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{"created":"2022-01-31T15:20:36.336162+00:00","id":"lit21869","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Br\u00fcckner, Arthur","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 33-60","fulltext":[{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"Die Raumschwelle bei Simultanreizung.\nVon\nArthur Br\u00fcckner, Arzt in Jena.\nIn einer Mittheilung vom 9. November 18991 hat v. Fret gezeigt, dafs die verschiedene Raumschwelle, welche auf der Haut je nach successiver oder simultaner Reizung zweier Stellen zur Beobachtung kommt, im Wesentlichen darauf beruht, dafs im ersteren Falle periphere, im zweiten centrale Abschnitte des Sinnes\u00e4pparates in Frage kommen. Obwohl n\u00e4mlich die peripheren Einrichtungen eine getrennte Wahrnehmung der beiden simultan gereizten Orte erlauben w\u00fcrden, kommt es doch nicht dazu, weil durch irgend einen mehr central gelegenen Vorgang die beiden Erregungen wieder zusammenfliefsen. Aus diesem Grunde ist die \u201eSimultanschwelle\u201c (v. Frey 1. c.) stets um Vieles gr\u00f6fser als die \u201eSuccessivschwelle\u201c (ebendort).\nBei der geringen Zahl von Angriffspunkten, welche wir zum Studium centraler Theile des Nervensystems besitzen, schien die Aufgabe nicht uninteressant, zu untersuchen, von welchen Umst\u00e4nden es abh\u00e4ngt, ob zwei simultan auf die Haut applicirte Reize als zwei wahrgenommen werden oder nicht, d. h. wann eine Verschmelzung beider Erregungen stattfindet und wann sie unterbleibt.\nVoraussetzung f\u00fcr diese Aufgabe ist eine Methode, welche wirklich genau gleichzeitige Erregung zweier Hautpunkte gestattet, da ja die geringste Ungleichzeitigkeit die Unterscheidung der beiden Erregungen beg\u00fcnstigt. Eine Unzul\u00e4nglichkeit der Methode in dieser Richtung wird das Resultat derart beeinflussen, dafs alle anderen in Betracht kommenden Factoren dagegen verschwinden. Es braucht nicht n\u00e4her ausgef\u00fchrt zu werden, dafs weder der von Weber benutzte Cirkel noch die verschiedenen\n1 M. von Frby. Ueber den Ortsinn der Haut. Sitzungsberichte der physikalisch-medicinischen Gesellschaft zu W\u00fcrzburg.\t,\tj;, .\u2022\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 26.\t3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nArthur Br\u00fcckner.\ndemselben nachgebildeten Aesthesiometer dieser Anforderung gen\u00fcgen. Es ist thats\u00e4chlich unm\u00f6glich, mittels eines derartigen mit der Hand gef\u00fchrten Instruments, das Zeitintervall zwischen, den beiden Reizen auf irgend einem constanten Werth zu halten Dies ist einer der Hauptgr\u00fcnde f\u00fcr das Unbefriedigende der bisherigen Bestimmungen der Raumschwelle.\nDie .nachfolgend beschriebene von Herrn Professor von Fkey mir g\u00fctigst zur Verf\u00fcgung gestellte Einrichtung gew\u00e4hrleistet vollkommen simultane Reizung. Sie k\u00f6nnte daher als Simultan-Aesthesiometer bezeichnet werden.\nBeschreibung der Methode.\nDer Apparat zur vollkommen simultanen Reizgebung setzt sich zusammen aus zwei v\u00f6llig gleich gebauten Hebeln von folgender Construction (s. Fig.). Ein ca. 7 cm langer zweiarmiger\nHolzhebel (H) von sehr geringem Tr\u00e4gheitsmoment mit dem Drehpunkt in D ist an dem Ende des langen Armes mit einer N\u00e4hnadel (N) armirt, deren stumpfes Ende' nach abw\u00e4rts sieht. Am anderen Hebelarm ist ein kleines Eisenst\u00fcckchen (E) befestigt, welches als Anker dient und sich dem Eisenkern eines kleinen Elektromagneten gegen\u00fcber befindet. Dieser l\u00e4fst sich, wenn die Nadel N auf die Haut aufgesetzt wird, durch einen Stellhebel (S), der mit dem Elektromagneten fest verbunden ist, in beliebige Entfernung von dem Anker bringen, durch Drehung um eine mit der Hebelaxe zusammenfallende Axe. Dieselbe geschieht mit gen\u00fcgender Reibung, um das Verharren des Elektromagneten in jeder gew\u00fcnschten Stellung zu sichern. Eine. Gradtheilung (Cr), welche an dem Stellhebel angebracht ist, und auf der ein mit","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"Die Raumschwelle bei Simultanreizung.\n35\ndem Reizhebel H verbundener Zeiger J spielt, gestattet die Entfernung zwischen Elektromagnet und Anker in Winkelgraden abzulesen ; bei Ber\u00fchrung der beiden spielt der Zeiger auf 0 ein. Hierdurch ist ein willk\u00fcrliches Maafs gewonnen f\u00fcr die Kraft, mit welcher der Anker vom Elektromagneten angezogen wird, und damit f\u00fcr die Reizst\u00e4rke, d. h. f\u00fcr die St\u00e4rke, mit welcher die Nadel gegen die Haut gedr\u00fcckt wird. Diese Form der Bestimmung und Einstellung der Reizst\u00e4rke war f\u00fcr den vorliegenden Zweck nicht nur genau genug, sondern namentlich bei Benutzung st\u00e4rkerer magnetisirender Str\u00f6me, also gr\u00f6fserem Abstand zwischen Magnet und Anker, sogar von aufserordentlicher Feinheit. Die ganze beschriebene Einrichtung ist an einem Stativ befestigt und kann durch einen Trieb in beliebige H\u00f6he eingestellt werden; aufserdem ist eine Drehung um eine horizontale Axe durch eine einfache Klemmvorrichtung erm\u00f6glicht.\nWie gesagt dienten zwei genau gleich gebaute Hebel von der beschriebenen Construction zur Reizgebung. Der Widerstand in den Spiralen der beiden Elektromagneten war ebenfalls genau abgeglichen und betrug 0,92 Ohm. Diesem gleich war ein dritter aus bifilar gewickeltem Draht bestehender Widerstand, welcher an Stelle eines der Elektromagneten treten konnte. Es mufste n\u00e4mlich die M\u00f6glichkeit gegeben sein, bald nur den einen, bald beide Hebel in Th\u00e4tigkeit zu versetzen, ohne eine Verminderung oder Vermehrung der Widerst\u00e4nde im Stromkreise zu schaffen, denn daraus w\u00fcrde eine Verst\u00e4rkung resp. Abschw\u00e4chung der Stromst\u00e4rke resultiren, in Folge deren die Anker der Reizhebel nicht mit der gleichen Kraft angezogen werden w\u00fcrden. Damit w\u00fcrde aber auch die St\u00e4rke des Reizes auf der Haut f\u00fcr einen und denselben Hebel schwanken, und diese mufste constant erhalten werden k\u00f6nnen. Die drei unter sich gleichen Widerst\u00e4nde wurden nun in folgender Weise angeordnet.\n12\t3\t4\n\u2022 \u2022\t\u2022\t\u2022\nDie Punkte 1\u20144 stellen vier Quecksilbern\u00e4pfchen dar, deren jedes mit einer doppelt durchbohrten Klemme verbunden ist. Zwischen 1 und 2, sowie zwischen 3 und 4 ist je ein Elektromagnet, zwischen 2 und 3 der \u201evicariirende\u201c Widerstand eingeschaltet. Durch Umlegen eines Metallb\u00fcgels, welcher je zwei\n3*","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nArthur Br\u00fcckner.\nbenachbarte Quecksilbern\u00e4pfchen verbindet, ist es m\u00f6glich, einen oder beide Hebel einzuschalten, ohne dafs dabei eine Aende-r\u00fcng in den 'Widerst\u00e4nden und damit in der Reizst\u00e4rke ein-rtritt. Verbindet der B\u00fcgel die N\u00e4pfchen 1 und 2, so wird der Hebel zwischen 3 und 4 in Th\u00e4tigkeit versetzt ; wenn ein Kurzschlufs zwischen 2 und 3 hergestellt wird, so geht der Strom durch beide Hebel.\nDie ganze Versuchseinrichtung setzte sich nun folgender-maafsein zusammen. Als Stromquelle dienten vier Daniele\u2019sehe Elemente, welche wegen des sehr constanten Stroms, den sie \u25a0liefern, f\u00fcr den gegebenen Zweck sehr geeignet waren. In den Stromkreis eingeschaltet waren folgende Apparate : ein St\u00f6psel-rh'eostat, ein SiEMENs\u2019sches Milli-Amp\u00e8remeter, dann der soeben beschriebene Schl\u00fcssel mit den Reizhebeln und ein gew\u00f6hnlicher Quecksilberschl\u00fcssel.