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{"created":"2022-01-31T14:59:54.213340+00:00","id":"lit20910","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Steudel, H.","role":"author"},{"name":"E. Peiser","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 111: 297-303","fulltext":[{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber eine neue Spaltungsmethode der Nucleins\u00e4nre.\nVon\nH. Steudel und E. Peiser.\n(Ans dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t in Berlin.)\n(l)er Redaktion zngegangen am 1. November 1920.)\nDie n\u00e4here Charakterisierung des in der echten Nuclein-s\u00e4ure enthaltenen Kohlenhydrates st\u00f6\u00dft bei Anwendung der bisher \u00fcblichen Spaltungsmethoden auf Schwierigkeiten, man erh\u00e4lt meist viel huminartige Nebenprodukte oder sofort Spaltst\u00fccke des Kohlenhydrates: L\u00e4vulins\u00e4ure, Ameisens\u00e4ure, Fur-furol. Es mu\u00dfte also nach einem sehr milden Spaltungsmittel gesucht werden, und als solches ist von dem einen von uns (St.) schon seit mehreren Jahren die sogenannte Sulfitlauge, wie sie in den Sulfitcellulosefabriken angewandt wird, benutzt worden. Es ist ja bekannt, da\u00df in den Endlaugen der Sulfit-ceilulosedarstellung sich viel reduzierende Substanzen, hervorgegangen durch Hydrolyse aus den Gummistoffen und Pento-sanen des Holzes, befinden, und Tollens und Hauers') haben die Sulfitfl\u00fcssigkeit benutzt f\u00fcr die Hydrolyse von Kirsch-gummi, R\u00fcbenschnitzeln, Buchenholz und Kiefernholz und die g\u00fcnstigsten Bedingungen festgestellt, unter denen eine H\u00f6chstausbeute an reduzierenden Substanzen gewonnen werden kann. Es erschien nun nicht aussichtslos, mit Hilfe dieser Methode auch bei dem Kohlenhydrat der Nucleins\u00e4ure zu neuen Resultaten zu kommen. W\u00e4hrend man n\u00e4mlich bei den \u00fcblichen Spaltungen der Nucleins\u00e4ure mit Schwefels\u00e4ure, Salzs\u00e4ure, selbst mit Oxals\u00e4ure dunkelbraunschwarze Reaktionsfl\u00fcssigkeiten erh\u00e4lt, so bleiben bei der Spaltung mit Sulfitfl\u00fcssigkeit\nBerichte Bd. 36. S. 3315 (1903).","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nH. Stendel and E. Peiser,\ndie L\u00f6sungen vollkommen wasserklar, h\u00f6chstens tritt eine leichte hellbernsteingelbe F\u00e4rbung auf. Aus der Reaktionsfl\u00fcssigkeit setzt sich ein schwerer pulveriger Niederschlag ab der den gr\u00f6\u00dften Teil der Alloxurbasen enth\u00e4lt1), und es war nun zu erwarten, da\u00df die bei der Spaltung der Nucleins\u00e4ure freiwerdende reduzierende Gruppe des Kohlenhydrates vor weiterer Ver\u00e4nderung durch die schweflige S\u00e4ure gesch\u00fctzt w\u00fcrde, die sich ja leicht mit Aldehyden und Ketonen verbindet.\nBei den ersten Versuchen wurden nun Versuchsbedingungen eingehalten, die sich an die von Tollens und Hauers gefundenen g\u00fcnstigsten Bedingungen anlehnten. Als Spaltungsfl\u00fcssigkeit benutzten wir eine Calciumbisulfitl\u00f6sung, die durch Einleiten von S02 in eine Aufschwemmung von 30 g Calciumcarbonat pro 1 1 Wasser bis zur L\u00f6sung und vollkommenen S\u00e4ttigung hergestellt war.