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{"created":"2022-01-31T14:55:20.675493+00:00","id":"lit20919","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Edlbacher, S.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 112: 80-85","fulltext":[{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"fiber die freien Amidogrnppen der Eiwei\u00dfk\u00f6rper,\n(Schlu\u00df.)\nVon\nS. Edlbacher.\nMit I Figur.\n(Ans dem Institut f\u00fcr Eiwei\u00dfforschung, Stiftung Frit* Behringer, der Universit\u00e4t\nHeidelberg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 14. Dezember 1920.)\nDie Fragen, die in den vorangegangenen Untersuchungenl) \u00fcber dieses Thema behandelt wurden, gewannen durch die inzwischen von K. Felix1) und J. Herzig\u00bb) mitgeteilten Resultate eine zweifache Bedeutung.\nEinerseits ist es durch die von Felix ermittelten Lysin-werte bei verschiedenen Proteinen nun wohl ziemlich sichergestellt, da\u00df die von Kossel und Gawrilow4) gemachte Feststellung \u00fcber die Beziehung zwischen freien Amidogruppen und Lysingehalt richtig ist. Das Ergebnis dieser Untersuchung steht in \u00dcbereinstimmung mit meinen Beobachtungen.\nAnderseits ist nach Herzig die M\u00f6glichkeit einer Mono-methylierung der Proteine durch Dimethylsulfat ins Auge zu fassen. Eindeutig bewiesen ist weder meine, noch Herzigs Anschauung.\nSkraup6) hat schon methylierte Proteine hydrolysiert\n*) Diese Zeitschr. Bd. 107, S 52 (1919); Bd. 108, S. 287 (1919); Bd. 110, S. 163 (1920).\n*) Diese Zeitschr. Bd. 110, S. 217 (1920).\n*) Diese Zeitschr. Bd. Ill, S. 224 (1920).\n*) Diese Zeitschr. Bd. 75, S. 457 (1912).\n5) M. Bd. 30, S. 447 (1909); M. Bd. 31, S. 1035 (1910).","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die freien Amidogruppen der Eiwei\u00dfk\u00f6rper.\tgf\nund ich habe diese Versuche wieder aufgenommen und bin zu \u00e4hnlichen Resultaten gelangt wie dieser.\nIch hydrolysierte Methylcasein und erhielt dabei in der \u201e Lysinfraktionu eine gr\u00f6\u00dfere Menge einer sirup\u00f6sen Masse von schwach fischartigem Geruch, aus der es auf keinerlei Weise gelang, definierte Substanzen abzuscheiden.\nDie drei Fraktionen, die man durch Phosphorwolfram* s\u00e4ure und das Silberbarytverfahren erh\u00e4lt, n\u00e4mlich die \u201eMono-amino- , die \u00bbHistidin-Arginin-tt und die \u00bbLysinfraktion* habe ich nun auf die \u00bbN-Methylzahl\u201c untersucht und es ergab sich dabei das Folgende:\n1.\tIn der Monoaminos\u00e4urefraktion ist die N-Methyl-zahl = 0.\n2.\tIn der Histidin-Argininfraktion ist die N-Metbyl-zahi = 7,5.\n3.\tIn der Lysinfraktion ist die N-Methylzahl = 73,4.\nDie Frage, ob im wesentlichen am Stickstoff trimethy-liertes Casein vorlag, ist dadurch nat\u00fcrlich nicht eindeutig entschieden. Immerhin aber gestattet die Tatsache, da\u00df fast alles Methylierte in Form von starken Basen wiedergefunden wurde, den Schlu\u00df, da\u00df wohl wahrscheinlich eine gro\u00dfe Menge von betainartigen Substanzen sich gebildet haben mu\u00df.\nDa anderseits aber Herzig und Landsteiner1) bei der Behandlung von Diazomethan und Aminos\u00e4uren, nur Mono-substitution finden, w\u00e4re es vielleicht doch m\u00f6glich, da\u00df die l Ibereinstimmung zwischen den fr\u00fcheren Zahlen dieser Autoren und meinen nur eine zuf\u00e4llige ist.\nSelbstverst\u00e4ndlich schlie\u00dft das aber nicht aus, da\u00df auch bei meinem Verfahren eine geringe Menge von N-Atomen monomethyliert wird.\nZusammenfassend seien hier nochmals die wichtigsten\nErgebnisse dieser Untersuchungsreihen angef\u00fchrt:\n1. Durch die Methylierungsmethode mit Dimethylsulfat gelingt es, Unterschiede zwischen Proteinen zu finden, die sich den bisherigen Methoden entzogen haben.