\nDiese Versuchsanordnung, speciell der eigentliche Reizapparat, erlaubte einmal vollkommene Simultanreizung zweier Punkte der Haut, sowie, durch die \u00e4ufserst kleinfl\u00e4chige Ber\u00fchrung zwischen den N\u00e4hnadeln und der Haut, eine Beschr\u00e4nkung der Erregung auf einzelne Tastpunkte. Aufserdem gestattete sie, durch Aenderung der Entfernung zwischen Anker und Elektromagnet des Reizhebels, die M\u00f6glichkeit einer ganz genauen Dosirung der auf jeden Tastpunkt entfallenden Reizst\u00e4rke. :\u2014\nDa zur Anstellung der Versuche stets zwei Personen \u2014 Beobachter und Reagent \u2014 erforderlich waren, hatte Herr Professor von Feey die grofse Liebensw\u00fcrdigkeit die Versuche mit mir zu machen. Es sei mir gestattet ihm an dieser Stelle daf\u00fcr meinen herzlichsten Dank auszusprechen.\nBeide Versuchspersonen hatten bei guter Beleuchtung unter der Lupe mit Reizhaaren1 alle Tastpunkte aufzusuchen innerhalb einer Fl\u00e4che von ca. 15 qcm der Beugeseite des linken Unterarmes, welche die Form eines Kreuzes hatte, dessen lange Axe in die L\u00e4ngsrichtung, dessen kurze in die Querrichtung des Unterarmes fiel. Da die Tastpunkte hier mit den Haarb\u00e4lgen zusammenfallen, war die Aufsuchung sehr erleichtert;\n1 Siehe von Frey, Untersuchungen \u00fcber die Sinnesfunctionen der menschlichen Haut, Abhandlungen der Kgl. Sachs. Ges. der TFiss., math.-phys. Classe, Leipzig 1896, S. 208 ff.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"Die Raum&chwelle bei : Sim\u00fcltanreizung.\nn\nvorher: wurden die Haare an der betreffenden Stelle kurz abgeschnitten. Die gefundenen Punkte wurden mit' fehlen Farin punkten markirt und dann, nachdem ihre Lage durch eine eventuelle Corrector genau ermittelt war. mit kleinsten Tr\u00f6pfchen einer 10 \u00b0/0 L\u00f6sung von Silbernitrat fixirt. Sodann w\u00fcrde auf einem Streifen Gelatinepapier, der \u00fcber; der Hautstelle befestigt wurde, die Lage der Tastpunkte und der Hauptvenen eingeritzt und darauf mittels eines in Glas ge\u00e4tzten .Millimeternetzes eine Karte in 5f\u00e2cher Vergr\u00f6\u00dferung hergestellt1; u;\nJede Versuchsperson hatte au\u00dferdem eine Hohlform seines linken Unterarms in Gyps anzufertigen, welche die Beugeseite frei lie\u00df. Diese Hohlform lie\u00df sich derart in ein Ger\u00fcst einh\u00e4ngen, da\u00df eine Drehung um ihre L\u00e4ngsaxe m\u00f6glich war; was die Einstellung der N\u00e4hnadeln auf bestimmte Tunkte sehr erleichterte;;-. ) vT ; -JA JA b uov\tn-b m sbac.nhrf\n> Der Reagent hatte bei den Versuchen die Aufgabe seinen Unterarm ih der: Hohlform zu fixiren, bei geschlossenen; Augen seine Aufmerksamkeit dem Versuch zuzuwenden und dann \u00fcber die Empfindungen, welche die Reizung verursachte, Aussagen zu machen. Um m\u00f6glichste Unbeweglichkeit und langes Aus* harren in der angegebenen Stellung zu gestatten, wurde f\u00fcr bequemen Sitz des Reag\u00e8nten gesorgt. Trotzdem waren zuweilen kleine Bewegungen nicht ganz zu vermeiden, wodurch Verschiebungen der Nadeln auf der Haut eintraten, welche von Zeit zu Zeit eine neue Einstellung derselben mitten in einer Versuchsreihe erforderten. Dem Reagent\u00e8n war die Lage der gereizten Punkte bekannt; er wurde, wie unten noch zu erw\u00e4hnen sein wird, durch ein verabredetes Wort von dem Eintritt der Reizung unterrichtet; im Uebrigen war das Verfahren ein v\u00f6llig unwissentliches. ^\n\u25a0 Der Beobachter hatte die Aufgabe, zuerst die N\u00e4hnadeln der beiden Reizhebel auf zwei, vorher ausgew\u00e4hlte Punkte des Versuchsfeldes genau aufzusetzen und dann durch Drehung der Stellhebel an den Reizapparaten den Reiz in seiner St\u00e4rke je nach Erforderni\u00df zu variiren, sowie, je nachdem der Versuch es verlangte, durch Umlegen des Metallb\u00fcgels bald einen, bald beide Reizhebel in Th\u00e2tigk\u00e9it zu versetzen. Er hatte ferner den\n1 Siehe M. von Frey und F. Kiesow, lieber die Function der Tast\u2018-k\u00f6rperchen, Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 20,132.","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nArthur Br\u00fcckner.\nReagenten durch einen Zuruf auf den Eintritt der Reizung aufmerksam zu machen, welche durch Schliefsen des Quecksilberschl\u00fcssels herbeigef\u00fchrt wurde. Endlich hatte der Beobachter die gemachten Aussagen mit der zugeh\u00f6rigen Reizung zu Protokoll zu bringen.\nDer gr\u00f6fste Theil der Versuche wurde derart ausgef\u00fchrt, dafs nach jeder einzelnen Reizung eine kleine Pause gemacht wurde, welche der Beobachter zum Protokolliren benutzte. Eine Aenderung in diesem Verfahren, welche f\u00fcr specielle Zwecke nothwendig wurde, wird weiter unten beschrieben werden.\nNach einigen Vorversuchen, die am Tage gemacht wurden, erwies es sich als unbedingt erforderlich, die Versuche sp\u00e4t Abends vorzunehmen, da jede St\u00f6rung die Resultate durch Ablenkung der Aufmerksamkeit stark beeintr\u00e4chtigte. Es wurde daher ausnahmslos in den Stunden von 8\u201411 Uhr Abends experimentirt, wodurch gen\u00fcgende Ruhe garantirt war. Ferner mufste der Raum entsprechend temperirt sein, ebenso die Hohlform, weil sonst sehr leicht st\u00f6rende Sensationen verursacht wurden. \u2014\nEs kann nun zur Schilderung der Versuchsergebnisse \u00fcbergegangen werden.\nVerschmelzung und Summation.\nDie gestellte Aufgabe, zu untersuchen, unter welchen Umst\u00e4nden bei Simultanreizung zweier Punkte der Haut eine Verschmelzung beider Eindr\u00fccke _ und wann eine getrennte Wahrnehmung eintritt, f\u00fchrte darauf, zun\u00e4chst Punkte mit kleiner Entfernung von einander zu verwenden, um da die Verh\u00e4ltnisse zu studiren. Es wurden Punkte gew\u00e4hlt, welche nahe zusammen lagen oder unmittelbar benachbart waren, von ziemlich hoher und unter sich m\u00f6glichst gleicher Empfindlichkeit. Dabei zeigte es sich, dafs unmittelbar benachbarte Punkte bei gleichzeitiger Reizung niemals als zwei erkannt wurden, sondern man stets nur den Eindruck einer einfachen umschriebenen, nicht in irgend welcher Richtung ausgedehnten Erregung hatte. Dieselbe bot nur den Unterschied von der monostigmatischen Reizung, dafs sie st\u00e4rker als diese erschien. Diese Thatsache der Verschmelzung ist besonders in dem Falle interessant, wenn beide Einzelreize unterschwellig sind, ihre Summe aber \u00fcberschwellig wird und daher vom Bewufstsein wahrgenommen werden kann. Es m\u00f6gen einige Beispiele folgen.","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Die Raumschwelle hei Simultanreizupg.\n39\nVersuch vom 13. III. 1900. Nr. IV.\nReagent v. F. Punkte a und b, Abstand derselben 4,2 mm.1\n\ta\tb\t\n2.\t13\t\tnein\n3.\t\t10\tnein\n4.\t13\t10\tja schwach aber deutlich.\nVersuch vom\t\t\t13. III. 1900. Nr. VI.\nReagent B.\t\tPunkte f und h. Abstand \u00f6 mm.\t\n\tf\th\t\n27.\t13\t\tnein\n28.\t\t11\tnein\n29.\t13\t11\tganz schwach und diffus.\nVersuch vom 13. III. 1900. Nr. VII. Reagent v. F. Punkte p und d. Abstand 12,2 mm.\n\tP\td\n\t3.\t13\t14 ja\n\t4.\t14\tnein\n\t5.\t13\tnein\n\t26. 11\tnein\n\t27.\t11\t13 ja\n\t28.\t13\tnein.\nVersuch vom 17. III. 1900. Nr. IV.\t\t\nReagent B.\tPunkte m m q\tund q. Abstand 41\n32.\t13\tnichts\n33.\t6\t13\teine Spur gef\u00fchlt\n34.\t6\tnichts\n35.\t6\t13\teine Spur\n36.\t13\tnichts.\nDie Beispiele liefsen sich leicht noch mehren.1 2 3 Diese Thatsache beweist, dafs bei Schwellenbestimmungen auf dem Gebiete des Tastsinns (Bestimmung der Feinheit des\n1 Hier wie in allen citirten Versuchen stehen in der ersten senkrechten Reihe die Nummern der Einzelversuche, dann folgen die auf den einzelnen Tastpunkt jedesmal entfallenden Reizst\u00e4rken in Winkelgraden, angegeben.\nZuletzt folgen die zugeh\u00f6rigen Aussagen des Reagenten.\n3 Ein ferneres Beispiel findet sich auf S.49 Anmerkung (Versuch 6\u20149).","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nArthur Br\u00fcckner.