\nJe 50 g nucleinsaures Natrium aus Heringssperma wurden mit 500 ccm Sulfitl\u00f6sung 2 Stunden im Drucktopf auf 120 bis 130\u00b0 erhitzt. Nach dem Erkalten wrurde vom Bodensatz filtriert und die klare, hellgelbe L\u00f6sung mit Alkohol versetzt: hier entstand nur ein sp\u00e4rlicher Niederschlag, der durch Filtration entfernt wurde. Nunmehr wurde tropfenweise konzentrierte Calciumacetatl\u00f6sung hinzugesetzt und der volumin\u00f6se Kiederschlag nach einigem Stehen von der Mutterlauge getrennt und mit w\u00e4\u00dfrigem Alkohol ausgewaschen. Dann wurde wieder in Wasser gel\u00f6st, schwach mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert und mit Bleiacetat versetzt. Da hierbei kein nennenswerter Niederschlag entstand, konnte in der L\u00f6sung keine unzersetzte Nucleins\u00e4ure mehr vorhanden sein. Beim darauffolgenden Zusatz von basischem Bleiacetat entstand nun ein dicker, wei\u00dfer Niederschlag, der nach vollst\u00e4ndigem Absitzen von der Mutterlauge getrennt, sorgf\u00e4ltig mit Wasser wiederholt verrieben und ausgewaschen wurde. Er wurde dann in Wasser\n*) Bei den Versuchen hatte ich mich anfangs der Hilfe des Herrn Dr* Feulgen, jetzt Privatdozent in Gie\u00dfen, zu erfreuen. Von ihm ist inzwischen schon mitgeteilt (Diese Zeitschr. Bd. 102, S. 244), wie man aus der Hydrolysenfl\u00fcssigkeit die Purinbasen quantitativ gewinnen kann.","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber eine neue Spaltungsmethode der Nucleins\u00e4ure.\n299\naufgeschwemmt, mit Schwefelwasserstoff zersetzt, die L\u00f6sung\n\u2022\u2022\nmit reinem Baryumcarbonat in geringem Uberschu\u00df versetzt, aufgekocht und vom Bleisulfid und \u00fcbersch\u00fcssigen Baryumcarbonat getrennt. Dann wurde das Filtrat im Vakuum bei niederer Temperatur auf ein kleines Volumen eingeengt \u2014 es blieb hierbei vollkommen farblos \u2014 und mit Alkohol gef\u00e4llt. Das ausgefallene Baryumsalz wurde noch einmal in Wasser gel\u00f6st und wieder mit dem gleichen Volumen Alkohol unter Zusatz eines Tropfens konzentrierter Baryumacetatl\u00f6sung ausgef\u00e4llt, mit Alkohol gewaschen und im Vakuum getrocknet. Es resultiert ein feines, wei\u00dfes, staubendes Pulver, in dem zur Orientierung der Stickstoff- und Phosphors\u00e4uregehalt bestimmt werden (die Substanz enthielt keine mit Magnesiamixtur f\u00e4llbare Phosphors\u00e4ure und wurde vakuumtrbcken analysiert) :\n0,2742 g neutralisieren 6,4 ccm n/10 S\u00e4ure (Kjeldahl) = 3,27% N 0,2062 g ,\t5,5\t\u201e\tn/10\t\u201e\t\u201e\t=\t3,74% N\n0,2430 g *\t26,2\t\u201e\tn/2 NaOH(Neumann)= 5,97% P\n0,2300 g \u201e\t24,0 , n/2\t\u201e\t,\t= 5,77%P.\nBerechnet man sich aus den Mittelzahlen 3,50% N und 5,87 \u00b0/o P das Verh\u00e4ltnis von P : N, so erh\u00e4lt man 1: 0,596.\nEin anderes Pr\u00e4parat, in gleicher Weise hergestellt, gab folgende Werte:\n0,1179 g neutralisieren 1,9 ccm n/10 S\u00e4ure (Kjeldahll = 2,23% N 0,1481g\t\u201e\t2,2\t\u201e\tn/10\t,\t,\t=\t2,08%\tN\n0,1492 g \u201e\t11,9\t\u201e\tn/2 Lauge (Neumann) = 4,42% P\n0,1442 g \u201e\t11,8\t,\tn/2\t\u201e\t\u201e\t-\t4,53%\tP.\nHier berechnet sich aus den Mittelzahlen ein Wert f\u00fcr P : N gleich 1: 0,486.\nDiese Werte stimmen zu dem Werte, den das Verh\u00e4ltnis P : N in der Thymins\u00e4ure verlangt. In dieser S\u00e4ure kommen auf 5 N-Atome 4 P-Atome, und das Verh\u00e4ltnis P : N verlangt 1 : 0,566. Gefunden 1: 0,596 und 1:0,486.