenn, selbst im losesten Schema, die Relationen z. B. [K : Na : Ca : Mg] = P verfolgt werden\nC)\tDie Struktur des s\u00e4urel\u00f6slichen P zeigte die von Feigl fr\u00fcher angegebenen Z\u00fcge. Meist betrug der anorganische P mehr als 80 \u00b0/0, mehrfach noch mehr als 90% des s\u00e4urel\u00f6slichen.\nD)\tWir haben also in diesen \u2014 nur pathochemisch, nicht klinisch-pathologisch \u2014 er\u00f6rterten F\u00e4llen eine Erscheinung vor uns, die ein eigenartiges Bild auf die \u2014 sei es direkte, sei es indirekte \u2014 T\u00e4tigkeit der Niere wirft. An extrarenale Faktoren ist zum mindesten in Sachen des P nicht zu denken, w\u00e4hrend die Kationen ihrerseits z. T. so mitbedingt sein k\u00f6nnen, jedoch nicht m\u00fcssen. Geht man von den Harnverh\u00e4ltnissen aus, so w\u00fcrde das chemische Blutbild in diesem Falle besagen, da\u00df hinter den Zahlen Verh\u00e4ltnissen eine Hydrolyse der Nahrungsphosphate angenommen werden mu\u00df, deren Basenanteile nicht in proportionalem Ausma\u00dfe der P04'\" folgen. Mithin kann \u2014 wenn man sich berechtigt glaubt, die Erscheinungen als durchaus renal begr\u00fcndet anzusehen \u2014 von einer Selektion unter den Salzen gesprochen werden, die bis zum chemischen Machtmittel partieller Hydrolyse gehen kann. H-Ionenwerte nach Hills lagen stets weit unterhalb 7,4% (5,8\u20146,8) *).\nNaturgem\u00e4\u00df werden diese Ergebnisse, so klar sie aiich im Bilde der harnchemischen Verh\u00e4ltnisse vor uns liegen m\u00f6gen, weitere Fragen herausfordern m\u00fcssen.\n\u00dcber die in ihnen verwerteten Zahlen f\u00fcr die Kationen ist zu sagen, da\u00df sie weiterausgreifenden, methodischen und systematischen Untersuchungen entlehnt sind, die Herr Dr. Weise in meinem Laboratorium seit l\u00e4ngerer Zeit unter den H\u00e4nden hat, und die demn\u00e4chst im Zusammenh\u00e4nge vorgelegt werden sollen. Ein Blick in die vorhandene Literatur \u00fcber\n*) Th.L.Hills, Berges. Physiol.Bd.2,S.39(1920). (Verf.Gy\u00f6rgy.) Diese Zahlen wurden derzeit von uns parallel untersucht mit den von E. P. Poult on (Brit. Med. Journ. Bd. 72 [1920J; Chem. Instr. Bd. 4, S. 356 [1920]) modifizierten van Slyke-Cullen-Methode der Alkalireserve.","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286 Feigl, Beitr\u00e4ge zqr Kenntnis der anorganischen Stoffe des Blutes\nanorganische Stoffe von Blut und Plasma (z. B. in Albu-Neu-berg, Mineralstoffwechsel [Berlin 1906] bzw. Neuberg, Der Harn [Berlin 1911], Artikel von S. Fraenkel, S. 59 bzw. Artikel von J. Bang, S. 957 ff.) zeigt, da\u00df viele L\u00fccken1), ganz erhebliche Unklarheiten, offene Widerspr\u00fcche3) und ein in toto recht begrenztes Material \u2014 alles noch abh\u00e4ngig von methodischen Bedenken \u2014 vorliegen, w\u00e4hrend nur die gro\u00df angelegten systematischen Analysen Abderhaldens feste Grundlagen von Dauerwert bilden3). Anderseits sind in neuester, z. T. allerletzter Zeit (vgl. Phosphat\u00e4minfrage) Methoden und Ergebnisse publiziert worden, die anzeigen, da\u00df das Gesamtgebiet, wie kein anderes, dringend der Neubearbeitung bedarf. So ist auch die er\u00f6rterte Sonderfrage, nur an Hand neuer Methoden und auf revidierte Unterlagen gestellt, der Bearbeitung zug\u00e4nglich gewesen.\n*) S. u. a. wirklich eingehende Analysen von normalen und pathologischen Seren. Mit Vollblutanalysen aus der Pathologie ist recht wenig anzufangen.\n3) Verh\u00e4ltnis von K zur Summe der Alkalimetalle im Serum; nach C. Schmidt rund 8\u00b0/0, nach E. Salkowski rund 12%\u2022 Man wird ein-sehen, auf welche Schwierigkeiten neue Untersuchungen, die hier ankn\u00fcpfen wollen und m\u00fcssen, notwendigerweise sto\u00dfen, z. B. F. Nottbohm (K, Na in gesunder und kranker Milch). Biochem. Zeitschr. 1920.\nJ) E. Abderhalden, Diese Zeitschr. Bd. 25, S. 67 (1898).","page":286}],"identifier":"lit20907","issued":"1920","language":"de","pages":"280-286","startpages":"280","title":"Neue Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der anorganischen Stoffe des Blutes, I: Kationen und Hyperphosphat\u00e4mie bei Morbus Brightii","type":"Journal Article","volume":"111"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:49:37.382292+00:00"}