Open Access
{"created":"2022-01-31T15:22:44.095253+00:00","id":"lit22097","links":{},"metadata":{"alternative":"Psychophysik: Darstellung der Methoden der experimentellen Psychologie","contributors":[{"name":"Wirth, Wilhelm","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"In: Psychophysik: Darstellung der Methoden der experimentellen Psychologie, 489-491. Leipzig: Hirzel","fulltext":[{"file":"a0001.txt","language":"de","ocr_de":"Psyc h o p h ysi\nDarstellung\nder\nMethoden der experimentellen Psychologie\nW. Wirth\nProfessor an der Universit\u00e4t Leipzig\nMit 03 Toxtfiguren","page":0},{"file":"p0489.txt","language":"de","ocr_de":"Willk\u00fcrliche Reaktionen auf verabredete Reizmotive.\n489\ngieren\u201c, bei der Unvermeidlichkeit jener ebenda genannten unwillk\u00fcrlichen Bewegungen in einem irgendwie kritischen Moment \u00fcberhaupt niemals zu erf\u00fcllen. Ja die unsichere Unterlage der Hand bewirkt leicht eine Unsicherheit des allgemeinen Bewu\u00dftseinszustandes, die dem korrekten Vollzug bestimmter positiver oder negativer Koordinationen schon an sich nachteilig ist. Aber auch schon ein zu geringer Widerstand eines zun\u00e4chst nicht federnden Reaktionsapparates wird die Forderung, beim Kontrollversuch keine registrierbare Bewegung auszuf\u00fchren, durch die Notwendigkeit einer besonderen Zur\u00fcckhaltung immer noch \u00e4hnlich erschweren wie die Verabredung eines sehr speziellen Reizmotives, dessen Erkennung eine gro\u00dfe Anstrengung erfordert. Dagegen scheint vor allem das zur eigentlichen Reaktionsleistung antagonistische Niederdr\u00fccken des Tasters gegen eine feste Unterlage, das den zeitmessenden. Apparat selbst gegen st\u00e4rkere unwillk\u00fcrliche Bewegungstendenzen zu sichern vermag, die korrekte Disjunktion des impulsiven Verhaltens je nach der Reizlage zu beg\u00fcnstigen, weil ihm gegen\u00fcber der Reaktionsimpuls mit einem h\u00f6heren Grade willk\u00fcrlichen Nachdruckes einsetzen mu\u00df, als bei einer blo\u00dfen Fortbewegung in der n\u00e4mlichen Richtung gegen einen m\u00e4\u00dfigen \u00e4u\u00dferen Widerstand.\n79. Die systematische Kontrolle der Antizipation und die Bestimmung des zureichenden Reizmotives der antizipierenden Innervation.\nWo sich nun durch die Stetigkeit oder Taktm\u00e4\u00dfigkeit der Vorbereitung umgekehrt gerade die antizipierende Ausl\u00f6sung des Impulses so regelm\u00e4\u00dfig durchf\u00fchren l\u00e4\u00dft wie bei der astronomischen Registriermethode, ist auch diese abgesehen von der Zeitmessung wiederum durch das Verhalten der V.-P. bei entsprechenden Kontrollversuchen nachzuweisen. Denn wenn der Impuls bereits um so viel vor dem erwarteten Reizmoment losbricht, da\u00df sein registrierbarer Effekt mit dem Reiz ungef\u00e4hr gleichzeitig \u00dfintritt, wird nat\u00fcrlich ein Ausbleiben des Reizes an der Ausf\u00fchrung nichts mehr \u00e4ndern k\u00f6nnen. Bei unstetiger Vorbereitung durch einen Momentanreiz, der um ein v\u00f6llig gel\u00e4ufiges Intervall dem Reaktionsmotiv voranzugehen pflegt, oder gar durch eine f\u00fcr gew\u00f6hnlich mit dem Reiz rhythmisch abschlie\u00dfende Taktreihe gibt es nun hierbei nur die beiden M\u00f6glichkeiten des Auftretens oder Ausbleibens des Reizes, wenn man von der Darbietung eines \u00e4hnlichen Reizes im richtigen Moment oder der Hinzuf\u00fcgung neuer Reize vor diesem absieht. Bei der stetigen Vorbereitung eines Sterndurchganges oder dergl. l\u00e4\u00dft sich jedoch der Zeitpunkt der Hemmung, n\u00e4mlich des Stehenbleibens (oder Verschwindens) des Sternes vor dem Fadenkreuz, durch Abstufung der Entfernung des Haltepunktes von dem Fadenkreuz beliebig variieren. Dadurch kann nun die zeitliche Entwickelung des Impulses bei den verschiedenen Einstellungen untersucht und ermittelt werden, von wann an sich die Handlung vom \u00e4u\u00dferen Reizmotiv unabk\u00e4ng weiter entwickelt, ohne da\u00df freilich hier auch schon der (ungest\u00f6rte) Impuls selbst einsetzen m\u00fc\u00dfte.