\nIn einem dritten Pr\u00e4parat fand sich:\n0,1297 g neutralisieren 2,6 ccm n/10 S\u00e4ure (Kjeldahl) = 2,81% N 0,1346 g ,\t12,6\t\u201e\tn/2 Lauge (Neumann) = 5,19% P.\nGefunden P : N = 1:0,542, berechnet P : N = 1:0,566.","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nH. Stendel und E. Peiser,\nSchweflige S\u00e4ure lie\u00df sich in den Pr\u00e4paraten, abgesehen davon, da\u00df Baryumsulfit so gut wie unl\u00f6slich in Wasser ist, mit Hilfe von Nitroprussidnatrium und Zinksulfat oder Ferro-cyankalium nicht nach weisen. Auch gebundene schweflige S\u00e4ure lie\u00df sich durch Erw\u00e4rmen mit einem geringen \u00dcberschu\u00df von Baryumhydroxyd auf 70\u201480\u00b0 nicht nach weisen. Die Pr\u00e4parate reduzierten kr\u00e4ftig und stark Fehlingsche L\u00f6sung.\nDie Baryumbestimmungen fielen in \u00dcbereinstimmung mit fr\u00fcheren Resultaten, die von Steudel und Brigl gewonnen waren, zu hoch aus; so lieferte z. B. das erste Pr\u00e4parat folgende Zahlen:\n0,2444 g gaben 0,1120 g BaS04 = 26,4:1% Ha 0,2300 g \u201e\t0,1054 g BaS04 = 26,97% lia.\nDaraus berechnet sich ein Verh\u00e4ltnis von N : Ba = 1: 7,029, das ungef\u00e4hr einem Verh\u00e4ltnis von 5 N : 4 Ba entspricht. Berechnet 1:7,85. Ein neutrales Salz w\u00fcrde aber ein Verh\u00e4ltnis von 5 N : 2 Ba = 1 : 3,924 verlangen. Man scheint also gew\u00f6hnlich keine neutralen Salze, die 2 Atome Baryum enthalten m\u00fc\u00dften, zu erhalten, sondern basische Salze1), ein Verhalten, das dem der echten Nucleinsiiure entsprechen w\u00fcrde, die mit Erdalkalien auch leicht basische Salze bildet. Ein neutrales Baryumsalz der Thymins\u00e4ure ist bisher nur von Feulgen2) erhalten und analysiert worden.\nWir haben diese Verh\u00e4ltnisse vorl\u00e4ufig nicht weiter untersucht, sondern haben uns bem\u00fcht, durch hydrolytische Spaltung einen genaueren Einblick in unsere Substanz zu gewinnen. Eine quantitative Bestimmung aller oder zum mindesten einzelner Spaltst\u00fccke halten wir f\u00fcr die n\u00e4here Charakterisierung dieser hochmolekularen K\u00f6rper f\u00fcr durchaus erforderlich. -Elementaranalysen an den meist amorphen Substanzen k\u00f6nnen leicht irref\u00fchren. Selbst bei den kristallisierenden Alkaloidsalzen der einfachen Nucleins\u00e4uren, in denen an die hochmolekulare S\u00e4ure noch das gro\u00dfe Molek\u00fcl eines Alkaloids\n\u2018) Siehe dazu Steudel und Brigl, Diese Zeitschr. Bd. 70, S. 400.\n4) Diese Zeitschr. Bd. 101, S. 305.","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber eine neue Spaltungsmeihode der Nucleins\u00e4ure.\n301\nangef\u00fcgt ist, erlebt man gelegentlich \u00dcberraschungen, wenn man quantitative Spaltungen durchf\u00fchrt.\n20,25 g lufttrockenes Baryumsalz wurde mit Schwefels\u00e4ure 14 Stunden lang am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht') (auf 1 g Substanz wurden 3 g konzentrierte Schwefels\u00e4ure und 6 g Wasser genommen). Die L\u00f6sung wurde nach dem Erkalten auf 500 ccm gebracht\tund\tenthielt\t0,610 g\tN.\n10 ccm\tneutralisieren\t8.7 ccm\tn/10\tS\u00e4ure = 0,0121\tg\tN\n15 ccm\t\u201e\t13,0 ccm\t\u00bb/10\tv\t= 0,01S2\tg\tN\n15 ccm\t,\t13,1 ccm\tn/10\t\u201e\t= 0,01 S3\tg\tN.