\nTastsinns) die Gr\u00f6fse der Reizfl\u00e4che in Betracht kommt nicht nur bez\u00fcglich der auf den einzelnen Tastpunkt entfallenden Reizwirkung *, sondern auch hinsichtlich der Zahl der durch sie getroffenen Tastpunkte.1 2\nFerner ist dadurch aber auch bewiesen, dafs es Reize geben mufs, welche an sich zwar zu schwach sind,-um bewufst zu werden, die aber doch eine Ver\u00e4nderung im Centralnervensystem hervorrufen derart, dafs sie von einem gleichartigen, an sich auch unterschwelligen unterst\u00fctzt; zum Bo wulstsein kommen k\u00f6nnen. \u2014\nOffenbar ist diese Thatsache nur ein specieller Fall einer allgemeineren Erscheinung, n\u00e4mlich der, dafs zwei gleichartige Eindr\u00fccke im Centralnervensyst\u00ebm irgendwie in Beziehung treten. Der vorliegende Fall zeigt eine. quantitative gegenseitige Beeinflussung im Sinne einer Verst\u00e4rkung. Man kann diesen speciellen Fall der gegenseitigen Verst\u00e4rkung als Summation bezeichnen. Es ist nun von grofsem Interesse zu untersuchen, welche genaueren Verh\u00e4ltnisse bei dieser quantitativen Beeinflussung zweier Reize vorliegen ; zugleich k\u00f6nnte vielleicht dadurch die M\u00f6glichkeit gegeben werden, daraus Folgerungen auf die Gr\u00f6fse der simultanen Raumschwelle zu ziehen.\nZun\u00e4chst aber handelte es sich darum, ausgehend von der gefundenen Thatsache, dafs eine Summation zweier gleichartiger Reize stattfindet, dieser Erscheinung nachzugehen.\nDas Experimentiren mit untermerklichen oder ebenmerklichen Reizen zeigte sich aber als ungemein schwierig, denn der Reagent wurde durch die Anspannung der Aufmerksamkeit auf die immer um die Schwelle sich bewegenden Reize derart erm\u00fcdet, dafs darunter die Zuverl\u00e4ssigkeit, der Aussagen litt und l\u00e4ngere Versuchsreihen nicht ausf\u00fchrbar waren. Es ist aber augenscheinlich auch gar nicht nothwendig mit so schwachen Reizen zu arbeiten, denn es gen\u00fcgt offenbar zum Nachweise der Summation, wenn die Empfindung, welche der Doppelreiz ausl\u00f6st, st\u00e4rker erscheint, als die, welche jeden Einzelreiz begleitet. Es wurde daher mit \u00fcberschwelligen Reizen ex-perimentirt und die Resultate waren sofort an Zahl und Sicher-\n1\tSiehe v. Frey und Kiesow 1. c.\n2\tlieber \u00e4hnliche Erscheinungen auf dem Gebiete des Gesichtssinnes s. E. A. Fiuk in Pfl\u00fc&eb\u2019s Archiv VI, 152 und 43, 441.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Die Baumschwelle bei, Simultanreizung.\n41\nheit ungleich bessere. Es m\u00f6gen einige Beispiele folgen, uni die Art und Weise zu zeigen, wie die Resultate gewonnen wurden,\nVersuch vom 15. III, 1900. Nr. VI. -Reagent B. Punkte v und p. Abstand 3,8 mm.\n'\t; \u00ab V ;P\\\tm\tk .V -\n39.\t14\teine Spur gef\u00fchlt\n40.\t14 10\tja deutlich\n41.\t10\teine Spur-\nVersuch vom 20. III. 1900. Nr. II.\nReagent v. F. Punkte c und y. Abstand 5: mm.\nV e\n7.\t\u25a0 8 ja ganz minimal\n8.\t10\t8 ja deutlich st\u00e4rker\n9.\t10\tetwas schw\u00e4cher.\nVersuch vom 20. III. 1900. Nr. III.\nReagent B- Punkte c und q. Abstahd 3,2 mm. q c\n42.\t7 eine Spur\n43.\t6 7 ja deutlich\n44.\t6\tminimal.\nEs Wurde hier zwischen jedem Einzelversuch eine kleine Pause gemacht. Dabei zeigte sich aber ein grofser Uebelstand: die Vergleichung der St\u00e4rke der Empfindungen war durch das lange Zeitintervall, welches zwischen den Einzelversuchen lag, sehr erschwert. Daher ergaben sich zu viele unbestimmte Resultate. Um d\u00e8m abzuhelfen wurde die Reihenfolge der Reize derart ge\u00e4ndert, dafs immer zwei Reizungen unmittelbar hintereinander gegeben wurden, zwischen denen zu vergleichen war. Das Intervall zwischen beiden betrug stets 1\u20142 Sec.\nFolgende Ueberlegung rechtfertigt diese Methode. Offenbar ist n\u00e4mlich auch dann Summation nachgewi\u00e9sen, wenn der Doppelreiz st\u00e4rker imponirt, als der unmittelbar vorher oder nachher gegebene Einzelreiz. Der Einwand, dafs die st\u00e4rkere Empfindung m\u00f6glicherweise ja nur durch den beim Doppelreiz gegebenen Reiz b ausgel\u00f6st werden k\u00f6nne, wenn dieser st\u00e4rker als a sei, der allein zur Vergleichung gegeben wurde, l\u00e4fst sich dadurch entkr\u00e4ften, dafs abwechselnd bald a, bald b allein, bei Constanterhaltung der Reizst\u00e4rke jedes Punktes, zur Vergleichung","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nArthur Br\u00fcckner.\ngegeben wurden, und aufserdem f\u00fcr eine m\u00f6glichste Abgleichung der Einzelreize gesorgt wurde. Besonders wenn man dieser zweiten Forderung gen\u00fcgte, war die Summation schlagend zu beweisen, weil ja dann der Beizzuwachs beim Doppelreiz stets gegen\u00fcber der monostigmatischen Reizung am gr\u00f6fsten ist. Zur Erl\u00e4uterung des Verfahrens diene folgendes Beispiel:\nVersuch vom 19. X. 1900. Nr. III.\nReagent\tv. F. V\tPunkte tj und \u00c7. Abstand 2,7 mm. s\t\n38.\t5 5\t5\tder erste Reiz viel st\u00e4rker\n39.\t5\t5 5\tder zweite deutlich st\u00e4rker\n40.\t5 5\t5\tsind nahezu gleich\n41.\t5\t5 5\tder erste ist st\u00e4rker.\nDas Beispiel zeigt drei zweifellos f\u00fcr Summation sprechende Aussagen (38, 39,41). Dieselben sollen im Folgenden immer als r-F\u00e4lle (richtige F\u00e4lle) bezeichnet werden, im Gegensatz zu den falschen Aussagen (f-F\u00e4lle), wo der Einzelreiz f\u00fcr st\u00e4rker erkl\u00e4rt wurde. Versuch 40 scheint eine unbestimmte Aussage zu enthalten, und doch kann auch sie unbedenklich mit zu den r-F\u00e4llen gerechnet werden. Es findet n\u00e4mlich bei der schnellen Reizfolge eine Erm\u00fcdung im peripheren Endorgane statt.1 * * * * * * 8 Dadurch ist der Erfolg der Reizung bei der unmittelbar folgenden zweiten Erregung des Organs ein geringerer. Das Deficit wird durch den hinzu-\n1 Siehe v. Frey, Untersuchungen \u00fcber die Sinnesfunctionen der Haut,\n). c. S. 220.\nDafs eine periphere Erm\u00fcdung stattfindet, l\u00e4fst sich auch aus den vor-\nliegenden Versuchen Deweisen, z. B. :\nVersuch vom 21. III. 1900. Nr. III.\nReagent v. F. Punkte a und b. Abstand 4,2 mm.\nb a\n8\nzuerst schwacher Reiz, dann eigentlich nichts.\nO\n8 8 8 8\n52.\nder erste ein bischen st\u00e4rker.","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Die Baumschwelle hei Simultanreizung.\n43\nkommenden zweiten Reiz gerade gedeckt, und daher erscheinen die Empfindungen gleich. Deshalb kann man diese Aussagen zu den r-F\u00e4llen rechnen.\nUmgekehrt wurden die Versuche, wo Gleichheit zwischen beiden Empfindungen ausgesagt wurde, den f-F\u00e4llen zugez\u00e4hlt, bei denen zuerst der Doppelreiz und dann der Einzelreiz gegeben wurde, weil hier unter allen Umst\u00e4nden eine schw\u00e4chere Empfindung den Einzelreiz begleiten m\u00fcfste. Direct positiv lautende Aussagen bei dieser Reizfolge (wie z. B. in dem angef\u00fchrten Beispiel in dem Versuch 38) wurden aber, obwohl wegen der Erm\u00fcdung im peripheren Organ ja eigentlich nur die umgekehrte Reizfolge streng beweisend f\u00fcr Summation ist, doch den r-F\u00e4llen zugerechnet, weil der Intensit\u00e4tsunterschied fast stets sehr bedeutend war.\nDie folgende Tabelle giebt eine Uebersicht \u00fcber die Resultate, welche mit dieser Methode unter Anwendung der eben ausge sprochenen Kriterien f\u00fcr r- und f-F\u00e4lle sich ergeben haben.\nFort- laufende Nummer\tReagent\tPunkte\t\tAbstand in mm\tResultate\t\t% der r-F\u00e4lle\n1\tB.\tr\ts\t2,0\t35 r\t6 f\t85\n2\tv. F.\tV\ts\t2,7\t32 r\t\u2014\t100\n3\tv. F.\tl\tm\t3,0\t45 r\t14 f\t76\n4\tB.\tc\ti\t3,2\t22 r\t13 f\t63\n5\tB.\tV\t\u00df\t3,6\t38 r\t6 f\t86\n6\tv. F.\ta\tb\t4,2\t31 r\t7 f\t82\n7\tv. F.\tc\td\t10,0\t58 r\t21 f\t73\n8\tB.\tc\tV\t12,0\t17 r\t4 f\t81\n9\tB.\tp\tz\t14,0\t37 r\t7 f\t84\n10\tB.\tcc\t\u00df\t20,0\t27 r\t9 f\t75\n11\tv. F.\tc\te\t20,2\t36 r\t8 f\t82\n12\tv. F.\tt\ty\t29,0\t42 r\t7 f\t86\n13\tv. F.\ta\t\u00df\t30,0\t13 r\t2 f\t87\nWie aus der Tabelle ersichtlich, sind nach dieser Methode Versuche nicht nur bei geringem Abstande der Punkte von einander gemacht worden, sondern solche bis zu Distanzen von 30 mm. Die Versuche sind so geordnet, dafs diejenigen mit den kleinsten Abst\u00e4nden zuerst angef\u00fchrt sind. \u2014","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nArthur Br\u00fcckner.