\nZun\u00e4chst lie\u00df sich ako auch hier wiederum die gew\u00f6hnliche Reaktion auf den wirklichen Durchgang dadurch nachweisen, da\u00df bei ihr die Bewegung beim gelegentlichen Anhalten des Sternes in einer Entfernung vom","page":489},{"file":"p0490.txt","language":"de","ocr_de":"490\nV. WirtIi, Psychophysik.\nFadenkreuz, die eben noch deutlich wahrgenommen wird, jederzeit noch sicher. zur\u00fcckgehalten werden konnte. Dabei erwies sich in zahlreichen Versuchen von G\u00fcnther1) eine systematische Kontrolle dieser Ai't als ein sicheres Hilfsmittel, um sich bei der allgemeinen Absicht, wirklich erst auf den Durchgang zu reagieren, die zun\u00e4chst stets naheliegende antizipierende Einstellung tats\u00e4chlich definitiv abzugew\u00f6hnen und den Durchgang zwar um eine Reaktionszeit versp\u00e4tet, daf\u00fcr aber auch sehr konstant zu registrieren2). Sucht aber nun die V.-P. die Bewegung mit dem Durchgang gleichzeitig auszuf\u00fchren, so mu\u00df sich doch andererseits wiederum eine entsprechend fr\u00fchere Stellung des Sternes vor dem Fadenkreuze ermitteln lassen, vor der er nicht stehen bleiben darf, wenn die Registrierung nicht auch bei dieser Einstellung ausbleiben soll. Ein Anhalten nach dieser Stelle aber w\u00fcrde hierbei den Impuls ebensowenig zur\u00fcckhalten k\u00f6nnen, wie bei der Reaktion auf den Durchgang eine Bremsung nach der Bisektion. Obgleich man nun bei dieser rein subjektiv durch die antizipierende Bewegungsvorstellung bedingten Auswahl des Zeitpunktes f\u00fcr die Ausl\u00f6sung des Impulses nicht von einer \u201eReaktion\u201c der V.-P. auf diese fr\u00fchere Stellung des Sternes sprechen wird, d\u00fcrfte ihr zeitlicher Abstand von der Bisektion doch ihrer Dimension nach etwa der Reaktionszeit bei Verwendung \u00e4hnlicher Reaktionsmotive gleichkommen. Nat\u00fcrlich wird man beim Versuch, das Einsetzen des rein antizipierend geleiteten Impulses nach diesem Prinzip zu ermitteln, auch das tats\u00e4chliche Verharren bei der rein antizipierenden Registrierung fortgesetzt durch Zeitmessungen bei ungest\u00f6rtem Durchgang zu kontrollieren haben. Auch mu\u00df die V.-P. schon von sich aus ebenso wie bei jener Kontrolle der eigentlichen Reaktion bei jedem Versuche immer von neuem so viel als m\u00f6glich bem\u00fcht sein, die spezielle Aufgabe, hier also der gleichzeitigen Bewegung, wirklich zu l\u00f6sen, ohne weiter an die M\u00f6glichkeit eines Zur\u00fcckbleibens des Reizobjektes zu denken. Freilich wird eine genauere Bestimmung der kritischen Stelle jederzeit eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl von Kontrollversuchen fordern. Denn\u2019 es handelt sich ja hier wieder um die Feststellung eines Bedingungsextremes oder einer Schwelle im allgemeinsten, S. 164 definierten Sinne unter ganz analogen Bedingungen, wie sie in \u00a7 29 dargelegt wurden. Da die Stellung, bei der der Impuls ausgel\u00f6st wird, zuf\u00e4lligen Schwankungen unterworfen ist, so wird man nicht eine bestimmte Distanz des Sternes vom Faden finden, vor der jederzeit und nach der niemals ein Zur\u00fcckhalten m\u00f6glich ist. Wie in Fig. 52 skizziert ist, wird sich vielmehr bei n-mal wiederholter Bremsung des Sternes vor dem Faden F h\u00f6chstens wieder ein ganzer \u201eUnsicherheitsbereich\u201c zwischen zwei Distanzextremen E0 und E,/ ermitteln lassen: Hat der Stern bei seinem Stillstand den Punkt E0 noch nicht erreicht, so wird der Impuls in n F\u00e4llen jedesmal zur\u00fcckgehalten werden, nach \u00dcberschreitung von Ej, dagegen niemals mehr. Dazwischen aber ist ein allm\u00e4hlicher \u00dcbergang der rel. H\u00e4ufigkeit der Zur\u00fcckhaltung von 1 auf 0 zu erwarten, aus deren Kurve der hypothetische K.