\n*) Biochem. Zeitschr. Bd. 105, S. Ill (1&20).","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"62\tS. Edlbacher,\n/\n%\n2.\tEs besteht eine Beziehung zwischen freien Amido-gruppen und Lysingehalt.\n3.\tIm Proteinmolek\u00f6l besteht ein prim\u00e4rer Zustand, der, wenn einmal gel\u00f6st, einem sekund\u00e4ren Zustande weicht.\n4.\tZwischen N-Methylzahl und Formolzahl der Proteine und ihrer Hydrolysate bestehen gesetzm\u00e4\u00dfige Beziehungen, die bei einzelnen Klassen von Proteinen verschiedenen Regeln zu folgen scheinen.\n5.\tJch vermute, da\u00df die Hauptmenge der eintretenden\nMethylgruppen als Trimethylaminogruppen gebunden\n\u2022\twird.\n\u2666\nExperimenteller Teil.\n1. Darstellung von Methylcasein.\n200 g bestes Kahlbaumsches Casein wurden in 2 1 destilliertem Wasser suspendiert und unter starkem Turbinieren und Eisk\u00fchlung allm\u00e4hlich 1 1 10\u00b0/oiger Natronlauge, die' ebenfalls auf \u20145\u00b0 abgek\u00fchlt war, im Laufe von */* Stunde zugetropft. In diese stark alkalische L\u00f6sung wurden nun im Verlauf einer weiteren l/* Stunde und unter fortgesetzter starker K\u00fchlung 200 g Dimethylsulfat zugetropft. Dann wurde hoch 15 Minuten lang turbiniert und nun mit gut gek\u00fchlter 10%iger Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert. Die dicke wei\u00dfe Ausflockung wurde durch ein Faltenfilter abfiltriert. Der Filterr\u00fcckstand wurde 3 mal in je 1 1 Eiswasser suspendiert und mit eisgek\u00fchlter 10\u00b0/oiger Natronlauge gel\u00f6st, wieder mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure und Natriumsulfatl\u00f6sung gef\u00e4llt, die F\u00e4llung jedesmal auszentrifugiert und endlich noch 2 mal in ges\u00e4ttigter Natriumsulfatl\u00f6sung aufgeschwemmt und wieder auszentrifugiert. Schlie\u00dflich wurde in einem Tuche gut ausgepre\u00dft. W\u00e4hrend dieser ganzen Manipulation wurde immer etwas Toluol zugesetzt, um sekund\u00e4re Zersetzungen hintanzuhalten.\nEndlich wurde das Produkt in 80 %igem Alkohol in der Hitze gel\u00f6st, mit \u00c4ther gef\u00e4llt und im Vakuum getrocknet. Ausbeute 170 g.\nDas so erhaltene Produkt ist ein fast rein wei\u00dfes Pulver, das in Wasser gut, noch viel schneller in hei\u00dfem Wasser","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die freien Amidogruppen der Eiwei\u00dfk\u00f6rper.\t83\nl\u00f6slich ist. Die w\u00e4\u00dfrige L\u00f6sung reagiert sauer und wird durch S\u00e4ure und Salzl\u00f6sungen gef\u00e4llt. In Alkalien ist das Methylcasein leicht l\u00f6slich.\nDie Paulysche Diazoreaktion sowie die Glyoxyls\u00e4ure-probe sind positiv, w\u00e4hrend die Millonsche Probe erst nach, l\u00e4ngerem Kochen positiven Ausschlag gibt.\n2. Hydrolyse des Methylcaseins.\n100 g Methylcaseinr wurden mit 300 g konzentrierter Schwefels\u00e4ure und 600 g Wasser zun\u00e4chst am Wasserbade 6 Stunden, dann am Paraffinbade 20 Stunden lang hydrolysiert. Aus dem von der Schwefels\u00e4ure mit Baryt befreiten Hydrolysat lie\u00dfen sich beim Einengen gr\u00f6\u00dfere Mengen von Leucin isolieren. In den sich ausscheidenden Kristallmassen war die Schwefelblei- und Milionreaktion immer negativ. \u2022 Das ausgeschiedene Leucin wurde dann wieder mit der Fl\u00fcssigkeit vereinigt und die auf 1 1 verd\u00fcnnte L\u00f6sung in der \u00fcblichen Weise mit Phosphorwolframs\u00e4ure gef\u00e4llt, wozu ca. 400 g von diesem Reagens notwendig waren.\nAus dem Filtrate vom Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlag wurden 55,5 g Kristallmasse gewonnen. In dieser \u201eMonoara in os\u00e4urefraktion\u201c ergab eine Methylimidbestimmung, da\u00df kein Methylimid vorhanden war.