\nGehen wir zur Discussion der Tabelle \u00fcber. Zun\u00e4chst ist dadurch einwandsfrei bewiesen, dafs eine Summation in diesen Abst\u00e4nden \u00fcberhaupt stattfindet, denn durchschnittlich sind 81,5 % r-F\u00e4lle zu verzeichnen. Die auffallendste Thatsaehe dabei ist zweifellos, dafs, wie ; der Stab mit den Procentzahlen der r-F\u00e4lle zeigt, die F\u00e4lle von Summation bei allen Entfernungen innerhalb der gegebenen Abst\u00e4nde, d. h. von unmittelbar benachbarten Punkten bis. zu einem Abstand von 30 mm, in ungef\u00e4hr gleicher Zahl vorhanden sind. lossiu hC\nBei den Versuchen, in denen eine starke Abnahme der r-F\u00e4lle vorliegt, lassen sich jedesmal bestimmte. Ursachen daf\u00fcr nachweisen. ; 2sr. 4 war der erste Versuch, der nach der neuen Methode angestellt wurde, wo weder Beobachter noch Reagent darauf einge\u00fcbt waren ; zudem wurde bei diesem Versuch noch nicht das Commando des Beobachters :\u2022 \u201ejetzt eins Zwei\u201c gegeben, welches- den zeitlichen Eintritt jedes Reizes genau anzeigte \u00fcnd damit dem Reagenten die Aufgabe wesentlich erleichterte. Versuch 7 war der erste nach einer Pause von \u00fcber einem halben Jahr, aufserdem fehlte eine gen\u00fcgende Abgleichung der St\u00e4rke der Einzelreize, und in Folge unge: n\u00fcgender Pausen zwischen den Einzelversuchen trat wahrscheinlich starke .Erm\u00fcdung sowohl peripher, wie central ein. Bei Versuch 3 ist das wenig g\u00fcnstige Resultat auf die unbequeme Haltung des Reagenten und die St\u00f6rung durch einen gleichzeitigen heftigen Sturm zur\u00fcckzuf\u00fchren, der allerlei st\u00f6rende Ger\u00e4usche verursachte. Bei Versuch 10 ist als der st\u00f6rende Factor besonders das Interesse, welches der Reagent an der Erkennung der Doppelreizung nahm, anzusprechen, also eine mangelnde Concentration der Aufmerksamkeit auf die St\u00e4rke der Empfindung allein. Aufserdem giebt das Protokoll an, dafs Reagent durch starke Par\u00e4sthesien im Arme, an dem das Versuchsfeld sich befand, bel\u00e4stigt wurde. \u2014 Sehr interessant ist Versuch 2, Wo 100 \u00b0/0 richtige Aussagen gemacht wurden. Dieses g\u00fcnstige Resultat ist zum Theil wohl auf gute Disposition des Reagenten zu beziehen, vor Allem aber auf das Einhalten gen\u00fcgend langer Pausen zwischen den Einzelversuchen (ca. 30 Sec. zwischen zwei Eoppelreizungen).\nEs lassen sich nun. unter Heranziehung einiger fr\u00fcherer Versuche, welche noch mit der weniger vollkommenen Methode der Aufeinanderfolge..der Reize gemacht wurden, folgende","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Die Raumschwelle bei Simultanreizung.\n45\nFaotoren als einflufsreich f\u00fcr das Zustandekommen von Summation bei einer Entfernung beider Tastpunkte bis zu 30 mm, nachweisen.\nWie schon oben erw\u00e4hnt, ist es g\u00fcnstig f\u00fcr das Zustandekommen der Summation, wenn eine m\u00f6glichste Abgleichung in der \u2022St\u00e4rke der Einzelreize vorhanden ist. Dann ist der Reizzuwachs bei der Doppelreizung stets am gr\u00f6fsten, gleichg\u00fcltig, welcher Einzelreiz zur Vergleichung gegeben wird. Ebenso ist eine m\u00f6glichst gleiche Empfindlichkeit beider Punkte von Vortheil. Die bestimmtesten Aussagen f\u00fcr Summation finden sich bei den Versuchen, wo Empfindlichkeit und Reizst\u00e4rke f\u00fcr beide Punkte ann\u00e4hernd gleich sind.\nNeben diesen beiden Momenten, welche von dem Reagenten unabh\u00e4ngig sind, zeigen sich aufserdem Factoren von ausschlaggebender Bedeutung, welche in hohem Maafse der augenblicklichen Disposition der Versuchsperson unterworfen sind. In erster Linie ist hier die Aufmerksamkeit zu nennen. Ist dieselbe nicht ausschliefslich auf den Versuch gerichtet, so sinkt sofort die Zahl der richtigen Aussagen. Jede \u00e4ufsere St\u00f6rung wie L\u00e4rm oder abnorme Sensationen irgend welcher Art lenken die Aufmerksamkeit ab, und damit treten fehlerhafte Aussagen ein. Oben sind einige derartige Beispiele f\u00fcr ganze Versuchsreihen angef\u00fchrt; Einzelheiten zu erw\u00e4hnen d\u00fcrfte kaum lohnend sein.\nNeben diesen mehr \u00e4ufseren Momenten, welche die Aufmerksamkeit abziehen, kommen nun auch noch \u201einnere\u201c Ursachen in Frage. Die Aufmerksamkeit mufs n\u00e4mlich derart gerichtet sein, dafs ganz speciell nur auf die St\u00e4rke der Empfindungen geachtet wird. Sobald der Reagent z. B. noch auf Localisation oder auf Erkennung der Doppelreize als zwei Empfindungen sein Interesse wendet, werden die Resultate f\u00fcr Summation schlechter. Einige Beispiele m\u00f6gen zum Belege des Gesagten dienen.\nIm Versuch II vom 19. X. 19001, Reagent B., Abstand der Punkte 3,6 mm, findet sich im ersten Theile des Versuchs, welcher 19 Einzelversuche \u00fcber Summation enth\u00e4lt, nur eine falsche Aussage ; in den folgenden 13 Versuchen richtete Reagent aufserdem seine Aufmerksamkeit noch auf die Localisation der Einzelreize. Das Resultat ist, dafs 4 Fehler und nur 9 richtige\n1 In der obigen Tabelle Versuch 5.","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nArthur Br\u00fcckner.\nAussagen auftreten. Als dann zum Schl\u00fcsse des Versuchs die Localisation wieder ganz vernachl\u00e4ssigt wurde, und die Aufmerksamkeit sich nur der St\u00e4rke der Empfindungen zuwandte, ergeben 12 Versuche nur einen Fehler.\nZum Beweise, dafs das Bestreben Doppelreize zu erkennen st\u00f6rend f\u00fcr die Summationsresultate ist, sei Folgendes ausgef\u00fchrt.\nVersuch vom 21. III. 1900 1, Reagent B., Abstand der Punkte 3,2 mm. Der erste Theil des Versuchs ergiebt durchaus brauchbare Resultate. Da werden pl\u00f6tzlich zwei Reize empfunden (s. dar\u00fcber unten S. 50 f. Anmerkung). Sofort wendet sich die Aufmerksamkeit auch diesem Punkte zu, und es sind nun unter den 16 n\u00e4chsten Versuchen nur 8 richtige Aussagen.\nFerner ist eine zu starke allgemeine Erm\u00fcdung der Versuchsperson nicht g\u00fcnstig. Eine gewisse Erm\u00fcdung ist dagegen fast von Vortheil, weil in v\u00f6llig frischem Zustande die Aufmerksamkeit des Reagenten gewissermaafsen zu \u201ebeweglich\u201c ist, so dafs leicht eine Ablenkung von dem einseitigen Interesse stattfindet. Der Reagent kommt dagegen bei einiger Erm\u00fcdung in einen gewissen apathischen Zustand, welcher die Gleichm\u00e4fsigkeit der Aussagen beg\u00fcnstigt.\nIm Gegensatz hierzu ist die periphere Erm\u00fcdung, d. h. die Erm\u00fcdung des peripheren Sinnesapparates durch zu schnelle Reizfolge von unbedingtem Nachtheil: dadurch leidet das Resultat. Der Versuch 2 der Tabelle, der 100 \u00b0/0 richtige Aussagen enth\u00e4lt, verdankt das gute Resultat, wie bereits erw\u00e4hnt, zum gr\u00f6fsten Theil der Einhaltung gen\u00fcgend langer Pausen zwischen den einzelnen Versuchen.\nDie bisher besprochenen Ergebnisse sind gewonnen worden aus Versuchen, bei denen der Abstand der Punkte von einander nicht mehr als 30 mm betrug. Es w\u00e4re nun interessant zu untersuchen, ob auch noch in gr\u00f6fserer Entfernung Summation stattfindet, oder ob etwa von einer bestimmten Grenze an dieselbe aufh\u00f6rt, und andere Beziehungen sich zwischen den beiden Reizen geltend machen. Leider stehen mir speciell f\u00fcr diesen Zweck nur wenige Versuche zur Verf\u00fcgung, welche auch nicht nach derselben Methode angestellt wurden, wie die eben mitge-theilten Experimente. Bei denselben wurde jede Reizung einzeln\n1 In der Tabelle Versuch 4.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Die Baumschwelle bei Simultanreizung.\n47\ngegeben und dann eine Pause gemacht. Daher war die Vergleichung erschwert. Gleichwohl gestatten die Versuche bestimmte Schl\u00fcsse.\nEs hegen vor ein Versuch mit einem Abstand der Punkte von 62 mm (Reagent B.) und zwei Versuche mit 84 mm (Reagent v. F.). Die Resultate sind kurz folgende.