\nIn 50 ccm wurde nach der Neutralisation mit Baryt und Zusatz von \u00fcbersch\u00fcssigem Baryumcarbonat das Ammoniak mit Wasserdampf ausgetrieben und abdestilliert. Es wurden 0,9 ccm n/10 II2S()4 verbraucht. In einem zweiten Versuch wurden auf 50 ccm 1,2 ccm n/10 S\u00e4ure verbraucht = 0,00126 g N resp. 0,00168 g N. In den 500 ccm Ausgangsl\u00f6sung waren also rund 0,0147 gN = 2,41% des Gesamt Stickstoffs.\nEs wurde dann noch eine zweite Spaltung in gleicher Weise wie vorstehende ausgef\u00fchrt mit 15 g Substanz; die L\u00f6sung, auf 500 ccm aufgef\u00fcllt, enthielt 0,4515 g N.\n20 ccm neutralisieren 12,9 ccm n/10 S\u00e4ure r= 0,01806 g N.\nDie beiden L\u00f6sungen wurden vereint, mit Baryt genau neutralisiert und nach Zugabe von Baryumcarbonat das Ammoniak durch einen Wasserdampf str\u00f6m abgetrieben. Die Niederschl\u00e4ge waren 3 mal mit Wasser ausgekocht und die Waschw\u00e4sser mit der llauptmenge vereint. Die nunmehr Schwefels\u00e4ure- und phosphors\u00e4urefreie L\u00f6sung gab mit Silbernitrat in schwach saurer L\u00f6sung nur einen verschwindend kleinen Niederschlag. Sie wurde auf ein kleines Volumen eingeengt und lieferte dann eine Kristallisation, die nach dem Umkristallisieren 1,62 g wog und aus Thymjn bestand.\n0,1704 g, bei 100\u00b0 getrocknet, neutralisieren 26,9 ccm n/10 S\u00e4ure (Kjelduhl) = 22,10% N,\n0,1809 g, bei 100\u00b0 getrocknet, neutralisieren 28,7 ccm n/10 S\u00e4ure (Kjeldab 1) = 22,21\u00b0/., N.\nBerechnet f\u00fcr Thymin 22,_'2 \u00b0/0 N.\nl) Steudel und Brigl, Diese Zeitschr. BdT 70, S. 401.","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nH. Stendel und E. Peiser,\nWenn man sich die Menge Thymin berechnet, die verlangt wird, wenn auf 5 N-Atome 1 Molek\u00fcl Thymin kommt (Thymin hat 2, Cytosin* hat 3 N-Atome), so erh\u00e4lt man, da in der L\u00f6sung nach Abzug der f\u00fcr die Bestimmungen verbrauchten Mengen noch 0,9585 g N waren, einen theoretischen Wert von 1,72 g Thymin, der mit dem gefundenen von 1,62 g gut \u00fcbereinstimmt.\nDas Filtrat von der Thyminkristallisation, das zur Bestimmung des Cytosins resp. Uracils dienen sollte, ist uns leider verloren gegangen. Bei den mangelhaften Methoden zur quantitativen Bestimmung gerade dieser beiden K\u00f6rper und den in Betracht kommenden geringen Mengen halten wir diesen Verlust nicht f\u00fcr so wesentlich, da\u00df wir uns nicht f\u00fcr berechtigt halten, die von uns analysierte Substanz f\u00fcr Thymins\u00e4ure anzusehen.\nDas Resultat des Versuchs ist sehr bemerkenswert. Bisher galt die Thymins\u00e4ure f\u00fcr einen K\u00f6rper, der nur mit gro\u00dfer Sorgfalt dargestellt werden konnte. Es sind von den bisherigen Untersuchern ausf\u00fchrliche Vorschriften1) ausgearbeitet worden, nach denen man sehr genau arbeiten mu\u00dfte, um den h\u00f6chst labilen K\u00f6rper zu erhalten. In der Spaltung der Nucleins\u00e4ure mit Sulfitl\u00f6sung haben wir nun ein Mittel, bequem gr\u00f6\u00dfere Mengen von Thymins\u00e4ure darzustellen ; sie hat sich bei Anwendung dieser Methode als ein verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig recht best\u00e4ndiger K\u00f6rper erwiesen, vertr\u00e4gt sie doch gut ein mehrst\u00fcndiges Erhitzen mit der Sulfitl\u00f6sung auf 120\u2014130\u00b0. Den