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{"created":"2022-01-31T14:56:41.929557+00:00","id":"lit20925","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Thannhauser, S. J.","role":"author"},{"name":"P. Sachs","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 112: 187-192","fulltext":[{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Studien \u00fcber den Nudeinstoffwechsel.\nX. Mitteilung.\nDie Desamidierung der Triphosphonucleins\u00e4ure.\n*\tVon\nS. J. Thannhauser und P. Sachs.\nAus \u00ab1er II. med. Klinik (F. M\u00fcller) M\u00fcnchen.\n(Der Redaktion zugegangen am 7. Dezember 1920.)\nAls Triphosphonucleins\u00e4ure wurde von dem einen von uns und G. Dorfm\u00fcller ein Spaltst\u00fcck der Hefenucleins\u00e4ure beschrieben, das durch milde ammoniakalische Hydrolyse aus der Hefenucleins\u00e4ure entsteht. Das Molek\u00fcl der Triphosphonucleins\u00e4ure ist aus drei Mononucleotiden (Guanosin-, Adenosin-, Cytidinphosphors\u00e4ure) aufgebaut, die au\u00dfer durch Phosphors\u00e4ureanhydridbindungen noch durch intramolekulare Bindungen, wahrscheinlich von Kohlehydrat zu Kohlehydrat, zusammengehalten werden. Bei der milden ammoniakalischen Hydrolyse werden aus dem Polynucleotidmolek\u00fcl der Hefenucleins\u00e4ure neben der Triphosphonucleins\u00e4ure auch Mononucleotide abgespalten. In der Hydrolysenfl\u00fcssigkeit konnten in gr\u00f6\u00dferer Menge Uridinphosphors\u00e4ure1), in kleiner Menge Adenosinphosphors\u00e4ure2) und neuerdings auch Guanosin- und Cytidinphosphors\u00e4ure3) als Mononucleotide aufgefunden werden. Es sind daher Zweifel4) aufgetaucht, ob die mit 6 Molek\u00fclen\nBrucin kristallisierende 6 basische Triphosphonucleins\u00e4ure als\n\u00ab\n') S. J. Thannhauser und G. Dorfm\u00fcller, Diese Zeitschr. Bd. 95, S.259; Bd. 100, S. 121.\n*) S. J. Thannhauser, Diese Zeitschr. Bd. 107, S. 157.\n8) P. A. Levene, Journ. of Biol. Chem. Bd. 40, S. 171, cit. nach C III. S. 668 (1920); Bd. 39, S. 77, cit. nach C III. S. 669 (1920).\n4) P. A. Levene, Journ. of Biol. Chem. Bd. 40, S. 415, C III. S. 717 (1920).","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\tS. J. Thannhauser und P. Sachs,\nchemisches Individuum anzusprechen sei, oder ob sie ein Gemisch verschiedener Mononucleotide darstelle. Gegen eine solche Annahme spricht bereits der experimentelle Befund, da\u00df nach der milden ammoniakalischen Hydrolyse der Hefe-nucleins\u00e4ure au\u00dfer der \u00dcridinphosphors\u00e4ure nur geringe Mengen der anderen Mononucleotide isoliert werden konnten.\nUm nun diesen Einwand gegen die Einheitlichkeit der Triphosphonucleins\u00e4ure aufzukl\u00e4ren, haben wir einerseits die aus dem mehrfach umkristallisierten Brucinsalz gewonnene Triphosphonucleins\u00e4ure, anderseits das bei der milden ammoniakalischen Hydrolyse entstehende Gemisch von Triphosphonucleins\u00e4ure und Mononucleotiden desamidiert. Ist die Triphosphonucleins\u00e4ure wirklich ein einheitlicher chemischer K\u00f6rper, so mu\u00df bei diesem Vorgehen aus dem durch die Hydrolyse entstehenden S\u00e4uregemisch nach der Desamisierung die gleiche Substanz zu isolieren