\nSicher zu beweisen ist, dafs noch bis zu dieser Entfernung Verschmelzung der Reize zu einer Empfindung und deutliche Summation stattfinden kann. Es findet sich sogar zweimal bei der Entfernung von 84 mm eine merkliche Empfindung, w\u00e4hrend jeder der Einzelreize untermerklich ist. (S. die Anmerkung auf S. 49.)1 Die Summation vollzieht sich anscheinend nicht mehr mit der Sicherheit, wie bei kleineren Entfernungen, jedoch ist an dem Vorkommen dieser Erscheinung bei so grofsen Abst\u00e4nden nicht zu zweifeln. Sie scheint nach einigen anderen Versuchen, welche freilich mit anderer Fragestellung gemacht wurden, sogar noch bis zu einer Entfernung von 134 mm (Reagent v. F.) und 142 mm (Reagent B.) auftreten zu k\u00f6nnen. Eine sichere Behauptung, dafs Summation in so grofsen Entfernungen noch stattfindet, erlauben die wenigen vorliegenden Aussagen aber nicht.\nLeider kann auch f\u00fcr eine andere sehr interessante Erscheinung der Beweis nicht mit Sicherheit erbracht werden, weil dazu die Versuche nicht ausreichend sind. Mit Zunahme der Distanz zwischen beiden Tastpunkten scheint n\u00e4mlich die Zahl derjenigen F\u00e4lle zuzunehmen, wo die Doppelreizung schw\u00e4cher imponirt, als die Einzelreizung. Bis zu 30 mm ist, wie aus der Tabelle ersichtlich, ihr Vorkommen ein so sp\u00e4rliches, dafs sie unbedenklich als Versuchsfehler angesprochen werden k\u00f6nnen. In den drei soeben erw\u00e4hnten Versuchen mit Entfernungen von 62 resp. 84 mm aber macht sich, obwohl dieselben ja eine Ver-gleichung mit den nach anderer Methode gewonnenen Resultaten nicht direct gestatten, doch eine derartige Erh\u00f6hung der Zahl dieser, oben als f-F\u00e4lle bezeichneten, Aussagen geltend, dafs die M\u00f6glichkeit einer \u201eSubtraction\u201c wohl nicht ausgeschlossen werden kann. Einer analogen Erscheinung werden wir bei der Untersuchung der quantitativen Beziehungen zwischen beiden Reizen bei Erkennung der Doppelreizung begegnen, so dafs hier doch wohl eine allgemeinere Erscheinung vorzuliegen scheint.\n1 Derartige F\u00e4lle sind bei kleineren Entfernungen noch \u00f6fters beobachtet worden, so z. B. bei 23 und 41 mm (vgl. S. 49).","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nArthur Br\u00fcckner.\nD is p ara t i o n.\nDie soeben mitgetheilten Resultate haben von neuem die l\u00e4ngst bekannte Thatsache ; ergeben, dafs zwei gleichartige Reize, wenn ihre getrennte Wahrnehmung nicht gelingt, verschmolzen werden. Aufserdem aber hat sich herausgestellt, dafs eine Wechselbeziehung zwischen beiden Reizen stattfindet, welche von Einfluss ist auf die Intensit\u00e4t der wahrgen\u00f6mmenen Empfindung. Damit ist ein neues Kriterium gewonnen f\u00fcr das Studium der Gr\u00f6fse der Einflufssph\u00e4ren, welche den einzelnen Tastpunkten im Centralnervensystem zukommen, und damit nach den Eingangs gemachten Er\u00f6rterungen, f\u00fcr die Gr\u00f6fse der simultanen Raumschwelle auf der Haut. Die gewonnenen Resultate legten vor allem den Gedanken nahe, die Thatsache der Summation zur Untersuchung dieser Frage zu verwenden.\nDie einfachste Anwendung dieses Ph\u00e4nomens zur L\u00f6sung der Frage, wie grofs die simultane Raumschwelle sei, scheint diejenige zu sein, dafs man untersucht bis zu welchem Abstand der Tastpunkte von einander zwei untermerkliche Reize noch zu einer merklichen Empfindung verschmolzen werden. So lange dieses noch stattfindet, mufs offenbar die simultane Raumschwelle noch nicht erreicht sein.\nGel\u00e4nge es diesen Gedanken experimentell durchzuf\u00fchren, so h\u00e4tte man ein sehr scharfes Kriterium : so lange n\u00e4mlich \u00fcberhaupt noch etwas gef\u00fchlt wird, ist die Raumschwelle noch nicht erreicht. Es w\u00e4re dieses eine ganz andere Art, die Gr\u00f6fse der Raumschwelle zu bestimmen, als die von Weber angegebene mittels des Tastercirkels, wo angegeben werden mufs, ob eine oder zwei Empfindungen wahrgenommen werden.\nSo einleuchtend der eben ausgesprochene Gedanke auf den ersten Blick erscheint, so stellen sich ihm doch gr\u00f6fse Schwierigkeiten entgegen. Geht man n\u00e4mlich, wie wir es gethan haben, von der Annahme aus, dafs bei Reizung eines Tastpunktes eine Diffusion der Erregung im Centralnervensystem stattfindet, SO muss die, Gr\u00f6fse dieses Diffusionskreises\u201c offenbar abh\u00e4ngig sein von der St\u00e4rke der Reize, welche das periphere Organ Hrifft *\u2014 es ist das ein allgemeiner Grundsatz in der Physiologie des Centralnervensystems. Nun ist aber ein untermerklicher Reiz noch lange keine constante Gr\u00f6fse, sondern kann grofsen Schwankungen unterworfen sein. Daher m\u00fcfste beim Experi-","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Die Hemmschwelle bei Simultanreizung.\n49-\nmentieren die Voraussetzung gemacht werden, dass die untermerklichen Reize alle etwa denselben Abstand von dem Schwellenreiz f\u00fcr die betreffenden Tastpunkte haben. Nur dann k\u00f6nnten brauchbare, untereinander vergleichbare Resultate erhalten werden.1\nDieser Forderung zu gen\u00fcgen ist aber kaum m\u00f6glich, so dafs schon aus diesem Grunde auf die Ausf\u00fchrung verzichtet wurde, abgesehen davon, dafs das Arbeiten mit derartig schwachen oder unmerklichen Reizen aufserordentlich erm\u00fcdend f\u00fcr den Re-agenten ist, selbst wenn zuweilen st\u00e4rkere Reize \u201ezur Erholung\u201c gegeben werden (s. das Beispiel in der Anmerkung auf dieser Seite, Versuch 7).\nMan k\u00f6nnte nun auf den Gedanken kommen auch hier, wie hei den Summationsversuchen, \u00fcberschwellige Einzelreize zu ben\u00fctzen, und die Raumschwelle so gross anzunehmen, als noch Summation stattfindet. Aber dabei l\u00e4fst sich genau der gleiche Einwand machen, wie bei Verwendung unterschwelliger Reize, denn auch hier ist offenbar die Diffusion der Erregung im Centralnervensystem d. h. die Gr\u00f6fse der Einflufssph\u00e4re eines Tastpunktes abh\u00e4ngig von der St\u00e4rke der Reizung des peripheren Sinnesapparates.\nEs liess sich also die vorliegende Methode der vollkommen simultanen Reizung zweier Punkte der Haut zur Bestimmung der simultanen Raumschwelle vorl\u00e4ufig nicht anders verwenden, wie der alte ebeb\u2019sehe Tastercirkel. Nur gestattete die vollkommen simultane Reizung und die Beschr\u00e4nkung derselben auf zwei bestimmte Sinnesendapparate bei der M\u00f6glichkeit der genauen Dosierung der Einzelreize eine ungleich gr\u00f6fsere Exakt-\n1 Zum Beweise, dafs untermerkliche Beize sehr verschieden grofs sein k\u00f6nnen, sei zum Ueberflufs folgendes Beispiel angef\u00fchrt:\nV ersuch\t\tvom\t15. III. 1900. Nr. I.\nEeagent v. F.\tPunkte\t\tx und y. Abstand 84 mm.\n\ty\tX\t\n2.\t20\t\tja\n3.\t25\t\tnein\n4.\t\t20\tnein\n5.\t25\t25\tnein\n6.\t\t10\tnein\n7.\t\t3,5\tja deutlich\n8.\t25\t10\tja sehr schwach\n9.\t25\t\tnein.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 26.\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nArthur Br\u00fcckner.\nheit. Es ist dadurch auch in der That gelungen, eine Anzahl von Bedingungen festzustellen, von welchen es abh\u00e4ngt, ob zwei Reize getrennt wahrgenommen oder zu einer Empfindung verschmolzen werden.\nDas Hauptresultat der Untersuchungen \u00fcber Erkennung der Doppelreize als zwei disparate Eindr\u00fccke m\u00f6ge vorangestellt werden. Zwei Reize werden n\u00e4mlich unter Umst\u00e4nden getrennt wahrgenommen bei einer Entfernung der Punkte von einander, in der sonst in der Regel eine Verschmelzung und Summation beider Einzelreize stattfindet. Es k\u00f6nnen also sowohl Summation mit Verschmelzung wie Disparation (Erkennung von zwei Reizen) bei derselben Entfernung Vorkommen. Damit ist gesagt, dafs es f\u00fcr ein bestimmtes Individuum eine bestimmte simultane Raumschwelle nicht giebt. Eine allgemeing\u00fcltige Zahl f\u00fcr die Gr\u00f6fse derselben ist nat\u00fcrlich vollends nicht anzugeben d. h. es ist nicht m\u00f6glich zu sagen, dafs von einer bestimmten Entfernung der Einzelreize von einander an, stets die Wahrnehmung zweier r\u00e4umlich getrennter Eindr\u00fccke stattfindet.