\nDie ausgef\u00e4llten Phosphorwolframate wurden nach dem KosseIschen Silberbarytverfahren in die Histidin- -f Argininfraktion und in die Lysinfraktion zerlegt.\nArginin- -f Histidinfraktion: Diazoreaktion positiv. Die L\u00f6sung wurde auf 100 ccm gebracht.\n20 ccm dieser L\u00f6sung ergaben nach Kjeldahl: 60,4 ccm n/10 S\u00e4ure = 84,56 mg N.\n20 ccm auf 50 ccm verd\u00fcnnt, davon 1 ccm: 2,13 mg AgL\nEs berechnet sich daraus eine N-Methylzahl = 7,5.\nLysinfraktion: Diese stellte einen fast farblosen Sirup von 16 g dar, der fischartigen Geruch zeigte. Mit alkoholischer Pikrins\u00e4ure entsteht eine harzige F\u00e4llung; ebenso entstehen rotbraune F\u00e4llungen mit Kalium-Wismuth-Jodid und Jodjodkalium. Es gelang durchaus nicht, daraus irgendwelche","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\tS. Edlbacber,\nkristallisierte Verbindungen abzuscheiden (siehe Skraup loc. cit.). 20 g Sirup wurden auf 100 ccm verd\u00fcnnt.\n20 ccm dieser L\u00f6sung ergaben nach Kjeldahl: 42,4 ccm n/10 S\u00e4ure == 59,36 mg N.\n20 ccm auf 50 ccm verd\u00fcnnt, davon 1 ccm: 14,60 mg AgJ. Daraus berechnet sich eine N-Methylzahl = 73,4.\n3. Bemerkungen zur Ausf\u00fchrung der Methylimid-\nbestimmung.\nIn dem von mir1) modifizierten Preglschen* *) Apparate von Herzig-Meyer kommt es manchmal, besonders gegen\nEnde der Reaktion, zu einer Verstopfung des aufsteigenden Schenkels des Quarzk\u00f6lbchens.\nDies tritt, soweit meine Erfahrung reicht, niemals ein, wenn man mit kristallisierten einfachen Substanzen arbeitet, wohl aber, wenn es sich um schwer zersetzliche Produkte handelt, wie Peptone und Eiwei\u00dfk\u00f6rper, oder Organe, Serum usw. Um nun dieses l\u00e4stige Hindernis auszuschalten, ist es notwendig, einerseits nur eine geringe Menge Jodammonium in das K\u00f6lbchen zu geben (ca. 20 mg), und anderseits habe ich die folgende einfache \u00c4nderung an dem Apparate angebracht (siehe die Figur).\n__ Auf das K\u00f6lbchen wird durch ein Schlauchst\u00fcck (Sl) ein I -f\u00f6rmiges R\u00f6hrchen fest aufgesetzt. Das obere Ende des-\n*) Diese Zeitscbr. Bd. 101. S. 278 (1918).\n*) F. Pregl, Die quantitative organische Mikroanalyse (Springer, Berlin 1917).","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die freien Atnidogruppcn der Eiwei\u00dfk\u00f6rper.\t85\nselben ist durch einen Kork verschlossen, durch den durch eine feine Bohrung ein Kupferdraht (D) gef\u00fchrt wird, der an seinem unteren Ende (etwa dort, wo bie beiden Teile des Apparates schr\u00e4g aneinandersto\u00dfen) einen Platindraht aufgel\u00f6tet tr\u00e4gt. Hat man die Jodwasserstoffs\u00e4ure eingef\u00fcllt, so setzt man das \u201c-R\u00f6hrchen auf, nachdem man dem Platindraht zuerst eine schwache Kr\u00fcmmung am unteren Ende erteilt hat, so da\u00df er gerade noch durch den engen Schenkel d\u00e9s K\u00f6lbchens durchgef\u00fchrt werden kann (Kr). Hierauf dr\u00fcckt man den Draht, bei B fassend, stark gegen den Boden des K\u00f6lbchens; der Platindraht kr\u00fcmmt sich nun nach aufw\u00e4rts und man zieht nun bei D wieder leise zur\u00fcck, bis das Ende des Platindrahtes in den andern Schenkel des K\u00f6lbchens reicht. Verstopft sich nun im Laufe der Bestimmung der Apparat, so tritt* das immer an der Stelle V ein; man braucht dann nichts weiter zu tun, als bei D fest nach oben zu ziehen. Die gekr\u00fcmmte Spitze des Platindrahtes rei\u00dft dann die festgebackenen Massen los.\nIloppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. CXII.\n7","page":85}],"identifier":"lit20919","issued":"1921","language":"de","pages":"80-85","startpages":"80","title":"\u00dcber die freien Amidogruppen der Eiwei\u00dfk\u00f6rper, (Schlu\u00df)","type":"Journal Article","volume":"112"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:55:20.675499+00:00"}