sein, die bei der Desamidierung der reinen Triphosphonucleins\u00e4ure entsteht. Es ist uns gelungen, die gleiche Substanz, die einer Desaminotriphospho-nucleins\u00e4ure C29H35N10O24P3 entspricht, sowohl durch Desamisierung der aus dem kristallisierten Brucinsalz hergestellten Triphosphonucleins\u00e4ure C29H38N13021P3, wie auch durch Desamidierung des bei der ammoniakalischen Hydrolyse entstehenden S\u00e4uregemisches als kristallisiertes Brucinsalz darzustellen und zu analysieren. Durch diesen experimentellen Befund d\u00fcrfte die Triphosphonucleins\u00e4ure als einheitliches chemisches Individuum abermals charakterisiert sein.\nWir haben Versuche ausgef\u00fchrt, die kristallisierte Adenosinphosphors\u00e4ure auf die gleiche Art wie die Triphosphonucleins\u00e4ure zu desamidieren und auf diese Weise zu der Hypoxan-thosinphosphors\u00e4ure (Inosins\u00e4ure) zu gelangen. W\u00e4hrend das Molek\u00fcl der Triphosphonucleins\u00e4ure den Desamisierungsproze\u00df in saurer L\u00f6sung aush\u00e4lt und nicht auseinanderf\u00e4llt, gelingt die Desamidierung der Adenosinphosphors\u00e4ure in saurer L\u00f6sung nicht, ohne gleichzeitig das Mononucleotidmolek\u00fcl zu hydrolysieren.\nHinsichtlich des Aufbaues des gro\u00dfen Polynucleotid-molek\u00fcles der Hefenucleins\u00e4ure haben wir die Auffassung ver-","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Studien \u00fcber den Nucleinstoffwechsel. X. 189\ntreten, da\u00df die Hefenucleins\u00e4ure aus Triphosphonucleins\u00e4ure und Uridinphosphors\u00e4ure aufgebaut sei, wobei die Triphosphonucleins\u00e4ure noch durch intramolekulare Bindungen zusammengehalten wird und die Uridinphosphors\u00e4ure lediglich durch Phosphors\u00e4ureanhydridbindungen im gro\u00dfen Molek\u00fcl nach folgendem Schema verankert ist.\nOH\n0=P \u2014 Kohlehydrat \u2014 Guanin\n\u2022<\tI\n0=~=P \u2014 Kohlehydrat \u2014 Adenin } Triphosphonucleins\u00e4ure ft/.... I\n0==P \u2014 Kohlehydrat\n<......\n0->I\u2018 - Kohlehydrat\n<......\nO\u2014P \u2014 Kohlehydrat \u2014 Guanin '\nCytosin\n4\nUrazil Uridinphosphors\u00e4ure\n\\ o/)P\nKohlehydrat - Adenin l Triphosphonucleins\u00e4ure'\n\u00b0\\\n0=P \u2014 Kohlehydrat \u2014 Cytosin OH^\nNachdem aber nunmehr au\u00dfer der Uridinphosphors\u00e4ure noch andere Mononucleotide in der ammoniakalischenHydroJys\u00e9-fl\u00fcssigkeit gefunden wurden, ist anzunehmen, da\u00df sowohl Guanosinphosphors\u00e4ure wie auch Adenosin- und Cytidinphosphor-s\u00e4ure nicht nur in der intramolekular verketteten Triphosphonucleins\u00e4ure im Hefenucleins\u00e4uremolek\u00fcl pr\u00e4formiert sind, sondern da\u00df diese S\u00e4uren in kleinerer Menge mit der Uridinphosphors\u00e4ure alternieren, auch als Mononucleotide im'gro\u00dfen Molek\u00fcl Vorkommen und wechselseitig mit der Uridinphosphor-s\u00e4ure die Triphosphonucleins\u00e4ure durch Phosphors\u00e4ureanhydritbindung zum gro\u00dfen Molek\u00fcl Zusammenhalten1). Diese Vor-\n*) Bei der Darstellung der Pankreasnucleins\u00e4ure wurde neben dem Polynucleotid auch ein Mononucleotid (Guanosinphosphors\u00e4ure) gefunden. (Bang, Feulgen.) Aus diesem Befunde konnte man auf \u00e4hnliche Bindungsverh\u00e4ltnisse auch in tierischen Nucleins\u00e4uren schlie\u00dfen.","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\tS. J. Thannhauser und P. Sachs,\nStellung ist an dem obenstehenden Modell verst\u00e4ndlich, wenn man an Stelle der Uridinphosphors\u00e4ure abwechselnd ein anderes Mononucleotid treten l\u00e4\u00dft.