Grund hierf\u00fcr vermuten wir in der sch\u00fctzenden Wirkung, die die Sulfitl\u00f6sung auf die reduzierende Gruppe des Kohlenhydrates aus\u00fcbt. Dieser Schutz scheint so weit zu gehen, da\u00df die Pr\u00e4parate von Thymins\u00e4ure, die nach der Sulfitmethode dargestellt wurden, nach l\u00e4nger als einj\u00e4hrigem Liegen weder ihre wei\u00dfe Farbe noch ihre Leichtl\u00f6slichkeit in Wasser verloren hatten, ebensowenig ihre Reduktionskraft gegen Fehlingsche L\u00f6sung. Irgend ein Gehalt der Pr\u00e4parate an freier oder gebundener schwefliger S\u00e4ure war allerdings\n*) Kossel und Neumann, Diese Ztitschr. Bd. 22, S. 74. \u2014 Steudel uud Brigl 1. c. \u2014 Feulgen 1. c.","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Ober eine neue Spaltungsmethode der Nucleinstture.\n303\nauf keine Weise nachzuweisen, so da\u00df m\u00f6glicherweise doch noch andere Verh\u00e4ltnisse bei der Best\u00e4ndigkeit gerade dieser Pr\u00e4parate von thyminsauren Salzen in Frage kommen.\nDie Untersuchungen der Einwirkung der schwefligen S\u00e4ure auf die Nucleins\u00e4ure, besonders auf die Kohlenhydratgruppe, auch unter anderen Versuchsbedingungen, werden von uns fortgesetzt.\nZusatz (H. Steudel). In den hier mitgeteilten Versuchen habe ich die aus der Nucleins\u00e4ure entstandene Substanz noch mit dem alten Namen Thymins\u00e4ure bezeichnet. Dieser\nName ist seinerzeit von Kossel und Neumann1) eingef\u00fchrt, als unsere Kenntnisse von der Struktur der Nucleins\u00e4ure und ihrer Derivate noch unvollkommen waren. Nach unseren jetzigen Anschauungen und nach den Bezeichnungen, die f\u00fcr die h\u00f6heren Spaltst\u00fccke der Hefenucleins\u00e4ure eingef\u00fchrt sind, m\u00fc\u00dfte man aber denken, da\u00df die Thymins\u00e4ure ein K\u00f6rper w\u00e4re, der nur Tliymin als einzige stickstoffhaltige Komponente in seinem Molek\u00fcl enthielte. Nun enth\u00e4lt der K\u00f6rper aber neben dem einen Molek\u00fcl Thymin noch ein Molek\u00fcl Cytosin, und um dies kurz auszudr\u00fccken, m\u00f6chte ich vor-, schlagen, in Zukunft die S\u00e4ure als \u201eThymosins\u00e4ure* zu bezeichnen. Dieser Vorschlag l\u00e4\u00dft sich weiter damit rechtfertigen, da\u00df voraussichtlich sich noch eine zweite S\u00e4ure wird darstellen lassen, die \u00e4hnlich wie das freie Cytosin sich leicht in Uracil verwandeln l\u00e4\u00dft, nun an Stelle von Cytosin Uracil neben Thymin in ihrem Molek\u00fcl enth\u00e4lt. Dieser S\u00e4ure m\u00fc\u00dfte dann die Bezeichnung \u201eThymacils\u00e4ure* zukommen. Sie steht zur Thymosins\u00e4ure in derselben Beziehung wie z. B. die Guanyls\u00e4ure zu der von M. Knopf2) dargestellten XanthyD s\u00e4ure.\t*\nF\u00fcr die Durchf\u00fchrung der Untersuchungen standen uns Mittel aus der Gr\u00e4fin-Bose-Stiftung zur Verf\u00fcgung, f\u00fcr deren Bewilligung wir dem Kuratorium der Stiftung zu besonderem Dank verpflichtet sind.\n>) 1. c.\n5) Diese Zeitschr. Bd. 92, S. 159.","page":303}],"identifier":"lit20910","issued":"1920","language":"de","pages":"297-303","startpages":"297","title":"\u00dcber eine neue Spaltungsmethode der Nucleins\u00e4ure","type":"Journal Article","volume":"111"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:59:54.213346+00:00"}