\nDie kleinste Entfernung, bei der in den vorliegenden Versuchen dieses stattfand, betrug 20 mm. Hier wurden bei einer Versuchsreihe,, in der 36 Doppelreize gegeben wurden 5 mal zwei Reize richtig erkannt. Es ist damit jedenfalls der Beweis erbracht, dafs beim Zusammentreffen gewisser Bedingungen eine Disparation zweier Reize in dieser Entfernung m\u00f6glich ist. Diese Zahl ist bedeutend kleiner, als die urspr\u00fcnglich von Weber f\u00fcr diesen Theil des K\u00f6rpers angegebene (Beugeseite des Unterarmes 18 Pariser Linien == 40,5 mm).\nEs kann aber die simultane Raumschwelle auch bedeutend gr\u00f6fser werden, so wird z. B. bei einer Entfernung von 143 mm 1 durchaus nicht immer der Doppelreiz als solcher erkannt.2\n1\tZur Anstellung der Versuche mit so grofsen Abst\u00e4nden wurde ein Punkt des gew\u00f6hnlichen Versuchsfeldes am Unterarm und einer unmittelbar proximal vom Handgelenk verwendet.\n2\tEs hat sich auffallenderweise gezeigt, dafs bei 3,2 mm resp. 3,6 mm Abstand der Einzelreize von einander einige Male die Doppelreizung erkannt worden ist. Ich m\u00f6chte das nicht unerw\u00e4hnt lassen, obwohl ich dieser Thatsache kaum eine Bedeutung beimessen kann, da gleichzeitig in denselben Versuchsreihen \u201eVexirversuche\u201c vorliegen, d. h. Versuche, bei denen der Einzelreiz f\u00fcr doppelt gehalten wird (bei 3,2 mm in einem Versuch viermal zwei Reize richtig erkannt, hei sechs \u201eVexirversuehen\u201c ; in einer anderen Versuchsreihe bei 3,2 mm dreimal zwei Reize richtig erkannt und","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Die Raumschicelle bei Simultanreizung.\n51\nW\u00e4hrend also die Erkennung der Doppelreizung nur bis zu einem gewissen Grade von dem Abstand der Einzelreize sich abh\u00e4ngig zeigt, haben sich andere Faktoren von gr\u00f6fserer Bedeutung f\u00fcr Erkennung der Disparation erwiesen.\nEs hat sich auch bei den vorliegenden Versuchen, wie lange bekannt, herausgestellt, dafs die Disparation leichter ist in der Queraxe, als in der L\u00e4ngsaxe des Unterarms. Die Zahl der richtigen Aussagen ist im ersten Falle bei gegebener Entfernung eine gr\u00f6fsere als im zweiten.\nAuch der schon bekannte Einflufs der K\u00f6rpergr\u00f6lse auf die Gr\u00f6fse der Kaumschwelle schien sich bei den beiden Versuchspersonen geltend zu machen: der kleinere Reagent B. erkannte schon in geringerer Entfernung die Doppelreizung als der Reagent v. F.\nVon Einflufs ist aber vor allem die Intensit\u00e4t der Reize. Schwache Reize werden nicht so leicht getrennt wahrgenommen, selbst bei gr\u00f6fserer Entfernung der Einzelreize von einander, wie st\u00e4rkere. Zwei Beispiele m\u00f6gen zur Illustration dienen :\nVersuch vom 19. X. 1900. Nr. IV.\nReagent B. Punkte p und r, querliegend zur L\u00e4ngsaxe des Unterarms.\nAbstand 24 mm. p ulnar. p r\n71.\t11\tulnar\n72.\t11\t10\tsind wohl zwei\n73.\t5\t5\tzwei Reize! radial\tst\u00e4rker.\nDie unsichere Aussage in Versuch 72 verwandelt sich sofort in eine absolut sichere, so wie die Reizst\u00e4rke erh\u00f6ht wird. Dasselbe zeigt sich in folgendem Falle.\nVersuch vom 23. X. 1900. Nr. II.\nReagent v. F. Punkte * und l (k vorn am Handgelenk). Abstand 143 mm. x X\n20.\t3 6\tetwas gesp\u00fcrt, waren vielleicht zwei Reize, ganz unsicher\n21.\t2 5\tjetzt deutlich zwei !\nein Vexirversuch; hei 3,6 mm ein Doppelreiz erkannt und ein Vexirversuch). Aufserdem finden sich diese Aussagen nur bei der Versuchsperson B., welche stets ein lebhaftes Interesse an der Disparation hatte, so dafs leicht hier der Zufall im Spiel sein kann. Es sei ferner erw\u00e4hnt, dafs das eine Mal bei 3,2 mm zwei Reize erkannt wurden, nachdem der Reagent unmittelbar vorher die Hebel betrachtet hatte.\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nArthur Br\u00fcckner.\nDiese Thatsache ist auffallend, denn man sollte eigentlich erwarten, dass bei st\u00e4rkerer Reizung, entsprechend der dann in h\u00f6herem Grade im Centralnervensystem erfolgenden Diffusion der Erregung, eine weitgehendere Verschmelzung der beiden Erregungen stattfinden m\u00fcfste, und damit die Erkennung der Doppelreizung erschwert werden w\u00fcrde. Offenbar spielen hier aber psychische Einfl\u00fcsse eine Rolle, welche in gewissem Maafse unabh\u00e4ngig sind von diesen Vorg\u00e4ngen in untergeordneten Centren.\nVon Einflufs scheint es ferner f\u00fcr die Sicherheit, mit der ein Doppelreiz erkannt wird, zu sein, dafs die Einzelreize in ihrer Intensit\u00e4t m\u00f6glichst gleich sind. Unbedingt nothwendig ist dieses aber nicht ; es kann auch bei Ungleichheit in diesem Punkt sichere Erkennung der Doppelreizung m\u00f6glich sein.1 Besonders wenn einmal dieselbe sicher erkannt wurde, kann in unmittelbar darauffolgenden Versuchen eine starke Ungleichheit in der relativen Reizst\u00e4rke eintreten, ohne die Disparation zu beeintr\u00e4chtigen. Als Beispiel diene folgende Versuchsreihe.\nVersuch vom 23. X. 1900. Nr. II.\nReagent v. F. Punkte * (am Handgelenk) und !.. Abstand 143 mm.\n24.\t2\t5\tzwei Reize\n25.\t2\t5\twieder zwei Reize\n26.\t\t6\twar \u00e4ufserst schwach, glaube proximal\n27.\t2\t\tdistal deutlich\n28.\t2\t6\tzwei Reize\n29.\t2\t7\tein deutlicher distaler und glaube auch proximaler\n30.\t\t7\tnur proximal\n31.\t2\t8\tzwei Reize\n32.\t2\t9\tnur distal\n33.\t2\t\tnur distal, deutlich\n34.\t\t9\tnichts gesp\u00fcrt.\nDie Reizst\u00e4rke f\u00fcr den Punkt A ist hier st\u00e4ndig verringert worden. Trotz der daraus resultierenden Ungleichheit (welche schon in den Versuchen 26 und 27 ausgesprochen ist) werden prompt zwei Reize erkannt, bis der eine Reiz schliefslich zu schwach wird, um sich \u00fcberhaupt bemerkbar zu machen.\n1 Ueber die merkw\u00fcrdigen Verh\u00e4ltnisse, welche dabei eintreten k\u00f6nnen, wird weiter unten im Zusammenhang berichtet.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Die Raumschwelle bei Simultanreizung.\n53\nEs wirken offenbar auch hier andere Ursachen mit als rein physiologische, n\u00e4mlich psychische und von diesen speciell die Aufmerksamkeit. Dieselbe zeigt sich \u00fcberhaupt von gr\u00f6fster Bedeutung, ebenso wie wir es bei der Verschmelzung und Summation gefunden haben. Es gelten hier genau dieselben Forderungen wie dort, welche an die Aufmerksamkeit gestellt werden m\u00fcssen, um gute Resultate zu erhalten. Sowohl Abhaltung \u00e4ufserer St\u00f6rungen ist n\u00f6thig, wie v\u00f6llige Concentration der Aufmerksamkeit auf Erkennung der Doppelreizung. Es mufs gewissermaafsen das Bewufstsein auf diesen Punkt \u201eeingestellt\u201c, eine Disposition in dieser Richtung vorhanden sein.1 Dafs so etwas wirklich stattfinden kann, beweist der Umstand, dafs bei Versuchen, in denen ein Doppelreiz nach dem anderen sicher erkannt wird, auch eine H\u00e4ufung der \u201eVexirversuche\u201c statthat. W\u00e4hrend n\u00e4mlich im Allgemeinen nur ganz sporadisch ein Fall auftritt, wo ein Einzelreiz f\u00fcr doppelt gehalten wird, kann unter den genannten Verh\u00e4ltnissen eine Cumulation derartiger Aussagen eintreten, z. B. :\nVersuch vom 19. III. 1900. Nr. IV.\nReagent B. Punkte p und r, Abstand 24 mm.\n21.\tP\tr 11\tvielleicht zwei Reize, unsicher\n22.\t9\t11\tvielleicht auch zwei Reize, st\u00e4rker als vorher\n23.\t9\t\twohl auch zwei\n24.\t9\t11\tdas waren zwei!\nNeben einer grofsen Zahl richtiger Aussagen finden sich im weiteren Verlauf des Versuchs noch viele \u201eVexirversuche\u201c (von 30 Doppelreizen werden 18 richtig erkannt, daneben sind 7 \u201eVexirversuche\u201c zu verzeichnen).\nBeachtenswerth ist in dem angef\u00fchrten Beispiel, dafs doch ein Unterschied zwischen den Empfindungen bei den \u201eVexir-versuchen\u201c und denen bei den richtig erkannten Doppelreizen vorhanden ist: die sehr bestimmte Aussage bei Versuch 24 deutet darauf.