\nExperimenteller Teil.\n*\n1. Desamidierung der durch milde ammoniakalische Hydrolyse der Hefe-nudeins\u00e4ure entstandenen Bohs\u00e4nre* (Gemisch von Triphosphonuclein*\ns\u00e4ure und Mononucleotiden.)\n30 g Rohs\u00e4ure (Darstellung nach Thannhauser und Dorfm\u00fcller1)) werden in 150 ccm kaltem Wasser gel\u00f6st und mit 12 ccm Eisessig anges\u00e4uert. Unter Eisk\u00fchlung wird eine L\u00f6sung von 12 g Natriumnitrit in ca. 50 ccm Wasser gel\u00f6st zugegeben. Das Reaktionsgemisch l\u00e4\u00dft man 20 Stunden im Eisschrank stehen oder man gibt in der gleichen Zeit die Nitritl\u00f6simg langsam unter R\u00fchren zu. Die L\u00f6sung wird dann mit Bikarbonat neutralisiert, mit 200 ccm Bleiessig (D. A. B.) in der Hitze gefallt. (Man kann auch nach dem Einengen im Vakuum mit ca. 3 1 Alkohol f\u00e4llen und den so entstandenen Niederschlag mit Bleiessig behandeln.) Der Bleiniederschlag wird mit Schwefelwasserstoff behandelt, vom Bleisulfid abfiltriert und das Filtrat im Vakuum eingeengt. Sollten beim Einengen geringe Mengen eines flockigen Niederschlages ausfallen, so wird davon abfiltriert. Das Filtrat wird bis zur Sirupkonsistenz im Vakuum eingedickt mit absolutem Alkohol so lange versetzt, bis kein Niederschlag mehr entsteht. Der Niederschlag wird mehrmals mit absolutem Alkohol \u2022\u2022\nund \u00c4ther auf einer Nutsche gewaschen und getrocknet (16 g). Man l\u00f6st die Gesamtmenge in der 11 fachen Menge (180 ccm) hei\u00dfem Wasser und gibt 33 g Brucin in 66 ccm hei\u00dfem 96%igen Alkohol gel\u00f6st hinzu. Das zwischen 100\u201442\u00b0 ausfallende Kristallisat wird abfiltriert und das Filtrat der weiteren Kristallisation bei Zimmertemperatur \u00fcberlassen. Nach dem Behandeln des ersten Kristallisates (100\u201442\u00b0) mit Chloroform (Entfernung evtl, ausgefallenen Brucins) wird es mit\n*) S. J. Thannhauser und G. Dorfm\u00fcller, Diese Zeitschr. Bd. 100, S. 121.","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Studien \u00fcber den Nucleinstoffwechsel. X. 191\n750 ccm Wasser ausgekocht Der hierbei hinterbleibende R\u00fcckstand erwies sich nach seinem Schmelzpunkt und seiner Schwerl\u00f6slichkeit in Wasser als Uridinphosphors\u00e4ure. Aus der w\u00e4\u00dfrigen L\u00f6sung kristallisiert heim Abk\u00fchlen ein Brucinsalz, das nach mehrmaligem Umkristallisieren den Schmelzpunkt 189/90\u00b0 beibeh\u00e4lt (Brucinsalz I)* Aus der Mutterlauge von Brucinsalz I f\u00e4llt nach weiterem Abk\u00fchlen ein Brucinsalz aus, daa nach wiederholtem Umkristallisieren den Schmelzpunkt 194/950 zeigt (Brucinsalz II). Die Analysen ergeben, da\u00df Brucinsalz I und II identisch sind und mit den f\u00fcr eine Desarainotriphospho-nucleins\u00e4ure berechneten Zahlen \u00fcbereinstimmen.