-G.\n1)\ta. S. 484, A. 1 a. 0.\n2)\tAudi ein zu vorsichtiges Abwarten des vollen Durchganges gibt sich hierbei darin kund, da\u00df die Reaktion in diesem Falle selbst bei einem Anhalten des Sternes etwas nach der Bisektion gest\u00f6rt erscheint.","page":490},{"file":"p0491.txt","language":"de","ocr_de":"Willk\u00fcrliche Reaktionen auf verabredete Reizmotive.\n491\ndes Beginnes der rein subjektiven F\u00fchrung des Impulses bzw. z. B. dessen arithmetisches Mittel J (21) und Streuungsma\u00df nach den in Kap. 7 entwickelten Prinzipien abzuleiten sind, wenn die Abszissen der in Fig. 52 angedeuteten Kurve zugleich Zeitwerte bedeutenx). Der Reaktionszeit ist aber nat\u00fcrlich nicht ohne weiteres der Zeitabstand zwischen J (21) und der Bisektion, sondern der in der Figur als R.-Z. (21) bezeichnete Abstand zwischen J (2t) und dem Mittel der tats\u00e4chlichen Registrierungen \u00e4quivalent zu erachten, die in den n\u00e4mlichen Versuchsreihen mit den Kon-trollversuchen v\u00f6llig zuf\u00e4llig und unwissentlich untermischt abgeleitet wurden. In Fig. 52 ist auch deren K.-G. durch eine Kurve angedeutet, deren Abszissen wieder einfache Zeitwerte bedeuten. Die Distanz des stark gezeich-\nPachtung des Durchganget\nR.-Z. (00\nFig. 52.\nZur Bestimmung der Zeit zwischen der Ausl\u00f6sung eines antizipierenden Willk\u00fcrimpulses und der Muskelkontraktion.\nneten Fadens F von der schraffierten mittleren Registrierung stellt unmittelbar den konstanten Fehler dar, der bei der Absicht zur gleichzeitigen Registrierung untergelaufen ist und der von der Gr\u00f6\u00dfe des Gesichtsfeldes, von der Geschwindigkeit des Sternes u. a. abh\u00e4ngig ist. Je weniger \u00fcbrigens die Gegenordre, wie Stillstand oder Verschwinden des Sternes vcrr dem Faden oder ein besonderes Signal, sich w\u00e4hrend der Bereitschaft zu einer mit der Bisektion gleichzeitigen Bewegung von selbst aufdr\u00e4ngt, um so fr\u00fcher wird sie auftreten m\u00fcssen, um noch rechtzeitig zur Geltung zu kommen. Die Zeit R.-Z. (21) w\u00e4re also dann \u00e4hnlich verl\u00e4ngert, wie die Zeit einer eigentlichen Reaktion auf ein wenig auff\u00e4lliges Reaktionsmotiv, bei der erst noch eine besondere Erkennungsleistung hinzutreten mu\u00df (s. \u00a7 81, a).\n80. Die Unzul\u00e4nglichkeit der alten Unterscheidung zwischen der sog. sensoriellen und muskul\u00e4ren Reaktionsweise f\u00fcr die Erzielung eindeutiger Einstellungen,\nEiner zweckm\u00e4\u00dfigen Weiterentwickelung der Methodik der Reaktionsversuche war es l\u00e4ngere Zeit hinderlich gewesen, da\u00df man an Stelle solcher, wie wir sahen, schon bei Donders a. a. O. vorgebildeten systematischen Kontrollen, welche die wirkliche Reaktion auf einen Reiz und die anti-\n1) Bei ungleichf\u00f6rmiger Bewegung des Sternes w\u00e4ren nat\u00fcrlich noch entsprechende Umrechnungen vorzunehmen. Die Abszisse des arithmetischen Mittels J (Sl) ist in Figur 52 ebenso schraffiert wie diejenige des Extremes E0.","page":491}],"identifier":"lit22097","issued":"1912","language":"de","pages":"489-491","startpages":"489","title":"Die systematische Kontrolle der Antizipation und die Bestimmung des zureichenden Reizmotives der antizipierenden Innervation","type":"Book Section"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:22:44.095258+00:00"}