\nBesonders bei schwachen,Reizen und gr\u00f6fseren Entfernungen ist zur Erkennung der Doppelreize eine gewisse Uebung noth-\n1 Vgl. hierzu v. Kbies in der Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 8, 14 f., wo von einer \u201edispositiven Einstellung\u201c gesprochen wird.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nArthur Bruckner.\nwendig. Es mufs n\u00e4mlich bei jeder Versuchsreihe der Reagent gewissermaafsen die Empfindung, welche mit zwei Reizen einhergeht, von neuem kennen lernen, um sicher die Disparation aus-sagen zu k\u00f6nnen. Dann kann f\u00fcr l\u00e4ngere Zeit eine richtige Aussage der anderen folgen. Es sei folgendes Beispiel angef\u00fchrt :\nVersuch vom 19. X. 1900.\nReagent v. F. Punkte z am Unterarm und ein Punkt (d) am Handgelenk.\nAbstand 134 mm.\nEs gehen mehrere ganz unsichere Aussagen \u00fcber Wahrnehmung der Doppelreizung voraus, dann folgt pl\u00f6tzlich, ohnedafs eine Verst\u00e4rkung der Reize stattgefunden hatte, die erste sichere Aussage: d z 22\t2\t5\n0\tdas war ein Doppelschlag und dann distal.\nIm weiteren Verlaufe des Versuchs werden nun die Doppelreize stets sicher erkannt.\nEs liefsen sich mehrere analoge Beispiele anf\u00fchren.\nDie wesentlichste Schwierigkeit, welche durch Uebung \u00fcberwunden werden mufs, ist die, die Doppelreize dann zu erkennen, wenn die Einzelreize sehr weit von einander entfernt sind. In den drei Versuchen, welche mit sehr grofsen Abst\u00e4nden (134, 142, 143 mm) gemacht wurden, stellte es sich jedesmal im Anf\u00e4nge des Versuchs als sehr schwer heraus, das ganze Versuchsfeld gewissermaafsen auf einmal zu \u00fcbersehen d. h. die Aufmerksamkeit auf beide weit von einander entfernten Punkte gleichm\u00e4fsig zu concentriren. Sie f\u00e4hrt sozusagen \u201ehin und her\u201c zwischen beiden Punkten, und die Aussagen sind so lange unsicher, als der Reagent nicht gelernt hat, beiden Punkten gleichm\u00e4fsig seine Aufmerksamkeit zuzuwenden.\nSoll die Doppelreizung als solche erkannt werden, so ist endlich nothwendig, dafs der Reagent im Allgemeinen nicht zu sehr erm\u00fcdet ist, sowie, dafs nicht durch zu schnelles Aufeinanderfolgen der einzelnen Reizungen eine Erm\u00fcdung im peripheren Sinnesapparat stattfindet. Es gelten hier im Wesentlichen dieselben Bedingungen, wie sie oben f\u00fcr das Zustandekommen der Summation angegeben wurden.\nAuch in den vorliegenden Versuchen sind nat\u00fcrlich F\u00e4lle aufgetreten, in denen eine Disparation bestimmt zwar nicht aus-","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Die Baumschwelle hei Simultanreizung.\n55\ngesagt wird, wo aber die Angaben darauf schliefsen lassen, dafs doch etwas wahrgenommen wird, was in irgend welcher Weise sich von der Empfindung, wie sie der Einzelreiz hervorruft, unterscheidet. Diese \u201eUeberg\u00e4nge zur Disparation\u201c sind sehr verschiedener Art.\nMehrfach findet sich z. B. die Aussage, dafs der Eindruck \u201eausgedehnt\u201c, \u201elinienf\u00f6rmig\u201c sei oder linienf\u00f6rmig imponire und gleichzeitig an den Enden der Linie st\u00e4rker erscheine, etwa so:\n\u2022---\u2022. Der Eindruck auf der Haut kann als \u201efl\u00e4chenhaft\u201c,\n\u201ediffus\u201c oder \u201evon ganz anderer Qualit\u00e4t\u201c wahrgenommen werden, als der Einzelreiz.\nW\u00e4hrend die eben genannten Empfindungen schon lange bekannt sind, ist eine andere Erscheinung fr\u00fcher noch nicht beobachtet worden. Es findet sich n\u00e4mlich eine grofse Zahl von Aussagen, denen zufolge der Doppelreiz, wenn er nicht als solcher erkannt wird, an eine andere Stelle localisirt wird, als jeder Einzelreiz f\u00fcr sich. Voraussetzung ist dabei nat\u00fcrlich, dafs eine genauere Localisation der Einzelreize m\u00f6glich ist und auch ausgesagt wird (z. B. radial-ulnar, proximal-distal).\nBei etwas gr\u00f6fserem Abstand der einzelnen Beize von einander finden sich nun folgende Aussagen \u00fcber die Empfindung bei der einfach empfundenen Doppelreizung hinsichtlich ihrer Localisation.\nIn einer ziemlich grofsen Zahl von F\u00e4llen wird der Eindruck in die Mitte zwischen beiden Einzelreizen localisirt, oder es wird ausgesagt, wenn z. B. der ulnare Reiz allein vorausgegangen ist, \u201enicht so ulnar wie vorher\u201c. Es kann auch Vorkommen, dafs der Reagent unsicher ist, wo er die Empfindung gehabt hat, w\u00e4hrend die Einzelreize sofort richtig localisirt werden, io z. B, in folgenden Aussagen.\nVersuch vom 17. III. 1900. Nr. I.\nReagent v. F.\tPunkte x\t\tund y. Abstand 84 mm. x proximal.\n\ty\tX\t\n86.\t7\t10\tja deutlich, fraglich wo?\n87.\t7\t10\tauch deutlich, wo?\n88.\t7\t\tja distal\n89.\t\t10\tproximal\n90.\t7\t10\tdeutlich etwas, wo?\nOft wird nur ausgesagt, dafs der Eindruck sich \u201ean anderer Stelle\u201c befinde.","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nArthur Br\u00fcckner.\nGenauer untersucht wurde diese interessante Erscheinung nicht, welche einen Beitrag bildet f\u00fcr die Thatsache der r\u00e4um* liehen Localisation vermittelst des Tastsinnes.\nQuantitative Beziehungen zwischen den Einzelreizen bei Erkennung der Doppelreizung.\nAusgehend von der Thatsache, dafs bei gegebener Entfernung zweier Tastpunkte von einander bald eine Verschmelzung mit gleichzeitiger Summation der Eindr\u00fccke stattfindet, bald, wenn die Verh\u00e4ltnisse g\u00fcnstig liegen, eine Erkennung des disparaten Charakters der Doppelreizung auftritt, dr\u00e4ngt sich unwillk\u00fcrlich die Frage auf, wie sich die Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnisse bei der Disparation verhalten, d. h. ob etwa auch in diesem Falle noch eine quantitative Beeinflussung beider Reize stattfindet oder nicht.\nBesonders auf diesen Punkt gerichtete Versuche wurden zwar nicht angestellt, jedoch geben die vorliegenden Aussagen einen gen\u00fcgenden Anhalt, um einige Schl\u00fcsse in dieser Richtung ziehen zu k\u00f6nnen.\nEs mufs als zweifellos erwiesen angenommen werden, dafs in solchen Entfernungen, bis zu denen noch Verschmelzung und Summation mit Sicherheit nachzuweisen ist, auch eine Verst\u00e4rkung der Empfindung bei Erkennung der Doppelreizung stattfindet. Es kann dabei entweder die Gesammtempfindung st\u00e4rker imponiren, wie diejenige eines Einzelreizes, oder es kann jeder einzelne Reiz f\u00fcr sich in der Doppelempfindung st\u00e4rker erscheinen, als er empfunden wird, wenn er nur f\u00fcr sich g\u00e9geben wird. Es m\u00f6gen einige Aussagen derart angef\u00fchrt sein.\nVersuch vom 15. III. 1900. Nr. V.\nReagent v. F. Punkte x und y. Abstand 84 mm. x proximal.\n\tX\ty\t\n28.\t14\t\tja sehr schwach, proximal\n29.\t\t8.5\tauch so schwach, distal\n30.\t14\t8.5\tja deutlich, sind zwei Reize.\n18.\n19.\n20.\nVersuch vom 15. X. 1900. Nr. II.\nReagent B. Punkte a und \u00df, a distal. Abstand 20 mm.\n\u00ab \u00df\n_ zwei st\u00e4rker, sind zwei Reize; eins distal\no \u00bb\n7\n-\t^ eins proximal, zwei sind zwei Reize, st\u00e4rker\n5\t7\n_\teins sind zwei Reize, st\u00e4rker; zwei eigentlich nichts.","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Die Baumschwelle bei Simultanreizung.\n57\nEs kann also bei Erkennung der Doppelreizung die Ge-sammtempfindung gegen\u00fcber der bei monostigmatischer Reizung verst\u00e4rkt sein. Als Beispiel, dafs die Einzelreize jeder f\u00fcr sich in der Doppelreizung st\u00e4rker imponiren, sei folgender Versuch angef\u00fchrt.\nVersuch vom 19. III, 1900. Nr. II.\nEeagent B. Punkte r und u querliegend, u ulnar, r radial. Abstand 60 mm.\n\tu\tr\t\n\u00f6l.\t\t8\tradial schwach\n52.\t6\t\tulnar schwach\n53.\t6\t8\tzwei Eeize, jeder f\u00fcr sich viel st\u00e4rker\nals der Einzelreiz.