\nS.P. 188/89\u00b0 0,1533 g\tSubst., 0,3365 g C02,\t0,0843\tg H,0\n0,1425 g\t11,3 ccm N\tTemp.\t13\u00b0\tB\t760\tmm\nS.P. 194/95\u00b0 0,1490 g\t0,3271 g COt,\t0,0793\tg H20\n0,1419 g\t*\t11,4 ccm N\tTemp.\t12\u00b0\tB\t757\tmm\nBerechnet f\u00fcr Co^N^O^P^C^N.O,),\nBer.: C 59,57 H 5,67 N 9,16 I-\t59,86\t6,15\t9,32\nII.\t59,87\t5,95\t9,56\nBeim Stehen der Mutterlauge des bei 100\u201442 ausfallenden Kristallisates f\u00e4llt noch weiteres Brucinsalz aus, das ein Gemisch des Brucinsalzes der Desaminotriphosphonuclems\u00e4ure und wahrscheinlich von Brucinsalzen desamidierter Mononucleotide sein d\u00fcrfte. Dieses Brucinsalzgemisch soll noch weiter untersucht werden.\n2. Desamidierung der reinen Triphosphonncleinsftnre.\n50 g Triphosphonucleins\u00e4urebrucinsalz, Schmelzpunkt 205\u00b0, werden nach der fr\u00fcher gegebenen Vorschrift mit Ammoniak zersetzt und \u00fcber das Bleisalz die freie S\u00e4ure hergestellt. Die Desamidierung wird nach der obenstehenden Vorschrift ausgef\u00fchrt. Die desamidierte S\u00e4ure wird, wie oben angegeben, \u00fcber das Bleisalz gereinigt, das Filtrat des Bleisulfids wird, zum Sirup eingeengt, mit der entsprechenden Menge hei\u00dfen Wassers aufgenommen und mit 24 g Brucin in 50 ccm hei\u00dfem Alkohol versetzt. Das ausfallende Brucinsalz zeigt nach mehr-","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192 S. J. Thannhauser a. P. Sachs, Experimentelle Studien usw.\nmaligem Umkristallisieren den Schmelzpunkt 185\u00b0. Obgleich dieser Schmelzpunkt nur einige Grad von dem Schmelzpunkt des Brucinsalze81 und II verschieden ist, stimmen die Analysen mit beiden Substanzen \u00fcberein.\n0,1579 g Suh\u00dft. Gef.\t: 0,3442 g C08\t0,0845\tg\tH,0\n0,1626 g\t\u201e\t12,3 ccm Vol. N\tTemp.\t16\u00b0 B 765 mm\n0,1900 g \u201e\t0,0186 Mg8P,07\nBerechnet f\u00fcr C29H85084P#(Cs3H,ftN804>6 Ber.: 0\t59,57 H 5,67\tN 9,16\tP 2,67\nC\t59,45 H 5,99\tN 8,99\tP 2,73\n3. Desamidierung der Adenosinphosphors\u00e4ure1).\nBei wiederholten Versuchen, kristallisierte Adenosinphosphors\u00e4ure unter den gleichen Bedingungen wie die Triphospho-nucleins\u00e4ure zu desamidieren, wurde die Adenosinphosphors\u00e4ure in ihre Bausteine hydrolytisch aufgespalten. Bei zwei Versuchen kristallisierte direkt aus der desamidierten L\u00f6sung eine Substanz aus, die in ihrer Kristallform (gro\u00dfe rechteckige Prismen) von der Kristallform der Adenosinphosphors\u00e4ure (feine zugespitzte Nadeln) verschieden scheinen. Die Analyse und die Bestimmung der optischen. Aktivit\u00e4t ergab aber Werte, die vollst\u00e4ndig auf Adenosinphosphors\u00e4ure stimmten. Eine Desamisierung ohne Zersetzung der Adenosinphosphors\u00e4ure konnte auf die angegebene Weise nicht durchgef\u00fchrt werden.\n\u2019) S. J. Thannhauser, Diese Zeitschr. Bd. 107, S. 157.","page":192}],"identifier":"lit20925","issued":"1921","language":"de","pages":"187-192","startpages":"187","title":"Experimentelle Studien \u00fcber den Nucleinstoffwechsel, (X. Mitteilung): Die Desamidierung der Triphosphonucleins\u00e4ure","type":"Journal Article","volume":"112"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:56:41.929563+00:00"}