\nEs kann also nicht daran gezweifelt werden, dafs auch bei Erkennung der Doppelreizung eine Summation in dem Sinne stattfindet, dafs nicht nur der Gesammteindruck der Empfindung ein st\u00e4rkerer wie bei der Einzelreizung ist, sondern dafs auch jeder Einzelreiz f\u00fcr sich in seiner Intensit\u00e4t durch den anderen verst\u00e4rkt wird. Es ist das ja auch durchaus begreiflich, denn es ist nicht einzusehen, warum in Entfernungen, wo Summation bei Verschmelzung der Reize stattfinden kann, dieselbe nicht auch auftreten kann, wenn der Doppelreiz erkannt wird.\nDiese Thatsache mufs, sofern sie allgemeine Geltung beansprucht, auch festzustellen sein, wenn eine starke Ungleichheit zwischen den Einzelreizen statthat, d. h. um einen extremen Fall anzunehmen, wenn der eine Reiz merklich, der andere untermerklich ist. In diesem Falle kann n\u00e4mlich, wenn \u00fcberhaupt die Bedingungen zur Erkennung des Doppelreizes gegeben sind, der untermerkliche Reiz dadurch, dafs er von dem anderen Reiz verst\u00e4rkt wird, \u00fcberschwellig werden, so dafs zwei Reize wahrgenommen werden. Eine diesbez\u00fcgliche Versuchsreihe sei hier angef\u00fchrt.\nVersuch vom 19. III. 1900. Nr. II.\nEeagent B. Punkte u und r querliegend, r radial, u ulnar. Abstand 60 mm.\n\tu\tr\t\n29.\t\t8\tradial\n30.\t8\t8\tradial, vielleicht auch ulnar\n31.\t8\t\tnichts\n59.\t5\t8\tvielleicht zwei Eeize","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nArthur Br\u00fcckner.\nu r\n60.\t\t8\teine Spur, radial\n61.\t5\t8\tzwei Reize deutlich\n62.\t5\t\tnichts\n63.\t5\t\tnichts\n64.\t5\t8\tulnar (I) vielleicht auch radial\n65.\t5\t8\tzwei Reize!\n66.\t5\t\tnichts\n67.\t\t8\tja radial.\nNeben solch einem extremen Fall, wo der eine Reiz f\u00fcr sich ganz unmerklich ist, finden sich mehrere Versuche, in denen der eine f\u00fcr sich kaum merkliche oder sehr schwache Reiz bei der Doppelreizung deutlich wahrgenommen wird.\nSo merkw\u00fcrdig diese Thatsache, dafs ein untermerklicher Reiz in dieser Art und Weise bewufst werden kann, erscheint, so erkl\u00e4rt sie sich doch ganz nat\u00fcrlich, wenn man ber\u00fccksichtigt, dafs \u00fcberhaupt eine gegenseitige Verst\u00e4rkung zweier Reize m\u00f6glich ist.\nEine derartige Summation bei Erkennung der Doppelreizung scheint aber nur bis zu solchen Entfernungen stattzufinden, bei denen auch sonst eine Summation mit Verschmelzung der Einzelreize vorkommt. In gr\u00f6fseren Entfernungen finden sich keine Angaben mehr, welche f\u00fcr diese Erscheinung verwerthbar sind. In den mehrfach bereits erw\u00e4hnten Versuchen mit Abstand der Punkte bis zu 143 mm findet sich vielmehr u. A. folgende Angabe.\nVersuch vom 23. X. 1900.\nReagent B. Punkt q des Versuchsfeldes am Unterarm und ein Punkt am Handgelenk (d). Abstand 142 mm.\nd q\n13.\t5\tdistal, dann zwei Reize, alle drei schwach und ungef\u00e4hr\n5\t7\tgleich stark.\nEinige Male wird auch der Gesammteindruck, der durch die Doppelreizung bei Erkennung derselben hervorgebracht wird, als schw\u00e4cher bezeichnet, wie die Empfindung des Einzelreizes. So in folgendem Beispiel.\nVersuch vom 19. X. 1900.\nReagent v. F. Punkte z und d (am Handgelenk). Abstand 134 mm. d z\n2 O\tK\nzuerst der proximale und dann ein Doppelreiz, schw\u00e4cher.\n30.\n5\n2 5\nzuerst deutlich proximal, dann schw\u00e4cher,, Doppelreiz.","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Die Raumschwelle bei Simidtanreizung.\n59\nBei Ungleichheit in der St\u00e4rke der Reize kann es Vorkommen, dafs in directem Gegensatz zum oben erw\u00e4hnten Fall, wo der schw\u00e4chere Reiz verst\u00e4rkt wird, dieser ganz unterdr\u00fcckt wird und garnicht zum Bewufstsein kommt. Es findet das offenbar dann statt, wenn die Bedingungen zur Erkennung der Doppelreizung nicht gegeben sind ; es wird dann nur der st\u00e4rkere Reiz wahrgenommen. Diese Erscheinung ist h\u00e4ufig beobachtet worden. Unter den vielen Beispielen sei nur eins herausgegriffen.\nVersuch vom 17. III. 1900. Nr. III.\nEeagent v.\tF. u\tPunkte r\tr und m, r radial, u ulnar. Abstand 68 mm.\n45.\t12\t7\tzwei Reize, radial etwas st\u00e4rker als ulnar\n46.\t12\t5\tradial gef\u00fchlt, vielleicht auch ulnar\n47.\t14\t5\tradial\n48.\t5\t12\tulnar stark\n49.\t\t12\tnichts\n50.\t\t10\tnichts\n51.\t5\t10\tulnar stark\n52.\t5\t9\tulnar stark\n53.\t\t9\tnichts\n54.\t\t8\tradial deutlich\n55.\t5\t8\tglaube zwei Reize.\nEine Erl\u00e4uterung hierzu d\u00fcrfte kaum noting sein. Das Beispiel dient zugleich daf\u00fcr, zu zeigen, dafs die Bedingung, welche oben als g\u00fcnstig f\u00fcr das Zustandekommen der Disparation angegeben wurde, n\u00e4mlich die m\u00f6glichste Abgleichung in der St\u00e4rke der Einzelreize, richtig ist. Sobald dieselbe n\u00e4mlich hier einigermaafsen erf\u00fcllt ist, werden auch zwei Reize erkannt.\nDie vorliegenden Untersuchungen haben die Thatsache sichergestellt, dafs eine gegenseitige Beeinflussung zweier Tasteindr\u00fccke in quantitativer Hinsicht stattfindet. Dieselbe besteht fast ausnahmslos in einer gegenseitigen Verst\u00e4rkung beider Eindr\u00fccke, wobei es gleichg\u00fcltig ist, ob der doppelte Sinnesreiz zu einer Empfindung verschmolzen wird oder ob eine Erkennung seines disparaten Charakters stattfindet. Wir haben es also offenbar bei der Summation mit einer Erscheinung von allgemeiner Bedeutung zu thun, w\u00e4hrend die Disparation nur unter gewissen Umst\u00e4nden vorkommt. Es m\u00fcssen demnach wohl zwei g\u00e4nzlich verschiedene Ursachen f\u00fcr die Thatsache der Summation und","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nArthur Br\u00fcckner.\ndiejenige der Disparation herangezogen werden. Die erstere beruht anscheinend auf dem allgemeinen physiologischen Gesetz, dafs eine Erregung, welche die lebende Substanz trifft, durch eine zweite gleichartige in ihrer Wirkung verst\u00e4rkt wird. Daraus erkl\u00e4rt sich die grofse Regelm\u00e4fsigkeit, mit der die Summation in den angestellten Versuchen eingetreten ist.\nOb die Disparation zu Stande kommt, wird offenbar von Momenten beeinflufst, welche nicht solch eine Constanz zeigen, wie sie einem physiologischen Vorgang von der genannten Art zukommt. Es m\u00fcssen hier psychische Factoren in Frage kommen, und in erster Linie mufs die Aufmerksamkeit herangezogen werden. Warum erst von einer gewissen Entfernung an eine Erkennung der Doppelreize \u00fcberhaupt m\u00f6glich wird, l\u00e4fst sich zur Zeit meiner Ansicht nach nicht angeben; vielleicht sind hier noch andere Einfl\u00fcsse als die genannten betheiligt. F\u00fcr das Schwanken in der Gr\u00f6fse der simultanen Raumschwelle aber oberhalb dieser unteren Grenze (welche etwa in 20 mm zu setzen w\u00e4re) glaube ich, bieten die Schwankungen in der \u201eDisposition\u201c, wie man allgemein etwa sagen k\u00f6nnte, eine gen\u00fcgende Erkl\u00e4rung.\nDie Erscheinung der \u201eSubtraction\u201c, welche zuweilen auf grofse Entfernung vorzukommen scheint und gerade den entgegengesetzten Vorgang wie die Summation bedeutet, glaube ich ebenfalls nur auf psychische Ursachen beziehen zu k\u00f6nnen, etwa so, dafs man eine Theilung der Aufmerksamkeit annimmt. Jedoch kann ich diese Erkl\u00e4rung -nicht anders als eine Ver-muthung bezeichnen, zumal \u00fcberhaupt die Subtraction selbst nicht viel mehr als eine Annahme ist, zu der ich mich durch die wenigen Aussagen in dieser Richtung berechtigt glaubte. \u2014\nZum Schlufs ist es mir Bed\u00fcrfnifs, meinem hochverehrten Lehrer Herrn Professor M. von Frey meinen herzlichsten Dank auszusprechen, sowohl f\u00fcr die Anregung zu der vorliegenden Arbeit, wie f\u00fcr die grofse Liebensw\u00fcrdigkeit, mit der er mich bei derselben nach jeder Richtung unterst\u00fctzt hat. Aufserdem bin ich ihm zu Dank verpflichtet daf\u00fcr, dafs mir die H\u00fclfsmittel des physiologischen Instituts zu W\u00fcrzburg zur Verf\u00fcgung gestellt wurden.\n(Eingegangen am 24. Februar 1901.)","page":60}],"identifier":"lit21869","issued":"1901","language":"de","pages":"33-60","startpages":"33","title":"Die Raumschwelle bei Simultanreizung","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:20:36.336167+00:00"}